Kings of Retribution MC: Kiwi (Louisiana Chapter) - Sandy Alvarez - E-Book
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Kings of Retribution MC: Kiwi (Louisiana Chapter) E-Book

Sandy Alvarez

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Beschreibung

Er hat viele Namen – aber im Kings of Retribution MC nennen sie ihn Kiwi, ihren kompromisslosen Road Captain und unerschütterlichen Clubbruder. Als junger Mann verließ Kiwi Neuseeland, um in Las Vegas nach seinem leiblichen Vater zu suchen – und fand sich mitten im Sumpf der Unterwelt von Sin City wieder. Der Moment, als er einem Fremden namens Riggs vertraute, änderte alles und führte ihn direkt in die Arme des MC, aus dem er nie wieder entkommen wollte. Doch dann kehrt Piper LeBlanc nach Hause zurück. Die Tochter des Club-Enforcers ist längst nicht mehr das Mädchen von früher – sie ist eine selbstbewusste, atemberaubend heiße Frau, die eine gefährliche Anziehungskraft auf Kiwi ausübt. Kiwi weiß, dass sie verboten ist. Sie ist zu jung, die Tochter seines Clubbruders und somit vollkommen tabu. Aber die hitzige Leidenschaft zwischen ihnen ist unvermeidlich – und Kiwi wird alles riskieren, um sie zu erobern. Piper kennt das raue, gefährliche Leben der Biker nur zu gut. Aufgewachsen mit einem alleinerziehenden Vater, hatte sie nie etwas anderes gewollt – bis ihre Mutter, die als Old Lady eines anderen MC-Präsidenten zurückkehrt, wieder in ihr Leben tritt. Piper ist hin- und hergerissen zwischen dem Hass auf die Frau, die sie vor vielen Jahren verlassen hat, und der Sehnsucht nach der Mutter, die sie nie hatte. Als Piper nach einem Jahr College nach Hause zurückkehrt, ist sie nicht nur äußerlich verändert – auch Kiwi sieht sie plötzlich mit völlig anderen Augen. Der Blick, den er ihr zuwirft, lässt ihr Herz heftig schlagen. Sie sollte sich fernhalten, doch die Anziehungskraft zwischen ihnen wird immer stärker, bis sie nicht mehr zu leugnen ist. Was als verbotene Leidenschaft beginnt, wird schnell zu einem gefährlichen Spiel ums Überleben. Als Piper plötzlich spurlos verschwindet, ist der Kings of Retribution MC entschlossen, Vergeltung zu üben. In einem Wettlauf gegen die Zeit kämpft Kiwi nicht nur um Rache, sondern auch darum, Piper lebendig und heil zurückzubringen – koste es, was es wolle. Teil 15 der packenden und heißen Kings of Retribution MC-Serie der USA Today-Bestsellerautorinnen Crystal Daniels und Sandy Alvarez – voller Action, Leidenschaft und Gefahren!

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Crystal Daniels & Sandy Alvarez

Kings of Retribution MC Teil 15: Kiwi (Louisiana Chapter)

Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Paula Baker

© 2020 by Crystal Daniels & Sandy Alvarez unter dem Originaltitel „Kiwi (Kings of Retribution Louisiana Book 4)“

© 2025 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, Im Großfeld 18, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg (www.art-for-your-book.de)

ISBN Print: 978-3-86495-746-8

ISBN eBook: 978-3-86495-747-5

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch oder Ausschnitte davon dürfen ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Herausgebers nicht vervielfältigt oder in irgendeiner Weise verwendet werden, außer für kurze Zitate in einer Buchbesprechung.

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Epilog

Autorinnen

Kapitel 1

Kiwi

Elf Jahre zuvor

Das Morgenlicht wandert über mein luxuriöses Kingsize-Bett, und die Wärme der Sonnenstrahlen weckt mich, bevor ich gleich darauf ein Klopfen an meiner Schlafzimmertür wahrnehme.

Während ich meine Arme über den Kopf strecke, betritt Catalina, die Haushälterin meines Vaters, mein Zimmer. „Morgen.“ Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht und spüre die Nachwehen der Party von letzter Nacht.

„Dein Vater möchte dich sprechen, bevor er heute das Haus verlässt“, informiert sie mich mit neutraler Stimme und ihrem starken ukrainischen Akzent.

Ich lebe seit einem Jahr in den Staaten – bei Donovan, meinem leiblichen Vater. Soviel ich weiß, arbeitet Catalina seit vielen Jahren für ihn. Sie spricht nicht viel. Meistens bleibt sie für sich und schaut sich in jedem Raum sofort um, ob es notwendig ist, etwas aufzuräumen oder sauber zu machen. Ich bin keiner, der Unordnung hinterlässt, und verdammt sicher auch niemand, der erwartet, dass jemand mir hinterherräumt, wenn ich mehr als in der Lage dazu bin, das selbst zu erledigen. Als sie merkt, dass es nichts aufzuräumen gibt, verlässt Catalina ohne ein weiteres Wort mein Zimmer und zieht die Tür leise hinter sich zu.

Ich schlage die Bettdecke zur Seite, setze mich auf, schwinge meine Beine aus dem Bett und presse meine Fußsohlen auf den kalten Holzboden. Während ich einen tiefen Atemzug nehme, blicke ich aus der riesigen, bodentiefen Fensterfront, die sich über den gesamten Raum erstreckt – einer der Vorteile, wenn man eine Penthouse-Suite besitzt. Ich stehe auf, ziehe meine Hose von der Stuhllehne neben meinem Bett und durchquere das Zimmer, um die große Balkontür aufzuschieben. Die warme Las-Vegas-Luft schlägt mir entgegen.

Nach einem Jahr an diesem Ort kann ich mich noch immer nicht an die Hitze gewöhnen. Ich bin in Raglan, Neuseeland, aufgewachsen, wo die Temperaturen durchschnittlich zwischen zehn und zwanzig Grad liegen.

Mit geschlossenen Augen genieße ich die Sonne. Es sind Monate vergangen, seit ich zuletzt zu Hause war. Raglan ist eine Küstenstadt. Ich liebe alles daran: die Menschen und die Gemeinschaft. Meine Geburtsstadt ist Auckland, wo meine Mutter ihr ganzes Leben verbracht hatte, bis sie meinen Stiefvater Benjamin Cooper kennenlernte und heiratete. Ich war gerade einmal zwei geworden, als er in unser Leben trat, und von diesem Moment an hatte er mich ausnahmslos wie sein eigen Fleisch und Blut behandelt. Kurz nachdem die beiden geheiratet hatten, zogen wir zu dritt nach Raglan.

Ich denke über mein bisheriges Leben nach. Nach der Hochzeit konnte es meine Mom kaum erwarten, weitere Kinder zu bekommen. Heute, neunzehn Jahre später, habe ich drei Schwestern: Frankie, Molly und Poppy. Alle drei sehen mit ihrem dunkelblonden Haar und den blauen Augen genau wie meine Mom aus.

Ich gehe wieder nach drinnen und ins angrenzende Badezimmer, wo ich den Wasserhahn am Waschbecken aufdrehe, um mir mit meinen Händen das kalte Wasser ins Gesicht zu spritzen. Grüne Augen blicken mir aus dem Spiegel entgegen. Die Person im Spiegel sieht kein bisschen wie meine Mom aus, sondern wie eine Kopie von Donovan Black.

Solange ich mich erinnern kann, wollte ich immer mehr über meinen leiblichen Vater wissen. Wer war er? Wie sah er aus?

Mom erzählte mir nie irgendwelche näheren Details über ihn. Nur seinen Namen und wo er zum damaligen Zeitpunkt gerade lebte. Ehrlich gesagt wusste sie selbst nicht wirklich mehr über diesen Mann. Die beiden führten nie eine Beziehung, es war nur ein One-Night-Stand. Sie war mit ein paar Freundinnen in die Staaten gereist, um den Junggesellinnenabschied ihrer besten Freundin zu feiern.

Und wie sagt man so schön: Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas. Nur, dass Mom einen Trostpreis mit nach Hause nahm.

Kurz nach meinem achtzehnten Geburtstag eröffnete ich Mom meine Gedanken und Pläne darüber, meinen leiblichen Vater kennenlernen zu wollen. Sie war nicht wirklich von der Idee begeistert, dass ich allein verreise, und hatte Angst, dass er mich zurückweisen könnte. Ich bereitete mich auf diese Zurückweisung vor, wollte mich dem aber stellen und für mich selbst herausfinden, was passieren würde. Ich wollte Antworten auf all die Fragen, die dauernd in meinem Kopf herumschwirrten. Am Ende überzeugte mein Stiefvater Mom davon, dass ich das allein bewältigen würde.

Am darauffolgenden Tag nahm mich Ben zur Seite und überreichte mir ein Flugticket mit den folgenden Worten: „Du bist mein Sohn. Nichts wird das jemals ändern. Deine Mutter und ich unterstützen dich bei allem, was du vorhast. Das ist ein One-Way-Ticket. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst.“ Danach drückte er mir eine Kreditkarte in die Hand. „Wenn du mehr brauchst, lass es mich wissen.“

Donovan mag mein leiblicher Vater sein, aber Ben wird immer mein Dad sein und ist als solcher unersetzbar.

Ich schlendere zu meinem Kleiderschrank, zupfe ein Shirt vom Bügel und ziehe es mir über den Kopf. Es ist ziemlich genau ein Jahr vergangen, seit ich das Flugzeug bestiegen habe, um Neuseeland zu verlassen. Es hat ein paar Tage gedauert, Donovan ausfindig zu machen, aber wenn es eines gibt, in dem ich gut bin, dann ist es Einfallsreichtum und Überzeugungskraft. Man kann es nennen, wie man will: Schwätzer oder Überredungskünstler. Das bin ich. Ich bin ein wirklich umgänglicher, unkomplizierter Typ, wenn man mir nicht auf die Nerven geht.

Ein paar Minuten später spaziere ich durch die Küche, wo Donovan am Tisch sitzt und in die Tageszeitung starrt, die er in der Hand hält. Er blickt auf die mit Diamanten besetzte Rolex an seinem Handgelenk und sagt: „Ich veranstalte heute im Club eine Party für einen wichtigen Kunden. Kannst du ein bisschen was fürs Auge besorgen?“ Er hebt seinen Blick, um mich anzusehen, und ich kann nicht anders, als an unsere erste Begegnung zurückzudenken.

Ich gehe in seinem Club direkt auf ihn zu. Er ist von Männern im Anzug und spärlich bekleideten Frauen umgeben. „Wer zur Hölle bist du?“

„Tai Cooper. Dein Sohn.“ Er behält sein Pokerface, ohne mit der Wimper zu zucken.

„Beweis es.“

„Verdammt.“ Einer der Männer im Anzug lacht und blickt zwischen uns hin und her. „Welchen Beweis brauchst du? Er könnte dein Zwillingsbruder sein.“

Ich starre meinen leiblichen Vater an, und es fühlt sich an, als würde ich in einen Spiegel blicken: die gleiche gebräunte Haut, dunkles Haar und grüne Augen. Der einzige Unterschied ist, dass er älter ist. Ich erkenne sofort, dass er sich in Form hält, weil sein Körper etwas muskulöser und breiter ist als meiner.

„Was willst du von mir? Geld?“ Er langt in seine Jacke, zieht eine Geldklammer hervor und schleudert mir eine Hundert-Dollar-Note vor die Füße. „Mir ist heute nach Wohltätigkeit zumute. Geh und kauf dir einen Burger und eine billige Pussy.“

Ich hebe den Geldschein vom Boden auf, zerreiße ihn und werfe ihn direkt in sein Gesicht. „Wie wärs, wenn ich dir das Geld direkt in den Arsch schiebe?“ Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie zwei kräftige Typen auf mich zukommen, als ich einen Schritt auf Donovan zu mache.

Donovan hebt seine Hand. „Alles gut hier.“ Er betrachtet mich. „Setz dich“, befiehlt er, aber ich bleibe standhaft. „Und alle anderen, bewegt eure Ärsche hier raus“, bellt er.

Erst, als die Gruppe rund um ihn sich verzogen hat, nehme ich ihm gegenüber Platz.

Wir unterhielten uns für einige Stunden, und wie ich erwartet hatte, wollte er einen Vaterschaftstest. Als ich ihn überzeugen konnte, dass ich nicht hinter seinem Geld her war, entspannte er sich ein bisschen, aber er blieb immer wachsam. Wie auch ich. Ehe ich michs versah, wurden aus Wochen Monate. Irgendwann bot er mir einen Job an – eine Marketingstelle. Ich sorgte dafür, dass sich sein Club herumsprach und kurbelte so das Geschäft an. Meine Mom war von dieser Idee nicht wirklich überzeugt. Sie wollte, dass ich aufs College gehe. Nicht, dass ich dagegen war, aufs College zu gehen, aber ich hatte Spaß. Donovan nahm mich irgendwie unter seine Fittiche und zeigte mir eine andere Seite davon, was das Leben zu bieten hatte. Die Lichter in Las Vegas leuchten wie das Feuer in der Hölle. Der Lebensstil, den er mir bot, zog mich magisch an. Wie ein Süchtiger wollte ich immer mehr.

„Tai!“, bellt Donovan und reißt mich aus meinen Gedanken. „Ich brauch ein paar Girls für die Party. An dir kleben die ja wie die Fliegen an der Scheiße.“ Als zusätzlichen Anreiz zieht er den Schlüssel zu seinem maßgefertigten Lamborghini aus der Tasche. „Hier.“ Er wirft den Schlüssel in die Luft, und ich fange ihn auf. „Nimm meinen Wagen, um durch die Stadt zu kommen. Die Party ist exklusiv. Nur VIPs. Stelle sicher, dass du ihnen die schwarzen Tickets aushändigst – ohne die werden sie nicht reinkommen.“ Er steht auf, nimmt sein Jackett von der Stuhllehne und zieht es an. „Ich will dich heute Abend auf der Party sehen. Da gibt es ein paar Kunden, die ich dir vorstellen will.“

Ich starre ihn verständnislos an. Normalerweise bin ich bei seinen VIP-Partys nicht anwesend. Als er sich auf den Weg ins Foyer macht, blickt er noch einmal flüchtig in meine Richtung, verliert aber kein Wort mehr über dieses Thema. Ich zucke mit den Schultern und gehe zum Küchentresen, um etwas Brot aus der Brotbox zu ziehen und ein paar Scheiben in den Toaster zu schieben. Sobald sie fertig sind, bestreiche ich sie mit Butter und Marmelade. Während des Essens fällt mir das heutige Datum ins Auge, und ich erinnere mich, dass meine älteste Schwester bald Geburtstag hat. Ich lächle und ziehe mein Handy aus der Tasche. Fünf Minuten später habe ich einen Flug nach Hause für in zwei Tagen gebucht.

Knapp vier Stunden später habe ich mindestens dreißig VIP-Karten ausgeteilt. Bevor ich mich auf den Rückweg zum Penthouse mache, beschließe ich, eine kleine Shoppingtour zu unternehmen, um ein paar besondere Geschenke für meine Lieben zu Hause zu finden.

Gerade, als ich meine Hand auf den Griff der Autotür lege, spüre ich, dass jemand hinter mir steht. In dem Moment, in dem ich mich umdrehen will, sagt eine tiefe Stimme: „Wage es nicht, dich zu bewegen.“ Natürlich ignoriere ich seine Forderung. Ich werfe meinen Kopf nach hinten, schlage ihm mit meinem Hinterkopf ins Gesicht und gehe dann schnell in Deckung. Danach drehe ich meinen Körper, stoße nach vorne und ramme meine Schulter in seinen Magen, um ihn umzuhauen und seinen dicken Arsch an die Betonwand hinter ihm zu schmeißen.

Dieser fette Hurensohn schlägt mir mit der Waffe in seiner Hand gegen den Kopf, was mich benommen zurücklässt. Als ich ein paar Schritte nach hinten mache, greift mich ein anderes Paar Hände von hinten. Ich hebe meinen Kopf, um einen Blick auf den Mann vor mir zu erhaschen, aber sein Gesicht ist hinter einer Maske versteckt. Ich versuche, mich von dem Griff loszureißen, hebe meine Füße vom Boden, um dem Angreifer vor mir in die Eier zu treten. Gerade, als er auf die Knie sackt und nach Luft ringt, legt sich ein starker Arm um meinen Hals und schnürt mir die Luft ab.

„Verdammt, du bist ein ganz schön hartnäckiger Wichser“, grunzt der Typ, der mich festhält, während ich weiterhin gegen ihn ankämpfe. Er verstärkt seinen Griff. Mein Blick verschwimmt immer mehr, bis ich in die Dunkelheit abdrifte.

Meine Lider fühlen sich tonnenschwer an, als ich versuche, sie zu öffnen, und mein Kopf pocht vor Schmerz. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich mich orientieren kann und bemerke, dass ich mich in einem abgedunkelten Raum befinde. Ein dumpfes Licht hängt wie ein Scheinwerfer genau über mir. Ich kann mich nicht bewegen, bin an einen Stuhl gefesselt, meine Hände sind hinter der Lehne zusammengebunden. Die Seile geben mir keinen Spielraum, als ich meine Muskeln anspanne, um sie zu lockern.

„Du kommst hier nicht raus, solang ich dich nicht gehen lasse.“ Eine andere Stimme als die vorherige durchbricht die Stille im Raum. Das schrille Geräusch, als ein Stuhl über den Boden gezogen wird, lässt Gänsehaut über meine Haut wandern. Aus dem Schatten erscheint ein Mann. Ich hefte meinen Blick auf sein bärtiges Gesicht, als er sich breitbeinig auf den Stuhl setzt. „In dir steckt ein Kämpfer, das rechne ich dir hoch an. Meinen Bruder haben noch nicht viele in die Knie gezwungen.“ Er grinst ein wenig, sein Akzent ist stark, aber ich kann ihn nicht zuordnen. Südstaaten vielleicht?

„Das Arschloch hat mir in die Eier getreten.“ Ein großer schwarzer Mann tritt ins Licht, seine Arme hat er vor der Brust verschränkt.

„Wer zu Hölle bist du?“ Mein Blick bleibt auf dem Mann vor mir gerichtet.

„Lass uns das schnell hinter uns bringen, ich hab noch anderen Scheiß zu erledigen.“ Er öffnet den Aktenordner in seiner Hand und zieht einen Stapel Papier hervor. Er hält ihn mir zehn Zentimeter vors Gesicht. Eines nach dem anderen zeigt er mir die Fotos – auf allen bin ich zu sehen, wie ich mit verschiedenen jungen Frauen spreche. „Jede einzelne von diesen jungen Damen wurde, kurz nachdem diese Aufnahmen getätigt wurden, als vermisst gemeldet.“

Ich spüre, wie mir die Gesichtszüge entgleisen. Vermisst? „Was? Hört zu, ich habe nichts mit dem Verschwinden dieser Mädchen zu tun.“

Der Mann blickt mich einige Sekunden lang an. „Ich glaube dir.“

Ich starre ihn an und richte meine Aufmerksamkeit dann auf seinen Freund, der teilnahmslos wirkt.

Der bärtige Mann seufzt. „Ich weiß alles über dich, Tai Cooper aus Raglan, Neuseeland. Name der Mutter: Kora Cooper. Dein Stiefvater ist Benjamin Cooper.“

Ich unterbreche ihn. „Vater. Benjamin ist mein Vater und wird es immer sein. Nicht Stiefvater“, korrigiere ich ihn, während ich ihn aus zusammengekniffenen Augen anblicke.

Er fährt fort. „Drei Schwestern. Schule mit Auszeichnung abgeschlossen, Notendurchschnitt 1,0. Du liebst das Surfen und hilfst deinem Vater am Wochenende in seiner Werkstatt und bist technisch versiert.“ Er macht eine Pause. „Soll ich fortfahren?“

„Wenn du weißt, wer ich bin und dass ich nichts damit zu tun habe, was mit diesen Frauen passiert ist, warum zur Hölle bin ich dann an diesen Stuhl gefesselt, während du mich befragst?“

Der Mann vor mir steht auf und wirft die Fotos in seiner Hand auf den Stuhl. Er greift in seine Tasche, zieht eine Zigarette heraus und zündet sie an. „Du hast unwissend eine Rolle bei ihrem Verschwinden gespielt.“ Er nimmt einen tiefen Zug von seiner Zigarette. „Donovan Black ist nicht der, für den du ihn hältst. All diese VIP-Partys, die er veranstaltet, sind nichts anderes als eine Möglichkeit, seinem Kundenkreis zu geben, was die wollen. Du bist zufällig dazugekommen und gabst ihm die perfekte Möglichkeit und die nötigen Mittel, um den ganzen Ablauf einfacher zu gestalten.“

„Er hat mich benutzt? Wie?“

„Gut aussehende, junge Männer bekommen ganz schön viel Aufmerksamkeit von schönen, jungen Frauen. Praktisch für ihn, denkst du nicht?“ Ich versuche, zu verarbeiten, was er mir gerade zu sagen versucht. „Sorry, Junge. Du bist ein Bauernopfer bei der Sache. Laut unserem Informationsstand ist dein Vater einer von fünf Männern, die gemeinsam ein großes Zwangsprostitutionsnetzwerk betreiben.“

Mir dreht sich der Magen um, ich bin kurz davor, mich zu übergeben. „Wie viele?“, frage ich. Als er nicht antwortet, schaue ich ihm in die Augen. „Wie viele?“

Er schüttelt den Kopf. „Du möchtest wissen, wie viele es genau waren, seit du auf der Bildfläche erschienen bist? Mindestens dreißig.“

Ich lasse seine Worte sacken. Wie konnte ich nur so dumm sein? Donovan hat mich die ganze Zeit nur benutzt? Und das Schlimmste daran: Ich kann niemandem außer mir selbst die Schuld daran geben. Ich lasse den Kopf hängen. Wie konnte ich all das nicht mitbekommen? Was werden meine Eltern von mir denken, wenn sie herausfinden, in welcher Welt ich die vergangenen Monate gelebt habe? Bestechungen und Lügen. Und alles genau vor meiner verdammten Nase, während ich keinen blassen Schimmer hatte. „Was kann ich tun, um das wieder in Ordnung zu bringen?“, frage ich, während ich mich aufrecht hinsetze und die beiden Männer anblicke.

„Hilf uns.“

Ich zögere nicht. „Ich bin dabei.“ Dann streckt er mir seine Hand hin.

„Ich bin Riggs.“ Er deutet mit seinem Kopf auf seinen Freund, der rechts neben ihm steht. „Und das ist Wick.“

„Polizisten?“ Mein Blick wandert zwischen den beiden hin und her. Riggs schnaubt spöttisch, während Wick beginnt, die Seile um meine Hände zu lockern. Sobald ich befreit bin, reibe ich meine Handgelenke.

„Wir brauchen Zutritt zu dieser Party heute Abend“, sagt Riggs eindrücklich.

„Dafür kann ich sorgen.“

„Gut.“ Er fährt sich mit der Handfläche übers Gesicht. „Er hat begonnen, dir zu vertrauen. Bedeutet das, dass du uns Zugang zu seinem persönlichen Büro verschaffen kannst?“

„Er erlaubt niemandem den Zutritt zuseinem Büro, auch mir nicht.“

„Verdammt“, murrt Riggs.

„Wir brauchen diese Akten, Prez.“ Wick bläst den Rauch der Zigarette, die er sich gerade angezündet hat, in die Luft.

Ich rutsche auf meinem Stuhl herum, lehne mich zurück und weiß, dass ich helfen kann – oder es zumindest versuchen will. „Ich brauche einen Computer.“ Die beiden starren mich an. „Ihr wollt meine Hilfe, oder?“ Wick geht durch den Raum und verschwindet in der Dunkelheit. Ich höre ein kurzes Rascheln, dann taucht er schon wieder auf und hält einen Laptop in der Hand. Wick reicht ihn mir. Ich klappe den Bildschirm auf und beginne zu arbeiten. Was ich hier tue, ist, wenn man es genau nimmt, illegal. Damals in der Highschool hatte mir ein Kumpel beigebracht, wie man sich in so ziemlich jedes Computerprogramm hackt. Ich musste dieses Wissen bisher nie nutzen, bin aber verdammt froh, dass ich damals gut aufgepasst habe.

„Was machst du?“, fragt Riggs, während ich tippe.

„Ich versuche, die Dateien meines guten alten Herren zu hacken“, informiere ich ihn. Das Unterfangen stellt sich jedoch als schwieriger heraus, als ich gedacht habe. Es scheint so, als hätte er ziemlich viele Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um sich vor ungewollten Eindringlingen zu schützen. Ich ziehe alle Register, und irgendwann finde ich dann auch einen Weg durch die Hintertür. Das Zeitfenster, diese Chance zu nutzen, ist klein, also arbeite ich schnell. Indem ich einen sogenannten Export Point für einen verschlüsselten Ordner kreiere, lade ich so viele Dateien wie möglich herunter – hauptsächlich Dokumente, die nach Finanztransaktionen aussehen.

Riggs und Wick stehen hinter mir und schauen mir über die Schulter. „Beeindruckend. Ich wusste ja, dass du gut mit Computern kannst, aber mir war nicht klar, dass du ein Hacker bist.“

„Bin ich nicht.“ Ich ziehe die heruntergeladenen Dateien auf die Festplatte.

„Für mich schaut das aber teuflisch danach aus“, meint Riggs. Er schnappt sich den Computer und beginnt zu scrollen. „Verdammt, Junge“, sagt Riggs erstaunt. „Schau dir das an, Bruder.“ Er zeigt Wick den Bildschirm. „Schick diesen Scheiß zu Cowboy. Sorge dafür, dass er das alles durchforstet.“ Eine Hand klopft mir auf die Schulter. „Danke.“

Die Schuldgefühle lasten noch heftiger auf mir, als sie es zuvor bereits getan haben. Ich schlucke schwer, mein Mund fühlt sich plötzlich ganz trocken an. Das Geräusch von Stuhlbeinen, die über den Boden kratzen, reißt mich aus den belastenden und aufwühlenden Gedanken. Dann merke ich, dass Riggs seinen Stuhl neben meinen gezogen hat.

„Hör zu, nach heute Abend wirst du einen Ort brauchen, wo du für eine Weile untertauchen kannst.“

„Ich gehe zurück nach Hause“, teile ich ihm mit. Sein bedeutungsschwangeres Seufzen beunruhigt mich. „Davon rate ich dir dringend ab. Wenn heute irgendetwas schiefgeht, und zur Hölle, selbst, wenn nicht, könntest du womöglich deine Familie in Gefahr bringen.“

Ich raufe mir die Haare. „Ich kann sonst nirgendwo hin“, gestehe ich. „Aber ich könnte einen Tapetenwechsel ziemlich gut brauchen.“

„Ich habe nicht viel, aber ich kann dir ein Zimmer und einen Job anbieten“, meint Riggs, und ich bin sprachlos.

„Warum solltest du das für mich tun?“

Riggs zuckt mit den Achseln. „Du hilfst mir, also helfe ich dir. Und ich hab ein gutes Gefühl bei dir, Junge.“

„Einfach so?“

„Ja.“

Kapitel 2

Piper

Gegenwart

Ich quetsche meine letzten Kleidungsstücke in den Koffer, ziehe den Reißverschluss zu, hebe dasGepäckstück vom Bett und rolle es dann in Richtung Tür, wo schon alle anderen Kartons warten, die ich gestern gepackt habe. Als ich mich umdrehe, lasse ich meinen Blick durch das kleine Zimmer wandern, das in den vergangenen Jahren mein Heim gewesen war. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal viele Kilometer von meinem Zuhause und den Menschen, die ich liebe, entfernt leben würde – aber das Leben hat mir gezeigt, dass es manchmal ein unberechenbares Desaster ist. Also habe ich beschlossen, dem Chaos an kräftezehrenden Umständen in meinem Leben damit zu begegnen, dass ich so tue, als gäbe es sie einfach nicht.

Wie zum Beispiel die Tatsache, dass meine leibliche Mutter nach achtzehn Jahren beschlossen hat, wieder aufzutauchen und mich wieder in ihrem Leben haben zu wollen. Ich bin noch nicht dazu bereit, mich mit meiner Mutter auseinanderzusetzen und mir ihre Entschuldigungen anzuhören, warum sie mich im Stich gelassen hat – und ich weiß auch nicht, ob ich das jemals sein werde. Außerdem war das Wegziehen von zu Hause eine Möglichkeit, meinen eigenen Weg zu gehen, herauszufinden, wer ich außerhalb des Clubs bin. Hier bin ich einfach nur Piper, nicht die Tochter eines der Mitglieder vom Kings of Retribution MC. Ich liebe meine Familie jedoch. Und in letzter Zeit habe ich sie mehr und mehr vermisst und deswegen Heimweh bekommen.

Die Entscheidung, vor einem Jahr nach Texas zu gehen, war keine einfache. Während meines Abschlussjahres an der Highschool bekam ich einen Job bei der Tierärztin Doktor Lillian Channing. Sie leitet eine Praxis für Tiermedizin in New Orleans. Meine Aufgaben waren es, mich um die Tiere zu kümmern, sie zu füttern, ihre Käfige zu reinigen und mit den Hunden spazieren zu gehen. Schnell lernte ich die Arbeit mit den Tieren zu lieben, und der Job von Dr. Channing zog mich in seinen Bann. Sie bemerkte mein Interesse und unterstützte mich, als sie erfuhr, dass ich mehr über ihre Arbeit erfahren wollte. Meine Chefin half mir sogar bei der Suche nach einem passenden College. In der Zwischenzeit schloss ich die Highschool ab und freundete mich mit der Möglichkeit an, an einer Universität in Texas einen Studienplatz zu bekommen.

Meinen Dad traf meine Entscheidung, in einem anderen Bundesstaat zu studieren, aus heiterem Himmel. Er und der komplette Rest meiner Familie hatten angenommen, ich würde in der Nähe von zu Hause bleiben. Ich fühlte mich schuldig, weil ich nicht früher mit ihm darüber gesprochen hatte. Mein Dad ist aber ein großartiger Kerl, schob seine eigenen Gefühle beiseite und unterstützte meine Entscheidung. In Wahrheit hatte ich bis zu meinem Job in der Klinik nicht gewusst, welchen Karriereweg ich einschlagen wollte. Ich war keines dieser Kinder, die schon seit ihrer frühesten Kindheit wussten, was sie einmal werden wollten. Dad hat immer zu mir gesagt, dass ich das herausfinden würde, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen sei.

Mein Handy vibriert in meiner Gesäßtasche und reißt mich aus meinen Gedanken. Der Anrufer zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Ich streiche mit dem Finger über den Bildschirm und hebe ab. „Hi, Dad.“

„Bean“, brummt er. „Du solltest seit einer Stunde unterwegs sein, wenn du ankommen willst, bevor es dunkel wird.“

Ich kichere. „Du weißt, dass es nicht das erste Mal ist, dass ich nachts fahre, oder?“

„Es ist nicht sicher, bei Nacht zu fahren, wenn du schon den ganzen Tag gefahren bist.“

„Ich werde das schon schaffen, Dad. Wenn ich müde werde, finde ich ein Hotel, in dem ich absteigen kann.“

„Das ist nicht …“

Ich verdrehe die Augen und beende seinen Satz. „… sicher.“

Sein Seufzen ist durch das Telefon zu hören. „Piper.“

„Dad, ich werde in ungefähr einer Stunde losfahren, und ich werde zu Hause sein, bevor es dunkel wird. Ich habe gestern Nacht acht Stunden geschlafen, bin also ausgeruht. Sollte ich in einem Hotel übernachten müssen, habe ich mein Pfefferspray und meinen Taser. Und vergiss nicht, dass ich das In-die-Eier-Treten perfektioniert habe. Ich verspreche dir, dass jeder Möchtegernangreifer danach zeugungsunfähig sein wird.“

„Ich weiß nicht, ob ich dir künftig verbieten sollte, mir zur Übung in die Eier zu treten, oder ob ich stolz auf dich sein soll“, grummelt er.

Eine Sekunde später höre ich, wie mein kleiner Bruder Jaxson im Hintergrund schreit.

„Ich muss los, Bean. Promise muss ins Gericht, mein Junge und ich sind heute allein. Ruf an, sobald du losfährst, und melde dich kurz, wenn du einen Tankstopp machst. Und kein Handy während der Fahrt.“

„Ich weiß, wie‘s läuft, Dad. Liebe dich. Und gib meinem Babybruder einen Kuss von mir.“

„Mach ich, Süße. Liebe dich auch, Bean.“

Als ich das Gespräch mit meinem Vater beende, klopft es an der Tür, und meine beste Freundin platzt in das Zimmer. „Hör zu, ich weiß, wir haben uns gestern schon verabschiedet, aber ich bin heute Morgen aufgewacht und habe dich bereits vermisst.“ Jia schlingt ihre Arme um mich und wirft mich dabei beinahe um.

„Verdammt, Jia“, lache ich. Jia ist wirklich klein, aber sie ist ein richtiges Kraftpaket. Meine beste Freundin ist gerade einmal einen Meter fünfzig groß und hat das lange, glatte, schwarze Haar ihres koreanischen Vaters geerbt. Sie ist wild, furchtlos, spontan, ein kleiner Hitzkopf, und ich liebe sie.

Ich habe Jia an meinem ersten Tag am Campus kennengelernt – als Dad, mein Onkel Abel und mein Onkel Malik mit ihren Bikes bei meinem neuen College vorgefahren sind. Drei muskulöse Kerle, die mit ihren Harleys auf einen Collegecampus einfahren, erregen irgendwie Aufmerksamkeit. Dad meinte, dass die Jungs mich begleiten wollten, um sicherzugehen, dass ich mich gut einfinde. Das habe ich ihm nie abgekauft. Und ich sollte recht behalten, als ich sie dabei erwischte, wie sie jeden anfunkelten und anknurrten, der es nur wagte, in meine Richtung zu blicken.

Die Zeit, in der ich mich für meinen Vater und meine Onkel geschämt habe, ist vorüber. Meistens ignoriere ich ihr Proletengehabe einfach. Auf der anderen Seite war da Jia – die fand es zum Dahinschmelzen, dass mich drei kräftige Kerle über den Campus zu meinem Studierendenzimmer eskortierten. Das bewies sie mir, indem sie scheinbar aus dem Nirgendwo neben mir auftauchte und sagte: „Nette Begleitung. Kannst du mir vielleicht sagen, wo ich meinen eigenen Alphamann-Bodyguard bekomme, der mich überallhin begleitet? Deine knallharten Biker sind ganz schöne Hingucker und lassen die Schnösel mit den pinken Polos hier ziemlich blass aussehen.“

„Es ist doch nur für den Sommer, Jia. Du weißt, dass wir uns in ein paar Monaten wiedersehen, oder?“

Jia lässt mich los. „Ich weiß.“

„Das Angebot, dass du mitkommen kannst, steht immer noch. Mein Dad und meine Stiefmutter sind einverstanden.“

Sie seufzt. „Ja, aber ich habe meinen Eltern versprochen, sie in unserem Strandhaus in Florida zu besuchen.“

Jias Familie ist steinreich. Ihr Vater ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, und ihre Mutter ist die typische Vorzeigefrau – das sind ihre Worte, nicht meine. So wie es klingt, steht sie ihren Eltern nicht sonderlich nahe.

„Okay, aber wenn du beschließt, ihnen nur einen kurzen Besuch abzustatten, lass es mich wissen.“

Nach zwei Stunden Fahrt spüre ich bereits den Knoten in meinem Magen. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass die Situation mit meiner Mutter und mein Wunsch, Tierärztin zu werden, die einzigen entscheidenden Gründe gewesen waren, New Orleans verlassen zu wollen. Tai Cooper, beim Club besser bekannt als Kiwi, war der wahre und wichtigste Grund, warum ich die Entscheidung traf, aus New Orleans wegzugehen. Ich bin in einen Mann verliebt, der nicht nur verboten ist, sondern auch nicht einmal weiß, dass ich mittlerweile Brüste habe. Für Tai bin ich wie eine Schwester. Er tauchte in meinem Leben auf, als ich gerade acht war – er war damals neunzehn. Es dauerte nicht lange, bis ich mich Tai genauso verbunden fühlte wie den anderen Club-Jungs, aber meine Gefühle veränderten sich irgendwo rund um meinen siebzehnten Geburtstag. Und diese intensivierten sich kurze Zeit später, als irgendjemand versuchte, mich auf einer vom Club veranstalteten Rallye anzugreifen. Während mein Dad diesen dreckigen Hurensohn, der Hand an mich legen wollte, beinahe umbrachte, war Tai derjenige, der herbeieilte und mich in Sicherheit brachte.

Ich werde nie vergessen, wie es sich anfühlte, als seine Arme sich in einer Umarmung um mich schlangen. Oder den Duft seiner Lederweste und des Rasierwassers, als ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. Wie er mich ansah, als er mir die Haare aus dem Gesicht strich und mit der Rückseite seiner Hand meine Tränen trocknete. Ich könnte schwören, dass die Hitze, die ich in seinen Augen sehen konnte, auszudrücken schien, dass er mich küssen wollte. Unsere Lippen waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, und sein Atem strich über meine. Mein Herz war kurz davor, mir aus der Brust zu springen, aber ich wollte unbedingt, dass es passierte.

Ich schloss meine Augen und wartete – auf einen Kuss, der nie kam, weil Tai sich eine Sekunde später von mir abwandte. Er hielt mich immer noch im Arm, um mich zu trösten, aber er konnte mir nach diesem Moment nicht einmal mehr in die Augen schauen. Ich war sauer auf mich selbst, weil ich so albern reagiert hatte. Alles, was Tai wollte, war, mich zu trösten, nachdem ein Mann versucht hatte, mich zu verletzen – und mir fiel nichts Besseres ein, als zu versuchen, ihn zu küssen. Gott sei Dank hat er nie wieder über diesen unangenehmen Moment gesprochen – und ich auch nicht. Nach diesem Zwischenfall wurden wir einfach wieder die Freunde, die wir immer füreinander gewesen waren.

Ich erblicke ein Schild zu einer Tankstelle und fahre bei der nächsten Ausfahrt ab. Als ich an der Zapfsäule anhalte, greife ich als Erstes auf der Rückbank nach meiner Handtasche, um mein Handy zu suchen und meinem Dad zu schreiben.

Ich: Ich lebe noch. Habe gerade angehalten, um zu tanken und etwas zu essen.

Dad: Klugscheißerin.

Ich: Du liebst mich.

Dad: Du hast Glück, dass ich das tue.

Ich: Ich liebe dich auch, Dad.

Dad: Liebe dich auch, Bean.

Ich schüttle den Kopf und lächle. Es dauert eine Minute, bis die letzte Nachricht ankommt. Er ist einfach so verflucht vorhersehbar.

Dad: Melde dich beim nächsten Halt.

Gott, ich liebe diesen Mann.

Nachdem ich für das Benzin bezahlt und mich mit Snacks eingedeckt habe, kehre ich zu meinem Wagen zurück und sehe, wie zwei Männer bei meinem Kofferraum stehen und auf den Boden starren. Als ich näher komme, bemerke ich, dass sie auf das Hinterrad meines Wagens blicken – welches platt ist. Ich seufze unüberhörbar. „Großartig.“

„Hey, Süße.“ Ein Typ mit Bierbauch und fettigen Haaren spricht mich an. „Ist das dein Auto?“

Ich bemühe mich, nicht mit den Augen zu rollen, und lächle ihn höflich an, als ich die Autotür öffne und die Snacks auf den Rücksitz werfe. „Ja.“ Ich behalte meine Handtasche, in der mein Taser ist, auf der Schulter und meine Schlüssel mit dem Pfefferspray in der Hand. Diese Kerle strömen schlechte Energie aus, und ich möchte kein Risiko eingehen.

„Sieht aus, als würdest du in einer Zwickmühle stecken“, fügt sein ebenso unheimlicher Freund hinzu.

Ich zucke mit den Schultern. „Ist nur ein platter Reifen, nichts, mit dem ich nicht umgehen könnte. Aber danke für eure Besorgnis.“ Damit schicke ich die beiden Männer weg. Ich bin keine Jungfer in Nöten. Ich wusste schon mit zehn Jahren, wie man ein Rad wechselt. Mein Dad sorgte dafür.

„Wenn du eine Mitfahrgelegenheit brauchst, bieten wir dir gerne einen Platz an.“

Ich richte mich auf und schere mich nicht mehr darum, höflich zu bleiben. Diese widerlichen Typen sollen lernen, dass sie sich mit mir nicht anlegen sollten. Ich greife in meine Tasche und ziehe meinen Taser heraus. Ich öffne die Autotür, werfe meine Tasche hinein und mach mich auf den Weg zum Heck, wo ich den Kofferraum öffne. Mir entgeht nicht, wie die beiden Typen die Waffe in meiner Hand beäugen. „Wie ich bereits sagte, meine Herren. Ein platter Reifen ist nichts, mit dem ich nicht umzugehen wüsste.“ Ich stelle sicher, dass ich Blickkontakt mit ihnen halte, während ich sie anspreche.

Der dickbäuchige Kerl hält seine Hände hoch und meint spöttisch: „Wie du meinst.“

Die beiden Männer gehen weg, steigen in einen alten Pick-up und fahren davon. Sobald sie außer Sichtweite sind, entspanne ich meine Schultern, und die Anspannung in meinem gesamten Körper wird weniger. Ich ziehe das Ersatzrad aus dem Kofferraum meines Wagens und setze es auf dem Boden ab. Ich bücke mich neben den platten Reifen und sehe ihn mir genauer an. Die Anspannung, die meinen Körper nur wenige Momente vorher verlassen hatte, kehrt zurück. Diese Arschlöcher haben meinen Reifen aufgeschlitzt. Was haben sie erwartet? Dass ich eine arme, wehrlose Frau bin und ihr Angebot, mich mitzunehmen, gerne annehmen würde? Mir wird übel bei dem Gedanken, dass diese Männer anderen Frauen nachstellen. Ich schlucke meine Wut hinunter und mache mich daran, das Rad zu wechseln, während ich die ganze Zeit diese Hurensöhne verfluche.

Dreißig Minuten später lege ich den Wagenheber wieder in den Kofferraum, als mein Telefon am Vordersitz zu klingeln beginnt. Ich laufe um das Auto herum, reiße die Tür auf, schnappe mir das Handy und hebe ab. „Hallo.“

„Piper.“ Die Stimme meines Vaters wirkt gestresst. „Was ist los? Warum bist du immer noch an der Tankstelle?“

Mein Dad hat einen Tracker auf meinem Handy installiert. Er muss also nachgesehen haben, wo ich gerade bin, und hat gesehen, dass ich mich seit einer Stunde nicht fortbewegt habe. „Es geht mir gut. Ich hatte einen platten Reifen.“ Ich versuche, den Ärger in meiner Stimme zu verstecken, aber es gelingt mir nicht.

„Piper, was ist passiert?“

Ich lehne mich mit dem Rücken an den Wagen, neige meinen Kopf in Richtung Himmel und stoße einen tiefen Seufzer aus. „Zwei Arschlöcher haben meinen Reifen aufgeschlitzt, als ich im Laden war. Sie versuchten, mir zu helfen, und boten sich als Mitfahrgelegenheit an.“

„Was?“, brüllt er ins Telefon, und ich zucke zusammen. Ich hätte die Angelegenheit vor ihm verschweigen können, aber ich bin eine wirklich schlechte Lügnerin – vor allem meinem Dad gegenüber.

„Dad, beruhige dich. Ich habe das geregelt. Sie sind abgehauen, und ich habe das Rad gewechselt. Ich war gerade dabei, wieder loszufahren, als du angerufen hast.“

„Wie zur Hölle soll ich mich beruhigen, wenn mein Babygirl mir erzählt, dass irgendwelche Arschlöcher ihren gottverdammten Reifen aufgeschlitzt haben und dann versucht haben, sie in ihr Auto zu locken. Ich komme, um dich abzuholen.“

„Nein!“, unterbreche ich ihn. „Ich bin gerade einmal eine Stunde weg. In der Zeit, die du hierher brauchst, bin ich schon zu Hause. Mir geht es gut, Dad. Ich verspreche es dir.“

Die Leitung bleibt einen Moment lang still. „Na gut“, knirscht er zwischen den Zähnen hervor. „Ich werde deinen Tracker beobachten. Pass auf dich auf und bleibe wachsam. Behalte deinen Rückspiegel immer im Auge, damit du merkst, wenn dich jemand verfolgt.“

„Das werde ich. Ich rufe dich an, wenn ich etwas brauche.“

„In Ordnung. Ich liebe dich, Bean.“

„Ich liebe dich auch.“

Die Sonne geht gerade unter, während ich in die Zufahrt zu meinem Zuhause einbiege. Ich lächle, als ich sehe, dass mein Dad auf der Veranda steht und auf mich wartet. Promise steht mit Jaxson auf der Hüfte hinter ihm. Mir geht das Herz auf, als ich meinen kleinen Bruder sehe. Ich halte an, und bevor ich den Wagen abstellen kann, steht mein Dad schon neben dem Auto und reißt die Tür auf. Innerhalb einer Sekunde liege ich in seinen Armen. „Gottverdammt, Bean. Du wirst deinem alten Herren noch einen Herzinfarkt bescheren.“

Ich erwidere seine Umarmung. „Ich finde es auch schön, dich zu sehen, Dad.“

Mein Vater macht einen Schritt zurück und beäugt mich kritisch, inspiziert mich von Kopf bis Fuß. Sein Blick bleibt mit einem Grunzen an meinen Haaren hängen.

„Was ist? Magst du es nicht?“ Ich grinse ihn an und fahre mir mit den Fingern durch die Locken.

„Du bist immer wunderschön, Bean.“ Die Stimme meines Vaters ist sanft. Er lehnt sich nach vorne und gibt mir einen Kuss auf den Kopf.

„Oh mein Gott, Piper. Du siehst fantastisch aus! Mir gefällt die neue Piper“, tönt Promise, als sie die Treppen herunterläuft. Jaxson streckt seine Ärmchen nach mir aus, und ich platze schier vor Vorfreude, meinen Bruder im Arm zu halten.

„Komm her, kleiner Mann“, sprudelt es aus mir heraus. Jaxson ist das süßeste aller Babys. „Mein Gott, du wirst so schnell groß!“ Ich schmiege mein Gesicht an seinen Hals, und er beginnt zu kichern. „Ich werde dich auffressen.“ Während ich vorgebe, herzhaft in ihn zu beißen, halte ich ihn hoch und blubbere mit meinen Lippen auf seinem rundlichen Bauch. Dad und Promise beobachten mich die ganze Zeit mit dem gleichen Grinsen im Gesicht. „Was?“, frage ich und lächle sie an.

„Du bist ein Spaßvogel“, zieht mich mein Vater auf. „Komm, lass uns reingehen, damit wir uns fertig machen können.“

Ich setze Jaxson auf meiner Hüfte ab und folge Dad und Promise. „Fertig machen wofür?“

„Wir führen dich zum Essen aus.“

„Okay. Lasst mich vorher duschen und mich umziehen. Ich fühle mich grauenvoll nach einem ganzen Tag auf der Straße und habe noch Schmieröl vom Reifenwechsel auf meiner Hose.“

Ich gebe Jaxson an meinen Dad weiter und bemerke das Zucken an seinem Kinn, als ich die Ereignisse des Tages erwähne. Ich nehme mir vor, zukünftig daran zu denken, das nicht mehr anzusprechen. Ich will nicht, dass es ihn noch mehr verärgert als bereits jetzt. Was passiert ist, ist passiert. Am Ende des Tages ist alles gut gegangen. Trotzdem ist mir nicht wohl bei dem Gedanken daran, dass diese Männer so etwas bei irgendeiner anderen, nichts ahnenden Frau abziehen.

Eine Stunde später habe ich geduscht und meine Haare geföhnt. Ich habe beschlossen, sie in leichten Wellen zu tragen, und gerade einen Hauch Mascara und meinen liebsten roten Lippenstift aufgetragen. Da ich sicher bin, dass Dad uns nicht in ein schickes Restaurant ausführen wird, entscheide ich mich für einen smaragdgrünen Spitzenbody in Kombination mit einer Skinny-Jeans. Nachdem ich in ein Paar goldene Sandalen geschlüpft bin, mache ich mich auf den Weg nach unten, wo Dad und Promise bereits warten.

Wir nehmen Dads Truck, und ich klettere auf den Rücksitz, wo Promise gerade Jaxson in seinem Kindersitz festschnallt. Ich kann immer noch nicht fassen, wie groß er schon geworden ist, und habe das Gefühl, so viel verpasst zu haben. Traurigkeit überkommt mich bei diesem Gedanken.

„Ich halte eine Minute an der Bar an, ich habe etwas Papierkram im Büro vergessen“, sagt Dad vom Fahrersitz aus, als er in Richtung des Twisted Throttle, der Bar meines Onkels Abel, abbiegt. Ich runzle die Stirn, wundere mich, warum der Parkplatz leer ist. Zu dieser Tages- oder eben Nachtzeit ist die Bar normalerweise gerammelt voll.

Promise öffnet ihren Sicherheitsgurt. „Ich nehme Jaxson kurz mit rein und wechsle schnell seine Windel. Piper, möchtest du im Wagen warten oder reinkommen?“

Ich löse ebenso meinen Sicherheitsgurt und öffne die Tür des Trucks. „Ich begleite euch.“

Kapitel 3

Kiwi

Es ist später Nachmittag. Ich halte ein kaltes Bier in meiner Hand, im Hintergrund läuft gute Musik, und der gesamte Club ist mitsamt Familien in der Bar versammelt. Wir warten auf Pipers Heimkehr. Novas Tochter war knapp ein Jahr in Texas, um das College zu besuchen. Von zu Hause wegzuziehen, war eine schwierige Entscheidung für Piper gewesen. Sie und ich haben uns oft darüber unterhalten, bevor sie gegangen ist. Ich verstehe, was sie antrieb und den Wunsch, mehr vom Leben zu entdecken – von sich selbst. Manchmal muss man sein Zuhause verlassen, um herauszufinden, wer man ist. Piper war schon immer hungrig nach dem Leben. Sie blüht auf, wenn sie anderen helfen kann, und lebt für ihre Familie, aber sie muss auch für sich selbst leben.

Das Problem war nur, dass sich alles änderte, als Piper die Highschool abschloss. Ihre Mutter wollte sie wieder in ihrem Leben haben, und das allein reichte aus, um ihren Wunsch, fortzugehen, zu stärken – sie wollte wieder atmen können. Sie wollte allem entkommen – auch ihren Gefühlen. Der Sturm, der in ihr tobte, sollte sich beruhigen. Piper wollte Frieden finden. Ich weiß, sie musste von zu Hause weg, weil sie hier in Louisiana keinen Trost mehr finden konnte. Ich werde nicht lügen. Auch wenn sie in der Zwischenzeit einige Male zu Besuch hier war, ihre Abwesenheit blieb nicht unbemerkt.

Nova kommt durch die Eingangstür, als ich gerade das Bier an meine Lippen führe. An seiner Seite ist Promise und hält ihren Sohn im Arm. Dann betritt Piper den Raum. Heilige Scheiße. Meine Brust zieht sich zusammen. Ist das Piper? Lange platinblonde Haare statt der vormals brünetten fallen in Wellen über ihre Schultern. Ich sauge den Anblick in mich auf, folge den Kurven ihres Körpers. Der smaragdgrüne Body, den sie trägt, schmeichelt ihrer sonnengeküssten Haut.

Ich kann nicht aufhören, sie anzusehen.

Atme.

Ihr Blick trifft den meinen durch den ganzen Raum. Sie lächelt, und ich schwöre bei Gott – meine Seele verlässt meinen Körper. Mein Herzschlag pulsiert mit dem Rhythmus der Musik, die aus den Lautsprechern hinter mir dröhnt, während ich beobachte, wie sie jeden in der Bar umarmt. In dem Moment, in dem Everest sie in eine Bärenumarmung zieht, um sie willkommen zu heißen, gerät mein Blut in Wallung. Ich habe den überwältigenden Drang, meine Faust in seinem verdammten Gesicht zu vergraben, weil er sie berührt.

Was zur Hölle läuft bei mir schief?

Reiß dich zusammen, Tai.

Es ist Piper, verdammt noch mal.

Piper wirft ihren Kopf in den Nacken und lacht, während Wick ihre Füße vom Boden hebt, als er sie umarmt. Selbst das kotzt mich an. Ich sollte der sein, der sie zum Lachen bringt – der Grund sein, warum sie lächelt. Mein Griff um die Bierflasche wird stärker. Ich schließe meine Augen. Ich gebe alles, um gegen die Gefühle anzukämpfen.

Wut.

Sehnsucht.

Verlangen.

Weil sie meine ist.

„Tai.“ Abgesehen von meinen Eltern und Geschwistern ist Piper die Einzige, die mich bei meinem richtigen Namen nennt. Der sanfte Klang ihrer Stimme erzeugt eine körperliche Anziehungskraft. Ich öffne meine Augen, und sie steht vor mir. Ich sauge den Anblick noch einmal in mich auf. Ihre hellen haselnussbraunen Augen strahlen. Sie ist so anders und doch dieselbe. Piper wirft sich an meine Brust und schlingt ihre Arme um meine Taille. Der zarte Honigduft mit einem Hauch Jasmin überflutet meine Sinne, als ich sie umarme.

„Fuck, du riechst immer so gut.“ Ich kann an meiner Brust spüren, wie sie lacht, als ich das sage. Ich trete mir gedanklich in den Arsch für diese Aussage.

„Ich habe dich vermisst“, meint Piper.

In den Tiefen meiner Seele verändert sich etwas – ein hörbarer Knall im Universum. Nach diesen vier Worten realisiere ich, dass ich am Arsch bin.

Ich will, dass diese Frau die meine ist.

„Ich habe dich auch vermisst.“ Ich räuspere mich. „Das haben wir alle.“ Danach küsse ich sie auf den Kopf. „Willkommen zu Hause.“

„Fühlt sich gut an, wieder zu Hause zu sein.“

Ich gehe einen Schritt zurück und strecke meine Hand aus, um ihr Haar zu berühren. „Es ist anders.“ Ihre Strähnen gleiten mir aus den Fingern.

„Eine Veränderung war notwendig. Eine drastische und mutige.“ Piper knabbert an ihrer Unterlippe – etwas, das sie häufig macht, wenn sie etwas beschäftigt. „Gefällt es dir?“

„Ja, Baby, das tut es.“ Verdammt, wenn sie die Gedanken hören könnte, die gerade durch meinen Kopf rauschen. Gedanken, die ich nicht haben sollte – gepaart mit Gefühlen, die ich nicht für sie fühlen sollte. Ich trete zurück, um etwas mehr Abstand zwischen uns zu bringen.

Ich blicke über ihre Schulter und bemerke, dass Nova in unsere Richtung kommt. Er bleibt neben seiner Tochter stehen und zieht sie an sich. Nova blickt mir in die Augen, während er mit Piper spricht. „Bean, ich muss einen Moment mit Kiwi sprechen. Warum hilfst du den Ladys nicht mit dem Essen, das gerade geliefert wurde?“ Er küsst sie auf die Stirn.

Piper wirft noch ein Lächeln in meine Richtung, bevor sie sich auf den Weg zu den Frauen macht, die damit beschäftigt sind, das Abendessen vorzubereiten. Nova führt eine ruckartige Bewegung mit seinem Kopf aus. „Lass uns im Büro reden.“