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Das Thema "Christliche Familie im Alltag" ist hochaktuell und wichtig. Denn wir erleben gerade hautnah, wie das gesellschaftliche Familienbild völlig neu definiert wird. Man glaubt, dass das traditionelle, christlich und damit biblisch geprägte Familienbild den Herausforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft nicht mehr standhalten kann. Wir werden aufgefordert, die neue Vielfalt von Lebensformen unvoreingenommen anzuerkennen und zu unterstützen. Ist es heute noch möglich, als Familie so zu leben, wie Gott es uns in der Bibel zeigt? Der Autor zeigt anhand der Bibel, wie wir unser Familienleben so gestalten können, dass es zum Segen und zum Glück ist.
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Seitenzahl: 230
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Die Bibelstellen sind nach der im gleichen Verlag erschienenen „Elberfelder Übersetzung“ (Edition CSV Hückeswagen) angeführt.1. Auflage 2015© by Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen, 2015Umschlaggestaltung: www.markom-online.deSatz und Layout: Christliche SchriftenverbreitungDruck: CPI – Ebner & Spiegel, UlmE-Book-Erstellung: VCG, www.vvcg.deISBN (Buch): 978-3-89287-131-6ISBN (E-Book): 978-3-89287-556-7www.csv-verlag.de
Vorwort
1. Zum Thema
2. Kinder – eine Gabe Gottes
3. Vorbereitung auf die Kinder
4. Lasst die Kinder zu mir kommen
5. Kinder lieben
6. Kindererziehung im Licht der Bibel
Ziele der Kindererziehung
Rahmenbedingungen der Kindererziehung
Eine gemeinsame Aufgabe
Ein geeignetes Umfeld von Vertrauen und Respekt schaffen
Angemessene Erziehung
Zucht und Ermahnung
Heimliche (und unheimliche) „Miterzieher“
Keine Erziehung ohne Gebet
In die Selbstständigkeit entlassen – das Ende der Erziehung
7. Die Verantwortung der Kinder
Den Eltern gehorchen
Die Eltern ehren
8. In der Welt und nicht von der Welt
9. Umgang mit jungen Erwachsenen
10. Wenn Kinder eigene Wege gehen
11. Erwachsene Kinder und Enkelkinder
Über allem: Die Hilfe des Herrn
Nachwort
Mia und Ben sind seit 18 Jahren verheiratet. Sie haben vier Kinder, zwei Jungen und zwei Mädchen. Es ist Montagmorgen halb sieben. Noch ist die Familienwelt einigermaßen in Ordnung. Aber kurz darauf geht es los. Der erste Sohn steht mal wieder zu spät auf. Seiner Schwester fällt plötzlich ein, dass sie die Hausaufgaben übers Wochenende nicht gemacht hat. Der Jüngste hat überhaupt keine Lust, in die Schule zu gehen, und die älteste Tochter blockiert das gemeinsame Badezimmer, weil sie – wie immer – viel zu lange braucht. Ben ist schlecht gelaunt, weil er ein Gespräch mit seinem Vorgesetzten vor sich hat, mit dem er ständig im Clinch liegt. Mia hat um neun Uhr einen Termin beim Arzt. Das Frühstück wird mehr oder weniger im Stehen eingenommen und ist von Hektik gekennzeichnet. Immerhin wird noch ein kurzer Bibelvers gelesen, und dann nichts wie weg. Um viertel vor acht kehrt Ruhe ein – zumindest vorübergehend.
Kurz nach Mittag geht es weiter. Ein Sohn kommt mit einer Fünf in Mathe nach Hause. Eine der Töchter hat mal wieder Stress mit ihrer Freundin gehabt und ist in Tränen aufgelöst. Am Nachmittag wollen die Jungen unbedingt Fußball spielen, müssen aber gleichzeitig zum Musikunterricht. Für die Mädchen ist „Chillen“ angesagt. Um 18:00 Uhr soll das gemeinsame Abendessen sein. Leider kommt Ben (wie so oft) später nach Hause als geplant, und von den vier Kindern ist (ebenfalls mal wieder) nur eines pünktlich.
Schließlich trifft man sich dann abends noch kurz zu einer gemeinsamen Familienandacht, und danach möchten Mia und Ben gerne den Feierabend genießen. Doch weit gefehlt. Die beiden Großen wollen diskutieren: „Warum dürfen wir dieses nicht, und warum müssen wir jenes unbedingt tun? Die anderen machen das doch auch ... und überhaupt. Wir dürfen ja gar nichts, und die anderen haben es doch viel besser als wir.“ Gegen 23:00 Uhr ist dann endlich Schluss. Erschöpft geht man zu Bett. Bis zum nächsten Morgen um halb sieben ...
Herzlich willkommen im Alltag einer christlichen Familie.
Das Beispiel ist beliebig gewählt. So ähnlich könnte jedoch der Tagesablauf in manchen christlichen Familien aussehen. Der Alltag ist geprägt von vielfältigen Anforderungen und Herausforderungen, die nicht immer einfach sind. Kinder zu lieben und mit Kindern zu leben ist kein Spaziergang. Kinder stehen im Spannungsfeld von Elternhaus, Freunden, Gemeinde und natürlich Schule und Ausbildung. Eltern fühlen sich häufig überfordert mit dem, was ihre Kinder nach Hause mitbringen. Ein altes Sprichwort sagt: „Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen.“ Das kommt nicht von ungefähr. Hinzu kommt, dass Kinder heute mehr und mehr in einem unchristlichen – wenn nicht sogar antichristlichen – Umfeld aufwachsen. Eltern werden mit Fragen konfrontiert, die sie aus eigener Lebenserfahrung nur wenig kennen. Das gilt speziell – aber nicht nur – für die rasant zunehmende mediale Vernetzung unserer Zeit, deren Geschwindigkeit viele Eltern kaum noch folgen können.
Das Thema „Christliche Familie im Alltag“ ist hochaktuell und wichtig. Wie schaffen wir es, Kinder für den Herrn Jesus zu erziehen? Wie schaffen wir es, Kinder wirklich zu lieben und mit ihnen glücklich zu leben? Wie können wir Familienleben nach Gottes Plan verwirklichen? Hat die christliche Familie überhaupt noch eine Zukunft? Oder ist sie ein Auslaufmodell, das irgendwo auf dem Abstellgleis steht? Ist es heute noch möglich, als Familie so zu leben, wie Gott es uns in der Bibel zeigt?
Die Antwort ist eindeutig Ja! Die Bibel spricht im Alten wie im Neuen Testament über die Familie. Sie gibt uns Hinweise und Beispiele, wie wir unser Familienleben so gestalten können, dass es zum Segen und zum Glück ist. Das ist bis heute möglich. Die Hinweise der Bibel sind zeitlos. Gottes Gedanken über die Familie sind kein Relikt vergangener Zeiten. Wir müssen nur richtig hinschauen, dann werden wir sehen, wie aktuell sie sind.
Die Familie – aus biblischer Sicht im Normalfall immer noch bestehend aus Vater, Mutter und einem oder mehreren Kindern – ist eine von Gott gewollte Lebensform, mit der Er uns Menschen segnet, vorausgesetzt, wir folgen den Anweisungen, die Gott uns dazu gibt. Familie im Alltag zu leben macht Freude. Familie im Alltag zu leben stellt uns gleichzeitig vor große Herausforderungen. Sie zu meistern, ist nicht immer einfach. Dieses Buch soll dazu eine kleine Hilfestellung sein. Es soll motivieren, Familie nach Gottes Plan im Alltag besser zu leben. Ich möchte keine simplen „Patentrezepte“ anbieten (die es ohnehin nicht gibt), sondern auf die Bibel hinweisen und dabei Mut machende Denkanstöße geben.
Als Autor dieses Buches bin ich mir durchaus bewusst, dass ich ein Thema behandle, bei dem ich selbst in der Praxis meines eigenen Familienlebens viele Fehler gemacht habe – und leider immer noch mache. Meine eigenen Kinder könnten darüber manches berichten. Insofern gibt es keinen erhobenen Zeigefinger gegen irgendjemanden. Es gibt vielmehr das Bedauern eigener Fehler, die Hoffnung, daraus gelernt zu haben und zu lernen, und den Wunsch, andere daran teilhaben zu lassen. Ich habe lange gezögert, dieses Buch zu schreiben. Was gibt mir jetzt den Mut, es doch zu tun? Es ist die Hoffnung, anderen Eltern dabei zu helfen, Fehler zu vermeiden, die ich selbst als Vater gemacht habe.
Die erwähnten Beispiele in diesem Buch sind bewusst so gewählt und verändert, dass sie keine Rückschlüsse auf bekannte Personen in meinem Umfeld zulassen.
Für konstruktive Hinweise und Korrekturen aus dem Leserkreis bin ich jederzeit dankbar.
Wetter, im Oktober 2015
Ihr sollt diese meine Worte auf euer Herz und auf eure Seele legen und sie zum Zeichen auf eure Hand binden, und sie sollen zu Stirnbändern zwischen euren Augen sein. Und lehrt sie eure Kinder, indem ihr davon redet, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst; und schreibe sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore, damit eure Tage und die Tage eurer Kinder sich mehren in dem Land, das der HERReuren Vätern geschworen hat, ihnen zu geben, wie die Tage des Himmels über der Erde. 5. Mose 11,18–21
Erziehe den Knaben seinem Weg entsprechend; er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird. Sprüche 22,6
Dann wurden Kinder zu ihm gebracht, damit er ihnen die Hände auflege und bete; die Jünger aber verwiesen es ihnen. Jesus aber sprach: Lasst die Kinder und wehrt ihnen nicht, zu mir zu kommen, denn solcher ist das Reich der Himmel. Matthäus 19,13
Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist recht. „Ehre deinen Vater und deine Mutter“, welches das erste Gebot mit Verheißung ist, „damit es dir wohl ergehe und du lange lebest auf der Erde.“ Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn. Epheser 6,1–4
Vor wenigen Jahrzehnten war in den meisten Kulturen die klassische Familie die normale Form des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Generationen. Unter einer Familie verstand man im Regelfall ein verheiratetes Ehepaar (Vater und Mutter) mit eigenen Kindern (manchmal noch mit den Eltern oder sogar Großeltern). Heute wird zwar immer noch viel von „Familie“ gesprochen, das Verständnis darüber, was eine Familie ist, hat sich hingegen weitgehend geändert. Wir erleben gerade hautnah, wie das gesellschaftliche Familienbild umdefiniert bzw. völlig neu definiert wird. Wir werden aufgefordert, die neue Vielfalt von Lebensformen unvoreingenommen anzuerkennen und zu unterstützen. Dabei spielt das Thema der „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ eine nicht zu unterschätzende Rolle. Man glaubt, dass das traditionelle, christlich und damit biblisch geprägte Familienbild den Herausforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft nicht mehr standhalten kann. Die heute gängige Meinung über das, was Familie ist, steht damit in vielen Punkten im krassen Gegensatz zu dem, was die Bibel lehrt. Damit werden wir konfrontiert und damit müssen wir uns – ob wir es wollen oder nicht – auseinandersetzten.
Neben dem klassischen Vater-Mutter-Kind-Bild fasst man unter dem Familienbegriff gerne verschiedene Beziehungsgeflechte zusammen. Man spricht von Familienmodellen wie Alleinerziehenden, Patchwork-, Regenbogen- und Stieffamilien, Partnerschaften mit Kindern in verschiedenen Haushalten usw. Das traditionelle Familienbild scheint weitgehend überholt zu sein. Das biblische Familienbild ist in der Tat die klassische „Vater-Mutter-Kind-Beziehung“. Dabei ist klar, dass es Ausnahmen gibt, wenn z. B. einer der beiden Elternteile nicht mehr lebt oder wenn Ehepaare, die keine leiblichen Kinder haben, ein Kind adoptieren.
Aktuelle Statistiken belegen deutlich, dass die klassische Familie in Deutschland tatsächlich immer mehr zum Auslaufmodell wird. Dazu einige Fakten:
Nur noch knapp 40 % der Bundesbürger leben in einer „traditionellen“ Familie, d. h. in einer Ehe von Vater und Mutter mit gemeinsamen Kindern. Die Zahl der „traditionellen“ Familien in Deutschland sinkt drastisch. Ungefähr ein Viertel aller Kinder wird nicht von einem verheirateten Ehepaar erzogen.
Knapp ein Drittel aller Frauen in Deutschland bleibt kinderlos. Vor gut 50 Jahren lag die Quote gerade einmal halb so hoch.
Seit Jahren verzeichnet die deutsche Gesellschaft einen ständigen Geburtenrückgang. Wurden vor 40 Jahren noch ca. 1,35 Mio. Kinder jährlich geboren, sind es aktuell nur noch etwas mehr als die Hälfte. Man gewinnt den Eindruck, dass Kinder nicht mehr in unsere Gesellschaft passen.
Der Trend zur Ein-Kind-Familie setzt sich seit Jahren fort. Über 50 % der Familien haben nur ein Kind und nur etwas über 10 % mehr als zwei Kinder.
Die Gründe für das stark nachlassende Interesse an der traditionellen Familie sind vielschichtig. Viele empfinden das Leben ohne Kinder als stressfreier und angenehmer. Anderen ist die berufliche Karriere wichtiger als eine Familie. Wieder andere denken, dass das Klima in unseren modernen Gesellschaftsformen zunehmend kinderfeindlich geworden ist, so dass man besser ohne Kinder lebt. Auch die finanzielle „Belastung“ durch Kinder wird als Argument genannt. Statistiker haben ermittelt, dass ein Kind bis zum 18. Lebensjahr durchschnittlich deutlich mehr als 100.000 Euro „kostet“.
Selbst wenn einige der genannten Argumente aus menschlicher Sicht auf den ersten Blick nachvollziehbar erscheinen mögen, machen diese wenigen Fakten unmissverständlich klar, in welch einem Umfeld wir als christliche Familien mit Kindern leben. Es ist ein Umfeld, das das biblische – und damit von Gott gewollte – Familienbild weitgehend über Bord geworfen hat. Diese Trends bleiben im Volk Gottes nicht ohne Folgen. Wir werden davon beeinflusst. Wir – das sind die Eltern. Wir – das sind ebenfalls unsere Kinder. Vieles haben wir bereits übernommen oder empfinden es zumindest nicht mehr als ungewöhnlich. Bei anderem stehen wir in Gefahr, es nach und nach stillschweigend zu tolerieren oder gar zu übernehmen. Und das, obwohl uns die Bibel dazu auffordert, uns nicht so zu verhalten wie die „Nationen“ (Eph 4,17). Die gesunde biblisch orientierte Belehrung über Gottes Plan für unser Familienleben ist deshalb unerlässlich – für Eltern und für Kinder.
Einerseits scheint die traditionelle Familie also in der Tat als Auslaufmodell zu gelten. Andererseits gibt es durchaus einen gegenläufigen Trend. Viele Menschen wünschen sich die Familie mit ihrer Geborgenheit zurück. Begründet wird das durch sinkende Geburtenraten, durch Frauen mit dem Drang zur vollen und dauerhaften Berufstätigkeit und durch den Wunsch nach festen Positionen in einer mehr und mehr globalisierten Welt. Vor einiger Zeit hat eine Umfrage ergeben, dass bei fast 80 % der Befragten die Familie wichtiger ist als der Beruf – und das gilt sogar für die befragten Männer. Gerade junge Leute glauben zunehmend, dass man eine Familie braucht, um wirklich glücklich zu leben. Dabei bleibt allerdings die Frage offen, wie man Familie „definiert“, d. h., was man darunter versteht.
Also eine Renaissance des Auslaufmodells Familie? Scheinbar ja. Bei manchen scheint das Motto zu lauten: „Was dir mangelt, das erstrebst du.“ Vielen mangelt es an sozialer Sicherheit, an Stabilität, an Werten, an Halt und Orientierung. In gewisser Hinsicht gewinnt deshalb die Familie zunehmend an Attraktivität. Darin liegt gerade für uns als Christen eine Chance, „Salz der Erde“ zu sein. In einer zunehmend orientierungslosen und egoistischen Welt haben wir die Möglichkeit, unseren Mitmenschen zu zeigen, wie man als Christ in einer christlichen Familie leben und Kinder für Christus erziehen kann. In einer Familie, die nach den biblischen Werten fragt. In einer Familie, in der man die Kinder liebt und mit Kindern lebt.
Wie die Ehe geht das biblische Familienbild auf die Schöpfungsordnung Gottes zurück. Gott hat Adam und Eva in der Ehe miteinander verbunden. Mann und Frau sind von Gott, dem Schöpfer, unterschiedlich geschaffen. Sie sind gleichwertig, aber nicht gleichartig. Aus den Wesensunterschieden zwischen Mann und Frau resultieren unterschiedliche Aufgaben in Ehe und Familie. Der gemeinsame Auftrag an beide Geschlechter lautet: „Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde“ (1. Mo 1,28). In 1. Mose 9,1 wird dieser Auftrag wiederholt, als Noah nach der Flut eine gereinigte Erde betrat. Eine Familie nach Gottes Plan besteht deshalb im Regelfall aus einem verheirateten Ehepaar und gemeinsamen Kindern.
Der Ehemann als Vater hat bestimmte Aufgaben, und die Ehefrau als Mutter hat bestimmte Aufgaben. Der Vater trägt die Hauptverantwortung für das Wohl seiner Familie und für die Erziehung der Kinder. Er gilt als „Ernährer“, d. h., derjenige, der materiell (finanziell) und geistlich für seine Familie – seine Ehefrau und seine Kinder – sorgt.
Die Ehefrau und Mutter ist das „Herz“ der Familie. Sie unterstützt ihren Mann bei seinen Aufgaben. Der Schwerpunkt ihrer Aufgabe liegt im
inneren
(d. h. häuslichen) Bereich, während der Mann mehr nach
außen
hin tätig wird. In Titus 2,4.5 werden die jungen Frauen unter anderem unterwiesen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben und mit häuslichen Arbeiten beschäftigt zu sein. Wie sich das im Alltag äußern kann, finden wir sehr eindrücklich in Sprüche 31 beschrieben. Dort wird uns eine motivierte und engagierte Frau gezeigt, die ihrem Mann eine echte Hilfe ist. Gerade dieses Kapitel macht völlig klar, dass das Klischee vom „Heimchen am Herd“ mit dem biblischen Frauen-und Mutterbild nicht übereinstimmt. Es geht nicht um die sogenannten „drei K“ (Kinder, Küche, Kirche), mit denen gerne – häufig geringschätzig – die soziale Rolle der Frau nach konservativen Wertvorstellungen beschrieben wird. Eine Ehefrau und Mutter hat weitaus mehr Aufgaben, als sich um die Erziehung des Nachwuchses, die Hausarbeit und die Vermittlung und Einhaltung moralischer und religiöser Prinzipien zu kümmern.
Es ist wichtig, dass wir als Christen eine klare Vorstellung davon haben, was die Bibel unter „Familie nach Gottes Plan“ versteht. Aber nicht nur das: Wir brauchen ebenfalls eine klare Vorstellung davon, wie akut die Gefahr ist, in der die christliche Familie heute steht.
In einem Punkt müssen wir sehr nüchtern sein: Die Welt will unsere Kinder und jungen Leute für sich haben. Der Fürst der Welt (der Teufel) greift gerade nach unseren Kindern. Das ist übrigens keine neue Erkenntnis. Das war immer so. Der Pharao Ägyptens wollte das Volk Israel schließlich ziehen lassen, aber die Kinder wollte er für sich haben. Daraufhin gab Mose ihm die klare Antwort: „Mit unseren Jungen und mit unseren Alten wollen wir ziehen, mit unseren Söhnen und mit unseren Töchtern, mit unserem Kleinvieh und mit unseren Rindern wollen wir ziehen; denn wir haben ein Fest des HERRN“ (2. Mo 10,9). Bei Nebukadnezar, dem König von Babel, war das nicht anders. Er wollte die Elite aus Juda und Jerusalem für sich haben. Er wollte – wie wir in Daniel 1 lesen – das Beste für sich. Er wollte die Jugend. Nicht umsonst sind gerade Diktatoren bis in unsere Zeit hinein immer wieder nach genau diesem Prinzip verfahren, das wohl Napoleon Bonaparte als Erster so formuliert hat: „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft.“ Das müssen wir Eltern ganz nüchtern sehen. Der Teufel greift nach unseren Kindern. So früh wie möglich. So raffiniert wie möglich. So vollständig wie möglich. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Kindertagesstätte und Ganztagsbetreuung sind zwei Schlagworte, die wir gut kennen. Die Ganztagsbetreuung der Kinder außerhalb der Familien wird bewusst als unkritisch und sogar wünschenswert dargestellt. Die Absicht, die dahintersteckt, müssen wir klar erkennen. Gleiches gilt für das von vielen gesellschaftlichen Gruppen angestrebte Ziel, junge Mütter nach der Geburt so schnell wie möglich wieder in den Berufs- und Arbeitsprozess zu integrieren.
Die christliche Familie ist dem Teufel ein Dorn im Auge. Er hat ein großes Interesse daran, Familien – sei es durch das Gedankengut des modernen Zeitgeistes oder durch eigenes oder fremdes Fehlverhalten – zu schwächen und zu zerstören. Zeitgenössische Erziehungswissenschaftler sprechen offen davon, dass es gut sei, Kinder so früh wie möglich – am besten noch im Vorschulalter – aus dem Umfeld der traditionellen Familien zu „befreien“. Das Ziel ist klar: Es geht darum, dass die Kinder früh die Ideologie dieser Welt lernen und verinnerlichen. Um dieses Ziel zu erreichen, scheint (fast) jedes Mittel richtig zu sein. Für uns als Eltern ist da äußerste Vorsicht geboten. Wir sollten schon sehr sorgfältig prüfen, wem wir unsere Kinder – besonders wenn sie noch klein sind – anvertrauen. Es ist unvermeidlich, dass sie zur Schule gehen und für das Leben ausgebildet werden, aber darüber hinaus gibt es viele Kontakte, die nicht unbedingt sein müssen und deshalb vermieden werden können.
Wir wollen nicht verkennen, dass intakte und gesunde Familien bis heute ein mächtiges Bollwerk gegen anti-christliche Tendenzen in unserer Gesellschaft sind. Wir haben gerade als Familien die Möglichkeit, „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ zu sein (vgl. Mt 5,13–14). Intakte christliche Familien zeigen nach außen, wie Gott sich Familienleben vorstellt. Sie wirken wie eine Bremse, die verhindert, dass sich das Böse in der Welt noch schneller ausbreitet. Gleichzeitig sind sie ein lebendiges Zeugnis für den Herrn. Ohne die Hilfe unseres Herrn ist es unmöglich, Familie nach Gottes Plan zu praktizieren. Wir brauchen Wegweisung und Hilfe von oben. Andererseits erfordert es genauso Mut und Entschiedenheit auf unserer Seite, weil wir gegen den Strom gängiger Meinungen und Verhaltensweisen schwimmen müssen. Das Handeln Gottes für uns nimmt nie unsere Verantwortung weg. Kinder für den Herrn Jesus zu erziehen und eine Atmosphäre der Liebe und des Vertrauens in unseren Familien zu schaffen, ist eine echte Herausforderung, der wir uns jeden Tag neu stellen müssen.
Gott hat der Familie von Anfang an besondere Zusagen gegeben. Eine der ersten Familien, die Gott in der Bibel erwähnt, ist die Familie Noahs. In diesem Zusammenhang spricht Gott zum ersten Mal von einem „Haus“. Er gibt diesem „Haus“ eine ganz besondere und großartige Zusage: „Und der HERRsprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus; denn dich habe ich als gerecht vor mir befunden in diesem Geschlecht“ (1. Mo 7,1).
Wir lernen
erstens
, dass es der Wille Gottes ist, ganze Familien zu retten. Das wird im Neuen Testament bestätigt. Dem Gefängnisleiter in Philippi wird gesagt:
„Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus“
(Apg 16,31). Der königliche Beamte in Kapernaum erlebte das gleiche Glück. Die Bibel sagt von ihm:
„Und er glaubte, er und sein ganzes Haus“
(Joh 4,53). Diesen Grundgedanken, dass Gott ganze Häuser (Familien) retten möchte, können wir uns gar nicht genug einprägen. Wenn Gott uns Kinder gibt, will Er sie retten. Es freut Gott, wenn wir Ihn in unseren Gebeten beim Wort nehmen und Ihm das im Glauben vortragen, was Er zugesagt hat. Er will ganze Häuser retten.
Gott möchte
zweitens
, dass wir uns gemeinsam mit unseren Familien an dem freuen, was Er uns gibt. In 5. Mose 14,26 spricht Gott ausdrücklich davon, dass der Israelit, wenn er in das Land Kanaan gekommen war, dort vor dem Herrn essen und sich freuen sollte mit seinem Haus. In 5. Mose 15,20 fordert Gott sein Volk auf:
„Vor dem HERRN, deinem Gott, sollst du es essen, Jahr für Jahr, du und dein Haus, an dem Ort, den der HERR
erwählen wird.“
Das deutet an, dass Gott großen Wert darauf legt, dass wir gemeinsam mit unseren Kindern an den Zusammenkünften der Gläubigen teilnehmen sollen.
Drittens
erinnert uns der Appell Josuas daran, dass wir gemeinsam mit unseren Familien dem Herrn folgen und Ihm dienen sollen. In Josua 24,15 formuliert Josua den Entschluss:
„Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN
dienen!“
Egal wie die anderen entscheiden würden, für Josua war die Sache klar. Seine Entscheidung stand fest. Das ist Orientierung für uns. Sind wir bereit, uns gemeinsam mit unseren Familien in den Dienst des Herrn zu stellen? Sind wir bereit, gemeinsam mit unseren Familien gegen den Strom zu schwimmen? Sind wir bereit, anders zu sein als andere? Gott erwartet von uns, dass wir uns – wie Josua – mit unseren Familien klar positionieren und auf Seine Seite stellen.
Kinder zu zeugen und Kinder zu haben, ist nicht allein ein Akt des Willens von Mann und Frau. Kinder sind zuerst ein Geschenk Gottes. Natürlich tragen Mann und Frau dabei eine Verantwortung. Wir sollten trotzdem nicht vergessen, dass es nicht nur auf uns ankommt, sondern dass Kinder immer aus der Hand des Schöpfers kommen. Ohne das aktive Eingreifen Gottes wird es keine Kinder geben. Der menschliche Erfindergeist hat Hervorragendes geleistet und Dinge entwickelt, über die wir staunen. Aber eins schafft selbst der genialste Erfindergeist nicht: Leben aus dem Nichts hervorzubringen. Der Psalmdichter bringt das mit folgenden Worten auf den Punkt: „Du wobst mich im Leib meiner Mutter. Ich preise dich dafür, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl“ (Ps 139,13.14). Wenn wir als Eltern ein neugeborenes Kind in den Armen halten, sollten wir Gott von Herzen dankbar sein, dass Er uns ein solches Geschenk gegeben hat. Jedes Kind ist ein „Wunderwerk“ und eine einzigartige Gabe Gottes.
Als Gott Mann und Frau schuf und sie in der Ehe zusammenführte, forderte Er sie auf: „Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde“ (1. Mose 1,28). Diese Aufforderung geht auf die Schöpfungsordnung Gottes zurück. Vielleicht ist es eines der wenigen Gebote, das wir Menschen – zumindest in vielen Fällen und über viele Jahrhunderte hinweg – erfüllt haben. Leider haben wir heute vielfach den Eindruck, dass selbst dieser Auftrag Gottes zunehmend ignoriert wird. Die sinkende Geburtenrate zeigt das klar.
Kinder zu haben, ist erstens ein großer Segen und eine große Freude. Aber mit dieser Gabe ist zweitens eine große Verantwortung verbunden. Dieser Verantwortung können und wollen wir uns als Eltern nicht entziehen. So handelt Gott übrigens immer, wenn Er uns etwas zur Freude schenkt. Gott möchte, dass wir mit seinen Gaben verantwortungsbewusst und zu seiner Ehre umgehen – und nicht diese Gaben missbrauchen. Als Christen haben wir die großartige Aufgabe, unsere Kinder für den Herrn zu erziehen.
Die Aussage: „Seid fruchtbar und mehrt euch“ wird im Neuen Testament nicht wiederholt. Trotzdem ist es normal, dass Menschen, die Gott in der Ehe miteinander verbindet, Kinder haben. Das ist einer der Gründe, warum Gott uns die Ehe gegeben hat. Dabei ist klar, dass wir nicht ausschließlich heiraten, um Kinder zu zeugen. Die Ehe darauf zu reduzieren, wäre viel zu wenig. Wir heiraten auch, um als Ehepaar für unseren Herrn zu leben und Freude und Leid miteinander zu teilen. Die Ehe ist eine Liebes-, Lebens- und Dienstgemeinschaft. Sie umfasst den ganzen Menschen, d. h. Geist, Seele und Leib. Selbst die körperliche (sexuelle) Einheit von Mann und Frau ist nicht ausschließlich dazu da, Kinder zu zeugen.
Gott hat uns die Sexualität – die übrigens nur in der Ehe ausgelebt werden soll – aus mindestens zwei Gründen gegeben:
Erstens
sollen wir im körperlichen Eins-Sein in der Ehe
Freude
an- und miteinander haben. Gott spricht ganz natürlich darüber. Salomo schreibt in Sprüche 5,15–19:
„Trink Wasser aus deiner Zisterne und Fließendes aus deinem Brunnen. Mögen nach außen sich ergießen deine Quellen, deine Wasserbäche auf die Straßen. Dir allein sollen sie gehören, und nicht Fremden mit dir. Deine Quelle sei gesegnet, und erfreue dich an der Frau deiner Jugend, der lieblichen Hirschkuh und anmutigen Gämse – ihre Brüste mögen dich berauschen zu aller Zeit, taumle stets in ihrer Liebe.“
Wir staunen vielleicht, wie unverkrampft die Bibel an dieser wie auch an anderen Stellen über die Freude an der Sexualität in der Ehe spricht. Sexualität ist durchaus kein Tabu-Thema in der Bibel.
Zweitens
kommen Mann und Frau in der Ehe geschlechtlich zusammen, um dem Auftrag Gottes zu entsprechen,
fruchtbar
zu sein und die Erde zu füllen. Als Christen fügen wir dabei gerne hinzu, dass wir nicht nur die
Erde
füllen möchten. Wir wollen darüber hinaus dazu beitragen, dass einmal der
Himmel
mit Menschen gefüllt ist, die Jesus als ihren Herrn und Heiland angenommen haben.
Zur Ehe gehören also Freude an der Sexualität und die Bereitschaft, Kinder zu haben. Es ist nicht richtig, wenn wir das eine – die Freude – wollen und das andere – die Kinder – verhindern wollen. Wer eine Ehe eingeht und dabei ganz bewusst keine Kinder haben will, geht an einem wesentlichen Ziel Gottes für die Ehe vorbei. Es bleibt wahr, dass es Gott ist, der Kinder schenkt oder eben nicht. Im Alten Testament lesen wir mehrfach, dass Gott den Mutterleib einer Frau „verschloss“ oder „öffnete“. Das nimmt allerdings nichts von unserer Verantwortung weg. Es ist jedenfalls nicht nach Gottes Gedanken, bewusst keine Kinder haben zu wollen. Dass es darüber hinaus auch Ehen gibt, in denen Gott den Wunsch nach Kindern nicht erfüllt, bleibt davon unbenommen.
Jean-Claude und Mireille sind seit einigen Jahren verheiratet. Beide stammen aus einer christlichen Familie mit mehreren Kindern und sind in einem nicht-europäischen Land aufgewachsen. Sie haben früh geheiratet. Kurz nach der Eheschließung zogen sie in eine europäische Großstadt, um dort zu arbeiten und – wie sie selbst sagen – das Leben zu genießen. Beide sind im Beruf sehr erfolgreich. Beide haben über den zweiten Bildungsweg ein berufsbegleitendes Studium gestartet. Für Kinder ist keine Zeit. „Vielleicht später – vielleicht gar nicht“, so ihr knapper Kommentar. „Jetzt geht der Beruf vor, und außerdem wollen wir endlich das Leben genießen.“ Mit dieser inneren Einstellung gehen die beiden leider am Plan Gottes für ihre Ehe vorbei.
Es gibt Ehepaare, denen Gott keine Kinder schenkt. Für viele dieser Paare ist das eine große geistliche Übung. Vor einiger Zeit sprach ich mit einem solchen Ehepaar. Die beiden sind seit über 20 Jahren verheiratet und haben keine Kinder. Sie erzählten, dass es lange gedauert habe, bis sie verstanden hätten, dass sie eigentlich nicht „kinderlos“, sondern „kinderfrei“ seien. Frei, ihre Kinderlosigkeit im Dienst für den Herrn zu benutzen. Genau das tun die beiden im großen Segen für andere Menschen in verschiedenen Ländern dieser Welt.