Kein Job wie jeder andere - Frank Callahan - E-Book

Kein Job wie jeder andere E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). »Komm raus aus dem Saloon, Malroy, oder soll ich dich vielleicht holen…?Die harte Stimme von Buck Gunway trifft den jungen Mann am Tresen wie eine eiskalte Dusche. Er stellt das volle Whiskyglas klirrend zurück. Dann greift seine Hand nach dem tiefhängenden Revolver.»Komm raus, Malroy«, brüllte wieder die harte Stimme. »Los, Junge, oder hast du die Hosen voll…?Ken Malroy wendet sich langsam um. Die Männer links und rechts an der Theke weichen zurück. Das Stimmengemurmel erstirbt.Ken Malroy fährt sich über das Gesicht. Angstschweiß glänzt auf seiner Stirn.Und Angst liegt in seinen weitaufgerissenen Augen. Er beißt sich auf die Unterlippe. Ein dünner Blutfaden sickert langsam über sein Kinn.»Ich komme gleich rein, du verdammter Hundesohn«, klirrt wieder die Stimme von draußen. »Ich gebe dir noch eine Minute. Eine Minute und keine Sekunde länger…!Der junge, vielleicht zwanzig Jahre alte Mann, greift nun doch nach dem Whiskyglas und trinkt es leer. Sein Körper scheint sich zu spannen. Langsam geht er auf den Saloonausgang zu.

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Die großen Western – 256 –

Kein Job wie jeder andere

Frank Callahan

»Komm raus aus dem Saloon, Malroy, oder soll ich dich vielleicht holen…?«

Die harte Stimme von Buck Gunway trifft den jungen Mann am Tresen wie eine eiskalte Dusche. Er stellt das volle Whiskyglas klirrend zurück. Dann greift seine Hand nach dem tiefhängenden Revolver.

»Komm raus, Malroy«, brüllte wieder die harte Stimme. »Los, Junge, oder hast du die Hosen voll…?«

Ken Malroy wendet sich langsam um. Die Männer links und rechts an der Theke weichen zurück. Das Stimmengemurmel erstirbt.

Ken Malroy fährt sich über das Gesicht. Angstschweiß glänzt auf seiner Stirn.

Und Angst liegt in seinen weitaufgerissenen Augen. Er beißt sich auf die Unterlippe. Ein dünner Blutfaden sickert langsam über sein Kinn.

»Ich komme gleich rein, du verdammter Hundesohn«, klirrt wieder die Stimme von draußen. »Ich gebe dir noch eine Minute. Eine Minute und keine Sekunde länger…!«

Der junge, vielleicht zwanzig Jahre alte Mann, greift nun doch nach dem Whiskyglas und trinkt es leer. Sein Körper scheint sich zu spannen. Langsam geht er auf den Saloonausgang zu.

Draußen wird er von der tiefstehenden Sonne geblendet und muß blinzeln.

Er holt tief Luft und starrt auf den Mann, der nun schon seit vielen Meilen auf seiner Fährte reitet. Buck Gunway!

Buck Gunway, der Kopfgeldjäger, oder auch El Lobo, wie er von vielen genannt wird. Er sieht einen wohl vierzig Jahre alten Mann von hagerer Gestalt, der wie ein Cowboy gekleidet ist. Tief an den Oberschenkeln hängen zwei Revolver mit elfenbeinfarbigen Kolben.

In dem hageren Gesicht gibt es viele Falten und Furchen, die auf ein ruheloses Leben deuten.

Das kräftige, schwarze Haar ist kurzgeschnitten. Seine Augen blicken hart und unversöhnlich.

»Na endlich, Malroy«, knurrt Buck Gunway und wippt lässig auf den Stiefelspitzen. »Ich dachte schon, daß ich dich an den Ohren aus dem Saloon ziehen müßte…!«

Der junge Mann schweigt noch immer. Seine vollen Lippen sind noch immer hart aufeinandergepreßt. Seine Augen ruhen auf dem Kopfgeldjäger, versuchen dessen hartem Blick standzuhalten.

»Gib mir schon deinen Colt, Malroy«, sagt Gunway jetzt mit ruhiger Stimme, »oder willst du es vielleicht auf einen Kampf mit mir ankommen lassen…?« Seine Stimme klingt lauernd.

Auf den Sidewalks und der Main Street sind die Passanten stehen­geblieben. Sie starren neugierig herüber. Irgendwo wiehert ein Pferd. Ein Hund beginnt zu kläffen, und die schrille Stimme einer schimpfenden Frau dringt aus einem geöffneten Fenster.

»Den Colt, Junge!«

Ken Malroy steht immer noch wie erstarrt da. Seine rechte Hand liegt auf dem Kolben seines Revolvers. In seinem Gesicht arbeitet es.

In diesem Moment erschallt eine barsche Stimme. Ein Mann, mit einem funkelnden Sheriffstern auf der Hemdbrust, überquert mit schnellen Schritten die Main Street.

Buck Gunway wirft dem Sheriff einen kurzen Blick zu. »Bleiben Sie stehen, Mister«, zischt seine Stimme. »Halten Sie sich aus der Sache heraus. Der Junge gehört mir!«

»Natürlich geht es mich etwas an«, donnert die Stimme von Hal Watson. »Ich bin der Sheriff und werde jede Schießerei verhindern…«

Hoffnung macht sich in dem Gesicht von Ken Malroy breit. Er wendet sich an den Sheriff. »Halten Sie diesen Verrückten zurück, Sheriff. Er will mich umbringen. Seit Wochen reitet er auf meiner Fährte. Er wird mich töten. Ich…«

»Halts Maul«, knurrt Gunway grob. Dann wendet er sich lächelnd an den Sheriff.

»Mein Name ist Buck Gunway, Sheriff. Vielleicht haben Sie schon von mir gehört. Und dieser Mann dort wird wegen Mordes gesucht. Tod oder lebendig. Sein Steckbrief befindet sich in meiner Satteltasche. Ich möchte nur die Belohnung von dreitausend harten Dollar kassieren…!«

Der Sheriff stockt mitten im Schritt. Seine rauchgrauen Augen verengen sich.

»Gunway…?« sagt er leise. »Doch nicht…«

»Yeah, dieser Gunway. El Lobo, der Kopfgeldjäger«, knurrt Buck Gunway. »Und nun lassen Sie uns gefälligst in Ruhe!«

Er wendet sich an Ken Malroy. »Meine Geduld ist erschöpft, Junge. Außerdem habe ich deinetwegen schon zuviel Zeit verloren. Gib mir jetzt deinen Colt. Ich bringe dich nach Tonson City. Dort kommst du vor ein ordentliches Gericht. Also mach schon…«

Im ersten Moment sieht es aus, als wolle der junge Mann nach seinem Revolver greifen, doch als er in die eiskalten Augen seines Gegners blickt, zuckt er nur mit den Schultern.

»Also gut«, sagt er leise. »Es wird keinen Zweck haben, Ihnen zu sagen, daß ich unschuldig bin. Sie sind ja nur auf die ausgesetzte Belohnung scharf. Ich…«

»Keine Volksreden, Junge. Komm runter und gib mir deinen Revolver!« Wieder scheint der junge Malroy zu zögern. Trotz und Zorn färbt sein Gesicht dunkel. Dann nickt er. »Okay, Gunway. Ich habe keine andere Wahl.«

Mit vorsichtigen Bewegungen zieht er seinen Revolver aus der Halfter, geht einige Schritte auf den Kopfgeldjäger zu und überreicht ihm die Waffe.

Buck Gunways Augen sind noch immer spöttisch auf den jungen Burschen gerichtet. Er nimmt den Colt und schiebt ihn in seinen Hosenbund. »Also reiten wir, Malroy. Bis nach Tonson City sind es über einhundert Meilen. Ein langer Ritt für uns zwei.«

Der Sheriff ist nähergetreten und mustert Ken Malroy mit forschendem Blick.

»Kenne ich dich nicht, Junge?« fragt er. »Ken Malroy? Bist du nicht der Sohn von Mary Malroy, die einige Meilen außerhalb eine kleine Ranch bewirtschaftet?«

Ken nickt. »Sicher«, sagt er dann. »Ich war einige Jahre unterwegs und wollte heute heimkehren. Doch dieser Gent hat etwas gegen mich. Man beschuldigt mich in Tonson City einen Mann erschossen und ausgeraubt zu haben. Durch dumme Umstände geriet ich in Verdacht. Man verurteilte mich zum Tode, doch durch Zufall konnte ich einen Wächter überrumpeln und fliehen. Dieser verdammte Kopfgeldjäger war hinter mir her…«

Ken Malroy zuckt mit den Achseln. »Ich konnte alle Aufgebote abschütteln, doch es ist vergebens gewesen…«

Der Sheriff nickt mehrmals. »Yeah, gegen El Lobo hatte noch niemand eine Chance. Er wittert wie ein Wolf jede Fährte und hat schon immer sein Ziel erreicht.«

Buck Gunway grinst nur zu diesen Worten.

»Aufs Pferd, mein Junge. Ich möchte keine Zeit mehr verlieren. Reiten wir!«

Ken Malroy wirft dem Sheriff einen hilfesuchenden Blick zu, doch dieser zuckt nur mit den Achseln.

Mit müden Schritten geht Ken zu seinem Pferd und zieht sich in den Sattel. Buck Gunway nimmt die Winchester aus Kens Scabbard.

»Dann wollen wir, Malroy. Doch denke daran, daß ich dich beim geringsten Fluchtversuch aus dem Sattel schieße. Du weißt ja: Tot oder lebendig…!«

Einige Augenblicke später reiten Buck Gunway und Ken Malroy aus der kleinen Stadt hinaus. Zurück bleibt nur eine im Wind verwehende Staubwolke.

*

Mary Malroy ist eine Frau von vielleicht vierzig Jahren. Man sieht ihr heute noch an, daß sie einmal sehr schön gewesen ist. Sie läßt die Heugabel sinken und tritt aus dem Stall, als sie rasch näherkommende Hufschläge vernimmt. Mit zusammengekniffenen Augen starrt sie auf den Reiter, der nun auf dem kleinen Ranchhof aus dem Sattel springt.

Mary streicht sich eine Strähne ihres langen blonden Haares aus der Stirn und geht Sheriff Hal Watson lächelnd entgegen. »Hallo, Sheriff«, sagt sie mit ihrer hellen Stimme. »Nett, Sie wieder einmal zu sehen. Was führt Sie zu meiner kleinen Ranch? Haben Sie vielleicht die Viehdiebe verhaften können?«

Hal Watson, der Sheriff von Warning-Town schüttelt nachdenklich den Kopf. Er schiebt seinen verstaubten Stetson in den Nacken und räuspert sich mehrmals.

Mary Malroy sieht ihn erstaunt an.

»Was ist los, Hal…? Sonst machen Sie mir doch auch nicht so einen schüchternen Eindruck!«

»Es ist etwas anderes, Mary«, sagt er dann leise. »Ich möchte es Ihnen schonend beibringen. Es geht um Ken!«

Mary Malroy zuckt zusammen. In dem gebräunten, leicht ovalen Gesicht beginnt es zu zucken.

Fahrig reibt sie die Hände ineinander. »Ken…?«

Der Sheriff nickt. »Yeah, Mary. Er war in der Stadt, doch dort wurde er von einem Texaner gestellt.«

Hal Watson beginnt zu berichten. Dabei beobachtet er Marys Gesicht, das immer bleicher wird.

»Ich habe mich natürlich in Tonson City vergewissert, daß ein Haftbefehl gegen Ken vorliegt. Das Antworttelegramm kam vor einer Stunde. Ken soll einen Mann ermordet und ausgeplündert haben. Er wurde zum Tode verurteilt und konnte vor der Hinrichtung fliehen. So sieht es aus, Mary…«

Um Mary Malroys Mundwinkel zuckt es. Fest verkrampften sich die schlanken Finger ineinander. Ihr Blick ist ungläubig auf Sheriff Watson gerichtet.

»Wo ist Ken…?« fragt sie dann herb. »Wohin will dieser Kopfgeldjäger meinen Jungen bringen…? Haben Sie nichts gegen den Kerl unternehmen können?«

Ihre letzten Worte klingen anklagend.

Hal Watson schüttelt den Kopf. »Ich hätte gegen diesen Gunway nicht den Hauch einer Chance gehabt. Er bringt Ken nach Tonson City. Dieser El Lobo, wie er von vielen genannt wird, ist nur hinter der ausgesetzten Belohnung her. Er wird Ken dort wohlbehalten abliefern.«

Mary geht mit ruhelosen Schritten in dem kleinen Ranchhof auf und ab. Dann bleibt sie vor dem Sheriff stehen.

»Was soll ich tun, Hal? Geben Sie mir einen Rat. Wenn ich ein Mann wäre, dann wüßte ich es…« Ihre Stimme klingt hart.

Hal legt ihr eine Hand auf die Schulter. »Nichts überstürzen, Mary. Sie dürfen nicht vergessen, daß Ken in einer ordentlichen Gerichtsverhandlung verurteilt wurde. Man gab ihm jede Chance!«

Sie lächelt mit blitzenden Zähnen.

»Jede Chance«, sagt sie dann spöttisch. »Er war ein Fremder in einer fremden Stadt. Bestimmt war es ein einflußreicher Bürger von Tonson City, den er ermordet haben soll. Sie suchten nach einem Opfer. Ken ist ihnen bestimmt gerade recht gekommen. Mein Junge ist kein Mörder. Niemals, Sheriff…!«

Hal Watson nickt. »Das glaube ich auch nicht, Mary, doch bedenke, daß er einige Jahre von zuhause fort war. Die Zeit kann einen jungen Menschen schnell ändern. Ich…«

Sie unterbricht ihn wütend.

»Ken würde niemals einen Menschen ermorden. Er mag vielleicht ein wenig leichtsinnig und verwegen sein, doch er ist kein Verbrecher. Dafür lege ich beide Hände ins Feuer.«

Der Sheriff nickt ihr beruhigend zu. »Was wollen Sie tun, Mary?«

»Ich reite nach Tonson City«, sagt sie. »Ich muß Ken helfen. Koste es was es wolle…!«

Sheriff Watson runzelt die Stirn. Seine Befürchtungen sind eingetroffen.

»Okay«, nickt er dann. »Mit diesem Entschluß habe ich gerechnet, Mary. Ich werde mit Ihnen kommen!«

Sie blickt ihn erstaunt an.

»Keine Ausflüchte, Mary«, knurrt Watson. »Ich komme mit. Allein hätten Sie keine Chance. Wir wollen sehen, was wir für den Jungen tun können!«

Mary Malroy lächelt plötzlich. »Es ist schön, gute Freunde zu haben«, sagt sie leise und reicht dem Sheriff die Hand.

Leichte Verlegenheit macht sich in dem rundlichen Gesicht des Sheriffs breit. Er fährt sich über seinen buschigen Texanerbart und nickt Mary lächelnd zu.

»Yeah, Mary. Ihr Mann und ich waren in den letzten Monaten vor seinem Tod gute Freunde geworden. Irgendwie fühle ich mich verpflichtet. Auf gute Freundschaft…«

Sie nickt ernst. »Wann reiten wir, Hal?«

*

Die Sonne brennt heiß vom Himmel. Kein Wölkchen ist zu sehen. Die fernen Berge schimmern messingfarben in der großen Mittagshitze.

Ein Adler zieht am Firmament seine immer kleiner werdenden Kreise und verliert sich bald als kleiner Punkt in der Ferne.

Ken Malroy reitet einige Yards vor Buck Gunway. Ab und zu wirft er einen Blick zurück.

Der Kopfgeldjäger mustert ihn immer mit ruhigen Blicken. Sein Gesicht bleibt unbewegt. Vor ihm auf dem Sattelhorn liegt die Winchester.

Ken weiß, daß er bei einem Fluchtversuch nicht weit kommen würde.

Gunway scheint seine heißen Wünsche erraten zu haben. »Nichts riskieren, Junge«, sagt er bedächtig. »Ich persönlich habe nichts gegen dich, doch ich würde keine Sekunde zögern und dich aus dem Sattel schießen. Mörder wie du, heimtückische Bastarde, gehören nun einmal an den Galgen. Du hast deinem Opfer damals auch keine Chance gegeben. Denke daran!«

Ken Malroy senkt resignierend den Kopf. Seine gefesselten Hände krampfen sich fest um die Zügel.

Schweigend reiten die beiden Männer durch die immer größer werdende Hitze. Längst sind beide verschwitzt, und der vor den Pferdehufen aufgewirbelte Staub hat ihre Gesichter zu grauen Masken erstarren lassen.

»Machen wir eine Pause«, knurrt Buck Gunway krächzend und spuckt aus. »Drüben bei dem kleinen Wäldchen befindet sich eine Wasserstelle. Dort werden wir einige Stunden rasten, bis die größte Hitze vorbei ist.«

Ken nickt nur und lenkt sein Pferd in die angegebene Richtung. Im kühlenden Schatten der Bäume schwingen sie sich von den verschwitzten Pferden.

Der Kopfgeldjäger führt die Tiere tiefer in den kleinen Wald hinein, doch er läßt Ken keine Sekunde aus den Augen. Ein kleiner Bach schlängelt sich einige Yards entfernt durch das hüfthohe Gras. Sein Plätschern mischt sich mit dem leisen Wispern des Windes in den Baumwipfeln. Die beiden Männer erfrischen sich und stillen ihren Durst. Dann lehnen sie mit ihren Rücken gegen einen dicken Baumstamm. Dicke Fliegen umsurren die Männer. Ein schwarzer Käfer versucht vergebens an Kens schmutzigem Stiefel emporzuklettern. Von irgendwoher kommt der Gesang eines Vogels.

Ken Malroy hat die Augen geschlossen. Wie so oft in den letzten Stunden denkt er an seine fast aussichtslose Lage. Er weiß, daß er von Gunway keine Gnade zu erwarten hat.

Ken öffnet die Augen. Er bemerkt, daß er von dem Kopfgeldjäger beobachtet wurde, der nun in eine andere Richtung blickt. »Darf ich Sie etwas fragen?« meint Ken und räuspert sich mehrmals.

El Lobo zuckt mit den Achseln. »Nur zu, Malroy«, knurrt er. »Doch komm mir nur nicht damit, daß du unschuldig bist. Diese Story möchte ich nicht mehr hören, kapiert?«

Der Gefangene nickt. Mit zusammengekniffenen Augen starrt er auf seine gefesselten Hände. Tief schneiden die Lederriemen in das Fleisch.

»Warum machen Sie das, Gunway?« fragt Ken und sieht den Kopfgeldjäger fest an. »Warum…? Nur des Geldes wegen? Oder sind Sie vielleicht ein Gerechtigkeitsfanatiker, ein verhinderter Marshal oder Sheriff?«

Buck Gunway lächelt dünn. Seine rauchgrauen Augen mustern Ken spöttisch. »Eigentlich geht es dich nichts an, Junge«, sagt er. In seinen Augen tritt ein harter Ausdruck. »Doch ich kann einmal Männer wie dich nicht ausstehen. Männer, die hinterhältig und heimtückisch morden und schänden. Natürlich bringt es mir viele Bucks ein, doch das ist die angenehme Seite meines Lebens«

Ken nickt.

»Weiter, Gunway. Das kann nicht alles sein. Irgendetwas in Ihrer Vergangenheit hat Sie verändert. Oder waren Sie schon immer der Mann, der wie ein Wolf hinter seinem Opfer her ist?«

Buck Gunway scheint in sich hineinzulauschen. Seine Hände krampfen sich fest ineinander.

»Okay, Malroy. Ich will dir meine Geschichte erzählen. Vielleicht wirst du mich dann besser verstehen können!«

Ken starrt den Kopfgeldjäger erwartungsvoll an. Dieser macht jetzt einen fast abwesenden Eindruck.

Dann beginnt er.

»Vor vielen Jahren besaß ich eine kleine Ranch drüben in Texas. Es war ein hartes, doch auch sehr schönes Leben. Ich lebte mit meiner Frau und meinen beiden Söhnen glücklich und zufrieden. Eines Tages trieb ich meine erste Herde nach Dodge-City. Ich war ungefähr vier Wochen unterwegs. Als ich zurückkam, fand ich meine Ranch in Trümmern. Meine Frau und meine beiden Söhne waren tot. Es war das Werk von gewissenlosen Banditen. Über ein Jahr ritt ich auf ihrer Fährte. Ich bekam sie alle, und sie haben für ihre Schandtat gebüßt…«

Das Gesicht des Kopfgeldjägers ist verzerrt. Tödlicher Haß funkelt in den weitaufgerissenen Augen.

Dann fährt er fort. »Seit jenem Tag habe ich mir geschworen, unter dem Mördergesindel aufzuräumen. Und ich habe es geschafft. Alle haben ihre gerechte Strafe erhalten!«

Buck Gunway wirkt sehr erregt. Immer noch lodert grenzenloser Haß in seinen Augen. Durch seinen Körper geht ein Beben. Die Mundwinkel zucken nervös.

Es scheint in diesem Augenblick, als wolle er sich auf Ken Malroy stürzen.

Dieser hebt abwehrend seine gefesselten Hände.

»Gut«, sagt Ken heiser. »Aber haben Sie nie daran gedacht, daß Sie vielleicht einmal einen Unschuldigen an den Galgen liefern könnten?«

Der Kopfgeldjäger beruhigt sich zusehens. Achtlos wischt er sich übers Gesicht.

Dann beginnt er zu grinsen.

»Sie beteuerten alle ihre Unschuld. Jeder würde es wohl so machen. Doch alle diese Männer waren, so wie du, von einem Gericht verurteilt. Ich übergab diese Bastarde nur dem Gericht wieder. Alles andere geht mich nichts an!«

Ken Malroy nickt. »Haß führt in die Hölle«, sagt er dann langsam. »Sie hassen wohl die ganze Welt, Gunway. Doch das macht Ihre Frau und Ihre beiden Söhne auch nicht mehr lebendig.«