1,99 €
„Liebe Lady Amber, welch famose Idee unserer gemeinsamen Freundin Monica, diese Brieffreundschaft einzufädeln!“ Mit diesen Worten beginnt der erste Brief von Lady Violet an Lady Amber. Diese liegt mit gebrochenem Fuß auf ihrem Landsitz und kann an der Saison in London nicht teilnehmen. Deswegen soll Lady Violet sie mit ihren Briefen an den Ereignissen der gehobenen Gesellschaft teilhaben lassen. Wäre da nicht der tollpatschige Lord Banks, der ihr ständig in die Quere kommt, hätte sie sicherlich eine Menge zu berichten. So aber langweilt sie sich zu Tode. Kurzerhand beschließt sie, für Lady Amber ein paar spannende Geschichten zu erfinden. Wenn sie wüsste, dass Lady Amber nicht diejenige ist, als die sie sich ausgibt. Vermutlich würde sie nicht so detailliert von ihren erfundenen amourösen Begegnungen berichten oder sich über manche der adligen jungen Herren lustig machen. Der Ball in Fairview House beginnt mit einigen irritierenden Begegnungen, steigert sich zu einem Gipfel an Peinlichkeit, um dann im Tal der Demütigung zu enden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Inhaltsverzeichnis
Über dieses Buch:
Über die Autorin:
Impressum
Lasst mich Euch vorstellen ...
Prolog
Fairview House, London
Buchrelease im Frühling 2021:
Neuerscheinungen:
Weitere Bücher der Autorin
In eigener Sache
Leseprobe
Lady Violets pikante Briefe
Der Ball in Fairview House
Junia Swan
Roman
„Liebe Lady Amber, welch famose Idee unserer gemeinsamen Freundin Monica, diese Brieffreundschaft einzufädeln!“
Mit diesen Worten beginnt der erste Brief von Lady Violet an Lady Amber. Diese liegt mit gebrochenem Fuß auf ihrem Landsitz und kann an der Saison in London nicht teilnehmen. Deswegen soll Lady Violet sie mit ihren Briefen an den Ereignissen der gehobenen Gesellschaft teilhaben lassen. Wäre da nicht der tollpatschige Lord Banks, der ihr ständig in die Quere kommt, hätte sie sicherlich eine Menge zu berichten. So aber sitzt sie meistens an einem abgeschiedenen Ort fest und langweilt sich zu Tode. Kurzerhand beschließt sie, für Lady Amber ein paar spannende Geschichten zu erfinden.
Wenn sie wüsste, dass Lady Amber nur eine erfundene Person ist und Violets Briefe an eine Gruppe junger Adeliger geht, in der ihre Zeilen laut vorgelesen werden, um sich darüber köstlich zu amüsieren! Vermutlich würde sie nicht so detailliert von ihren erfundenen amourösen Begegnungen berichten und sich nicht über manche der adligen jungen Herren lustig machen.
Wenn sie ahnte, welch verborgene Geheimnisse sie unwissentlich ans Tageslicht bringt und welch tiefen Hass sie damit schürt, sodass sogar ihre eigene Existenz bedroht wird, hätte sie wohl keine einzige Zeile verfasst.
Mittlerweile jedoch beginnt der Ball in Fairview House mit einigen irritierenden Begegnungen, steigert sich zu einem Gipfel an Peinlichkeit, um dann im Tal der Demütigung zu enden.
„Ich erlaube mir, Euch dorthin zu begleiten, denn nun bleibt uns nur mehr abzuwarten. Darf ich Euch in der Zwischenzeit, bis die ersten Gäste eintreffen, ein Gläschen Champagner anbieten? Wunderbar! Da kommt wie gerufen der Erste Diener mit einem Tablett voller Getränke vorbei. Nicht zögern, schnell zugreifen, bitteschön, Euer Glas! Angestoßen, kling, und an die Lippen gesetzt. Auf einen wundervollen Abend!“
Bei „Lady Violets pikante Briefe“ begleitet die geneigte Leserin die Protagonistin zu unterschiedlichen gesellschaftlichen Ereignissen im Laufe der Londoner Saison. Jedes Buch kann unabhängig von den anderen gelesen werden und ist in sich abgeschlossen. Allerdings zieht sich auch ein Handlungsbogen durch alle Geschichten, welcher seine Vollendung dann im letzten Band findet.
Junia Swan schreibt seit ihrer Jugend leidenschaftlich gerne Romane. Besonders das Genre der Liebesgeschichten hat es ihr angetan. Allerdings bevorzugt sie Charaktere mit Ecken und Kanten und begleitet diese gerne auf ihrem oftmals sehr steinigen Weg. Mit ihren Romanen möchte sie den Lesern Mut machen, niemals aufzugeben und auch in schweren Zeiten durchzuhalten. Sie selbst ist mit der Liebe ihres Lebens verheiratet und lebt in Österreich.
e-Book-Ausgabe März 2018
Titelbild: Princess Dimples
© 2018 GardenCity, c/o Junia Swan, Salzachtalstr. 1, A-5400 Hallein
Ich freue mich überaus, Euch heute Abend hier anzutreffen, liebe Leserinnen, der Ball in Fairview House verspricht wieder das Ereignis des Jahres zu werden! Um es Euch leichter zu machen, sich zurechtzufinden, mache ich Euch nun schon im Vorfeld mit den wichtigsten Persönlichkeiten, denen wir im Laufe des Abends begegnen werden, bekannt. Seid Ihr bereit? Dann hört mir aufmerksam zu!
Da wäre zuerst einmal Lady Violet Redvers, eine junge Debütantin mit einem ausgeprägten Hang zur Schriftstellerei. Wie Ihr herausfinden werdet, ist es genau diese Leidenschaft, die sie, sagen wir, in … Umstände stürzt. Als Tochter eines niederen Landedelmannes geht man davon aus, dass sie im günstigsten Fall eines Tages einen Baron heiraten wird. Sie hat zwei ältere und eine jüngere Schwester sowie einen älteren Bruder, was sicherlich einer der Gründe ist, weshalb sie sich immer wieder in Tagträume flüchtet, um das aufreibende Familienleben auszublenden. Aufgrund der Bitte von Lady Monica geht sie eine Brieffreundschaft mit Lady Amber ein. Sie soll ihr von ihren Erlebnissen während der Saison berichten.
Was uns direkt zu Lady Amber bringt, die angeblich mit gebrochenem Fuß auf dem Landsitz ihrer Eltern ihrer Genesung harrt und todunglücklich darüber ist, dass sie an der Saison in London nicht teilnehmen kann. Allerdings, und das sei ausnahmsweise an dieser Stelle verraten, gibt es die junge Dame nicht als in einem Körper manifestierten Frau. Im Gegenteil, sie wurde von einer Gruppe junger Studenten aus Adelskreisen ins Leben gerufen. Als Motiv könnte man Spaß, Neugier auf die Gedanken/Erlebnisse einer jungen Frau und vielleicht einen Hang zur Grausamkeit nennen. Denn Lady Violets Briefe werden zum Gaudium in großer Runde verlesen.
Lord Randall Banks, der zweitgeborene Sohn eines einflussreichen Dukes, sechs Jahre älter als Lady Violet, kennt Lady Violet seit ihrer Kindheit. Schon früh hat er beobachtet, wie sie bereits als junges Mädchen von den anderen, höhergeborenen Kindern gehänselt worden war. Das hatte ihn nicht kalt gelassen und seinen Beschützerinstinkt geweckt. Bevor er nach Eton, einem elitären Jungen-College, aufgebrochen war, um dort ins Internat zu gehen, hatte er instinktiv erkannt, dass Lady Violet in späteren Jahren, nämlich dann, wenn sie in die Gesellschaft eingeführt werden sollte, seiner Unterstützung bedürfen würde. Obwohl ihre älteste Schwester Tamara von sanfterem Wesen war und daher mehr dem Bild entsprach, wie sich eine Frau verhalten sollte, war es Violet, die ihn in seinem Inneren berührte. Vielleicht lag es auch daran, dass sie einen Nachmittag an seiner Seite verbracht hatte – sie hatten Verstecken gespielt und er hatte sich mit ihr hoch oben auf einem Baum verborgen. Obwohl er genau gewusst hatte, dass sie sich zu Tode langweilte, hatte sie schweigend an seiner Seite verharrt und den Baumwipfel beobachtet. Damals war ihm klargeworden, dass sie zu träumerisch war, um sich selbst verteidigen zu können. Deswegen wollte er bereit sein, um ihr Jahre später zur Seite stehen zu können. Doch aufgrund seiner Schweigsamkeit war Lady Violet nie wirklich warm mit ihm geworden und Randall Banks hatte das Gefühl, dass sie versuchte, ihm auszuweichen. An dieser Stelle sei noch angemerkt, dass es sich bei den Sätzen, welche im folgenden Text innerhalb der geschwungenen Klammern {} stehen, um seine nicht geäußerten Gedanken handelt.
Die Zeit drängt und die Gäste werden bald eintreffen, deswegen beeile ich mich nun mit meinen Erklärungen.
Ich bin überzeugt, dass Ihr ganz erpicht darauf seid zu erfahren, wer hinter diesem bösen Streich eigentlich steckt. Deswegen werde ich Euch nicht länger auf die Folter spannen.
Man kann ohne zu übertreiben sagen, dass Baron Thomas Matthews die treibende Kraft hinter der Idee von Lady Amber ist. Für ihn triff es sich gut, dass Lady Violet gerne schreibt und daher das Opfer ihres Streiches wird. Denn seit er sie kennt, verachtet er sie und er lässt keine Gelegenheit verstreichen, ihr dies zu demonstrieren. Obwohl er selbst keinem einflussreichen Adelsgeschlecht entstammt, fühlt er sich dennoch den beinahe als arm geltenden Redvers bei weitem überlegen. Wie man leider zuhauf beobachten kann, eine durchaus verbreitete Unart der Menschen von oben nach unten zu treten, wenn Ihr versteht, was ich meine.
Natürlich ist er als Oxford-Student Mitglied in der Studentenverbindung RSAHS (welches eine Abkürzung von irgendetwas wie Royal Students Association of … ist – tut mir leid, ich habe den genauen Wortlaut tatsächlich vergessen), welche aus den jungen Männern besteht, die Lady Violet, ob bewusst oder unbewusst, demütigen wollen.
Genauso empfindet seine jüngere Schwester Lady Monica, die Lady Violet bereits als Kind schikaniert hatte, wo es nur ging. Wer weiß, ob all diese Missgunst ihre hysterischen Anfälle, unter denen sie stark litt, begünstigt hatte? Unter dem Siegel der Verschwiegenheit obliegt es mir, Euch mitzuteilen, dass man diese erst mit Hilfe regelmäßiger Arztbesuche bei Dr. Chandler (ich vermute, man wird im Laufe des Abends über ihn sprechen – er ist zurzeit in aller Munde) in den Griff bekommen hatte.
Baron Hugh Clare, der Erbe der vermögenden Grafschaft Stormybrook, ist der personifizierte Tagtraum eines jeden Mädchens, denn er ist nicht nur reich und gutaussehend, sondern auch ein paar Jahre älter als die Jungspunde der Universität und dementsprechend reifer und interessanter. Sein Haar ist so dunkel, dass sich sogar das Kerzenlicht darin spiegelt, wie wir später erfahren werden und seine breiten Schultern sind wie dafür gemacht, um die Frau seines Herzens daran zu bergen. Seufz. Verzeiht meine kurze Schwärmerei! Aber man ist ja auch nur aus Fleisch und Blut.
Wenn Ihr Euch nicht außerordentlich für die Jagd interessiert, solltet Ihr unbedingt Baron Jeremy Willerbroy meiden. Er ist der Sohn eines Marquess, Mitglied der Studentenverbindung RSAHS, und – dies ist zweifellos sein Verhängnis – ein leidenschaftlicher Jäger. Seine freie Zeit verbringt er am liebsten mit seinen fünf Dachshunden und drei Terriern. Da er immer darauf besteht zu erwähnen, dass er keinen Deutschen Schäferhund besitzt, weil ihm diese Rasse zuwider ist, merke ich dies hier nun am Rande an. Wobei nicht vollkommen klar ist, auf wen sich „diese Rasse“ nun eigentlich bezieht, doch ich gehe wirklich aufrichtig hoffend davon aus, dass es die Tiere sind, die er meint. Wenn nicht, kann ich an dieser Stelle die Betroffenen mit den Worten trösten, dass es durchaus Vorteile hat, von Baron Willerbroy nicht zu den begehrten Gesprächspartnern gezählt zu werden. Erinnert Euch an meine Mahnung!
Als letzte Person möchte ich Euch noch mit Baron Gregory Armstrong vertraut machen. Bei ihm genügen ein paar Stichworte, um das Bild von ihm perfekt zu malen: arrogant, Erbe einer hochangesehenen Grafschaft, gutaussehend, Frauenheld, unbarmherzig und natürlich auch Mitglied der Studentenverbindung … Ja, genau, Ihr habt es erraten.
Ich bin mir nun nicht ganz sicher, ob ich Baron Heath Cliff Beaumont noch erwähnen soll, denn er ist, … hm, wie soll ich es ausdrücken, ebenso real wie Lady Amber. Wobei weder die Lady noch der dunkle Baron von der Inexistenz des jeweils anderen wissen. Ich hoffe inständig, das verwirrt Euch nun nicht! Ich werde aus Rücksicht aber auch nicht weiter ins Detail gehen. Ich gehe davon aus, dass sich die noch offenen Fragen im Laufe des Abends klären werden.
Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen, wenn doch, nehme ich Eure Kritik gerne morgen entgegen. Ihr könnt am späten Vormittag bei mir vorsprechen.
Nun bleibt uns nur mehr abzuwarten. Darf ich Euch in der Zwischenzeit, bis die ersten Gäste eintreffen, ein Gläschen Champagner anbieten? Wunderbar! Da kommt, wie gerufen, der Erste Diener mit einem Tablett voller Getränke vorbei. Nicht zögern, schnell zugreifen, bitteschön, Euer Glas! Angestoßen, kling, und an die Lippen gesetzt. Auf einen wundervollen Abend!
Lord Randall Banks griff nach einem Handtuch, das sein Kammerdiener ihm reichte und trocknete seinen muskulösen Oberkörper ab. Die nassen Spitzen seines dunkelblonden Haars klebten noch vom Waschen zusammen, was ihn jedoch nicht weiter bekümmerte. Vor wenigen Minuten hatte er sein schweißtreibendes Training abgeschlossen und machte sich nun für den Ball auf Fairview House bereit. Er warf das Handtuch nachlässig über eine Stuhllehne und wandte sich zu seinem Kammerdiener.
„Haben Sie alles so vorbereitet, wie ich es Ihnen aufgetragen habe?“
„Jawohl, Mylord. Obwohl es wirklich eine Schande ist, wenn ich dies anmerken darf.“
Lord Banks lächelte und zuckte mit den Achseln.
„Je weniger ich auffalle, desto besser“, meinte er und griff nach dem Hemd, das ihm um eine Nummer zu groß war und nun über dem Arm seines Dieners baumelte.
Genauso hielt er es mit Weste und Jackett und als er vor den Spiegel trat, wirkte er wieder wie der große, schlaksige Junge, der er einst gewesen war. Nichts ließ erahnen, welch gut trainierter Körper sich unter seiner Kleidung verbarg. Zufrieden nickte Randall seinem Spiegelbild zu.
„Lady Violet darf nicht erfahren, dass ich mich als ihr Beschützer sehe. Es würde ihren Stolz zutiefst verletzen“, sagte er nun.
Er erinnerte sich an den vorletzten Ball, als er ihr das erste Mal nach fast sechs Jahren wieder begegnet war. Es hatte ihm geradezu den Atem verschlagen, sie zu sehen, nun herangereift zur jungen Frau. Doch leider schien sie die Veränderung an ihm nicht bemerkt zu haben, denn sie blickte ihn noch immer mit diesem leicht gelangweilten, duldenden Ausdruck an. Er war sich nicht einmal sicher, ob sie ihn tatsächlich wahrgenommen oder einfach durch ihn hindurchgesehen hatte. Wie dem auch sei. Er konnte sie nicht dazu zwingen, ihn zu mögen. Trotzdem würde ihre Ablehnung nichts an der Tatsache ändern, dass er ein Auge auf sie haben würde.
Oxford um 1900
„Meine Herren“, rief Baron Thomas Matthews und klopfte mit den Fingerknöcheln auf einen der dunklen Holztische im Studierzimmer der königlichen Studentenverbindung für hochwohlgeborene Söhne, kurz RSAHS, während er in der anderen Hand ein versiegeltes Kuvert schwenkte. „Es ist so weit!“
Die Gespräche seiner Kommilitonen verstummten, während sich die Aufmerksamkeit aller auf ihn richtete.
„Ich habe Post von Lady Violet erhalten! Oder besser gesagt, Lady Amber hat einen Brief von besagter jungen Dame bekommen.“
Gelächter brandete auf und Baron Matthews hob beschwichtigend die Hand.
„Ich bitte um Ruhe, meine Herren, während ich ihr Schreiben vorlese!“
„Nun hab dich nicht so, Lady Amber!“, rief einer der jungen Männer.
„Genau! Mach es nicht so spannend!“, ein anderer.
Gebannt verfolgten die jungen Studenten, wie Matthews das Siegel brach, den Brief hervorzog und auseinanderfaltete. Dann räusperte er sich gewichtig, blickte noch einmal in die Runde und begann mit verstellter, hoher Stimme zu lesen:
Liebe Lady Amber,
welch famose Idee unserer gemeinsamen Freundin Monica, diese Brieffreundschaft einzufädeln! Sie hat wohl von meinem Hang zur Schriftstellerei vernommen und mich deshalb ausgewählt, Euch nun von meiner Saison in London zu berichten. Ich fühle mich überaus geehrt und komme dieser Bitte mit dem größten Vergnügen nach. Es ist mir sehr verständlich, dass man sich in den ländlicheren Regionen unseres geliebten Englands durchaus nach den Vergnügungen der Hauptstadt sehnt. Nun, ich hoffe dazu beitragen zu können, Euer Verlangen nach Aufregung ein wenig befriedigen zu können.