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Als am 12. Oktober 2015 das Blog "Onkel Michaels kleine Welt - Gedanken aus der Provinz gestartet wurde, hätte niemand gedacht, dass es ein so großer Erfolg werden könnte. Heute, gut drei Jahre später sind über 200 Artikel erschienen, wobei sich die meisten mit der sogenannten "Alternativmedizin" und ihren Auswüchsen beschäftigen. Allerdings ist nichts so vergänglich wie ein Beitrag im Internet. Deshalb wurden nun diejenigen Artikel, die sich mit eben dieser "Alternativmedizin" beschäftigen in diesem kleinen Büchlein zusammenzufassen. Damit stehen sie jetzt nicht nur auch Menschen zur Verfügung, die keinen Zugang zum Internet haben, sie sind auch gleichzeitig für die Zukunft archiviert. Gut, treue Leserinnen und Leser des Blogs werden nichts Neues hierin finden, aber sie können diesen Band als Nachschlagewerk über Aspekte der Homöopathie, der Anthroposophie, von Schüßler-Salzen und Bach-Blüten und vielen anderen Themen benutzen.
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Seitenzahl: 285
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Vorwort
Homöopathie
Warum Homöopathiekritik wichtig ist
Homöopathie – Ein Erfahrungsbericht
Ich habe endlich die Homöopathie begriffen!
Das Informationsnetzwerk Homöopathie
Das Münsteraner Memorandum Homöopathie
Das Geschäft mit der Homöopathie
Freunde kann man sich nicht kaufen
Homöopathie ist keine Phytotherapie
#HomöopathenOhneSchamgrenzen
Sommer, Sonne, Sonnenschein, es könnt‘ doch alles so einfach sein
Placebo-Globuli – Ein Erziehungsirrtum
Susannchen und der Sonnenbrand
Was Hänschen lernt, das kann man dem Hans schwer abgewöhnen
Warum Homöopathie bei PTBS der falsche Weg ist oder: Der Onkel regt sich auf!
Unser Wasser ist toll, auch ohne Gedächtnis!
Eine weiße Feder für die Techniker Krankenkasse
Rule Britannia – Der NHS England stellt die Finanzierung von Homöopathie ein!
„Homoheilung“ durch Homöopathie? So ein Schmarrn!
Geld stinkt nicht – Homöopathischer Büchermarkt
Astro-Homöopathie? Ist das euer ernst?
Apis mellifica
Pflanzenhomöopathie
Die homöopathische Farbenlehren
Prince Charles und die Homöopathie
Aufstand der Professoren und ein später Sieg
Samuel Hahnemann – Ein Charakterbild
Hahnemann is our Jesus!
Cesare Mattei und seine Elektrohomöopathie
Die homöopathischen Versuche des Georg Friedrich Daumer an Kaspar Hauser
Klötenklatschen für die Wissenschaft
Globukalypse 2018
Schüßler-Salze und Bach-Blüten
Wilhelm Heinrich Schüßler oder: Wie man sich einen Doktortitel ergaunert
Wilhelm Heinrich Schüßler – Der große Zauberer
Schüßlers Salze und der Heuschnupfen – Keine gute Kombination!
Die biochemischen Menschenversuche in den Konzentrationslagern Auschwitz und Dachau
Hasch mich – ich bin der Frühling oder: Edward Bach und seine Blüten
Bach-Blüten gegen Mobbing?
Impfungen
Von Impfungen und Wohlstandsmaden
Polio
Steiners Rudi und die Impfungen
Rudi Steiner und die Kölner Masernepidemie
Neuer Blödsinn aus dem Hause Impfgegner
Wenn Journalisten Impfschwurblern auf dem Leim gehen
Deutschland exportiert die Masern nach Guatemala
Heilpraktiker
Warum ich Heilpraktiker nicht ernst nehmen kann
Liebling, es ist ein Quacksalber!
Winnetou – der erste Heilpraktiker?
Wenn Heilpraktiker sich an Studien versuchen
Hybris der Heilpraktiker
Das Münsteraner Memorandum – Oder: Wie man gekonntHeilpraktiker aufschreckt
Die Heilpraktiker und das Münsteraner Memorandum – Einige kurze Gedanken
Wie in einem Wiener Krankenhaus Liebe für 95.000€ gedeiht
Rezensionen
Aust, Norbert: In Sachen Homöopathie
Ernst, Edzard: Homöopathie – die Fakten [unverdünnt]
Grams, Natalie: Homöopathie neu gedacht – Was Patienten wirklich hilft
Grams, Natalie: Gesundheit! Ein Buch nicht ohne Nebenwirkungen
Konz, Franz: Der große Gesundheits-Konz
Mueller, Anousch: Unheilpraktiker – Wie Heilpraktiker mit unserer Gesundheit spielen
Mukerji, Nikil: Die zehn Gebote des gesunden Menschenverstands
Sonstige Themengebiete
Ein paar Gedanken zur „anthroposophischen Medizin“
Ist Ihr Kind auch ein Dämon?
Der Meier Kurt und die Traditionelle Chinesische Medizin
Reiki – Warme Hände ohne Nutzen
Quacksalberei mit MMS
Warum ich den Begriff „Schlacke“ nicht mehr hören kann!
Die Osteopathie
Kolloidales Silber
Blödsinn mit Honig
Immer druff! oder: Darf der das? Dass der das darf
Ich geb Dir gleich Quanten!
Nehmen sie ihr Prana aus meinem Qi!
Spiritualität in der Medizin?
Von Indigo-, Kristall- und Sternenkindern oder: Watt'n dat?
Die VHS – Hort der Aufklärung? Nö – Hort des Eso-Bullshits..
Kuck mal wer da kommentiert
Der unwürdige Tod des Pius XII
Der Tod ist ebenso wie die Geburt, ein Geheimnis der Natur
Paul Ehrlich – Ein Leben für die Forschung
Das Elend des Ignaz Semmelweis
Kokosöl – Was ist dran am großen Hype?
Als ich am 12. Oktober 2015 mein Blog „Onkel Michaels kleine Welt – Gedanken aus der Provinz“ gestartet habe, hätte ich nie gedacht, dass ich einen so großen Erfolg damit haben könnte.
Heute, gut drei Jahre später sind über 200 Artikel erschienen, die meisten beschäftigen sich mit der sogenannten „Alternativmedizin“ und ihren Auswüchsen.
Allerdings ist nichts so vergänglich wie ein Beitrag im Internet. Deshalb habe ich mich entschlossen, diejenigen Artikel, die sich mit eben dieser „Alternativmedizin“ beschäftigen in diesem kleinen Büchlein zusammenzufassen. Damit stehen sie jetzt auch Menschen zur Verfügung, die keinen Zugang zum Internet haben und sind gleichzeitig auch für die Zukunft archiviert.
Gut, treue Leserinnen und Leser des Blogs werden nichts Neues hierin finden, aber sie können diesen Band als Nachschlagewerk über Aspekte der Homöopathie, der Anthroposophie, von Schüßler-Salzen und Bach-Blüten und vielen anderen Themen benutzen.
Ich hoffe jedenfalls, dass dieses Buch seinen Beitrag zur Aufklärung leistet.
Kronach, im Juli 2018
Michael Scholz
Ich wurde die Tage gefragt, was denn „eigentlich so schlimm an der Homöopathie sei“. Man bräuchte ja einfach nur keine Globuli nehmen und alles wäre gut. Das wäre natürlich schön. Ist aber nicht so.
Deswegen habe ich mal die Punkte, die mir am wichtigsten sind, zusammengefasst. Die Reihenfolge stellt keine Wertung der Argumente dar, sondern ist willkürlich. Und natürlich gibt es noch mehr Argumente für eine Kritik an der Homöopathie, als im Folgenden dargestellt, die vorliegenden Argumente sind meiner Meinung am wichtigsten.
Stichwort: Krankenkassen.
Immer mehr Krankenkassen übernehmen homöopathische Behandlungen unter verschiedenen Voraussetzungen als freiwillige Leistung. Das bedeutet ganz plakativ gesagt, während z. B. im Bereich des Zahnersatzes und der Sehhilfen die Zuzahlungen der Kassen auf ein lächerliches Niveau schrumpfen, wird auf der anderen Seite Geld für Behandlungsmethoden aus dem Fenster geworfen, deren Wirkung nicht über den Placeboeffekt hinaus gehen, nur weil die im Moment von einem kleinen Mitgliederkreis gewünscht wird.
Stichwort: Therapieverschleppung.
Wenn Patienten versuchen, geringfügige Erkrankungen mit Homöopathika zu behandeln, mag das ja noch lustig sein. Der Schnupfen dauert halt 7 Tage, mit Globuli nur eine Woche. Bedenklich wird es aber, wenn Patienten ernsthafte Erkrankungen mit den Zuckerkügelchen behandeln wollen. Dadurch wird die sinn- und wirkungsvolle Behandlung verzögert und erschwert. Ist die Krankheit dann so weit fortgeschritten, dass auch die konventionelle Behandlung nicht hilft, wird das von den „Globulisten“ als Versagen fast schon gefeiert.
Stichwort: Medikamenten-Affinität.
Auf jeden Spielplatz kann man die Szene beobachten. Ein Kind stürzt und schlägt sich das Knie auf. Der/Die Erziehungsberechtigte kommt und verabreicht „erstmal ein Arnika-Globuli“. Natürlich schmeckt das dem Kind (und wir wundern uns über Diabetes im Kindesalter), ist aber pädagogisch kontraproduktiv. Hierdurch wird dem Kind ja nur suggeriert, das beim kleinsten Wehwehchen eine Pillengabe indiziert ist. Vielleicht könnten die Erziehungsberechtigten einfach wieder zum guten alten „Pusten“ übergehen, das hilft genauso gut wie Globuli.
Stichwort: Verschwörungstheorien und Mimimi.
Das geht mir persönlich besonders auf den Zeiger. Das dauernde Mimimi der Globulisten. „Bäääääh… die böse Pharmamafia unterdrückt uns… Bäääh“ und ähnliches Gejammer. Hört mal zu, Kollegen, nur um das einmal deutlich zu sagen: die Hersteller von Homöopathika sind genauso gewinnorientierte Unternehmen wie die „Pharmamafia“ oder denkt ihr, die verschenken die Globulis? Na also. Also zieht euch mal den Stock aus dem Hintern und hört auf, euch dauernd als die unterdrückten armen Hascherl zu präsentieren. In jeder Apotheke wird mir das Zeug angeboten wie das Sauerbier, da kann man doch nicht von Unterdrückung sprechen.
So, das sind nur die wichtigsten Punkte.
Dass Homöopathie lediglich über den Placeboeffekt wirkt, dürfte allgemein bekannt sein. Das möchten die Anhänger dieser Glaubenslehre natürlich nicht hören und setzen jeder Studie persönliche Erfahrungsberichte nach der Art „aber dem Schwager meiner Tanteschwestermutternonkel“ hat es geholfen.
Deswegen möchte ich auch mal meinen ganz persönlichen Erfahrungsbericht mit der Homöopathie erzählen. Ich leide ja seit Kindesbeinen an Pollinosis, also Heuschnupfen und mein erster und einziger Kontakt mit homöopathischen Mittelchen stammt aus der Zeit, als ich noch keine Desensibilisierung hinter mir hatte.
Also, ich war ein junger Mensch (und entgegen einigen bösen Zungen hat damals Helmut Kohl und nicht Kaiser Wilhelm regiert) und hatte gerade meine erste Stelle angetreten. Es war ein warmer und wunderschöner Sommer und meine Augen waren wochenlang zugeschwollen und meine Nase lief wie Emil Zapotek in seinen besten Zeiten.
Einer meiner Kollegen empfahl mir dann Heuschnupfen-Tropfen, die seiner Schwester wohl immer helfen würden. An diesem Punkt wäre ich auch nackt mit einer schwarzen Katze bei Vollmond an der Wegkreuzung um einen Birnbaum getanzt, hätte es nur geholfen. Ich muss dazu sagen, dass ich vorher noch nie irgendeinen Berührungspunkt mit der Homöopathie hatte. Bei uns zu Hause kam immer nur richtige Medizin „auf den Tisch“, deswegen war ich zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen unvoreingenommen.
Also, ich in die Apotheke und das Fläschchen gekauft. Die Apothekerin (oder PTA?) erklärte mir noch, dass ich die Tropfen vor der Einnahme schütteln muss und es vor dem Einsetzen der Wirkung zu einer Verschlimmerung der Symptome kommen kann. Also, ich mir alles auf der Packung notieren lassen, meine paar Mark fuffzich (damals noch tatsächlich D-Mark) bezahlt, ins Büro und das Fläschken geschüttelt und rein damit, in den Schlund. Sechs mal am Tag sollte ich das meiner Erinnerung nach einnehmen. Jedenfalls war genügend Alkohol drin, man ist ja schon mit Kleinigkeiten zufrieden.
Ich nahm die Tropfen über eine Woche. Immer schön schütteln, picheln und warten. Meine Nase lief mittlerweile munter weiter und meine Augen sahen zum fürchten aus. Um es kurz zu machen: es passierte nichts! Nothing! Nüschte! Niente! Ich wäre ja schon für eine Erstverschlimmerung dankbar gewesen. Aber es war definitiv keinerlei Wirkung bei mir zu spüren. Also, weiter probiert, neues Fläschchen gekauft, nochmal wochenlanges schütteln, picheln und warten. Und es passierte weiter nichts. Irgendwann war ich so genervt, dass ich das halbe Fläschchen nach dem schütteln ausgetrunken habe. Davon hatte ich zwar schön einen in der Krone, aber das war es dann auch.
Daraufhin informierte ich mich erstmal über diese „Homöopathie“ und nachdem dies ja in der Vor-Internet-Ära war so richtig mit Büchern und Zeitschriften und so. Und da staunte ich nicht schlecht, was ich so las, so von wegen „je größere Verdünnung, desto mehr Wirkung“ und mir war plötzlich klar, dass die ganze Sache nichts werden konnte.
Ich tat das einzig sinnvolle: ich ging zum Arzt. Ich suchte mir einen richtigen Hausarzt, lies mir ein wirksames Antihistaminikum verschreiben und im darauf folgenden Winter absolvierte ich die erste Desensibilisierungsrunde. Und das kann ich nun jeden empfehlen, denn heute reicht ein leichtes Antihistaminikum und ich kann den Sommer genießen.
Nachdem ich jetzt im Nachgang meiner letzten beiden Artikel zur Homöopathie einige Diskussionen mit Globulisten (Vastehste? Globulisten, von Globuli! Vastehste? Gnarf Gnarf) führen durfte, habe ich es nun endlich begriffen. Nein, nicht dass das gesamte Homöopathie-Zeugs wirken würde, es wäre sicherlich sinnvoller auf dem nacktem Hintern einen Schlittenhang runter zu brettern, als bei einer Krankheit Homöopathika in sich rein zu schütten.
Ich habe jetzt endlich verstanden, was die Globulisten antreibt, sich selbst bei schweren Krankheiten den Appetit mit Milchzuckerkügelchen zu verderben. Es ist der „Ich weiß das aber besser“-Impuls. Die Oberlehrer-Attitüde in Reinkultur.
„Das ist mein Körper, ich weiß am besten, was dem hilft!“ hört man da oder „Die Schulmedizin behandelt mich doch nicht ganzheitlich“ Ein Geseier… Und dann wird kräftig herumexperimentiert. Dank zahllosen „Ratgebern“ ist das ja auch kein Problem. Da kann sich Erna Krawuttke aus Bottrp-Kirchhell endlich auch mal wie ein richtiger Dokter vorkommen. Wat? Frau Suhrbier von nebenan hat ein Schlackerknie? Da wird los galoppiert und Hilftnix D12 aufgedrängt.
Man muss sich das mal vorstellen, sind die Bremsen am Auto kaputt, kommt es in die Werkstatt, läuft die Toilette aus, holt man den Klempner, braucht man Strom, holt man den Klempner, ist man krank, bastelt man selbst an sich rum. Dann wundert man sich, dass sämtliche „alternativen Heilmethoden“ nichts helfen (verstehe ich auch nicht, warum indianische Ohrkerzen nicht gegen Magengeschwüre helfen) und schleppt sich dann trotzdem zum Arzt, der dann den gesamten verkorksten Krankheitsverlauf wieder ausgleichen muss. Und schafft er das nicht in zwei Tagen, dann heißt es wieder „Typisch Schulmedizin“. Es ist doch zum kotzen.
Normalerweise wäre ich ja in der Beziehung Darwinist und würde „macht doch!“ sagen. Nehmt eure Globuli, glaubt an den größten Mist, den euch irgendein selbst ernannter Schamane im Internet erzählt, aber heult mir nicht die Ohren voll, wenn ihr wegen einer Therapieverschleppung in die Grube fahrt. Aber zum Schluss der Behandlung verstopft ihr ja auch noch den medizinischen Betrieb, weil dann doch noch die „Schulmedizin“ alles richten soll.
Und dann kommt noch dazu, dass ja auch noch Unschuldige mit in diesen Sog gerissen werden, Kinder, die sich nicht wehren können. Bei jedem kleinen Wehwechen werden Torben-Tobias und Charlotte-Emilie Globuli in den Rachen gestopft. Ist ja auch einfacher, als sich Zeit für die Kinder zu nehmen, zu trösten oder mal auf’s aufgeschlagene Knie zu pusten. Da muss man nicht Schlagmichtot D6 verabreichen.
Oft ist auch die Homöopathie der Einstieg in die Esoterikszene, wo selbst ernannte Reiki-Meister, Schamanen und sonstige „Heiler“ naiven Menschen die schwer verdiente Kohle aus dem Kreuz leiern.
Und hinter all dem steht die Geisteshaltung des „Was weiß denn der Arzt? ICH weiß es besser!“ Geht mich doch wech mit so’n Passelackendriss.
Die Kritik an der Homöopathie ist so alt wie die Glaubensvorstellung selbst. Bereits im 19. Jahrhundert erschienen homöopatiekritische Publikationen, die in wissenschaftlicher Genauigkeit die Unwirksamkeit der Erfindung Hahnemanns belegten.
Im Jahr 2015 gründete sich nun eine neue Gruppe, die in der besten Tradition der Homöopathiekritk steht. Hierbei handelt es sich um das Informationsnetzwerk Homöopathie oder kurz INH. Hierbei handelt es sich um einen unabhängigen Zusammenschluss von Wissenschaftlern aller Fachbereiche, Journalisten und interessierten Laien, die Aufklärung zur Homöopathie betreiben wollen. Den Vorsitz des Netzwerkes hat heute die Ärztin und Homöopathin Dr. med. Natalie Grams inne.
Die Initiative zur Gründung ging von dem Ingenieur Dr. Norbert Aust aus, der sich bereits durch sein Buch In Sachen Homöopathie – Eine Bestandsaufnahme und sein Blog Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie als Aufklärer positioniert hatte. Er regte ein Treffen von Skeptikern an, um die bisher laufenden Bestrebungen der Homöopathiekritik zu bündeln.
Norbert Aust erhielt Unterstützung von der ehemaligen Homöopathin und Ärztin Dr. Natalie Grams, die im Mai 2015 ihr Buch Homöopathie neu gedacht – Was Patienten wirklich hilft im Springer-Verlag veröffentlicht hatte. Sie übernahm auch den Vorsitz des Netzwerkes, ist Grams doch nach Aufgabe ihrer homöopathischen Praxis doch in der Wissenschaftskommunikation tätig.
Natürlich schlug die Gründung eines derartigen Netzwerkes hohe Wellen bei den Homöopathen und fand Beachtung in der Skeptiker-Szene. Unterstützung erfährt das Netzwerk durch die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP)und dem Deutschen Konsumentenbund.
Unterstützt wird das INH unter anderem von
Dr. Norbert Aust (Ingenieur und Autor)
Dr. Edmund Berndt (Apotheker und Autor)
Prof. em. Edzard Ernst (Mediziner und Autor)
Dr. Natalie Grams (Ärztin und Autorin)
Prof. Rudolf Happle (Verfasser der Marburger Erklärung zur Homöopathie)
Prof. Wolfgang Hell (Vorsitzender des GWUP-Wissenschaftsrates)
Prof. Dr. Martin Lambeck (Physiker und Autor)
Dipl.-Ing. Amardeo Sarma (Vorsitzender der GWUP)
Prof. Dr. Norbert Schmacke (Gesundheitswissenschaftler und Autor)
Dr. Christian Weymayr (Biologe, Medizinjournalist und Autor)
Dr. Kristina Schröder (MdB, ehem. Bundesministerin)
und mir.
An was macht das INH nun seine Kritik fest? Hauptsächlich daran, dass es bis heute keine wissenschaftliche Studie gibt, die eine therapeutische Wirksamkeit der Homöopathie über den Placebo-Effekt hinaus nachweisen konnte. Auch dass es über die sogenannte Potenzierung der Wirkstoffe keinerlei Nachweise gibt wird bemängelt.
Sogar das Fundament der Homöopathie steht auf tönernen Füßen. Hahnemanns Grundprinzip Similia similibus curantur (Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden) fußt im Kern auf der alchemistischen Signaturenlehre, die das System der Ähnlichkeit vorweg genommen hat (Walnuss hilft bei Kopfleiden, weil sie aussieht wie ein Gehirn u. ä.).
Das INH möchte aber auch aufklären, haben doch viele Patienten nur ein diffuses Bild der Homöopathie und verwechseln sie mit der Pflanzenheilkunde, der Phytotherapie, mit der sie überhaupt nichts gemein hat.
Auch über die übermäßige Medikamentengabe – gerade bei Kinder-, die bei den Anhängern der Homöopathie weit verbreitet ist, wird aufgeklärt. Werden doch oft bei jedem aufgeschlagenem Knie und bei jedem Nieser den Kindern gleich Homöopathika verabreicht und sie so auf einen leichtfertigen Medikamentengebrauch konditioniert. Hierzu hat das INH das Projekt „Susannchen braucht keine Globuli“ ins Leben gerufen.
Problematisch ist auch, dass eine homöopathische Behandlung oft zu einer Therapieverschleppung führt. Homöopathische Präparate werden nämlich oftmals bei selbstlimitierenden Bagatellbeschwerden eingesetzt. Tritt der natürliche Heilungsverlauf ein, wird dies dem Homöopathikum zugeschrieben. Aus dieser vermeintlichen Erfahrung heraus, wird dann auch bei schwerwiegenden Erkrankungen zuerst homöopathische Mittel ausprobiert. Sieht man ein, dass diese nicht wirken ist es für eine wirksame Behandlung der evidenzbasierten Medizin oftmals zu spät.
Weiterhin soll auch darüber aufgeklärt werden, dass die Homöopathie der Einstieg in gefährliche, oft auch esoterische Heilsvorstellungen sein kann. Man erkennt dies daran, dass viele Anhänger der Homöopathie auch Impfgegner sind.
Auf seiner Homepage stellt das Netzwerk fest: Das INH will den vielfach einseitigen oder unkritischen Informationen mit eigenen Internetpräsenzen entgegentreten, nach eigenem Anspruch freundlich, sachlich und doch eindeutig kritisch.
Was fordert nun das Informationsnetzwerk Homöopathie?
Eine umfassende Aufklärung und Information der Patienten.
Die Aufhebung der Apothekenpflicht für Homöopathika.
Beendigung des Binnenkonses und der rechtlichen Sonderstellung als besondere Therapierichtung
Krankenkassen sollen keine Kosten für homöopathische Behandlungen übernehmen.
Deutsche Kennzeichnung der Inhaltsstoffe. Damit sich der Hundekot nicht mehr hinter „Excrementum caninum“ verstecken kann und keine Seriosität vorgegaukelt werden kann.
Keine weiteren ärztlichen Fort- und Weiterbildungen auf diesem Gebiet.
Stärkung der evidenzbasierten Medizin und
Stärkung der Patientenorientierung in der Medizin.
Das INH erkennt an, dass Patienten sich im derzeitigen zeitknappen medizinischen Alltag nicht angemessen wahrgenommen fühlen und dass sie sich eine Alternative wünschen. Diese sollte jedoch nicht ein veraltetes, nicht spezifisch wirksames Verfahren sein, sondern eine bessere Medizin.
(INH-Homepage)
Um dies zu erreichen hat das Netzwerk nun einige Projekte ins Leben gerufen. Die wichtigste Säule hierbei ist natürlich die Homepage des INH und die Seite bei Facebook. Auf der Homepage werden in verschiedenen Rubriken die gängigsten Irrtümer zur Homöopathie erklärt.
Ein umfangreiches Projekt ist die „Homöopedia“, ein Nachschlagewerk im Stil der Wikipedia mit zahlreichen Kategorien zu allen Aspekten der Homöopathie. Die ‚Homöopedia‘ versteht sich als Fachenzyklopädie für Ärzte, Journalisten und andere Experten, die sich vertieft und quellenbasiert über die Homöopathie, deren Grundalgen und Methoden informieren möchten.Diese Internetpräsenz ist recherche- und arbeitsintensiv und wird kontinuierlich fortgeschrieben.
Ebenfalls vom INH wurde die Aktion „Susannchen braucht keine Globuli“, über die ich ja bereits berichtet habe. Besonders gefiel mir die Plakataktion, die im Dezember 2016 in Heidelberg, München, Hamburg und Köthen durchgeführt wurde. Auf der INH-Homepage stellt sich das Projekt so vor: Susannchen, ihr Freund Max und Hund Bello sind ein Teil des INH. Wir möchten damit Eltern und deren Kindern mit unserer Idee erreichen, dass es für ein natürliches, gesundes Aufwachsen keine Pseudomedizin braucht. Im Gegenteil, durch Homöopathie & Co. werden kleine Kinder von früh auf dazu erzogen, dass es für jede Bagatelle ein ‚Medikament‘ braucht. Da empfehlen wir lieber heilsame Zuwendung, ab und an gute Medizin – und manchmal einfach nur Abwarten, bis der Körper es von alleine schafft, wieder gesund zu werden.
Das Informationsnetzwerk Homöopathie stellt auf seiner Homepage auch klar, dass Die Projekte richten sich auf keinen Fall gegen Personen, unabhängig davon, ob diese sich als Patient für eine homöopathische Therapie entscheiden, als Therapeut anbieten, als Interessenvertreter fördern oder als Wissenschaftler versuchen, sie zu erklären, sondern gegen die Homöopathie als medizinische Fachrichtung und gegen Strukturen und Organisationen, die sie verbreiten – niemals gegen Menschen. Das INH schließt allerdings nicht aus, dass Anbieter der Homöopathie durch seine Aktivitäten wirtschaftliche Nachteile erleiden könnten.
Der Münsteraner Kreis hat es also schon wieder getan. Hatte er mit seinem ersten Memorandum an den Grundfesten der Heilpraktiker gerüttelt, wurden nun die Homöopathen aus ihrer Selbstgefälligkeit aufgeschreckt. Genauer gesagt jene approbierten Ärzte, die die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ führen, die von der Ärztekammer verliehen wird.
Und schon an dieser Stelle fragt sich der geneigte Leser dieses Blogs: HÄ? (Manche auch WAT?) Und der freundliche Autor muss mit den Schultern zucken und sagen ja, sowas gibt es tatsächlich und es wird wirklich Zeit, dass so ein Humbug aufhört.
Im Gegensatz zu vielen anderen, die eine Meinung zu dem Thema haben, hat der freundliche Autor dieses Artikels auch das Manifest gelesen. In ihrem Memorandum dröseln die Autoren des Memorandums sämtliche Irrtümer der Homöopathie auf und zeigen detailliert, warum eine Zusatzausbildung Homöopathie den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin widerspricht.
Der Münsteraner Kreis kommt daher zu diesem Fazit: Auch wenn Homöopathie im Wissenschaftsbetrieb präsent ist, ist sie nicht wissenschaftlich fundiert. Ihre Grundlagen Potenzieren und Simile-Prinzip widersprechen sicheren wissenschaftlichen Erkenntnissen, die Homöopathie ist demnach der Esoterik zuzurechnen. Auch sieht die internationale Wissenschaftlergemeinschaft in klinischen Studien keine ausreichenden Belege für eine Wirksamkeit der Homöopathie. Einer esoterischen Heilslehre mit einer Zusatzbezeichnung einen scheinbar seriösen Anstrich zu geben, widerspricht dem Anspruch der Ärzteschaft auf eine wissenschaftliche fundierte Versorgung, und schwächt durch eine Verwischung der Grenzen zwischen Wissenschaft und Glauben das Ansehen der wissenschaftlich begründeten Medizin. Defizite der wissenschaftlichen Medizin sind intern zu lösen und können nicht auf unwissenschaftliche Heilslehren abgewälzt werden (Anlauf et al. 2015). Eine Abschaffung der Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ halten wir deshalb für dringend geboten.
Der Münsteraner Kreis wurde im Juni 2016 auf Initiative von Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert (Lehrstuhlinhaberin für Medizinethik/Univ. Münster) als informeller Kreis gegründet. Ihm gehören Expertinnen und Experten an, die sich kritisch mit der komplementären und alternativen Medizin (KAM) auseinandersetzen.
So gehören beispielsweise die prominenten Homöopathie-Kritiker Natalie Grams, Norbert Aust, Edzard Ernst und Christian Weymayr dieser Expertengruppe an.
Immer wieder wird in Diskussionen mit Homöopathie-Befürwortern von ihnen etwas nebulös die „Pharma-Lobby“ ins Feld geführt. Damit beschwören sie ein Bild herauf von seelenlosen Betonfabriken, in denen stumpfe Automaten lieblos Pillen zusammen panschen. Während auf der anderen Seite der liebe, nette ältere Herr (oder die liebe, nette ältere Dame) steht, im weißen Kittel, mit Lesebrille ganz vorne auf der Nasenspitze, der im Gärtlein hinter seinem gemütlichen Cottage erst Pflanzen liebevoll züchtet und sie dann einzeln erntet, um dann liebevoll Globulis herzustellen und diese dann – von Hand natürlich – in die kleinen Fläschken abzufüllen.
Ist das keine idyllische Vorstellung? Eine Vorstellung aus einer Zeit, wo alles besser war, entschleunigter, betulicher. A bisserl so wie beim königlich-bayrischen Amtsgericht. Da fühlt man sich doch gleich aufgehoben, beschützt und liebevoll umsorgt oder?
AM ARSCH DIE RÄUBER!*
Die Homöopathie-Hersteller sind Großunternehmen mit einem Gesamtjahresumsatz in Höhe von 528 Millionen Euro!
Die Deutsche Homöopathie-Union (DHU) hat 400 Mitarbeit und einen Umsatz von 100 Millionen Euro, Wala Heilmittel hat 800 Mitarbeiter und 112 Millionen Euro Umsatz, die Heel GmbH hat 1.400 Mitarbeiter und 202 Millionen Euro Umsatz und die Weleda AG hat 2.371 Mitarbeiter und 389 Millionen Euro Umsatz.
Gut, gell? Das sind schöne Sümmchen. Und auch sonst ist es mit dem romantisch verklärten Bild des gemütlichen Apothekers vom Anfang nicht weit her. Die DHU zum Beispiel ist ein Tochterunternehmen der Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG in Karlsruhe. Bei diesem Unternehmen handelt es sich um einen multinationalen Konzern im Bereich Homöopathie/Phytotherapie/ Nahrungsergänzungsmittel. Weiterhin gehören noch folgende Firmen dazu:
die ISO-Arzneimittel GmbH & CO KG in Ettlingen
die Dr. Wilmar Schwabe Business Services in Karlsruhe
die Schwabe Extracta GmbH & Co. KG in Karlsruhe
die Spitzner Gmbh in Ettlingen und
die OTX Force GmbH ebenfalls in Ettlingen
Darüber hinaus hat das Unternehmen noch weitere 16 Tochtergesellschaften in Großbritannien, Spanien, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz, Italien, Österreich, Tschechei, der Slowakei, Ungarn und Russland in Europa. Auf dem amerikanischen Kontinent gibt es Tochtergesellschaften in Mexiko, Kanada und den USA und letztendlich in Asien in Indien und Singapur.
Der Gesamtumsatz für das Jahr 2016 ist mit 900 Millionen Euro angegeben (für alle Sparten).
Vergegenwärtigt man sich außerdem noch die Rohstoff-Seite der Homöopathie, so wird einem auch klar, welch große Gewinne in dieser Branche erwirtschaftet werden. Globuli bestehen zu 100 % aus reinem Zucker. Der Großhandelspreis von Zucker liegt bei rund 0,50 €/kg und ein Fläschchen Globuli mit 10 g Zucker wird für ca. 10 € verkauft. Das bedeutet eine Vervielfachung des Einkaufspreises auf weit über das Tausendfache.(1)
Und auch den zweiten Teil des Bildes, die liebevolle Herstellung der Glaubuli per Hand muss ich leider zerstören. Viele Homöopathie-Hersteller haben wichtige Teile des Herstellungsprozesses automatisiert. Da stellt sich beispielsweise niemand mehr hin und verschüttelt per Hand. Das erledigen schön Roboter. Tja… die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit.
Auch in der Lobby-Arbeit stehen die Homöopathie-Konzerne der pöhsen Pharmalobby in nichts nach. Ihr müsst nur mal ein bisschen deren Pressemitteilungen verfolgen. Und das es tatsächlich kaum Unterschiede zwischen „pöhser Pfarma“ und „guten Homöopathie-Herstellern“ gibt sieht man schon an der Tatsache, dass die Homöopathie-Hersteller sämtlich Mitglieder in den Verbänden der Pharmaindustrie sind.
*Ich entschuldige mich für die rüde Ausdrucksweise.
(1) https://www.netzwerk-homoeopathie.eu/kurz-erklaert/187-argument-die-maechtige-pharmaindustrie-unterdrueckt-diehomoeopathie (abgerufen am 25. November 2017)
Als ich ein kleiner Junge war, hatten in der 5. oder 6. Klasse eine wunderbare Schullektüre. Das Buch hieß meiner Erinnerung nach „Freunde kann man sich nicht zaubern“. Es geht dabei um einen einsamen kleinen Jungen, der lernt, neue Freunde zu finden. Mehr habe ich nicht mehr im Gedächtnis, es ist ja auch eine ganz schöne Zeit her, dass ich das gelesen habe. Aber gestern musste ich nach über 30 Jahren wieder daran denken, also hat es doch einigen Eindruck hinterlassen.
Ich musste daran denken, als ich auf der Homepage des INH einen Artikel über ein sogenanntes „Bot-Netz“ der Homöopathie-Befürworter gelesen habe. Es gibt anscheinend Menschen, die sich ihre Freunde zwar nicht zaubern, aber doch programmieren können und damit es keine Gegenrede gibt, werden reihenweise Accounts geblockt.
Aber fangen wir am Anfang an. Schon seit einigen Monaten werden unter #Homöopathie Pro-Homöopathie-Tweets gepostet, geliked und retweeted. Meldungen des DZVhÄ oder der Carstens-Stiftung werden hier regelmäßig „durchgeliked“. Soweit so gut.
Diese Vorgänge wurden von pfiffigen Menschen bereits seit einiger Zeit erkannt und diese Menschen recherchierten nun und fanden ein regelrechtes Twitter-Botnetz mit 60-70 festen Accounts von offenbaren Fake-Usern. Die Likes werden – möglicherweise automatisch – über die Tage verteilt und die Accounts twittern auch täglich selbst (automatisiert?) unter dem Tag #Homöopathie und ‚liken‘ sich gegenseitig.
Nun ist es aber so, dass diese Tweets zum großen Teil unwidersprochen bleiben, was bei einem so kontrovers diskutierten Thema wie der Homöopathie doch recht unwahrscheinlich erscheint. Auch sind bei Tweets des DZVhÄ oder der Carstens-Stiftung die Likes dieser Accounts nicht einsehbar. Anscheinend wurden bekannte Kritiker der Homöopathie von diesem Botnetz en Gros geblockt.
Die vermutlichen Fake-User twittern meist Artikel-Links zu Pro-Homöopathie-Seiten der Homöopathie-Lobby. Frei von dem Risiko, dass kritische Antworten oder Retweets auftreten können: Sobald jemand kritisch auf die Tweets des Netzwerks reagiert, wird er sofort vom Netzwerk geblockt.
Mich macht so ein Vorgehen ehrlich gesagt etwas traurig. Ich weiß ja nicht, wer hinter diesem Netzwerk steckt, aber wie viel Angst muss der- oder diejenige haben, um sich hinter dem Block-Button zu verstecken. Wie armselig ist es, durch ein derartiges Netzwerk Zustimmung vorgaukeln zu müssen, weil die reale Zustimmung auf Twitter nur marginal ist? Ich weiß es nicht.
Ein derartiges Vorgehen hat mit einem offenen Diskurs nichts zu tun. Sowas ist reine Propaganda in unschönster Form, weil sie nämlich dem normalen Twitter-User hier etwas vorgaukelt, was absolut nicht der Wahrheit entspricht.
Mir tun Menschen, die auf ein derartiges Vorgehen zurückgreifen nur leid.
Hach ja, Whisky ist kein Wasser, wer kennt ihn nicht, den alten Schlager von Bruce Low aus der Zeit, als die Schallplatten noch mit 78rpm liefen.
Ääääh, was wollte ich eigentlich sagen… Ach ja, Whisky ist kein Wasser und Homöopathie ist keine Phytotherapie. Ja, echt, Homöopathie hat mit Phytotherapie überhaupt nichts zu tun.
Die Phytotherapie oder Pflanzenheilkunde ist ja in der Bevölkerung recht beliebt und ihr wird vertraut. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich bei irgendwelchen Wehwechen im „Erstangriff“ gerne mal auf pflanzliche Mittel zurückgreife. Also wenn ich Bauchweh habe trinke ich lieber erstmal einen Kamillen- oder Fencheltee oder wenn ich nicht schlafen kann, nehme ich erstmal Baldrian.
Das ist ja vollkommen in Ordnung, denn die in der Pflanzenheilkunde angewandten Wirkstoffe haben ihre Wirksamkeit unter Beweis gestellt und vor allem: die Wirkstoffe sind enthalten. Außerdem sieht sich die moderne Phytotherapie als Teil der evidenzbasierten Medizin und legt ihrer Arbeit keine eigene „Erkenntnistheorie“ zu Grunde.
Das sind auch die zwei größten Unterschiede zur Homöopathie. Einmal das Vorhandensein von tatsächlichen Wirkstoffen und zum anderen die Verwurzlung in der evidenzbasierten Medizin.
Die Verbraucher sollen sich also nicht ins Bockshorn jagen lassen!
Also ihr Lieben, wenn unsere Freunde aus der homöopathischen Ecke so weiter machen, muss ich mir ehrlich Sorgen um meinen Blutdruck machen. Erst kürzlich die Herumquacksalberei an traumatisierten Flüchtlingen und jetzt haben’s was neues ausbaldowert. Aber fangen wir am Anfang an. Ich habe euch im letzten Artikel ja von den „Homöopathen ohne Grenzen“ erzählt. Wie man dazu steht, von der positiven Reputation einer anderen Organisation durch Namensgleichheit profitieren zu wollen – hier die „Ärzte ohne Grenzen“ – bleibt natürlich jedem selbst überlassen, ich selbst halte absolut nichts davon. Denn zwischen den beiden Organisationen gibt es keinerlei Berührungspunkte, wie die Ärzte ohne Grenzen kürzlich auf Twitter deutlich machten, in dem sie schrieb: Mit dem Verein haben wir keinerlei Berührungspunkte – außer der Ähnlichkeit im Namen.
Letztmalig kamen die Homöopathen ohne Grenzen in die Schlagzeilen, als sie 2014 nach Sierra Leone und Liberia gehen und Ebola mit Homöopathie heilen wollten, die dortigen Behörden aber Verstand bewiesen und diesen Unsinn untersagten und dies auch durch Kontrollen durchsetzten.
Und nun zieht es die Homöopathen wieder nach Afrika, genauer gesagt nach Ruanda. Dort sollen – angeblich auf Wunsch von Homöopathen vor Ort – mehrjährige Ausbildungen bzw. Ausbildungen zu Akutbehandlungen aufgebaut werden. Dieses Projekt wird nun quasi als kurze Voranzeige auf der Homepage der Organisation vorgestellt. Besonders amüsiert mich dieser Abschnitt: Ruanda befindet sich derzeit im Aufbau. Nach dem Genozid vor mehr als 20 Jahren sind gute Tendenzen erkennbar, um das Land moderner zu gestalten. Wir würden uns freuen, ein Teil davon zu sein. Homöopathie und Moderne? Die Homöopathie ist ein medizinischer Anachronismus, der in 200 Jahren nicht einmal seine Wirkung zweifelsfrei belegen konnte.
Ruanda braucht wirklich unsere Unterstützung. Dieses geschundene Land im Herzen Afrikas hat nach Bürgerkrieg und Krieg wirklich viele Baustellen zu bewältigen, auch das Gesundheitswesen muss aufgebaut werden, Homöopathie allerdings braucht Ruanda so nötig wie einen Kropf. Natürlich ruft der Verein auf seiner Homepage auch zum Spenden auf, um dieses Projekt zu unterstützen. Wenn ihr meine Meinung wissen wollt: Ja, geht hin und spendet, aber an lieber an die richtigen Ärzte ohne Grenzen, denn deren segensreiches Wirken kann wirklich jeden Cent gebrauchen. Geht schnell, tut nicht weh und ihr tut was Gutes!
Urlaub und Ferien sind zum Genießen da und man denkt nicht daran, dass etwas passieren könnte. Aber gerade, wenn man mit Kindern unterwegs ist, gibt es öfters mal kleinere Verletzungen und Wehwehchen. Das ist kein großes Problem, man nimmt einfach eine Reiseapotheke mit, in der sich Pflaster, Desinfektionsspray, Kopfschmerztabletten und ähnliches findet.
Aber hier beginnt die Crux schon. Die Werbemaschinerie der Homöopathiehersteller läuft zur Urlaubszeit auf Hochtouren. Natürlich sollen Urlauber homöopathische Reiseapotheken mitnehmen. Gut, wer Zucker im Kaffee mag, wird sicherlich Verwendung für Globuli finden, denn medizinisch sind sie ja unwirksam.
Also könnte man eigentlich ganz entspannt deswegen sein. Das könnte man, würde auf verschiedenen Seiten im Internet bei der Zusammenstellung nicht auch auf wirklich bedrohliche Krankheiten und Verletzungen eingegangen.
Meiner Meinung nach ist es grob fahrlässig, Blutungen, Blutverlust, Brüche oder Vergiftungen homöopathisch zu behandeln. Das kann wirklich ins Auge gehen. Und wenn dann noch Globuli für Verbrennungen oder Zeckenbisse angeboten werden, ist das auch kein Spaß mehr.
Dem Ganzen setzen aber die Seiten die Krone auf, die auch Krankheiten wie die Cholera, Malaria oder das Denguefieber mit Zuckerkügelchen behandeln wollen. Das kann lebensgefährlich werden. Ganz ohne Spaß! Macht sowas nicht! Auch beliebt ist es, Homöopathika zur Malaria-Prophylaxe, also Vorsorge, anzubieten. Das Deutsche Ärzteblatt wiederholt seit 1995 ständig seine Warnungen, sich auf solche „Behandlungen“ einzulassen. Malaria ist eine hochgefährliche Krankheit und muss ernsthaft behandelt werden.
Und wenn ihr denkt, das braucht euch nicht zu interessieren, dann schaut mal, wo Malaria alles auftreten kann: Thailand, Brasilien, Kenia, die Dominikanische Republik… alles beliebte Urlaubsziele. Cholera ist weit verbreitet in Mexiko, Kuba oder Südafrika und selbst das „exotische“ Dengue-Fieber ist so weit gar nicht weg von uns: In Thailand, Mexiko, dem Süden der USA, Hawaii und seit 2010 auch in Kroatien und seit 2015 in Südfrankreich gab es Ansteckungsfälle.
Also, auch wenn die Urlaubszeit ansteht und es durchaus etwas hektisch werden kann: nehmt euch die Zeit, stellt eine ordentliche Reiseapotheke zusammen, informiert euch, welche Impfungen ihr benötigt und lasst euch impfen. Auch wenn in vielen Apotheken hübsche Mäppchen bekannter Homöopathie-Hersteller mit fix-fertig zusammengestellten Globulifläschen für die Reise oder speziell für Kinder in Impulskauf-Reichweite locken – verlasst euch nicht auf eine Wirkung!
Ich rege mich ja öfter hier mal auf. Aber manchmal kann ich mich einfach nicht mehr aufregen. Manchmal weiß ich einfach nicht, was ich sagen soll. Das hier ist so ein Fall: da verkauft ein Apotheker „Placebo-Globuli“. Was ja nicht nur eine schöne Tautologie ist, sondern auch ein … nun ja interessantes „Angebot“. Sind das dann Placebo-Placebos? Ich weiß es nicht, aber darum geht es hier auch nicht. Es geht auch nicht darum, dass sich der Apotheker auf Facebook bei Kritik wie die Axt im Walde benommen hat, pöbelte, löschte und sich dann in der Deutschen Apotheker Zeitung beklagte und eine „Versachlichung“ der Debatte forderte.
Nein, was mich wirklich betroffen macht, ist die Begründung, mit der der Apotheker die Placebo-Globuli verkauft. In der vorgenannten Apotheker-Zeitung ist hierzu folgendes zu lesen: Eine Idee des dreifachen Vaters und Apothekers ist es, mit den Placebo-Globuli dem Geschwisterkind ausgleichende Aufmerksamkeit zu schenken, wenn das andere Kind mit homöopathischen Arzneimitteln behandelt wird.
Und da muss ich schon mal fragen: GEHT’S NOCH? WAS IST DAS DENN FÜR EIN BULLSHIT?
Ganz langsam zum Mitschreiben: Kind A ist krank und wird von seinen Eltern homöopathisch behandelt. Und damit sich Kind B nicht zurückgesetzt fühlt, bekommt es „Placebo-Globuli“. Also erstmal prinzipiell, wenn der Herr Apotheker keinen anderen Weg findet, seinen Kindern Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, als ihnen Zuckerkügelchen zu geben, dann tun mir die Kinder verdammt leid! Kann man Kind B nicht einfach mal kurz in den Arm nehmen? Mal kurz knuddeln? Oder sonst wie Aufmerksamkeit schenken? Muss man es da mit Scheinmedikamenten vollstopfen, um es ruhig zu stellen? Für mich eine Denkart, die mich unfassbar traurig und betroffen macht.
Versteht der Herr Apotheker, dass ein solches Vorgehen fatale Folgen haben kann? Dass die Kinder hierdurch auf den Konsum von Medikamenten konditioniert werden? Dass Kinder, die so ruhig gestellt werden, auch in Zukunft immer unbedenklich zum Medikamentenschrank greifen werden? Vor allem wird Kind B durch ein solches Vorgehen ja in die Hypochondrie getrieben, bedeutet doch Krankheit zukünftig Aufmerksamkeit.