Kings of Retribution MC: Demetri (Das Volkov-Imperium) - Sandy Alvarez - E-Book

Kings of Retribution MC: Demetri (Das Volkov-Imperium) E-Book

Sandy Alvarez

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Beschreibung

Demetri Als Herrscher über das Imperium der Volkovs hat Demetri viele Opfer zum Wohle der Familie gebracht. Doch all diese Opfer erweisen sich als bedeutungslos, nachdem er die dunklen Geheimnisse seines Vaters und die Lügen und den Verrat seiner Ex-Frau aufgedeckt hatte. Auf der Suche nach dem, was ihm genommen wurde, nimmt Demetri den Kings of Retribution MC in Montana ins Visier, wo er auf eine temperamentvolle, eigensinnige Frau stößt, die ungewollt einen Funken in ihm entzündet, von dem er dachte, dass er für immer erloschen sei. Glory Zwei Jahre lang hat Glory ihr Leben auf Eis gelegt, um ihrer besten Freundin und ihrer Patentochter zu helfen, den Klauen des Bösen zu entkommen. Jetzt, wo die Bedrohung beseitigt und ihre Freundin in Sicherheit ist, hat Glory das Gefühl, dass sie endlich ihr gewohntes Leben fortführen kann. Dachte sie zumindest. Doch mit jedem neuen Tag fühlt Glory sich immer verlorener und innerlich leerer, die traumatischen Ereignisse der Vergangenheit lasten zu schwer auf ihrer Seele. Bis Demetri Volkov wieder in ihr Leben tritt. Demetri ist der König der Unterwelt, und als Glory in einen Krieg zwischen zwei Mafia-Imperien gerät und von Demetris Feinden als Druckmittel benutzt wird, um zu bekommen, was sie wollen, tut er das Einzige, was er kann. Er tötet. Er zeigt keine Gnade und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Demetri schreckt vor nichts zurück, um Glory zurückzuholen. Teil 8 der Reihe rund um den Kings of Retribution Motorcycle Club der USA Today-Bestsellerautorinnen Sandy Alvarez und Crystal Daniels.

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Sandy Alvarez & Crystal Daniels

Kings of Retribution MC Teil 8: Demetri (Das Volkov-Imperium)

Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Oda Janz

© 2019 by Sandy Alvarez & Crystal Daniels unter dem Originaltitel „ Demetri: The Volkov Empire“

© 2024 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.de)

ISBN Print: 978-3-86495-660-7

ISBN eBook: 978-3-86495-661-4

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch oder Ausschnitte davon dürfen ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Herausgebers nicht vervielfältigt oder in irgendeiner Weise verwendet werden, außer für kurze Zitate in einer Buchbesprechung.

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Epilog

Autorinnen

Prolog

Demetri

De Burca. Der Name hinterlässt einen schalen Geschmack in meinem Mund. Ich hatte noch nie persönlich mit dieser Familie zu tun, aber ich weiß, sie ist der Bodensatz des organisierten Verbrechens in den Vereinigten Staaten. Eines ist klar: Ronan und seine Männer werden sterben. Das steht fest. Hätte Jake es nicht verdient, den Wichser selbst zu töten, würde ich Ronan jeden einzelnen Knochen in seinem Körper brechen und dann zusehen, wie er an seinem eigenen Blut erstickt. Dafür, was er ihr angetan hat - der Frau, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht: Glory Keller.

Ich verstehe mich selbst nicht. Aus Erfahrung weiß ich, dass man Frauen auf Abstand halten sollte. Keine Beziehungen. Nach dieser Devise lebe ich.

Ich spüre, wie ich immer frustrierter werde und wende den Blick ab.

Ich bin der Boss der mächtigsten Mafia-Familie in Russland. An meinen Händen klebt das Blut vieler Menschen und ich bin von meiner eigenen Familie verraten worden, von jenen, denen ich am meisten vertraut habe. Ich habe den Glauben an die Menschen verloren. Nur einigen wenigen vertraue ich noch. Warum also hat diese eine Frau, die ich zuvor noch nie gesehen habe, solch eine Wirkung auf mich?

Mein Blick wandert erneut zur anderen Seite des SUV und bleibt auf Glorys zerschundenem Gesicht hängen. Trotz der Verletzungen und des geschwollenen Auges sieht sie umwerfend aus. Ich balle meine Hände zu Fäusten und Wut steigt in mir auf. Irgendein widerwärtiger Bastard hat ihr das mit seinen schmutzigen Händen angetan.

Aber warum verdammt nochmal kümmert mich das überhaupt? Es sollte mir egal sein. Sie sollte mir egal sein, aber ich kann meine Augen nicht von ihr lassen. Seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe, geht das nun so.

Sie übt eine starke Anziehung auf mich aus. Anders als alles, was ich vorher gefühlt habe.

Ich spüre, wie sich mein Nacken verspannt. Mein Blick fällt auf ihre vollen Lippen, bevor er tiefer zu ihren ausladenden Brüsten wandert.

Als ich wieder hochsehe, blickt Glory mich missbilligend an. An ihrem Hals sieht man ihren Puls pochen. Sie dreht sich weg und flüstert ihrer Freundin neben ihr etwas zu.

Ihre Stärke fasziniert mich. Zwei Jahre lang hat diese Frau ihr Leben damit zugebracht, die Tochter ihrer Freundin vor dem Bösen zu beschützen. Dafür braucht es Mut. Es zeigt, was für eine Frau sie ist. Hingabe und Loyalität ist etwas, das man heutzutage nicht mehr bei vielen Menschen findet. Meiner Erfahrung nach, und ich bin in Bezug auf Frauen im Allgemeinen etwas abgestumpft, ist es selten, eine Frau zu finden, die Glorys Mut und Integrität besitzt.

Außerdem ist es verdammt erregend.

***

Stunden später befinde ich mich in einem abgedunkelten Raum im Clubhaus der Kings und sehe ihr beim Schlafen zu. Ich will mich vergewissern, dass es ihr gut geht. Alles, was ich höre, ist ihr Atem und mein Herzschlag. Wenn sie wüsste, wer ich bin, wie ich sein kann, würde sie mich nicht wollen. Aber es ist offensichtlich, dass sie mich will. Glory versucht mit eisigen Blicken und ihrem frechen Mundwerk zu vertuschen, dass sie sich zu mir hingezogen fühlt, aber ich durchschaue ihr Spielchen. Die Anziehung zwischen uns beiden ist zu groß. Wir können sie nicht leugnen, egal wie sehr wir es versuchen.

Glory

Es ist Samstagabend und ich sitze zu Hause im Pyjama auf der Couch. Seit ich in meine neue Wohnung gezogen bin, habe ich jedes Wochenende dasselbe gemacht.

Ich vermisse die Zeit, in der ich sorglos war. Ich war eine Frau, die das Leben liebte, die unter der Woche hart arbeitete und am Wochenende ausgelassen feierte. Diese Frau war lustig. Sie war furchtlos und hat jeden Tag ausgekostet.

So bin ich nicht mehr, auch wenn ich es gerne noch wäre. Ich will keine Angst vor dem Leben haben. Ich will nicht, dass meine Vergangenheit meine Zukunft bestimmt. Und ich will nicht ständig auf ihn warten. Die Hoffnung auf den einzigen Mann, bei dem ich etwas anderes als Angst empfinde, habe ich schon lange aufgegeben. Die Hoffnung, dass er einsieht, dass er mich auch will. Ich mache ihm keinen Vorwurf. Ich war ihm gegenüber immer nur unverschämt und zickig.

Es gab eine Zeit, in der ich dachte, er könnte hinter meiner rauen Art mein wahres Ich erkennen. Ich dachte, dass seine heißen Blicke, die sich in meinem Innersten wie tausend Schmetterlinge anfühlten, ein Zeichen für sein Verlangen nach mir wären.

Doch es stellte sich heraus, dass ich falsch lag. Er hat nie etwas gesagt und nie etwas unternommen. Ich komme mir dumm vor, weil ich dachte, er könnte auf eine Frau wie mich stehen. Während ich diese Gedanken beiseiteschiebe, stehe ich vom Sofa auf und mache mich auf den Weg in mein Schlafzimmer. Genug ist genug.

Heute Abend werde ich die alte Glory sein. Ich werde das heißeste Kleid anziehen, das ich besitze, und in die neue Bar gehen, die nur fünf Blocks von meiner Wohnung entfernt aufgemacht hat.

In meinem Schrank stöbere ich durch meine Kleider. Als ich entdecke, was ich gesucht habe, schnappe ich mir den schwarzen Stofffetzen vom Bügel und nehme ihn mit ins Bad. Ich ziehe meinen Pyjama aus, werfe ihn auf den Boden und streife den Stoff über meinen Körper. Es ist ein schwarzes Spaghettiträger-Kleid aus Satin, das zehn Zentimeter über meinen Knien endet. Vorne hat es einen tiefen V-Ausschnitt, der das Dekolleté perfekt in Szene setzt.

Ich trage ein dezentes Make-up auf und vervollständige es mit rotem Lippenstift. Dann greife ich nach oben, löse mein langes, rotbraunes Haar und lasse es in weichen Locken über meinen Rücken fallen. Zum Schluss besprühe ich mich mit meinem Lieblingsparfum.

Während ich mein Spiegelbild betrachte, stelle ich fest, dass ich verdammt heiß aussehe. Ich gehe aus dem Badezimmer, setze mich auf die Bettkante und schlüpfe mit den Füßen in ein Paar schwarze, zehn Zentimeter hohe Riemchenpumps.

Mit meiner Clutch in der Hand verlasse ich meine Wohnung, schließe die Tür ab und werfe meine Schlüssel in meine Tasche. Als ich mit dem Aufzug in die Lobby hinunterfahre, wartet mein Uber schon vor der Tür auf mich.

Ich nehme auf dem Rücksitz Platz, nenne dem Fahrer den Namen der Bar und in wenigen Minuten sind wir dort.

***

Direkt vor dem Eingang steige ich aus dem Auto und sehe, dass sich bereits eine Schlange gebildet hat. Ich versuche mein Glück und schlendere zu dem großen Mann, der vor der Tür steht. Er neigt den Kopf und öffnet mir sofort.

Ich denke, ich habe das richtige Kleid gewählt.

Mein ansehnliches Dekolleté hat dabei aber vermutlich auch nicht geschadet. Meine Titten haben mir schon Zugang zu mehr Bars und Clubs verschafft, als ich zählen kann. Und auch das eine oder andere Knöllchen haben sie mir erspart.

Ja, genau diese Art von Frau bin ich und ich werde mich nicht dafür entschuldigen.

Als ich durch die Tür trete, kommt Panik in mir auf, aber ich kann sie unterdrücken.

Du schaffst das, Glory!

Es ist nur ein Abend in einer Bar.

Ich sehe mich in dem schwach beleuchteten Raum um, entdecke die Theke zu meiner Rechten und mache mich auf den Weg dorthin. Mein erster Eindruck ist, dass die Atmosphäre ziemlich entspannt zu sein scheint. Die Musik ist nicht zu laut und die Tanzfläche nicht zu voll. Es gefällt mir, dass nicht nur Leute in ihren Zwanzigern hier sind, was mich überrascht, denn die Bar ist in der Nähe der Universität.

Als ich mich auf einen leeren Hocker an der Bar setze, serviert die Frau dahinter einem Mann, der etwas entfernt von mir sitzt, ein Bier und kommt dann zu mir.

„Was darf ich dir bringen?“

„Einen Gin Tonic, bitte.“

„Alles klar.“

Sie dreht sich um und macht sich daran, meinen Drink zu mixen. Als sie zurückkommt, stellt sie das Glas vor mir ab.

„Danke.“

Ich lege einen Zwanzig-Dollar-Schein auf den Tresen, aber sie schüttelt den Kopf.

„Der Gentleman da drüben sagt, dein Drink geht auf ihn.“

Sie deutet auf einen Mann in einem dunkelgrauen Hemd am Ende der Bar. Er hat die Ärmel bis zu den Ellbogen hochgerollt, sodass man seine gebräunten Arme sehen kann. Ich drehe mich auf meinem Barhocker um und führe das Glas zu meinen Lippen. Dabei sehe ich zu ihm hinüber.

Er fasst dies als Einladung auf, wirft ein paar Dollarnoten auf den Tresen und bewegt sich in meine Richtung. Meine Nerven flattern, als der Mann weiter auf mich zu kommt. Ich habe das schon dutzende Male gemacht: In eine Bar gehen, einen Typen aufreißen und das Ganze auf die eine oder andere Weise zu Ende bringen: entweder bei ihm oder bei mir.

Dennoch sagt mir eine Stimme in meinem Kopf, dass das eine schlechte Idee ist. Aber da ist noch eine andere Stimme. Eine, die mir sagt, dass ich weitermachen muss, dass ich die Vergangenheit zurücklassen und mein Leben zurückerobern muss. Ich will nicht nur vergessen, was mit mir passiert ist, ich will vor allem ihn vergessen.

„Hallo“, raunt eine tiefe Stimme über meiner linken Schulter. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich der Mann neben mich an die Bar lehnt.

Er streckt mir seine Hand entgegen.

„Ich bin Eric.“

 „Glory.“

Ich lege meine Hand in seine. Der Funke, auf den ich gehofft hatte, wenn sich unsere Hände berühren, bleibt aus.

Eric ist ein attraktiver Mann und genau das, was mir früher gefallen hätte, aber jetzt scheint alles an ihm falsch. Sein Haar hat die falsche Farbe, seiner Stimme fehlt der Akzent, er hat keine Tattoos auf den Armen und seine Augen sind einfach nur braun und nicht diese einzigartige Kombination aus einem grünen und einem blauen Auge wie bei der einen Person, mit der ich ihn offenbar vergleiche.

Doch auch wenn an dem Typ vor mir alles falsch zu sein scheint und die Stimme in meinem Kopf mich anbrüllt, dass ich dabei bin, einen riesigen Fehler zu begehen, tue ich es trotzdem. „Möchtest du von hier verschwinden, Glory?“

Ich stelle meinen Drink ab und rutsche von meinem Barhocker. „Ja“.

Eric und ich nehmen ein Taxi zurück zu seiner Wohnung am anderen Ende der Stadt. Als wir sein Stadthaus betreten, fallen wir sofort übereinander her. Seine Hände auf meinem Körper fühlen sich falsch an. Sein Kuss fühlt sich falsch an und der Geruch seines Eau de Cologne ist ekelerregend.

Als wir in sein Schlafzimmer stolpern, macht sich Panik in mir breit und das Rauschen in meinen Ohren betäubt meine Sinne. Die Erkenntnis, in welche Situation ich mich gebracht habe, trifft mich wie ein Schlag, als Eric die Träger meines Kleides herunterzieht und meine Brüste entblößt. Seine Handflächen streifen über meine Nippel und ich zittere am ganzen Körper. Aber nicht auf die gute Art. Seine Berührung katapultiert mich zurück an einen Ort, den ich verzweifelt versuche, zu vergessen. Mein Kleid fällt zu Boden und ich muss einen Schluchzer unterdrücken, während bittere Galle in mir hochsteigt.

„Hör auf“, flehe ich, lege meine Hände auf Erics Brustkorb und stoße ihn weg.

Er stolpert zurück und runzelt verwundert die Stirn. „Was ist los, Baby?“

„Ich kann das nicht.“ Ich versuche, einen klaren Kopf zu bekommen, während ich mein Kleid vom Fußboden aufhebe und schnell meinen Körper damit bedecke. Eric streckt die Hände vor sich aus, um die Situation zu entschärfen, die eine hässliche Wendung genommen hat.

„Okay.“

Er sieht mich an, als ob er bereits bereut, die verrückte Tussi, die vor ihm steht, mitgenommen zu haben.

„Soll ich dich nach Hause bringen?“

Ich schüttle den Kopf und kann ihm dabei nicht ins Gesicht sehen. Stattdessen stürme ich aus seinem Schlafzimmer mit meinen Schuhen in der Hand. Ich habe eine heftige Panikattacke und bin kurz davor, zu hyperventilieren. Es ist mir egal, wie peinlich diese ganze Sache ist.

Ich ignoriere Eric, der hinter mir meinen Namen ruft, stoße die Eingangstür auf und renne wie wild die Stufen der Treppe hinunter. Meine nackten Füße platschen über den Bürgersteig, während ich hastig die Straße hinunterlaufe. Ich werde nicht langsamer und werfe einen Blick über meine Schulter, um mich zu vergewissern, dass Eric mir nicht folgt. Erst als ich sicher bin, dass er es nicht tut, kann ich mich entspannen. Allerdings fällt mir eine schwarze Limousine auf, die im Schneckentempo hinter mir her kriecht. Ich schlinge meine Arme um meine Taille und gehe schneller. Das Auto lasse ich dabei nicht aus den Augen. Als ich mich erneut umdrehe, ist es immer noch hinter mir.

Was zum Teufel?

Jetzt habe ich offiziell Panik. Gott sei Dank kommt ein Taxi um die Ecke und fährt in meine Richtung. Ich atme erleichtert auf und winke es heran.

Kapitel 1

Demetri

Das dumpfe Pochen in meinen Schläfen entwickelt sich langsam zu einer ausgewachsenen Migräne. Ich schiebe den Laptop beiseite und greife nach meinem Glas Whisky, doch es ist leer.

„Möchten Sie noch einen, Mr. Volkov?“

Victor steht von seinem Platz auf der gegenüberliegenden Seite des Flugzeugs auf. Ich hebe meine Hand, um ihn aufzuhalten.

„Nein, mein Freund. Ich gehe in meine Kabine.

Bis zur Landung will ich nicht gestört werden.“ „Ja, Sir.“

Ich begebe mich in den rückwärtigen Teil des Flugzeugs und schiebe die Tür auf. Bewegungssensoren über dem Kopfende des Doppelbettes vor mir aktivieren kleine Lämpchen, die den Raum in ein warmes Licht tauchen. Wir haben noch ein paar Stunden bis zur Landung vor uns, also nehme ich mir etwas Zeit für mich, bevor ich mein Heimatland erreiche.

Ich ziehe meine Anzugjacke aus und lege sie über die Lehne des schwarzen Ledersessels, bevor ich die Krawatte um meinen Hals löse und sie zusammen mit meinen Manschettenknöpfen auf den Tisch neben dem kleinen Fenster lege. Dann kremple ich die Ärmel hoch. Ich leere meine Taschen und hole mein Telefon, meine Brieftasche, den Geldclip und den Rest meiner Sachen heraus. Dann streife ich meine Schuhe ab und strecke mich auf dem Bett aus.

Ich wäre so gern wieder in Polson, in meinem gemütlichen Zuhause, doch der Anruf, den ich um zwei Uhr nachts bekommen habe, bedurfte einer schnellen Entscheidung. Meine Anwesenheit wurde an einem anderen Ort benötigt.

Ich massiere meine Schläfen mit den Fingern und versuche, die Verspannung zu lösen. In Gedanken gehe ich den Anruf meines Mitarbeiters durch. Die Familie Petrov überschreitet offenbar ihre Grenzen und ist dabei in ein Territorium vorgedrungen, in dem sie nichts zu suchen hat.

Mein Territorium, um genau zu sein.

Seit über einhundert Jahren haben die Volkovs die Kontrolle darüber. Es begann mit meinem Urgroßvater, der unser Imperium mit Respekt, Integrität und Stärke aufgebaut hat. Ich dachte, ich würde es eines Tages meinem jüngsten Sohn Nikolai hinterlassen.

Mein zweiter Sohn, Logan, kennt das Mafia-Leben nicht und auch wenn er die Fähigkeit besitzt, sich problemlos an meinen speziellen Lebensstil anzupassen, weil er im Club aufwuchs, weiß ich, dass es nichts für ihn ist. Ich würde ihn nie darum bitten, das Leben aufzugeben, das er sich aufgebaut hat.

Logan ist genau da, wo er sein soll: bei seinen Brüdern und seiner Familie. Nikolai hingegen wurde seit dem Tag, an dem er geboren wurde, darauf vorbereitet, irgendwann das Familiengeschäft zu übernehmen. Und bis vor fünf Jahren hatte ich geglaubt, das wäre kein Problem. Zwischen uns und den Petrovs herrscht seit langem ein Pakt, der für beide Seiten bindend ist. Wir kommen uns gegenseitig nicht in die Quere und dazu gehört auch, dass sie keine Geschäfte mit meinen Partnern machen. Vadim, Yerik Petrovs Sohn, übernahm mehr und mehr die Kontrolle ihres kleinen Imperiums, seit sein Vater zu krank wurde, um sich selbst darum zu kümmern. Es sieht nicht so aus, als würde er noch lange durchhalten. Unnötig zu erwähnen, dass Vadim ein junger Heißsporn ist, der nach Macht giert.

Mir scheint, dass jemand ihn in seine Schranken weisen sollte.

Ich schließe meine Augen und lasse meine Gedanken treiben, hin zu einer ganz bestimmten Person. Einer Frau, um genau zu sein:

Glory Keller, einer Freundin der Kings of Retribution, dem Motorradclub von Logan, meinem ältesten Sohn.

Sie ist absolut atemberaubend, hat rotbraunes Haar und leuchtend grüne Augen, einen wundervollen Körper und ein loses Mundwerk, das ich ihr gerne mit meinem Schwanz stopfen würde. Glory hat etwas an sich, das mich fasziniert, seit ich sie das erste Mal gesehen habe.

Ich war in Polson und half Logan und seinem Club. Der Präsident der Kings, Jake, hat einen Mann gesucht, der zu einer Bedrohung für seine Frau Grace und den Club geworden war.

Glory wurde von dem Mann verprügelt, weil sie ihre beste Freundin Grace beschützt hat. Sie war stark und zäh und hat nicht klein beigegeben. Die Tatsache, dass sie durch die Hölle ging und es ohne mit der Wimper zu zucken wegsteckte, faszinierte mich. Glory hat ungewollt ein Feuer in mir entfacht, von dem ich dachte, es sei längst erloschen. Gefühle, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie für eine Frau empfinden könnte, begannen sich wie ein Flächenbrand in mir auszubreiten und wurden immer stärker, je öfter ich in ihrer Nähe war.

Obsession ist nicht mein Ding. So bin ich nicht. Aber diese Frau lässt mich nicht mehr los. Ich denke Tag und Nacht an sie.

Ich behalte sie im Auge, um mein irrationales Bedürfnis zu befriedigen, sie zu beschützen. In dem Moment, als sich unsere Blicke trafen, hat Glory meine Zukunft neu geschrieben. Ich weiß es. Sie weiß es. Die animalische, sexuelle Anziehung zwischen uns ist nicht zu leugnen. Doch Glory kämpft mit Gift und Galle dagegen an. Dabei will sie mich genauso wie ich sie. Eines ist klar: Ich werde sie bekommen. Sie wird in meinem Bett liegen. Nichts will ich mehr, als meine Spuren an ihr zu hinterlassen. Mein Schwanz zuckt allein bei dem Gedanken an meinen Handabdruck auf ihrem runden, prallen Hintern. Mit diesen Gedanken im Kopf schlafe ich schließlich ein.

Ich erwache dadurch, dass Victor meinen Namen ruft. Als ich meine Augen öffne, sehe ich, dass er an der Schlafzimmertür steht.

„Sir, wir landen in zwanzig Minuten.“

„Danke, Victor.“

Ich setze mich auf und schwinge meine Beine über die Kante des Betts. Dann fahre ich mit den Fingern durch meine Haare. Nachdem ich aufgestanden bin, sammle ich meine Sachen zusammen und mache mich fertig, bevor ich zurück in die Hauptkabine gehe und mich setze.

„Sergei wartet auf dem Rollfeld auf uns, um Sie in die Stadt zu bringen", erklärt mir Victor, während er seine schwarze Krawatte zurechtrückt. Seit vielen Jahren ist Victor bei mir. Er ist so loyal wie kein anderer und ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Ich hebe den Blick von meiner Uhr aus dem Fenster des Flugzeugs. Hier in Russland ist es jetzt Nachmittag.

„Ich möchte zuerst nach Hause. Ich brauche einige Dinge aus dem Arbeitszimmer, bevor wir in die Stadt fahren.“

„Ich sage Bescheid.“

Die Fahrt von dem kleinen Flughafen zu meinem Anwesen dauert nicht lang. Ich bin schlecht gelaunt, weil ich zurück nach Russland musste, und dass Sergei nicht am Flughafen aufgetaucht ist, wie er es hätte tun sollen, macht es nicht besser. Mein Sohn Nikolai hat mir gestanden, dass er Sergei nicht leiden kann und ich muss zugeben, dass ich ihm mehr und mehr Recht gebe. Ich schlucke meinen Ärger über Sergei hinunter und konzentriere mich auf die vertrauten Sehenswürdigkeiten meiner Heimatstadt, während wir das Flughafengelände verlassen. Hier bin ich aufgewachsen. Es ist das einzige Zuhause, das ich kenne. Und dennoch war die Entscheidung, die Dinge ein paar Monate lang von Amerika aus zu regeln, die beste, die ich damals treffen konnte. Ich wollte eine engere Bindung zu meinem ältesten Sohn Logan aufbauen und konnte somit ihn und Nikolai dabei beobachten, wie sie mehr und mehr zu echten Brüdern wurden. So, wie sie es verdienen.

Seit Generationen gehört den Volkovs ein großes Stück Land. Es ist weit und eben, mit tiefgrünem Gras bewachsen und am Horizont sieht man nichts als Bäume. Auf der Rückseite des Grundstücks verläuft im Osten ein Fluss, der meinen Besitz von der nahegelegenen Kleinstadt trennt. Vielleicht liebe ich deshalb die Stadt Polson in Montana so sehr, weil sie mich an meine Heimat erinnert.

Als wir den Hügel hinauffahren, kommt das Haus in Sicht. Mit „Haus“ meine ich eigentlich Landsitz. Das trifft es eher. Volkov Manor wurde 1928 von meinem Urgroßvater gebaut und hat eine Fläche von fast sechzigtausend Quadratmetern. Es ist extravagant, aber es ist mein Zuhause und ich liebe es.

„Sir ... Sir!“

Ich blinzle die Erinnerungen beiseite und drehe mich zu Victor, als das Auto anhält. Dabei bemerke ich den Ausdruck auf seinem Gesicht, während er sein Telefon in seine Anzugjacke steckt.

„Sie haben einen Besucher. Sie …“, sagt er und betont das Wort, damit ich weiß, dass es sich um eine Frau handelt, „ist in Ihrem Arbeitszimmer.“ Mein Blut gerät in Wallung.

„Wer hat sie hereingelassen?“

„Gordon“, antwortet Victor. „Er und Luca haben ein Auge auf sie.“

Gordon und Luca sind zwei meiner Männer. Ich habe meinen Leuten befohlen, meine Ex nicht in die Nähe meines Anwesens kommen zu lassen und meinen Anweisungen nicht zu gehorchen, wird Konsequenzen haben. Sergei sollte eigentlich alles unter Kontrolle haben während meiner Abwesenheit. Ich werde auch mit ihm reden müssen.

Ohne darauf zu warten, dass man mir die Tür öffnet, betrete ich mein Haus durch den Nebeneingang. So bin ich schneller in meinem Arbeitszimmer. Sie weiß, dass sie mein Anwesen nicht betreten darf.

„Wo ist Sergei?“

„In Ihrem Büro in der Stadt. Er wartet dort auf Sie, Sir“, informiert mich Victor, bevor ich die Tür aufstoße.

Ich überlege kurz.

„Sag ihm, ich werde mich verspäten.“

Die Tür schlägt gegen die Wand, als ich den Raum betrete. Auf meinem Stuhl hinter meinem Schreibtisch sitzt niemand Geringeres als meine Exfrau Ivanna.

„Verpiss dich sofort aus meinem Haus und von meinem Grund und Boden“, knurre ich.

Völlig unbeeindruckt von meinem Erscheinen steht sie auf.

„Dorogoi, du bist seit Monaten weg, und so begrüßt du mich?“

Sie bewegt sich um die Ecke meines Schreibtischs wie eine Schlange, die um ihre Beute kreist. Vor mir bleibt sie stehen. Der Geruch ihres teuren, schweren Parfüms erfüllt die Luft. Sie lehnt sich nach vorne und legt ihre Handflächen auf meinen Brustkorb.

„Ich vermisse uns“, säuselt sie und zieht einen Schmollmund.

Ich bin in vielerlei Hinsicht skrupellos, aber ich lege keine Hand an eine Frau. Obwohl Ivanna mich provoziert und ich meine Wut im Zaum zu halten versuche, nehme ich ruhig ihre Hände von meinem Körper, gehe um sie herum und setze mich.

„Geh jetzt, Ivanna. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.“

In ihrem Gesicht sehe ich, wie verletzt sie von meiner Zurückweisung ist und blitzschnell ändert sie ihr Verhalten.

„Du riechst nach billiger Schlampe.“

„Die einzige Frau, in deren Nähe ich war, bist du.“

Ich ziehe missbilligend eine Augenbraue hoch und lehne mich in meinem Schreibtischstuhl zurück. Ivanna geht zu einem kleinen Tisch und holt eine Zigarette aus ihrer Tasche. Ich sehe ihr dabei zu, wie sie sie anzündet und den ersten Zug nimmt.

Sie ignoriert meine Aufforderung, mein Haus zu verlassen, und setzt sich in einen braunen Ledersessel. Ich starre sie weiter an und sie schlägt die Beine übereinander. Sie ist definitiv nicht die Art Frau, zu der ich mich hingezogen fühle. Ivanna ist dünn, zu dünn. Ich ziehe es vor, etwas mehr zum Anfassen zu haben. Sie ist groß und hat glattes, blond gefärbtes Haar. Ihre Augen sind dunkel, wie ihre Seele.

Unsere Blicke treffen sich.

„Gefällt dir, was du siehst?“

Sie streift mit einer Hand zwischen ihren kleinen Brüsten entlang. Auch das gefällt mir nicht an einer Frau.

„Ich habe keine Zeit für deine Spielchen, Ivanna, also sag schon, warum du meine Regeln missachtet hast.“ Ich werde immer ungeduldiger.

„Können wir nicht aufhören, Feinde zu sein, Demetri? Ich möchte, dass wir noch einmal von vorne beginnen. Lass uns die Vergangenheit vergessen. Ich bin es leid, dass du zwischen mich und meinen Sohn so eine große Distanz gebracht hast.“

„All die schrecklichen Dinge, die du getan hast, kannst du nie wieder gutmachen.“

Allmählich werde ich wütend.

„Genügend Abstand und das bisschen Freundlichkeit, das ich dir entgegenbringe, weil du die Mutter unseres Sohnes bist, sind die einzigen Gründe, warum du nicht neben meinem Vater in einem feuchten Grab liegst und dort verrottest, denn da gehörst du hin! Und was Nikolai betrifft: Er ist ein erwachsener Mann und der Erbe meines Imperiums. Er trifft seine eigenen Entscheidungen und er hat sich dazu entschieden, dich aus seinem Leben auszuschließen. Das war nicht ich. Vielleicht, wenn du eine liebende Mutter gewesen wärst, anstatt deine Wünsche und Bedürfnisse über die seinen zu stellen, vielleicht würde er es dann anders sehen. Aber glücklicherweise sieht er dich genauso, wie du wirklich bist.“

Sie sitzt ruhig da und drückt ihre halb gerauchte Zigarette im Aschenbecher aus. Im Zimmer ist es still. Erinnerungen an meine erste Liebe laufen wie ein Film vor meinem inneren Auge ab und fühlen sich beinahe real an.

Ivannas Familie und mein Vater haben mir alles genommen. Sie beschlossen, der Frau, die ich damals liebte, und meinem wundervollen Sohn das Leben zu nehmen. Ich wollte alles hinter mir lassen, mein gesamtes Leben, um glücklich sein zu können, doch diesen Traum haben sie zerstört. Ivanna schlich sich in mein Leben. Zusammen mit meinem Vater hat sie alles geplant und in die Wege geleitet, damit ich in Russland blieb. Sie haben dafür getötet. An Ivannas Händen klebt dasselbe Blut wie an denen meines Vaters. Ich werde ihr niemals vergeben.

„Demetri ...“

„Genug“, brülle ich und stehe auf. Zorn breitet sich in Wellen in meinem Körper aus. Ihre Anwesenheit hat mich zurückgeworfen in ein dunkles, schwarzes Loch.

Die Tür zu meinem Arbeitszimmer wird geöffnet und Victor tritt ein. Er sieht mich an. Ich stehe am Abgrund und er weiß es. Er weiß, dass ich diese Schlampe töten werde, hier und jetzt, wenn er sie mir nicht aus den Augen schafft. Er geht durch das Zimmer, packt sie am Arm und zieht sie zur Tür. Bevor er sie schließt, sage ich noch zu ihm:

„Wenn sie noch einmal einen Fuß in mein Haus setzt ...“

Ich muss den Satz nicht beenden, er weiß genau, was ich meine.

„Ja, Sir.“

Um mich abzureagieren, gehe ich direkt in mein Fitnessstudio, das sich im gegenüberliegenden Flügel des Hauses befindet. Dort ist auch mein Schlafzimmer. Nachdem ich meinen Anzug gegen Sportklamotten getauscht habe, gehe ich an die Gewichte und dann auf das Laufband. Mich fit zu halten ist wichtig, aber es ist mit der Zeit auch zu einem Mittel geworden, um die Selbstkontrolle zu behalten. Es hilft mir, mich zu fokussieren.

Ich laufe gerade meinen fünften Kilometer, als Victor sich bemerkbar macht. Ich werde langsamer und bleibe schließlich stehen, wische mir den Schweiß aus dem Gesicht und trinke eine halbe Flasche Wasser in schnellen Zügen.

„Was gibt`s, Victor?“

„Es gibt da ein Problem in der Stadt, das Ihre Anwesenheit erfordert, Sir.“

„Ich weiß, dass ich zu spät zum Meeting komme. Sie können warten.“

Ich trinke den Rest meines Wassers und gehe Richtung Dusche.

„Gerade haben sie Yerik Petrov gefunden. Er wurde in seinem Krankenhausbett erschossen.“

Ich halte inne. Der Griff um mein Handtuch wird fester. Fuck. Yerik war der letzte Faden, an dem der Frieden zwischen unseren beiden Familien hing.

„Wir fahren in dreißig Minuten. Sag allen Bescheid.“

Kapitel 2

Glory

„Miss Keller?“

Jemand mit einer tiefen Stimme steht vor meinem Schreibtisch.

Ich sehe von dem Stapel Arbeiten auf, den ich gerade benote, schenke Jackson Owens, dem siebzehnjährigen Schüler vor mir meine Aufmerksamkeit und werfe einen Blick auf seine beiden Kumpels, die in der Tür zu meinem Klassenzimmer stehen und gaffen.

Ich strecke meinen Rücken durch, schiebe die Lesebrille mit Leopardenmuster aus dem Gesicht und werfe ihm einen ernsten Blick zu. „Was kann ich für dich tun, Jackson?“

Mit einem Grinsen, das sicher jedes Mädchen an der Macon High in Ohnmacht fallen lässt, mich aber überhaupt nicht beeindruckt, sagt er: „Ich habe mich gefragt, ob Sie bereit wären, mir Nachhilfe zu geben. Ich denke wirklich, dass ich von Ihren Privatstunden profitieren würde.“

Während ich mich in meinem Stuhl zurücklehne, seufze ich genervt.

Wie billig. Diese Highschool-Jungs denken immer, sie wären so clever.

„Was Sie brauchen, Mr. Owens, ist ein Tritt in den Hintern. Und jetzt schlage ich vor, dass Sie und Ihre Freunde ganz schnell verschwinden, bevor ich genau das tun werde“, sage ich und entlasse ihn mit einer Handbewegung.

Das Unterrichten an der High School macht mir nicht wirklich Spaß. Als ich mich vor sechs Monaten beworben habe, war nur in der elften Klasse eine Stelle frei.

Nach dem College habe ich in der Macon Middle School bei den jüngeren Schülern begonnen. Damals habe ich Sechstklässlern Geschichte beigebracht. Jetzt unterrichte ich Elftklässler in derselben Fachrichtung an der Macon High.

Ich wollte schon immer Lehrerin werden. Meiner Meinung nach ist es am schönsten, die mittleren Jahrgänge zu unterrichten. Mit den ganz kleinen Kindern komme ich auch nicht so gut klar. Ich fühle mich immer etwas sonderbar in ihrer Nähe. Ganz zu schweigen von den Teenagern. Ich bitte Gott jeden Morgen um die nötige Stärke und Geduld, mit diesen Kids klarzukommen. Ich meine, es gibt kein ungeschriebenes Gesetz, das besagt, dass Lehrer alle Kinder lieben müssen. Ich sage nicht, dass ich Kinder generell nicht mag. Ich liebe meine beiden Patenkinder.

Vor ein paar Jahren habe ich alles stehen und liegen lassen, um meiner besten Freundin zu helfen. Grace und ich sind zusammen aufgewachsen. Sie ist mehr als meine beste Freundin. Sie ist wie eine Schwester. Als sie die mutige Entscheidung traf, ihren gewalttätigen Mann zu verlassen, habe ich nicht gezögert, ihr beizustehen. Ich habe über zwei Jahre meines Lebens damit verbracht, mit ihrer Tochter Remi von Stadt zu Stadt zu ziehen. Grace hatte totale Panik, dass ihr Arschloch von Mann sie eines Tages finden könnte. Also lebte Remi bei mir und Grace hat uns so oft es ging besucht.

Wir haben damals nie mehr als ein paar Stunden voneinander entfernt gelebt. Zuerst haben wir gestritten und ich habe darauf bestanden, dass wir zusammenbleiben, aber Grace hat die räumliche Trennung schließlich durchgesetzt, um ihr Kind zu schützen. Letztendlich hat sich alles zum Guten gewendet. In der letzten Stadt, in die sie gezogen ist, hat sie Jake Delane kennengelernt. Er ist der Präsident eines Bikerclubs, den Kings of Retribution.

Jake und sein Club haben Graces Arschloch von Ehemann und seiner Familie ein Ende gesetzt, mit Hilfe von Demetri Volkov. Heute lebt sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage mit Jake in Polson, Montana, zusammen mit Remi und ihrer neugeborenen Tochter Ellie. So wie sie es verdient.

Wenn ich an meine beste Freundin und ihre neue Familie denke, kommen mir gleichzeitig auch Gedanken an ihn in den Sinn - Demetri.Demetri Volkov ist das arroganteste, dominanteste Arschloch, das ich je getroffen habe. Es tut nichts zur Sache, dass ich jedes Mal mein Höschen wechseln muss, wenn er in meiner Nähe ist.

Idiot.

Niemals werde ich den Tag vergessen, an dem ich ihn zum ersten Mal getroffen habe. Es ist schon ein paar Jahre her. Ich habe noch in North Dakota in einem Apartment mit Remi gewohnt, bevor sie zu Grace und Jake zog. Ich war mit meinem Hund Bo spazieren und als ich in meine Wohnung zurückkehrte, stand Ronan De Burca, Graces Mann, zusammen mit einigen seiner Schläger mitten in meinem Wohnzimmer. Ich bekomme immer noch Gänsehaut bei der Erinnerung daran, wie Ronan De Burca mich bestraft hat.