Until Us: Easton - Sandy Alvarez - E-Book

Until Us: Easton E-Book

Sandy Alvarez

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein heißblütiger Rockstar. Eine feurig-süße Bed&Breakfast-Inhaberin. Zwei Welten, die mit einem Boom kollidieren. Easton Evans hat alles, was er je wollte. Als Mitglied einer weltberühmten Rockband schwimmt er in Geld und die Frauen liegen ihm zu Füßen. Als jedoch ein verrückter weiblicher Fan beginnt, ihn zu stalken, beschließt er, sich eine Auszeit zu nehmen. Eine kleine Stadt in Tennessee scheint der perfekte Ort zu sein, doch sobald er einen Fuß auf die Connelly Ranch setzt, erkennt er, dass er hier garantiert keine Ruhe finden wird. Was er auch nicht will, denn seine hübsche Gastgeberin mit leuchtend rotem Haar begeistert ihn mehr als alles andere ... Becca kann sich kaum über Wasser halten. Sie tut alles, um zu verhindern, dass die Bank das Erbe ihrer Familie an sich reißt. Was ihr zu all dem Trubel noch gefehlt hat, ist ein heißer Playboy, der scheinbar immer bekommt, was er will. Sie hält Easton auf Abstand, sieht sich jedoch bald mit der Tatsache konfrontiert, dass er besser Herzen erobern kann, als sie gedacht hätte ... Dieses Buch ist Teil der Spin-Off-Serie aus der Welt der Mayson-Familie und dem Boom Factory Verlag von Aurora Rose Reynolds. Easton ist bekannt aus Until You: Jax.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 228

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



UNTIL US:EASTON

Sandy Alvarez & Crystal Daniels

© Die Originalausgabe wurde 2022 unter dem

Titel UNTIL EASTON von CRYSTAL DANIELS & SANDY ALVAREZ in Kooperation mit Boom Factory Publishing LLC veröffentlicht.

© 2023 Romance Edition Verlagsgesellschaft mbH

8700 Leoben, Austria

Aus dem Amerikanischen von Jennifer Kager

Covergestaltung: © Sturmmöwen

Titelabbildung: © mrbigphoto (shutterstock)

Redaktion & Korrektorat: Romance Edition

ISBN-Taschenbuch: 978-3-903413-59-7

ISBN-EPUB:978-3-903413-60-3

www.romance-edition.com

1

Easton

Beim Refrain unserer Abschlussnummer stimmt die Menge mit ein. Ich schließe die Augen. Diesen Song habe ich schon hunderte Male performt, doch der Gesang der Fans lässt mich den Text jedes Mal auf eine besondere Weise fühlen.

Nach dem letzten Ton öffne ich die Augen und blicke in tausende Gesichter. Alle Anwesenden strecken ihre Arme in den Himmel. Ein Meer aus leuchtenden Punkten wiegt sich wie Ozeanwellen über die Köpfe. Nur mit meinen Freunden auf der Bühne fühle ich mich so lebendig, ein natürliches Hochgefühl, das unvergleichlich ist.

Unser erster ausverkaufter Gig kommt mir in den Sinn. Wir alle, Archer, Cody, Micah und ich, waren im Vorfeld unglaublich nervös. Aber sobald wir die Bühne betraten, waren wir ganz in unserem Element, und die Menge drehte durch. Nie zuvor hatten die Leute dermaßen begeistert auf uns reagiert. Es war unglaublich. Die Energie, die meinen Körper jetzt durchströmt, unterscheidet sich nicht von der, die ich an jenem Abend vor so langer Zeit gespürt habe.

»Danke, Nashville!«, rufe ich, und die Lautsprecher verstärken meine Stimme über den ohrenbetäubenden Jubel in der ausverkauften Arena.

Als wir die Bühne verlassen haben, wirft mir unsere Tourmanagerin Heisley eine Flasche Wasser zu. »Ihr habt in dreißig Minuten das Meet and Greet.«

»Wo ist meine Frau?«, fragt Micah, und ich muss über seine Formulierung grinsen. Einen Monat vor unserer Tour haben er und seine Frau Tallulah in Vegas geheiratet. Stilecht wurde die Zeremonie in einer kleinen Kapelle von einem Elvis-Imitator durchgeführt. Die spontane Hochzeit kam für keinen von uns überraschend. Die beiden sind seit den Anfängen unserer Band East of Addiction zusammen. Tallulah war schon an seiner Seite, als wir noch von unserem Durchbruch träumten, immer pleite waren und mit halb leerem Tank von Stadt zu Stadt fuhren – in einem 1978er Winnebago Wohnmobil, das Micah von seinem Grandpa bekommen hatte. Als Micah erfuhr, dass Tallulah ihr erstes Kind erwartete, war er fest entschlossen, sie sofort zu heiraten.

»In der Garderobe«, ruft Heisley ihm zu, als wir uns einer nach dem andern an ihr vorbeidrängen.

»Augen auf, Leute«, sagt Cody und fängt ein Handtuch aus der Luft, das ihm einer der Roadies zugeworfen hat. Dann wischt er sich damit über das Gesicht.

»Ist das nicht dieselbe Blondine, die wir vor zwei Nächten in Memphis gesehen haben?«, fragt Archer, und ich drehe mich in die Richtung, in die er deutet. Tatsächlich steht da die Blondine von neulich inmitten anderer Frauen und starrt mich an. »Sieht so aus, als hättest du einen echt treuen Fan. Gib ihr, was sie will. Vielleicht verschwindet sie dann wieder«, stichelt Cody, obwohl er weiß, dass ich nicht interessiert bin. Seine Hand landet auf meiner Schulter. »Aber hey, wenn du nicht willst, werde ich mich mit ihr vergnügen.«

»Easton, Cody, Archer, Micah!« Die Gruppe gutaussehender Frauen belagert den Gang zur Garderobe und ruft unsere Namen. Jede einzelne von ihnen scheint auf mehr als nur einen Blick und ein Autogramm scharf zu sein. Ich zwinge mich, stehen zu bleiben, und setze mein Millionen-Dollar-Grinsen auf.

»Ladys.« Wie meine Bandkollegen auch, schenke ich ihnen meine Aufmerksamkeit und gebe Autogramme.

Eine langbeinige Blondine mit einladendem Dekolleté und einem lasziven Ausdruck in ihren blauen Augen drückt mir einen Stift in die Hand. »Kann ich ein Autogramm von dir haben?« Ihr Blick wandert über meine nackte Brust, und sie beißt sich auf die Unterlippe.

»Aber sicher, meine Schöne.« Ich spreche sie nicht darauf an, dass ich sie erst kürzlich gesehen habe. »Wo soll ich unterschreiben?«, frage ich, obwohl ich ihre Antwort schon kenne. Sie greift nach meiner Hand und positioniert die Spitze des Stiftes direkt über ihrer linken Brust.

»Genau hier«, raunt sie mir zu.

Ich bin ein Mann. Natürlich schaue ich hin. Doch ihre Verführungskünste verfehlen ihre Wirkung auf mich. Mein Körper reagiert in keinster Weise auf die Annäherungsversuche dieser Sexbombe. Das ist sicher ungewöhnlich für einen Mann in meinem Alter, doch ich hatte schon genug von dieser Art Sex, der nur kurz die Sinne betäubt. Meine Erfahrungen mit Frauen würden einen Durchschnittsmann vor Neid erblassen lassen.

Ich habe kein Interesse mehr, weil ich die Touren mit der Band, die vielen fremden Städte und die immer gleichen Hotelzimmer satthabe. Das schließt auch meinen Bedarf an weiblichen Fans ein. Trotzdem grinse ich die Blondine an und spiele die Rolle des Rockstars, zu dem ich stilisiert wurde. Ich ziehe die Kappe des Stiftes mit den Zähnen ab und setze meine Unterschrift auf ihre linke Brust, die sie mir bereitwillig entgegenstreckt. Meinen Bandkollegen ergeht es gerade genauso, nur mit anderen Frauen.

»Lasst uns den Zeitplan einhalten, Männer«, verkündet Heisley und erntet den Unmut der Groupies. »Keine Sorge, meine Damen«, tröstet sie die enttäuschte Menge. »Ich bin mir sicher, dass für einige von euch der heutige Abend noch nicht zu Ende ist.«

Die Blondine vor mir sieht mich erwartungsvoll an. »Wir sehen uns später«, sage ich, gebe ihr den Stift zurück und wende mich ab. Auch im Lügen bin ich inzwischen ein Profi. Vermutlich werde ich der Einzige unter den anwesenden Männern sein, der heute Abend allein ins Bett geht.

Heisleys zehn Zentimeter hohe Absätze klacken auf dem Betonboden, während wir ihr folgen. »Es sollte verboten sein, solche Kurven zu haben«, bemerkt Archer, der seinen Blick nicht vom Hintern unserer Tourmanagerin lösen kann. »Heisley, kommst du heute Abend zu mir?«

Heisley geht weiter, ohne auch nur für eine Sekunde ins Straucheln zu geraten, und wirft ihr langes lilafarbenes Haar über ihre Schultern. »Träum weiter. Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich das Geschäftliche vom Vergnügen getrennt halte?«, entgegnet sie und bleibt vor der Tür zu unserer Garderobe stehen.

Archer greift sich theatralisch an die Brust. »Du brichst mir das Herz«, jault er und blickt zu ihr hinunter. »Gib dir einen Ruck. Lass mich dir zeigen, was du verpasst.«

Ich schaue betreten zu Boden. Mein Freund will es heute Abend offenbar wissen. Jetzt beugt er sich hinunter zu ihrem Ohr. »Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen«, raunt er so laut, dass wir alle es hören können.

»Hast du irgendetwas zu bieten, das mir mein Hund, Ben und Jerry’s oder Bob nicht geben können? Wenn nicht, hör auf, unsere Zeit zu verschwenden.«

Ich verbeiße mir ein Grinsen. Archer macht sich an Heisley ran, seit wir sie als Tourmanagerin eingestellt haben. Sie weist ihn jedes Mal aus gutem Grund zurück, denn Archer genießt das Rockstarleben in vollen Zügen, und sie ist klug genug, sich privat von ihm fernzuhalten. Dabei ist mein Freund kein schlechter Kerl. Er geht ganz offen damit um, wer er ist und wie er lebt. Zu seinem Pech ist Heisley davon nicht angetan.

»Wer zum Teufel ist Bob?«, will Archer wissen, und seine Stimme klingt fast vorwurfsvoll. Nicht nur ich bin über seinen plötzlichen Sinneswandel erstaunt.

Heisley rollt mit den Augen, dann schaut sie auf ihre Uhr. »Jesus. Macht euch frisch. Ich bin gleich zurück und bringe euch in den Konferenzraum, wo ihr in dreißig Minuten die Fans mit den VIP-Tickets trefft. Danach gibt es noch ein paar Interviews mit der lokalen Presse«, sagt Heisley und lässt Archer in seinem aufgeheizten Zustand mit uns zurück.

»Wer zum Teufel ist Bob?«, fragt er in der Umkleidekabine, und ich werfe ihm einen Willst du mich verarschen?-Blick zu.

»Du hast mit mehr Frauen geschlafen, als du zählen kannst. Und doch hast du keine Ahnung.« Ich zucke mit den Schultern und ziehe mir ein sauberes Hemd an.

»Ich weiß genug«, brummt er.

»Bob ist ihr batteriebetriebener Freund«, klärt Tallulah ihn auf und wirft lachend ihre Arme um ihren Mann. Micah gibt seiner Frau einen flüchtigen Kuss, bevor er zärtlich über ihren Bauch streicht.

»Bob ist ein verdammter Dildo?« Archer fährt sich mit den Fingern durch sein langes Haar und seufzt. Er lässt sich auf einen Stuhl fallen und wirkt gleichzeitig erleichtert und verlegen. »Dieses Bild im Kopf werde ich nie mehr vergessen können«, murmelt er.

»Hör zu, Mann. Heisley ist von Anfang an mit uns auf Tournee gefahren. Sie sieht dich ständig mit irgendwelchen Frauen«, gebe ich zu bedenken.

»Was soll das heißen?«, fragt Archer irritiert und wirft sich ein sauberes Hemd über.

»Du hast fast jede Nacht eine andere in deinem Bett. Nicht alle Frauen wollen eine weitere Eroberung sein. Kapier einfach, dass sie nichts von dir will.«

»Soll das heißen, dass ich nicht gut genug für sie bin?« Archer klingt wütend, aber in seinem Gesicht erkenne ich einen Hauch von Schmerz.

»Das habe ich nicht gesagt. Du bist ein guter Kerl. Aber Heisley will mehr als einen One-Night-Stand. Sie will eine Bindung, eine richtige Beziehung. Bist du bereit, ihr das zu geben?«, frage ich. Archer schweigt dazu, was für mich Antwort genug ist.

Miles, unser Bandmanager, betritt mit einem grimmigen Gesichtsausdruck die Garderobe. »Tolle Show, Leute«, sagt er zu uns und schlendert mit einem Ordner in der Hand auf mich zu.

»Was ist los?«

Er reicht mir die Mappe, und ich öffne sie. Ein weiterer Brief ohne Absender. Wie alle anderen ist er mit roter Tinte geschrieben und enthält auch einzelne Passagen aus unseren Liedtexten. Irgendjemand gesteht mir, mich unendlich zu lieben, und meint, dass wir füreinander bestimmt sind.

Ich würde alles für dich tun. Ich würde dich nie verletzen. Es sei denn, du versuchst zu gehen.

Wenn du das tust, werde ich dich finden. Ich werde dir die Beine brechen. Ich bin vielleicht nicht sehr stark, aber ich kann gut mit einem Vorschlaghammer umgehen. Dann werde ich alle Tränen des Schmerzes und des Bedauerns wegküssen. Bitte zwing mich nicht, dir so schreckliche Dinge anzutun.

Wir sind dazu bestimmt, zusammen zu sein.

Für immer.

Bleib bei mir. Liebe mich. Ich werde mich gut um dich kümmern.

Wenn du versuchst, meiner Liebe zu entkommen, muss ich dir die Hände fesseln, damit du dich nicht weiter verletzt.

Versuch nicht, vor dem zu fliehen, was wir haben.

Ich werde mich gut um dich kümmern. Du wirst glücklich sein. Du liebst mich genauso, wie ich dich liebe.

Du bist mein Romeo, und ich bin deine Julia.

Egal, was die Leute sagen, mit denen du dich umgibst, oder ob sie mit ihren grausamen Worten versuchen, unsere Liebe zu vergiften. Uns kann nichts trennen. Ich werde dich immer lieben. Wenn sie sich weiterhin zwischen uns stellen, werde ich ihnen wehtun. Wer uns trennen will, muss sterben.

Irgendwann werden sie verlieren, und wir werden zusammen sein. Dann wirst du verstehen, wie tief meine Liebe ist. Nicht einmal dein Tod wird mich davon abhalten, mit dir zusammen zu sein.

»Kam er wie sonst mit der Fanpost?«, frage ich Miles, der mich ernst betrachtet.

»Nein. Er klebte an der Tür des Tourbusses.«

Ein Klopfen an der Garderobentür versetzt alle in Alarmbereitschaft. Jax, unser Sicherheitschef für den heutigen Abend, schaut zu uns herein. Er sieht zuerst mich an, dann Miles. »Dürfen wir reinkommen?«

»Aber immer«, antworte ich, worauf er mit seiner Frau Ellie den Raum betritt und die Tür hinter ihnen schließt.

»Schön, dich wiederzusehen«, sagt Jax und begrüßt mich mit einem Schulterklopfen.

»Gleichfalls.« Dann schaue ich zu seiner Frau. »Ellie, wie geht es dir? Du bist noch schöner als beim letzten Mal.«

»Hey Easton. Mir geht’s gut. Das Konzert war fantastisch.« Sie strahlt.

»War die Familie zufrieden mit den VIP-Tickets, die ich dir geschickt habe?«, erkundige ich mich. Jax und ich kennen uns schon länger. Immer, wenn wir in oder in der Nähe von Nashville auftreten, ist er der Erste, den wir anrufen, um den Veranstaltungsort zu sichern. Jax und alle Männer, mit denen er zusammenarbeitet, sind einsame Spitze in ihrem Job.

»Sie fanden es großartig. Du hast einen gut bei mir, Kumpel.« Jax’ Gesichtsausdruck wird ernst und sachlich. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich das anspreche. Aber Miles hat mir vorhin von den Briefen erzählt und uns gebeten, die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen.« Er verschränkt seine Arme vor der Brust. »Wie lange geht das schon so? Ein paar Monate?«

»Ja. Allerdings ist das der erste Brief, der persönlich bei einer unserer Veranstaltungen hinterlassen wurde. Das ist ziemlich dreist.« Wut steigt in meinem Bauch auf. »Und diesmal werde nicht nur ich bedroht, sondern auch meine Familie und meine Freunde.« Ich schaue mich nach den anderen um. »Das muss aufhören, bevor etwas Schlimmes passiert.«

»Darf ich mir diese Briefe mal ansehen?«, fragt Jax, und ich reiche ihm die Mappe. Er blättert sie durch. »Darf ich die für eine Weile behalten? Ich würde das alles gern weiter untersuchen.«

»Untersuchen?« Ich starre ihn an.

Jax nickt. »Ja. Es wirkt, als würde mehr als nur ein besessener Fan dahinterstecken. Er oder sie greift zu schriftlichen Drohungen. Du solltest das genauer prüfen lassen.«

»Bin ganz deiner Meinung«, stimmt Miles zu. »Heute war das letzte Konzert der Tournee. Nehmt euch alle eine Auszeit und fahrt in den Urlaub, bis wir diesen Schlamassel bereinigt haben.«

»Was ist mit unserem Termin nächste Woche im Studio? Sollen wir den absagen? Wir wollten doch ein paar neue Songs aufnehmen«, wendet Cody ein.

»Das verschieben wir«, sagt Miles und scheint keine Widerworte zu dulden.

»Miles hat recht. Außerdem solltet ihr die Öffentlichkeit meiden. Ihr alle, nicht nur Easton. Ihr solltet außerdem davon ausgehen, dass diese Drohungen auch eure Familien, Freunde oder andere Personen betreffen, mit denen ihr regelmäßig in Kontakt steht.« Jax’ ernster Tonfall macht mich noch unruhiger, als ich es ohnehin schon bin.

Heisley streckt ihren Kopf in den Raum. »Zeit für das Meet and Greet. Männer, lasst uns gehen.«

»Können wir später weiter darüber reden?«, frage ich Jax.

»Kein Problem«, entgegnet er, ehe ich mit der Band die Garderobe verlasse.

Später am Abend, nachdem wir mit den Fans gesprochen, hunderte Autogramme gegeben und den Medien Rede und Antwort gestanden haben, steigen alle in den Tourbus. Ich bleibe zurück, weil ich die Nacht hier verbringen will, um morgen nach Montana zu fliegen. Jax und Ellie verabschieden sich von den anderen Bandmitgliedern und kommen dann mit Miles auf mich zu. »Hast du mein Ticket?«, frage ich Miles.

»Dein Flug geht morgen Vormittag.« Er sieht mich besorgt an. »Willst du trotzdem fliegen?«

»Es ist nur für ein paar Tage. Ich will den Geburtstag meiner Nichte nicht verpassen. Sobald ich zurück bin, verschwinde ich für ein paar Tage irgendwohin.«

»Soll ich dir was buchen? Vielleicht eine dieser Villen auf den Florida Keys? Sie werden privat vermietet und sind etwas abgelegen«, meint Miles. Die Vorstellung, ganz allein ein paar Tage am Strand zu verbringen, gefällt mir ganz gut.

»Ich habe einen anderen Vorschlag«, wirft Ellie ein, und ich sehe sie fragend an. »Meine Freundin Becca, die im Friseursalon arbeitet, betreibt eine Frühstückspension.«

»Und wo?«, frage ich.

»Hier in Tennessee. Nicht weit von Nashville entfernt, auf der Connelly Ranch.«

»Da war ich definitiv noch nie.«

»Wenn du nach einem Ort suchst, an dem du für eine Weile untertauchen kannst, kann ich dir keinen besseren Ort als meine Heimatstadt empfehlen. Und wir würden uns über deinen Besuch sehr freuen.«

»Okay, Urlaub bei Becca. Klingt doch gut«, stimme ich dem Vorschlag zu und schaue zu Jax. »Hältst du mich wegen dieser Stalker-Sache auf dem Laufenden?«

»Klar, Mann«.

»Miles, kannst du Gizmo eine Weile behalten?«

»Kein Problem«, stimmt Miles zu.

»In Ordnung.« Ich schaue zwischen Jax und Ellie hin und her. »Connelly Ranch, ich komme.« Ich klatsche in die Hände, obwohl ich keine Ahnung habe, was mich in dieser Kleinstadt erwartet.

2

Becca

Ich bin eine absolute Frühaufsteherin. Schon als Kind war ich vor der Sonne wach. Vielleicht ist das verrückt, aber der Morgen ist meine Lieblingstageszeit. Vermutlich, weil ich diese Stunden mit meinem Großvater verbringen kann.

Als ich sechs Jahre alt war, starben meine Eltern bei einem Autounfall. Sie waren auf dem Heimweg von Texas, wo sie eine vernachlässigte Stute abgeholt hatten, um sie zu uns auf die Ranch zu bringen. Mom hatte eine große Leidenschaft für Pferde, und die meisten auf der Connelly Ranch waren gerettete Tiere.

Ein entgegenkommender Laster, dessen Fahrer wohl eingeschlafen war, krachte frontal in den Transporter meiner Eltern. Sie waren sofort tot. Ich werde nie die Nacht vergessen, in der der Sheriff zu uns nach Hause kam, um uns die Nachricht zu überbringen. Ich blieb immer bei meinen Großeltern, wenn Mom und Dad unterwegs waren.

Meine Mutter war ein Einzelkind, genau wie ich. Mit achtzehn lernte sie meinen Vater kennen, der zwei Jahre älter war und auf der Connelly Ranch anheuerte. Dad stammte aus Louisiana und hatte ein Jahr zuvor seine Mutter verloren. Er erzählte immer, dass er ein Herumtreiber ohne wirkliches Ziel war, bis zu dem Tag, an dem er auf der Ranch auftauchte und nach Arbeit fragte. In dem Moment, in dem er meine Mutter erblickte, hatte er sein Zuhause gefunden. Ich wurde nie müde, diese Geschichte zu hören.

Nach dem Tod meiner Eltern lebte ich bei meinen Großeltern. Grandma konnte den Verlust nie verwinden. Aber mein Großvater blieb stark und hielt unsere Familie zusammen. Vor ein paar Jahren verstarb auch meine Grandma, sodass nur noch mein Großvater und ich von unserer Familie übrig sind.

Seit den Fünfzigerjahren gehört die Connelly Ranch meiner Familie, nachdem meine Großeltern aus Boston hierhergezogen waren. Grandpa ist das Kind irischer Einwanderer, die in Boston recht erfolgreich einige Geschäfte betrieben haben. Er jedoch träumte von einem Leben abseits der Großstadt und kaufte ein Stück Land in der Nähe einer Kleinstadt mitten in Tennessee. Im Jahre 1957 gründete er Connelly Ranch & Inn. Das kleine Unternehmen florierte und meine Familie hatte über mehrere Jahrzehnte ein gutes Leben.

Jetzt ist es ein täglicher Kampf, zumindest so viel zu erwirtschaften, um die Ranch zu behalten. Seit meine Großmutter gestorben und mein Großvater älter geworden ist, liegt ein großer Teil der Verantwortung für die Leitung der Ranch und der Frühstückspension auf meinen Schultern.

Vor zwei Jahren waren unsere Zimmer das ganze Jahr über ausgebucht. Jetzt sind wir froh, wenn wenigstens die Hälfte besetzt sind, um Geld zu erwirtschaften, das wir für die dringend benötigten Reparaturen des in die Jahre gekommenen Gebäudes benötigen. Es braucht zumindest ein neues Dach und neue Sanitäranlagen. Oft genug beschweren sich die Gäste über das zu kalte Wasser, das aus den maroden Leitungen manchmal nur tröpfelt.

Als meine Großmutter an Krebs erkrankte, musste mein Großvater wegen der Arztrechnungen einen Kredit aufnehmen. Jetzt sind wir so hoch verschuldet, dass wir uns das wenige Personal, das wir noch haben, kaum leisten können. Vor sechs Monaten musste ich den Koch und unsere Haushälterin entlassen. Unsere übrigen beiden Angestellten, Steve und David, arbeiten seit über zwanzig Jahren für meinen Großvater auf der Ranch. Sie sind gerne bei uns und ausgesprochen nachsichtig, wenn ich sie nicht pünktlich bezahlen kann, was so gut wie immer der Fall ist. Deshalb arbeite ich noch nebenbei in dem einzigen Friseursalon der Stadt, um das Geld für die Kreditraten und die Gehälter aufzubringen.

Ich schüttle meine trüben Gedanken ab, nehme einen Schluck Kaffee und genieße, wie jeden Morgen, den Sonnenaufgang und den Blick über die Connelly Ranch. Sie liegt auf acht Hektar weitläufigen Hügeln mit saftig grünem Gras. Wir haben zwölf Pferde, neun Ziegen, fünfzehn Hühner, fünf Hunde und mehr streunende Katzen, als ich zählen kann. Außerdem gibt es einen Garten mit Tomaten, Kürbissen, Paprika, Kartoffeln, Bohnen, Salat, Gurken und Erdbeeren. Meine Großmutter war immer sehr stolz darauf, besonders auf das üppig wuchernde Kräuterbeet. Für die meisten Mahlzeiten, die ich koche, kommen die Zutaten direkt aus dem Garten. Das spart nicht nur Kosten, sondern erfreut auch die Gäste, die zunehmend regionale Produkte erwarten.

Dann gibt es noch das Haupthaus, das Connelly Inn. Es wurde in den Zwanzigerjahren gebaut, hat massive Säulen und eine umlaufende Veranda. Im oberen Stockwerk gibt es eine weitläufige Terrasse, auf der die Gäste gern ihre Mahlzeiten einnehmen. Die Aussicht von dort ist bei Sonnenuntergang genauso schön wie bei Sonnenaufgang. Das Innere des Hauses ist wegen des großen Foyers und der handgeschnitzten Treppe ebenso einzigartig. Obwohl wir in den letzten Jahrzehnten viel modernisieren mussten, haben wir darauf geachtet, den ursprünglichen Charme des Hauses zu erhalten.

Das Knarren der Dielen hinter mir reißt mich aus meinen Gedanken, und ich drehe mich um. Hinter mir erkenne ich die große Gestalt meines Großvaters, der die Küche betritt. »Hey Daideò. Was machst du denn hier?« Obwohl Grandpa in den USA geboren wurde und nicht mit Akzent spricht, nenne ich ihn Daideò, wie es in Irland üblich ist. Er stellt sich neben mich an den Tresen und schenkt sich eine Tasse Kaffee ein. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn zur Begrüßung auf die Wange. Sein buschiger Bart kitzelt mich an der Nase. »Du hast gerade eine Erkältung hinter dir und solltest dich ausruhen.«

»Diese Quacksalber haben doch keine Ahnung. Ruhe macht einen alten Mann wie mich erst recht krank. Außerdem fühle ich mich fit wie ein Turnschuh«, spottet Grandpa.

Arthur Connelly ist ein echter Sturkopf. Mit seinen fast dreiundsiebzig Jahren ist er robuster als die meisten jüngeren Männer. Die Worte einen Tag frei nehmen gehören nicht zu seinem Wortschatz. Sein stämmiger Körper und seine Gesundheit zeugen davon. Mein Großvater ist über einen Meter neunzig groß, mit einer breiten Brust und einem buschigen, rötlich-grauen Bart. Er sieht furchteinflößend aus, aber tief im Inneren ist er wie ein Teddybär.

»Ich kümmere mich heute Morgen um die Ställe, wenn du noch ein paar Stunden Schlaf nachholen willst«, schlägt er mir vor und nimmt einen Schluck aus seinem Becher. »Du warst erst nach Mitternacht zu Hause.«

Ich schüttle den Kopf. »Dafür habe ich keine Zeit. Ich muss heute in den Salon, und wenn ich nach Hause komme, werde ich den Teppich im oberen Stockwerk rausreißen.« Mein Großvater und ich wohnen zwar in der Frühstückspension, aber getrennt von den zehn Gästezimmern. »Johnny hat mir einen guten Preis für einen neuen Teppich gemacht. Leider kann ich ihn nur nach und nach ersetzen. Deshalb fange ich mit dem Flur an. Du weißt doch, der Teppich da oben ist seit dem Rohrbruch ziemlich kaputt. Außerdem haben wir diese Woche keine Gäste in der oberen Etage.«

»Ich möchte nicht, dass du dich um den Teppich kümmerst. Ich werde Steve bitten, mir dabei zu helfen.« Er küsst mich auf den Kopf. »Du nimmst dir zu viel vor, Becca. Mehr als du solltest.«

»Wir sind ein Team, Daideò. Und ich liebe diesen Ort genauso sehr wie du. Ich werde nicht aufhören, bis alles in neuem Glanz erstrahlt«, sage ich mit Überzeugung in der Stimme. »Und ich hab dich lieb, Daideò.«

»Ich dich auch, Becca«

Ich trinke den letzten Schluck meines Kaffees. »Bevor ich fahre, bereite ich das Frühstück für Mr und Mrs Miller vor, die gestern eingecheckt haben.« Ich gebe meinem Großvater einen Kuss auf die Wange. »Auf dem Weg nach Hause hole ich deine Medikamente in der Apotheke ab. Und mach dir keine Sorgen wegen des Abendessens. Im Kühlschrank steht selbstgemachte Lasagne, die wir nur noch in den Ofen schieben müssen.«

Nachdem ich den Millers Kaffee gebracht und ihnen selbstgebackene Blaubeermuffins und frisch geschnittenes Obst auf den Frühstückstisch gestellt habe, fahre ich in die Stadt. Ich parke vor dem Salon und sehe, wie Ellie aus ihrem Auto steigt. Sie schenkt mir ein strahlendes Lächeln.

»Guten Morgen, Becca.«

»Morgen, Ellie. Hattest du ein schönes Wochenende? Wie geht es Hope?«

»Hope geht es gut, und mein Wochenende war toll. Am Freitag haben wir bei Jax’ Eltern gegrillt, und am Samstag habe ich ihn nach Nashville begleitet. Er war dienstlich auf einem Konzert einer seiner Freunde. Und wie war es bei dir? Wie war dein Wochenende? Und wie geht es deinem charmanten Großvater?«

Gemeinsam mit Ellie betrete ich den Salon und lege meine Handtasche auf den Tresen. »Es war ziemlich gut. Nichts allzu Aufregendes. Und meinem Großvater geht es besser. Ich glaube, er hat endlich diese fiese Erkältung überstanden.«

»Das freut mich zu hören«, sagt Ellie.

Ein paar Minuten später öffnen wir den Laden. Ich telefoniere gerade mit einer Kundin, als Lana Jenkins reinkommt. »Toll«, murmle ich vor mich hin und bereite mich mental auf ihre spitzen Bemerkungen vor. Lana war der Fluch meiner Highschool-Zeit. Ich war der unbeholfene Wildfang mit wilden Locken, lief nur in Cowboystiefeln herum und hatte kein Interesse an dem üblichen Mädchenkram. Mit den Jungs kam ich ohnehin besser klar, als mit meinen Mitschülerinnen. Einer meiner besten Freunde war Carter. Wir wuchsen zusammen auf und waren unzertrennlich, bis er sich für Lana interessierte und mit ihr ausging. Carter versuchte dauernd, ihr zu erklären, dass wir nur Freunde sind. Doch umsonst, denn es dauerte nicht lange, bis er Lana mir vorzog.

Carter ging nach der Highschool mit einem Baseball-Stipendium auf ein College in Texas und wurde bald darauf von einem Major-League-Team unter Vertrag genommen. Das war immer schon sein Traum, und ich freute mich für ihn.

Carter und Lana blieben ein Paar, bis sie, Gerüchten zufolge, mit einem seiner Teamkollegen erwischt wurde und Carter sie vor die Tür gesetzt hat. Jetzt ist sie wieder zu Hause und leckt ihre Wunden. Ich bin mir sicher, dass Lana eine ganz andere Version der Geschichte erzählen wird. Doch jeder, der in dieser Stadt aufgewachsen ist und Carter kennt, sollte es besser wissen. Carter ist nicht der Typ, der seine Freundin betrügt. Als wir zehn Jahre alt waren, trennte sich Carters Mutter von seinem Dad, weil er eine Affäre hatte. Carter schwor sich, nie so zu werden wie sein alter Herr. Schon gar nicht, nachdem er miterlebt hatte, wie sehr seine Mutter darunter litt, dass ihr Ex mit seiner Neuen eine Familie gründete.

Die Trennung von Carter und Lana war für niemanden eine Überraschung. Mich hat allerdings seine Reaktion verwundert, als ich ihn und seine Mutter zufällig vor ein paar Wochen in einer Pizzeria traf. Wir kamen ins Gespräch und aßen schließlich zu dritt zu Mittag. Carter erzählte mir, dass er, nachdem er Lana aus seinem Leben geworfen hatte, erkannte, wie sehr sie seit Jahren seine Existenz vergiftet hatte. Am Ende entschuldigte er sich für sein Verhalten in der Vergangenheit und äußerte die Hoffnung, dass wir wieder so befreundet sein könnten, wie wir es als Kinder waren.

Ich bin nicht nachtragend und weiß genau, dass man sich damit nur selber schadet. Außerdem macht man als Teenager alle möglichen dummen Fehler. Seit dem zufälligen Treffen haben wir dreimal telefoniert, und ich freue mich schon darauf, ihn in ein paar Wochen wiederzusehen, wenn er seine Mom besuchen kommt. Es würde mich nicht wundern, wenn Lana davon gehört hat, dass Carter und ich wieder engeren Kontakt haben, und sie entsprechend abweisend auf mich reagieren wird.

»Na, wenn das nicht Becca Connelly ist«, sagt Lana, und ihre Stimme klingt wie Nägel auf einer Kreidetafel.

»Lana«, begrüße ich sie in gelangweiltem Tonfall. »Kann ich dir behilflich sein?«

Lana stellt demonstrativ ihre protzige Designertasche auf den Tresen. »Ja, ich nehme an, das kannst du. Meine Haare brauchen dringend etwas Pflege. Und das hier ist offenbar der einzige Salon in der Gegend.« Lana schaut sich mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck im Laden um, als wäre sie zu fein, um hier bedient zu werden. Ellie, die gerade mit Mrs Milly beschäftigt ist, hält kurz inne und betrachtet Lana.