Komotauer Lausbub oder Glückskind - Rüdiger Bauer - E-Book

Komotauer Lausbub oder Glückskind E-Book

Rüdiger Bauer

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Beschreibung

Mit dem Untertitel dieser Jugenderinnerungen an glückliche Jahre in Böhmen wird die Zeitspanne von der Geburt des Erzählers bis zur Kapitulation aller deutschen Streitkräfte im Mai 1945 eines in diese ereignisreiche Zeitspanne hineingeborenen und aufgewachsenen jungen Sudetendeutschen geknüpft. Seine frühen Jugendjahre charakterisiert er selbst mit kundiger Hand geschrieben -aus der Schmunzelecke-. Mit einem bunten Bilderbogen werden die Lausbubenstreiche des allmählich Heranwachsenden vor und während seiner Schulzeit und seine tief verwurzelte Verbundenheit mit den deutschen Brüdern jenseits der Grenzen geschildert. Auch über die ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht erzählt der Autor mit leichter Hand. Die Glücksmomente der jungen Liebe, die Begegnung mit seiner späteren Ehefrau, nur wenige Stunden vor Antritt seiner Rekrutenzeit als Kriegsfreiwilliger, seine Rettung als Verwundeter über die Ostsee und letzte Urlaubstage in der verloren gegangenen sudetendeutschen Heimat werden dem Vergessen entrissen. Ihm gelingt mit viel Glück und Überlebensmut Suche und Aufbruch zu neuen Ufern mit zwei bezeichnenden Nachkriegs-Episoden und seinem oft die Hand zu schützendem Beistand leistenden Schutzengel.

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Seitenzahl: 58

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Rüdiger Bauer 10 Jahre

Inhaltsverzeichnis

Ein Oberdorfer Gung stellt sich vor

Ein wohlbehütetes Elternhaus

Entdeckung neuer Welten

Ein neues Wigwam stellt neue Herausforderungen

Sportliche Ertüchtigung

Die grauer Kluft / Zeitenwende

In Liebe entbrannt

Kriegsdienst und Verlust der Heimat

Waghalsiges Wiedersehen zum Jahrestag Ende Mai 1945

Eine nicht mehr lausbubenhafte Geschichte aus der Nachkriegszeit

1. Ein Oberdorfer Gung stellt sich vor

Wenn Jemand am Palmsonntag anno 1925 geboren wurde, dann erwartet der Leser dieser kleinen Lebensbeichte einige glückhafte Momente des Verfassers aus seiner alten Heimat miterleben zu können. Nachstehend hier einiges aus der Schmunzelecke vergangener Jugenderinnerungen.

Als Angehöriger der Erlebnisgeneration habe ich die alte Deutschherrenstadt – mein Komotau - mit ihren Örtlichkeiten von ehedem, so wie sie in meinem Herzen stets fortleben wird, über Jahrzehnte bewahrt. Aus dem Oberdorfer Gung (Junge) und Komotauer Lausbub ist inzwischen ein „ausgereifter alter Herr und Ur-Opa“ an der Waterkant geworden. Aber seine unvergessene Heimatstadt mit all den vielen Facetten seiner ehemaligen Erlebniswelt wird er weiter in seinem Herzen tragen. Niemand wird sie ihm jemals nehmen können.

Immer wieder bringen mich Erzählungen in meiner Komotauer Heimatzeitung zum Schmunzeln. Erinnerungen werden geweckt an die eigene Kindheit, die ich einst in der alten Deutschherrenstadt am Fuße des Erzgebirges erlebt habe. So möchte ich also ganz am Anfang beginnen. Als meine Eltern nach einer schnellen, gut viertelstündigen Kutschfahrt an jenem Sonntag ins Komotauer Krankenhaus kamen, war die Fruchtblase meiner Mutter geplatzt, die Nabelschnur lag um meinen jungen Hals und das kleine Bündel, das sie unter Schmerzen zur Welt brachte, war bereits blau angelaufen. Mit Gefahr im Verzug begann mein Leben. Sie sollte nicht die einzige bleiben in mittlerweile mehr als 92 Lebensjahren. Wie gut, dass die ersten Stunden meines Erdendaseins mein Erinnerungsvermögen nicht belasten. Viele weitere Episoden aus den ersten 20 Jahren dieses Lebens in der alten Heimat haben sich tief eingegraben in mein Gedächtnis. Von einigen soll hier berichtet werden. Vielleicht weckt das Eine oder Andere die Erinnerung eines noch lebenden Zeitgenossen mit ähnlichen Erlebnissen. Das würde mich freuen. Hier soll auch für die Nachgeborenen der Komotauer Lausebub Rüdiger Bauer zu Worte kommen mit seinen übermütigen Jungenstreichen und mancherlei Entgleisungen, die seine Eltern – sofern sie je davon erfahren hätten - pädagogisch zuweilen in arge Bedrängnis versetzt haben. würden.

2. Ein wohlbehütetes Elternhaus

Weihnachten 1925 Der Lausbub krabbelt schon

Wenn ich versuche, mir die Zeit meiner ersten Kindheitsjahre wieder in Erinnerung zu rufen, dann taucht zunächst ein im Elternhaus, Leipziger Strasse 36, direkt neben der so genannten „Ruutn Mühl“ (Roten Mühle) aufgewachsener blonder Lockenkopf auf, der unter Mutters Obhut und Vaters oft verständnisvollem Schmunzeln seine Spielsachen so lange malträtierte, bis sie das Zeitliche gesegnet hatten. Zweifellos war ich ein Kind, das zu Übertreibungen neigte. Das rechte Maß zu finden, wollte im Leben erst gelernt sein. Wen wundert es, dass mir das damals keineswegs so recht bewusst wurde? Der blonde Lockenkopf war - im Gegensatz zu seinem Eigentümer selbst - der ganze Stolz der Frau Mama. Deren Erbgut hatte sich offensichtlich beim Sohnemann unverkennbar durchgesetzt. Sie wollte mir natürlich fast immer ein durch besonders adrette Kleidung herausgehobenes, recht manierliches Äußere verleihen – was mir als richtigen Jungen zu jener Zeit verständlicherweise so völlig gegen den Strich ging. Meine eigenen Ambitionen hatten ganz andere Kleidung und schon gar eine andere Haartracht im Sinne, passend zu meiner eigenen Gedankenwelt, in der ich damals lebte. Mit Hilfe von reichlich Wasser beim Kämmen, kam ich leider nicht zum Ziel. Auch das Befestigen von geeigneten steinernen Hilfsmitteln an den Haarlocken scheiterte an der Natur der Dinge. Der verständliche Widerstand der uneinsichtigen Frau Mama war auch nicht zu überwinden. So fügte ich mich nach langen Überredungsversuchen dann doch der Einsicht in die naturgegebenen Verhältnisse und bat als Zeichen meines Entgegenkommens wenigstens um etwas persönliche Freizügigkeit bei der Auswahl meines Haarschnitts beim Friseur. Doch offensichtlich war dieser brave Mann von meiner Mutter stets insgeheim genau instruiert worden und brachte trotz all seiner Bemühungen und Beteuerungen keine vernünftige Frisur, wie sie einem richtigen Jungen geziemt, zu Stande. Diese Schlacht hatte ich unwiederbringlich verloren. Erst mit den Jahren verdankte ich der Fürsprache meines guten Onkels und Taufpaten Karl Walz, dass eine leidlich genehmere Haartracht später Platz griff.

Früh gebaut hat nie gereut

Zu dem blonden Lockenkopf sollte in den Augen der Frau Mama, wie erwähnt, stets ein manierliches Äußeres in möglichst adretter Kleidung kommen. Die passte aber nach meiner Meinung gar nicht zu einem richtigen Jungen. Einmal kam mir ganz unverhofft der Zufall zu Hilfe. Eine Urlaubsreise der Familie Bauer nach St. Joachimsthal zu meiner geliebten Oma über den Umsteigebahnhof Schlackenwerth führte zu einer unvermuteten, kurzbefristeten Wende. In der adretten Besuchskostümierung, die meine Frau Mama selbst auf ihrer bewährten Nähmaschine geschneidert hatte, balancierte ich während der Wartezeit für den Anschlusszug an der Hand meines Vaters auf der Böschung des Abwassergrabens, der voller dreckigem Lokomotivwassers neben dem Bahnhofsgelände zu meiner Freude verlief. In jugendlicher Unachtsamkeit rutschte ich plötzlich von der Böschung ab und lag – pardauz – ganz unvermutet zum großen Schreck meines Vaters in dem schmutzigen Graben. Triefend und voll des öligen Wassers, zog mich der erschrockene Vater heraus und musste zu seinem Leidwesen das Jüngelchen der fast einer Ohnmacht nahen lieben Mutter zum schnellen Umziehen aus dem Inhalt unserer Urlaubskoffer präsentieren, bevor der Anschlusszug nahte. Die notwendige Prozedur vollzog sich dann zwar unter heftigem Plärren des notdürftig getrockneten und gereinigten jungen Naseweises, vierjährigen Stammhalter der Familie Bauer. Aber meine Kostümierung für die Weiterfahrt wurde nach meinem Dafürhalten dann, Gottlob, sehr viel erträglicher.

Mit den Eltern zu Besuch in St. Joachimsthal

Die Weihnachtszeit erinnert mich oft an meine Erfahrungen mit dem Nikolaus, der in frühen Jugendtagen bei mir meist in Begleitung eines furchteinflößenden Krampus erschien. Damals war ich schon vorher so aufgeregt, dass sich dies in dem dringendem Bedürfnis niederschlug, ganz schnell vorher noch auf den Nachttopf zu müssen. Dann war ich auf alles vorbereitet und der Vortrag meines Weihnachtsgedichtes verlief zur allseitigen Zufriedenheit. Ähnlich erging es mir auch oft, bevor das Christkind nebenan im großen Wohnzimmer am Weihnachtsbaum das Glöckchen klingelte als Zeichen, dass es Zeit zur Bescherung sei. Mein Nervenkostüm gab Alarm. Als sehr seltsam empfand ich, dass mein Vater damals nie rechtzeitig zugegen war.