Krankenhausarbeit digital -  - E-Book

Krankenhausarbeit digital E-Book

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Beschreibung

Digitale Technik gewinnt in der Arbeitswelt Krankenhaus zunehmend an Bedeutung. Die erfolgreiche Gestaltung betrieblicher Digitalisierungsprozesse ist jedoch kein Selbstläufer. Betriebliche Digitalisierungsprozesse sollten ganzheitlich gestaltet werden: unter Einbindung aller Berufsgruppen, partizipativ und mitarbeiterorientiert, prozessübergreifend und unter Berücksichtigung spezifischer struktureller und organisatorischer Voraussetzungen. Das Werk zeigt auf, welche Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung aus Sicht unterschiedlicher Berufsgruppen existieren. Außerdem wird entlang konkreter Handlungsfelder aufgezeigt, mit welchen konkreten Strategien, Verfahren und Instrumenten Krankenhäuser betriebliche Digitalisierungsprozesse mitarbeiterorientiert gestalten können.

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Contents

Cover

Titelei

Vorwort

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

Vorschau auf das Buch

1 Einleitung und Hinführung – Stand von Forschung und Praxis: Digitalisierung im Krankenhaus

1.1 Verbreitung von digitaler Technik im Krankenhaus – Digitalisierungsgrad

1.2 Auswirkungen von digitaler Technik auf Arbeitsprozesse – Wirkungen und Erwartungen

1.3 Fazit

2 Innovationsfähigkeit und -bereitschaft in Einrichtungen der Gesundheitsversorgung am Beispiel von digitalen Veränderungsprojekten – Einflussfaktoren und Wirkungszusammenhänge

2.1 Einleitung

2.2 Partizipative Innovationsstrukturen zur Entwicklung von Digitalisierungsprozessen in Krankenhäusern

2.2.1 Einleitung

2.2.2 Nutzer:innenzentrierte Innovationsgestaltung im Krankenhaus

2.2.3 Bewertung des Stands im Innovationsprozess: der Digital Health Maturity Index

2.2.4 Erfolgsfaktoren für den digitalen Wandel

2.2.5 Zielbild »Digitales Krankenhaus«: eine zusammenfassende Betrachtung für partizipative Innovationsstrukturen im Krankenhaus

2.2.6 Orientierungsdimensionen im digitalen Krankenhaus

2.2.7 Fazit

2.3 Digitale Innovationskompetenz: Herausforderung nicht nur für pflegerische Führungskräfte

2.3.1 Digitalisierung als diffuses Versprechen

2.3.2 Digitale Innovationen als »datensetzende Macht« für eine neue soziale Praxis

2.3.3 Bausteine für ein Praxiskonzept zur Stärkung digitaler Innovationskompetenz im Arbeitsprozess

2.3.4 Fazit

2.4 Technikentwicklung: Alltagsprozesse automatisieren im Krankenhaus – Erfahrungsbericht des Klinikum Aschaffenburg-Alzenau mit den Partnern TLGG Consulting und Servicetrace

2.4.1 Motivation und Zielsetzung: Mehr Zeit für Patienten durch Prozessautomatisierung

2.4.2 Welche Technologie ist »klinikreif«?

2.4.3 Phase I: Start-up (1 × 4-Wochen-Sprint)

2.4.4 Phase 2: Ramp-up (1 × 4-Wochen-Sprint)

2.4.5 Phase 3: Take-off (4 × 4-Wochen-Sprint)

2.4.6 Fazit

2.5 Verändert KI die Pflege? Voraussetzungen für die Implementierung von Deep-Learning-Spracherkennung in der Pflegedokumentation

2.5.1 Ausgangsbedingungen des Projektes

2.5.2 Die Experimentierräume ambulante Dienste und Kurzzeitpflege

2.5.3 Kompetenzaneignung

2.5.4 Ergebnisse aus der Evaluierung

2.5.5 Pflege und Technologie

2.5.6 Fazit

2.6 Welche Personalentwicklung braucht die Digitalisierung?

2.6.1 Einleitung

2.6.2 Digitalisierung in der pflegerisch-medizinischen Berufelandschaft im Krankenhaus

2.6.3 Personalentwicklung als Mittler zwischen Digitalisierung und Beruflichkeit

2.6.4 Formale Bildung und arbeitsintegriertes Lernen verbinden

2.6.5 Fazit und Ausblick

2.7 Innovationsgehalt DigiKIK: Erfahrungen zum Experimentierraum

3 Beruflichkeit, Organisation und Arbeit im digitalen Transformationsprozess – Anforderungen aus Perspektive unterschiedlicher Berufsgruppen im Krankenhaus

3.1 Herleitung zu Berufen und Tätigkeitsfeldern der Gesundheitswirtschaft in der digitalen Transformation

3.2 Alles eine Frage der Haltung? Pflegefachpersonen im Spannungsfeld von ethischen, technologischen und wirtschaftlichen Anforderungen

3.2.1 Hintergrund

3.2.2 Anforderungen und Spannungsfeld

3.2.3 Das Spannungsfeld und neue Belastungsformen

3.2.4 Suchbewegung: Profession und Haltung

3.2.5 Fazit und Ausblick – Profession‍(-elle Haltung) im Spannungsfeld

3.3 Was wir (nicht) über die digitale Transformation der alltäglichen Arbeit in der Pflege wissen

3.3.1 Software im Krankenhaus – über den Status quo und staatliche Förderung

3.3.2 Der Pflegealltag im Kontext der Digitalisierung – zum aktuellen Stand der Forschung

3.3.3 Fazit – die vernetzte Klinik als Forschungsdesiderat

3.4 Am Anfang war das Netzwerk – die Entwicklung von Fachsoftware aus Perspektive der Akteur-Netzwerk-Theorie

3.4.1 Einleitung

3.4.2 Historische Perspektive auf Software‍(entwicklung) in der Sozialen Arbeit

3.4.3 Folgerungen

3.4.4 Fazit

4 Zusammenhang von Technik, Arbeitsgestaltung und partizipativen Verfahren

4.1 Partizipation und Entlastungspotenziale durch Technik?

4.2 Wie kann der Einsatz von digitaler Technik eine gesundheitsfördernde Wirkung entfalten?

4.2.1 Wie kann der Output von digitaler Technik im Arbeitsprozess ermittelt werden?

4.2.2 Auswirkungen von digitaler Technik auf der Ebene der Arbeitsaufgabe

4.2.3 Bericht aus dem Projekt DigiKIK

4.2.4 Fazit – Implementierung von digitaler Technik in Angebote und Maßnahmen des BGM

4.3 Digitalisierung der Arbeit in Krankenhäusern – Partizipation als Strategie und Instrument für Technikaneignung

4.3.1 Einführung

4.3.2 Veränderungsdimensionen im Prozess der »Digitalisierung der Arbeit«

4.3.3 Partizipationsinstrument: Ergebnisoffene Experimentierräume

4.3.4 Fazit

4.4 Partizipation im Krankenhaus – die Quadratur des Kreises?

4.4.1 Was verstehe ich unter Beteiligung in meinem Klinikbereich/Arbeitsplatz?

4.4.2 Theoretische Reflexion zur Diskussionsfrage 1 – Begriffsdefinition

4.4.3 Erfahrungen der Teilnehmenden aus der Praxis: Welche Erfahrungen habe ich mit Beteiligung gemacht?

4.4.4 Theoretische Reflexion zur Diskussion zu Frage 2 – Erfahrungen mit Beteiligungsverfahren

4.4.5 Erfahrungen der Teilnehmenden zu Umsetzungsmöglichkeiten von Beteiligung am Arbeitsplatz

4.4.6 Theoretische Reflexion zur Diskussionsfrage – Ansatzpunkte zum Strukturaufbau

4.4.7 Schlussfolgerungen

4.4.8 Fazit – Ausblick und zukünftiger Forschungsbedarf

Verzeichnisse

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Stichwortverzeichnis

Die Herausgeberinnen und Herausgeber

Laura Schröer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsschwerpunkt »Arbeit und Wandel« an der Westfälische Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen, Institut Arbeit und Technik. Arbeitsschwerpunkte in Forschungs- und Entwicklungsprojekten sind: Arbeitsgestaltung, Gesundheitsförderung und Prävention, Arbeitspolitik und Arbeitsbeziehungen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft. BEM-Beauftragte der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen, Dozentin an der Hochschule für Gesundheit.

Christoph Bräutigam ist Pflegewissenschaftler und seit 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Arbeit und Technik (Forschungsschwerpunkt Arbeit & Wandel) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind insbesondere: personen- und humanzentrierte Arbeit, personenbezogene Dienstleistungsberufe (Schwerpunkt Pflege), Professionalität in der Pflege, berufliche Bildung und Kompetenz (Schwerpunkt Pflege).

Christopher Schmidt arbeitete bis Ende 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut Arbeit und Technik (Forschungsschwerpunkt Arbeit und Wandel). Dort betreute er u. a. zwei Kliniken im DigiKIK Projekt. Anfang 2022 wechselte er zur MedEcon Ruhr GmbH und arbeitet dort als Projektmanager in den Schwerpunkten Gesundheitsberufe und Managed Care/Neue Versorgungsformen. Sein Studium schloss er mit einem sozialwissenschaftlichen Masterabschluss im Bereich Management und Regulierung von Arbeit ab.

Michaela Evans studierte Sozialwissenschaft an der Ruhr Universität Bochum und ist Direktorin des Forschungsschwerpunktes »Arbeit und Wandel«. Sie ist Mitglied im Rat der Arbeitswelt sowie der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung und Mitherausgeberin der Zeitschrift »Arbeit«. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Arbeitspolitik und Arbeitsbeziehungen, berufliche Bildung, Qualifikations- und Kompetenzentwicklung sowie Dienstleistungs- und Arbeitsgestaltung.

Laura Schröer/Christoph Bräutigam/Christopher Schmidt/Michaela Evans (Hrsg.)

Krankenhausarbeit digital

Betriebliche Digitalisierungsprozesse mitarbeiterorientiert gestalten

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

Dieses Werk enthält Hinweise/Links zu externen Websites Dritter, auf deren Inhalt der Verlag keinen Einfluss hat und die der Haftung der jeweiligen Seitenanbieter oder -betreiber unterliegen. Zum Zeitpunkt der Verlinkung wurden die externen Websites auf mögliche Rechtsverstöße überprüft und dabei keine Rechtsverletzung festgestellt. Ohne konkrete Hinweise auf eine solche Rechtsverletzung ist eine permanente inhaltliche Kontrolle der verlinkten Seiten nicht zumutbar. Sollten jedoch Rechtsverletzungen bekannt werden, werden die betroffenen externen Links soweit möglich unverzüglich entfernt.

1. Auflage 2024

Alle Rechte vorbehalten© W. Kohlhammer GmbH, StuttgartGesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:ISBN 978978-3-17-039900-6

E-Book-Formate:pdf: ISBN 978-3-17-039901-3epub: ISBN 978-3-17-039902-0

Vorwort

Der Band versammelt, ausgehend von einem Forschungsprojekt zum Thema Digitalisierung im Krankenhaus, eine Reihe unterschiedlichster Beiträge, die den Projekthorizont teilweise weit überschreiten. Sie sind teils konkret und praxisverwurzelt, teils theoretisch-konzeptioneller Natur; aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven und teils widersprüchlich. Das soll so sein und reflektiert die Komplexität der Thematik. In den meisten Beiträgen wird eine Gemeinsamkeit deutlich: Digitalisierung im Krankenhaus (und nicht nur dort) ist keineswegs lediglich ein Technologiethema, sondern muss notwendigerweise als Mensch-Technik-Thema im Rahmen der Organisation verstanden und gestaltet werden. Die Perspektiven verschiedener Professionen, der Technikentwicklung und der Organisationsentwicklung spielen eine wichtige Rolle. Betont wird insbesondere die Notwendigkeit der Partizipation der Beschäftigten.

Hier soll ergänzend der Aspekt der berufspolitischen Herausforderungen angedeutet werden. Die Digitalisierung vollzieht sich im Rahmen eines weitgehend ökonomisierten und wettbewerblich ausgerichteten Gesundheitssystems und in einer Zeit zunehmenden Mangels an Fachkräften. Dies führt zu einem steigenden Effizienzdruck. Hier lockt das Digitale mit dem Versprechen der Zeitersparnis, der Fehlervermeidung und dem Potenzial, knappe personelle Ressourcen teilweise zu kompensieren. Wie u. a. die Beiträge von Bringmann und Petersen, Höhmann und Schmitz, sowie Wirth und Hülsken-Giesler zeigen, impliziert das Eindringen digitaler Ausstattung allerdings teils grundlegende Fragen an das Selbstverständnis und das Handeln der beteiligten Professionen, insbesondere der Pflege. Neben Berufspraxis, betrieblicher Mitbestimmung und Wissenschaft sind auch die berufspolitischen Akteure gefragt, sich kritisch mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen.

Die genannten Beiträge zeigen auf, wie digitale Unterstützungs‍(?)‌systeme beispielsweise Vorgaben/Vorschläge für pflegerisches Handeln produzieren, die Interaktion mit Patient:innen beeinflussen, mittels Standardisierung die situative Handlungsautonomie konterkarieren, externe Kontrolle ermöglichen, die Gelegenheiten für Interaktion verringern oder die Unsichtbarkeit pflegerischer Arbeit fördern. Solche Folgewirkungen digitaler Systeme müssen berufspolitisch analysiert und bewertet werden.

Michaela Evans, Laura Schröer, Christoph Bräutigam, Christopher SchmidtInstitut Arbeit und Technik, Westfälische Hochschule

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

Dr. Peter Bleses, Diplom-Politologe, Dr. rer. pol., ist Abteilungsleiter am Institut Arbeit und Wirtschaft (iaw) der Universität und Arbeitnehmerkammer Bremen. Forschungsschwerpunkte sind die Arbeits- und Organisationsgestaltung in Veränderungsprozessen, Arbeit und Qualifikationsentwicklung in sozialen Dienstleistungen, Perspektiven nachhaltiger Beschäftigungsfähigkeit und Transferforschung.

Christoph Bräutigam ist Pflegewissenschaftler und seit 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Arbeit und Technik (Forschungsschwerpunkt Arbeit & Wandel) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind insbesondere: personen- und humanzentrierte Arbeit, personenbezogene Dienstleistungsberufe (Schwerpunkt Pflege), Professionalität in der Pflege, berufliche Bildung und Kompetenz (Schwerpunkt Pflege).

Julia Bringmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin und angebunden an das Einstein Center Digital Future. Ihre thematischen Arbeitsbereiche/Themen sind: digitale Transformation von Arbeit und Technikfolgenabschätzung. Studium: B.A. und M.A. Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Anja Burmann ist am Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST, Abteilung Gesundheitswesen, tätig. Unter Leitung von Anja Burmann erforscht und entwickelt die Abteilung digitale Systeme im Gesundheitskontext. Die Themenbereiche umfassen Gesundheitsdatenplattformen und -ökosysteme, Health Data Spaces, Datensouveränität, Gesundheitsanwendungen und Datenverarbeitung.

Prof. Dr. Peter Dehnbosel lehrt und forscht an der TU Dortmund mit den Schwerpunkten betriebliche Bildungsarbeit und berufliche Weiterbildung. Er lehrt zudem in berufsbegleitenden MA-Studiengängen an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg (seit 2006) und an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (seit 2007). Sein Studium in Mathematik, Physik und Sozialwissenschaften schloss er als Dipl.-Mathematiker ab. Es folgten Promotion und Habilitation zu Themen der Berufs- und Weiterbildung an der TU Berlin.

Prof. Dr. Wolfgang Deiters studierte Informatik an der Universität Dortmund und promovierte zum Thema Management von Geschäftsprozessen an der Technischen Universität Berlin. Im Anschluss daran wechselte er an das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST. Seit 2017 ist er Professor für Gesundheitstechnologien an der Hochschule für Gesundheit in Bochum. Wissenschaftlich beschäftigt sich Wolfgang Deiters mit den Themen Prozess- und Workflow-Management.

Michaela Evans studierte Sozialwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum und ist seit 1999 Mitarbeiterin am Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen und seit 2017 Direktorin des Forschungsschwerpunktes Arbeit & Wandel. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Arbeitspolitik und Arbeitsbeziehungen, die Entwicklung von Erwerbsarbeit und informeller Arbeit, berufliche Bildung, Qualifikations- und Kompetenzentwicklung, humanzentrierte Dienstleistungs- und Arbeitsgestaltung. Sie ist Mitglied im Rat der Arbeitswelt und Mitherausgeberin der Zeitschrift »Arbeit – Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik«.

Andreas Friemer, Diplom-Sozialwissenschaftler, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Arbeit und Wirtschaft (iaw) der Universität und Arbeitnehmerkammer Bremen. Forschungsschwerpunkte: anwendungsorientierte Kompetenzforschung, insbesondere individuelle und organisationale Kompetenzentwicklung bei Digitalisierungsprozessen, Perspektiven nachhaltiger Beschäftigungsfähigkeit.

Wolfram Gießler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Pädagogischen Hochschule Freiburg und verfügt über eine 20-jährige Erfahrung in der Durchführung von Drittmittelprojekten zur Personalentwicklung und Digitalisierung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist, Konzepte des arbeitsintegrierten Lernens für die partizipative Gestaltung der Digitalisierung zu nutzen und betrieblich umzusetzen.

Thomas Hagemeijer ist seit 2017 Teil der Digitalberatung TLGG und arbeitet als Practice Lead Health am Gesundheitssystem der Zukunft mit Fokus auf Deutschland und Europa. Zuvor hat Thomas Hagemeijer als Unternehmensberater bei A.T. Kearney Erfahrung mit Strategien und Geschäftsmodellen gesammelt. Er hat über 10 Jahre Erfahrung in der Unternehmensberatung und ist jetzt spezialisiert auf das Gesundheitswesen.

Leonie Hecken ist Sozialwissenschaftlerin und Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der contec GmbH. Zuvor war sie wissenschaftliche Hilfskraft im Institut Arbeit und Technik (IAT) und im Projekt DigiKIK tätig.

Prof. Dr. Ulrike Höhmann, Univ.-Prof., Dr. rer. Medic., ist an der Fakultät für Gesundheit, private Universität Witten/Herdecke tätig. Bis 2020 Lehrstuhl für »multidisziplinäre Versorgung chronisch kranker Menschen«, Leitung des MA-Studiengangs »Multidisziplinäre Versorgung von Menschen mit Demenz und chronischen Einschränkungen«. Aktuelle pflegebezogene Arbeitsschwerpunkte: Kompetenzentwicklung, Professionalisierung, Praxisentwicklung und Innovationsgestaltung, Versorgungskonzepte bei Chronicity, multiprofessionelles Lernen.

Prof. Dr. phil. Manfred Hülsken-Giesler ist Pflegewissenschaftler und Berufspädagoge. Seit 2019 ist er Lehrstuhlinhaber für Pflegewissenschaft im Fachbereich Humanwissenschaften der Universität Osnabrück und seit 2022 Direktor des dortigen Instituts für Gesundheitsforschung und Bildung. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind insbesondere: neue Technologien in Gesundheit und Pflege, Zukunftsforschung in Pflege und Gesundheit sowie hochschulische Bildung in Gesundheit und Pflege.

Maria Huschka studierte an der Stockholm School of Economics und an der WHU: Otto Beisheim School of Management Marketing. Sie hat 18 Jahre Berufserfahrung als Marketingspezialistin und Fachkenntnisse in den Bereichen Marketing- und Kommunikationsmanagement, Marketing- und Markenstrategie sowie Marktkampagnen, Marktforschung und Marktanalyse. Gegenwärtig ist sie Direktorin von EMEA Web Marketing for MuleSoft.

Jessica Kemper absolvierte ihren Master in Sozialpsychologie und -anthropologie sowie Komparatistik an der Ruhr-Universität Bochum; sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsschwerpunkt »Arbeit und Wandel« an der Westfälische Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen, Institut Arbeit und Technik. Arbeitsschwerpunkte in Forschungsprojekten sind: Arbeitsgestaltung und Digitalisierung, Gesundheitsförderung und Prävention.

Rudolf Kergaßner ist seit 2018 Sales Leader bei Salesforce. Bis 2018 war Rudolf Kergaßner Managing Director von IPsoft Deutschland in Frankfurt am Main und für das Deutschlandgeschäft mit den Schwerpunkten Business Development und Vertrieb verantwortlich. Er startete seine Laufbahn bei IBM im Vertrieb und im Bereich Global Services. Vor seinem Eintritt bei IPsoft bekleidete er führende Positionen bei mehreren Technologiefirmen.

Florian Meiners ist wissenschaftliche Hilfskraft am Institut Arbeit und Technik im Forschungsschwerpunkt Arbeit und Wandel. Er absolvierte seinen Bachelor in Soziologie an der Universität Duisburg-Essen und befindet sich aktuell im Masterstudium Sozialwissenschaft im Studienschwerpunkt Management und Regulierung von Arbeit, Wirtschaft, Organisation an der Ruhr-Universität Bochum.

Prof. Dr. rer. nat. Sven Meister leitet den Lehrstuhl für Gesundheitsinformatik der Universität Witten/Herdecke. Er erforscht dort, wie die Digitalisierung die Arbeit im Gesundheitswesen verändert. Die Forschung erfolgt in den drei Bereichen »Mensch-Technik-Interaktion«, »Gesundheitsinfrastrukturen« und »Künstliche Intelligenz«. Die Forschung ist interdisziplinär ausgelegt und soll Medizin, Pflege, Psychologie und Technologie zusammenbringen.

Benjamin Henry Petersen ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität zu Berlin und angebunden an das Einstein Center Digital Future. Seine Forschungsschwerpunkte sind die digitale Transformation von Arbeit und Infrastrukturtheorie. Er studierte B.A. Soziologie und Politikwissenschaften und M.A. Soziologie an der Universität Kassel.

Chiara Radunovic absolvierte ihren Bachelor in »Erziehungswissenschaft« an der Universität Duisburg-Essen und ist nun Master-Studentin der Erziehungswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Am Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen ist sie wissenschaftliche Hilfskraft im Forschungsschwerpunkt »Arbeit und Wandel«.

Ingolf Rascher ist Dipl. Sozialwissenschaftler und arbeitet beim Management for Health-INT in Bochum. Dort beschäftigt er sich in den Arbeitsbereichen Gesundheit- und Sozialwirtschaft mit den Themen digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, Mensch-Technik-Interaktion – Mensch-Roboter-Interaktion.

Heinrich Recken ist Krankenpfleger und Sozialwissenschaftler; von 2003 – 2021 Leiter des Studienzentrums Essen der Hamburger Fern-Hochschule; jetzt Forschungsbeauftragter für den Bereich Digitalisierung im Gesundheitswesen. Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft (von 2005 – 2018 im Vorstand) sowie der Sektion Folgen von Technik und Informatik in der Pflege; Mitglied im Vorstand der AAL-Akademie (Bundesarbeitsgemeinschaft »Ambient Assisted Living«); Mitglied im Forschungs- und Praxiszentrum ROBOTIK & KI IN DER PFLEGE.

Konstantin Rink studierte Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkte Soziale Arbeit und ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter im BMBF-Projekt PAGAnInI an der FH Bielefeld sowie im Kompetenzzentrum Soziale Dienste tätig. Sein Interesse gilt der Digitalisierung Sozialer Arbeit, dem Einsatz sowie der Nutzung von Cyberinfrastrukturen und deren Einfluss auf professionelles Handeln. Zugänge hierfür stellen die Technographie und Akteur-Netzwerk-Theorie dar.

Christopher Schmidt arbeitete von 2017 bis Ende 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen in dem Forschungsschwerpunkt Arbeit und Wandel. Dort betreute er unter anderem zwei Kliniken im DigiKIK Projekt. Anfang 2022 wechselte er zur MedEcon Ruhr GmbH und arbeitet dort als Projektmanager in den Schwerpunkten Gesundheitsberufe und Managed Care/Neue Versorgungsformen. Sein Studium schloss er mit einem sozialwissenschaftlichen Masterabschluss im Bereich Management und Regulierung von Arbeit, Wirtschaft und Organisation ab.

Alexander Schmidt absolvierte eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Anschließend studierte er Health Care Studies im Bachelor und Management von Organisationen & Personal im Gesundheitswesen. Aktuell leitet er das Studienzentrum Essen der Hamburger Fern-Hochschule (HFH) und arbeitet in den Bereichen Digitalisierung im Gesundheitswesen und Spracherkennung und -steuerung in der Pflegedokumentation.

JProf. Dr. phil. Daniela Schmitz ist Juniorprofessorin für Innovative und Digitale Lehr- und Lernformen in der Multiprofessionellen Gesundheitsversorgung an der Fakultät für Gesundheit an der Universität Witten/Herdecke. Ihre Forschungsschwerpunkte sind multiprofessionelles Lehren und Lernen, Strategien des Common Groundings sowie Möglichkeiten und Grenzen des digitalen Lernens.

Prof. Dr. Hubertus Schmitz-Winnenthal ist seit Juli 2014 Chefarzt der chirurgischen Klinik I (Allgemein-‍, Viszeral- und Gefäßchirurgie) am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau. Studiert hat Schmitz-Winnenthal in Frankfurt. An der Universitätsklinik in Heidelberg war er viele Jahre – vor seinem Wechsel nach Aschaffenburg – zuletzt als Oberarzt tätig, dort ist ihm in diesem Jahr auch der Professorentitel verliehen worden. Außerdem hat er ein Zusatzstudium in Gesundheitsmanagement und -controlling erfolgreich abgeschlossen.

Laura Schröer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsschwerpunkt »Arbeit und Wandel« an der Westfälische Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen, Institut Arbeit und Technik. Arbeitsschwerpunkte in Forschungs- und Entwicklungsprojekten sind: Arbeitsgestaltung, Gesundheitsförderung und Prävention, Arbeitspolitik und Arbeitsbeziehungen in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft. BEM-Beauftragte der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen, Dozentin an der Hochschule für Gesundheit (Digitalisierung im Kontext Arbeit und Gesundheit).

Prof. Dr. Alfons Schröer ist Professor an der Hochschule Neubrandenburg. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Betriebliche Gesundheitsförderung. Inhaltlich beschäftigt er sich vor allem mit der gesundheitsgerechten Gestaltung von Arbeit, Organisationsentwicklung und soziologischen Themen. Neben seiner Lehrtätigkeit ist er als Berater im Bereich Gesundheitsmanagement tätig. Er studierte Sozialwissenschaft, Philosophie und Rechtswissenschaft.

Prof. Dr. Udo Seelmeyer (Dipl. Päd.) ist Professor für Sozialarbeitswissenschaft an der FH Bielefeld und Sprecher des fachbereichsübergreifenden Forschungsverbunds »CareTech OWL – Zentrum für Gesundheit, Soziales und Technologie«. Er forscht zu organisations- und professionsbezogenen Fragen der Digitalität in Sozialer Arbeit und sozialen Berufen und leitet interdisziplinäre Projekte zur Entwicklung und Erprobung digitaler Technologien und Assistenzsysteme in den Feldern von Sozialer Arbeit, Gesundheit und Pflege.

David Sommer begann 2019 als studentische Hilfskraft am Institut Arbeit und Technik. Mittlerweile ist er wissenschaftliche Hilfskraft im Forschungsschwerpunkt »Arbeit und Wandel«. Er studierte Sozialwissenschaft (B.A.) an der Ruhr-Universität Bochum und befindet sich momentan im Masterstudium Sozialwissenschaft im Studienschwerpunkt Stadt- und Regionalentwicklung.

Silke Völz ist Ergotherapeutin und absolvierte ihren Master in »Alternde Gesellschaften« an der TU Dortmund. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsschwerpunkt »Arbeit und Wandel« an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen, Institut Arbeit und Technik, beschäftigt sie sich vor allem mit Gestaltungschancen und -herausforderungen von Veränderungen in Arbeits- und Lebenswelt (z. B. Digitalisierung) in den Branchen des Sozial- und Gesundheitswesens.

Joshua Weber (B.A. und M.A. Soziale Arbeit) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für wissenschaftliche Dienstleistung und Entwicklung (Hochschulzentrum) der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. Sein Interesse gilt allgemein der Digitalisierung und Digitalität der Sozialen Arbeit, spezifisch der Entwicklung und Nutzung von Technik für die Soziale Arbeit sowie der Kompetenzentwicklung Studierender.

Dr. rer. pol. Lena Marie Wirth ist Dipl.-Wirtschaftsjuristin und Master of Management Consulting. Sie arbeitet seit 2019 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Pflegewissenschaft (IGB) der Universität Osnabrück. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind insbesondere: neue Technologien in Gesundheit und Pflege, Steuerungsmechanismen in Organisationen, gesundheitsorientierte Führung sowie ressourcenorientierte Gestaltung von Arbeits- und Organisationskonzepten in Gesundheit und Pflege.

Vorschau auf das Buch

Das Buch gliedert sich in vier Teile. Der erste Teil dient der Einführung in die Thematik. Christopher Schmidt, Christoph Bräutigam, Alfons Schröer, Laura Schröer und Florian Meiners skizzieren einleitend den Stand der Digitalisierung im Krankenhaus. Das Thema wird in den Kontext der historischen Abfolge der technologischen Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert eingeordnet. Anschließend werden die Besonderheiten des Untersuchungs- und Gestaltungssettings Krankenhaus, insbesondere im Gegensatz zu Betrieben der Industrie, und die digitale Entwicklung darin beleuchtet. Wesentlich ist die Erkenntnis, dass es bei der »Digitalisierung« des Krankenhauses weniger darum geht, die technische Entwicklung zu fokussieren, als die Wechselwirkungen von Mensch, Technik und Organisation in den Blick zu nehmen. Weiterhin zeigt der Beitrag überblicksartig die für den Einsatz in Kliniken entwickelten digitalen Anwendungen auf und thematisiert deren Verbreitung und Verwendung. Schließlich wird das Thema der Auswirkungen auf die Arbeitsprozesse sowie der Chancen und Risiken der Digitalisierung des Krankenhauses skizziert – Aspekte, die in folgenden Beiträgen immer wieder aufgegriffen werden.

Im zweiten Teil zu dem Thema »Innovationsfähigkeit und -bereitschaft in Einrichtungen der Gesundheitsversorgung am Beispiel von digitalen Veränderungsprojekten – Einflussfaktoren und Wirkungszusammenhänge« widmen sich sechs Beiträge aus unterschiedlichen Perspektiven verschiedenen Aspekten digitaler Innovation. Hier finden sich sowohl theoretisch-konzeptionelle als auch praxisbezogene Texte mit Projektbezug. Im ersten Beitrag »Partizipative Innovationsstrukturen zur Entwicklung von Digitalisierungsprozessen in Krankenhäusern« von Anja Burmann, Wolfgang Deiters und Sven Meister betonen die Autor:innen die Notwendigkeit, Innovationsvorhaben aus Sicht der bestehenden Prozesse sowie der mit diesen interagierenden Menschen zu denken und den Prozess partizipativ zu gestalten. Vorgestellt werden die Instrumente »Zukunftswerkstatt digitales Krankenhaus« und »Digital Health Maturity Index«, mit dem der organisationale Reifegrad bezüglich der Digitalisierung bestimmt werden kann. Abschließend beschreibt der Text die Erfolgsfaktoren für den digitalen Wandel und bezieht sich dabei auf die drei Betrachtungswinkel: strategische Zielsetzung, Change-Management und Digitalisierungsdimension.

Ulrike Höhmann und Daniela Schmitz beschäftigen sich in ihrem Beitrag »Digitale Innovationskompetenz: Herausforderung nicht nur für pflegerische Führungskräfte« am Beispiel der Digitalisierung mit einer Konzeption der Innovationskompetenz für das Pflegemanagement. Als Ziel wird eine zum pflegerischen Berufsverständnis sinnkohärente Gestaltung digitaler Innovationsprozesse präsentiert, die Chancen und Risiken der Innovation kritisch reflektiert. Dabei sind insbesondere spezifische, die Berufspraxis verändernde Eigengesetzlichkeiten der (digitalen) Technik zu beachten. Für die erfolgreiche Bewältigung dieser anspruchsvollen Herausforderung bedarf es auf Seiten des Pflegemanagements verschiedener Kompetenzbündel, die die Autorinnen benennen und begründen. Diese werden erforderlich aufgrund der »datensetzenden Macht« der Technik und des Charakters digitaler Innovationen als soziale Innovationsprozesse. Schließlich wird ein erprobtes Praxiskonzept zur Stärkung dieser digitalen Innovationskompetenzen vorgestellt.

Der sich anschließende Erfahrungsbericht »Technikentwicklung: Alltagsprozesse automatisieren im Krankenhaus – Erfahrungsbericht des Klinikum Aschaffenburg-Alzenau mit den Partnern TLGG Consulting und Servicetrace« von Hubertus Schmitz-Winnental, Thomas Hagemeijer, Maria Huschka, Rudolf Kergaßner zur Prozessautomatisierung im Krankenhaus führt auf die Ebene der konkreten betrieblichen Umsetzung. Anschaulich beschreiben die Autor:innen das systematische Vorgehen bei der Automatisierung von Krankenhaus-Prozessen mit dem Ziel der Entlastung der Beschäftigten.

Im vierten Text dieses Teils wird der Frage nachgegangen, ob Künstliche Intelligenz (KI), hier bezogen auf die Dokumentation von stationären Aufnahmegesprächen mithilfe eines Spracherkennungsprogramms, die Pflege verändert. Der Beitrag »Verändert KI die Pflege? Voraussetzungen für die Implementierung von Deep-Learning-Spracherkennung in der Pflegedokumentation« von Ingolf Rascher, Alexander Schmidt und Heinrich Recken stellt das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) geförderte Projekt »Sprint-Doku« vor und berichtet von Ergebnissen des entsprechenden »Experimentierraumprojektes«. Gedanken zum Verhältnis von Technik und Pflege runden den Beitrag ab.

Die aktive Gestaltung der Digitalisierung des Krankenhauses erfordert eine systematische betriebliche Personalentwicklung, die Lernen im Prozess der Arbeit mit der beruflichen Entwicklung für alle Beschäftigten ermöglicht. Wolfram Gießler und Peter Dehnbostel zeigen auf, welches Verständnis der Personalentwicklung im Krankenhaus hierzu notwendig ist und welche praktischen Beispiele es schon gibt. Ausgehend von einer Skizze der bisher defizitären Einbindung der Digitalisierung in die berufliche Qualifizierung, wird in ihrem Text mit dem Titel »Welche Personalentwicklung braucht die Digitalisierung?« eine erweiterte, arbeitsbezogene Personalentwicklung als Mittlerin zwischen Digitalisierung und Beruflichkeit vorgestellt. Diese basiert auf grundlegenden Neuausrichtungen in der betrieblichen Bildungsarbeit. Anhand zweier Lernorganisationsformen (Lerninseln und interprofessionelle Ausbildungsstation) machen die Autoren deutlich, wie in der betrieblichen Praxis konkret formale Bildung und arbeitsintegriertes Lernen verknüpft werden können. Anschließend gehen Alfons Schröer, Laura Schröer, Christopher Schmidt und Christoph Bräutigam im letzten Beitrag des zweiten Teils erneut auf die Experimentierräume ein. In ihrem Beitrag »Innovationsgehalt DigiKIK: Erfahrungen zum Experimentierraum« stellen sie das Projekt DigiKIK vor. Dieses setzte ein modulares und integriertes Gestaltungskonzept um, das neue betriebliche Strukturen, Verfahren und Instrumente für eine vorausschauende Personalarbeit implementieren sollte. Ausgehend hiervon verknüpfte das Projekt technologische und soziale Innovationen in der betrieblichen Personalarbeit für Krankenhäuser im digitalen Wandel. In der wissenschaftlichen Ausrichtung des Vorhabens ging es darum, das Wissen um den Zusammenhang zwischen digitalem Technikeinsatz, subjektiven Nutzungspraktiken und Kompetenzen der Beschäftigten mit Blick auf die Arbeitsbelastungen zu vertiefen.

Der dritte Teil (Beruflichkeit, Organisation und Arbeit im digitalen Transformationsprozess – Anforderungen aus Perspektive unterschiedlicher Berufsgruppen im Krankenhaus) des Bandes vereint drei weitgehend theoretisch-konzeptionelle Beiträge, die verschiedene professionelle Perspektiven aufzeigen.

In »Herleitung zu Berufen und Tätigkeitsfeldern der Gesundheitswirtschaft in der digitalen Transformation« leiten Silke Völz und Laura Schröer in den Schwerpunkt ein, indem sie mögliche Auswirkungen von Digitalisierungsprozessen im Gesundheitswesen auf Berufe und Tätigkeiten darstellen. Insbesondere Substitutionspotenziale, also die Möglichkeit, menschliche Arbeit mit Computern bzw. computergestützten Maschinen zu ersetzen, werden immer wieder debattiert. Die Autorinnen hinterfragen in ihrem Beitrag, inwiefern auch Arbeitstätigkeiten im Setting Krankenhaus automatisierbar sein könnten. Zudem ergänzen sie, inwiefern sich durch die Digitalisierung neue Chancen und Anforderungen für Beschäftigte ergeben können. Des Weiteren weisen sie auf die besonderen Rahmenbedingungen in der Organisation Krankenhaus hin, vor dessen Hintergrund der digitale Wandel stattfindet und gestaltet werden muss.

Lena Marie Wirth und Manfred Hülsken-Giesler werfen ihren Blick weit über den üblichen Horizont des Themas Digitalisierung der Pflege hinaus. In ihrem Beitrag »Alles eine Frage der Haltung? Pflegefachpersonen im Spannungsfeld von ethischen, technologischen und wirtschaftlichen Anforderungen« reflektieren sie die Implikationen der Ökonomisierung der Pflegearbeit, die ihren Ausdruck u. a. in der mit der Digitalisierung einhergehenden Standardisierung von Arbeitsinhalten und -prozessen findet. Sie stellen fest, dass die ökonomischen, digitalen und ethischen Anforderungen die Sorgearbeit Pflege zunehmend verändern. Das erzeugte Spannungsfeld und resultierende Belastungen der Pflegepraxis werden anschaulich dargestellt. Vor diesem Hintergrund wird der Professionalisierungsdiskurs der Pflege mit Blick auf ein vermarktlichtes Umfeld reflektiert. Insbesondere wird die Bedeutung der pflegerischen Haltung betont, die neben dem Wissen und Können professionelles Handeln in der Pflege konstituiert.

»Was wir (nicht) über die digitale Transformation der alltäglichen Arbeit in der Pflege wissen« ist der Beitrag von Julia Bringmann und Benjamin Henry Petersen überschrieben. Sie diskutieren den bisher sehr uneinheitlichen Stand der Digitalisierung in den Krankenhäusern vor dem Hintergrund der zunehmenden politischen Bemühungen – wie beispielsweise dem Krankenhauszukunftsgesetz – um die digitale Transformation. Hinsichtlich der häufig vorgetragenen Entlastungsversprechen konstatieren sie, dass die Effekte für die Pflegenden bisher eher ambivalent einzuschätzen sind. Skizziert werden auch die Verschiebung von Tätigkeiten innerhalb der Pflege und zwischen dieser und dem ärztlichen Dienst sowie die Frage möglicher Kontrollzunahme durch digitale Arbeitsmittel. Das Spannungsverhältnis zwischen der Digitalisierung und dem beruflichen Selbstverständnis wird ebenfalls in diesem Beitrag thematisiert. Diagnostiziert wird weiterer Forschungsbedarf zum Einsatz digitaler Arbeitsmittel und seiner Folgen für den Arbeitsalltag in der Krankenhauspflege.

Konstantin Rink, Joshua Weber und Udo Seelmeyer zeichnen in ihrem mit »Am Anfang war das Netzwerk. Akteur-Netzwerk-Theoretische Betrachtungen zur Genese von Fachsoftware« betitelten letzten Textbeitrag des dritten Teils die historische Perspektive auf Softwareentwicklung in der Sozialen Arbeit nach. Dies gelingt vor dem Hintergrund der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT). Als Ausgangspunkt der Technikentwicklung sehen sie die frühe Setzung eines spezifischen, verengenden Problemverständnisses durch einzelne Akteure, um das herum sich weitere Akteure im Zuge der Netzwerkbildung anordnen. Sie widersprechen damit der Vorstellung, dass in organisationalen Projekten zur professionell reflektierten oder gar gesteuerten Entwicklung oder Auswahl von Software mit den Beteiligten partizipativ und ergebnisoffen gearbeitet werden könne. Sie wollen so für die Wirkmächtigkeit der frühen Problematisierung und des darauf bezogenen Handlungsprogramms bei der Ausgestaltung der Software sensibilisieren und plädieren für die Bildung eigener professioneller Netzwerke.

Im vierten und letzten Teil des Bandes (Zusammenhang von Technik, Arbeitsgestaltung und partizipativen Verfahren) widmen sich vier Beiträge dem Zusammenhang von Technik, Arbeitsgestaltung und partizipativen Verfahren. In ihrem Text »Partizipation und Entlastungspotenziale durch Technik?« widmen sich Laura Schröer und Chiara Radunovic vor dem Hintergrund des Zusammenhangs von Arbeitsgestaltung und Gesundheit der Beschäftigten. Die Digitalisierung von Prozessen wird hier als ein Aspekt von Arbeitsgestaltung verstanden. Um mögliche Effekte der Digitalisierung von Arbeitstätigkeiten auf die Gesundheit und die Zufriedenheit von Beschäftigten diskutieren zu können, dient der vorliegende Beitrag als theoretische Fundierung. Er greift aktuelle Sortierungslogiken des Einflusses von Technik auf die Gesundheit auf und skizziert die wesentlichen Kriterien zur menschengerechten Gestaltung von Arbeit. Dieser ausführliche Verweis auf allgemeine Gestaltungsmerkmale von Arbeit und der Herausarbeitung des Settings Betrieb gilt als voraussetzungsvoll für die nachfolgenden Beiträge, welche die Chancen und Ziele von Digitalisierung auf der Prozessebene beleuchten. Partizipation ist ein zentrales Merkmal von gesundheitsfördernder Gestaltung von Arbeit und die nachfolgenden Beiträge widmen sich u. a. der Fragestellung, wie eine partizipative Technikgestaltung umgesetzt werden könnte.

Im Beitrag »Wie kann der Einsatz von digitaler Technik eine gesundheitsfördernde Wirkung entfalten?« von Chiara Radunovic, Laura Schröer und Jessica Kemper werden Be- und Entlastung in digitalisierten Arbeitsprozessen thematisiert. Die Autorinnen referieren ausführlich den Stand der Forschung hinsichtlich verschiedener Teilaspekte, insbesondere der Veränderung des Handlungsspielraums und der Kommunikation, der Flexibilisierung und Entgrenzung der Arbeit sowie der Arbeitsintensivierung. Abschließend werden ausgewählte gesundheitsbezogene Ergebnisse einer Beschäftigtenbefragung in den am Projekt DigiKIK beteiligten Krankenhäusern vorgestellt. Und auf der Basis von Kontextfaktoren wird erläutert, wie ein möglicher Einfluss der Verwendung von Technik auf die Gesundheit und die Zufriedenheit von Beschäftigten erfolgen könnte.

Andreas Friemer und Peter Bleses plädieren in ihrem Beitrag »Digitalisierung der Arbeit in Krankenhäusern – Partizipation als Strategie und Instrument für Technikaneignung« für partizipative Strategien und Verfahren bei der Digitalisierung der Arbeit im Krankenhaus. Der Text geht von der Frage aus, inwieweit die Beteiligung der Beschäftigten im Sinne einer für alle erfolgreichen Implementierung digitaler Technik im Arbeitsalltag der Krankenhäuser wirken kann. Zunächst zeigen die Autoren auf, in welchen Dimensionen sich Digitalisierung auf Beschäftigtengruppen und die Organisation Krankenhaus insgesamt auswirken kann und warum die Mehrdimensionalität und Komplexität für ein beteiligungsorientiertes Vorgehen spricht. Anschließend wird das partizipationsorientierte Instrument »Experimentierraum« vorgestellt und erörtert, wie die Partizipation konkret gestaltet werden kann.

Im abschließenden Beitrag mit dem Titel »Partizipation im Krankenhaus – die Quadratur des Kreises?« von Laura Schröer, Alfons Schröer und Leonie Hecken wird das Thema Partizipation erneut aufgegriffen und an einem Projektbeispiel erläutert. Im Rahmen eines Qualifizierungsworkshops im Projekt DigiKIK wurden die individuellen Erfahrungen mit und die Erwartungen an Beteiligung mit Beschäftigten aus den vier teilnehmenden Kliniken diskutiert. Folgende Fragen werden jeweils aus Sicht der beteiligten Praktiker:innen dargestellt und anschließend abstrahierend reflektiert:

1)

Was verstehe ich unter Beteiligung in meiner Klinik bzw. an meinem Arbeitsplatz?

2)

Welche konkreten Erfahrungen habe ich mit Beteiligung in meiner Klinik gemacht?

3)

Wie kann Beteiligung in meiner Klinik erfolgreich umgesetzt werden?

Dieses letzte Kapitel kann auch als ein Fazit des Projektes DigiKIK verstanden werden, welcher Ausgangspunkt für diesen Band gewesen ist. Stark vereinfacht kann als Kernaussage des Buches resümiert werden, dass Digitalisierung gestalten werden kann und gestaltet werden muss. Als Hilfe dienen dazu auch – als zweites Transferprodukt des Projektes – die DigiKIK Handlungshinweise, erreichbar unter: Handlungshilfe | DigiKIK (digikik-projekt.de). Dort finden sich auch detaillierte Beschreibungen zu den im Projekt eingesetzten Verfahren und Checklisten, die bei der konkreten Umsetzung unterstützen sollen.

1 Einleitung und Hinführung – Stand von Forschung und Praxis: Digitalisierung im Krankenhaus

Christopher Schmidt, Christoph Bräutigam, Alfons Schröer, Laura Schröer, Florian Meiners

Unsere heutige Arbeitswelt hat sich grundlegend gewandelt. Der demografische Wandel, die Globalisierung und die Digitalisierung führen zu Veränderungen von Arbeitsplätzen, Arbeitsstrukturen sowie Arbeits- und Berufsinhalten. Die Analyse und Reflexion der skizzierten Veränderungsprozesse sind Bestandteile dieses Buches, wobei der Fokus auf sozio-technische Innovationen (Digitalisierung) im Gesundheitswesen – insbesondere im Krankenhaus – gelegt wird.

Der folgende Beitrag widmet sich der Einführung in die Thematik: Digitalisierung im Krankenhaus. Hierbei ist zunächst der Begriff »Digitalisierung« zu definieren und im Hinblick auf die relevanten Anwendungsfelder und Einsatzgebiete darzustellen. Der Begriff »Digitalisierung« beschreibt in einem technischen Sinne die informatische Übersetzung von Sachverhalten und Zusammenhängen in einen binären Code (Tilson u. a. 2010). Digitalisierung bezieht sich auf den Prozess der Umwandlung von Daten in eine computerlesbare Form (Hess 2019; Meyer 2018). Der Bedeutungszuwachs von digitaler Informationsübermittlung im Vergleich zur analogen Übermittlung ist allerdings kein aktuelles Phänomen, neu ist nur die verstärkte Debatte, welche durch die Verwendung des Begriffes Industrie 4.0 geprägt ist (Hirsch-Kreinsen 2015). Der Beginn der Umstellung dieser Prozesse reicht bereits einige Jahrzehnte zurück und vollzieht sich überwiegend durch das Vordringen von digitaler Elektronik und Informationstechnologie zum Ende des 20. Jahrhunderts.

Um eine Abgrenzung zwischen Digitalisierung als technischem Phänomen und Digitalisierung als sozialem Prozess darstellen zu können, wird im Folgenden die industrielle und technische Entwicklung skizziert und auf Aspekte der Arbeitsgestaltung und Personalentwicklung eingegangen. Denn unter Digitalisierung wird in der wissenschaftlichen Debatte nicht nur die Verwendung von digitalen Hilfsmitteln, sondern auch ein gesellschaftlicher Prozess verstanden (Raveling 2022). Digitalisierung meint vielmehr die zunehmende Verbreitung des Internets und computerbasierter Technologien in allen alltäglichen Bereichen. Diese Innovationsprozesse ereignen sich nicht linear, sondern dynamisch und die Durchdringung von Technik in Arbeitsprozesse weist große branchenspezifische Unterschiede auf (Gadatsch 2017). Dennoch lassen sich der Entwicklung vier Epochen zuordnen, welche im Folgenden skizziert werden.

Als erste technologische Revolution betrachtet man den Übergang vom Manufakturwesen zur mechanisierten Produktion im 19. Jahrhundert (Brock 2011). Der mechanische Webstuhl und der Einsatz von Dampfmaschinen in Fabriken waren die technischen Treiber dieses Wandels mit der Folge einer massiven Veränderung der gesamten Arbeits- und Lebenswelt. Schon in der damaligen Zeit führten Erfindungen und dadurch ausgelöste Reorganisationsprozesse zu einer politischen und wissenschaftlichen Debatte um die Dequalifizierung der menschlichen Arbeitskraft (Brock 2011). Die Manufaktur mit ihren spezialisierten und hochqualifizierten Mitarbeitenden verlor zunehmend an Bedeutung.

Die Folge war die Entstehung der Industriegesellschaft zum Ende des 19. Jahrhunderts. Mit dem Entstehen der Fabrik entstand ein neuer Typus von Arbeit mit einer bis dahin nur im Militär bekannten Organisation. Taylor und Ford zerlegten dabei die Arbeit – sehr im Unterschied zur Manufaktur – in immer kleinere Prozesse, um die völlige Austauschbarkeit der Beschäftigten im Rahmen kürzester Anlernzeiten zu erreichen. Strenge Taktung, monotone Tätigkeiten, Trennung von Kopfarbeit und manueller Arbeit in Verbindung mit einer bisher unbekannten Disziplinierung beschreiben diese Arbeit im Kontext der zweiten industriellen Revolution gut. Während Menschen zuvor in dem eigenen Haushalt Produkte in Handarbeit gefertigt haben, bestand die Fabrikarbeit darin, Massenprodukte nach einem festgelegten Plan für den Arbeitgeber herzustellen. Karl Marx spricht hierbei von Entfremdung der Arbeit, da das Arbeitsprodukt nicht demjenigen gehört, mit dessen Arbeitskraft es erstellt wurde. Dies bedeutet, dass die technische Innovation Arbeitsprozesse so verändert hat, dass die menschliche Arbeitskraft entwertet und zu einem Teil einer strikt getakteten Produktionskette mit streng festgelegten, monotonen Arbeitsabläufen wurde (Raveling 2022). Als idealtypisch für die zweite industrielle Revolution gilt die Fließbandfertigung in der US-Autoindustrie (Timpf 2017). Mit den ersten Automobilen ab dem frühen 20. Jahrhundert wurde die Arbeit in den Produktionshallen stetig weiter automatisiert.

Die dritte industrielle Revolution begann mit der Nutzung von Mikroprozessoren. Die Industrie setzte bereits ab 1970 zunehmend Computer, Sensoren und einfache Roboter ein. Nach den großen Rechenmaschinen begründete nun der Personal-Computer für Büro und Haushalt einen neuen Industriezweig (Semle 2012). Eine zunehmende Automatisierung vor allem in der Automobilindustrie und in der Chemie war die Folge. Menschliche Arbeit wurde ersetzt und die Steuerung und Überwachung von größeren Anlagen gewann an Bedeutung. Der Einsatz von Informationstechnik ermöglichte eine verbesserte Zusammenarbeit und die Kooperationen von einzelnen Akteuren des Wirtschaftssystems förderte die Entwicklung von Zuliefererketten (Ruiner und Wilkesmann 2016). Damit wird deutlich, dass technische Innovationen nicht nur die Arbeit in den Betrieben, sondern auch die Kooperationsbeziehungen von Betrieben und somit die wirtschaftliche Struktur verändern und beeinflussen kann (Terstegen u. a. 2019). Die dominierende Organisationsform wird als Old Social Economy beschrieben. Der Unternehmensphilosophie zufolge soll die Persönlichkeit der Mitarbeitenden möglichst keinen Einfluss auf die Arbeitsweise und die Prozesse haben. Die Old Social Economy definiert sich als eine Art nichtmenschliche Architektur, die über administrative Prozesse, Datentransfers und Befehlsautomatismen funktioniert (Semle 2012). Eine weitere Strategie der Organisationssteuerung der dritten industriellen Epoche ist Dezentralisierung. Mit dem sogenannten Lean Management wird eine konsequente Entbürokratisierung angestrebt in der Hoffnung, durch Straffung von Weisungs- und Entscheidungswegen die Reaktionszeiten auf Änderungen am Markt zu verkürzen und die Flexibilität des Unternehmens zu erhöhen. Auf diese Weise sollen Organisationen und Unternehmen dazu in die Lage versetzt werden, auf immer schneller werdende Wirtschaftszyklen und flexible Märkte reagieren zu können (Helmold 2021). Diese Entwicklungen und Managementstrategien stehen nur beispielhaft für den Einfluss von technischen Entwicklungen auf Arbeitsprozesse, Organisationsstrategien und Zielsetzungen, machen aber die Wechselwirkung von Innovationen und betrieblicher Arbeitsgestaltung deutlich.

Was ist nun die vierte industrielle Revolution und wo liegt ihr Beginn? Letztlich entwickelt sie sich auf dem Boden der dritten technischen Revolution durch die extreme Miniaturisierung von Schaltkreisen und Speichermedien und durch die Verknüpfung von Informationsprozessen mit der mehr und mehr technisch autonomen Bearbeitung von Werkstücken und der Steuerung von Prozessen (Hellige 2004). Technologien aus der Automatisierungs- und der Informationstechnik verschmelzen zunehmend miteinander und Cloud-Dienste realisieren die Kommunikation entlang der Wertschöpfungskette. Objekte aus der realen Welt werden mithilfe von cyber-physischen Systemen echtzeitnah in digitalisierte Prozesse eingebunden, was zu einem immer stärkeren Vernetzungsgrad von Unternehmen führt. Während Steuerung und Überwachung komplexer Prozesse zu einem neuen Typ von Arbeit in der dritten technologischen Revolution führten, wird genau diese Arbeit überflüssig.

Auch wenn die Darstellung dieser vier Epochen stark vereinfacht und holzschnittartig sein mag – sie macht deutlich, dass Technik, Organisation und Mensch sich wechselseitig beeinflussen.

Basis für gesellschaftlichen Wandel bildet häufig das Aufkommen neuer Technologien (Meyer 2018). Im Mittelpunkt gegenwärtiger Diskurse wird ein ingenieurwissenschaftlicher Einfluss deutlich. Digitalisierung bedeutet jedoch die Veränderung sozio-technischer Systeme und geht weit über den Einsatz von Hard- und Software hinaus (Lösch 2012). Die Technisierung und das Schaffen sozio-technischer Systeme sind Bedingung für die Entwicklung und Etablierung einer Kultur der Digitalität. Digitalität ist somit der nächste Schritt nach dem Aufbau von Technisierung und Digitalisierung und bezeichnet die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Technik (Schier 2021). Damit sind Aushandlungsprozesse von neuen Kommunikations- und Handlungsweisen im gesamtgesellschaftlichen Rahmen aufgrund von technischen Neuerungen gemeint (Stalder 2021).

Diese Betrachtung über die Entwicklung zur sogenannten Industrie 4.0 ist zwar hilfreich, um Trends und den Umfang von technischen Veränderungen erfassen zu können, er führt jedoch nicht weit genug, da das Krankenhaus und ein Industriebetrieb soziologisch betrachtet sehr wenige Gemeinsamkeiten aufweisen und auch die technologische Entwicklung im Krankenhaus bei weitem nicht die Dynamik und den Umfang der Entwicklung aus der Industrie hat.

Ein Industriebetrieb ist eine Organisation, die vor allem dem Ziel dient, einen Gewinn zu erwirtschaften. Die Produktion von Gütern ist davon abgeleitet und vollzieht sich nach reinen Marktgesichtspunkten. Erwirtschaften bestimmte Güter nicht ausreichend Gewinn, wird die Produktion eingestellt, auf andere Güter umgestellt oder der Betrieb geschlossen (Preisendörfer 2008)

Das Krankenhaus in Deutschland ist sowohl privatwirtschaftlich als auch gemeinwirtschaftlich konstruiert. Die Erzielung von (maximalem) Gewinn ist und soll nicht das Ziel des Betriebes eines Krankenhauses sein (Conrad 2013). Das Krankenhaus verfolgt das Unternehmensziel, Gesundheit zu erhalten oder wiederherstellen. Kosten und Gewinn sollten, normativ betrachtet, sekundäre Ziele sein, sie sind dem primären Ziel – Krankenbehandlung – untergeordnet. Entsprechend kann das Krankenhaus keine Marktpreise realisieren und nur Leistungen anbieten, die sich für die Träger der Einrichtung lohnen. Preise und Entgelte werden durch ein kompliziertes System von Fallpauschalen im Wesentlichen über die Krankenkassen ausgehandelt bzw. gesetzt.

Der Industriebetrieb hat in dieser vergleichenden Perspektive auch eine einfache Struktur. Das Management ist allein den Eigentümern gegenüber verantwortlich und wird am wirtschaftlichen Ertrag des Betriebes/Unternehmens gemessen. Daraus ergibt sich eine Struktur mit einer rein kaufmännischen Geschäftsführung an der Spitze, der technische und andere administrative Bereiche untergeordnet zuarbeiten. Ein Betriebsrat vertritt die Interessen der Beschäftigten. Das Krankenhaus hat hingegen eine dreigliedrige Leitung, wobei die jeweiligen Prioritäten der einzelnen Organisationseinheiten nicht identisch mit der Prioritätensetzung des Gesamtunternehmens sind (Conrad 2013).

Diese konfigurierenden Zielsetzungen beschreibt Rohde (1973) mit dem Begriff der »überdeterminierte Organisation«, in der auf konfliktträchtige Weise mehrere »Zielkomplexe« institutionalisiert sind, die sich mit differenten kulturellen Orientierungen verbinden (Rohde 1973, S. 20 ff.). In der soziologischen Analyse wird vor allem die Machtasymmetrie zwischen den Beschäftigten des Krankenhauses untersucht. Hieraus ergeben sich laut Iseringhausen und Staender (2012) spezifische Integrationsproblematiken, da die Handlungsorientierungen der professionellen Mitglieder wesentlich organisationsextern, im Kontext der betreffenden Berufsgruppe, bestimmt werden (Iseringhausen und Staender 2012). Das Krankenhaus wird als professionale Organisation beschrieben, mit einer professionellen Orientierung auf die Berufsgruppe der Medizin (im Krankenhaus). Sie überträgt die Entscheidungsmacht über die jeweilige Expertise an die jeweils für die Stationen leitenden Personen.

Diese Herrschaftsstrukturen und Orientierung haben einen sehr starken Effekt auf die Nutzung und die Einführung von Technik im Krankenhaus. Hierbei beeinflusst die Unternehmenszielsetzung die Auswahl und die Einsatzgebiete von digitaler Technik. Das Krankenhaus hat dagegen die Aufgabe, Kranke zu behandeln. Es hat keine standardisierten Vorprodukte, sondern muss mit Menschen arbeiten, die sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen haben. Gleichzeitig setzt die professionelle Orientierung der Medizin enge Grenzen einer weitgehend standardisierten Behandlung. Der Einzelfall und die Diagnose und Therapieanordnung des behandelnden Arztes lassen diese Standardisierung nur in sehr seltenen Fällen zu, selbst wenn Richtlinien den Entscheidungsspielraum etwas einschränken mögen. Eine Standardisierung ist allenfalls in diagnostischen Bereichen möglich.

Wenn man die technologische Entwicklung im Krankenhaus extrem vereinfachend beschreiben will, da alles andere den Rahmen hier sprengen würde, sieht man, dass es einzelne Bereiche der Medizin, der Verwaltung und zuarbeitenden Hilfsprozessen (Logistik, Beschaffung) sind, wo größere technologische Innovationen stattgefunden haben, nicht aber in dem Bereich, wo die meisten Beschäftigten arbeiten und wo der Kontakt zum Patienten am intensivsten ist – der Pflege. Verändert hat sich überwiegend die Diagnostik durch die Röntgentechnik, durch bildgebende Verfahren, durch mikroinvasives Operieren, durch Telemedizin und auch durch Innovationen in der pharmazeutischen Behandlung. Diese Entwicklungen in der Medizin im Krankenhaus sind jedoch ganz anders als in der Industrie »Insellösungen