Lady Carry Arlington - Christine Stutz - E-Book

Lady Carry Arlington E-Book

Christine Stutz

0,0

Beschreibung

Lady Carry Arlington ist das dritte Kind der Familie Arlington. Doch während ihre ältere Schwester Magarete von der Mutter verwähnt und bevorzugt wird, hat niemand Interesse an Carry. Sie wächst lieblos und missachtet im Hause Arlington auf. Das ändert sich als Carry Lord Jackson Miller kennenlernt. Den besten Freund ihre großen Bruders Olaf. Der Lord findet Gefallen an dem erst fünfzehnjährigen Mädchen und beschützt Carry. Als Carry nach einem Skandal, den Jackson versehentlich ausgelöst hat, in ein Kloster gehen soll, muss Jackson handeln. Denn er darf nicht zulassen, das Carry eine Nonne wird. Entschlossen plant er Carrys Entführung.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 111

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

Epilog

Prolog

Vor Wut und Enttäuschung weinend, saß ich auf der oberen Treppenstufe. All mein Bitten und Betteln hatte nicht geholfen. Ich durfte an dem großen Winterball nicht teilnehmen. Ich war noch keine sechszehn Jahre alt. Und damit noch nicht gesellschaftsfähig. Mein Argument, dass ich doch bereits in vierzehn Tagen, sechszehn Jahre alt wurde, interessierte meine Mutter nicht besonders. Sie sprach ein Machtwort als ich sie das hundertste Mal fragte, ob ich nicht wenigstens eine Stunde am Ball teilnehmen dürfte. Sie verbot mir, den Ball überhaupt zu sehen. Nicht einmal von der Empore aus durfte ich jetzt dem großartigen Geschehen zuschauen. Das war hart. Denn so konnte ich nicht sehen, welches gutgekleidete Fräulein diesmal Jackson Millers Charme erliegen würde. Welches dieser edlen Damen diesmal mit dem bekannten Schürzenjäger in den Park ging, um „frische Luft" zu schnappen. Jeder wusste, dass der bekannte Frauenheld sich nur die allerschönsten Damen dafür aussuchte. Wer von Jackson Miller ausgesucht und in den Park entführt wurde, galt als interessant und begehrenswert. Diesen Damen wurde eifrig der Hof gemacht, man überschlug sich geradezu. Die endlose an Reihe an Freiern riss nicht ab. Ja, ein „Kussaustausch" mit Jackson Miller im dunklen Garten, war wie ein Adelsschlag, dachte ich bitter. Jetzt durfte ich nicht zusehen und dem großen Mann heimlich Zeichen machen. Zeichen, die der Mann immer freundlich lächelnd erwidert hatte. Wissend, dass ich mich dort oben zwischen den Dekorationen verstecken musste. Unser Geheimnis, dachte ich traurig. Und meine hartherzige Mutter verdarb es mir diesmal.

„Vielleicht erwählt Jackson ja heute mich. Ich werde extra das goldene Kleid tragen. So eines trug letzten Ball Ilsa von Steffen. Und das hat funktioniert. Jackson war fast eine Stunde mit Ilsa verschwunden. Fast hätte der Vater einen Skandal gemacht. Glücklicherweise hat die Zofe gelogen und behauptet, die ganze Zeit bei ihrer Herrin gewesen zu sein. Doch seitdem kann Ilsa sich vor Heiratsanträgen nicht mehr retten. Man munkelt, sie hätte sich mit einem ausländischen Prinzen verlobt. So etwas müsste mir mal passieren." Hörte ich die leicht arrogant klingende Stimme meiner ein Jahr älteren Schwester. Magarete war nur ein Jahr älter als ich und Mutters Augapfel. Ihr heiß ersehntes Wunschkind. Mein fast zehn Jahre älterer Bruder Olaf war das Pflichtkind, der Erbe gewesen. Magarete war Mutters Wunsch gewesen, ihre kleine Puppe, die sie kleiden und herumzeigen konnte. Für Magarete war Mutter nichts zu teuer.

Ich dagegen war ein bedauerlicher Unfall. Mich sollte es überhaupt nicht mehr geben. Ich wurde versehentlich gezeugt. In der Nacht als Mutter Schonfrist nach Magaretes Geburt zu Ende war und mein ungeduldiger Vater endlich wieder in Mutters Bett steigen durfte. Prompt wurde meine Mutter wieder schwanger. Etwas, dass sie meinem Vater nie verziehen hatte. Seitdem war das Ehebett tabu für Vater und der arme Mann musste sich sein „Vergnügen" woanders suchen. Oft beobachtete ich meinen Vater, wenn er sich heimlich in die Kammer unserer Gouvernante schlich. Dann hörte ich eindeutige Geräusche aus dem kleinen Raum hinter unserem Schulzimmer kommen. Egal, ich mochte Miss Gellert sehr und sie war immer freundlich zu mir. Anders als meine Schwester Magarete oder meine stets von mir genervte Mutter. Denn nicht nur, dass ich unerwünscht war, ich wies auch keinerlei schöne Züge auf. Nicht so, wie meine wunderschöne, perfekte große Schwester Magarete. Mein Gesicht war spitz und schmal, meine Augen viel zu groß und mein Mund zu breit dafür. Meine schmale, hochgeschossene Figur mit den dürren Armen, waren immer eine Beleidigung seitens meiner Schwester wert.

Doch zum Glück war Magarete jetzt mit dem Ball beschäftigt. Jetzt hatte sie gerade Besuch von ihren besten Freudinnen. Das bedeutete eine Menge Gelöster. Und richtig. „Ich habe gehört, dass Ilsa Jackson rangelassen hat. Dass sie ihm ihre Jungfräulichkeit geschenkt hat." Berichtete jetzt eine helle Mädchenstimme. Es klang leicht eifersüchtig. „Er soll sie sich geraubt haben. Ilsa wollte nicht, doch Jackson war so dominant." Erzählte jetzt eine andere Mädchenstimme.

„Und das alles ist gelogen. Ich kann nicht rauben, was nicht mehr da war." Sagte jetzt eine dunkle, amüsierte Männerstimme neben mir. „Guten Morgen, Carry." Flüsterte Jackson mir zu. Der unverschämt gutaussehende Mann setzte sich zu mir auf die Treppe.

1 Kapitel

Der große, wieder mal, unglaublich gutgekleidete Mann setzte sich ungeniert neben mich auf die Treppe und lauschte dem lauten Gelöster aus Magaretes Zimmer. „Ich hatte die junge Dame neulich nicht defloriert, das hat ein anderer Mann bereits erledigt. Ich würde sagen, der Reitknecht oder der Butler waren schneller. So erfahren, wie das Mädchen war, tippe ich auf alle beide." Flüsterte Jackson mir jetzt ins Ohr. Er wusste, dass er mit mir so unbekümmert reden konnte, denn seine Geheimnisse waren bei mir sicher. Nie würde ich eines davon verraten. Dazu waren wir zu gute Freunde. Der große Mann war so gesehen, mein einziger Freund, dachte ich still. Denn Mutter ließ mich nicht aus dem Haus. So hatte ich kaum Gelegenheit, andere Mädchen in meinem Alter kennenzulernen. Und die hier zu Besuch kamen, wurden entweder Margaretes „Freundinnen" oder besuchten uns nie wieder.

„Master Olaf lässt sich entschuldigen. Er gebraucht noch zehn Minuten." Meldete jetzt der treue Diener Hans und reichte Jackson ein Glas mit brauner Flüssigkeit. Whisky, vermutete ich. Für mich brachte der gute Mann ein Glas Limonade. Ein Kichern unterdrückend nahm ich das Glas und trank schnell einen Schluck. Jackson grummelte jedoch. „Sagen sie Olaf, dass er schneller stoßen soll. Wir haben um fünf Uhr einen Tisch in White Hall. Wie lange braucht es denn, ein Dienstmädchen glücklich zu machen." Scherzte Jackson jetzt, wissend, dass Hans und ich ihn nur hören konnten. „Oh, diesmal scheint es etwas ernstes zu sein, Master Jackson. Der Master Olaf bedient sich der jungen Frau bereits das dritte Mal diese Woche." Sagte Hans und ging davon. „Ja, das klingt gar nicht nach deinem Bruder. Da muss ich Hans recht geben. Was weißt du über das Mädchen?" fragte Jackson mich jetzt ernst. Gerade wollte ich Jackson von Mutters neuen Zofe berichten als wieder Stimmen aus Magaretes Zimmer zu hören waren.

„Stellt euch vor. Der Bauerntrampel hat doch allen Ernstes gefragt, ob sie auch auf den Winterball gehen darf! Ich bin fast gestorben als ich das hörte. Und fast hätte meine debile Mutter genervt nachgegeben. Ich konnte es gerade noch verhindern. Nicht auszudenken, wenn Carry dort aufgetaucht wäre. Natürlich habe ich das verboten und Mutter hat es auch so gesehen. Nein, Carry wird erst einen Ball besuchen, wenn ich reich und hoch verheiratet bin. Der Trampel würde mir doch olle Chancen auf eine gute Partie versauen. Die Männer sehen Carry und müssen fürchten, dass unsere zukünftigen Kinder ebenso aussehen werden. Wer wird mich dann noch heiraten wollen. Stellt euch dem Trampel in einem Ballkleid vor. Schlimm genug, dass sie meine abgetragenen Kleider zur Schau stellt. Selbst diese edlen Teile sehen wie Sackleinen an ihr aus." Sagte jetzt Margarete so schnippisch dass alle anderen Mädchen laut lachten. Das reichte mir. Weinend sprang ich auf und verkippte dabei meine Limonade. Klirrend zersprang das Glas auf der eleganten Marmortreppe. Ich riss mich los als Jackson mich festhalten wollte und rannte die Treppe herunter in den Garten. Hauptsache weg von meiner bösen, widerlich lästernden Schwester und fort aus Jacksons mitleidigen Blick, dachte ich. Tief gekränkt war ich auf dem Weg zum alten Pavillon, mein Versteck hier im elterlichen Gutshaus. Fast hatte ich den alten Pavillon erreicht als mich flüsternde Stimmen aufhielten. Ich erkannte die geliebte Stimme meines großen Bruders. Und eine helle, lachende Frauenstimme. Jetzt verstand ich Jacksons Andeutung von eben über das Stoßen und das mein Bruder sich beeilen sollte. Olaf hatte sich mit der Zofe im Pavillon vergnügt, dachte ich verärgert. Das war doch all die Jahre mein Versteck gewesen. Es kam mir vor, als hätte Olaf diesen Ort entweiht, so fühlte es sich an. Ich hörte Olaf leise Stöhnen und auch die junge Frau keuchte angestrengt. Angewidert wandte ich mich ab. Mit meinen sechszehn Jahren wusste ich natürlich, was mein großer Bruder dort im Pavillon trieb. Ich war da, anders als meine dämliche Schwester, bestens aufgeklärt. Denn ich war viel und oft allein unterwegs. Damit bekam ich eine Menge mehr mit als es für eine adlige Dame eigentlich gut war.

„Magarete wusste, dass wir beide auf der Treppe saßen. Nur deswegen hat sie diese verletzenden Worte gesagt, Carry. Deine Schwester ist eifersüchtig auf dich. Insgeheim neidet sie dir unsere gute Freundschaft sehr. Sie weiß genau, dass du etwas besitzt, was sie nie haben wird. Einen guten Charakter." Sagte jetzt Jackson. Der Mann hatte mich also gefunden. Auch er hörte jetzt die eindeutigen Geräusche aus dem Pavillon. „Mutter ist ausgefahren. Deswegen hat ihre Zofe jetzt etwas Zeit." Erklärte ich finster. Das ließ Jackson lächeln. Sein Blick ging zur großen Uhr am Turm. „Dein Bruder wird noch eine Weile beschäftigt sein, denke ich. Was hältst du davon, mich zum Abendessen zu begleiten, kleine Carry? Ich werde deinen Vater um Erlaubnis fragen. Das wird deine Schwester noch mehr ärgern. Ich werde es Magarete natürlich gerne unter die Nase reiben." Fragte Jackson jetzt überlegend. Mein Kopf schoss in die Höhe. Der berühmt berüchtigte Jackson Miller wollte mit mir kleinem Nichts, einer Unbekannten, Essen gehen? Er wollte sich mit mir in der Öffentlichkeit sehen lassen? Was das sein Ernst?„Nun sag doch etwas, kleine Carry. Ich habe Hunger, Und wie du hören kannst, schwingt sich dein verrückter Bruder gerade das zweite Mal in den Sattel." Sagte Jackson amüsiert. Er lachte als ich feuerrot anlief Seine frivolen Worte trieben mir die Schamröte ins Gesicht. Auch wenn die Geräusche aus dem Pavillon die Wahrheit verrieten. Mein Bruder hatte seinen besten Freund vollkommen vergessen. Nun, wer würde das nicht, wenn man solch einen Spaß haben konnte, dachte ich jetzt auch amüsiert.

„Gerne komme ich mit, Jackson. Aber sei nicht zu wählerisch in der Wahl deines Restaurants. Meine Auswahl an Kleidern besteht aus den Abgelegten von Magarete. Für meine Ausstattung wird kaum Geld verschwendet. Wie du weißt, ist das Geld bei uns knapp bemessen. Olaf muss, ebenso wie Magarete, reich heiraten." Erklärte ich bitter schluckend. Auch wenn mein Bruder sich anscheinend in die hübsche Zofe verliebt hatte, heiraten durfte er die Frau auf keinen Fall. Mein Bruder musste sich eine sehr vermögende Erbin suchen. „ Was ist mit dir. Willst du nicht heiraten?" fragte Jackson mich jetzt neugierig. Ich lächelte leise und senkte meinen Kopf. Dann wies ich an dem grauen Kleid, eines von Magaretes Alltagskleidern, herunter. „Sieh mich an, Jackson Miller. Wer würde so etwas denn schon heiraten." Fragte ich verlegen. „Ich bin ein unerwünschtes Kind, das sagte Mutter so oft. Deswegen sehe ich so unförmig aus. Ich habe nicht einmal Brüste. Jedenfalls keine so schönen, wie Magarete oder meine Mutter." Erklärte ich bitter und strich über das leere Oberteil des grauen Kleides.

„Du redest vollkommenen Unsinn, Carry. Nur weil du anders gebaut bist wie deine Mutter oder deine große Schwester, bist du doch wunderschön! In deinen dunkelgrünen Augen könnte ich mich verlieren. Sie erinnern mich an den Wald nach einem starken Regenguss. Du hast eine schmale, aber sehr interessante Figur. Und deine Brüste, verzeihe mir, dass ich sie erwähne, sind perfekt. Das habe ich schon oft gedacht, wenn du mit Olaf und mir schwimmen warst. Dir fehlt nur die richtige Ausstattung und jemand, der dir hilft, deine Attribute ins richtige Licht zu stellen." Sagte Jackson jetzt und konnte nicht verhindern, rot anzulaufen.

Mit dieser Rede hatte Jackson unserer kindlichen, offenen Freundschaft einen heftigen Bruch beschert, dachte ich erschrocken. Ich hatte nicht gewusst, dass er sich Gedanken über mich als Frau gemacht hatte, wenn wir drei heimlich schwimmen waren. Nie wieder würde ich mich so ungeniert vor Jackson präsentieren können, im Wasser toben, oder arglos in der Sonne liegen, um zu trocknen. Auch Jackson schien es bemerkt zu haben. Der große Mann nahm meinen Arm und führte mich zum Gutshaus zurück. „Ich habe brüderliche Gefühle für dich, Carry. Und deswegen denke ich über so etwas nach. Es schmerzt mich zu sehen, wie stiefmütterlich du hier behandelt wirst. Du bist der eigentliche Diamant hier im Haus und wirst so schlecht behandelt. Plötzlich grinste Jackson. Fast teuflisch, wie mir schien. So als heckte der große Mann einen ziemlich gemeinen Plan aus. „Geh dich umziehen, kleine Carry. Ich werde deinen Vater um Erlaubnis fragen, dich heute auszuführen. Da du noch nicht in die Gesellschaft eingeführt wurdest, brauchst du noch keine Anstandsdame. Das passt in meinen Plan." Befahl er dann dunkel lachend. Der Mann hatte also etwas geplant, das hatte ich richtig erkannt. Und ich war ein Teil seines Planes, das ließ meine Laune augenblicklich steigen. „Du wirst Vater im Gesindehaus finden, Jackson. Wie der Vater, so der Sohn." Sagte ich nur und dachte wieder an die junge, hübsche Köchin. Jackson lachte verstehend und ließ mich stehen. Ich eilte freudig erregt die große Treppe hoch. Um mich schnell umzuziehen.