Landluft, Mord und Eifelglück: Mörder, Tiere, Sensationen! - Björn Berenz - E-Book

Landluft, Mord und Eifelglück: Mörder, Tiere, Sensationen! E-Book

Björn Berenz

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  • Herausgeber: beTHRILLED
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Ben lädt Tilla in den Zirkus ein - dabei macht sie sich gar nichts daraus. Doch sie freut sich darauf, für einige Stunden ihrer Mutter und Joos zu entkommen. Die Hochzeitsvorbereitungen ihrer Mutter machen sie wahnsinnig! Am nächsten Morgen hört sie eine erschreckende Meldung im Radio: Aus dem Zirkus ist ein Tiger entflohen! Und das, wo Joos gerade mit den Schafen auf der Weide steht und ihre bester Freund Hölzi ein Survival-Training im Wald abhält - ohne Handy! Tilla macht sich alarmiert auf die Suche. Da wird auch schon eine Leiche gefunden. Das erste Opfer des Tigers? Tilla und Polizist Ben machen sich auf die Spurensuche und finden sich bald gefangen in einem Wirrwarr aus einem wahrhaft wilden Tiger, Beziehungschaos und einem Großwildjäger namens Hans.

Über die Serie:

Tilla liebt ihr Leben in einer restaurierten Wassermühle in der idyllischen Eifel. Ihr ganzer Stolz ist der liebevoll aufbereitete Oldtimer-Kastenwagen, mit dem sie als fahrendem Krämerladen die Eifeler Kundschaft mit allem Möglichen und Unmöglichen versorgt. Dabei kriegt die Mittdreißigerin eine Menge mit: Gerüchte, Geheimnisse und ... Morde! Und auch sonst ist ihr Leben alles andere als ruhig: Romantische Avancen, ihre chaotische Mutter und allerlei alltägliche Katastrophen halten Tilla auf Trab - und doch würde sie ihr Eifelglück um nichts in der Welt tauschen.

beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!


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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeLandluft, Mord und Eifelglück – Die SerieTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20EpilogIn der nächsten FolgeÜber den AutorImpressum

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Über diese Folge

Ben lädt Tilla in den Zirkus ein – dabei macht sie sich gar nichts daraus. Doch sie freut sich darauf, für einige Stunden ihrer Mutter und Joos zu entkommen. Die Hochzeitsvorbereitungen ihrer Mutter machen sie wahnsinnig! Am nächsten Morgen hört sie eine erschreckende Meldung im Radio: Aus dem Zirkus ist ein Tiger entflohen! Und das, wo Joos gerade mit den Schafen auf der Weide steht und ihre bester Freund Hölzi ein Survival-Training im Wald abhält – ohne Handy! Tilla macht sich alarmiert auf die Suche – da wird auch schon eine Leiche gefunden. Das erste Opfer des Tigers? Tilla und Polizist Ben machen sich auf die Spurensuche – und finden sich bald gefangen in einem Wirrwarr aus einem wahrhaft wilden Tiger, Beziehungschaos und einem Großwildjäger namens Hans.

Landluft, Mord und Eifelglück – Die Serie

Tilla liebt ihr Leben in einer restaurierten Wassermühle in der idyllischen Eifel. Ihr ganzer Stolz ist der liebevoll aufbereitete Oldtimer-Kastenwagen, mit dem sie als fahrendem Krämerladen die Eifeler Kundschaft mit allem Möglichen und Unmöglichen versorgt. Dabei kriegt die Mittdreißigerin eine Menge mit: Gerüchte, Geheimnisse und … Morde! Und auch sonst ist ihr Leben alles andere als ruhig: Romantische Avancen, ihre chaotische Mutter und allerlei alltägliche Katastrophen halten Tilla auf Trab – und doch würde sie ihr Eifelglück um nichts in der Welt tauschen.

Mörder, Tiere, Sensationen!

Kapitel 1

»Wusstest du, dass ein Oktopus drei Herzen hat?«, fragte Tilla, während sie und Ben das Zirkusgelände betraten. Sie war selbst ein wenig überrascht über den aufgekratzten Klang ihrer Stimme, mit der sie versuchte, die leichte Verlegenheit zwischen ihnen mit unsinnigem Geplänkel zu überspielen.

Ben grinste nur. »Das wusste ich tatsächlich. Aber wusstest du, dass Schmetterlinge mit ihren Füßen schmecken?«

»Echt jetzt?« Tilla lächelte nun ebenfalls. Ihr gefiel Bens Schlagfertigkeit und irgendwie auch die leichte Vertrautheit zwischen ihnen. Und doch war da diese ungewisse Spannung, die in der Luft lag und die sie einfach nicht so recht abgeschüttelt bekam. Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu und fragte sich, ob sie seine Hand nehmen sollte. Anderseits könnte er die Aufgabe ebenso übernehmen. Tat er aber nicht. Dafür lächelte er sie verschmitzt an. Es war ein unverschämt süßes Lächeln.

»Und wusstest du, dass die Haut von Tigern ebenfalls gestreift ist?«

Ben sah sie erstaunt an. Endlich also etwas, das er nicht gewusst hatte. Immerhin!

Sie schlenderten weiter über die frisch gemähte Wiese. Um sie herum explodierte ein Wirrwarr aus Lichtern, Stimmen und fröhlichen Klängen der Orchestermusik, die aus dem rot-weiß gestreiften Rundzelt nach draußen drang. Obwohl Tilla mit Zirkussen überhaupt nichts am Hut hatte, ließ sie diese aufgeladene Atmosphäre um sie herum nicht kalt.

Alles war so … intensiv. Selbst die Luft war erfüllt von dem süßen Duft von Karamellpopcorn und gebrannten Mandeln, der Erinnerungen an Kindheitstage weckte. Überall waren Familien und Paare zu sehen, die in freudiger Erwartung auf das bevorstehende Spektakel durch das Gelände streiften.

»Es ist wirklich nett von dir, dass du mich einlädst.« Sie strahlte Ben an.

Dieser zuckte unbedarft mit den Schultern. »Kein Ding. Die haben uns so viele Freikarten geschenkt, dass wir uns die nächsten drei Tage jede einzelne Vorstellung anschauen könnten.« Tilla grinste noch immer, nun aber ein wenig zerknirscht. Denn damit klang es schon gar nicht mehr nach der exklusiven Einladung, als die er es ihr am Telefon verkauft hatte, als er sie heute Nachmittag fragte, ob sie mit ihm zum Zirkus wolle. Natürlich wollte sie. Nicht des Zirkusses wegen. Dafür aber umso mehr wegen Ben. Es war verrückt, wie das Verhältnis zwischen ihnen auf und ab ebbte – wie die Gezeiten des Meeres. Es gab eine eindeutige Anziehung zwischen ihnen. Und doch war da ein unüberwindbares Hindernis, das sie einfach nicht zum Zug kommen ließ. Vielleicht änderte dieser Abend etwas daran.

Vielleicht …

Tilla warf einen flüchtigen Blick auf ihre Uhr. »Wir sind noch ein bisschen zu früh dran. Wie wäre es, wenn wir uns vorher schnell die Tiere anschauen?«

»Klar doch.«

Sie spazierten gemeinsam zu den Gehegen, die seitlich des Zeltes aufgestellt waren. Obwohl der Zirkus Lehmann kein sonderlich großer war, besaß er einige imposante Tiere. So grasten ein Dutzend stolze Araberpferde in ihrem geräumigen Auslauf friedlich vor sich hin. Da Tilla sich jedoch nicht sonderlich viel aus Pferden machte, zogen schnell die verspielten Seelöwen ihr Interesse auf sich, die in ihrem Wasserbecken Sprünge vollführten.

»Die sind toll!« Tilla jauchzte begeistert.

Ben nickte zwar, hatte sein Interesse aber bereits auf ein anderes Gehege gerichtet.

»Schau mal, sogar echte Tiger haben die hier.« Er hob die Hand und deutete nach vorn – in Richtung eines doppelt umzäunten Bereichs, vor dem sich eine stattliche Menschentraube gebildet hatte. Nun endlich nahm er ihre Hand und zog sie mit sich.

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine rasche Bewegung. Verwundert fuhr sie herum und sah mit einem Mal etwas Großes im rasanten Tempo auf sich zukommen. Mit einem erstickten Schrei auf den Lippen erkannte sie einen riesigen Traktor, der auf seinen Gabelstangen einen Heuballen transportierte.

»Pass auf!«, rief Ben. Bevor sie auch nur reagieren konnte, zerrte er an ihr und drängte sie beiseite.

Augenblicklich kam das Ungetüm ruckelnd neben ihr zum Stehen. Tillas Herz klopfte hart und schnell in der Brust. Der Schock steckte ihr tief in den Knochen.

»Das darf doch nicht wahr sein!«, fuhr Ben neben ihr auf. »Ich könnte dich …« Er hob die Hand zu einer obszönen Geste und wirkte dabei so, als wollte er sich auf den Traktor stürzen. Sekunden später öffnete sich die Tür der Fahrerkabine, und eine junge Frau sprang heraus. Bens Zorn war sofort gebändigt, als er mit ungläubiger Miene die Person musterte, die von dem Fahrzeug herunterkletterte und nun vor ihnen stand und Tilla besorgt ansah.

»Himmel! Ist dir was passiert?«

»Ach was!« Tilla rang sich ein Lächeln ab, atmete aber immer noch schwer.

»Das tut mir wirklich leid.« Die Frau wischte sich die Hände an ihrer Arbeitshose ab und fasste Tilla an den Schultern, als wollte sie sich höchstpersönlich davon überzeugen, dass alles gut war. »Ich war in Eile, um das Heu abzuladen, und habe euch nicht gesehen.«

»Es ist wirklich alles gut, Vivian.« Tilla griff nach den Händen der jungen Frau und streifte sie von sich ab. »Es ist doch gar nichts passiert!« Dann drehte sie sich zu Ben. »Das ist Vivian«, erklärte sie ihm. »Ihren Eltern gehört der Sonnenhof, und sie arbeitet dort als Landwirtin.«

Bens Blick haftete auffällig lang an ihr. Tilla konnte das verstehen, da Vivian groß und wirklich hübsch war. Und selbst unter ihrer Arbeitskleidung zeichnete sich eine beneidenswerte Figur ab. Für Tilla verkörperte Vivian das Sinnbild der modernen Landwirtin: stark, selbstbewusst und in jeder Hinsicht mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Eifeler Erde.

»Es tut mir wirklich leid«, sagte sie noch einmal und warf dabei einen fahrigen Blick in Richtung des Kamelgeheges. »Ich muss noch das ganze Heu ausladen, ehe die Vorstellung beginnt.«

»Dabei wollen wir dich auf keinen Fall aufhalten.« Tilla umarmte sie zum Abschied und zog Ben sanft, aber bestimmt hinter sich her. Sie hatte ihm angesehen, dass er noch etwas sagen wollte, und war sich durchaus bewusst, dass sie ihn so davon abhielt. Vermutlich lag ihm eine polizeiliche Belehrung auf den Lippen. Sie lächelte ihn an. »Lass uns ins Zelt gehen, ja?« Sanft zog sie ihn am Arm und war bereit, sich in die Welt des Zirkuszaubers entführen zu lassen. Zumindest wollte sie dieser Sache eine Chance geben.

Nur ihr Handy schien damit nicht so ganz einverstanden zu sein, denn es meldete sich mit lautem Klingeln zu Wort. Sie nahm es in die Hand, ließ es allerdings, als sie den Namen auf dem Display erblickte, direkt wieder in ihrer Hosentasche verschwinden.

»Willst du nicht rangehen?«

Tilla schüttelte den Kopf.

»Komm schon.« Ben stupste sie an. »Es ist deine Mutter.«

Mit einem tiefen Seufzer zückte sie das Handy erneut und hielt es sich lustlos ans Ohr. »Du, Renate, es ist gerade ganz schlech…«

»Du wirst nicht glauben, was ich im Schaufenster von Lillys Blumenlädchen an hübschen Arrangements gesehen habe«, schraubte sich Renates Stimme schrill in ihren Gehörgang. »Für die Hochzeit.«

Tilla rollte mit den Augen. Natürlich. Für die Hochzeit. Seit Wochen gab es kein anderes Thema.

»Renate, ich bin gerade beim Zirkus. Kann das nicht warten?«

»Oh, aber es dauert auch gar nicht lange. Ich habe nur eine Frage.«

Tilla fügte sich ihrem Schicksal.

»Was denkst du über blaue Tischdecken? Oder sollten wir besser Weiß nehmen?« Renates Stimme überschlug sich fast vor Begeisterung.

»Das sind schon zwei Fragen.«

»Glaubst du, Joos würde sich auf eine lachsfarbene Krawatte einlassen?«

»Wirklich, ich kann jetzt nicht darüber reden. Wir finden das später heraus, okay?«

Sie beendete das Gespräch und ließ sich von Ben ins Zelt führen. Im Inneren war es heiß und dämmrig, und eine spannungsvoll aufgeladene Atmosphäre lag in der Luft. Unzählige Menschen saßen bereits erwartungsfroh auf ihren Plätzen. In der mit Sägespänen bedeckten Manege gaben drei Clowns ihr Bestes, um das Publikum in eine heitere Stimmung zu versetzen. Zumindest bei den jüngsten Besuchern gelang das. Tilla jedoch waren Clowns schon immer suspekt.

Kaum hatten sie ihre Sitze ergattert, klingelte es wieder in ihrer Hosentasche, was ihr einen schrägen Blick ihres Sitznachbarn, eines mittelalten Mannes mit gepflegtem Vollbart, einbrachte. Hastig zog sie das Handy hervor und sah erneut den Namen ihrer Mutter auf dem Display. »Renate, ich kann jetzt wirklich nicht …«

»Mir kam gerade die Idee für die Hochzeitstorte!«, fiel ihre Mutter ihr ins Wort. »Was hältst du von drei Etagen, und jede davon hat eine andere Füllung? Die erste Etage könnte eine klassische Vanillecreme mit frischen Erdbeeren sein, die zweite eine zarte Schokoladenmousse und die dritte vielleicht etwas Exotisches, wie eine Mango-Passionsfrucht-Creme. Was denkst du?«

Tilla drückte die Beenden-Taste und atmete tief durch. Sie wollte das Handy gerade auf Stumm schalten, als es ein weiteres Mal klingelte. »Jetzt reicht es endgültig«, murmelte sie. Doch als sie den Namen auf dem Display sah, entspannte sie sich sofort und nahm das Gespräch an – zum Leidwesen ihres Sitznachbarn. »Joos. Ich dachte, du wärst bei den Schafen.«

»Das bin ich ja auch«, donnerte es ihr entgegen. »Und selbst in der Einöde lässt deine Mutter mich nicht in Ruhe!«

Tilla verspürte ein tiefes Gefühl der Verbundenheit.

»Sie hat mir in den letzten zwei Stunden mindestens fünfzehn Nachrichten über Hochzeitsdetails geschickt! Farben, Blumen, Tischordnungen … Ich bin hier mit einhundertunddrei Merinoschafen unterwegs und soll mich um Tischkärtchen kümmern!«

Tillas Lächeln wurde breiter, als sie sich vorstellte, wie Joos, umgeben von seiner Schafherde, vergeblich versuchte, Renates Hochzeitsplänen zu entkommen. Dennoch ergriff sie ein wenig Partei für ihre Mutter.

»Es ist eben ihre Art, ihre Aufregung zu verarbeiten.«

»Indem sie ihre Mitmenschen tyrannisiert?«

Ganz genau!

In diesem Moment wurden die Lichter im Zirkuszelt gedimmt, die Clowns eilten aus der Manege, und das Murmeln des Publikums verstummte. Auch Tilla lenkte ihre Aufmerksamkeit nach vorn. »Joos, ich muss jetzt auflegen«, flüsterte sie. »Die Vorstellung beginnt.«

Sie steckte das Handy weg, gerade als sich ein Spot auf die Mitte der Manege richtete und einen Mann mit Zylinder und einem prächtigen rot-goldenen Frack einfing, der die Zuschauer mit einer energischen Stimme begrüßte. Tilla lehnte sich zurück in ihren Sitz, griff nach Bens Hand und bereitete sich darauf vor, endlich, endlich in die magische Welt des Zirkusses eintauchen zu können.

Kapitel 2

Am Morgen nach der Zirkusvorstellung befand sich Tilla hinter der offenen Verkaufsklappe ihres Citroën HY. Sie hatte den Oldtimer vor einem Seniorenheim geparkt und war damit beschäftigt, eine Gruppe Kunden zu versorgen, die sich um ihr Fahrzeug geschart hatten.

»Ein Pfund Tomaten, bitte. Aber nur die rotesten«, forderte Frau Müller, eine rüstige Dame, von der Tilla wusste, dass sie selbst einmal einen Gartenbetrieb geführt hatte. »Und zwei Salatgurken!« Sie wackelte mahnend mit dem Finger. »Aber nicht diese krummen Dinger da! Ich will die guten!«

»Nur das Beste für Sie, Frau Müller.« Tilla suchte sorgfältig die hübschesten Tomaten und geradesten Gurken aus ihrem Sortiment heraus. Zumindest versuchte sie es, denn im Grunde waren all ihre Gurken krumm und buckelig, was dem intensiven Geschmack natürlich keinen Abbruch tat.

Frau Huber, die immer etwas zu nörgeln hatte, rief von hinten: »Hast du auch laktosefreien Käse?«

Tilla grinste. »Aber sicher. Ich habe hier einen hervorragenden laktosefreien Ziegenkäse. Direkt von einem kleinen Hof hier in der Eifel.«

Als sie Frau Huber das Gewünschte übergab, meldete sich ein Mann mit akkuratem Seitenscheitel im schlohweißen Haar zu Wort, dessen Name ihr partout nicht mehr einfallen wollte.

»Haben Sie schon vom Zirkus Lehmann gehört, der hier in der Stadt ist?«

»Oh ja, nicht nur gehört – ich war gestern Abend dort!« Sie klatschte freudig in die Hände, weil sie noch immer absolut angetan von der Show war, die sie gestern geboten bekommen hatte. »Es war wirklich eine grandiose Vorstellung«, begeisterte sie sich. »Besonders die Akrobaten und Tiger waren faszinierend.« Sie bedachte den Mann mit einem freudigen Lächeln, als ihr auch wieder sein Name einfiel: Vogel!

»Richtige Raubtiere, hm?« Herr Vogel runzelte die ohnehin schon äußerst runzelige Stirn. »Zu meiner Zeit waren die größten Attraktionen im Zirkus Zwerge und Frauen mit Bärten.«

Die Runde wurde kurz betreten still.

»Ich weiß ja nicht so recht, was ich von Tieren in einem Zirkus halten soll«, sagte Frau Müller.

»Vor allem ist es wichtig, dass die Tiere gut behandelt werden«, sagte Tilla, während sie Frau Müller und Frau Huber abkassierte. »Ich für meinen Teil hatte den Eindruck, dass es bei diesem Zirkus der Fall ist.«

»Trotzdem gehören solche Wildtiere wie Tiger nicht in solch kleine Gehege«, meldete eine Frau sich zu Wort, die Tilla noch nie zuvor gesehen hatte. Sie war recht groß, schlank und trug eine wirklich elegante Kurzhaarfrisur.

»Das sagt genau die Richtige!« Herr Vogel baute sich förmlich vor der Dame auf und verschränkte trotzig die Arme vor seiner ausladenden Brust. »Ihr Enkel hält doch selbst die wildesten Tiere zu Hause. Einen ganzen Zoo hat er.«

»Schlangen!« Frau Müller schauderte.

»Und riesige Echsen«, verkündete Frau Huber, die sich theatralisch schüttelte und allen zeigte, wie gut sie die Falten in ihrem Gesicht verziehen konnte.

»Das stimmt alles«, erwiderte die Frau mit der modischen Kurzhaarfrisur gut gelaunt. »Aber er hält sie nicht bei sich zu Hause, sondern in seinem Reptilienfachgeschäft. Außerdem sind Leguane und Schlangen doch überhaupt nicht mit Tigern vergleichbar.«

In diesem Moment tauchte ein junger Mann auf, der sofort alle Blicke auf sich zog. Seine Haare waren wild und ungezähmt, und zusammen mit seinen zahlreichen Tattoos verlieh ihm das ein fast rebellisches Aussehen, das im starken Kontrast zu seinem absolut liebenswerten Wesen stand. Tilla hatte Timo kurz nach ihrer Ankunft hier in der örtlichen Kneipe, der kleinen Freiheit, kennengelernt. Ihre Bekanntschaft war nicht tief, aber ausreichend, um zu erkennen, dass er das Herz am rechten Fleck hatte. Jetzt bahnte er sich einen Weg auf die ältere Dame zu und fiel ihr mit einem breiten Lächeln um den Hals.

»Hallo Omi, wollte mal sehen, wie du dich eingelebt hast.« An Tilla gerichtet erklärte er: »Hanni wohnt erst seit einer Woche hier.« Dann wandte er sich mit seiner Oma im Arm an die versammelte Runde: »Hanni hat recht. Leguane, Eidechsen und Geckos sind beeindruckende Geschöpfe, aber überhaupt nicht vergleichbar mit wilden Raubtieren wie Tigern.«

Jetzt wusste Tilla auch, wovon die Senioren gesprochen hatten. Timo führte einen kleinen Betrieb in Elzbach, den er Echsorado getauft hatte. Er hatte sich auf Reptilien spezialisiert und bot neben der Pflege und dem Verkauf auch Beratungen für Halter und Interessierte an. In seinem Geschäft fand man eine Vielfalt an Reptilien, von Lurchen bis zu Pythons. Tilla war einmal dort gewesen, weil sie mit dem Gedanken gespielt hatte, sich ein Chamäleon zuzulegen, doch kurz vor ihrem finalen Entschluss war ihr ein streunender Kater über den Weg gelaufen.