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Der reiche Bauunternehmer Paul Kessler scheint am Ziel seiner Wünsche zu sein. Er gilt in seinem Umkreis als großzügiger Gastgeber und gern gesehener Gast bei den einflussreichsten Leuten. Doch in der Nacht als sein Sohn David in Verdacht gerät Marita Seller ermordet zu haben beginnt seine heile Welt zu bröckeln. Die Anwältin Jessica Kirchner stößt bei ihren Ermittlungen auf dunkle Geschäfte in die Paul Kessler verwickelt sein soll. Seine Freunde befürchten in diesen Skandal mit einbezogen zu werden und wenden sich von ihm ab. Kun-den ziehen ihre Aufträge zurück. Falsche Zeugen treten gegen seinen Sohn auf. Menschen aus seinem Umfeld verschwinden, andere sterben auf mys-teriöse Weise. Seine Familie zerbricht. Paul Kessler steht am Abgrund der Hölle.
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Seitenzahl: 389
Der reiche Bauunternehmer Paul Kessler scheint am Ziel seiner Wünsche zu sein.
Er gilt in seinem Umkreis als großzügiger Gastgeber und gern gesehener Gast bei den einflussreichsten Leuten.
Doch in der Nacht als sein Sohn David in Verdacht gerät Marita Seller ermordet zu haben beginnt seine heile Welt zu bröckeln.
Die Anwältin Jessica Kirchner stößt bei ihren Ermittlungen auf dunkle Geschäfte in die Paul Kessler verwickelt sein soll. Seine Freunde befürchten in diesen Skandal mit einbezogen zu werden und wenden sich von ihm ab. Kunden ziehen ihre Aufträge zurück.
Falsche Zeugen treten gegen seinen Sohn auf. Menschen aus seinem Umfeld verschwinden, andere sterben auf mysteriöse Weise. Seine Familie zerbricht.
Paul Kessler steht am Abgrund der Hölle.
David Kessler liegt schwerverletzt in der Klink. Er wird beschuldigt Marita Seller getötet und ihr Ferienhaus in Brand gesetzt zu haben.
Für seinen Vater Paul Kessler, einen reichen Bauunternehmer und dessen Familie, gerät die heile Welt die sie ihrer Umwelt vorgespielt haben ins Wanken.
Er beauftragt die Anwältin Jessica Kirchner Davids Unschuld zu beweisen.
Die einflussreichen Bekannten, die mit Paul Kessler in dunkle Geschäfte verwickelt sind, wenden sich von ihm ab.
Jessica Kirchner wird bedroht. Als sie trotzdem weiter ermittelt überstürzt sich die Lage.
Paul Kessler gerät in eine üble Hetzkampagne. Zeugen verschwinden, sterben auf mysteriöse Weise.
Jessica Kirchner und ihr Team stoßen auf eine völlig überraschende Auflösung des Falles.
Tagelang fühlte er sich, als gleite er in einem Nebel auf und ab. In seinem bandagierten Kopf schien die Gehirnflüssigkeit bei jeder leichten Bewegung von einer Seite zur anderen zu stürzen. So lag er ruhig da, versuchte die leisen Stimmen an seinem Bett einzuordnen. Doch es gelang ihm nicht. An diesem Morgen verspürte er die erste Erleichterung. Die Übelkeit verflüchtigte sich allmählich. Aber er wusste nicht warum und wie lange er hier lag. Fetzenartige Erinnerungsstücke durchbrachen den Nebel und verschwanden wieder. Seine Augen zuckten brennend in die Helligkeit. Irgendeine Stimme sagte:
„Ich glaube, er erwacht.“
Hektik brach aus. Jemand ging zur Tür, öffnete sie und sprach mit einem der draußen im Gang stand. Er spürte den Luftzug und kurz darauf vernahm er feste Schritte, die an seinem Bett anhielten. Verschwommen sah er die Gestalt eines Mannes dessen Gesicht sich über ihn beugte und ihm Unbehagen einflößte.
„Ich bin Kommissar Weber von der Kriminalpolizei Ingolstadt. Herr Kessler, ich muss ihnen ein paar Fragen stellen.“
Fragen? Welche Fragen? Wie gerne hätte er geantwortet; aber es gab nichts was klar in seinen Gedanken hängenblieb. Aus seiner Kehle drang nur ein qualvolles Gurgeln, dann war wieder alles dunkel.
Als Paul Kessler eine halbe Stunde nach seinem Anruf in der Kanzlei Kirchner eintraf, erschrak Jessica Kirchner zutiefst. Paul Kessler sah aus, als sei er einem Gespenst begegnet. Sein kantiges, sinnliches Gesicht schien um Jahre gealtert und seine sonst fröhliche Begrüßung fiel matt, fast leblos aus. Erschrocken bot Jessica ihm Platz an und holte ihren Mann Tom herüber. Tom war ebenso geschockt wie Jessica. Er ging ohne ein Wort zu verlieren zum Barschrank, goss einen Whisky ins Glas und reichte ihn Paul Kessler. Tom sah Jessica fragend an. Sie zuckte hilflos die Schultern. Keiner von Beiden wagte es, diesen Bären von einem Mann zu bedrängen. Sie warteten ruhig ab bis er bereit sein würde, über das was ihn so sehr erschüttert hatte, zu sprechen.
Paul Kessler trank den Whisky auf einen Satz, bedankte sich und holte die Luft so tief in seine Lungen, als stehe er vor einem Sprung ins kalte Wasser. Sein Blick wanderte von Jessica zu Tom und wieder zurück. Jessica wurde das Gefühl nicht los, dass Paul Kessler sie kritisch prüfend, fast misstrauisch ansah. Schließlich wandte er sich von ihr ab und Tom zu. Nach diesen endlos erscheinenden Minuten begann er mit hohler Stimme zu sprechen:
„Vielleicht ahnen Sie schon weshalb ich ihre Hilfe benötige“.
Jessica nahm an, es wäre ihm ein großes Geschäft geplatzt und fragte sich ob Tom ihm dabei einen falschen Rat gegeben hatte. Tom erwiderte entschuldigend:
„Tut mir leid, ich...“
“ Sie haben es also noch nicht in der Zeitung gelesen?“ Paul Kessler zog einen Ausschnitt der Wochenendausgabe des Donaukuriers aus seiner Tasche und hielt sie Tom entgegen:
„Hier – lesen sie das bitte.“
Tom nahm den Artikel und legte ihn auf den Schreibtisch. Jessica trat neben ihn und dann beugten sie sich über das Blatt und lasen gleichzeitig das fassungslose Geschehen. Es stand hier schwarz auf weiß, dass David Kessler am vergangenen Freitag mit seinem Porsche im Altmühltal verunglückt und schwer verletzt ins Klinikum nach Ingolstadt eingeliefert worden sei. Seither liege er im Koma und schwebe noch immer in Lebensgefahr. Doch das, was dieses Unglück noch übertraf, war die Tatsache, dass man ihn verdächtigte, vor dem Unfall seine Geliebte, Marita Seller, ermordet und das Ferienhaus seiner Eltern in dem sie sich befand, angezündet zu haben, um den Mord zu vertuschen. Tom und Jessica starrten sich entsetzt an und waren einen Moment keines Wortes fähig.
Paul Kessler strich sich müde über die Augen und sagte gebrochen:
„Sollte David diesen Unfall nicht überleben, wäre auch mein Leben sinnlos.“
Tom versuchte ihn zu beruhigen:
„David hat einen sportlich durchtrainierten Körper und eine dementsprechend gute Kondition, er wird sicher wieder gesund.“
„Ja, vielleicht – aber was kommt danach?“ fragte Kessler und gab sich gleich selbst die Antwort:
„Die Polizei und die Presse werden David mit ihren Fragen bombardieren, sie werden ihn zermürben.“
Dieser Feststellung konnten Tom und Jessica nichts entgegensetzen. Es war, als hätten die drei Menschen in der Kanzlei eine Schweigeminute vereinbart.
Schließlich unterbrach Kessler diese Stille:
„Und wie steht es mit ihnen? Glauben sie das David zu solch einer Tat fähig wäre?“
„Nein“, sagten Jessica und Tom zugleich und zwischen ihren Blicken flogen die gleichen Gedanken hin und her. Weder Jessica, noch Tom konnten sich David als Mörder und Brandstifter vorstellen. David, der freundliche aufgeschlossene Mann, der eine glänzende Zukunft vor sich hatte. Der in absehbarer Zeit die Firma seines Vaters übernehmen sollte. Der mit Renate Schuster, der Tochter des Bürgermeisters, der Gemeinde in der sie lebten, verlobt war. Unmöglich! Sein Leben lief doch in total geordneten Bahnen.
„Ich habe mit Staatsanwalt Borg gesprochen“, unterbrach Kessler mit bitterem Unterton die Überlegungen der Beiden.
„Er ist mein Freund – das heißt er war es. Er hat mir mit Bedauern in geschäftsmäßigen Ton erklärt, dass er, sollten sich die Beweise gegen David erhärten, Anklage gegen ihn wegen Mord und Brandstiftung erheben. Schon jetzt sprechen die meisten Indizien die inzwischen von der Kriminalpolizei ermittelt wurden gegen David. Er bedauerte Davids gesundheitlichen Zustand. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass es ihm nur um die Ermittlungen geht, denn so lange David im Koma liegt und nicht verhört werden kann, hängt alles in der Schwebe.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Staatsanwalt Borg voreingenommen ist“, versuchte Jessica ihn zu beruhigen.
„Es wird Herrn Borg nicht leicht gefallen sein ihnen diese schlechte Nachricht zu übermitteln.“
„Zuerst nahm ich das auch an“, stieß Kessler enttäuscht hervor. „Aber er hat mir zudem noch erklärt, sollte er David für schuldig befinden, alle Beziehungen zu unserer Familie abbrechen müsse. Staatsanwalt Borg wird der erste sein. der sich von uns distanziert und es werden ihm viele meiner sogenannten Freunde folgen. Die Presse beginnt jetzt schon alles aufzubauschen. Aber was geschieht, wenn es zur Verhandlung kommt? Ich sehe die schreienden Schlagzeilen vor mir. Sie werden ein gefundenes Fressen für alle unsere Neider sein.“
Erschöpft wischte Paul Kessler sich den Schweiß von der Stirne.
Tom und Jessica mussten ihm im Stillen recht geben. Dieses Unglück war ein Tiefschlag für Kesslers Familie und seine Firma. Es stellte sich ihnen nun die Frage wie sie die Hetzkampagne die nun auf die Kesslers zurollen würde, stoppen könnten. Die beiden Männer saßen nachdenklich da und Jessica die sich als erste fasste, stellte die Frage an Paul Kessler, die auch Tom beschäftigte:
„Wie konnte es überhaupt zu diesen Anschuldigungen kommen? Ich verstehe ihre Verbitterung. Doch ich verstehe nicht wie David mit dieser Marita Seller in Verbindung gebracht werden kann und was sie in ihrem Ferienhaus zu suchen hatte.“
Paul Kessler hob langsam den Kopf und sah Jessica gedrückt an:
„Ihre Fragen widerspiegeln das ganze Problem“, erklärte er, und sie werden es kaum glauben, aber Marita Seller war tatsächlich die Geliebte von David.“
Toms Kinnlade sank noch tiefer: „Seit wann wissen sie von diesem Verhältnis?“
Kessler strich sich über seine pochenden Schläfen und erwiderte:
„David hat es mir am selben Abend, das heißt, etwa zwei Stunden vor dem Unglück gebeichtet. Es gab keinen Zweifel, dass David diese Frau liebte. Weshalb also, sollte er sie ermorden? Es gibt für mich keine Erklärung dafür.“
„Sie hatten also keine Einwände gegen diese Liebschaft?“ fragte Tom ungläubig.
„Natürlich war ich nicht gerade erbaut von dieser Beziehung aber er ließ meine Einwände die dagegen sprachen nicht gelten. Er war völlig vernarrt in diese Seller. Warum also sollte er zu ihr fahren und sie ermorden? Das ist doch absurd…“
Der Satz blieb unvollendet in der Luft hängen.
“Nun, jetzt wissen Sie, warum ich hier bin, erklärte er nach einer kurzen Pause. Seit ich bei Staatsanwalt Borg war, weiß ich, dass ich so schnell als möglich Beweise für Davids Unschuld herbeibringen muss. Aber wie? Mein Terminkalender ist randvoll und jetzt wo David auch noch ausfällt...!“
Kessler fuhr sich ratlos durch das Haar.
„Ich weiß nicht“, fuhr er zögernd fort, „ob sie mir dabei helfen können - das heißt – ich weiß ja noch nicht einmal ob sie Davids Verteidigung im Falle einer Anklage übernehmen möchten. Werden Sie?“ Er blickte Tom voll in die Augen und Jessica merkte, dass er in erster Linie Tom für diese Aufgabe vorgesehen hatte.
„Typisch Mann!“ ärgerte sie sich.
„Kein Zutrauen einer Frau gegenüber.“ Doch dann fiel ihr ein, dass Paul Kessler Tom schon viel länger als sie kannte und er sicher von dem Gedanken ausging, dass Tom alles daransetzen würde David aus dieser misslichen Lage zu befreien. Schließlich waren doch beide Freunde.
Die Uhr an der Wand schien plötzlich lauter zu ticken und Jessica fragte sich nervös weshalb Tom so lange schwieg. Sie sah den skeptischen Blick den er Paul Kessler zuwarf. Was ging bloß in ihm vor?
Tom wusste, dass es an der Zeit war Kesslers Frage zu beantworten:
„Ich weiß nicht“, sagte er vorsichtig, ob ich dieser großen Aufgabe gewachsen bin. Ein älterer, erfahrenerer Anwalt würde David sicher besser helfen können.“
Paul Kessler verstand Toms zögern falsch.
„Sie lehnen also ab, und ich dachte, sie seien Davids Freund.“ Enttäuscht erhob er sich aus dem Sessel.
„Herr Kessler, ich bitte Sie! Lassen Sie mir erklären wie ich die Sache sehe“, bat ihn Tom.
„Gerade weil ich Davids Freund bin, habe ich diese Bedenken. Zudem ist das Strafrecht eher Jessicas Ressort. Ich könnte ihr nur bei den Ermittlungen helfen und muss so leid es mir tut, ihr die Entscheidung ob sie sich dieser Sache gewachsen fühlt, überlassen. Aber bitte, nehmen Sie doch wieder Platz.“ Jessica merkte wie Paul Kessler mit sich kämpfte. Sollte er Tom glauben oder nicht?
„Bitte Herr Kessler“, bat sie ihn, „gehen wir die Angelegenheit noch einmal durch. Sie wissen, dass Tom im Wirtschaftsrecht nahezu perfekt ist aber diesen Fall zu übernehmen wäre für ihn und David wirklich ein zu großes Wagnis. Ich hingegen werde David gerne verteidigen und ich bin mir sicher, dass Tom mich dabei tatkräftig unterstützt. Noch mehr, ich bin mir ganz sicher, dass ich mit seiner Hilfe schon vor der Anklage genügend Beweise finde, die Davids Unschuld bezeugen“.
Paul Kessler sah überrascht in Jessicas entschlossenes, vor Eifer erhitztes Gesicht und in dem Moment wusste er, dass er an der richtigen Adresse war. Beruhigt setzte er sich zurück in den Sessel und entschuldigte sich bei Jessica:
„Es tut mir leid. Ich hätte sie nicht übergehen dürfen. Ich weiß natürlich das Tom mit der Annahme, es wäre ratsamer einen erfahrenen Anwalt einzuschalten, recht hat, aber nun glaube ich, dass David bei ihnen in guten Händen ist. Also gut! Genug geredet. Ich werde ihnen jede finanzielle Hilfe die sie benötigen um Licht in dieses Dunkel zu bringen, geben.“
„Danke, das setze ich Voraus“, erwiderte Jessica kühl, aber in erster Linie müssen sie ihre Zeit einsetzen.“ Kesslers blickte sie fahrig an:
„Sie wissen doch, dass mir die Zeit gerade davonläuft. Deshalb dachte ich Davids Problem wäre bei Ihnen in guten Händen und ich könnte mich wieder der Firma widmen.“
Fast hätte es Jessica die Sprache verschlagen. Vor wenigen Minuten glaubte sie noch Kesslers Leben hänge davon ab wie es seinem Sohn ginge und jetzt fragte sie sich ob nicht doch die Firma das einzig wichtige in seinem Leben sei.
„Natürlich,“ sagte sie etwas enttäuscht, werden wir ihre Zeit so wenig als möglich in Anspruch nehmen aber ich muss Sie bitten uns einen genauen Bericht über den Unglückstag zu geben. Und denken Sie über alles was ihnen zu dem Geschehen von jenem Tag einfällt scharf nach! Jedes noch so kleine Detail ist wichtig.“
Kessler straffte die Schulter:
„Es tut mir leid, wenn ich herzlos auf Sie wirke. Ich habe in einer halben Stunde einen sehr wichtigen Termin und über all diesem Unglück darf ich das Wohl der Firma nicht außer Acht lassen. Es geht nicht nur um meine Familie. Unser Betrieb ist für viele Leute verantwortlich. Ich sehe Ihnen an, dass in Ihnen Zweifel gegen mich aufsteigen.
Aber keine Bange. Soviel Zeit um Ihnen bei der Suche nach den wahren Schuldigen zu helfen, nehme ich mir bestimmt. Einen Moment bitte.“
Er nahm sein Handy und verständigte seine Sekretärin, dass er ein wenig später ins Büro komme und sie den Kunden inzwischen schon mal die vorgefertigten Pläne zeigen solle.
Jessica sah Kessler während seines Gespräches wieder mit anderen Augen an. Er hatte ja Recht. Er durfte trotz seines persönlichen Unglücks die Firma nicht schleifen lassen. Viel zu viele Arbeitsplätze hingen von ihm und seiner Verhandlungstaktik und seiner Arbeit ab.
Kessler steckte sein Handy ein und wandte sich wieder an Jessica.
„Ich werde ihnen jetzt alles was ich über dieses Unglück weiß, in das David hineingeschlittert ist, schildern. Danach stelle ich ihnen frei ob sie sich beide für oder gegen David entscheiden.“
Es klang hart und Jessica wusste nicht wie es Tom in diesem Moment ging. Sie war sich jedenfalls sicher, dass dieser Fall die Herausforderung für sie bedeutete auf die sie wartete.
Paul Kessler begann zu erzählen:
„Es war am vorigen Freitag. Die meisten Angestellten hatten schon die Firma verlassen. David und ich sprachenüber ein paar Dinge, die in der kommenden Woche erledigt werden sollten. Dabei kam er mir ungewöhnlich ernst vor.“
Jessica unterbrach Kessler.
„Sah David so aus, als bedrücke ihn etwas?“
„Nein“, überlegte Paul Kessler, das nahm ich nicht an. Ich dachte eher daran, dass er in den letzten Tagen zu viel gearbeitet hatte und ein wenig übermüdet war.“
Er hielt eine Weile inne, so als hole er sich jedes Wort das er damals mit David gesprochen hatte aus seinem Gedächtnis zurück. Dann fuhr er fort.
„Wenn ich nur an dem Unglücksabend eine winzige Ahnung von allem was geschehen sollte, gehabt hätte, wie anders könnte alles verlaufen sein. Aber ich scherzte noch, er solle bevor er und Renate in den nächsten tollen Tagen auf mehreren Bällen tanzen würden, erst eine kleine Ruhepause einlegen. Außerdem lachte ich noch, und lies den Spruch los: Es wäre ratsamer es nicht zu wild zu treiben.“
Kessler sah Jessica entschuldigend an:
„Naja, sie kennen doch meine derbe Art.“
Jessica musste lächeln, wurde aber gleich wieder ernst:
„Was geschah dann?“
Paul Kessler besann sich wieder und erzählte weiter:
„David entgegnete mir, dass er dies sicher nicht tun würde. Der ganze Faschingsrummel interessiere ihn nicht mehr.“
„Das heißt“, fragte Jessica, dass David in all den Jahren vorher gerne solche Bälle besuchte?“
„Natürlich“, erwiderte Kessler. Er war sogar schon mal der Faschingsprinz. Deshalb war ich ja so verblüfft über seine Antwort und fragte ihn weshalb er plötzlich so ernst sei. Er druckste herum und warnte mich davor nicht allzu enttäuscht über das zu sein was er mir zu sagen hätte. Langsam wurde ich hellhörig und dachte mir alle möglichen Dinge aus, die er mir beichten wolle, nur auf das was er mir dann gestand wäre ich nie im Leben gekommen.“
Paul Kessler wurde es heiß. Er holte sich ein Taschentuch heraus und wischte sich den Schweiß von der Stirne. Jessica barst geradezu vor Neugier, drängte ihn aber nicht. Dann schluckte Paul Kessler hart und sprach weiter.
„David erklärte mir, dass er die Verlobung mit Renate auflösen wolle, denn er liebe eine andere.“
Diesmal war es Tom, der sich an Kessler wandte.
„Das verstehe ich nicht. Als ich David vor kurzem sah, sagte er kein Wort über eine neue Liebe. Ich habe ihn auch nie mit einer anderen Frau als mit Renate gesehen. David schien mir immer so beständig. “Das war er auch stets“, versuchte Paul Kessler zu erklären. Deshalb fiel ich ja aus allen Wolken. Schließlich war die Hochzeit mit ihm und Renate schon für den Sommer geplant. Ich fragte ihn ob er sich das auch wirklich gut überlegt habe und mahnte ihn, daran zu denken, dass ihn Renate doch lieben würde. Er könne ihr, die sicher eine perfekte Ehefrau für ihn abgeben würde diese Schmach nicht antun. David schob jedoch meine Einwände beiseite und sagte mir, dass es ihm für Renate zwar leid tue aber er könne sich ein Leben ohne Marita nicht mehr vorstellen. Für ihn gäbe es nur noch diese Frau.“
Paul Kessler sah von Tom zu Jessica.
„Sie können sich vorstellen wie entsetzt ich war.“ Ohne eine Antwort oder Frage von Jessica und Tom abzuwarten fuhr er fort:
„Ich fragte David bestürzt: „Marita? Meinst du damit Marita Seller?“ Ich wusste nicht wie ich sofort auf diese Frau kam aber ich wusste, dass sie beim Lindenwirt als Bedienung arbeitete und dort den Burschen im Dorf den Kopf verdrehte. Es hatte schon manchen Ärger und Eifersuchtsszenen wegen ihr gegeben. David bestätigte mir meine Frage. Er hörte sich sehr gereizt an als er zugab, dass sie seine neue Liebe sei. Er verlangte, dass meine Frau und ich sich eben mit diesem Gedanken abfinden sollten, dass Marita von nun an zu ihm gehöre. Danach sah er auf die Uhr und wunderte sich, dass es schon so spät sei. „In zwei Stunden“, strahlte er, würde er Marita im Ferienhaus treffen. Ich konnte noch immer nicht glauben, dass das was er mir gestanden hatte wahr sein sollte: „Und was ist mit Renate?“ fragte ich ihn ärgerlich. David sagte ohne langes Herumdrucksen, dass er zwar ein wenig später, aber doch noch an diesem Abend zu Renate fahren und ihr alles erklären wolle.“
Jessica sah Paul Kessler ungläubig an und fragte ihn:
„Hielten sie David nicht zurück?“
“Wie denn?“ stöhnte er. „Ich kenne meinen Sohn und wusste, dass in diesem Moment alle Gegenreden zwecklos sein würden. Doch ich glaubte, er würde seinen Fehler noch rechtzeitig erkennen und bald wieder zur Vernunft kommen.“
Eine Sekunde blieb es still im Büro, dann wischte sich Paul Kessler den Schweiß von der Stirn und sagte:
„Alle Wünsche und Hoffnungen hatte ich auf David gesetzt und bisher hatte er mich noch nie enttäuscht. Aber als er nach der Aussprache mit mir wegfuhr, brach mir fast das Herz. Ich saß noch lange da und wartete, dass er wieder zurückkäme und...“ Die unausgesprochenen Worte blieben zwischen ihnen hängen.
Jessica versuchte sich in Kesslers damalige Lage zu versetzen. Wenn diese Marita wirklich so verrufen war, musste Paul Kessler die Aussicht auf so eine Schwiegertochter schwer zu schaffen gemacht haben. Nach einer Weile unterbrach sie die Stille:
„Was taten sie dann?“ Paul Kessler versuchte sich zu erinnern. „Ich saß wie auf meinen Stuhl geleimt da“, antwortete er schließlich, und dachte darüber nach, was ich tun könnte damit David nicht ins Unglück rennt. Leider fiel mir gar nichts dazu ein. Allerdings ahnte ich nicht, dass das Unglück so schnell seinen Lauf nehmen würde. Als die Polizei zu mir kam, wusste ich nicht mehr wie lange ich noch in meinem Büro so dagesessen war. Die Beamten teilten mir mit, dass David nahe von unserem Ferienhaus im Altmühltal einen schweren Autounfall gehabt habe. Außerdem sei unser Ferienhaus total abgebrannt. Sie sagten, David sei ins Klinikum Ingolstadt eingeliefert worden. Der Schock über diese Nachricht hat mich fast gelähmt. Ich bin wie mechanisch zu meinem Auto gegangen und zur Klinik gefahren. Dort wurde ich auf eine harte Probe gestellt, denn ehe ich zu ihm durfte, musste ich ein paar Stunden warten, weil er sofort nach der Einlieferung operiert wurde. In der Zeit, in der ich auf den Arzt wartete, der mir sagen sollte wie die Operation verlief und wie schwer David verletzt war, befand ich mich wie in der Trance. Ich dachte weder an die ermordete Marita, noch an das abgebrannte Haus. Ich versuchte nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder zu beten. „Lieber Gott lass meinen Sohn nicht sterben.“ Die Worte des Vaterunsers fielen mir nicht mehr ein. Als der Arzt dann endlich mit mir sprach ging das meiste was er zu mir sagte an mir vorüber. Das einzige was in mein Bewusstsein drang war, dass er lebt und man abwarten müsse wie sein Körper auf die Behandlung reagiere. Dieser Zustand wird wohl noch länger andauern, denn bis jetzt konnte ich noch kein Wort mit ihm sprechen. Zuerst wurde er in ein künstliches Koma versetzt und danach war er immer nur einige Minuten wach und versank immer wieder in einen tiefen Schlaf. Heute Nachmittag soll er einen Augenblick zu sich gekommen sein und die Ärzte glauben, dass er durchkommt. Das hat mich zwar ein wenig beruhigt. Aber wie gesagt – inzwischen verdächtigt man ihn, Marita getötet, das Haus angezündet und danach die Flucht ergriffen zu haben.“
Erschöpft hielt Kessler inne.
Tom und Jessica hatten Paul Kessler stillschweigend ohne ihn zu unterbrechen zugehört. Jeder von ihnen machte sich dabei so seine eigenen Gedanken, die sicher in ganz verschiedenen Bahnen liefen. Doch als Kessler jetzt schwieg lag beiden die gleiche Frage auf der Zunge.
Tom kam Jessica zuvor:
“Weshalb wird David verdächtigt der Brandstifter und Mörder zu sein? War er nicht auf der Fahrt zu Marita, als der Unfall geschah? Es ist doch undenklich, dass er schwerverletzt zu so einer Tat fähig gewesen wäre.“
„Genau die gleiche Frage habe ich Kommissar Weber auch gestellt. Aber seltsamerweise sieht es so aus, als sei David schon wieder auf dem Rückweg gewesen. Deshalb die These mit der Flucht.“
„Gut“, rekonstruierte Tom, „nehmen wir an, er hätte nur kurz mit Marita gesprochen und habe sich danach sofort auf dem Weg zu Renate gemacht, die er ihrer Aussage gemäß noch am gleichen Abend um die Auflösung der Verlobung bitten wollte. Können sie sich vorstellen, dass David zu dem Zeitpunkt so aufgewühlt war, dass er das Hindernis übersah, das zu dem Unfall führte?
Kessler runzelte die Stirn:
„Nein das ist unmöglich. Wenn David eine Sache abgeschlossen hatte, gab es nie ein Wenn und Aber. Er war sich seiner Liebe zu Marita sicher. Die ihm bevorstehende Aussprache mit Renate war ihm zwar unangenehm, doch sie regte ihn nicht allzu sehr auf.“
„Aber wodurch wurde der Unfall ausgelöst?“
Fragte Tom.
„Fuhr er zu schnell? Lag es an den Bremsen?“
Kessler fuhr sich nervös durch die Haare.
„Ich weiß es nicht und ich weiß auch noch nicht wie lange er verletzt in seinem Wagen lag bevor man ihn entdeckte. Aber ich weiß, dass David nichts mit dem zu tun hat, wofür man ihn beschuldigt.“
„Und ich glaube, dass die Polizei nur einen vagen Verdacht hat“, winkte Tom ab.
Paul Kessler schüttelte den Kopf: „Leider ist es nicht so – es soll einen Zeugen geben, der David noch kurz vor dem Brand am Haus gesehen hat.“
„Welchen Zeugen? Kennen Sie ihn?“
„Nein. Es soll ein Jäger sein der in der Nähe des Hauses einen Hochstand besitzt. Von dort aus hat er das Feuer entdeckt und die Feuerwehr alarmiert.“
„Und dieser Zeuge behauptet David schon öfter bei dem Haus gesehen zu haben?“
„Ja.“
„Wo befindet sich ihr Ferienhaus?“
„Kurz vor Eichstätt. Es gehört meiner Familie.“
„Hatte Frau Seller das Haus von ihnen gemietet?“
„Von mir nicht. Ich hatte es David überlassen. Ab und zu fuhr er mit Renate am Wochenende dort hin. Das dachte ich wenigstens. Ich hatte keine Ahnung, dass diese Seller ihre Freizeit dort verbrachte.“
„Gibt es noch mehr Ferienhäuser in ihrer Nachbarschaft?“
„Ja, aber unser Haus ist das Einzige das im Winter auch bewohnt wird.“
„Und in dieser Einsamkeit wurden Marita Seller und David öfter beobachtet? Kaum zu glauben!“
„Aber anscheinend wahr. Und zu allem Übel behauptet ein ehemaliger Maurer von uns auch noch, dass Marita David erpresst hat und ein anderer hat der Polizei von einem riesengroßen Streit der zwischen mir und David stattgefunden haben soll, berichtet.“
Toms Blick wurde besorgter:
„Hatten Sie tatsächlich diesen Streit?“
Paul Kessler verneinte:
„Einen derartigen Streit hat es zwischen mir und David nie gegeben.“
„Haben sie oder David Feinde im Dorf?“ fragte Tom weiter.
„Ja, es gibt Leute die uns beneiden – aber direkte Feinde? Bisher war ich der Meinung, dass die meisten Einwohner froh über die Arbeitsplätze die wir in der Region geschaffen haben, waren. Doch jetzt glaube ich, dass irgendeine Intrige gegen uns läuft.“
„Ja, das darf man nicht ausschließen aber es wäre zu beweisen“, überlegte Tom.
Jessica hatte die Unterhaltung der beiden Männer schweigend verfolgt und sich dabei Notizen gemacht. Jetzt mischte sie sich in das Gespräch und sagte:
„Alle diese Überlegungen sind reine Theorie. In erster Linie benötigen wir Davids Aussage über den ganzen Hergang. Außerdem müssen wir feststellen warum die Zeugen lügen.“
„Sie übernehmen also den Fall?“ fragte Paul Kessler hoffnungsvoll.
Jessica nickte und erklärte: „Vor Gericht ist es erst ein Fall, wenn Anklage gegen David erhoben wird. Wir müssen so schnell als möglich Beweise finden die ihn entlasten. Vielleicht kommt es dann gar nicht zu einem Prozess.“
Tom zweifelte:“ Es wird sehr schwierig werden den Verdacht der Polizei, den sie gegen David hegt zu entkräftigen. Außerdem wirst du von den Beamten keine große Hilfe erwarten können, denn jetzt erhälst du bestimmt noch keine Akteneinsicht."
„Sicher nicht“, sagte Jessica, aber ich muss eben mit anderen Anhaltspunkten beginnen.“ Sie wandte sich an Paul Kessler: „Hierzu brauchen ich ihre Hilfe.“
„Ja?“
„Bitte erstellen sie eine Liste über ihre Familie, Freunde und Bekannte, auch über die, mit denen sie in letzter Zeit Schwierigkeiten hatten. Dazu kommen noch alle Adressen ihrer Angestellten und Arbeiter.“
„Wird erledigt“, sagte er knapp.
„Gut! “nickte Jessica – aber mir fällt gerade ein, dass wir noch mit keinem Wort ihre Frau erwähnt haben. Sie muss doch sehr unter diesem Unglück leiden.“
Paul Kessler sah Jessica ratlos an:
„Das ist der nächste Punkt, der mir zu schaffen macht. Sie fuhr zwar, nach dem wir von dem Unfall erfahren hatten sofort mit mir ins Krankenhaus aber seit sie erfahren hat, dass David unter Mordverdacht steht, weigert sie sich ihn weiterhin zu besuchen. Ich glaube sie hat so eine Art Schock. Sie ist sehr christlich und sucht vielleicht die Schuld bei sich.“
„Aber sie ist doch seine Mutter und kann doch nicht ernsthaft daran glauben, dass David so eine Tat beging“, entsetzte Jessica sich.
Paul Kessler lehnte sich im Sessel zurück und sah die Anwältin fast väterlich an:
„Sie sind noch jung und impulsiv und noch nicht in der Lage sich in die Psyche meiner Frau zu versetzen“, verteidigte er Davids Mutter. „Ihre abweisende Reaktion ist mir zuzuschreiben. Ich sollte Ihnen die Lage vielleicht kurz erklären.“
„Bitte“, ermunterte Jessica Kessler dazu, „wenn ich ihre Familienverhältnisse näher kenne, kann ich mir ein besseres Bild von der ganzen Situation machen.“
Kessler entspannte sich und erklärte ihr und Tom: „David war unser erstgeborener Sohn. Er strotzte vor Gesundheit und Fröhlichkeit und war mein ganzer Stolz. Ich schmiss mich nach seiner Geburt noch mehr als zuvor in die Arbeit, denn jetzt hatte es Sinn die Firma zu vergrößern, ein Erbe zu schaffen. Dabei merkte ich allerdings nicht, dass meine Frau seelisch labil war. Als unser zweiter Sohn schon ein Jahr nach David geboren wurde erhielt er auf den Wunsch meiner Frau hin wieder einen biblischen Namen – Daniel. Auch da war mir noch nicht bewusst in welche Bigotterie meine Frau Anna hineinrutschte. Nach der Geburt Daniels veränderte sie sich zusehends. Sie fühlte sich ständig krank und übertrug dies auch auf das Baby. Es kränkelte vor sich hin, war das ganze Gegenteil zu David. Äußerlich sahen sich die beiden Kinder sehr ähnlich aber ich war enttäuscht über dieses kleine überempfindliche Wesen, das mehr beim Arzt als Zuhause war. Am Anfang bemühte ich mich noch um Daniel, doch es war, als hielte ihn Anna fern von mir. „Still!“ hieß es meistens – „Daniel braucht Ruhe.“ Aber noch ehe das Kind laufen konnte, schleppte Anna es mit in die Kirche. Zum Glück war David ein heiteres, aufgewecktes Kind. Ich stellte ein zuverlässiges, liebevolles Kindermädchen ein. Somit musste ich mir um Davids Entwicklung keine Sorgen machen. Der Mutter, nämlich war er zu laut, zu lebhaft. Mir verweigerte sie sich mit immer neuen Ausreden. Und so schien sich unsere Welt zu spalten. Ich ging den einfachsten Weg, kümmerte mich in aller erster Linie um David, der Erweiterung der Firma und meinen Hobbys. Später verliebte ich mich in eine Architektin in der Stadt und beide Frauen haben mein Doppelleben akzeptiert. Meiner Frau war nur daran gelegen, dass wir nach außen hin eine heile Welt darstellten. Meine Geliebte hingegen wünschte sich nach ihrer gescheiterten Ehe so und so keine feste Bindung mehr. Es schien alles gut zu laufen und bisher hat es auch bestens geklappt. Beide Söhne haben sich genau nach dem Wunsch eines jeden Partners entwickelt. David hat in München Bauingenieur studiert und Daniel ist dabei ein Priester zu werden. Er ist in Eichstätt im Priesterseminar. In letzter Zeit war es David sogar gelungen, die Achtung seiner Mutter zu erringen, denn seine Verlobte Renate Schuster stammt aus einer gutbürgerlichen, christlichen Familie. Und nun ist diese heile geordnete Welt zerbrochen. Meine Frau verschließt sich dieser Wahrheit und hat sich nun ganz zurückgezogen.“
Nach dem zusammengefassten Bericht über sein Leben und das Leben seiner Familie löste sich Kesslers inzwischen verkrampfte Haltung im Sessel und er stand auf.
Unruhig ging er auf und ab, hielt nach einer Weile vor Jessica inne und sagte: „Ich denke dieser kurze Einblick in unsere Familiengeschichte genügt ihnen. Sie werden sich ihren eigenen Reim darauf machen. Die Liste mit den gewünschten Adressen werde ich ihnen so bald als möglich erstellen.“
Jessica fühlte sich wie in einem Vakuum. Nur langsam löste sie sich von Kesslers Erzählung. Sie konnte einfach nicht glauben, dass ein Mensch so zweigleisig leben konnte. Was steckte wirklich hinter diesem Mann? Was würde noch alles ans Tageslicht kommen? Wahrscheinlich waren diese winzigen Brocken eines Familiendramas nur der zusammengehäufte Schneeball für eine beginnende Lawine. Sie sah in das ihr bekannte und nun doch so fremde Gesicht von Paul Kessler und fragte ihn ob er irgendwelche bestimmte Vorstellung ihrer Vorgehensweise habe.
„Nein, nein – wehrte er ab. Sie sind die Anwältin und wissen besser als ich was als nächstes zu tun ist. Allerdings wüsste ich gerne weshalb die beiden Maurer so lügen. Es wäre gut, wenn sie die Beiden mal aufs Korn nehmen. Irgendwo muss es doch einen schwachen Punkt geben, der David entlastet.“
„Jessica sah ihn zustimmend an und versicherte ihm:“ Es ist selbstverständlich, dass ich mich so bald als möglich dahinterklemmen werde.“
Tom überlegte kurz und schlug vor: „Ich glaube, dass Jessica und ich zuallererst mal David besuchen sollten. Kessler zeigte sich zufrieden. „Gut, tun sie das. Vielleicht treffen wir uns dort. Ich muss jetzt allerdings erst auf schnellsten Weg in die Firma“. Bei diesen Worten zog ein kleiner Anflug seines alten optimistischen Lächelns über Kesslers Gesicht. Er drückte Tom und Jessica die Hände und sagte: „Ich danke ihnen sehr, dass sie an die Unschuld Davids glauben und ich hoffe, dass der wahre Täter bald gefunden wird.“
Als Paul Kessler das Büro verlassen hatte, starrte Jessica sprachlos auf die Tür, so als glaube sie, Paul Kessler käme noch einmal zurück und alles soeben Gehörte wäre nur ein Trugbild ihrer Fantasie gewesen. Am liebsten hätte sie sich in ihr Ohrläppchen gekniffen. Hatte sie sich nicht erst heute Morgen über die momentan fade, langweilige Arbeit geärgert? Jetzt wusste sie, dass sie dies lieber unterlassen hätte, denn nun wurde ihr klar, dass ihnen in der nächsten Zeit wohl nur noch wenige ruhige Minuten bleiben würden. Tom hatte sich hinter dem Schreibtisch verschanzt. Seine flinken grauen Augen sahen etwas ratlos drein. „Hättest du hinter dieser Familie derartige Abgründe vermutet?“ „Nein, natürlich nicht!“ erwiderte Jessica. „Ich kenne von diesem Clan ja nur David und seinen Vater und die beiden hielt ich bisher für ausgemachte Glückspilze.“
„Ich fürchte, wir oder besser gesagt du, hast dich da auf eine sehr heikle Sache eingelassen“, sinnierte Tom.
„Stimmt“, bestätigte ihm Jessica, „doch zugleich ist es endlich eine echte Herausforderung für mich. Doch ich bin mir sicher, dass du mir dabei helfen wirst diesen Fall zu lösen, egal was dabei herauskommt.“
Tom sah zweifelnd in Jessicas erhitztes Gesicht: „Ich weiß nicht ob ich mich so optimistisch an diesen Auftrag heranwagen kann wie du, denn ich weiß nicht mehr was ich von David und Paul Kessler halten soll. David hat mir gegenüber nie von Problemen in seiner Familie gesprochen.“
„Zweifelst du etwa an David?“ Jessica bemerkte wie sich am Ansatz von Toms Nasenwurzel zwei harte Linien bildeten. Das geschah immer, wenn er streng überlegte, wenn ihn eine Sache über Gebühr belastete.
Tom schob den Drehstuhl zurück und stand auf. Dann ging er unruhig vor ihr hin und her.
„Ich weiß was du denkst“, stieß er hervor: „Er ist doch sein Freund“, denkst du, „und er müsste ihn doch kennen. Aber was heißt das schon, wenn man plötzlich merkt, dass dieser Freund einem niemals wirklich ins Vertrauen zog? Dazu frage ich mich, wer kennt seinen Nächsten oder sich selbst schon genau? Weiß ich, wie ich mich, wenn ich in die Enge gedrängt werde verhalte? Kennst du dich selbst so genau? Gab es in deinem Leben noch nie einen Augenblick in dem du ausgerastet bist und Dinge getan hast, die du nie für möglich hieltest?“
„Ja natürlich tut man manchmal die verrücktesten Dinge“, gab Jessica zu, „aber ein Mord überschreitet doch alle Grenzen, zu dem weder du noch ich und auch David nicht fähig sind. Außerdem liebte David Marita. Er stand sogar seinem Vater gegenüber zu ihr.“
„Gut“, lenkte Tom ein, „vielleicht sehe ich die Dinge zu schwarz. Versuchen wir einmal den ganzen Vorfall in ein paar Punkte zusammen zu fassen.“ Er setzte sich wieder an den Schreibtisch.
Jessica legte sich einen Notizblock zurecht und fragte Tom: „Weshalb nimmt die Polizei an, dass es Brandstiftung war? Es könnte doch ebenso eine Unachtsamkeit von dieser Marita gewesen sein.“
Tom zweifelte: „Und wie stellst du dir das vor?“
Jessica überlegte laut: „Ganz einfach. Marita erwartete David und sie wusste, dass es ein besonderer Abend werden würde. Also dekorierte sie das Zimmer romantisch, deckte den Tisch festlich und zündete Kerzen an. Danach verkürzte sie sich die Wartezeit mit ein paar Gläschen Wein und vielleicht stieß sie dabei eine der Kerzen um, es könnte auch schon eine davon soweit abgebrannt sein, dass die Tischdecke Feuer fing und...“
„Ach- und du meinst, sie hat selber alles abgefackelt?“ spöttelte Tom.
„Warum nicht, ist doch alles schon dagewesen“, verteidigte Jessica ihre These.
Tom schüttelte den Kopf: „Jessica, bitte! Verrenne dich nicht in nutzlosen Theorien. Du solltest erst einmal die Tat an sich zurückstellen und jenen Tag ins Auge fassen als der vermeintliche Mord geschah.“
„Gut“, stimmte Jessica ihm zu. „Beginnen wir mit dem Gespräch zwischen Paul und David Kessler. Diese Unterredung konnte doch niemals der Anlass sein, Marita Seller umzubringen.“
„Nein, natürlich nicht“, gab Tom zu, „so wie ich die Sache sehe, muss man viel tiefer graben um auf ein Motiv zu kommen.“
Doch all das Rätseln brachte Tom und Jessica nicht weiter und sie kamen zu dem Schluss, dass sie Davids Aussage abwarten sollten. Sie verließen die Kanzlei und fuhren zur Klinik.
Paul Kessler kam ihnen vor der Intensivstation entgegen und bedauerte, dass David wieder nicht ansprechbar sei. Es hatte also keinen Zweck hier zu warten.
„Beginnen wir eben an anderer Stelle mit den Nachforschungen“, schlug Tom vor. Jessica nickte.
Sie bat Kessler um die schriftliche Vollmacht, die auswies, dass sie, David vertreten darf.
Tom beabsichtigte zur Kriminalpolizei zu fahren. Er hoffte einen gutgesinnten Beamten zu finden der ihm näheres über den Unfallhergang sagen würde oder ihm vielleicht sogar Akteneinsicht gewähren würde.
Jessica hingegen nahm sich vor im Heimatdorf der Kesslers Nachforschungen anzustellen.
Es gab etwa tausend erwachsene Einwohner im Dorf und fast genauso viele Meinungen was den Mord an der Zugereisten Marita Seller betraf. Jessica konnte sich gut vorstellen wie die Frauen am Sonntag nach dem Kirchgang in Grüppchen zusammenstanden und tuschelten und die Männer beim Frühschoppen darüber diskutierten. Aber sie musste sehr bald feststellen, dass sie sich Fremden gegenüber total anders verhielten. Sie versuchten dem Thema auszuweichen, gaben nur sehr spärliche Auskünfte und nur ein paar wenige von ihnen waren überhaupt bereit zuzugeben etwas von dem Unglück, das an jenem Freitag geschah, zu wissen. Die Zeit lief Jessica davon. Wenn sie bis zum Abend wenigsten mit ein paar Menschen auf der langen Liste die David kannten, sprechen wollte, musste sie sich sputen.
Ihr erster Weg führte Jessica zu den Anwesen der Kesslers. Als sie in den weitläufigen Hof fuhr, fiel ihr die sagenhafte Ruhe auf. Ihr blieb jede Menge Platz um ihr Auto abzustellen. Sie stieg aus und sah sich enttäuscht um. Das bunte Treiben von Arbeitern und Angestellten das sie hier zu finden glaubte, gab es nicht. Die Einfahrt und der Hof waren peinlich sauber gekehrt und im Garten entdeckte sie nicht ein Stück das nicht genau angeordnet und gepflegt war. Ihr Blick schweifte noch einmal im Hof herum und sie kam sich so verlassen vor wie ihr einsamer Wagen. Endlich schlürfte ein grauhaariger Mann mit Arbeitsmontur aus einer der Hallen. Jessica startete auf ihn zu und fragte ihn nach Herrn Kessler. Der Alte musterte sie misstrauisch und murrte:
„Die Firma gibt’s hier nicht mehr, die ist jetzt am Ortsrand neu aufgebaut. Als er ihren verwunderten Blick zu den Hallen sah, erklärte er ihr: „Hier werden nur noch die Laster untergebracht. Die Fahrer kommen morgens her, fahren die Laster raus, stellen ihre Autos drinnen ab und fahren mit den Lastern weg. Am Abend kommen sie zurück und tun das gleiche in umgedrehter Form. Tag für Tag das gleiche. Sie sind wohl nicht von hier?“ fragte er noch und sah zum Haus hin. Danach wandte er sich abrupt von ihr ab. Jessica ging auf das große, im Landhausstil erbaute Haus zu. Das ganze Ambiente wirkte auf sie wie ein Musterhaus in dem sich gerade keine Kaufinteressenten aufhielten. Trotzdem fühlte sie sich beobachtet. Ihr Blick schweifte an der weißen Fassade hoch und blieb an einem der Fenster hängen. Hatte sich da nicht ein Vorhang bewegt? Einen winzigen Moment vermeinte sie das Gesicht einer älteren Frau hinter der Gardine zu erspähen aber eine Sekunde später sah alles so unbeweglich starr aus wie zuvor. Am liebsten hätte sie wieder kehrt gemacht. Doch dann überwand sie sich, ging zur Haustür und klingelte. Aber ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Die Minuten flossen zäh wie Gummi dahin und langsam glaubte sie, dass sie sich die Gestalt am Fenster nur eingebildet hätte. Vielleicht war gar niemand Zuhause? Oder hatte sie nur zu zaghaft geklingelt? Gerade als sie heftiger als zuvor auf den Knopf drücken wollte, öffnete sich die Tür einen Spalt breit und dahinter lugte die Frau, die sie zuvor am Fenster gesehen hatte, vorsichtig hervor. Sie musterte Jessica kurz und wies sie scharf zurück.: „Verlassen Sie sofort das Grundstück und sagen Sie auch ihren übrigen Kollegen von der Presse, dass es hier nicht das geringste zu erfahren gibt.“ Schon wollte sie ihr die Türe vor der Nase zuschlagen, doch Jessica sagte schnell: „Ich bin nicht von der Presse, mein Name ist Kirchner. Ich bin die Anwältin von Herrn Kessler.“ Die finstere Miene blieb auch nach dem sich Jessica der hageren Frau vorgestellt hatte, in deren Gesicht hängen. Obwohl Jessica das blanke Misstrauen, das ihr hier entgegengebracht wurde, fühlte, atmete sie erleichtert auf, denn die Frau bat sie einzutreten. Sie betrat die geräumige Diele. Die Frau, die wie ein dämonischer Schatten auf sie wirkte, wies sie an, hier zu warten. Jessica wanderte unruhig von einer Seite des Raumes zur anderen und es schien ihr, als gehe die Zeit hier langsamer als sonst wo vorüber. Sie ging zum Fenster und blickte auf den verlassenen Hof. Keine zehn Pferde hätten sie dazu gebracht hier in dieser Einsamkeit zu wohnen. Sie versuchte sich vorzustellen wie sich der lebenslustige Paul Kessler hier fühlte und sie wunderte sich nicht mehr, dass er so oft als möglich das Weite suchte. Und dann diese schreckliche Haushälterin! Sie begann sich auszumalen wie diese Frau sie der Hausherrin schilderte. Eine etwa dreißigjährige Frau, ungefähr Einhundertsiebzig Zentimeter groß, schlank, kurze braune Haare und viel zu neugierigen blauen Augen. Hatte sie bei ihr einen sympathischen oder aufdringlichen Eindruck hinterlassen? War sie ihr zu jung – zu forsch? Sicherlich legte Frau Kessler größten Wert auf die Meinung ihrer Haushälterin. Vielleicht riet ihr diese gerade, sie nicht zu empfangen. Je länger sie über diese Frau nachdachte, desto mehr kam sie ihr vor wie eine Löwin die ihr Junges bewacht. Endlich stieg die Frau mit schweren Schritten die Treppe herab. Jessica sah ihr gespannt entgegen und bemerkte den besorgten Ausdruck in deren Augen.
„Frau Kessler“, sagte die Haushälterin mit hohler Stimme, „ist bereit ein paar Worte mit ihnen zu sprechen aber ich möchte Sie bitten, sich kurz zu fassen und sie nicht mit unnötigen Fragen zu belasten. Frau Kessler befindet sich in einer schweren seelischen Krise.
„Danke Frau...“ Jessica war deren Name entfallen, oder hatte sie sich ihr gar nicht vorgestellt?
„Merck“, sagte die Frau kurz und ging Jessica voran.
Als Jessica Frau Kesslers Zimmer betrat, stellten sich die Haare auf ihren Armen auf, denn hier wirkte alles auf sie wie in einer Gruft. Die Jalousien waren nur eine Hand breit geöffnet. Sie blinzelte durch das Halbdunkel und entdeckte an den Wänden Heiligenbilder und ein großes schwarzes Kreuz. Das Mobiliar bestand aus einem dunklen Tisch, einem Stuhl, einem Fußschemel und einer antiken Kommode auf der ein kleiner Altar stand. Das einzige bequeme Eingeständnis in diesem Raum war ein Lehnstuhl in der Ecke, auf dem Frau Kessler bei Jessicas Eintritt saß. Sie wirkte auf Jessica wie eine Matrone, die jeden Moment ihr Leben aushauchen würde. Dabei wusste sie, dass Frau Kessler erst Fünfundfünfzig Jahre zählte. Ihre Hände lagen schlaff in ihrem Schoss und Jessica nahm an, dass sie gerade gebetet hatte.
Frau Merck ging zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Jessica trat in die Mitte des Zimmers und wollte sich Frau Kessler nähern aber sie wurde von Frau Merck gestoppt, die ihr im Befehlston befahl auf dem Stuhl Platz zu nehmen.
Artig wie ein Kind – so kam sich Jessica in diesem Moment auch vor- tat sie wie ihr geheißen.
„Ich habe befürchtet, dass mein Mann einen Anwalt in dieser Sache heranzieht“, dröhnte die überraschend laute, bissige Stimme Frau Kesslers durch den Raum. „Aber ihre Mühe wird umsonst sein. Ich werde weder von ihnen noch vom Gericht meine Familienehre durch den Schmutz ziehen lassen. Es gibt nichts was ich ihnen zu sagen hätte.“
„Frau Kessler, sie verstehen meinen Besuch falsch“; wagte Jessica einzuwenden. „Der Grund weshalb ich hier bin ist einzig und allein die Absicht den Prozess gegen ihren Sohn zu verhindern. Je mehr ich über ihre Familie und Davids Umfeld erfahre, je schneller können wir das Geschehen aufklären und den wahren Täter finden.“
„Den wahren Täter?“ ahmte ihr Frau Kessler höhnisch nach. „Sie irren sich, es gibt keinen Heiligenschein um David“, erklärte sie Jessica verärgert. „Lange habe ich die Art des Jungen akzeptiert, denn sie ist die Art meines Mannes. Er kann nichts dafür, dass er dessen Naturell geerbt hat. Ich habe ihm als er mir Renate als seine zukünftige Frau vorstellte, alle seine Fehler verziehen. Ich habe geglaubt, dass meine christliche Erziehung nun doch Früchte getragen hat und David nun ein rechtschaffener Ehemann wird. Aber das was er jetzt mir und der Familie Schuster angetan hat ist unverzeihlich, nicht wieder gut zu machen. Ich will ihn nie wiedersehen.“
Jessica starrte Frau Kessler fassungslos an aber sie versuchte sie trotz dieses Hassausbruches noch von Davids Unschuld zu überzeugen. „David hat mit dem Brand und dem Mord nichts zu tun. Ich werde alle Indizien die gegen ihn sprechen widerlegen.“
Frau Kesslers Stimme nahm den Ton eines klirrenden Glases an:
„Sie schwelgen in Illusionen und sie werden bitter erwachen. Doch das ist ihre Sache. Vergeuden sie ruhig ihre Zeit. Ich aber sage ihnen: Ein Sohn Namens David existiert nicht mehr für mich und somit ist dieses Thema für mich erledigt. Genau diese Sätze, die sie jetzt von mir gehört haben, können sie an meinem Mann weitergeben. Außerdem können sie ihm ausrichten, dass ich auch ihn nie mehr sehen will. Und nun gehen Sie bitte!“ Sie wandte sich von Jessica ab, und sah stur zu einem Heiligenbild.
Jessica hatte sich vorgenommen dieser Frau keine Regung zu zeigen, doch jetzt konnte sie sich nicht beherrschen. Sie warf Frau Kessler ehe sie ging noch ins Gesicht:
„Ich dachte sie leben nach dem christlichen Glauben aber meiner Meinung nach kennen sie die Bibel nicht. Jesus hat allen Menschen ihre Schuld vergeben, selbst der sündigen Magdalena.“
„Raus!“ schrie Frau Kessler, „verlassen sie sofort mein Haus.“
Jessica bereute ihren Ausbruch nicht. Sie straffte ihre Schultern und verließ das dunkle Zimmer. Draußen lief ihr ein Schauer über den Rücken.
Frau Merck kam angerannt, und machte Jessica auf dem Weg zur Haustüre verärgerte Vorhaltungen.
Jessica wollte sie beruhigen, ihr ein paar Fragen stellen was die Familie Kessler betraf aber ihre abweisende Miene hinderte sie daran. Sie musste erkennen, dass hier jeder weitere Versuch etwas positives über David zu erfahren fehlschlagen würde. Sie fragte sich warum Frau Kessler sie überhaupt empfangen hatte. War es nur, um ihr den Hass den sie gegen ihren Mann und David empfand zu zeigen? War sie nur Mittel zum Zweck gewesen? Enttäuscht stieg Jessica in ihren Wagen und fuhr ohne noch einen Blick zurück aufs Haus zu werfen davon.
Ihr nächster Weg galt dem Bürgermeisteramt. Aber Bürgermeister Schuster fand keine Zeit sie zu empfangen. Nach dieser Abfuhr überlegte sie sich ob sie zum Privathaus der Schusters fahren sollte. Doch ein unbestimmtes