Kritische Beiträge zur Alternativmedizin - Band 3 - Michael Scholz - E-Book

Kritische Beiträge zur Alternativmedizin - Band 3 E-Book

Michael Scholz

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Beschreibung

Dies ist nun der mittlerweile dritte Band der Reihe "Kritische Beiträge zur Alternativmedizin". Es handelt sich hierbei um die gesammelten Beiträge aus dem Blog "Onkel Michaels kleine Welt - Gedanken aus der Provinz". In diesem Sammelband finden sich Beiträge zur Homöopathiekritik, zur Corona-Pandemie, zur Medizingeschichte genauso wie Rezensionen oder Gastbeiträge anderer Autoren. Da nichts so vergänglich ist, wie ein Beitrag im Internet, wurden diese Artikel im vorliegenden Sammelband zusammen gefasst. Damit stehen sie jetzt nicht nur den Internet-Nutzern zur Verfügung, sondern auch Menschen, die das gedruckte Wort bevorzugen. Außerdem sind die Beiträge so auch für die Zukunft archiviert. Dieser Band ist ein interessantes Kompendium zu zahlreichen Aspekten der Alternativmedizin oder zu Verschwörungserzählungen.

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Seitenzahl: 319

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Homöopathie

Warum ich Kritik an der Homöopathie wichtig finde: Susanne Aust

Ein offener Brief an Herrn Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Jens Spahn und die Homöopathie – Ein Trauerspiel

Jens Spahn – Ein Rückblick aufs Trauerspiel

Pfeifen im Walde!

Wie Sommerregen fielen ihre Tränen

Horcht! Es parteitagt im Gehölz!

Samuel Hahnemann und die Cholera

Ich kann es nicht mehr hören!

Von auskeilenden Maultieren

Warum ich Kritik an der Homöopathie wichtig finde: Dr. Christian Lübbers

Dr. Bock, die Gartenlaube und die Homöopathie

Selektive Wahrnehmung

Robert Habeck und die Homöopathie

Die bayerische Staatsregierung und die Homöopathie

Evidenz kann nicht herbeigeredet werden

Der hauchdünne Lack der Zivilisation

Rudolf Virchow und die Homöopathie

Wie die Homöopathie nach Indien kam

Wenn sich Homöopathen an Rezensionen versuchen

Wenn sich Homöopathen an Rezensionen versuchen – Teil 2

Arthur Lutze und die erste homöopathische Klinik

Warum ich Kritik an der Homöopathie wichtig finde: Fabian Link

Ein Schuss! Ein Schrei! Homöopathie bei Karl May

Medizingeschichte

George Fordyce – Vorreiter der Evidenzbasierten Medizin

William Black – Pionier der Evidenzbasierten Medizin

Anmerkungen zum Heilpraktikergesetz vom 17. Februar 1939

Feinstofflicher Kokolores

Narcose à la Reine

Das AYUSH-Ministerium in Indien

Le roi puant

Die Dreckapotheke

Als die Pest im Jahre 1771 Moskau verheerte

Oliver Janich, die Impfung und die Etymologie

Salmei, Dalmei, Adomei! Oder: Wie uns heute noch die Alchemie verkauft werden soll

Verfatz Dich, Polio!

Corona

Das Coronavirus, die Medien und die AfD

Die leeren Versprechen des indischen AYUSH-Ministeriums....

#Covid19de

Die Herren Koontz, King und die Pandemie

Christina von Dreien und die Corona-Pandemie

Der Ernst der Lage

Die Prophezeiung des Onkel Michael

Der zwickende Aluhut

Warum Mai Thi Nguyen-Kim mit Unrat beworfen wird

Ein offenes Wort in eigener Sache

Was passiert am 15. Mai?

Ihr seid nicht das Volk!

Hygiene-Demos? Seriously?

Der Drosten, die Bild und die Blamage

Meine 5 ct zu Covidioten und Verschwörungsgläubigen

Achje, achje, die Ah eff Dee

Panhas am Schwenkmast!

Der Lanka, die Anzeige, das Kopfschütteln

Der Mensch, der stammt vom Fische ab!

Annus horribilis

Solidarität mit Pia Lamberty und Volker Beck!

Alle bekloppt ... oder?

Das Corpus Delicti

Lügen haben kurze Beine

Der lange Arm des Kreml

Diktatur! Diktatur! Diktatur!

#b2908 – Der Aluhut sitzt

Reichsbürgereien

Manchmal bin ich so müde

Angela Merkel frisst kleine Kinder ... oder so

Frau Merkel, Herr Kurz, Moria und Corona

Am Honk'schen Wesen soll die Welt genesen!

Gastbeiträge

Die verhängnisvollen Auswirkungen föderaler Strukturen auf die Entwicklung unserer Glaubwürdigkeit

Wie zuckerhaltige Getränke unsere Zähne ruinieren

Apothekerinnen sollten künftig nach „Hundertmark-Standard" arbeiten!

Was unterscheidet Glauben und Wissen?

Rezensionen

Grams, Natalie: Was wirklich wirkt

Adler, Yael: Darüber spricht man nicht

Gitter, Christine: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Apothekerin

Gitter, Christine: Ist das gesund oder kann das weg?

Mukerji, Nikil/Mannino, Adriano: Covid-19: Was in der Krise zählt – Über Philosophie in Echtzeit

Nocun, Katharina/Lamberty, Pia: Fake Facts

Blume, Michael: Verschwörungsmythen

Sonstige Artikel

Ik verstah di wall, man ik begriep di neet!

Von Handwerksmeistern und Heilpraktikern

Die vermeintlich goldene Nase der Ärzte

Michelle Obama und die Meerschweinchen

Die Auferstehung, die Kirche und die Organspende

Der schwarze Hund

Beschimpft und bedroht – Alltag eines Bloggers

Ich hoffe, Du bekommst Krebs!

Deutsche weniger anfällig für Populismus

Hysterie! Panik! Weltuntergang!

Ich lese Onkel Michaels kleine Welt weil

Vorwort

Nun existiert mein Blog „Onkel Michaels kleine Welt – Gedanken aus der Provinz" bereits seit fünf Jahren und seit ich im Jahr 2018 den ersten Band dieser Sammlung veröffentlicht habe, ist viel geschehen.

Mittlerweile rufen über 13.000 Menschen im Monat den Blog auf, insgesamt über 170.000 Menschen im vergangenen Jahr. Dies ist ein Erfolg, den ich mir im Jahr 2015 in keinster Weise habe träumen lassen.

Insgesamt sind seit dem letzten Band gut 90 Artikel auf meinem Blog erschienen, alle gut 90 findet der geneigte Leser hier in diesem Sammelband.

Im August 2018 startete die Serie „Warum ich die Kritik an der Homöopathie wichtig finde", in der führende Köpfe der Homöopathie-Kritik ihre persönlich Intention darlegen.

Alles in allem findet der geneigte Leser eine interessante Sammlung von Artikeln zu alternativmedizinischen Themen in diesem Band.

Kronach, im Dezember 2020

Michael Scholz

Homöopathie

Warum ich Kritik an der Homöopathie wichtig finde: Susanne Aust

Heute, meine lieben Leserinnen und Leser, habe ich das große Vergnügen, eine der tragenden Säulen der Homöopathieaufklärung interviewen zu dürfen. Dem breiten Publikum ist das „Susannchen" ganz sicher bekannt, das keine Globuli braucht – es ist das Maskottchen und das „Familienprojekt" des Informationsnetzwerks Homöopathie.

Susanne Aust ist in Personalunion Initiatorin, Ideengeberin und Motor dieses tollen Projektes. Gemeinsam mit ihrem Team betreibt sie die „Susannchen"-Seiten im Web, auf Facebook und Twitter und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung über Homöopathie und andere Pseudomedizin.

Liebe Susanne, schön, dass wir uns heute ein bisschen unterhalten können. Aber kommen wir gleich zum Punkt: Wer bezahlt dich dafür, gegen die Homöopathie zu agieren?

Hallo Michael! Die Frage ist schnell beantwortet: Sooft ich auch in die Kontoauszüge schaue, es ist immer dasselbe – da war niemand, der auch nur einen Euro dafür bezahlt hätte...

Übrigens bin ich nicht auf dem Kriegspfad, „agiere“ nicht gegen „die Homöopathie“. Ich versuche vielmehr, mit meinen sehr bescheidenen Möglichkeiten ein kleines bisschen vom Berg an Des- und Fehlinformation zur Homöopathie abzutragen, der so vielen Menschen die Sicht auf die Fakten nimmt.

Spaß beiseite. Fangen wir einfach am Anfang an. Weshalb kritisierst du die Homöopathie und wie bist du dazu gekommen?

Ich darf wohl sagen, dass bei mir dafür persönliche – leidvolle – Erfahrung ausschlaggebend war. Irgendwann treten wohl bei jedem Beschwerden auf, die man vorher nicht hatte, es zieht sich hin ... und früher oder später kommt aus dem Bekanntenkreis der gutgemeinte Ratschlag: „Versuch es doch mal beim Heilpraktiker, ist doch besser als immer gleich mit Chemie!“ Das war bei mir auch so. Allein in unserer Kleinstadt gibt es fünf Heilpraktiker – spricht das nicht irgendwie für sich...? Und ja, natürlich schien es irgendwie verlockend, dass mit „natürlichen Mitteln“ geholfen werden sollte. Damals waren meine Vorstellungen von alledem, wie heute noch bei sehr, sehr vielen Menschen, völlig diffus bis falsch – aber mit einem durchaus positiven Touch.

Zunächst einmal wurde ich von dem ganzen Drumherum überrascht, das ich mir so nicht vorgestellt hatte: Termin um Termin, Gespräch um Gespräch, immer ein anderes Mittelchen, immer eine neue Erklärung, warum das bisherige leider nicht... . Die Schmerzen blieben, die Rechnungen summierten sich. Und ich wurde regelrecht konditioniert, wie es so schön heißt: Ich habe auf jedes kleinste Detail geachtet, das eine Besserung andeuten hätte können, habe krude Behandlungen widerspruchslos mitgemacht, und es gab immer höhere Potenzen von Globuli, die angeblich „besser individuell zu mir passen“. Die Gespräche waren nett – aber geholfen haben sie nicht.

So wurde ich durchaus regelrecht „bei der Stange gehalten“, ja, letztlich auch mit eigener „Verantwortung“ dafür beladen, dass es mir schlicht und einfach nicht besser ging. Wenn es doch so vielen anderen hilft – warum dann nicht auch mir? Da muss ich doch irgendetwas falsch gemacht haben? Irgendwann hat sich mein Mann die homöopathischen Mittel (über die er damals auch nicht mehr wusste als ich) näher angesehen – und danach fragten wir uns dann, ob wir nun lachen oder uns ärgern sollen. „Da ist ja gar nichts drin, was wirken könnte.“ Wir haben uns gemeinsam näher und dann auch sehr intensiv mit dem Thema Homöopathie beschäftigt. Am vorläufigen Ende stand dann das Buch „In Sachen Homöopathie – eine Beweisaufnahme“, das Reaktionen in der Presse nach sich zog – und die erste Kontaktaufnahme mit der GWUP. Nun, es schien irgendwie die Zeit reif gewesen zu sein, denn die Geschichte geht weiter: Bald darauf kam eine homöopathische Ärztin namens Natalie Grams auf uns zu, die ebenfalls an einem Buch zur Homöopathie arbeitete und nach einem fachlichen Austausch suchte... Das alles führte dann schließlich zur Gründung des Informationsnetzwerks Homöopathie (INH). Mein Punkt dabei: Gerade junge Familien mit Kindern sind eine wichtige Zielgruppe der Homöopathiewerbung, die oftmals mit falschen und stark positiv verzerrten Aussagen auftritt. Daher erschien es mir sinnvoll, die eher wissenschaftlich orientierten Informationen des INH und der Homöopedia so aufzubereiten und ansprechend zu gestalten, dass auch Eltern und Großeltern sie mit Interesse lesen.

Übrigens – der Wechsel zu einem Facharzt brachte dann auch eine klare Diagnose, die bei den vorausgegangenen „natürlichen“ Behandlungen nicht einmal im Ansatz vorkam, und die leitliniengerechte Behandlung aufgrund dieser Diagnose führte recht schnell zum Erfolg. Der „Umweg“ über die scheinbare Behandlungsoption kostete nicht nur einiges an Geld, sondern auch geraume Zeit über einiges an Lebensqualität.

Du bist ja sozusagen das personifizierte Projekt „Susannchen braucht keine Globuli". Deshalb mal an dich die Frage: Heutzutage erlebt man tatsächlich ständig, dass Eltern ihren Kindern recht schnell die Kügelchen geben, beispielsweise bei Stürzen oder ähnlichem Kleinkram. Was hältst du davon – und was wäre die bessere Alternative?

Jede Alternative, auch das pure Nichtstun, ist besser als die Gewöhnung an die unkritische Gabe von Scheinmedizin. Es ist so wichtig, Kinder, wenn sie sich wehgetan haben, in den Arm zu nehmen und zu trösten. Bei einer Schramme darf es gern ein liebevoll aufgeklebtes Pflaster und, gerade auch bei kleinen Kindern, mal ein „Trösterle“ sein – das muss ja nicht einmal unbedingt etwas Süßes sein (obwohl „Susannchen“ Gummibärchen liebt). Es gibt genug andere Möglichkeiten, das wussten wirklich schon unsere Mütter und Großmütter, wie du in einem deiner letzten Artikel so nett geschrieben hast.

Die Kinder spielen nach ein paar Minuten munter weiter und lernen, dass ein blauer Fleck von allein verheilt. Den Kleinen stattdessen beizubringen (und sie verinnerlichen das schnell), dass sie dafür kleine süße Kügelchen aus der Apotheke bräuchten, ist fatal. Dieses Vorgehen lässt das Kind glauben, dass nur deswegen das aufgeschürfte Knie nach einer Woche wieder verheilt ist. Die Erwachsenen, die stets Globuli geben wollen, sind das beste Beispiel dafür, wie sich dieser Irrtum festsetzt. Das Kind wird immer dazu neigen, bei jeder Kleinigkeit nach „Medizin“ zu verlangen, was verhindert, dass ein natürliches Gefühl für den eigenen Körper und seine Befindlichkeit entstehen und das Vertrauen in das eigene Immunsystem wachsen kann.

Und mit großer Wahrscheinlichkeit wird es in späteren Jahren öfter als notwendig zu echten Medikamenten greifen. Das, was man eigentlich vermeiden wollte, wird durch die Globuli gefördert: die Konditionierung auf Medikamenteneinnahme bei jeder Befindlichkeitsstörung. Das ist für mich persönlich ein ganz zentrales Motiv für die Aufklärung über Homöopathie.

Was meinst du, warum gerade junge Eltern so „anfällig" für Pseudomedizin sind?

Im Grunde ist das einfach: Selbstverständlich wollen junge, vielleicht auch noch unerfahrene Eltern nichts mehr als das Beste für ihr Kind. Dabei spielt die allgegenwärtige Projektion des „Sanften, Natürlichen und ohne Nebenwirkungen“ eine große Rolle – und genau das ist das falsche Image der Homöopathie und anderer Pseudomedizin, die damit wirkliche Naturheilkunde geradezu in Misskredit bringen. Zu diesem Thema gibt es mehrere Beiträge auf der „Susannchen“–Webseite. Über Jahrzehnte wurde dieses falsche Image der Homöopathie gepflegt und aufgebaut. Ohnehin ist diese ganze Fixierung auf das Schlagwort „Natürlichkeit“ eine ebenso romantische wie naive Vorstellung. Die Natur ist keineswegs immer nur sanft – und etwas, das keine Nebenwirkungen hat, hat in den allermeisten Fällen auch keine Wirkung.

Lass mich bei dieser Gelegenheit noch etwas zum „Susannchen“-Projekt sagen. Dieses Denken in den Kategorien von „sanft und natürlich“ gegenüber der „bösen Chemie“ und dergleichen ist ja nicht auf die Homöopathie beschränkt. Da lauern auch auf anderen Gebieten Fallstricke, die aus den gleichen Begriffen gestrickt sind. Wir haben deswegen das „Susannchen“-Projekt so konzipiert, dass wir den Rahmen dort über die Homöopathie hinaus spannen. Im Vordergrund steht dabei neben dem Hauptthema Homöopathie vor allem die Impfaufklärung, und wir freuen uns sehr darüber, dass auf die Artikel von „Susannchens kleiner Impffunde“ vielfach verlinkt wird. Es gibt aber noch genug Pseudomedizin „drumherum“, wie Bach-Blüten oder Schüßler-Salze, aber auch andere Dinge wie fernöstliche Methoden, z.B. Reiki oder auch die Akupunktur, wozu wir einen ausführlichen Info-Artikel anbieten, und mehr. All dies verbindet sich über diesen falsch verinnerlichten Natürlichkeitsbegriff, hinter dem sich Zweifelhaftes bis Unsinniges heute so gern versteckt – bis hin zu hochgefährlicher Quacksalberei wie beispielsweise MMS. Wir möchten, wie es auf unserer Webseite heißt, deutlich machen, dass es für ein gesundes Leben und vor allem für ein gesundes Aufwachsen unserer Kinder keine Pseudomedizin braucht – im Gegenteil! Und dazu hast du, lieber Michael, als gern gesehener Gastautor beim „Susannchen“-Projekt ja selbst schon manches beigetragen.

Übrigens ist auch Pseudomedizin bei Tieren ein ständiges Thema im Susannchen-Projekt. Zu Anfang hätten wir selbst gar nicht für möglich gehalten, was sich auf diesem Sektor alles so auftut...

Wenn man sich die Susannchen-Postings in den sozialen Medien so anschaut, werden dein Team und du ja auch ganz schön angefeindet und das auf äußerst unschöne Art. Was meinst du, woher so großer Hass kommt?

Nun, das kommt vor, aber diese unschönen Kommentare sind doch die – allerdings augenfällige – Ausnahme. Leider wird in solchen Fällen sehr deutlich, dass es manchen Leuten darum geht, die Diskussion von den Fakten weg auf eine emotionale, ja emotional regelrecht aufgeladene Ebene zu bringen. Das macht schon Sorge, aber das ist nicht neu.

Natürlich ist es wenig erbaulich für Betroffene, wenn ein tief verankertes Glaubenssystem (denn das ist die Homöopathie) offen in Frage gestellt wird. Das Unbehagen gegenüber der Kritik ist erst recht nachvollziehbar, wenn dabei über das Selbstbild hinaus auch berufliche Reputation und Einkommen berührt werden. Wir sind uns dessen wohl bewusst – aber sollen wir deswegen alles laufen lassen, auf die Aufklärung oft wirklich hilfesuchender kranker Menschen verzichten? Kritik an Falschem ist doch eine Selbstverständlichkeit in einer offenen Gesellschaft. Sie kann auch durchaus als persönliche Verpflichtung empfunden werden, hat man einen Missstand einmal erkannt – viele von uns sehen das so.

Es kommt hinzu: Niemand ist persönlich Ziel unserer Kritik (anders als gelegentlich umgekehrt), wir kritisieren eine Methode und die Fehlinformationen darüber, die sich leider in der Bevölkerung tief festgesetzt haben. Unser Anliegen ist die Information. Nicht umsonst lautet das Motto des INH „Wir klären auf – Sie haben die Wahl“. Der Hass- und Hetzevorwurf ist allein schon deshalb unsinnig, weil wir keinen „Feldzug gegen etwas“ führen, sondern positiv für etwas eintreten: Für Ehrlichkeit und Redlichkeit den Patienten gegenüber, für gute Information, mit der eine eigenständige Entscheidung der Menschen für oder gegen die Homöopathie überhaupt erst möglich ist, und letztlich für bessere, patientengerechte Medizin. Wer redlich denkt, wird hier weder Hass noch Hetze finden können. Worüber wir informieren, ist immerhin der Stand der weltweiten Wissenschaft und nichts, was sich das INH etwa ausgedacht hätte.

Wie geht ihr mit solchen Kommentaren um?

Wir rufen nie so aus dem Wald heraus, wie es hereinschallt. Innerhalb des INH gibt es da ganz klare Kommunikationsregeln, die man auf der INH-Webseite auch nachlesen kann. Wir versuchen stets, sachlich zu antworten und aufzuzeigen, dass unsere Beiträge sorgfältig recherchiert und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft sind. Unsere Informationen sind so fundiert und belegt, dass sie keine Polemik brauchen (wer in dieser Aussage nun gleich wieder Polemik findet, darf sie gern behalten). Ein freundlicher Umgang miteinander ist uns sehr wichtig, weil uns klar ist, dass meistens wirklich Unkenntnis über das Thema herrscht. Ob jemand offen für unser Informationsangebot ist oder nicht, ist eine andere Sache. Wir haben keinerlei finanziellen Vor- oder Nachteil davon. Wenn jemand an Homöopathie glauben möchte, lassen wir ihm seinen Glauben. Was uns aber gar nicht gefällt und was auch eine besondere Motivation für das „Susannchen“-Projekt ist: wenn nicht selbst Entscheidungsfähige, nämlich Kinder oder Tiere, darunter zu leiden haben, dass durch Empfehlungen für und die Hinwendung zu Pseudokram letztlich keine wirksame Hilfe geboten wird. Wenn die Erkrankungen über Bagatellen hinausgehen, die von selbst wieder heilen, ist das unterlassene Hilfeleistung und unnötiges Leidenlassen.

Ein NoGo allerdings gibt es beim „Susannchen“-Projekt: Das Lancieren von Impfgegner-Beiträgen in den Kommentaren akzeptieren wir nicht, da sind wir strikt.

Um noch einmal auf das breitere Themenspektrum bei „Susannchen" zurückzukommen: Was meinst du, woher dieser Hang kommt, selbst an der eigenen Gesundheit herumzudoktern?

Eine gute Frage! Hustet beim Auto der Motor, muss die Fachwerkstatt ran. Spratzelt der Fernseher, wird der entsprechende Fachdienst geholt. Aber ausgerechnet in Gesundheitsfragen setzt man in einem Maße auf Do-it-yourself, das angesichts dieser einfachen Beispiele erstaunt. Warum?

Nun, Gesundheit ist etwas extrem Persönliches; gesundheitliche Probleme werfen, wie man so schön sagt, die Patienten auf „sich selbst“ zurück. Man gibt die „Lufthoheit“ über die eigene Gesundheit, den eigenen Körper nicht so schnell und einfach ab wie beim Auto oder Fernseher. Das ist nachvollziehbar und ja durchaus nicht falsch, aber hier kommen viele Dinge zusammen – nicht zuletzt ist die Propaganda für Pseudomedizin dabei ein Faktor.

Wir plädieren bei der Homöopathiekritik immer wieder für das „verantwortliche Abwarten“, da es uns fern liegt, womöglich Homöopathie eins zu eins durch andere Medikamente ersetzen zu wollen – das wäre so ziemlich das Gegenteil unseres Anliegens. Aber: Bei Bagatellen einfach nur abzuwarten, bis sie wieder von allein vergehen, erfordert Geduld, ein natürliches Gefühl für die eigene Befindlichkeit und das Vertrauen in das eigene Immunsystem. Diese Geduld fällt oft schwer, man möchte selbst tatkräftig etwas tun, auch mal „etwas mehr“, um diesen Vorgang anzukurbeln. In diese Lücke stößt die omnipräsente Werbung. Homöopathika, Schüßler-Salze, Bach-Blüten sind reine Placebos – die aber als wirksame Arzneien beworben und vor allem in der Apotheke verkauft werden. Und, um den Kreis nochmals zu schließen, als was? Als „sanfte und nebenwirkungsfreie Naturheilmittel“... Nichts könnte falscher, aber nichts könnte auch attraktiver sein! Um es noch einmal deutlich zu sagen: An diesen Produkten ist nichts Natürliches und es ist verantwortungslos, Kinder kritiklos zum Beispiel mit Bach-Blüten-Bonbons „für die Schule stark zu machen“. Gerade der Bach-Blüten-Kram erhebt ja den falschen Anspruch, bei mental-psychischen Problemen aller Art geeignet zu sein. Furchtbar! Mit so etwas beschränkt sich die Konditionierung von Kindern dann nicht einmal mehr auf den körperlichen Bereich, sondern geht fatalerweise auch noch in den mentalen Bereich über. Das löst keine Probleme, das schafft und verfestigt welche.

Auf alledem beruht die Idee zum „Susannchen“-Projekt als einem besonderen Angebot des INH für Familien. Natürlich freue ich mich sehr, dass diese Idee sich zu einem so schönen Erfolg entwickelt hat, was sich auch darin zeigt, dass wir bei Facebook auf die 10.000 Abos zugehen und unsere Webseite inzwischen rund eine Viertelmillion mal aufgerufen wurde.

Vielen Dank, liebe Susanne für deine Zeit und das nette Gespräch. Ich wünsche deinem Team und dir noch viel Erfolg!

Danke, Michael, das wünschen wir uns auch...!

Ein offener Brief an Herrn Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Lieber Herr Gassen,

ich kenne Sie zwar nicht, aber ich mag Sie. Warum? Weil Sie als einer der wenigen Amtsträger bei uns in Deutschland den Hintern in der Hose hatten und das aussprachen, was sich sonst niemand traute: Die Homöopathie wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus und soll deswegen nicht von der Solidargemeinschaft getragen werden. Dafür meinen allergrößten Respekt, lieber Herr Gassen!

Aber wie ich heute in der Ärzte Zeitung Online lesen durfte, regen sich nun die Kameraden von der „anderen Feldpostnummer", wie mein Oppa immer so schön sagte.

Die Hufelandgesellschaft hat sich empört und Sie zur Mäßigung aufgerufen. Das braucht Sie jetzt nicht weiter zu beunruhigen, das ist nur das berühmte „Pfeifen im Walde", das nun zu hören ist. Lassen Sie sich nicht beirren, Sie sind schon auf dem richtigen Weg.

Es ist doch ganz klar, dass derartige Verbände nun die Interessen speziell ihrer Mitglieder schützen wollen und dabei den starken Mann markieren. Bloß nicht einschüchtern lassen.

Was beispielsweise von Frau Dr. Geiger zu lesen ist, von der „Vielfalt der Medizin" oder „Pluralität im ärztlichen Therapiegeschehen" oder zu den „geringen Kosten", die die Homöopathie den Kassen verursachen würde (sind in den genannten Zahlen überhaupt die Kosten für die Therapieverschleppungen durch homöopathische „Behandlungen" mit eingerechnet? Ich frag ja nur...), sind doch nur eines: Nebelkerzen. Ja, ich möchte sogar sagen, eine dichte Nebelwand wurde hier von Hufelandgesellschaft und Zentralverein installiert. Hoffen wir mal nicht, dass sich die Damen darin verlaufen.

Denn man muss sich vor Augen halten: mit dem eigentlichen Sachthema haben sich die Damen absolut nicht auseinandergesetzt.

Und deshalb fragen wir mal, wie die Vielfalt in der Medizin aussehen soll, wenn auf der einen Seite evidenzbasierte Medizin steht und auf der anderen Seite eine „Therapie", deren Wirkung nicht über den Placeboeffekt hinausgeht? Und das Argument, dass die Ausgaben für die Homöopathie nur „Peanuts" sind, ist doch auch nur eine solche Nebelkerze. Wenn die Kosten wirklich so gering sind, dann bedeutet es ja für die jeweiligen Patienten auch keine große Belastung, diese Kosten selbst zu übernehmen. Ich sag es doch, eine Nebelkerze nach der anderen wird hier gezündet. Und das, lieber Herr Gassen, kann man doch sicher nicht ernst nehmen.

Sie können sich sicher sein, dass genügend Menschen hinter Ihnen stehen, die die Homöopathie genauso kritisch sehen und die Ihnen den Rücken stärken.

Deswegen: Keep Calm and Carry On!

Viele Grüße

Ihr

Onkel Michael

Jens Spahn und die Homöopathie – Ein Trauerspiel

Lieber Herr Spahn, was machen Sie denn für Sachen? Da stellen Sie sich einfach hin und tröten in die Welt, dass es sich bei der Erstattung von Homöopathika nur um Peanuts handelt und Sie deswegen die Erstattungsfähigkeit durch die gesetzlichen Kassen nicht einschränken wollen. Peanuts eben.

Um wieviele Peanuts geht es hier? Ich glaube irgendwas von um die 20 Millionen habe ich gelesen. Das ist für Sie sicherlich nur ein marginaler Betrag und was könnte man mit diesem popeligen Geld noch anstellen? Da haben Sie schon recht...

Gut, man könnte natürlich beispielsweise einen Fonds einrichten, damit die Omma Kowalke mit ihrer kleinen Witwenrente einen ordentlichen Zuschuss zu ihrem benötigten Zahnersatz bekommt, den sie sich so nicht leisten kann und deswegen seit Zeiten von Gerhard Schröder auffer Felge kaut.

Man könnte auch „Fünf Mack" mit dazu legen, dass sich Oppa Czerwonka eine neue Brille kaufen kann, damit er im Treppenhaus nicht mehr den Feuerlöscher grüßt, sondern tatsächlich seine Nachbarn.

Könnte man machen, aber macht man (nicht „man". SIE, Herr Spahn, SIE!) nicht. Dafür werden weiter 20 Millionen Peanuts zum Fenster rausgepulvert, damit sich Besserverdiener (und die sind es laut Statistik zum Großteil ja, die sich Homöopathika verschreiben lassen) weiterhin auf Gemeinschaftskosten die Globuli in den Rachen stopfen können, um dann damit eine Wirkung zu erzielen, die nicht über den Placeboeffekt hinaus vorhanden ist.

Mensch, Jens! Überleg doch mal, was Du sagst! Dat sind 20 Millionen. Dat sin keine Peanuts, jedenfalls nicht für mich und die Leute, die ich kenne. Dat is ordentlich Schotter, mit dem man verdammt vielen Leutekens helfen kann, aber anscheinend hammer ja genuch davon, dass wir es für Homöopathie verplempern können.

Ich könnt' mich schon wieder aufregen... Bei soviel Vernageltheit. Ich geh' mich erstmal in die Rabatten speien.

Jens Spahn – Ein Rückblick aufs Trauerspiel

Die absurde und nicht nachvollziehbare Entscheidung des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn, die Homöopathie weiterhin von den Kassen erstatten zu lassen, hat landauf, landab für eine große Welle der Empörung gesorgt.

So schreibt die ehemalige Bundesfamilienministerin Kristina Schröder in ihrer Kolumne in der „Welt": Nun frage ich mich zugegebenermaßen schon lange, wieso sich ein derart offenkundig absurder medizinischer Ansatz in Deutschland solch großer Beliebtheit erfreut.

Und die Kassenärztliche Vereinigung Hessen reagiert in einer Pressemeldung mit Unverständnis. Die Vorstandsvorsiteenden Frank Dastych und Dr. Eckhard Starke erklären hierzu: Es ist erstaunlich, mit welcher Larmoyanz Herr Spahn über diesen nicht gerade geringen Betrag hinweggeht. Dabei dürfte in Deutschland mittlerweile jedes Kind wissen, dass es für die Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen keinerlei wissenschaftlichen oder evidenzbasierten Beleg gibt. Es handelt sich also im wahrsten Sinne des Wortes um eine Glaubensfrage, manche nennen es schlicht Humbug. Wer daran glauben will, soll dies gerne tun, dann allerdings nicht auf Kosten der Solidargemeinschaft, deren Ausstattung bekanntlich nicht gut genug ist, um zum Beispiel ambulante ärztliche Leistungen ohne Budgetierung zu bezahlen. Und besonders pikant ist die Tatsache, dass Herr Spahn vor kurzem unserer Forderung nach Abschaffung der Wirtschaftlichkeitsprüfungen, zum Beispiel bei der Verordnung von Arzneimitteln, eine klare Absage erteilt hat und gleichzeitig an dieser Stelle überaus großzügig ist. Her Spahn hat Recht, wenn er 20 Millionen Euro im Vergleich zu Gesamtausgaben von 40 Milliarden Euro für Arzneimittel für einen eher geringen Betrag hält. Doch hier geht es ums Prinzip: Im Gesundheitswesen gibt es nach wie vor nichts zu verschenken und Behandlungen, für die es keinen erwiesenen Nutzen gibt, müssen Privatvergnügen sein und haben deshalb in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nichts zu suchen.

Das Informationsnetzwerk Homöopathie wand sich mit einem offenen Brief an Jens Spahn, der innerhalb der beiden le letzten Tage bereits über 850 Mitunterzeichner gefunden hat (Tendenz stark steigend!).

Und gerade lese ich den hervorragenden Kommentar von Werner Bartens in der Süddeutschen Zeitung. Er schreibt darin unter anderem: Es ist ja so: Tausende Studien über die Homöopathie haben keinen Nutzenbeweis über den Plazebo-Effekt hinaus erbringen können. Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Methode Unsinn, gepaart mit einem Schuss Esoterik (oder umgekehrt?), etwa wenn es um die ominöse Macht des Potenzierens geht. Das dürre Gedankengerüst ist zigmal zerlegt worden, bis sich die Argumente der Befürworter so verflüchtigten wie homöopathische Hochpotenzen.

Der Rest ist Ideologie und Glaubenskrieg, zumal sich die Lobbyvereine der Homöopathen gerne der Schlagworte „natürlich, sanft und harmlos“ bedienen. Die Attribute treffen zwar nicht zu, haben aber immerhin zur Nebenwirkung, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung dem Verfahren aufgeschlossen gegenübersteht. Und die Kassen zahlen übrigens aus Marketinggründen, um junge, besser verdienende Mitglieder zu gewinnen.

Sagen wir es doch ganz deutlich. Jens Spahn hat in bester Politiker-Tradition eine Entscheidung gefällt, durch die er sich das Wohlwollen der Homöopathie-Lobby und deren Anhänger mitsamt allen Auswüchsen erkaufen will. Wenn der Schuss mal nicht nach hinten losgeht...

Pfeifen im Walde!

Je weiter die #Globukalypse voranschreitet, ist zu beobachten, wie die Vertreter der Homöopathie-Lobby nervöser und nervöser werden. Und vor allem aggressiv und aggressiver.

Dabei kommen immer wieder Stilblüten zusammen, die mich äußerst amüsieren.

Beispielsweise, wenn ein von einer Pro-Homöopathie-Stiftung fest angestellter und alimentierter Referent immer wieder wie ein altersschwacher Geier auf dem ehrenamtlich organisierten INH herumhackt und versucht, mit aller Gewalt einen Skandal zu initiieren, der aber partout nicht kommt.

Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: ein berufsmäßiger Pro-Homöopathie-Aktivist, der jeden Monat für seine Tätigkeit Kohle rübergeschoben bekommt, DER mockiert sich über diejenigen Ehrenamtlichen, die ohne jede Vergütung Aufklärungsarbeit betreiben und sogar die dafür anfallenden Kosten (wie eine gewisse Hosting-Gebühr für einen gewissen Blog) aus eigener Tasche bezahlen. Das ist eine ganz, ganz schwache Leistung, mein lieber Herr! Vielleicht sollten Sie einfach mal ihr Verhalten reflektieren.

Oder ein anderes Beispiel: da gibt es einen selbsternannten PR-Berater, der weniger durch fachlich fundierte Artikel, sondern mehr durch Pöbeleien auf Gossenniveau auffällt. Der jedenfalls hat auf seiner Homepage einen geschützten Mitgliederbereich, für dessen Zugang er Kohle verlangt. Wir sehen, auch hier wird schonungslos versucht, mit der Pro-Homöopathie-Arbeit Geld zu scheffeln. Und wieder sind die Mitglieder des INH das bevorzugte Ziel seiner unappetitlichen Angriffe.

Dies sind nur zwei Beispiele, die zeigen, dass diejenigen, die mit der Homöopathie ihr Geld „verdienen", arg nervös werden. Tja, die Zeichen stehen auf Sturm für die Homöopathie...

Wie Sommerregen fielen ihre Tränen

In der Oper „Eugen Onegin" von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, singt im zweiten Akt Wladimir Lenski (Tenor) „Wohin, wohin, wohin seid ihr entschwunden..." und meint damit die vergangenen Zeiten, denen er, obwohl erst neunzehnjährig, schon nachtrauert und die er, wortreich und melodiös, als goldene Tage feiert.

Diese Klage Lenskis scheint mir, allerdings weniger melodiös, das aktuelle Leitmotiv der Homöopathie-Lobby zu sein. Landauf, landab hört man es aus den Büros der Standesvertretungen, der industriellen Produktionsstätten und aus den Räumen der Lobby-Stiftungen tönen „Wohin, wohin, wohin seid ihr entschwunden... ihr Zeiten ohne INH, ohne Grams, ohne Lübbers, ohne Aust, ohne Ernst, wohin ginget ihr, ihr Zeiten der ungestörten Lobbyarbeit, der hohen Gewinne, der Wachstumsraten?" Und wie Sommerregen fallen ihre Tränen.

Ja, wir leben schon in großen Zeiten, wird doch erstmals seit seiner Einführung der Binnenkonsens ernsthaft und vehement in Frage gestellt. Und dabei haben sich seiner Zeit die Homöopathen und Anthroposophen so sehr die Hacken abgerannt, dass sie ihn bekommen haben, den Binnenkonsens, der ihnen erlaubt ihre Mittelchen ohne jede größere Zulassung auf den Markt zu werfen. Das kann man sicherlich schon als Lizenz zum Gelddrucken verstehen.

Über die Millionen, die in der Pharmaforschung an die Forschung verplempert werden, kann man hier nur lachen. Studien? Da hört man nur noch gemeinschaftliches Gelächter. Bestehen doch bspw. homöopathische Arzneimittelprüfungen darin, dass ein gesunder Mensch diese Zuckerkügerl einwirft und dann aufschreibt, welche „Symptome" er daraufhin verspürt. Aber auch wovon er träumt oder wie er sich fühlt, sind Bestandteile des Bildes.

Also wenn ich jetzt Watweißichium D6 nehme, mir kurz vor dem Einschlafen der linke große Zeh juckt und ich von Scarlett Johansson im Bikini träume, dann ist das homöopathische Schlafmittel schon so gut wie verkauft.

Dieser ganze Binnenkonsens fußt ja auf dem sogenannten „Wissenschaftspluralismus". Wissenschaftspluralismus... Ich weiß ja nicht genau, was man sich darunter vorstellen soll. Es gibt entweder Wissenschaft oder scheinwissenschaftlichen Unsinn, aber was hier suggeriert werden soll, nämlich, dass die esoterischen Konstrukte wie Homöopathie oder Anthroposophie gleichberechtigt neben der richtigen Wissenschaft stehen, kann ich nicht so wirklich nachvollziehen.

Und genau deswegen ist es ja wichtig und richtig, dass gegen so eine unsinnige Privilegierung von scheinmedizinischem Unsinn sturmgelaufen wird, auch wenn diejenigen, die mit der Homöopathie ihr Geld verdienen, Schnappatmung bekommen.

Aber die bräuchten doch eigentlich gar keine Angst haben, könnten doch beispielsweise die Hersteller von Homöopathika ganz einfach ihre Produktion umstellen und ohne größere Geschäftseinbußen auf andere Produkte umschwenken.

Horcht! Es parteitagt im Gehölz!

Von drauß' vom Walde komm ich her,

und muss euch sagen:

es parteitagt sehr...

Ja, es stehen wieder einmal zwei Parteitage an. Einmal die Grünen und einmal die CSU Parteitagen demnächst wieder und gerade die Veranstaltung der Grünen hat ja einiges an Staub aufgewirbelt.

Seit Tim Demisch mit seinem Antrag zur Abschaffung von Homöopathie als Kassenleistung an die Öffentlichkeit gegangen ist, hyperventilieren die Homöopathie-Befürworter, dass sich Emma, das Dampfross von Lukas, dem Lokomotivführer, im Vergleich dazu anhört wie ein Hochleistungssportler.

Jetzt hat die Hahnemann-Gesellschaft noch den Vogel abgeschossen und fordert Menschen auf, die Parteivorsitzenden der Grünen mit Postkärtkens unter Druck zu setzen. Das muss man sich ja mal auf der Zunge zergehen lassen. Anscheinend haben die Herrschaften von der Hahnemann-Gesellschaft noch nicht mitbekommen, dass ein Parteitag ja eine Versammlung von Parteimitgliedern ist. Das heißt, dass also Nicht-Mitglieder die Mitglieder von außen unter Druck setzen wollen, um in ihrem Sinne abzustimmen. Also ich weiß nicht, in meinem Sinne ist das äußerst undemokratisch.

Und jetzt noch eine Frage am Rande: wer hat denn diese Karten designt? Habter da keinen besseren gefunden? So jemanden, der von seinem Fach was versteht? Die Schrift ist doch schon out, seit Konrad Zuse noch in die Windeln gemacht hat...

Aber zurück zum Thema. Auch die CSU hält einen Parteitag ab und auch hier stehen zwei sehr interessante Anträge auf der Tagesordnung, nämlich ebenfalls die Abschaffung der Homöopathie als Kassenleistung und die Abschaffung des Heilpraktikers in seiner heutigen Form.

Das wenn die Homöopathie-Befürworter noch mitbekommen... Dann kriegt der Söder wahrscheinlich auch so zwei bis drei (in homöopathischer Zählung: 12 bis 13.000) Karten. Naja, wenn am Parteitag das Toilettenpapier knapp werden sollte, hätte man wenigstens Ersatz zur Hand.

Samuel Hahnemann und die Cholera

Von Seiten der Homöopathen werden immer wieder die „Erfolge der Homöopathie" während der zweiten Cholera-Pandemie kolportiert, wobei diese insbesondere dem Erfinder Samuel Hahnemann zugeschrieben werden.

Schauen wir uns einmal die Ausgangslage an. Die Cholera ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Vibrio cholerae ausgelöst wird. Es handelt sich dabei um eine Durchfallerkrankung, die hauptsächlich durch infiziertes Trinkwasser, aber auch infizierte Nahrung übertragen wird. Robert Koch konnte 1884 nachweisen, dass das Bakterium im Darm von infizierten Personen überlebt und von diesen wieder ausgeschieden wird. Dies stellt gerade für Pflegende eine Risikoquelle dar. Anzumerken ist noch, dass die Patienten nicht an der Krankheit selbst sterben, sondern an der Auszehrung und Dehydrierung, die mit den Durchfällen einhergehen.

Die zweite Cholera-Pandemie brach um das Jahr 1830 aus. Russische Truppen, die eigentlich an der indischen Grenze stationiert waren und in Polen den sogenannten „Novemberaufstand" niederschlagen sollten, brachten die Krankheit über Odessa, Moskau, Warschau auch nach Deutschland. Königsberg und Danzig waren die ersten großen Städte, die betroffen waren. Entlang der Flussläufe breitete sich die Krankheit dann nach Westen und Süden aus. Posen, Hinterpommern, Berlin, Hamburg, Düsseldorf war der weitere, von Leichen gepflasterte Weg der Bakterien. Wien erreichte die Krankheiten von Südosten her. Von Odessa über die Bukowina, Galizien und Ungarn kam die Cholera in die Kaiserstadt.

Die Problematik lag darin, dass die Ärzteschaft mit dieser Art der Krankheit vollkommen überfordert war und nur hilflose Behandlungsversuche unternehmen konnte. Aus dieser Hilflosigkeit heraus versuchten sie ihre üblichen Therapien, die hauptsächlich aber schwächenden Charakter hatten, wie Diäten, Aderlässe oder ähnliches. Dies war für die Konstitution der stark dehydrierten Patienten natürlich genau das Falsche und so kam es, dass zum Teil mehr Menschen an der Therapie starben, als an der Krankheit selbst.

Was tat nun aber Hahnemann? Zuerst einmal: Samuel Hahnemann behandelte selbst keinen einzigen Cholera-Patienten, er kannte die Symptome nur aus den Berichten seiner Kollegen in den Krisenregionen. Von daher gab er lediglich Ratschläge und damit, das muss man neidlos anerkennen, traf er zu einem guten Teil ins Schwarze.

So warnte er strikt vor jeder Art der schwächenden Therapie. Also keine Diäten, keine Aderlässe. Stattdessen kräftigende Speisen und Getränke. Und das war für die Genesung der Patienten schon die halbe Miete. Am wichtigsten war aber der Rat, die Patienten nur frisches Quellwasser trinken zu lassen.

Darüber hinaus empfahl er, den Patienten mit Kampfer zu behandeln. Und zwar in Form von Einreibungen, Inhalationen oder auch durch Einnahme. Von einer „Behandlung" mittels homöopathischer Mittel war zu Anfang der Epidemie keine Rede, erst später empfahl er diverse Homöopathika. Die Überlebensrate blieb indes gleich, so dass man sehen konnte, dass die Globuli keine Wirkung hatten.

Kommen wir zu einer Aussage Hahnemanns, die immer wieder euphorisch von den Hahnemann-Anhängern gefeiert wird und wegen der ihr Guru selbst zum Medizinvisionär hochstilisiert wird.

Und zwar schrieb Hahnemann zur Entstehung bzw. Infektion, dass die Cholera durch ein „lebendes Miasma", welches aus „feinsten Thieren niederer Ordnung" bestand, hervorgerufen würde. Dieses Miasma würde sich an die Menschen und ihre Bekleidung hängen und von außen durch die Haut in den Körper eindringen. Die Verbreitung würde von Mensch zu Mensch erfolgen.

Die Hahnemann-Jünger behaupten nun, dass er als erster Arzt die Bakterien entdeckt hätte.

Das ist natürlich nicht der Fall. Durch seine Beschreibung von „feinsten Thieren niederer Ordnung" können wir davon ausgehen, dass Hahnemann wohl eher eine Art Insekt vor Augen hatte, denn gemäß der damals in der Wissenschaft bereits akzeptierten Systematik des schwedischen Naturforschers Carl von Linné standen diese in der niedrigsten Ordnung.

Auch zeigen diese Einlassungen, dass Hahnemann noch immer an der Vorstellung des Miasmas, also eines „üblen Dunstes", hing und auch der Infektionsweg über die Haut in den Körper war falsch.

Erst der britische Arzt John Snow fand durch seine epidemiologischen Forschungen heraus, dass sich die Cholera durch mit Fäkalien verunreinigtes Wasser verbreitete.

Interessant ist auch, dass Hahnemann in Sachen Cholera den Begriff des „Miasmas" nicht im Sinne der Homöopathie, sondern im damals üblichen Sinne eines „üblen Dunstes", verwendete. Zur Erklärung des Begriffes „Miasma" im homöopathischen Sinne sei der Artikel von Dr. Norbert Aust Miasmen und Chronische Krankheiten in der Homöopathie empfohlen.

Man sieht, Samuel Hahnemann hat mit einigen Punkten durchaus richtiggelegen und zweifellos durch seine Anleitung und seine Ratschläge vielen Infizierten das Leben gerettet, aber die Stilisierung zum Quasi-Messias sollte man doch lassen.

Ich kann es nicht mehr hören!

Ich hab mir einen Troll eingefangen, der sich regelmäßig hier auf diesem kleinen Blog in die Kommentaren ergießt. Nein, ihr braucht nicht zu suchen, ich lösche seine Ergüsse regelmäßig und mittlerweile habe ich ihn auch gesperrt.

Es ist ein Heilpraktiker, der allerlei „interessante" Therapien anbietet und der es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht hat, hier die Homöopathie zu verteidigen. Prinzipiell finde ich es ja schön, wenn Menschen ein Hobby haben, aber hier auf meinem Blog mag ich Trolle weniger gern.

Vor allem, weil ich das Geseier nicht mehr hören kann. Jedesmal das Gleiche: Wer bezahlt Dich? Wer bezahlt Dich? Wer bezahlt Dich?

Wie eine Schallplatte mit Sprung oder ein Papagei mit Verhaltensstörung wird immer das Gleiche ausgegöbelt. Ehrlich? Ist das euer einziges Argument? Und wenn mich jemand bezahlen würde, was würde das an den Fakten ändern? Die Homöopathie ist und bleibt eine von der realen Wissenschaft überholte, historische Therapie, die nicht über den Placeboeffekt hinaus wirkt. Punkt! Aus! Ende!

Aber nein, da werden irgendwelche total absurde Verschwörungstheorien ausgebrütet, von „Big Pharma" und was weiß ich. Ganz vergessen wird, dass die Homöopathie ein Milliardengeschäft ist, das eben von großen Pharmaunternehmen gemacht wird.

Besonders ist es, dass gerade diejenigen Menschen, die mit der Homöopathie Geld verdienen, denjenigen Menschen, die über das wahre Wesen der Homöopathie aufklären, irgendwelche finanziellen Interessen unterstellen. Wer hat denn die finanziellen Interessen? Doch wohl eher derjenige, der sich mit seinen Honoraren die Butter aufs Brot (und das Brot selbst) „verdient".

Und um es ganz deutlich zu sagen: Nein, ich habe keine dunklen Hintermänner und die anderen Aufklärer und Skeptiker auch nicht. Im Gegenteil. Die Aufklärung zur Homöopathie kostet mich Geld. Die Gebühren hier bei WordPress, die Fahrt- und Zimmerkosten zu Tagungen, die Kosten für die Recherchen zu meinen Artikeln (Denn nein, nicht jede Information ist kostenfrei im Internet zu finden), die Bücher, die gekauft, die Kopien, die bezahlt werden müssen oder die Zugänge zu Zeitschriften, all das bezahle ich aus meiner eigenen Tasche. Da wäre es natürlich schön, wenn ich das irgendwo bei Big Pharma abrechnen könnte, aber nein, das läuft nicht.

Der große Vorteil, wenn man so unabhängig vor sich hin schreibt, ist, dass einen niemand hineinreden kann. Ich kann schreiben über was ich möchte und ich kann so deutlich werden, wie ich möchte. Niemand hat mir etwas vorzuschreiben. Und das ist schon viel wert, mehr als man in Euro beziffern kann.

Besonders ärgert mich bei dem stupiden „Wer bezahlt dich?"- Geblöke allerdings, dass man mir damit jeden Altruismus abspricht. Was für ein krudes, von Geld dominiertes Weltbild müssen diese Menschen denn haben, dass sie sich nicht vorstellen können, dass es mir nur um die Sache der Aufklärung geht?