Knie nieder Kätzchen - Laura Paroli - E-Book

Knie nieder Kätzchen E-Book

Laura Paroli

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Beschreibung

Die Familie geht über alles. Das ist der Leitspruch meines Onkels, seit er mich bei sich aufgenommen hat. Als er mir an meinem neunzehnten Geburtstag eröffnet, dass ich heiraten muss, bekommt der Satz eine neue Bedeutung. Ich habe keine Chance zu fliehen und es gibt niemanden, dem ich mich anvertrauen könnte. Außer vielleicht dem Priester in der Kirche. Aber der Mann Gottes ist heute nicht hier, um zuzuhören, er verfolgt seinen eigenen Plan. Einen düsteren, niederträchtigen Plan. Dass er mich entführt und ans Bett kettet, ist erst der Anfang. *** Düster. Leidenschaftlich. Bitterböse. Trigger Warnung: explizite Sprache, bildhafte Beschreibungen, Erniedrigung, Dominanz, Entführung, Gewalt und Mord. ***

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KNIE NIEDER KÄTZCHEN

LAURA PAROLI

Originalausgabe 08/2023

Copyright © 2023 by Laura Paroli

Alle Rechte vorbehalten.

Alle in diesem Buch beschriebenen Personen sind fiktiv. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist nicht beabsichtigt und rein zufällig.

www.lauraparoli.com

1

BRIANNA

»Lasst uns auf den 19. Geburtstag meiner Nichte anstoßen. Vor zehn Jahren habe ich sie in meinem Haus aufgenommen, als ängstliches, verwaistes Kind. Unter meinen Fittichen ist sie zu einer bezaubernden jungen Frau herangewachsen. Seht sie euch nur an!«

Hitze steigt mir ins Gesicht, als der Scheinwerfer auf mich zeigt, und ich würde mich am liebsten unter dem langen Banketttisch verkriechen. Wenn ich eines noch mehr hasse, als Onkel Colemans übertriebene Ansprachen, dann, dass er mich gerne benutzt, um sich als edlen Samariter darzustellen. Doch mein Onkel kennt keine Gnade. Er nimmt mich an der Hand und dreht mich im Kreis, während das Publikum applaudiert. Mir wird schwindelig und ich bin heilfroh, als er mich endlich loslässt, um sein Glas klirrend gegen meines zu stoßen.

»Sláinte« und »Cheers«, kommt es von den Gästen, die meisten heben einfach das Glas. Der Festsaal ist gut gefüllt mit Geschäftspartnern und Bekannten meines Onkels. Von meinen wenigen Freunden ist keiner gekommen. Vielleicht haben sie ihre Einladungen auch gar nicht erhalten. Bei meinem Onkel weiß man das nie so genau.

»Lasst uns tanzen!« Coleman klatscht in die Hände und augenblicklich stimmt die Band ein Geburtstagslied an.

»Du tanzt mit Fergus O’Donnahan«, bestimmt er und schiebt mich einem pausbäckigen, rothaarigen Mann Mitte fünfzig entgegen, der sich eilig ein dickes Kuchenstück in den Mund stopft und rasch die Hände am Jackett abwischt.

»Brianna.« Er lässt unverhohlen seinen Blick in mein Dekolleté wandern, als wir auf der Tanzfläche sind. »Du hast dich gut rausgemacht. Schmale Taille aber üppig Holz vor der Hütte. Das gefällt mir.«

Ich kann spüren, wie meine Wangen noch roter werden, während ich fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit suche.

»Was machst du, Liebes? Gehst du noch auf dieses Internat?«

»Ich studiere inzwischen Kunstgeschichte am College.«

»Sei nicht albern. Wozu das College? Eine Frau sollte daheim sein.«

»Das sehe ich anders«, widerspreche ich ihm, aber er redet mich einfach nieder. Erzählt von Familienwerten, Traditionen und davon, wie der Feminismus alles zerstört. Ich bin heilfroh, als das Lied aus ist, und mein Onkel mich zu sich ins Büro beordert.

Coleman steht am Schreibtisch, als ich eintrete, Tante Alby und eine alte Frau sitzen ihm gegenüber. An der Tür und am Fenster sind zwei Sicherheitsleute platziert. Six und Seven. Weil mein Onkel sich Namen schlecht merkt, hat er seine Männer in der Reihenfolge ihrer Einstellung nummeriert. Mein Herz klopft schneller, während meine Augen zwischen den Anwesenden hin und her springen. Diese Versammlung kann nichts Gutes bedeuten.

»Brianna, kannst du dich an Großtante O’Donnahan erinnern? Fergus Mutter?«

»Ja, ich denke … ich bin nicht ganz sicher.« Ich reiche der Greisin etwas verlegen die Hand. »Es freut mich, Sie wiederzusehen, Miss O’Donnahan.«

»Brianna.« Die Frau grinst erfreut und greift nach ihrem Stock. »Bildschön, wie auf den Fotos.«

»Fotos?«

Ich werfe meinem Onkel einen fragenden Blick zu, aber er erklärt es nicht weiter. Die alte Frau hat sich inzwischen aus ihrem Stuhl erhoben und kommt auf mich zu.

»Los, dreh dich herum und lass dich anschauen … Wunderschön, die hüftlangen Locken … eine Farbe wie Kupfer. Lächle doch mal!«

Sie schleicht um mich herum wie um ein Pferd auf dem Jahrmarkt. Liebe Güte, die Frau ist noch eigenartiger als ihr Sohn! Nicht nur, dass sie genauso ungeniert meinen Körper vermisst, sie starrt mir sogar in den Mund.

»Hattest du eine Zahnspange, Kind?«

»Nein, wieso?«

»Faszinierend. Und sie ist unberührt, richtig?«

Als Onkel Coleman ihr zunickt, nimmt sie ihr besticktes Handtäschchen und geht mit dem Stock Richtung Tür. »Ich bin einverstanden. Das wird meinem Fergus gefallen.«

Ich starre ihr wie versteinert hinterher, bis die Tür ins Schloss fällt.

»Was zur Hölle hat das zu bedeuten? Hat die eine Schraube locker?«

Onkel Coleman grinst. »Zügle deine Zunge, Brianna, und sieh her. Ich habe ein Geburtstagsgeschenk für dich.«

Ich sehe etwas Goldenes zwischen seinen Fingern aufblitzen, das ich bei genauerem Hinsehen als Anhänger identifiziere.

»Der gehörte deiner Mutter. Jetzt, wo du 19 bist, sollst du ihn tragen.«

Mein Herz klopft wie verrückt, als er ihn mir umlegt. Ich dachte, er hätte alle Sachen meiner Eltern verschenkt.

»Danke. Danke!«

»Das ist nicht das einzige Geschenk.«

Coleman deutet auf einen großen Kleidersack, der über dem Holzschrank hängt.

»Du schenkst mir einen Anhänger UND ein Kleid?«

Überrascht von so viel Großzügigkeit falle ich ihm um den Hals. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zuletzt etwas zu meinem Geburtstag bekommen habe. Mein Onkel ist eigentlich der Meinung, dass er für mich schon genug ausgeben muss.

»Mach es auf.«

Er schiebt mich weg und verfolgt mit ernster Miene, wie ich zum Kleidersack gehe und den Reißverschluss öffne. Weiße Spitze kommt zum Vorschein, aufgestickte Rosen und eine Menge Tüll. Irritiert drehe ich mich zu meinem Onkel um.

»Ist das ein Hochzeitskleid?«

Coleman nickt: »Ich hoffe es gefällt dir. Du wirst morgen in diesem Kleid heiraten.«

»Bitte … was?«

Es dauerte ein paar Sekunden, bis mein Gehirn seine Worte verarbeiten kann. Und selbst, als ich ihre Bedeutung verstehe, bin ich sicher, dass es sich um einen Scherz handeln muss. Doch Coleman scherzt nicht. Weder heute, noch irgendwann sonst.

»Du weißt, dass die Geschäfte nicht so laufen wie früher. Die irischen Clans haben sich auseinander gelebt. Das ist nicht gut.«

Mein Onkel spricht nicht mit mir über seine Geschäfte, weil sie sich jenseits der legalen Grenze bewegen. Sportwetten, Glücksspiel und Drogenhandel sind da noch die harmloseren Dinge. Dass es Probleme gibt, habe ich höchstens daran gemerkt, dass seine Laune noch mieser ist, als sonst.

»Wie auch immer, ich habe eine Lösung gefunden. Du wirst Fergus O’Donnahan heiraten und diese Verbindung wird uns und den O’Donnahan Clan wieder näher zusammenführen und unsere Stellung in New York stärken.«

»Fergus O’Donnahan?« Ich schnappe nach Luft. »Das ist ein Witz oder?«

»Du gefällst ihm. Er mag deine … ausgeprägte Figur.« Meine gertenschlanke Tante Alby deutet auf meine Kurven.

»Und was noch wichtiger ist«, fährt Onkel Coleman fort, »du gefällst Fiona. Nach dem Desaster mit ihrer ersten Schwiegertochter, gefällt ihr der Gedanke, dass du ihrem Fergus endlich reinblütige irische Nachkommen schenken könntest.«

Liebe Güte, träume ich etwa? Ist das ein Alptraum?

»Seid ihr völlig durchgeknallt? Ihr wollt ernsthaft, dass ich Fergus O’Donnahan heirate? Das ist … Wahnsinn! Der Kerl ist ein Chauvinist! Und er sieht aus wie ein Nacktmull!«

Die Stimme meines Onkels klingt jetzt unerbittlich und wütend. »Du kannst froh sein, dass du jemanden wie Fergus zum Ehemann bekommst. Andere würden sich alle Finger abschlecken! Probier das Kleid, Brianna. Falls es nicht passt, muss die Schneiderin eine Nachtschicht einlegen.«

»Nein«, sage ich entschlossen. »Ich zieh das nicht an!«

Onkel Coleman gibt seinen Wachmännern ein Zeichen. »Los, helft ihr ins Kleid!«

Ich weiche zurück, als Six einen Schritt auf mich zumacht. Aber von der anderen Seite kommt Seven. Beide zusammen halten mich fest, während ich schreie und tobe. Sie sorgen dafür, dass ich nicht auskommen kann, während mir Tante Alby die Klamotten vom Leib reißt und mir das Ungetüm aus weißer Spitze über den Kopf zieht.

»Benimm dich nicht wie ein Kind!« Alby betrachtet mich kopfschüttelnd. »Es ist ein bisschen zu eng um die Brust. Aber ich denke, Fergus wird zufrieden sein.«

»Ist doch scheißegal, was der Wichser denkt. Weil ich ihn nicht heiraten werde! Lieber falle ich tot um!«

Beim Versuch, mich von dem Kleid zu befreien, zerreißt ein Stück von dem Stoff.

»Du undankbares Miststück!« Onkel Coleman verpasst mir eine schallende Ohrfeige und nickt seinen Bodyguards zu. »Fahrt mit ihr zur Kirche. Pater Christophorus soll ihr den Mund mit Seife auswaschen. Am Rückweg stoppt ihr bei der Schneiderin, damit sie das wieder in Ordnung bringt. Und dann bringt ihr Brianna in den Bunker unter der alten Sporthalle, damit sie bis morgen keinen Unsinn anstellt!«

»Da, wo die italienische Ware ist?«

»Wo sonst, du Schwachkopf!«

»Nein. Nein. Neeeiiiin!« Ich will mich am Türrahmen festhalten, aber die beiden Gorillas meines Onkels schleifen mich nach draußen. Nicht durch den Festsaal, wo die Gäste fröhlich feiern, sondern durch den Hinterausgang, wo ein schwarzer Wagen bereitsteht.

»Ich will nicht zur Kirche«, protestiere ich, als mich die Männer im üppigen Brautkleid auf die Rückbank drücken. »Ich werde sicher nicht die Beichte ablegen!«

Allein schon die Vorstellung, wie mich Pater Christophorus auf Knien zwölf Ave Maria beten lässt, während er mir auf den Hintern starrt, beschwört mir Übelkeit hoch. Und das Gefühl wird mit jedem Meter, den wir uns der Kirche nähern, noch schlimmer. Als der Wagen hält, könnte ich kotzen. Meine Finger haben sich so fest in die Sitzbank gekrallt, dass die Knöchel weiß hervortreten. Doch meine Begleiter kennen keinen Pardon und zerren mich durch das große, hölzerne Tor.

In der Kirche selbst ist es dunkel, nur ein paar Kerzen beleuchten den Weg zum Altar. Einen Moment lang keimt Hoffnung in mir, dass der alte Priester schon weg ist.

»Pater Christophorus?« Die kratzige Stimme von Seven hallt durch die Kirche. »Sind Sie da?«

Er deutet Six, den Priester zu suchen, während er mich grob am Arm packt und zum Beichtstuhl schleift. »Los, rein da!« Mit einem Ruck zieht er den schweren Samtvorhang zu. »Knie dich nieder und warte!«

2

DOMENICO

Ich stelle meinen Wagen in einer dunklen Ecke hinter der stillgelegten Fabrikanlage ab und ziehe die schwarze Sporttasche aus dem Kofferraum. Es dämmert schon und in jedem anderen Stadtteil New Yorks leuchten inzwischen Laternen den Weg. Hier aber regiert die Dunkelheit. Irgendwann gab es eine Straßenbeleuchtung, ein paar schmutzige, silbergraue Säulen erinnern daran. Die Lichter selbst sind aber allesamt hinüber. Sie sind kaputt gegangen und wurden nie repariert. Vielleicht hat man sie absichtlich heruntergeschossen. In dieser Ecke weiß man das nicht so genau. Früher bekämpften sich hier Gangs. Straßendealer und Kriminelle stritten sich um die Kunden. Seit sich die irische Mafia hier breitgemacht hat, haben die Rivalitäten aufgehört. Aber das Verbrechen ist schlimmer geworden.

»Sir? Sir! Sie sollten das schöne Auto lieber wo anders abstellen!«

Von der anderen Straßenseite kommt ein etwa dreizehnjährigen Bursche auf mich zu, die Kleider abgenutzt und das lange krause Haar verfilzt vom Schmutz und vom Wind. Wild gestikulierend deutet er mit den Händen nach Süden. »Einen Block weiter gibt es ein Parkhaus, da wird Ihr Auto bewacht. Für fünf Dollar bring ich Sie hin. Ich kann auch wechseln.«

Ich muss grinsen, weil er mich für einen Gentleman hält. Vielleicht will er mir Falschgeld rausgeben. Oder nach meiner Brieftasche greifen. Ich habe lange genug auf der Straße gelebt, um die Tricks zu kennen. Aber als der Bursche direkt vor mir steht und erkennt, was ich in meiner Tasche transportiere, rudert er rasch zurück.

»Wissen Sie was? Ich zeig’s Ihnen gratis. Gleich dahinten. Sie müssen nur um die Ecke fahren.«

Er will schon umdrehen und laufen, aber ich bin schneller und greife nach seinem Arm.

»Warte.«

Mit großen Augen starrt er mich an. Nicht ängstlich, aber auf alles gefasst. Nur damit, dass ich ihm einen Hundert-Dollar-Schein in die Hand drücke, hat er wohl nicht gerechnet.

»Pass auf meinen Wagen auf, so lange ich weg bin. Sag niemandem, was du gesehen hast. Wenn der Wagen in einer Stunde noch da ist, gibt es noch einen Schein.«

Der Junge bleibt auf der Straße stehen und sieht zu, wie ich das Tor zur ehemaligen Kunststofffabrik aufzwänge. Vermutlich fragt er sich, was ich in der alten Bruchbude will. Aber die Fabrik ist bloß eine gut getarnte Abkürzung, um zur alten Kirche zu kommen. Ich kenne mich hier in der Gegend aus. Ich habe mich schon als Kind hier herumgetrieben. Das ist der Grund, weshalb Silvestro mich hergeschickt hat. Das und die Tatsache, dass ich keine Skrupel habe, mir den Priester zu schnappen.

Als ich die Tür zur Kirche aufstoße, flackern die Kerzen im Luftzug. Der Pater steht neben der Spendenbox und ist gerade dabei, ein paar Scheine und Münzen in seine Tasche zu stopfen.

»Die Kirche ist schon geschlossen«, sagt er, ohne sich umzudrehen, und für eine Sekunde stellt es mir die Gänsehaut auf. Es ist seine Stimme. Seine verfluchte Stimme! Der Ton, aus dem die Alpträume sind. Reiß dich zusammen, sage ich mir. Der Auftrag ist nicht, ihn zu töten. Es reicht, ihn zu betäuben und irgendwohin zu bringen, wo er den Plan nicht stört. Damit wir dem verfickten Coleman und seiner Hochzeitsgesellschaft morgen einen Empfang bereiten können, den keiner so schnell vergisst.

Aber als Pater Christophorus sich umdreht, und ich in seine kalten Eisaugen blicke, verpufft meine Beherrschung wie ein Windhauch im Sturm. Er sieht mich nur an, er erkennt mich nicht einmal. Er sieht einen großen, kräftigen, düsteren Kerl.

---ENDE DER LESEPROBE---