Auf dem Feld des Boas - Ernst-August Bremicker - E-Book

Auf dem Feld des Boas E-Book

Ernst August Bremicker

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Beschreibung

Eine ausführliche, gut verständliche und praxisorientierte Auslegung des zweiten Kapitels des Buches Ruth, von dem sowohl jüngere sowie auch ältere Leser Nutzen haben werden.

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ISBN Printversion: 978-3-89287-104-0 ISBN E-Book: 978-3-89287-471-3 © 2024 Christliche Schriftenverbreitung e.V. und www.bibelkommentare.deDieser Kommentar ist im Internet veröffentlicht unter: www.bibelkommentare.de/ebooks/uid?cmt.896.epubKontakt: [email protected]

Einleitung

Das Buch Ruth führt uns in einen traurigen Zeitabschnitt in der Geschichte des Volkes Israel. Kapitel 1,1 sagt uns, dass es die Zeit war, als die Richter in Israel richteten. Diese Zeit wurde durch den Grundsatz gekennzeichnet, dass jeder im Volk Gottes tat, was recht war in seinen Augen (vgl. Ri 17,6 und 21,25). Vor diesem dunklen Hintergrund strahlt uns die Gnade Gottes in diesem kurzen Buch hell entgegen. Es ist die wiederherstellende Gnade Gottes für Noomi, es ist die rettende, die segnende und zur Ruhe bringende Gnade für Ruth, die Fremde.

Das zweite Kapitel des Buches zeigt uns Ruth auf dem Feld des Boas, wo sie reichlich gesegnet wird. Gemeinsam wollen wir uns mit der Hilfe des Herrn ein wenig mit diesem Kapitel beschäftigen und dabei vor allem die praktische Anwendung auf uns und unser Leben als Christen im Auge halten.

Der geschichtliche Hintergrund

Der geschichtliche Hintergrund des Buches Ruth wird den meisten Lesern bekannt sein. Elimelech und Noomi treffen die folgenschwere Entscheidung ihre Heimatstadt Bethlehem wegen einer Hungersnot zu verlassen. Sie gehen in der Hoffnung nach Moab, dort Brot für ihre Familie zu finden. Doch der Weg endet im Desaster. Sie erfahren die Wirklichkeit der Worte Salomos: „Da ist ein Weg, der einem Menschen gerade erscheint, aber sein Ende sind Wege des Todes“ (Spr 16,25). Elimelech und seine beiden Söhne sterben in der Fremde, Noomi bleibt als Witwe mit ihren beiden Schwiegertöchtern Ruth und Orpa übrig.

Dann kommt aus der Heimat die Nachricht, dass Gott seinem Volk Brot gegeben hat. Noomi macht sich auf, um zurückzukehren, und ihre beiden Schwiegertöchter gehen mit. Doch unterwegs kommt es zu einer Trennung. Die eine – Orpa – geht nach Moab zurück, die andere – Ruth – ist durch nichts zu bewegen, ihre Schwiegermutter zu verlassen. Sie hat eine Entscheidung getroffen, und diese Entscheidung kann durch nichts revidiert werden. Sie geht mit Noomi nach Bethlehem.

Dort angekommen, macht sich Ruth auf, Ähren zu sammeln, um so für ihren und Noomis Lebensunterhalt zu sorgen. Zufällig trifft sie auf das Feld des Boas, wo sie nicht nur die Gnade des Boas erfährt, der sie reichlich segnet, sondern wo sie ihn, den Geber des Segens selbst, kennen und lieben lernt. Es stellt sich heraus, dass Boas ein Verwandter des verstorbenen Mannes von Ruth ist und somit als Löser für sie in Frage kommt. Nachdem ein zweiter Löser, der noch näher verwandt war, sein Lösungsrecht an Boas abtritt, ist der Weg frei, dass Boas und Ruth heiraten.

Die prophetische Bedeutung[*]

Die Geschehnisse im Buch Ruth haben zunächst eine tiefe prophetische Bedeutung. Noomi ist ein Bild des Volkes Israel, das aufgrund seiner Untreue und seines Fehlverhaltens alle Anrechte und Ansprüche auf den Segen und das Erbe Gottes verloren hat. Dennoch wird Gott Erbarmen mit seinem irdischen Volk haben, sie in das Land ihres Erbteils zurückbringen, um sie dann im Tausendjährigen Reich zu segnen. Es wird ein Überrest sein, der die von Gott zugesagten Segnungen genießen wird und der vor allen Dingen – unter großen inneren Übungen – dahin kommt, den Messias selbst zu erkennen. Dieser Überrest wird uns in Ruth vorgestellt. Dabei ist der entscheidende Punkt, dass Gott nicht auf der Grundlage eigener Verdienste gibt, sondern ausschließlich auf der Grundlage bedingungsloser Gnade. Es ist reine Gnade, wenn Gott einmal alle Versprechungen erfüllen und dem Volk überreichen Segen geben wird.

Eine kurze und prägnante Zusammenfassung der prophetischen Bedeutung des Buches Ruth gibt uns Jesaja 54,1–10. Dort finden wir Noomi, das Volk Israel, in dem Bild der vereinsamten und kinderlosen Witwe wieder, in der Frau, die von Gott wegen ihrer Untreue verstoßen wurde. Aber dann finden wir auch Ruth, den Überrest, von dem Gott sagt: „Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann – der HERR der Heerscharen ist sein Name – und der Heilige Israels ist dein Erlöser“ (Vers 5). Diesen (Er)löser sehen wir im Buch Ruth in der Person des Boas. Gott sagt: „Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen, aber mit großem Erbarmen will ich dich sammeln ... mit ewiger Güte werde ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser“ (Vers 7.8). Dann darf die Kinderlose, die Unfruchtbare, in Jubel ausbrechen, „denn der Kinder der Vereinsamten sind mehr als der Kinder der Vermählten, spricht der HERR“(Vers 1). Das sehen wir am Ende des Buches Ruth, wo Boas und Ruth heiraten und dadurch der Noomi ein Sohn geboren wird (Kapitel 4,17). In dem Überrest wird Israel fruchtbar werden, wenn es durch den Messias in den Segen des Tausendjährigen Reiches gebracht wird. Dann gehen die Worte aus Psalm 22,31 in Erfüllung: „Sie werden kommen und verkünden seine Gerechtigkeit einem Volk, welches geboren wird, dass er es getan hat.“

Die praktische Bedeutung

In der praktischen Anwendung auf uns sehen wir in Noomi das Bild eines Gläubigen, der die Gemeinschaft mit seinem Herrn verlassen hat, aber durch seine Gnade wiederhergestellt wird. Ruth hingegen ist das Bild eines (jung bekehrten) Gläubigen, der in der Beschäftigung mit dem Wort Gottes den Herrn Jesus besser kennen lernt und dadurch in eine enge persönliche Beziehung zu ihm gebracht wird. Aus Sicht von Ruth finden wir in Kapitel 1 ihre Glaubensentscheidung, in Kapitel 2 den Wachstumsprozess, der sich in den Kapiteln 3 und 4 fortsetzt, bis sie schließlich die Frau von Boas wird und damit in die engste Verbindung mit ihm gebracht wird. Aus göttlicher Sicht finden wir in Kapitel 1 die rettende Gnade, in Kapitel 2 die unterweisende Gnade, in Kapitel 3 die ruhebringende Gnade und in Kapitel 4 schließlich die Frucht der Gnade.

Boas ist ein herrliches Bild von unserem Herrn, der uns in seiner unbegreiflichen Gnade begegnet ist, der uns erlöst hat, der uns segnet und uns in die engste persönliche Verbindung mit sich selbst bringt, die wir uns nur denken können.

Eine konsequente Entscheidung

Das erste Kapitel zeigt uns zuerst, wo Ruth herkommt, nämlich aus Moab. Allein viermal finden wir den Ausdruck „die Moabiterin“ (Kapitel 1,22; 2,2; 2,21; 4,10) in dem kurzen Buch. Moab ist ein treffliches Bild der Welt in ihrer ganzen Sorglosigkeit. Geistliche Übungen und Prüfungen kennt man dort nicht (vgl. Jer 48,11). Aber Ruth hat sich aufgemacht, um Moab zu verlassen. Bevor sie in Bethlehem ankommt, wird sie jedoch auf eine harte Probe gestellt. Ihre Schwiegermutter drängt sie, in ihre Heimat zurückzukehren. Ihre Schwägerin Orpa ist ihr kein gutes Beispiel, denn sie geht. Doch im Gegensatz zu Orpa ist Ruth durch nichts und niemand aufzuhalten. Alles das, was Noomi ihr vorstellt, ändert ihre innere Einstellung nicht mehr. Sie hat ihre Entscheidung getroffen und will sie nicht mehr revidieren. Sie hat Moab hinter sich gelassen, um nach Bethlehem zu gehen.

Die ganze Tragweite dieser Entscheidung wird uns in zwei Versen deutlich gemacht. Boas stellt ihr das Zeugnis aus: „Es ist mir alles genau berichtet worden ... dass du deinen Vater und deine Mutter und das Land deiner Geburt verlassen hast und zu einem Volk gezogen bist, das du früher nicht kanntest“ (Kapitel 2,11). Und Ruth selbst sagt zu Noomi: „Dringe nicht in mich, dich zu verlassen, um hinter dir weg umzukehren; denn wohin du gehst, will ich gehen, und wo du weilst, will ich weilen; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott; wo du stirbst, will ich sterben, und dort will ich begraben werden. So soll mir der HERR tun und so hinzufügen, nur der Tod soll scheiden zwischen mir und dir!“ (Kapitel 1,16.17).

Damit hatte Ruth eine Entscheidung getroffen, die in zwei Richtungen ging: Erstens in Verbindung mit dem, was sie aufgegeben hat (Kapitel 2,11), und zweitens in Verbindung mit dem, was sie erwartete (Kapitel 1,16.17). Sie hatte ihren Vater, ihre Mutter und das Land ihrer Geburt verlassen. Das war ihr ursprüngliches, ihr natürliches Umfeld gewesen. In Moab war sie geboren worden, in Moab lebte ihr Familie, in Moab hatte sie einen Freundeskreis aufgebaut. Der Vater konnte ihr natürlichen Schutz geben, die Mutter lässt uns an die natürliche Liebe denken und in dem Land ihrer Geburt finden wir die natürlichen Beziehungen wieder. Das alles hatte Ruth aufgegeben, um zu einem Volk zu gehen, das sie früher nicht gekannt hatte. Sie war bereit, den Weg der Noomi zu gehen, in dem Land der Noomi zu wohnen, das Volk der Noomi zu ihrem Volk zu machen und den Gott der Noomi als ihren Gott anzunehmen.

Die Entscheidung von Ruth in diesen beiden Versen (Kapitel 1,16.17) dokumentiert wesentliche Voraussetzungen für geistliches Wachstum, nämlich Liebe und Glauben und als unmittelbare Folge davon Gehorsam. Dieser Gehorsam zeigt sich immer wieder in den folgenden Kapiteln. Ruth beweist, neben der Liebe zu Noomi, Liebe zu dem Weg Gottes (wohin du gehst, will ich gehen), Liebe zu dem Erbteil Gottes (wo du weilst, will ich weilen), Liebe zum Volk Gottes (dein Volk ist mein Volk), und schließlich Liebe zu Gott selbst (dein Gott ist mein Gott). Ihr Glaube wird in den Worten deutlich, dass sie im Land der Noomi begraben sein wollte. Das erinnert uns an Abraham, der für seine verstorbene Frau Sara ein Grundstück im Land Kanaan kaufte, um sie dort zu begraben. Es erinnert uns auch an Jakob und Joseph, die – obwohl sie in Ägypten starben – beide im Land der Verheißung begraben sein wollten. Von Joseph heißt es ausdrücklich, dass er durch Glauben Befehl wegen seiner Gebeine gegeben hatte (vgl. Heb 11,22).

Sowohl die Liebe als auch der Glaube münden in Gehorsam. Der Herr sagte selbst, dass der, der ihn liebt, auch seine Gebote hält (Joh 14,21) und Abraham war durch Glauben gehorsam (Heb 11,8). Ruth ist uns hier ein Vorbild, von dem wir lernen können. Geistliches Wachstum hängt nicht zuerst davon ab, wie viel wir von der Glaubenswahrheit aufnehmen und verstehen, sondern davon, ob wir eine konsequente Entscheidung getroffen haben, diese Welt zu verlassen. Die entscheidende Frage lautet, ob wir unseren Herrn lieben, ob wirklicher Glaube gefunden wird und ob wir als Folge davon bereit sind, seinen Willen auch zu tun. Dann – und nur dann – werden wir innerlich weiterkommen und unseren Herrn und Erlöser immer besser kennen lernen.

Auf dem Feld des Boas

Das zweite Kapitel unseres Buches zeigt uns Ruth auf dem Feld des Boas. Dabei können wir in der praktischen Anwendung auf uns in zwei grundsätzliche Richtungen denken: Erstens spricht das Feld von der Arbeit für unseren Herrn.

Jeder von uns hat eine Aufgabe im Werk des Herrn. Der Herr Jesus selbst macht diesen Vergleich und sagt: „Die Ernte zwar ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte aussende“ (Lk 10,2). Wir sollen allezeit überströmend sein im Werk des Herrn (1. Kor 15,58). Praktischen Anschauungsunterricht erhalten wir dazu in unserem Kapitel auf dem Feld von Boas.

Zweitens – und das steht ohne Frage in unserem Kapitel im Vordergrund – spricht das Feld von unserem Interesse an dem Segen Gottes. Wer auf dem Feld des Boas aufsammelt, der ist – im Bild gesprochen – mit dem Reichtum und den Segnungen Gottes beschäftigt, die er uns in seinem Wort vorstellt und die für unser geistliches Wachstum unerlässlich sind. Das Sammeln des Getreides auf dem Feld des Boas spricht von unserem Interesse an der christlichen Glaubenswahrheit, so wie Gott sie uns in seinem Wort gibt. Ruth hatte großes Interesse daran. Sie war fleißig im Auflesen und lernte dadurch Boas kennen. Für uns stellt sich da die Frage, wie es mit unserem Interesse steht, wenn es um das geht, was Gott uns an geistlichem Segen in seinem Wort gibt. Wenn wir uns mit seinem Wort beschäftigen, dann werden wir unseren Herrn darin finden und ihn besser kennen lernen.

Startpunkt Bethlehem

Und so kehrte Noomi zurück, und Ruth, die Moabiterin, ihre Schwiegertochter, mit ihr, die aus dem Gebiet von Moab zurückkehrte; und sie kamen nach Bethlehem ... (Kapitel 1,22).

Alles fängt damit an, dass Ruth gemeinsam mit Noomi in Bethlehem ankommt. Diese Stadt wird zum ersten Mal in der Geschichte Jakobs erwähnt. Der Name der Stadt lautet auch Ephrata; sie liegt im Gebiet Judas. Mit allen drei Namen wird dieser Ort in Verbindung gebracht (vgl. z. B. 1. Mo 35,19; Ri 17,7; Rt 4,11). Darin liegt folgende geistliche Unterweisung:

Bethlehem:

Bethlehem bedeutet Es ist der Ort, an dem Gott sein Volk segnen möchte, wo Nahrung vorhanden ist. Gott ist ein gebender und ein segnender Gott, und genau das erfahren wir in Bethlehem. Wir dürfen uns von dem nähren, was Gott uns gibt.

Juda:

Juda bedeutet Es ist der Ort, wo wir Gott Lob und Dank sagen und ihn preisen für das, was er für uns tut und was er uns gibt. Menschen, die von Gott Segen empfangen, sind auch solche, die ihm dafür Preis „zurückgeben“.

Ephrata: