Last Bachelor Standing (3in1) - Nancy Warren - E-Book
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Last Bachelor Standing (3in1) E-Book

Nancy Warren

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Beschreibung

Drei gutaussehende Hockeyspieler, wetten gegeneinander, wer am längsten Junggeselle bleibt. IM BETT MIT DEM COACH Solche Männer kennt sie zur Genüge! Adam ist auch nur ein Macho, der sich nichts von einer Frau sagen lässt. Und doch - der Polizist geht Serena nicht aus dem Kopf. Als sie Hilfe braucht, eilt er herbei. Und plötzlich wird aus dem harten Typen ein zärtlicher Verführer … SIEBTER HIMMEL UND ZURÜCK? Milliardär Max Varo kennt nur eine Spielart: gewinnen. Aber bei der aufregend attraktiven Pilotin Claire Lundstrom, die ihn nur für den neuen Kollegen hält, spürt er zum ersten Mal: Verlieren kann sexy sein. Besonders, wenn er dabei sanft in Claires Armen landet … VORSICHT, FUNKENFLUG! Bei Dylan cool bleiben? Unmöglich findet Cassie. Es ist ein Akt der Nächstenliebe, dass er ihr dabei hilft, ihr altes Haus zu sanieren. Aber es ist ein Akt der Leidenschaft, was sie in jedem Zimmer treiben! Und es ist verdammt unvorsichtig von ihr, sich in ihn zu verlieben …

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Seitenzahl: 523

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Impressum

HarperCollins Copyright © 2020 by Mira Taschenbuchverlag in der HarperCollins Germany GmbH Titel der amerikanischen Originalausgaben: "Game on" "Breakaway" "Final Score" Copyright © 2014 by Nancy Warren erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with Harlequin Enterprises II B.V./SARL Coverabbildung: GettyImages Coverdesign: HarperCollins Germany GmbH, Hamburg / Deborah Kuschel www.harpercollins.de Werden Sie Fan von HarperCollins Germany auf Facebook!

Nancy Warren

Last Bachelor Standing (3in1)

1. KAPITEL

„Hey, Dylan, schnapp dir den Feuerlöscher!“

June Shawnigan lachte, als sie den riesigen Geburtstagskuchen vorsichtig ins Wohnzimmer trug. Ihr Sohn Adam wurde heute fünfunddreißig und in den Gesichtern der anwesenden Frauen konnte June deutlich sehen, dass er jede von ihnen hätte haben können.

Adam war gut aussehend, charmant und intelligent – warum nur war er noch immer Single? Es war schwer zu verstehen.

June war sich sicher, dass Adam von der Party nicht wirklich überrascht worden war. Ganz sicher hatte er geahnt, dass sie etwas plante. Schließlich war er nicht ohne Grund bei der Kriminalpolizei. Ihm machte niemand so schnell etwas vor. Doch eine Überraschung hatte sie noch in petto …

Nachdem alle mit Kuchen versorgt worden waren, dimmte Adams Vater Dennis das Licht und legte einen Film in einen alten Videorecorder ein.

„Oh, nein!“, Adam lachte laut auf, als die ersten Bilder auf dem Fernseher erschienen. Es war die Feier zu seinem fünften Geburtstag, die seine Eltern damals gefilmt hatten. Er saß zwischen seinen Freunden Max und Dylan auf einer Picknickdecke.

„Adam, wie alt bist du heute geworden?“, hörte man Junes Stimme.

„Ich bin fünf“, antwortete Adam, während er sich einen Hotdog griff.

„Und was willst du später einmal werden?“

„Polizist“, sagte Adam und biss in das Brötchen. „Wie Dad.“

„Und du, Dylan?“, hörte man June weiterfragen. Adams Freund tippte sich an den roten Helm, den er auf dem Kopf trug, und grinste breit. „Feuerwehrmann.“

Und auch Max Varo, der dritte der Jungen, gab bereitwillig Auskunft: „Ich werde Astronaut“, sagte er voller Überzeugung.

„Genau“, rief der erwachsene Max in die Runde. „Oder Millionär.“ Alle im Raum lachten. Millionär werden – das hatte Max geschafft.

June stoppte das Band und die Feier nahm ihren Lauf. Etwas später ging sie zu ihrem Mann hinüber und seufzte leise. „Ich verstehe einfach nicht, warum keiner von ihnen verheiratet ist. Sie sind so wunderbar. Ist das vielleicht ein Wettbewerb? Wer von ihnen am längsten ungebunden bleibt?“

Dennis verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln und nickte. „Weißt du was? Genau das habe ich mich auch schon gefragt. Und es könnte sein, dass du recht hast.“

„Ich kann das nicht!“

Der Mann auf dem Podium machte zwei Schritte vom Mikrofon weg, schnaubte leise und ging die Treppe hinunter. Dann ließ er sich neben Serena Long auf einen Stuhl fallen.

Sie lächelte. „Okay. Du kannst also keine Rede vor den Menschen halten, die deine Firma unterstützen. Was denkst du, hat das für Konsequenzen?“

Marcus Lemming wischte sich mit zittrigen Fingern den Schweiß von der Stirn. „Es klingt albern, ich weiß. Ich führe ein millionenschweres Unternehmen. Ich bin ein Computergenie. Aber wenn ich eine Rede halten soll, dann fühle ich mich, als müsste ich sterben.“

„Ich weiß“, antwortete Serena. „Deshalb hast du mich engagiert. Ich bin die Frau, die dir jede Angst vor dem Sprechen nehmen soll, schon vergessen? Und ich bin gut. Also pass auf: Ich möchte, dass du in die Angst hineinatmest.“

Marcus starrte sie an. „Wie bitte?“

„Atmen. Spür die Angst. Und die Kraft, die darin steckt. Wir werden diese Kraft dann positiv nutzen. Niemand kann dein Unternehmen so gut repräsentieren wie du selbst.“

Marcus lachte hart. „Ich könnte eine unglaublich überzeugende Email schreiben. Wieso ist damit eigentlich niemand zufrieden?“

Serena lachte. „Ich verspreche dir, wenn du mit mir zusammenarbeitest und dich an das hältst, was ich dir sage, dann überwindest du deine Ängste.“

„Garantiert?“

„Ja.“

„Ich kann nicht einmal vor einer einzigen Person sprechen. Wie soll ich dann vor Hunderten wichtigen Leuten stehen? Und wissen, dass die Rede auch noch im Fernsehen gesendet wird?“

„Wir fangen klein an. Ich hole dir ein Glas Wasser und dann liest du mir deine Rede einfach vor.“

Serena konnte sich auf die Bedürfnisse ihrer Klienten einlassen. Das war ihre große Stärke. Sie zweifelte nicht daran, dass ihr das auch bei Marcus gelingen würde.

Auf dem Weg in die Küche klingelte ihr Handy. Es war Max Varo.

„Hi, Max, schön, dich zu hören“, sagte Serena. „Wie geht es dir?“

Die beiden kannten sich seit dem Studium und waren seither gute Freunde.

„Mir ging es nie besser“, sagte Max. „Hör zu, Serena, ich brauche deine Hilfe. Ich spiele Eishockey in einer Amateurmannschaft und einer unserer wichtigsten Spieler kämpft mit Lampenfieber. Es stehen wichtige Spiele an und wir können uns nicht erlauben, dass er deshalb ausfällt. Da dachte ich an dich.“

„Ich bin kein Sportcoach“, antwortete Serena stirnrunzelnd.

Max lachte. „Serena, du könntest jeden coachen. Aber es gibt noch etwas: Ich kann dir nichts dafür zahlen. Es wäre ein Freundschaftsdienst.“

Serena lachte. „Klingt verlockend. Aber wenn ich nicht bezahlt werde, dann stehe ich auch nicht unter Druck, es schaffen zu müssen, oder?“

Max stimmte ins Lachen ein. „Richtig. Also versuchst du es?“

„Wenn ich dir damit einen Gefallen tun kann, ja. Ich habe aber keine Ahnung von Eishockey.“

„Das brauchst du auch nicht. Es geht nur um das Lampenfieber.“ Max machte eine kurze Pause und Serena hörte die Erleichterung in seiner Stimme, dass sie zugesagt hatte. „Adam freut sich schon auf die Zusammenarbeit mit dir. Danke, Serena.“

Adam liebte Eishockey. Bei diesem Sport konnte er alle Sorgen vergessen. Die meisten anderen in der Mannschaft waren ebenfalls Polizisten oder Feuerwehrmänner. Max war über Umwege hineingekommen, weil er nur freiwilliger Feuerwehrmann war, aber er hatte die Mannschaftstrikots bezahlt und das hatten die Hunter Hurricanes nicht ablehnen können.

Adam war Mittelstürmer und er konnte es kaum erwarten, dass endlich die Endspiele in diesem Jahr begannen. Jetzt, während des Trainings, spürte er, wie gut sie vorbereitet waren. Mit Dylan und Max an seiner Seite konnte nichts passieren. Sie würden die Meisterschaft gewinnen. Das viele Training würde sich dieses Mal auszahlen.

„Adam, warte kurz.“ Max fing ihn in der Umkleidekabine ab. „Ich muss mit dir reden.“

Auch Dylan kam dazu und mit gerunzelter Stirn hörte Adam sich an, dass sein Freund für ihn einen Termin mit einem Coach vereinbart hatte.

„So ein Blödsinn. Ich brauche niemanden, der mir sagt, wie ich auf dem Feld aufzutreten habe. Hast du nicht mitbekommen, wie viele Tore ich in dieser Saison bereits gemacht habe?“

Dylan musterte ihn prüfend. „Und was war mit den Endspielen in der letzten Saison?“

Adam spürte, wie sich etwas in seinem Magen zusammenzog. Die verdammten Endspiele im letzten Jahr … Er straffte sich. „Das lag an einem Infekt. Ich war nicht gut drauf.“

„Und im Jahr davor?“

Das Unwohlsein verstärkte sich. „Okay, vielleicht ist meine Konzentration nicht immer die beste.“

„Hör auf, dir etwas vorzumachen“, sagte Dylan energisch. „Jeder hätte die Tore gemacht, die du letztes Jahr vergeben hast. Du hast versagt. Das ist nicht schlimm, aber in diesem Jahr wollen wir gewinnen.“

„Ach, denkst du, ich will das nicht?“ Er war nicht nur Mittelstürmer, er war auch Mannschaftskapitän. Natürlich wollte er gewinnen!

„Wenn das so ist, dann solltest du den Termin bei Serena wahrnehmen“, sagte Max ruhig. „Sie freut sich darauf, mit dir zu arbeiten.“

Adam schnaubte verächtlich. Dann zuckte er widerwillig mit den Schultern. „Meinetwegen. Hoffentlich ist sie wenigstens heiß.“

2. KAPITEL

Serena fröstelte. Es war halb sechs am Morgen und um diese Zeit war sie weder wild darauf, das Haus zu verlassen, noch wünschte sie sich, eine Eishalle zu betreten. Aber sie hatte es Max versprochen …

In der Halle war es sogar noch kälter als draußen und außer ihr war niemand auf der Zuschauertribüne. Einige Spieler trainierten komplizierte Spielzüge. Sie konnte Max zwischen ihnen ausmachen und wenn sie sich nicht täuschte, dann musste der große Mittelstürmer Adam sein. Der Mann, der ihre Hilfe benötigte.

Sie wartete, bis das Training beendet war. Als das Feld sich langsam leerte, erhob sich Serena und ging auf Max und Adam zu. Ein dritter Mann, wahrscheinlich deren Freund Dylan, stand ebenfalls bei ihnen. Doch Serena hatte kaum einen Blick für ihn.

Ihre ganze Aufmerksamkeit galt Adam. Max hatte ihr einiges über ihn erzählt – wie er spielte, wie er sich in seinem Beruf machte –, aber er hatte ihr verschwiegen, was für ein gut ausse­hender Mann er war. Mit seiner großen, athletischen Statur erinnerte er Serena an eine Figur aus der Mythologie und selbst jetzt, verschwitzt vom Training und außer Atem, war er atemberaubend sexy.

In dem Moment, als ihre Blicke sich trafen, spürte Serena einen heißen Schauer auf der Haut. Es war, als würde Adam ihr direkt in die Seele schauen.

Seine Augen waren tiefblau und sein Blick von einer kühlen Intensität, die keine Emotionen verriet. Hätte Max ihr nicht erzählt, dass Adam Polizist war, Serena hätte entweder dies oder einen Job beim Militär vermutet. Er hatte die wachsame, ruhige Art, die für diese Berufe typisch war. Sein Gesicht war klar definiert und auf den Wangen zeigten sich Bartstoppeln, die Serena ebenso anziehend fand wie das deutliche Grübchen an seinem Kinn.

Am überraschendsten aber war Adams Mund. Seine Lippen wirkten so voll und sinnlich, dass Serena kaum den Blick von ihnen abwenden konnte. Wie es wohl wäre, diese wunderschönen Lippen zu küssen …?

Rasch wandte sie sich Max zu, der sie anlächelte. „Darf ich vorstellen: Serena Long. Serena, das ist Adam. Er freut sich sehr, dass du ihm helfen wirst.“

Adam öffnete den Mund und Serena hätte wetten können, dass er kurz davor war zu sagen: „Das tue ich nicht!“ – doch dann blickte er zu Max und verkniff sich den Kommentar.

„Hallo“, sagte er stattdessen. Seine Miene blieb jedoch finster.

Das sollte also der Mann sein, der gerne mit ihr zusammenarbeiten wollte? Max musste sie angelogen haben.

„Also, wann möchtest du starten?“, fragte Max.

„Vielleicht in ein paar Wochen“, murmelte Adam.

Serena straffte sich. „Ich bin um kurz vor fünf aufgestanden, um herzukommen. Wir fangen direkt jetzt an.“

Adam starrte sie verblüfft an. „Ich kann nicht. Ich muss zur Arbeit.“

Serena verzog die Lippen zu einem kühlen Lächeln. „Ich gehe davon aus, dass eine halbe Stunde Zeit drin ist, oder?“

Max wandte sich an Adam. „Nur damit du es weißt: Das Team hat beschlossen, jemand anderen für dich aufzustellen, wenn du diese Zusammenarbeit ablehnst.“

Adam schnaubte leise. „Wie bitte? Dylan, stimmt das?“

Sein Freund nickte. „Es geht um das Team. Also gib dir einen Ruck.“

Adam blickte zu Serena hinüber und nickte steif. „Also gut. Dreißig Minuten.“

Dylan lachte leise. „Adam, sieh es mal so: Zumindest ist dein Wunsch in Erfüllung gegangen.“

Irgendetwas an Serena machte Adam unruhig. War es ihre schwarze Kleidung? Ihre selbstsichere Ausstrahlung? Er fühlte sich an Madame D erinnert, eine Domina, mit der er durch seine Polizeiarbeit einmal in Kontakt gekommen war. Und nichts davon trug dazu bei, dass er sich wohl fühlte – auch, wenn Serena selbst umwerfend hübsch war.

„Gehen wir zum Café an der Ecke“, sagte er. „Ich dusche mich schnell und bin in zehn Minuten zurück.“

Serena nickte kühl.

Als er nach 15 Minuten wieder zurückkehrte, hatte Serena einen Laptop vor sich und unterhielt sich über ein Headset. Sie blickte auf, als er auf sie zukam.

„Ich muss Schluss machen“, hörte Adam sie sagen. „Ich habe jetzt einen Termin mit einem Klienten und ich möchte ihn nicht warten lassen.“

Autsch.

Serena packte ihre Sachen zusammen und danach betraten sie schweigend das Café. Adam beobachtete Serena aus den Augenwinkeln. Sie war wirklich sexy mit ihrer guten Figur, den langen schwarzen Haaren und dem leicht schwingenden Gang, der ihre Hüften betonte. Trotzdem – sie wirkte wie eine Frau, von der man besser die Finger ließ. Adam hatte nicht vor, sich die Finger zu verbrennen.

Er bestand darauf, den Kaffee zu bezahlen. Serena setzte sich an den viel zu kleinen Tisch, nahm ihre Tasse und blickte Adam prüfend an. „Und? Wie lange möchtest du dieses Spiel um Macht und Kontrolle weiterführen?“

Er war so überrascht, dass er fast seinen Kaffee verschüttet hätte. Woher wusste sie, dass er die Kontrolle über die Situation wahren wollte?

„Ich brauche keinen Mentalcoach“, sagte er schließlich.

„Max behauptet etwas anderes“, entgegnete Serena. „Und ehrlich gesagt: Ich denke, er hat recht.“

Adam musste sich zusammenreißen. Zu verführerisch war der Blick auf ihre sinnlichen Lippen und auf das Spiel des Lichtes, das sich in ihrem dunklen Haar verfing. Ihre Fingernägel waren ein wenig länger als nötig und für einen winzigen Moment war da diese Fantasie, wie es sich anfühlen würde, wenn sie damit über seinen Rücken strich, sich an ihm festkrallte, im Taumel der Lust. Adam blinzelte, um die Gedanken aus dem Kopf zu bekommen. „Ich war im letzten Jahr einfach nicht auf der Höhe. Deshalb haben wir die Play-Offs nicht gewonnen. Max soll sich nicht so aufspielen.“

„Das Team ist anderer Meinung. Deine Mitspieler denken, dass es die Aufregung war. Letztes Jahr. Und das Jahr davor.“

Adam schnaubte gereizt. „Es ist nur ein Amateurwettbewerb, es geht um Spendengelder. Und alle tun so, als würde die Welt davon abhängen.“

„Wenn es nicht so wichtig ist, warum macht es dich dann so wütend?“ Serena lächelte. „Im besten Fall kann ich dir helfen. Und im schlechtesten Fall bleibt alles, wie es ist. Du hast nichts zu verlieren.“

„Was springt für dich dabei raus?“

Serenas Lächeln wurde breiter. „Ich tue Max einen Gefallen.“

Adam spürte einen Funken Eifersucht und kam sich selbst albern vor. Was auch immer Max und Serena verband, es ging ihn nichts an.

Er nahm noch einen Schluck Kaffee. „Gut. Angenommen, wir versuchen es. Kannst du mir garantieren, dass wir das Endspiel gewinnen?“

Serena lachte auf. „Oh, ich bin keine Hellseherin. Aber ich verspreche dir, dass du bestmöglich spielen wirst. Und dass du deinem Erfolg nicht selbst im Wege stehen wirst.“

Adam spürte einen unangenehmen Kloß im Hals. Stimmte das? Stand er sich selbst im Weg?

Serena nahm einen Terminplaner aus der Tasche. „Pass auf. Die erste Aufgabe stelle ich dir jetzt. Du wirst sie erledigt haben, bis wir uns wiedersehen. Passt es dir morgen zum Lunch?“

„Was für eine Aufgabe?“

„Ich möchte, dass du das Endspiel des letzten Jahres in allen Details noch einmal durchgehst und die Fehler durch positive Bilder ersetzt.“

Adam lachte. „Ich kann mich daran kaum noch erinnern.“

Serena musterte ihn mit einem tiefen Blick. „Oh doch, das kannst du. Weil du dich nächtelang damit gequält hast, immer und immer wieder die gleichen Bilder im Geiste abzuspulen. Szenen, in denen du versagt hast. Fehler, die du begangen hast. Lass uns nicht so tun, als wäre es anders.“

Verdammt, sie hatte recht. Und schon beim bloßen Gedanken daran, sich noch einmal mit dem misslungenen Finale auseinandersetzen zu müssen, wurde Adam flau.

„Ich werde es versuchen“, sagte er mit belegter Stimme.

Serena schüttelte den Kopf. „Versuchen genügt nicht.“

„Okay, ich mache es.“

„Prima.“ Serena warf einen Blick auf die zierliche goldene Uhr an ihrem Handgelenk. Adam biss sich auf die Unterlippe. Die Uhr sah teuer aus. War sie das Geschenk eines Liebhabers, eines Freundes? Vielleicht sogar von Max? Er konnte jede verdammte Uhrenfabrik in der Schweiz kaufen, wenn er Lust dazu hatte. Und die Uhrmacher noch dazu.

„Unsere Zeit ist um“, sagte Serena. „Bis morgen.“

Adam erhob sich und Serena reichte ihm die Hand. Für einen Moment wurde ihm heiß, als ihre Finger sich berührten.

Serena lächelte. „Oh, was ich noch fragen wollte: Von welchem Wunsch hat Dylan vorhin gesprochen?“

Adam zögerte einen Moment. Dann lehnte er sich ein Stück zu ihr hinüber. „Ich habe gehofft, dass der Coach, mit dem ich arbeiten soll, wenigstens heiß aussieht.“

Serenas Gesicht blieb völlig unbeeindruckt. „Schön zu hören, dass Dylan der Meinung ist, ich sei heiß.“

Adam lächelte. „Oh, ich bin mir sicher, mit der Meinung ist er nicht alleine.“

3. KAPITEL

Am liebsten hätte Serena sich an diesem Abend nur noch aufs Sofa gelegt. Sie war fürchterlich müde – doch ihr Blog wartete auf sie.

Negative Gedanken bringen dich nirgendwohin, dachte sie, holte sich ein Glas Wein und machte sich an die Arbeit. Sie wusste, dass sie nur so erfolgreich war, weil sie ihr Talent mit viel Selbstdisziplin und positiver Grundeinstellung zusammenbrachte. Sie konnte es sich nicht erlauben, von ihren Prinzipien abzuweichen. Und dazu gehörte auch die Aktualisierung des Blogs jeden Montag.

Die Frau auf ihrer Website wirkte, als wäre sie das Selbstbewusstsein in Person. Serena hatte dem Fotografen einen Haufen Geld dafür gezahlt, um diesen Eindruck im Foto rüberzubringen. Doch noch immer lauerte tief in ihr die Angst, dass irgendwann jemand dahinterkommen könnte, dass auch sie mit Zweifeln kämpfte. Dass in ihr ein kleines Mädchen steckte, das Angst hatte.

Sie schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen an ihre Kindheit zu vertreiben. Worüber könnte ich schreiben?

„Negative Gedanken“. Die Worte tippten sich wie von selbst. Und zugleich tauchte vor ihrem inneren Auge das Bild von Adam auf. Welche negativen Gedanken quälten ihn? Welche Geheimnisse verbarg er? Wenn Serena während ihrer Arbeit mit Menschen eines gelernt hatte, dann das: Jeder hatte Geheimnisse.

Was Adam anging, so würde sie herausfinden, was genau ihn blockierte. Es reizte sie, mit ihm zu arbeiten, denn er erinnerte sie in gewisser Weise an sich selbst: Man kam nicht leicht an ihn heran.

Ein weiteres Bild schob sich in ihre Gedanken: Adam, nackt, unwiderstehlich. Ein Mann, der sich nahm, was er wollte. Serena spürte ein Prickeln auf der Haut und schüttelte den Kopf.

Stopp!

Adam war ein Klient, kein potenzieller Liebhaber. Sie hatte keine Zeit für Spielchen, so verlockend die Fantasie auch sein mochte.

Sie konzentrierte sich wieder auf den Blogeintrag, stellte den Artikel online und beschloss, noch in Ruhe zu essen, bevor sie schlafen ging. Ein weiterer Tag wartete auf sie. Und Serena wäre nicht Serena, wenn sie nicht fest vorgehabt hätte, das Beste daraus zu machen.

„Ich habe dich nicht überrumpelt!“ Entrüstet schob Max einen Sessel zur Seite. Adam hatte ihn und Dylan angerufen und um Hilfe gebeten. Seit Monaten schon wollte er endlich den Dielenboden in seinem Haus auf Vordermann bringen. Heute hatte er beschlossen, dass dies die beste Methode war, um das Durcheinander in seinem Kopf unter Kontrolle zu halten.

„Du hast einen Coach engagiert, ohne das vorher mit mir abzuklären. Es war alles schon beschlossene Sache.“

„Sie arbeitet mit dir, weil sie uns einen Gefallen tun möchte.“

„Du hättest mich warnen müssen, dass sie heute beim Training auftauchen würde! Ich war nicht darauf eingestellt.“ Beim bloßen Gedanken daran, wie Serena ihn gemustert hatte, lief Adam ein Prickeln über die Haut.

„Die meisten Leute würden sich freuen, wenn man ihnen einen Profi an die Seite stellt.“

Adam unterdrückte einen Fluch. Er verstand sich selbst nicht mehr. Serena brachte ihn durcheinander. Normalerweise konnte er sich mit Blockaden auseinandersetzen, doch diese Situation war völlig neu für ihn. „Warum tut sie dir den Gefallen?“, fragte er.

Dylan lachte. „Ach, daher weht der Wind!“

Max blickte Adam prüfend an. „Was hat Serena denn dazu gesagt?“

„Sie meinte, sie würde alles für dich tun.“

Max’ Gesicht blieb unbewegt. „Das ist nett von ihr“, sagte er schlicht.

„Du weichst aus“, sagte Dylan lachend. „Eigentlich möchte Adam wissen, ob ihr beide was miteinander hattet. Weil er sie nämlich heiß findet.“

„Blödsinn!“ Adam schnaubte leise. Dann legte er den Kopf schief. „Okay, vielleicht ein bisschen.“

„Ihr sollt an deinem Problem arbeiten, keine Dates haben“, sagte Max trocken.

„Mich interessiert es trotzdem“, entgegnete Adam.

Max lächelte geheimnisvoll. „Und ich denke nicht, dass dich das etwas angeht. Und jetzt lasst uns hier weitermachen, sonst werden wir nie fertig.“

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Möbel aus dem Wohnzimmer geräumt hatten. Während einer Pause in der Küche stieß Adam Dylan den Ellbogen in die Seite. „Was meinst du?“, fragte er leise. „Hat Max mit ihr geschlafen?“

„Schwer zu sagen.“ Dylan nahm einen Schluck von seinem Bier. „Was hätte Max einer Frau schon zu bieten, außer Superhirn, Charme und Millionen auf dem Konto? Ich bin gespannt, ob ihr beide zu Rivalen werdet. Ich wüsste nicht, auf wen ich wetten sollte.“

Adam unterdrückte einen Fluch. Max war ein Frauentyp, ja. Aber die eigentlich interessante Frage war, ob Serena darauf angesprungen war. Das würde sich jedoch nicht so schnell klären lassen.

Er ließ den Blick über den Fußboden und die Wände wandern. Das alte Haus, das er im letzten Jahr gekauft hatte, machte noch immer jede Menge Arbeit. Aber zum ersten Mal war er froh darüber, denn das würde ihn wenigstens von den Gedanken an Serena ablenken. Und davon, Spekulationen anzustellen, die ihn nicht weiterbrachten.

4. KAPITEL

Natürlich hatte Serena Long eine Website. Adam unterdrückte einen Seufzer. Er hatte damit gerechnet, als er begann, sie über Google zu suchen.

Was Serena anpackte, schien sie richtig zu machen. Und diese Website spiegelte pure Professionalität wider. Adam musterte das Foto. Sie wirkte darauf zielstrebig, elegant – und unglaublich sexy. Dylan hatte recht, er wollte diese Frau. Sie faszinierte ihn und trotzdem warnte sein Inneres ihn vor ihr.

Adam klickte auf den Blog, der zu Serenas Website gehörte, und fand einen aktuellen Eintrag. Den musste sie heute erst geschrieben haben.

„Negatives Denken“, murmelte Adam, als er die Überschrift las, und unterdrückte ein heiseres Lachen. Genau darüber hatten sie beide doch heute gesprochen? Er begann zu lesen und erwartete einen seichten Artikel, doch einmal mehr überraschte sie ihn. Sie verwies auf Studien zur Hirnforschung und auf die Möglichkeiten der Verhaltensänderung, die schon B. F. Skinner untersucht hatte. Adam hatte sich auf dem College damit beschäftigt.

Er las weiter und kam an eine Stelle, an der Serena davon schrieb, dass negatives Denken auch immer einen Gewinn für die betroffene Person bedeutete. Adam schnaubte laut. Was für ein Blödsinn! Wieso sollte er davon einen Vorteil haben, sich immer und immer wieder bei den Endspielen zum Vollidioten zu machen?

In jedem dieser wichtigen Spiele hatte er zu zittern begonnen und Atemnot bekommen. Er konnte sich noch so oft einreden, dass es ein Infekt gewesen war oder aber ein generelles Fitnessproblem. Wenn er ganz ehrlich war, dann wusste er, dass das Problem tiefer saß. In seiner Seele.

Das Team würde ihn ersetzen, wenn er sein Lampenfieber nicht in den Griff bekam. Ihm blieb also nichts anders übrig, als mit Serena zu arbeiten. Trotzdem – der Gedanke, er würde von den Niederlagen profitieren, war lächerlich.

Adam schaltete den Computer aus und ging ins Bett. Eine Weile wälzte er sich hin und her, doch der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Fluchend knipste er das Licht wieder an, holte Zettel und Stift und machte sich an die Aufgabe, die Serena ihm gegeben hatte. Und während er das Endspiel noch einmal in Gedanken durchging und alle negativen Erinnerungen durch positive ersetzte, merkte er, dass er sich auf das Wiedersehen mit Serena freute. Nicht nur, weil er hoffte, dass sie sein Problem wirklich lösen konnte, sondern weil er mehr über sie wissen wollte. Alles, um genau zu sein. Er fand sie unglaublich sexy mit ihrer coolen, distanzierten Art. Adam brannte darauf, herauszufinden, welches geheime Feuer in Serena loderte.

Serena liebte es, sich im Fitnessstudio auf dem Crosstrainer zu verausgaben. Es tat ihr gut, war ein effektives Ganzkörpertraining und sie konnte über den Fernseher alle wichtigen Nachrichten des Tages mitbekommen. Die perfekte Kombination.

An diesem Morgen kam eine Meldung über das Unternehmen von Marcus, ihrem Klienten, in den Nachrichten. Marcus war der klassische Fall eines Computerfreaks, der es mit seinen Ideen und cleveren Strategien zum Millionär gebracht hatte. Seine Unsicherheit vor Publikum würden sie schnell in den Griff bekommen.

Adam hingegen war ein viel schwierigerer Fall. Er war gut aussehend, beliebt und hatte sicher nie Probleme mit sozialen Kontakten gehabt. Warum sollte ein Mann wie er unter Lampenfieber leiden?

Nach einer Dreiviertelstunde beendete Serena das Training und ging zu den Gewichten hinüber. Ihr Trainer, Tim Patterson, lächelte sie an. Natürlich war er einer dieser Männer mit perfekt durchtrainiertem Körper – und er wusste, dass er gut aussah. Serena nahm einmal im Monat eine Einzelstunde bei ihm, damit sie Abwechslung in ihre Routine bekam. Mit der Zeit hatte sich eine lockere Freundschaft zwischen ihnen entwickelt.

„Wie geht es dir, Serena?“, fragte er.

„Hi, Tim“, antwortete sie. „Danke, mir geht es blendend.“

Er beobachtete sie beim Training mit den Gewichten, korrigierte kurz ihre Haltung und nickte ihr dann aufmunternd zu. „Weiter so, das sieht gut aus.“ Er beugte sich ein wenig zu ihr vor. „Übrigens – dein Verehrer hat seine Arbeitszeiten geändert, damit er jeden Morgen hier mit dir zusammen trainieren kann.“

Serena schnappte nach Luft und blickte unauffällig zu Stanley Wozniak hinüber, der noch auf dem Crosstrainer schwitzte. Sie wusste, dass er ein wenig in sie verliebt war, aber er war bisher immer zu schüchtern gewesen, sie anzusprechen – zum Glück …

„Ernsthaft?“, flüsterte sie. „Das glaube ich nicht. Woher weißt du das?“

„Er hat es mir erzählt.“ Tim grinste breit. „Mal ehrlich, Stan ist ein netter Kerl. Du könntest es weitaus schlechter treffen.“

„Absolut nicht mein Fall, tut mir leid“ Serena stemmte die Gewichte energisch in die Höhe. „Warum ist der zweite Satz eigentlich immer so viel schwerer als der erste?“

„Weil deine Muskeln schon ermüden. Bleib dran, du machst das prima.“

Tim klopfte ihr noch einmal auf die Schulter und ging weiter. Serena aber wurde nicht mehr los, was er gesagt hatte. Vielleicht war es an der Zeit, Stanley unauffällig wissen zu lassen, dass sie einen Freund hatte. Auch wenn das eine Lüge war.

Selbst wenn sie Interesse an Stan gehabt hätte, ihre Karriere ging vor. Sie hatte einfach keine Zeit für Dates, geschweige denn für eine Beziehung.

Ganz plötzlich tauchte Adam vor ihrem inneren Auge auf und sie biss sich auf die Unterlippe. Nein! Sie hatte keine Zeit für einen Mann. Mochte er auch noch so attraktiv sein. Das Wichtigste im Moment aber war, Stan klarzumachen, dass es keinen Sinn hatte, länger auf sie zu hoffen. Sie würde ihn verletzen müssen und das war kein schöner Gedanke. Aber es war das Beste für sie beide.

Als Stan nach dem Training aus der Männerumkleide kam, stand Serena bereits im Foyer, hielt sich das Handy ans Ohr und tat so, als würde sie ein Gespräch führen.

„Okay, Darling“, sagte sie so laut, dass Stan es hören musste. „Ich bringe den Wein mit und du kümmerst dich um die Steaks.“ Sie lachte sanft. „Ich liebe dich auch, Adam.“ Dann legte sie auf.

Adam?

Der Name war ihr einfach so über die Lippen geflossen. Oh Gott, warum nur wurde sie den Gedanken daran nicht los, wie es wäre, wenn Adam und sie wirklich …

Stan ging mit einem so traurigen Gesicht an ihr vorbei, dass Serena sich schlagartig schlecht fühlte. Doch sie hatte es tun müssen. Nun allerdings musste sie sich Gedanken darüber machen, wie sie ihr Faible für Adam wieder loswurde. Sie konnte es sich nicht erlauben, sich in Klienten zu verlieben. Mochte er auf seine raue Art auch noch so faszinierend sein.

Sie schnappte sich ihre Sporttasche und fuhr ins Büro. Lisa, ihre Assistentin, wartete bereits auf sie. Lisa war Anfang zwanzig, Psychologin und mit ihrem Enthusiasmus und Arbeitseifer die perfekte Ergänzung.

„Und, was liegt an?“

Lisa lächelte. „Ich bin die Mails durchgegangen. Marcus Lemming hat um einen kurzfristigen Termin mit dir gebeten. Er kommt um elf Uhr vorbei. Außerdem gab es noch eine Anfrage von einem Ingenieursbüro. Ich habe sie dir weitergeleitet.“

„Wunderbar, danke!“

Serena drehte sich um, doch sie kam nur einige Schritte weit.

„Oh!“ Lisas Stimme klang plötzlich besorgt.

Serena wirbelte herum. „Was ist los? Mal wieder eine Mail von irgendeinem Perversen? Lösch sie einfach.“

Lisa blickte zu ihr hinüber. Sie war kreidebleich. „Serena, wir wissen beide, dass gelegentlich Mails von irgendwelchen Typen kommen, die dich anmachen wollen. Aber das hier scheint etwas anderes zu sein.“

Mit wenigen Schritten war Serena zurück am Schreibtisch und blickte über Lisas Schulter auf den Bildschirm.

Interessanter Blogeintrag, Serena. Negatives Denken beschäftigt dich also? Dann wirst du ab sofort sehr viel Gelegenheit dazu bekommen. Ich bin gespannt, ob du stärker bist als die Angst, die ich in dir auslösen werde. Sieh dich vor, du Miststück. Ich bin überall. Und ich werde dir zeigen, was wirkliche Angst ist.

5. KAPITEL

Serena zwang sich, tief durchzuatmen, und trat einen Schritt zurück. „Merkwürdiger Humor.“

Lisa lachte heiser auf. „Besonders witzig finde ich das nicht. Hast du jemanden verärgert?“

Serena schüttelte ratlos den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste. Ich bin ein Coach, ich helfe den Menschen dabei, sich auf Positives zu fokussieren. Ich wüsste nicht, wer mir das übel nehmen könnte.“

Für einen kurzen Moment dachte sie an Adam, doch sie verwarf den Gedanken sofort wieder. Das war absurd. Er war nicht wild darauf, mit ihr zu arbeiten, aber er war offen mit seiner Frustration umgegangen und außerdem Polizist. Er würde sich ganz sicher nicht hinter einer feigen Email verstecken.

„Du solltest die Polizei verständigen“, sagte Lisa.

Serena schüttelte den Kopf. „Unsinn, ich lasse mir doch von so etwas keine Angst machen!“

„Wie du meinst. Aber ich archiviere die Mail. Nur für den Fall, dass noch mal etwas kommt.“

„Ich glaube nicht, dass der sich noch einmal meldet, wenn ich jetzt nicht reagiere“, antwortete Serena. Dennoch wurde sie das unbehagliche Gefühl den ganzen Tag über nicht mehr los. Auch Arbeit konnte sie nicht richtig ablenken. Ich werde dir zeigen, was wirkliche Angst ist.

Als Marcus Lemming das Büro betrat, zwang sie sich ein Lächeln auf das Gesicht und bot ihm einen Stuhl an. „Was kann ich für dich tun?“

Marcus hielt seine Laptoptasche so fest, als wäre sie der einzige Halt, den er auf dieser Welt hatte. Sein Blick huschte unruhig durch den Raum, doch er sah Serena nicht an. „Ich muss mit dir über Ängste sprechen“, sagte er.

Adam genoss die morgendliche Laufrunde in seinem Viertel.

Er war nie jemand gewesen, der sich für Fitnessstudios begeisterte. Er brauchte die frische Luft. Inzwischen kannte er die besten Laufstrecken der Stadt und er liebte es, immer wieder neue Wege zu erkunden.

Heute jedoch hing er seinen Gedanken noch mehr nach als sonst. Konnte es sein, dass negatives Denken sein Eishockeyspiel beeinflusste? Wie aber war es dazu gekommen? Warum hatte er Eishockey mit negativen Assoziationen verknüpft und es so lange nicht einmal bemerkt?

Das ergab keinen Sinn.

Adam schloss noch ein paar Liegestütze und Sit-Ups an und kehrte dann nach Hause zurück. Nach der Dusche blieb ihm noch eine gute halbe Stunde Zeit, bis er im Büro sein musste. Zeit für die wöchentliche Stippvisite in seinem Elternhaus, das auf dem Weg zur Arbeit lag.

Als Adam dort ankam, begrüßte seine Mutter ihn mit einer herzlichen Umarmung.

„Ich hatte so eine Ahnung, dass du heute vorbeischauen würdest“, sagte sie lächelnd. „Ich habe Muffins gebacken. Möchtest du?“

„Für mich macht sie so etwas nie.“, rief sein Vater aus der Küche.

Seine Mutter brach in Gelächter aus. „Du bekommst auch einen ab“, erwiderte sie.

Adam hatte sich schon oft gefragt, wie seine Mutter eine so perfekte Hausfrau sein konnte. Sie wirkte, als wäre sie einer Familienserie entsprungen. Die Ehe seiner Eltern war die glücklichste, die er jemals erlebt hatte. Es war ganz sicher nicht einfach, über vierzig Jahre miteinander auszukommen. Die beiden passten einfach zueinander.

Mit Blaubeermuffins und Kaffee versorgt setzten sie sich gemeinsam ins Wohnzimmer. Adam liebte es, ein wenig mit seinen Eltern zu plaudern. Es war immer harmonisch zwischen ihnen gewesen und er war dankbar, dass er eine so verlässliche und liebevolle Familie hatte.

„Was macht die Renovierung?“, fragte seine Mutter. „Können wir bald mit einer Familiengründung rechnen?“

Adam verschluckte sich fast an seinem Muffin, was seine Mutter zum Lachen brachte. „Ich weiß, du, Max und Dylan, ihr habt diesen Deal … Wer von euch am längsten Junggeselle bleibt. Aber im Ernst, gibt es keine interessante Frau in deinem Leben? Warum möchtest du nicht heiraten?“

„Ganz einfach“, entgegnete Adam lächelnd und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Du hast mich vollkommen verdorben. Wie sollte ich eine Frau finden, die dir auch nur annähernd das Wasser reichen kann?“

„Warum denn ausgerechnet über Angst?“

Serenas Tonfall war schärfer als gewohnt und Marcus zuckte zusammen.

„Du hast darüber gebloggt.“

Serena schluckte trocken und fasste sich an den Hals. „Du liest meinen Blog?“

„Natürlich. Das hast du mir doch empfohlen.“

Serena straffte sich. Sie musste aufhören, sich wegen dieser Email verrückt zu machen. „Natürlich, das hatte ich ganz vergessen. Entschuldige. Ich war nur so überrascht, dass du Zeit dafür gefunden hast.“ Sie setzte sich. „Okay, du möchtest also über Angst reden.“

„Ja, genau.“ Marcus atmete tief ein. „Weißt du, ich bin ein Computerfreak. Und ich hatte das Glück, mit meinem Wissen und Können ein Millionenunternehmen aufzubauen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie mir geschieht.“

Serena nickte. Sie hatte mit vielen Personen gearbeitet, die plötzlich erfolgreich geworden waren. Musiker, Sportler, Unternehmer. Viele von ihnen fühlten sich vom Erfolg überrollt.

„So etwas kann einem Angst machen“, sagte sie. „Und manchmal hat man das Gefühl, man hätte diesen Erfolg gar nicht verdient. Manche Menschen fangen dann an, sich selbst zu sabotieren.“

„Du meinst wie Trog in Third Circle?“

Das war ein von Marcus entwickeltes Computerspiel und Serena griff diesen Punkt gerne auf. „Ja. Ist es nicht so, dass dein Held in dem Spiel diverse Prüfungen überstehen muss, um ins nächste Level zu kommen?“

„Ja. Zum Beispiel muss er Todesmeteore zerstören.“

„So etwas meine ich. Wie wäre es, wenn deine Angst, vor Publikum zu sprechen, dein persönlicher Todesmeteor ist? Das ist die Aufgabe, die du zu erledigen hast. Wie kannst du sie bewältigen, um in das nächste Level zu kommen? Du weißt es, schließlich bist du der Held in deinem eigenen Spiel.“

Marcus nickte und ein Glitzern trat in seine Augen. „Ja. Das könnte ich mir vorstellen.“

„Wunderbar.“ Serena warf einen Blick auf die Uhr. Das Treffen mit Adam rückte näher. Sie stand auf. „Wie wäre es, wenn wir den nächsten Termin wieder hier im Büro vereinbaren? Ich glaube, es tut dir gut, gelegentlich herauszukommen.“

Marcus nickte erneut. „In Ordnung, ja.“

Serena begleitete ihn zum Empfangstresen, an dem Lisa vor dem Computer saß.

„Kannst du Marcus bitte einen weiteren Termin geben?“

Lisa lächelte. „Natürlich, sehr gerne.“ Ihr Blick glitt zu Marcus hinüber und das Lächeln wurde breiter. „Ich liebe Third Circle.“

Marcus schluckte und starrte nervös auf den Boden. „Tatsächlich? Cool.“

„Ja! Wann kommt die Fortsetzung?“

Bei diesen Worten kam Leben in Marcus. Serena hatte ihn noch nie so engagiert erlebt. „Wir arbeiten daran. Es wird der Wahnsinn. Aber es gibt noch ein paar Fragen, die geklärt werden müssen. Das Zombieblut macht Probleme. Wir wissen einfach nicht, welche Farbe wir ihm geben sollen.“

„Zombies haben Blut?“

„Gute Frage! Ich denke schon.“

Serena konnte kaum fassen, dass zwei erwachsene, intelligente Menschen sich so begeistert über Zombies unterhalten konnten, aber es brachte sie auf eine Idee.

„Marcus, warum liest du nicht einfach Lisa einmal deine Rede vor?“

„Was? Jetzt?“

Serena hatte einen späteren Termin gemeint, aber Lisa strahlte Marcus an. „Meinetwegen sehr gerne – es sei denn, du hast jetzt noch etwas vor?“ Marcus zuckte mit den Schultern. „Nein, ich erledige die meiste Arbeit nachts. Also kann ich dir die Rede vorlesen, wenn du möchtest.“

„Wunderbar! Ihr macht das schon“, sagte Serena und wandte sich zur Tür. „Ich bin gegen zwei zurück.“

Adam saß bereits in dem mexikanischen Restaurant, das er für das Treffen ausgewählt hatte, als Serena eintraf.

„Entschuldigung“, sagte sie. „Ich wurde von einer Zombie Apokalypse aufgehalten.“

Adam trug eine lässige Jeans und einen dunkelblauen Pullover, der seine muskulöse Figur betonte.

Bei ihren Worten hob er die Brauen. „Wie bitte? Bist du betrunken?“

Serena schüttelte lachend den Kopf. „Nein, keine Sorge.“ Sie setzte sich ihm gegenüber und warf einen Blick auf die Karte. „Gibt es etwas, was man hier unbedingt probiert haben muss?“

„Alles. Ich nehme die Enchiladas, die sind hervorragend.“

Serena nickte und entschied sich für einen Taco Salad. Während sie auf das Essen warteten, musterte sie Adam. „Und? Hausaufgaben erledigt?“

„Ja, Frau Lehrerin. Ich war ein braver Junge.“

Serena musste sich ein Lächeln verkneifen. Und gleichzeitig war sie erleichtert. Offensichtlich hatte Adam beschlossen, die Zusammenarbeit mit ihr nicht mehr als Kampf anzusehen. Das gab ihnen deutlich bessere Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein.

„Das klingt gut.“

Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Serena, ein mysteriöses Funkeln in seinem Blick zu erkennen, doch dann war es wieder verschwunden. Wahrscheinlich hatte sie sich nur getäuscht.

Sie straffte sich. „Und, hast du etwas Interessantes herausgefunden?“

„Du verlierst keine Zeit an Smalltalk, oder?“, entgegnete er.

„Nicht, wenn ich es vermeiden kann. Je früher wir wissen, wo bei dir das Problem liegt, desto schneller lösen wir es.“

„Glaubst du wirklich daran?“, fragte er.

Serena hob die Brauen. „Selbstverständlich. Meine gesamte Karriere baut darauf auf. Und ich bin erfolgreich, wie du weißt.“

Seine Augen … sie waren so tiefblau, dass Serena fast vergaß, dass es sich hier um ein Geschäftsessen handelte. Ein Prickeln rann ihr über die Haut und sie musste sich zusammenreißen, um sich nicht vorzustellen, wie es wäre, ein Date mit Adam zu haben. Die Sorte von Date, bei der beide das Essen stehen lassen, weil sie es nicht erwarten können, sich zu Hause endlich die Kleider vom Leib zu reißen …

„Vielleicht ist nicht jeder dafür geschaffen, Großartiges zu leisten?“

Serena war sich sicher, dass Adam mit ihr großartige Dinge im Bett anstellen konnte. Geschockt realisierte sie, dass sie die professionelle Ebene des Gesprächs in Gedanken schon längst verlassen hatte.

Sie räusperte sich. „Das mag sein. Ich denke, dass jeder Mensch das erreichen kann, was ihn glücklich macht. Und das kann sehr unterschiedlich aussehen. In deinem Fall aber ist irritierend, dass du das gesamte Jahr über exzellente Spiele bestreitest – nur in den Endspielen versagst du. Warum passiert das?“

Adam runzelte die Stirn. „Es war wirklich verrückt. Ich erinnere mich noch an jedes Detail des letzten Endspiels. Und als ich darüber nachdachte, wurde mir regelrecht körperlich übel. Ich musste mich zusammenreißen, um überhaupt Notizen zu machen.“

Serena legte den Kopf schief. „Erzähl mir, was passiert ist.“

„Es stand zwei zu zwei. Wir brauchten nur ein weiteres Tor. Die Chance war da! Wir hatten die Defensive ausgetrickst. Dylan hat mir den Puck zugespielt, ich hätte ihn nur noch ins Tor bringen müssen. Ein Kinderspiel!“

„Verstehe. Und was lief schief?“

Ein unterdrücktes Stöhnen löste sich aus Adams Kehle. „Ich habe den Puck nicht getroffen.“

„Wow. Das ist hart.“

„Ja. Ein Dreijähriger mit einem Plastikschläger hätte das Ding getroffen.“

„Interessant.“ Serena lehnte sich zurück. „Und was daran führt dazu, dass du dich schuldig fühlst?“

„Ich glaube, ich habe es einfach nicht verdient, dieses Spiel zu gewinnen“, entgegnete Adam.

„Wer sagt das? Wer hat so viel Macht über dich, dass du nicht mehr dein Bestes geben kannst?“

„Wenn ich das wüsste!“ Die Worte explodierten regelrecht aus Adam heraus. „Es liegt doch nur an mir. Ich habe diese Macht? Oder nicht?“

„Natürlich liegt die Kraft, all das zu ändern, in dir. Aber irgendjemand in deinem Unterbewusstsein sabotiert dich.“ Serena lächelte verständnisvoll. „Ich möchte, dass du dich in deinem Alltag beobachtest. Gibt es da eine innere Stimme, die dir immer wieder Chancen verleidet? Und wenn ja, an wen erinnert dich das? Sind es deine Eltern? Ehemalige Lehrer? Ein Chef? Irgendjemand, der Autorität besaß, hat dir etwas eingetrichtert. Du musst diese Person in dir finden. Nur so lässt sich das Problem endgültig lösen.“

„Und worauf muss ich da achten?“

„Wann hast du als Kind zu hören bekommen, dass Siege nicht wichtig sind? Oder dass du es nicht verdienst? Versuch, dich zu erinnern.“

„Und wie merke ich, dass ich auf der richtigen Spur bin?“

Serena lächelte. „Du wirst es merken, keine Sorge. Es ist ein Aha-Erlebnis. Dein ganzer Körper wird darauf reagieren.“

Adam musterte sie und erneut spürte Serena das heiße Prickeln auf der Haut. Sie genoss es, wenn er sie ansah, und musste sich zusammenreißen, es ihn nicht spüren zu lassen. Doch es war so schön, sich den Fantasien hinzugeben. Er und sie, alleine … in einem Bett …

„Hattest du einmal einen solchen Aha-Moment?“, fragte Adam, während sie aßen.

Serena musste lachen. „Irgendwann erzähle ich dir davon. Vielleicht.“

Sein Blick bekam eine warme Tiefe. „Ich hoffe, du erzählst mir noch viel von dir.“

Das war der Moment, in dem Serena begriff, dass sie Adam nichts entgegenzusetzen hatte. Er war einfach zu anziehend und die Magie zwischen ihnen deutlich zu spüren. Sie war sicher, dass es ihm ebenso ging. Und doch musste sie die Professionalität wahren.

Serena schob ihren Teller von sich weg. „Wie bist du zum Eishockey gekommen?“, fragte sie.

Adam lachte. „Weil es Spaß macht.“

„Prima. Das sind die besten Voraussetzungen für Erfolg. Was gefällt dir daran?“

Adam überlegte kurz. „Es geht um Strategie, das gefällt mir. Ein Team muss zusammenarbeiten, damit alles funktioniert.“

„Es geht also auch um eine gute Zeit mit den Kumpels?“

„Ja, natürlich.“

Serena nickte. „Gut, dann gebe ich dir jetzt deine nächste Aufgabe. Ich möchte, dass du dich ganz darauf konzentrierst, diese innere Stimme zu hören, die dir immer wieder dazwischenfunkt, wenn es um großen Erfolg geht. Darauf bauen wir dann auf.“

„Klingt gut. Ich gebe mir Mühe.“

„Außerdem bekommst du von mir ein paar Mantras“, fuhr Serena fort.

Adam zuckte zusammen. „Was?“

„Mantras. Affirmationen. Sie werden dir helfen, dich positiv zu fokussieren. Beispiele sind: ‚Es ist vollkommen in Ordnung, zu gewinnen. Ich darf mir erlauben, zu gewinnen. Eishockey macht Spaß, ich liebe es und nehme es locker.‘“

Adam lachte heiser auf. „Meine Teamkollegen werden mich für irre halten, wenn ich das vor dem Spiel vor mich hinmurmle.“

„Du kannst es auch einfach nur denken. Das genügt.“

Adam starrte auf die Tischplatte und schob gedankenverloren den Salzstreuer hin und her.

„Adam?“

Er blickte auf. „Ja?“

„Vertrau mir bitte einfach.“

„Wenn ich das nicht tun würde, dann wäre ich nicht hier.“

Serena spürte, wie sich eine angenehme Wärme in ihr ausbreitete. Es tat gut, diese Worte von ihm zu hören. Doch da war noch etwas in seinem Blick: eine tiefe Sehnsucht. Verlangen. Er wollte sie genauso, wie sie ihn wollte. Daran hatte sie mittlerweile nicht mehr den geringsten Zweifel.

Serena senkte den Blick, plötzlich merkwürdig unsicher. „In Ordnung“, sagte sie und war froh, dass dieser Termin sich langsam dem Ende näherte. Andererseits hätte sie am liebsten den ganzen Tag mit Adam verbracht. Und die ganze Nacht …

Schweigend gingen sie über den Parkplatz. Adam begleitete Serena noch zu ihrem Wagen. Dort angekommen, räusperte er sich. „Serena?“

„Ja?“

„Ich hatte da gerade so einen Aha-Moment. Ich bin mir sicher, dass zwischen uns mehr ist als eine reine Geschäftsbeziehung.“

Bevor sie antworten konnte, hatte er Serena die Arme um die Taille gelegt und sie an sich gezogen. Ihre Lippen trafen sich zu einem atemberaubenden Kuss. Heiß, verlangend, unwiderstehlich. Aus Serenas Kehle löste sich ein leises Stöhnen und sie drängte sich dichter an Adam. Es fühlte sich so gut an, ihm nah zu sein. Wie lange war es her, dass ein Mann sie dermaßen erregt hatte, dass sie sich so sehr gewünscht hatte, sich ihm einfach nur hinzugeben?

Der Kuss wurde tiefer, inniger und Serena spürte Hitze in sich aufsteigen. Sie wollte Adam. Und sie spürte genau, dass er sie auch wollte.

Ein Auto bog auf den Parkplatz ein und raste so dicht an ihnen vorbei, dass Adam Serena schützend zur Seite schob. Für einen Moment hingen ihre Blicke aneinander, als könnten sie sich nie wieder lösen.

„Aha“, sagte Serena leise. Die Intensität der Anziehung zwischen ihnen brachte sie fast um den Verstand. Doch es war wichtig, klar zu denken. „Ich habe keine Dates mit meinen Kunden“, sagte sie.

Ein Lächeln schob sich in Adams Mundwinkel, so sexy, dass es Serena fast den Atem raubte. „Ich kann mich nicht erinnern, dich um ein Date gebeten zu haben“, entgegnete er.

Serena unterdrückte ein Stöhnen. „Du wirst für Ärger in meinem Leben sorgen, sehe ich das richtig?“

„Oh, das hoffe ich.“

Mit einem Nicken verabschiedete Serena sich, stieg ins Auto und fuhr davon. Doch den ganzen Tag über wurde sie das Prickeln auf der Haut nicht mehr los. Und die Erinnerung an den heißesten Kuss, den sie jemals erlebt hatte …

6. KAPITEL

Nie zuvor hatte ein Kuss Adam so aus der Bahn geworfen. Serena war etwas Besonderes, so viel stand fest. Und er konnte es kaum erwarten, dass aus ihnen beiden mehr wurde. Die Vorstellung, mit ihr im Bett zu landen, jagte ihm ein heißes Prickeln über die Haut.

Auch während er mit seinem Kollegen Joey zu einem Einsatz unterwegs war, bei dem es darum ging, einen rätselhaften Todesfall in einem der reicheren Viertel der Stadt aufzuklären, konnte er Serena kaum aus dem Kopf bekommen. Umso dankbarer war er, dass Joey ihn dazu zwang, sich auf den Fall zu konzentrieren.

„Wer hat den Toten gemeldet?“, fragte er seinen sizilianischen Kollegen.

„Die Nachbarin“, antwortete Joey. „Sie kam vorbei, um die Blumen zu gießen. Eigentlich sollte der Bewohner auf Hawaii sein, aber stattdessen lag er tot im Haus.“

Adam kannte solche Fälle. Die meisten stellten sich als natürliche Tode heraus, aber es konnte stets sein, dass auch ein Mord dahintersteckte.

Als sie durch den Garten auf das Haus zugingen, kam ihnen eine Frau entgegen. Sie war blass und wirkte nervös, konnte ihnen aber schildern, was geschehen war. „Ich bin Vera Swann“, sagte sie. „Ich kümmere mich immer um das Haus, wenn Norman unterwegs ist. Und nun habe ich ihn gefunden. Es ist furchtbar!“

Das Haus war modern eingerichtet, doch es lag ein etwas muffiger Geruch in der Luft, so als wäre lange niemand hier gewesen. Vera führte Adam und Joey in das Wohnzimmer. Dort saß Norman, im Bademantel, über eine Zeitung gebeugt. Sein Kinn war auf die Brust gesunken.

Adam prüfte Puls und Atmung. „Er ist wirklich tot.“ Ein Blick durch den Raum zeigte keine auffälligen Hinweise.

„Scheint ein natürlicher Tod gewesen zu sein. Vielleicht ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall. Der Gerichtsmediziner wird das feststellen.“

Vorsichtshalber untersuchten sie dennoch das gesamte Haus. Adam war gerade dabei, im oberen Stockwerk nach Auffälligkeiten zu suchen, als er Joey im Keller überrascht aufschreien hörte. Adam hastete die Treppe hinunter und traute seinen Augen kaum. Der gesamte Keller war von großblättrigen Grünpflanzen übersät.

„Du liebe Güte!“ Joey kam kopfschüttelnd auf Adam zu. „Sieht so aus, als hätten wir hier einen Gärtner erwischt. Und was er angebaut hat, ist nicht legal.“

Serena war sehr gerne auf Reisen, aber sie freute sich auch immer, wenn sie zu einem Vortrag in der Nähe eingeladen wurde, sodass sie nach dem Arbeitstag nicht in ein Hotel musste. Deshalb hatte sie der Pacific Northwest Executives Association in Seattle gerne den Vortrag und Workshop zugesagt. Trotzdem freute sie sich auf den Abend, denn sie würde Adam wiedersehen. Heute waren sie in ihrem Büro verabredet.

„Hi“, sagte Lisa, als Serena das Büro betrat. „Wow. Neues Kostüm? Das Blau steht dir hervorragend.“

„Danke“, antwortete Serena. Wenn Lisa wüsste, dass sie nicht einmal mehr Zeit zum Shoppen fand und deshalb eine eigene Einkäuferin beschäftigte, die diese Dinge für sie erledigte …

„Wie war der Vortrag?“, fragte Lisa.

„Großartig“, sagte Serena. „Wahrscheinlich können wir uns auf jede Menge Folgeaufträge freuen.“

Sie checkte einige Emails und hob dann interessiert eine Augenbraue. „Lisa? Ich sehe im Terminkalender, dass Marcus heute hier war?“

Lisa kam zu ihr herüber. Eine leichte Röte hatte sich auf ihre Wangen gelegt. „Ja. Er hatte ein paar Fragen, wir haben uns unterhalten.“

Tief durchatmend fuhr sie fort: „Ich würde gerne über etwas mit dir sprechen, Serena. Hast du einen Augenblick Zeit?“

Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass Adam in Kürze hier sein würde, und eigentlich hatte sie nach dem langen Arbeitstag auch keine Nerven mehr für Lisa, aber trotzdem nickte sie. „Was gibt es?“

Lisa suchte einen Moment nach Worten. „Ich weiß, du hast im Moment sehr viel zu tun. Und ich denke, das ist der richtige Zeitpunkt, um dir zu sagen, dass ich gerne mehr Verantwortung übernehmen würde. Ich möchte mehr erreichen in meinem Leben, verstehst du?“

Serena unterdrückte ein Seufzen. Sie hatte gewusst, dass sie ihre Assistentin eines Tages verlieren würde. Sie konnte Lisa keine Karriereoptionen bieten. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen.

„Ich wollte dich fragen, ob es nicht möglich wäre, dass ich auch Vorträge halte. Oder einige Coachings übernehme. Ich kann das.“

Serena runzelte die Stirn. „Lisa, ich habe immer alleine gearbeitet und das werde ich auch nicht ändern. Ich bin ein Kontrollfreak. Ich kann diese Arbeit niemand anderem überlassen.“

Lisa legte den Kopf schief. „Aber ich bin gut. Und ich lerne schnell, du kannst mir alles beibringen, was ich noch nicht weiß. Außerdem habe ich Marcus heute schon gecoached und er war wirklich zufrieden.“

Serena unterdrückte ein irritiertes Schnauben. Wie bitte? Wie kam Lisa dazu, einfach so einen Klienten von ihr zu coachen? Sie war nur die Assistentin! Trotzdem hielt sie sich zurück, denn sie wollte nicht im Affekt etwas sagen, das sie vielleicht später bereute.

„Lass mich darüber nachdenken, in Ordnung?“

Lisa nickte erleichtert. „Ja, natürlich. Weißt du, im Endeffekt habe ich mich nur an das gehalten, was du immer sagst. Wer nicht fragt, der kommt auch nicht weiter.“

Bevor Serena etwas erwidern konnte, wurde die Tür geöffnet und Adam trat ein. Perfektes Timing …

Der Blick, den er ihr zuwarf, war so leidenschaftlich, dass Serena Lisa auf der Stelle vergaß. Adam war einfach zu attraktiv, um sich in seiner Gegenwart noch mit anderen Dingen zu befassen. Auch, wenn sie das nur ungern zugab.

Mit jeder Faser ihres Körpers merkte sie, dass sie diesen Mann wollte. Adam oder keinen. Allein durch seine Anwesenheit brachte er irgendetwas in ihr zum Vibrieren.

Sie bat ihn in ihr Büro und merkte, dass er sich aufmerksam umsah, bevor er sich in einen der Designer-Ledersessel fallen ließ. Er war beim Friseur gewesen, seine Haare waren ein klein wenig kürzer als beim letzten Treffen. Wie gut es sich anfühlen würde, mit den Fingern durch diese Haare zu streichen, sobald sie sich das nächste Mal küssten …

Stopp! Sie durfte dieser verlockenden Fantasie keinen Raum geben.

„Also, wobei habe ich euch gerade unterbrochen?“

Serena hob fragend die Augenbrauen. „Wie bitte?“

„Du und deine Assistentin, ihr wirktet ein wenig angespannt, als ich hereinkam. Was war los?“

„Gar nichts. Und, wie bist du vorangekommen?“

„Anscheinend stocherst du gerne in der Psyche anderer Menschen herum, lässt aber niemanden in deine blicken. Sehe ich das richtig?“

„So funktioniert das nun einmal. Du bist der Kunde.“

„Max sagt, es sei ein Freundschaftsdienst. Und genau diesen biete ich dir nun auch an.“

„Wir sind aber keine Freunde.“ Serena bereute die Worte noch beim Aussprechen, doch es war bereits zu spät. Ein Lächeln zuckte in Adams Mundwinkeln.

„Wir sind also keine Freunde, aber dein Klient bin ich auch nicht. Was ist das dann zwischen uns?“

Sein Blick lag so verführerisch auf ihr, dass Serena sich einen Moment wunderte, dass ihr Kostüm nicht in Flammen aufging. Sie atmete tief durch.

„Okay. Wenn du es genau wissen möchtest: Lisa ist die beste Assistentin, die ich jemals hatte. Und nun möchte sie meine Junior Partnerin werden. Aber daraus wird nichts, ich bin es gewohnt, alleine zu arbeiten. Ich kann niemanden anlernen und ich kann niemandem …“

„Vertrauen?“, ergänzte Adam sanft.

„Doch, ich vertraue Lisa“, protestierte Serena. „Ich kann mir nur einfach nicht vorstellen …“

„Die Kontrolle abzugeben.“

„Ja“, seufzte Serena. „Vielleicht.“

„Aber es gibt genug Arbeit für zwei?“

„Allerdings.“

„Dann wäre es vielleicht gut, wenn du über deinen Schatten springst. Hat Lisa die nötige Qualifikation?“

„Einen Master in Psychologie. Und sie kann gut mit Menschen umgehen. Irgendwie erinnert sie mich an mich selbst in dem Alter, nur ohne den ganzen Mist im Gepäck.“

Sie merkte, dass Adam noch aufmerksamer wurde, und wusste im gleichen Moment, dass er sie früher oder später genau danach fragen würde. Was sollte sie ihm dann nur sagen?

„Was würde passieren, wenn du ihr sagst, dass sie hier nicht weiterkommt?“, fragte Adam.

„Sie wird sich früher oder später einen anderen Job suchen. Und ich könnte sie verstehen.“ Serena kreuzte die Arme vor der Brust. „Aber jetzt zu dir. Wie lief die Woche?“

„Es war in Ordnung. Aufschlussreich. Ich arbeite mit den Affirmationen und habe am Dienstag erfolgreicher gespielt als in allen bisherigen Spielen in der Saison.“

„Das klingt wunderbar.“

Adam lächelte. „Ich schlussfolgere also, dass ich geheilt bin, und schlage vor, dass ich dich jetzt zum Essen einlade. Und dann machen wir dort weiter, wo wir letztens auf dem Parkplatz aufgehört haben.“

Oh, das war hinterhältig. Und verführerisch. Serena wünschte sich in diesem Moment nichts mehr, als das Büro hinter sich zu lassen und einen traumhaften Abend mit Adam zu verbringen – wo auch immer es dann hinführte. Aber sie hatte diesen Auftrag angenommen und sie war es gewohnt, Dinge zu Ende zu bringen.

„Nicht so schnell.“ Auch sie setzte sich und lehnte sich zurück. „Du hast niemals Probleme in regulären Spielen gehabt, also zählt das nicht. Es geht um die Endspiele, in denen es schwierig wird. Und ich denke nicht, dass du zu schnell davon ausgehen solltest, dass sich deine Ängste erledigt haben.“

Adam schien nichts anderes erwartet zu haben. „Okay, ich habe nicht herausgefunden, woher dieses Gefühl der Schuld kommt“, sagte er und rollte mit den Augen. „Schlimm?“

Serena schwieg einen Moment. „Warum bist du Polizist geworden?“, fragte sie dann.

Adam zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich wollte das schon immer. Mein Vater war Polizist und für mich war er ein Held. Es war nur logisch, den gleichen Weg einzuschlagen.“

„Eine Menge Leute bewundern ihre Eltern und wählen trotzdem nicht die gleiche Laufbahn. Welche Gründe gibt es noch?“

Adam überlegte einen Moment. Dann verzog er den Mund zu einem unsicheren Lächeln. „Das klingt jetzt sicher albern, wenn ich es sage.“

„Umso besser. Raus damit.“

„Als ich ein Kind war, habe ich mitbekommen, wie einige ältere Schüler einen Jungen auf dem Heimweg geärgert haben. Er hatte keine Chance gegen sie. Und obwohl es purer Wahnsinn war, bin ich hingegangen und habe ihnen gesagt, dass sie damit aufhören sollen. Sie waren viel größer als ich, aber ich habe es trotzdem getan.“

„Das ist interessant“, sagte Serena. „Warum?“

Adam zuckte mit den Schultern. „Weil es richtig war.“

Offensichtlich wurde Adam schon immer von dem Wunsch angetrieben, andere Menschen zu beschützen und Gerechtigkeit durchzusetzen. Das waren wirklich nicht die schlechtesten Gründe, um Polizist zu werden.

„Was ist dann passiert?“

„Sie haben mich verdroschen“, sagte Adam lachend. „Es wäre sicher viel schlimmer ausgegangen, wenn Max und Dylan mir nicht zu Hilfe gekommen wären. Gegen uns drei hatten sie dann allerdings keine Chance mehr.“

„Hast du noch heute das Gefühl, dass du erfolgreich gegen Ungerechtigkeit ankämpfst?“, fragte Serena.

„Um ehrlich zu sein, ist es eher ein Kampf gegen Windmühlen. Man kann das ganze Unrecht nicht im Zaum halten. Aber wir tun, was wir können.“

„Du sorgst dafür, dass diese Welt ein etwas sicherer Ort wird.“

„Vielleicht ein wenig, ja.“

In dem Moment vibrierte Serenas Handy. „Entschuldige bitte.“ Sie hatte vergessen, das Handy auszuschalten. Normalerweise passierte ihr so etwas nie, aber die Diskussion mit Lisa hatte sie abgelenkt. Serena blickte auf das Display, wo eine Textnachricht angezeigt wurde.

Sie las die ersten Worte und merkte, dass ihr urplötzlich eiskalt wurde. Ein entsetztes Stöhnen löste sich aus ihrer Kehle, ohne dass sie es verhindern konnte.

In Sekundenschnelle war Adam bei ihr. „Serena, was ist los?“

Serena konnte nichts erwidern. Schweigend reichte sie ihm das Handy.

Du solltest öfter dieses Blau tragen. Eine schöne Abwechslung zu dem Schwarz, das du sonst immer anhast. Na, schlägt dein Herz jetzt schneller? Hast du Angst? Ganz sicher hast du das, ich weiß es. Ich bin so nah, ich kann es spüren …

Der Text endete, wie auch die E-Mail letztens, mit einem diabolisch grinsenden Smiley.

Adam ließ das Handy sinken und starrte Serena an. „Was ist hier los, wer schickt dir solche Nachrichten?“

Serena schüttelte den Kopf. Ihr wilder Herzschlag ließ sich kaum beruhigen. „Ich weiß es nicht.“

„Wie lange geht das schon?“

Adam blickte sie an und Serena merkte, dass er in diesem Moment ganz in seinem Element als Polizist war. Es fühlte sich gut an, ihn jetzt neben sich zu haben.

„Das hier ist die erste SMS. Woher hat der meine Nummer? Aber vorher gab es schon E-Mails.“

„Kann ich die bitte einmal sehen?“

Serena nickte. „Natürlich. Lisa hat sie archiviert. Aber sie hat jetzt sicher schon Feierabend gemacht.“

Adam lächelte sanft. „Wir finden die Mails bestimmt auch ohne sie, oder?“

Serena seufzte leise und rieb sich die Augen. „Natürlich. Entschuldige, ich bin ein wenig durcheinander.“

„Kein Problem.“ Adam stand auf und reichte ihr die Hand. Serenas Gedanken rasten. Wenn dieser Verrückte wusste, dass sie heute das blaue Kostüm trug, dann musste er sie beobachten. Die Vorstellung war gruselig.

Warum tat er das? Wieso wollte dieser Fremde ihr eine solche Angst einjagen? Und vor allem: Wer war er?

7. KAPITEL

Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Serena und Adam die Mails in Lisas Computer gefunden hatten.

Adam las die Nachrichten aufmerksam durch. Serena merkte, wie gut ihr die Ruhe tat, die er ausstrahlte. Sie konnte sich nicht erinnern, sich bei einem Mann jemals so sicher gefühlt zu haben.

„Hast du das der Polizei gemeldet?“, fragte Adam, nachdem er die letzte Mail gelesen hatte.

Serena schüttelte den Kopf. „Nein.“

„Warum nicht?“

„Weil er möchte, dass ich Angst bekomme. Und ich weigere mich, diese negativen Nachrichten zu lesen. Lisa fängt sie für mich ab. Ich will das nicht an mich heranlassen.“

„Serena, das könnte ein gestörter Psychopath sein. Da er keine Reaktion aufgrund der Mails bekommen hat, ändert er jetzt die Strategie. Er nutzt nun dein Telefon, um an dich heranzukommen. Und offensichtlich beobachtet er dich. Das ist ein Fall für die Polizei!“

„Vielleicht sind die E-Mails und diese SMS ja von unterschiedlichen Personen?“

Adam schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Es geht immer um das Gleiche. Man will dir Angst machen. Und immer enden die Nachrichten mit diesem unheimlichen Smiley.“

Serena atmete tief durch. „Ich will mir aber keine Angst machen lassen.“

Adam musterte sie prüfend. „Angst ist nicht immer schlecht. Sie kann uns davor bewahren, in große Gefahr zu geraten.“

Serena strich sich die Haare zurück. „Du bist mir gerade keine große Hilfe, Adam.“

„Das sehe ich anders. Du musst das Ganze ernst nehmen und bisher hast du das nicht getan.“ Sanft legte er ihr eine Hand auf die Schulter. „Lassen wir es für heute auf sich beruhen, okay? Ich bringe dich zu deinem Auto.“

„In Ordnung.“

Adam beobachtete, wie Serena die Computer herunterfuhr, alle Fenster schloss und die Lichter löschte. Sie wirkte ruhig, doch er konnte sich vorstellen, dass es in ihr ganz anders aussah.

Als er Serena zu ihrem Wagen begleitet hatte, kam ihm eine Idee. „Was hältst du davon, wenn wir heute Abend trotzdem zusammen essen gehen? Es wird uns beiden guttun und dich lenkt es noch ein wenig von diesen Nachrichten ab. Außerdem muss ich dich noch ein paar Dinge fragen.“

„Nein. Ich möchte heute nicht mehr unter Menschen.“ Serena klang fast ein wenig panisch und Adam konnte es verstehen.

„Kein Problem. Wie wäre es, wenn du dann einfach mit zu mir kommst? Dort bist du in Sicherheit.“

Zu Adam. Sicherheit. In seiner Nähe sein … Und ganz nebenbei noch mehr über ihn erfahren. Nichts zeigte einem das Innere eines Menschen so gut wie sein Zuhause. Dennoch … mit zu Adam zu fahren war auch ein Risiko.

Adam grinste plötzlich breit, so als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Ja, du müsstest dafür ein klein wenig Kontrolle abgeben und mir vertrauen, Serena.“ Er wurde ernst und machte einen kleinen Schritt auf sie zu. „Du weißt, dass du das kannst, oder?“

„Wenn du damit sagen willst, dass du kein Psychopath bist – ja, das glaube ich dir.“

„Das meine ich nicht und das weißt du auch.“

Serena nickte und plötzlich fühlte sie sich unglaublich müde. Seit einer Ewigkeit schien sie nur noch zu arbeiten, zu funktionieren und es wurde immer mehr. Als dann diese Nachrichten hinzugekommen waren, hatte sie alles versucht, um sich davon nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Doch es funktionierte nicht. Sie brauchte eine Pause. Dringend. Und einen Ort, an dem sie sich sicher fühlte. In ihr Zuhause konnte sie nicht. Sie wusste ja nicht einmal, ob dieser Verrückte sie dort nicht auch durch Kameras im Auge behielt.

„Kannst du kochen?“, fragte sie leise.