Kings of Retribution MC: Defy - Sandy Alvarez - E-Book

Kings of Retribution MC: Defy E-Book

Sandy Alvarez

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Beschreibung

Die kleinsten Wunder können die größten Auswirkungen haben ... Allen Widrigkeiten des Lebens zum Trotz ist die Liebe von Bella und Logan unerschütterlich und stärker als je zuvor. Sie haben alles. Zumindest fast alles. Beide sehnen sich nach mehr und träumen davon, eine eigene Familie zu gründen, doch leider hat das Schicksal seine eigenen Pläne. Manchmal ist Bellas und Logans Lächeln eine Maske, hinter der sie ihren Herzschmerz, ihre Anstrengungen und Trauer vor der Außenwelt verbergen. Bevor auch noch ihre Beziehung ins Wanken gerät, beschließen sie, das gemeinsame Leben wieder in vollen Zügen zu genießen und an den Anfangspunkt ihrer Liebesgeschichte zurückzukehren. Aber wird das Schicksal erneut eingreifen?

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Sammlungen



Sandy Alvarez & Crystal Daniels

Kings of Retribution MC Teil 4: Defy

© 2018 by Sandy Alvarez & Crystal Daniels unter dem Originaltitel „Defy (Kings of Retribution MC Book 4)“

© 2023 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.de)

ISBN Print: 978-3-86495-634-8

ISBN ebook: 978-3-86495-635-5

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch oder Ausschnitte davon dürfen ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Herausgebers nicht vervielfältigt oder in irgendeiner Weise verwendet werden, außer für kurze Zitate in einer Buchbesprechung.

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Autorinnen

Kapitel 1

Logan

„Verdammt.“ Ich werfe den Schraubenschlüssel, den ich in der Hand halte, quer durch die Werkstatt. Er landet in einem Regal voller verschiedenen gebrauchten Motorradteilen. Ich kann mich beim besten Willen nicht konzentrieren. Dieser Umbau sollte nicht so lange dauern. Normalerweise wäre ich mit so etwas schon vor mehr als einer Woche fertig gewesen. Nein, dieser Tage sind meine Gedanken ganz woanders. Es geht um meine Frau.

Das Leben mit Bella ist mehr, als ich es mir je hätte vorstellen können. Ich bin für sie durch die Hölle und zurück gegangen. Ich habe gewaltige Hindernisse überwunden, um sie jede einzelne Nacht im Arm zu halten. Ich bin bereit, mit dem Teufel persönlich zu tanzen, wenn es sein muss, um ihr alles zu geben.

Gibt es Tage, an denen ihr freches Mundwerk zu viel für ihren kleinen Hintern ist?

Ja.

Will sie sich mir bei allem widersetzen?

Jeden. Verdammten. Tag.

Aber ich würde sie nicht anders haben wollen. Durch Bella fühle ich mich lebendiger als je zuvor in meinem Leben, aber das letzte Jahr war für sie nicht einfach – für keinen von uns.

Mehr als alles andere wünsche ich mir, eine Familie zu haben und mit ihr alt zu werden. Leider scheint das Leben es anders zu wollen. Seit Monaten haben wir versucht, eine eigene Familie zu gründen. Bis jetzt … nichts. Ich bin voll dabei. Ich will es genauso sehr wie Bella, aber der ganze Stress fordert langsam seinen Tribut.

„Welche Laus ist dir heute Morgen über die Leber gelaufen, Bruder?“, scherzt Quinn von der anderen Seite der Werkstatt, während er unter der Motorhaube eines Pick-ups steckt.

Immer noch verärgert erwidere ich: „Leck mich, Quinn.“

„Was zum Teufel ist hier draußen los?“ Jakes Stimme hallt von den Wänden der Werkstatt wider.

Unbeirrt gehe ich hinüber, um den weggeworfenen Schraubenschlüssel zu holen, damit ich mich wieder an die Arbeit machen kann.

„Unser Sonnenschein hier hat mal wieder einen schlechten Tag, Prez“, bemerkt Quinn, während er sich das Schmierfett von den Händen wischt.

„Logan. Ins Büro. Sofort!“, bellt Jake.

Ich mache kehrt und folge unserem Prez durch die Werkstatt in sein Büro.

„Mach die verdammte Tür zu“, befiehlt er.

An seinem Tonfall erkenne ich, dass er die Schnauze voll hat von meinem Benehmen. Ich schlage schon seit einer Weile um mich. Ich bin mir dessen bewusst, und alle anderen auch. Ich glaube, ich bekomme gleich eine verbale Abreibung. Ich will es nicht hören, aber ich habe es verdient. Angespannt bleibe ich weiter mit verschränkten Armen vor der Brust stehen.

„Setz dich verdammt noch mal hin. Ich schaue nicht zu dir hoch, während wir uns unterhalten“, grummelte er.

Ich greife nach dem Stuhl, ziehe dessen Beine über den Linoleumboden, und parke meinen Hintern auf dem Sitz.

„Ich sehe dir deine beschissene Einstellung jetzt schon seit einigen Wochen nach. Du kommst immer lustlos angeschlurft und schnauzt jeden an. Außerdem bist du mit der Arbeit im Rückstand.“ Jake macht eine Pause, damit ich Zeit habe, ihm zu antworten.

Ich neige den Kopf in den Nacken und starre an die Decke. „Du hast recht, ich war in letzter Zeit ein großes Arschloch.“

„Sprich mit mir, Sohn.“

Ich senke den Kopf und fahre mir mit der Hand über das unrasierte Gesicht. „Bella und ich haben es schwer bei dem Versuch, eine Familie zu gründen. Die Ärzte können keinen Grund finden, warum sie nicht schwanger wird. Das fordert seinen Tribut“, erzähle ich ihm als Kurzfassung.

Er lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und sieht müde aus. Ich bin nicht der Einzige, der etwas durchmacht. Ich kann es nicht genau sagen, weil Jake so wortkarg ist, wenn es um sein Privatleben geht, aber irgendetwas hat auch ihn in letzter Zeit gestresst.

„Es wird passieren, wenn die Zeit reif ist, Logan. Ihr seid beide noch jung.“

Etwas nagt an mir. Ich habe die Information, die ich gleich preisgeben werde, noch niemandem mitgeteilt. Vor allem, weil der Zeitpunkt noch nicht reif war. Ich wollte nicht all die positiven Dinge überschatten, die um uns herum geschehen. Aber ich brauche jemanden, mit dem ich darüber reden kann. Ich schlucke an dem Kloß in meinem Hals vorbei. „Vor einigen Monaten hatte Bella eine Fehlgeburt.“ Ich lasse meinen Kopf traurig hängen. Es tut gut, mit jemandem zu reden und unseren Verlust endlich zu gestehen. Ich schaue wieder zu ihm hoch. Traurigkeit steht ihm ins Gesicht geschrieben. „Sie hatte mit einem dieser Heimtests herausgefunden, dass sie schwanger war, aber bevor sie zum Arzt gehen konnte, um es zu bestätigen, haben wir das Baby verloren“, erzähle ich ihm.

Ich erinnere mich an beide Tage, als wären sie gestern passiert. Bella und ich nahmen uns jedes Wochenende Zeit, um mit meinem Motorrad eine Runde zu drehen, und landeten immer am See. Bella hatte den ganzen Tag ein Lächeln auf dem Gesicht, das die Sonne überstrahlte, was meinen Tag noch schöner machte. Während ich mit ihr zwischen meinen Beinen am Seeufer auf dem Boden saß, schwiegen wir. Als die Gold- und Rottöne auf der Wasseroberfläche tanzten, drehte sich Bella um, schlang ihre Beine um meine Hüften und griff in ihre Gesäßtasche.

„Schließ deine Augen“, flüsterte sie mir ins Ohr während sie sich zu mir vorbeugte.

Ich lächelte und spielte mit. Bella hob meine Hand und ließ etwas auf meine Handfläche gleiten, und ich schlang die Finger um das Objekt.

„Öffne deine Augen“, sagte sie leise.

Mein Blick ging zwischen uns hin und her, um dann auf meine ungeöffnete Hand zu sehen. Als ich die Hand öffnete, starrte mich das Wort schwanger von einem weiß-blauen Stäbchen an.

Ich spürte es.

Mein Herz setzte einen Schlag aus.

Als ich den Kopf hob, sah ich sie an. Die Frau, die ich liebe. „Ich werde Vater?“ Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele Gefühle auf einmal empfinden könnte. Ich war nicht darauf vorbereitet, so überwältigt zu sein. Sie nickte und gab mir ein klares Ja. Dann küsste ich sie.

Nichts hätte mich auf das vorbereiten können, was ein paar Tage später geschah. Sie wollte warten, bis die Schwangerschaft von einem Arzt bestätigt war, bevor sie die Nachricht allen mitteilte. In der folgenden Woche, zwei Tage vor ihrem Arzttermin, wachte sie mitten in der Nacht mit schrecklichen Krämpfen und Schmierblutungen auf. Wir machten uns Sorgen und beschlossen, in die Notaufnahme zu fahren. Ein paar Stunden später waren wir wieder zu Hause. Sie war völlig am Boden zerstört, und ich auch.

Bella hatte eine Fehlgeburt. Ich hielt sie im Arm, bis sie sich in den Schlaf weinte. Das eine Geräusch, das mich mehr als alles andere auf der Welt niederschmettert, ist ihr Weinen.

„Warum hast du nichts gesagt, Sohn?“ Jake stößt einen tiefen Seufzer aus.

„Weil ihre Schwester bei ihrer Hochzeit verkündet hatte, dass sie und Gabriel noch ein Baby bekommen würden. Bellas Fehlgeburt war eine Woche vorher, und sie wollte Albas und Gabriels schöne Nachrichten nicht verderben. Also bat sie mich, dass wir es eine Weile für uns behalten. Aus einer Weile wurden Wochen und dann Monate. Das Timing war nie richtig passend“, erkläre ich ihm.

Jake schweigt. Ich finde die Stille im Raum angenehm.

Doch dann spricht er. „Ich könnte dir vorwerfen, dass du dich während deines Verlustes auf deine Familie hättest stützen sollen, aber das werde ich nicht tun, weil ich es auch nicht getan habe.“

Ich sehe ihn verwirrt an.

„Deine Tante hatte zweimal eine Fehlgeburt. Beide Male im Frühstadium der Schwangerschaft. Ich wollte so gern Vater werden.“ Sein Blick geht ins Leere. „Sie wäre eine großartige Mutter gewesen. Doch es hat wohl nicht sollen sein. Aber sie hat sich an dich geklammert. Du warst das Kind, das sie nie haben konnte, und sie hat dich mit ihrer Liebe überschüttet. Irgendwann habe ich das Gleiche getan. Du wurdest der Sohn, den ich immer wollte.“

Was Jake gerade gesagt hat, macht mich sprachlos. Ich meine, ich weiß, dass sie nie Kinder hatten, aber ich wusste nicht, dass sie keine bekommen konnten. Meine Tante war meine zweite Mutter, und ich habe Jake immer als die Vaterfigur in meinem Leben betrachtet.

„Wie bei dir ging es mir manchmal an die Nieren. Der Schmerz verwandelte sich in Wut. Die Wut richtete sich niemals gegen deine Tante, denn ich behielt den Schmerz für mich. Sie hat ihren Kummer mit deiner Mutter geteilt, aber ich glaube nicht, dass sie jemals jemand anderem davon erzählt hat. Ich verstehe mehr als du ahnst, was du gerade durchmachst und fühlst, Logan. Ich habe das auch schon durchlitten“, offenbart er mir. „Du musst dir eine Auszeit von der Arbeit nehmen, vom Leben, für eine Weile.“

„Wir sind hier überlastet. Es ist unmöglich, dass ich mir jetzt eine Auszeit von der Arbeit nehme“, erkläre ich. Vielleicht sollte ich tatsächlich sagen, scheiß drauf,  und mit Bella die Stadt verlassen. Ich könnte meinen Dad anrufen und fragen, ob er mir sein Haus in Aspen zur Verfügung stellt. Ein Ort weit weg von allem und jedem, um wieder zu uns zu finden. Um uns endlich die Zeit zu nehmen, die wir brauchen, um unsere Wunden zu heilen. „Ich werde heute länger bleiben, um das Motorrad fertigzustellen, an dem ich gerade arbeite. Ich weiß nicht, wie lange ich dann weg sein werde, aber wenn ihr sicher seid, dass ihr hier alles im Griff habt, bin ich vielleicht schon Ende der Woche weg.“

„Du kommst zurück, wenn die Zeit reif ist“, sagt Jake. Er steht auf, zieht mich in eine Umarmung und klopft mir auf den Rücken.

Ich verlasse sein Büro mit einem etwas leichteren Gefühl als zuvor. Der Rest des Tages verläuft so reibungslos wie seit Wochen nicht mehr. Ich habe endlich meinen Rhythmus gefunden. Bei Einbruch der Dunkelheit ist das Motorrad fertig, und ich schließe die Werkstatt ab.

Auf der Heimfahrt erinnere ich mich an die letzte Reise, die ich mit Bella unternommen habe. Das war kurz nachdem ihre Schwester aufs College ging. Da sie nie außerhalb von Montana war, flog ich mit ihr auf die Bahamas. Ich habe ein kleines Häuschen direkt am Strand gebucht, das so abgelegen war, dass wir uns wie auf einer einsamen Insel fühlten. Sie jeden Tag im Bikini zu sehen, war das Sahnehäubchen. Wir blieben nur eine Woche, aber es war die beste Woche meines Lebens.

Durchbrennen kam mir nie in den Sinn. Ich bin immer davon ausgegangen, dass Bella eine große Hochzeit wollte, doch eines Abends, als wir am Strand saßen und den Sonnenuntergang beobachteten, überkam es mich. Ich wandte mich zu ihr und die Worte sprudelten aus mir heraus: „Heirate mich morgen.“

Ich hatte noch nicht einmal tief Luft geholt, als sie mir mit einem Lächeln ihr Gesicht zuwandte. „Okay.“

Ich meinte es todernst. Wie sich herausstellte, sie auch. Ich wusste, dass sie von ihrer Schwester und ihren Freundinnen eine Standpauke gehalten bekommen würde, und erwähnte es ihr gegenüber. Sie wiederum sagte: „Es geht darum, was wir wollen.“ Und sie hatte recht.

Am nächsten Morgen gingen wir in die Stadt und suchten gemeinsam unsere Eheringe aus, und ich fand jemanden, der uns bei Sonnenuntergang trauen konnte. Das Einzige, was ich nicht sehen durfte, war das Hochzeitskleid, das sie unterwegs kaufte.

An jenem Abend stand ich bei Sonnenuntergang allein mit dem Standesbeamten vor unserer Hütte und sah zu, wie sich auf mich zuschritt. Verdammt, ihr Anblick raubt mir immer noch den Atem. Ich kann nicht sagen, aus welchem Material das Kleid war oder wer es entworfen hatte; ich weiß nur, dass es sich an ihren Körper schmiegte, als wäre es für sie geschneidert worden. Es war ein cremefarbenes, göttinnenähnliches Kleid. In diesem Moment nahm ich auf dem weißen Sandstrand nur wahr, dass jeder barfüßige Schritt, den sie auf mich zuging, den Abstand zwischen uns verringerte. Schritt für Schritt kamen wir näher an unsere Ewigkeit. Eine ganze Woche lang hatte ich sie nun für mich allein, ohne Ablenkung.

Ich kehre in die Gegenwart zurück, begierig darauf, nach Hause zu kommen.

Kapitel 2

Bella

Ich schaue auf das bezaubernde kleine Mädchen in meinen Armen hinab und in die blauen Augen, die die Augen meiner Schwester widerspiegeln, und spüre Schmerz in meiner Brust. Trauer. Sehnsucht. Valentina Martinez wurde vor etwas mehr als drei Wochen geboren. Sie ist wunderschön mit ihrer blassen Haut, dem tiefschwarzen Haar und den blauen Augen. Ich werde nie vergessen, wie schockiert ich war, als ich herausfand, dass Alba zum ersten Mal schwanger war, aber als Gabe geboren war und ich sah, wie sie mit ihm umging, war mir klar, dass meine Schwester dazu bestimmt war, Mutter zu sein

Es ist unglaublich, wie weit wir es in nur wenigen Jahren gebracht haben. Wenn mir jemand vor drei Jahren gesagt hätte, dass wir beide mit Bikern verheiratet sein würden und meine Schwester zwei Kinder haben würde, hätte ich gesagt, dass derjenige seinen Verstand verloren hat. Aber jetzt könnte ich mir mein Leben nicht mehr anders vorstellen.

Ich sitze im Schaukelstuhl im Kinderzimmer, streichele sanft Vals zartes Haar und beobachte, wie ihre Augen schwer werden. Mir entgeht nicht, dass es mein Baby hätte sein können, das ich im Arm halte. Mein und Logans Baby wäre im gleichen Alter wie Valentina. Aber das Schicksal hielt andere Pläne für uns bereit. Wir haben unser Baby in der zwölften Woche verloren. Logan und ich beschlossen, meine Schwangerschaft nach dem ersten Untersuchungstermin bekannt zu geben. Wir konnten es kaum erwarten, es unserer Familie mitzuteilen, und wir hatten nur noch eine Woche zu warten. Aber unsere Verkündung fand nie statt. Vier Tage vor Beginn des zweiten Drittels meiner Schwangerschaft hatte ich eine Fehlgeburt.

Eine Woche danach heirateten Alba und Gabriel, und sie gab bekannt, dass sie Baby Nummer zwei erwarteten. Die Nachricht war ein Schlag für Logan und mich. Wir freuten uns riesig für meine Schwester und Gabriel, aber wir konnten den Schmerz nicht ganz unterdrücken. Bis zum heutigen Tag hat keiner von uns beiden unserer Familie von unserem Verlust erzählt. Ich sagte Logan, ich wolle nicht, dass unsere Trauer die Feierlichkeiten meiner Schwester überschatte. Logan und ich waren in dieser Zeit füreinander Felsen in der Brandung. An manchen Tagen ist es schwieriger, ein tapferes Gesicht aufzusetzen als an anderen, aber bisher haben wir den Sturm überstanden.

Ich greife nach oben und wische eine Träne weg, die sich ihren Weg über meine Wange bahnt.

„Bella, was ist los?“, fragt eine besorgte Alba, die den Raum betritt.

Ich winke ab und versuche, ihre Frage zu überspielen. „Mir geht’s gut. Ich bin einfach nur glücklich, das ist alles.“ Es ist keine vollkommene Lüge. Ich bin glücklich, aber ich sehe an dem Gesichtsausdruck meiner Schwester, dass sie mir das nicht abkauft. Ihre nächsten Worte beweisen, dass ich recht habe. „Lügnerin“, ruft sie mir unverhohlen zu.

Seufzend stehe ich auf und ignoriere ihre Behauptung, während ich mit meiner Nichte im Arm zum Kinderbett gehe und sie vorsichtig hinlege. In der Gewissheit, dass sie nicht aufwachen wird, verlasse ich Valentinas Zimmer mit meiner kleinen Schwester auf den Fersen. Als wir im Wohnzimmer ankommen, meldet sich Alba erneut zu Wort.

„Bitte sag mir, was los ist, und erzähl mir nicht, dass du nichts hast, Bella. Du bist in letzter Zeit nicht mehr du selbst. Glaube nicht, dass ich das nicht bemerkt habe. Du bist meine Schwester. Ich kenne dich doch. Ich habe darauf gewartet, dass du mit mir redest. Jetzt warte ich nicht länger. Ich will wissen, was mit dir los ist.“ Als ich ihr einen irritierten Blick zuwerfe, fügt sie hinzu: „Sieh mich nicht so an. Wenn es andersherum wäre, würdest du mich auch zum Reden zwingen.“

Damit hat sie nicht ganz unrecht.

Seufzend setze ich mich auf die Couch, und Alba folgt mir.

„Du weißt, dass ich mich für dich freue, oder?“, frage ich.

Meine Schwester zieht die Brauen zusammen. „Natürlich.“ Als ich gerade den Mund öffnen will, ergreift Alba meine Hand. „Ich weiß, dass du mit etwas zu kämpfen hast, Bella.“