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Seitenzahl: 176
Veröffentlichungsjahr: 2017
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 165
Textanalyse und Interpretation zu
Albert Camus
LA PESTE
Martin Lowsky
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Camus, Albert: La peste. [Paris]: Gallimard, 2015 (Collection ‚folio‘)
Über den Autor dieser Erläuterung: Dr. Martin Lowsky, Studium der Romanistik, Mathematik und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Tübingen und Heidelberg, Promotion 1975. Abhandlungen, auch Bücher, zur deutschen und französischen Literatur (Bloch, Fontane, May, Molière, Arno Schmidt, Storm, Valéry, Voltaire) und zur Pädagogik (Erich Fromm). Redaktionstätigkeit für die Zeitschrift Forschungen zu Paul Valéry/Recherches Valéryennes (Romanisches Seminar der Universität Kiel). Unterricht an einem Gymnasium in Kiel. In der Reihe ‚Königs Erläuterungen‘ sind von Martin Lowsky zuletzt erschienen: Erläuterungen zu Jean-Paul Sartre: Huis clos (2014), Erläuterungen zu Albert Camus: L’Étranger (2015).
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1. Auflage 2017
ISBN 978-3-8044-7032-3
© 2017 by Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Titelabbildung: Oran (Algérie). La porte de l’ancien hôpital civil © ullstein bild – Roger-Viollet Alle Rechte vorbehalten!
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Albert Camus: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Algerien um 1940
Der Zweite Weltkrieg und das besetzte Frankreich
Das französische Geistesleben
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
Camus’ Lektüre
Planung und Niederschrift von La Peste während schlimmer Ereignisse
3.2 Inhaltsangabe
Partie I
Partie II
Partie III
Partie IV
Partie V
3.3 Aufbau
Eine Struktur: das Hauptthema ‚Kampf gegen die Pest‘
Eine Struktur: die Einteilung in fünf Teile
Eine Struktur: ein besonderer Erzähler, der sein Erzählen mehrfach unterbricht
Der Schauplatz: Oran um 1941
Das Oran des Romans: seine Besonderheiten
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Die vier Hauptpersonen
Bernard Rieux
Jean Tarrou
Joseph Grand
Raymond Rambert
Nebenfiguren
Cottard
Othon
Paneloux
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Ein leicht verständlicher und mitreißender Stil
Der ‚style indirect libre’
Die Freude an knappen Formulierungen
Der Satz mit der „amazone“
Die Selbstreflexion: La Peste ist ein moderner Roman
3.7 Interpretationsansätze
Erste Beobachtung: mythischer und autobiografischer Gehalt
La Peste als realistischer Roman
La Peste als allegorischer Roman – die deutsche Besatzung 1940–1944
La Peste als philosophischer Roman: das Absurde, die Solidarität
La Peste als Liebesroman – oder als Roman über die fehlende Liebe
4. Rezeptionsgeschichte
Der Riesenerfolg und die harten Kritiken
Vielfältiges Forschen zu La Peste
5. Materialien
Urteile über den Roman La Peste
Anregungen für Albert Camus
Der Philosoph Albert Camus
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 **
Aufgabe 2 **
Aufgabe 3 **
Aufgabe 4 ***
Literatur
Zitierte Ausgabe
Gesamtausgaben
Übergreifende Darstellungen
Speziell zu La Peste:
Theaterstück
Verfilmung
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht:
Im 2. Kapitel beschreiben wir Albert Camus’ Leben und den zeitgeschichtlichen Hintergrund.
Albert Camus lebte von 1913 bis 1960. Er ist als Franzose in Algier, der Hauptstadt Algeriens, aufgewachsen. Nach Aufenthalten in Frankreich ließ er sich 1943 in Paris nieder. Er starb 1960 bei einem Autounfall.
Algerien war damals eine Kolonie Frankreichs, galt aber offiziell als Teil des Mutterlandes. In den algerischen Großstädten überwog die Zahl der Franzosen gegenüber der arabischen Urbevölkerung, so auch in Oran, dem Handlungsort von La Peste. Von 1940 bis 1944, während des Zweiten Weltkrieges, hatten die Deutschen Paris und Nordfrankreich besetzt, das übrige sogenannte freie Frankreich mit der Hauptstadt Vichy, stand auch unter deutscher Kontrolle. Die Epoche, in der Camus aufwuchs, war die Zeit der großen französischen Romanautoren wie André Gide und Marcel Proust. Mit dem surrealistischen Dichter André Breton und dem Dramaturgen Antonin Artaud gab es neue geistige Strömungen.
Camus wurde bekannt durch seine Romane, neben La Peste vor allem L’Étranger, und durch seine philosophischen Essays und Theaterstücke. Die Philosophie des Absurden ist Camus’ Hauptthema.
Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.
La Peste – Entstehung und Quellen:
Anregungen und Einflüsse für La Peste erfuhr Camus durch seine Lektüre – u. a. des Dramaturgen Antonin Artaud – und durch seinen Aufenthalt in Oran 1941/42. Die erste Niederschrift von La Peste erfolgte September bis Dezember 1942, sie erschien 1947 in Paris.
Inhalt:
La Peste beschreibt den zehn Monate währenden Kampf gegen eine Pestepidemie, die in der algerischen Großstadt Oran in den 1940er Jahren wütet.
Viele Menschen sterben, die anderen leiden unter den eingeschränkten Lebensverhältnissen. Im Mittelpunkt steht der Arzt docteur Rieux, sein großes Engagement und seine Diskussionen mit Freunden und mit Andersdenkenden. Das Werk endet im Jubel der Bevölkerung, aber auch mit dem Ahnen einer möglichen neuen Pest.
Aufbau:
La Peste ist strukturiert durch
das Hauptthema ‚Kampf gegen die Pest‘,
die Einteilung in fünf Teile und
einen Erzähler mit besonderen Merkmalen; er kommentiert sich selbst.
Die Örtlichkeiten der realen Stadt Oran spielen eine große Rolle. Eine Erfindung Camus’ ist das Auftreten der Pest und der rein französische Charakter dieser algerischen Stadt.
Personen:
Die vier Hauptpersonen sind
Dr. Bernard Rieux:
ist Arzt, von einfacher Herkunft,
sieht die ärztliche Arbeit als seine persönliche Lebensaufgabe,
ohne Glauben, aber immer offen für Gespräche,
lebt betreut von seiner Mutter.
Jean Tarrou:
ist vermögend und ohne Beruf,
war früher Revolutionär,
sieht Gefahren in allen zwischenmenschlichen Beziehungen,
gründet Sanitär-Trupps von Freiwilligen (‚formations sanitaires‘).
Joseph Grand:
hat einen niedrigen Posten in der Stadtverwaltung,
schreibt an einem Roman,
ist zuverlässig und hilfsbereit, aber einsam.
Raymond Rambert:
ist Journalist aus Paris,
will illegal aus Oran ausreisen zu seiner Geliebten,
wandelt sich zum Helfer.
Nebenfiguren sind u. a. der Kriminelle Cottard, der von der Pest profitiert, der Untersuchungsrichter Othon, der für Ordnung eintritt, und der ganz auf Gott vertrauende Pater Paneloux.
Stil und Sprache:
Die Sprache in La Peste ist klar und mitreißend, sie ist ein klassisches Französisch des 20. Jahrhunderts. Camus benutzt oft den ‚style indirect libre‘ und erörtert das Schreiben selbst; der Roman ist selbstreflexiv.
Interpretationsansätze:
Wir bemerken den mythischen und den autobiografischen Gehalt des Romans. Wir interpretieren ihn als
realistischen Roman und nennen dabei auch Züge des Abenteuerromans,
allegorischen Roman hinsichtlich der deutschen Besatzung in Frankreich 1940–1944 und sehen ihn auch grundsätzlich als eine Warnung vor autoritärem Denken,
philosophischen Roman, wobei das ‚Absurde‘ im Mittelpunkt steht.
Abschließend kennzeichnen wir La Peste als Liebesroman. Wir gehen dabei aus von dem Fehlen der Frauen im Roman und von der sichtbaren Sehnsucht nach Liebe.
Albert Camus (1913–1960) © ullstein bild – Roger-Viollet / Henri Martinie
JAHR
ORT
EREIGNIS
ALTER
1913
Mondovi (heute Dréan), 25 km südlich von Bône (Annaba), 420 km östl. von Algier.
Am 7. November wird Albert Camus geboren. Die Eltern gehören zur Schicht der ‚Français d’Algérie‘, der Algerienfranzosen: der Weingutarbeiter Lucien Camus (1885–1914) und die Hausfrau und Putzhilfe Catherine, geb. Sintès (1882–22. Sept. 1960). Luciens Vorfahren stammen aus Frankreich (Bordeaux, Marseille), Catherines Vorfahren von der spanischen Insel Menorca. Alberts Bruder, der ebenfalls Lucien heißt, ist 1910 geboren. Die Familie hat in Algier gelebt; im Frühjahr 1913 ist der Vater von seinem Arbeitgeber nach Mondovi versetzt worden.
1914
Algier
Im August wird der Vater Lucien Camus zum Kriegsdienst (Erster Weltkrieg) eingezogen. Die Familie kehrt nach Algier zurück. Zu dem ärmlichen Haushalt, in dem Camus aufwächst, gehören die Mutter und die beiden Söhne sowie zwei Brüder der Mutter und die strenge Mutter der Mutter. Am 11. Oktober stirbt Lucien Camus im Militärkrankenhaus von Saint-Brieuc (Bretagne) an seiner Verwundung in der Marne-Schlacht.
1923
Algier
Albert Camus’ Grundschullehrer Louis Germain setzt bei der Mutter (die Analphabetin ist) durch, dass Albert eine Prüfung ablegt, die ihm den kostenlosen Besuch des Gymnasiums eröffnet. – An diesem ‚Grand Lycée d’Alger‘ (ab 1930 heißt es: ‚Lycée Bugeaud‘) ist Albert ein guter Schüler, der Literatur und Philosophie sehr schätzt, aber auch engagiert Fußball spielt. In den Ferien jobbt er in Büros.
9
1930
Algier
Im Dezember stellt man bei Camus Tuberkulose fest. (Sie ergreift ab 1934 beide Lungenflügel. 1938 wird Camus mitgeteilt, dass er wegen der Krankheit keine Stelle im Staatsdienst bekommen kann.)
17
1931
Algier
Camus zieht von zu Hause aus. Zeitweise wohnt er bei seinem Onkel Gustave Acault, einem Metzger, der literarisch interessiert ist und viele Bücher besitzt.
17
1932
Algier
Erste Veröffentlichungen: kleinere Texte in Zeitungen.
18
1933
Algier
Abitur. Beginn des Philosophiestudiums an der Universität.
19
1934
Algier
Am 16. Juni Heirat mit Simone Hié, der Tochter einer bekannten Augenärztin.
20
1935
Algier
Camus erwirbt den Studienabschluss ‚Licence de philosophie‘. Er wird Mitglied der Kommunistischen Partei (und bleibt es bis 1937). Im Herbst gründet er mit Freunden das ‚Théâtre du Travail‘. Hier und bei dem Folgeunternehmen ‚Théâtre de l’Équipe‘ arbeitet Camus als Schauspieler, Regisseur, Autor und Übersetzer (bis 1939).
21
1936
Algier
Camus erwirbt das Universitätsdiplom ‚Diplôme d’études supérieures de philosophie‘ mit einer Arbeit über Augustinus und den Neuplatonismus.
22
Salzburg, Prag, Dresden, Wien, Venedig
Juli/August Europareise, zeitweise mit seiner Frau Simone. Es kommt zum Zerwürfnis mit ihr. (Die Scheidung erst 1940.)
1937
Algier
Camus’ erstes Buch erscheint: L’Envers et l’Endroit.
23
Paris, Marseille, Florenz, Genua
Im August und September Reise nach Frankreich und Italien.
Algier
Im Herbst lernt Camus seine spätere zweite Frau Francine Faure (1914–1979), aus wohlhabender Familie in Oran, kennen. – Beginn einer Hilfstätigkeit am Meteorologischen Institut, die bis September 1938 währt.
1938
Algier
Im Oktober beginnt Camus seine Arbeit als Redakteur und Reporter für die neugegründete Zeitung Alger républicain. Die Zeitung setzt sich für die Gleichberechtigung der Urbevölkerung ein. Sie wird Anfang 1940 verboten.
24
1939
Algier
Im Juni bringt der Alger républicain Camus’ 11-teilige Artikelserie über das Elend in der Kabylei, einer von der französischen Verwaltung Algeriens völlig vernachlässigten Region.
25
Oran, 340 km westlich von Algier
April und Oktober Aufenthalte bei der Familie seiner späteren Frau Francine (auch noch im Februar 1940). Camus verfasst die Oran-Beschreibung Le Minotaure ou la Halte d’Oran (veröffentlicht 1954).
1940
Paris
Im März verlässt Camus Algier; er bekommt eine Stelle bei der Redaktion der Zeitung Paris-Soir. – Paris und Nordfrankreich werden ab Juni im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen besetzt, das übrige Frankreich und Algerien bilden den ‚État français‘, der von den Deutschen kontrolliert wird.
26
Lyon
Am neuen Standort von Paris-Soir, ab September, führt Camus zunächst seine Tätigkeit fort. Am 3. Dezember Heirat mit Francine Faure.
27
1941
Oran
Rückkehr im Januar nach Algerien, in die Stadt Oran. Das Ehepaar wohnt bei Francines Eltern. Francine arbeitet als Grundschullehrerin, Albert unterrichtet kostenlos jüdische Schüler, die aus den staatlichen Schulen verwiesen worden sind.
27
1942
Paris
L’Étranger erscheint im Mai, Le Mythe de Sisyphe im Oktober.
28
Le Panelier (bei Le Chambon-sur-Lignon, in den Cevennen)
Mitte August lässt sich Albert Camus in Frankreich nieder. (Francine arbeitet weiter in Oran.) Bis Ende des Jahres entsteht die erste Fassung von La Peste. Von Le Panelier aus mehrere kurze Reisen, u. a. nach Paris. Im November landen die Amerikaner in Algerien. Die Deutschen besetzen daraufhin ganz Frankreich; Albert ist von Francine abgeschnitten.
1943
Paris
Freundschaftliche Begegnungen mit Jean-Paul Sartre. Camus arbeitet in leitenden Funktionen für die illegale Widerstandszeitung Combat.
29
Im November stellt der Verlag Gallimard (in dem fast alle Werke Camus’ erscheinen) Camus als Lektor ein. Paris wird sein Lebensmittelpunkt.
30
1944
Paris
Im Juni Erstaufführung von Le Malentendu. Beginn der Liaison mit der Schauspielerin María Casarès, die die Hauptrolle hat. In der zweiten Jahreshälfte wird Frankreich von den Deutschen befreit. Im September zieht Francine zu Albert.
30
1945
Frankreich, Algerien, Deutschland, Österreich
Reiseaktivitäten, zum Teil für den jetzt legalen Combat, in dem Camus viel veröffentlicht.
31
Paris
Am 5. September werden die Zwillinge Catherine und Jean geboren. Im Oktober Erstaufführung von Caligula.
1946
New York, Montréal, Québec
Von März bis Juni Vortragsreise in die USA und nach Kanada. (In den folgenden Jahren Vortragsaufenthalte in verschiedenen Ländern.)
32
1947
Paris
Am 10. Juni erscheint La Peste. Der Roman wird Camus’ größter Erfolg.
33
1948
Paris
Im Oktober Erstaufführung von L’État de siège.
34
1949
Rio de Janeiro, São Paulo, Buenos Aires
Im August Südamerikareise, die vom französischen Außenministerium gefördert wird. Zahlreiche Vorträge. Dabei verschlimmert sich Camus’ Tuberkulose-Erkrankung in lebensgefährlicher Weise.
35
Paris
Im Dezember Erstaufführung von Les Justes.
36
1951
Paris
Der Essay L’Homme révolté erscheint im Oktober. Jean-Paul Sartre geht in der Folgezeit auf Distanz zu Camus, da ihm dieses Werk wie auch La Peste zu wenig gesellschaftsbezogen erscheint.
37
1952
‚Les Territoires du Sud algérien’
Im Dezember bereist Camus zum ersten Mal die Gebiete der Sahara in Algerien.
39
1953
Angers
Camus arbeitet Mitte Juni als Regisseur intensiv beim ‚Festival dramatique d’art‘ mit.
Paris
Nach der Erhebung am 17. Juni in der DDR verdammt Camus öffentlich die Brutalität des kommunistischen Regimes. (Ähnlich ist seine Reaktion beim Aufstand in Ungarn 1956.)
1954
Paris
Francine leidet in der ersten Jahreshälfte schwer an Depressionen. Im Frühjahr erscheint die Essay-Sammlung L’Été; darin der Minotaure-Aufsatz von 1939.
40
1955
Algerien
Auf einer Reise im Februar/März sucht Camus verschiedene Orte seiner Kindheit auf. Er plant ein autobiografisches Werk; es wird den Titel Le Premier Homme tragen und erst 1994, lange nach Camus’ Tod, erscheinen.
41
Athen, Halbinsel Peloponnes, Insel Delos
Im April/Mai Griechenlandreise; Camus will die von ihm geliebte Welt des Mittelmeeres weiter erkunden.
Paris
Im Algerienkrieg (1954–1962), dem blutigen Konflikt um die Unabhängigkeit Algeriens – die Urbevölkerung nennt Algerien ihr Land, die vor Generationen Eingewanderten wollen ihre algerische Heimat und ihre Privilegien nicht aufgeben –, mahnt Camus in zahlreichen Artikeln und Interviews zur Versöhnung. Er ruft zu einer „communauté franco-arabe“ auf.
1956
Paris
La Chute erscheint im Mai.
42
1957
Stockholm, Uppsala
Am 10. Dezember erhält Albert Camus den Nobelpreis für Literatur. In Schweden Vorträge und Stellungnahmen; seine Frau Francine ist mit dabei.
43
1958
Griechenland
Im Juni Kreuzfahrt mit María Casarès, seinem Freund und Verleger Michel Gallimard und dessen Frau Janine.
44
Lourmarin (zwischen Avignon und Aix-en-Provence, nahe dem Tal der Durance)
Im September Kauf eines Hauses. Ein alter Wunsch des Ehepaars Camus geht in Erfüllung.
1959
Algerien
Im März besucht Camus seine Mutter, die eine Operation überstanden hat.
45
Lourmarin
Insgesamt drei Arbeits- und Erholungsaufenthalte, mit Exkursionen; der letzte ab 15. November bis zum Jahreswechsel.
46
Aix-en-Provence
Am 14. Dezember erklärt Camus vor Studenten auf die Frage „Êtes-vous un intellectuel de gauche?“ dies: „Je ne suis pas sûr d’être un intellectuel. Quant au reste, je suis pour la gauche, malgré moi, et malgré elle.“
1960
Villeblevin bei Montereau, 60 km südöstlich von Paris
Am 4. Januar Autounfall auf der Rückfahrt von Lourmarin nach Paris. Albert Camus ist sofort tot. – Michel Gallimard, der Fahrer, stirbt später ebenfalls. Francine Camus und die beiden Kinder haben die Rückfahrt per Bahn gewählt. Camus wird am 6. Januar in Lourmarin beigesetzt.
46
ZUSAMMENFASSUNG
Algerien war damals eine Kolonie Frankreichs, galt aber offiziell als Teil des Mutterlandes. In der Hauptstadt Algier und der Großstadt Oran, dem Handlungsort von La Peste, überwog die Zahl der Franzosen gegenüber der arabischen Urbevölkerung.
Von 1940 bis 1944, während des Zweiten Weltkrieges, hatten die Deutschen Paris und Nordfrankreich besetzt. Das übrige Frankreich mit der Hauptstadt Vichy bildete den ‚État français‘ und wurde ebenfalls von den Deutschen überwacht.
Die Epoche, in der Camus aufwuchs, war die Zeit großer bürgerlicher Romanautoren. Mit dem surrealistischen Dichter André Breton und dem experimentierfreudigen Dramaturgen Antonin Artaud gab es neue geistige Strömungen.
Algerien um 1940
Blicken wir in Albert Camus’ Heimat, in der La Peste spielt. Algerien ist, ebenso wie Marokko und Tunesien, Teil des Maghreb (‚Maghreb‘ arab.: Westen), d. h. der westlichen Region des arabischen Sprachgebietes. 1830 eroberten die Franzosen die Hauptstadt Algier und machten Algerien zu ihrer Kolonie. Die Regierung in Paris warb dafür, dass Franzosen aus dem Mutterland, aber auch Spanier und Italiener nach Algerien einwanderten; sie bot ihnen günstige Bedingungen, insbesondere fruchtbares Ackerland, das man der Urbevölkerung wegnahm. Albert Camus’ Vorfahren mütterlicherseits kommen aus Spanien, von den Balearen, seine Vorfahren väterlicherseits aus Frankreich. Offiziell galt Algerien als ein Teil des Mutterlandes Frankreich, doch die französische Staatsbürgerschaft erhielten nur die Eingewanderten. (1962 wurde Algerien nach blutigen Auseinandersetzungen unabhängig und erklärte sich zur Republik.)
Die Bevölkerung Algeriens, damals 9 Millionen, bestand damit aus
den Eingeborenen (‚les indigènes‘); dies waren Berber und Araber. Sie alle wurden meist ‚Araber‘ genannt. Sie waren Moslems.
den aus Europa Eingewanderten und ihren Nachkommen. Sie galten als französische Staatsbürger, es waren die ‚Français d’Algérie‘ (Algerienfranzosen, später auch ‚pieds-noirs‘ genannt). Sie waren größtenteils Katholiken. Sie machten 10 Prozent der Bevölkerung aus; in den großen Städten waren sie die Mehrheit.
Die ‚Français d’Algérie‘ gehörten verschiedenen Schichten an. Es gab wohlhabende Guts- und Fabrikbesitzer, aber der größere Teil von ihnen, die Arbeiter und die Handwerker – ‚les petits Blancs‘, wie man sagte, – waren arm. Auch Camus’ Familie – seine Mutter war Kriegerwitwe und alleinerziehend – hatte kaum mehr als das Existenzminimum. Unter den Arabern lebten viele im Elend, in der arabischen Landbevölkerung gab es Hungersnöte. Die arabischen Arbeiter bekamen nur ein Viertel des Lohnes der eingewanderten.
Algier mit 260 000 Einwohnern und Oran, wo La Peste spielt, mit 190 000 Einwohnern waren die größten Städte Algeriens. Hier waren um die 55 Prozent Europäer, wobei in Oran die Spanier überwogen. Die Regierung in Paris war bestrebt, diese Städte zu europäisch geprägten Metropolen zu machen. Viele Häuser und ganze Viertel wurden in europäischer Weise umgebaut. An den Gymnasien (den ‚lycées‘) wurde gelehrt wie in Frankreich selbst. Der Gymnasiast Camus erhielt die typische französische Bildung.
Es gab in Algerien Unabhängigkeitsbestrebungen der Urbevölkerung, die unterdrückt wurden. Darüber hinaus lehnten die maßgeblichen politischen Kreise der Eingewanderten jede Aufweichung ihrer Privilegien ab. Die 1938 gegründete Zeitung Alger républicain, die die ungerechte Behandlung der Urbevölkerung anprangerte – auch in von Camus verfassten Artikeln –, wurde Anfang 1940 verboten.
Der Zweite Weltkrieg und das besetzte Frankreich
Am 1. September 1939 löste Nazi-Deutschland den Zweiten Weltkrieg aus. Im Mai 1940 überfiel es Frankreich und besiegte das unvorbereitete Land binnen fünf Wochen. Maréchal Philippe Pétain unterzeichnete die Niederlage. Die Deutschen besetzten ab Juni 1940 Paris und Nordfrankreich. Sie machten im übrigen Frankreich, Algerien eingeschlossen, Pétain zum Staatspräsidenten – zum Herrscher von Hitlers Gnaden –, so dass Frankreich nun keine freiheitliche Republik mehr war und auch die antijüdischen Rassegesetze übernahm. Die Hauptstadt Frankreichs, das nun ‚État français‘ hieß, wurde Vichy in Mittelfrankreich. Ab November 1942 besetzten die Deutschen das gesamte Land; allerdings ohne Algerien, wo zu diesem Zeitpunkt die Amerikaner gelandet waren. Im Laufe des Jahres 1944 wurde Frankreich befreit, Paris am 25. August 1944.
Von Juni 1940 bis 1944 wurde Frankreich also von den Deutschen überwacht, die das Land ausplünderten. Leute, die der Résistance, der Widerstandsbewegung, angehörten, wurden verhaftet und hingerichtet. 76 000 Juden wurden zur Ermordung nach Deutschland deportiert, 3000 starben vor dem Transport in den Lagern. Ab 1940 wurden in ganz Frankreich Internierungslager eingerichtet für Juden, Zwangsarbeiter und politische Gegner. In der Nähe von Oran, 120 km südlich bei Dhaya, errichtete man spätestens 1941 das ‚camp d’internement‘ Bossuet.[1]