Lebenserinnerungen - Eike Georg Hensch - E-Book

Lebenserinnerungen E-Book

Eike Georg Hensch

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Beschreibung

Lebenserinnerungen von Eike Hensch machen deutlich, dass in den letzten 80 Jahren sich die harmonische, aber auch disharmonische Welt verändert hat.

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Meine Erinnerungen, auf dieser Welt leben zu dürfen, haben mich animiert, das einfach einmal aufzuschreiben. Es soll eine Brücke sein zu Menschen, die es lesen wollen. Ein Auf und Ab, wie die geschwungenen Bögen der historischen Brücke.

Lebenserinnerungen Eike Hensch

Diesen Bericht habe ich für mich geschrieben – aber jeder kann ihn lesen. Zahlen sind Schall und Rauch – deshalb habe ich kaum Jahreszahlen angegeben. Mir geht es auch nicht um eine chronologische Abfolge, sondern eher um Erlebnisbereiche. Eine Ausnahme ist mein Geburtsdatum. Aufgeschrieben habe ich das im Jahre 2020 in Anbetracht einer „Virus-Krise“, bei der ich auf Häuslichkeit angewiesen war. Der Leser möge sich einen ihn interessierenden Artikel aus dem nachstehenden Verzeichnis herausfischen. Wer liest schon so viel Zeug. Oder man schaut nach den fettgedruckten Worten. Ich habe das „dass“ wieder in ein „daß“ gewandelt, weil dies energetisch besser ist. Wer des Lesens unkundig ist, kann Bilder auf den jeweiligen Nachbarseiten ansehen. Die Seitenzahlen stehen auf der Textseite. Die Bildseiten sind nicht nummeriert. Für medizinische oder therapeutische Hinweise bin weder ich noch der Verlag verantwortlich. Hier entscheide jeder selbst. Natürlich gab es auch Schattenseiten in meinem Leben, aber „für die lernende Seele hat das Leben auch in seinen dunkelsten Stunden einen unendlichen Wert“, sagte Immanuel Kant.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit

Mutter

Vater

Mutter und Vater

Höhensonne

Die Geschwister

Flucht und Kriegsende 1945

Hitlerjugend

Hungerzeit 1945

Schulzeit

Draisine

Modellflug und Segelfliegen

Luftbrücke Berlin

Bad Sachsa

Unmögliches

Gartow

Berufsfindung

Studium Hochbau-Ingenieur in Bremen

Die Glocke

Technische Hochschule Hannover

Zweisamkeiten

Patenkinder

Jörg

Marek

Stuttgart

Fachhochschule Hannover

Stadtsanierung

Architekturwettbewerbe, Jury, Zweitgutachter

Reisen

Grüne Liste Umweltschutz

Die Natur hat recht

Musik

Fagott

Alte Musik

Viola da Gamba

Historische Tänze

Neue Musik

Radiaesthesie

Marienheim

Hagia Chora

Die verschwundene Blockflöte

Gedankenübertragung

Freundinnen und Freunde, liebe Menschen

Selbsteinschätzung

Anhang: „Land erleben“

Kindheit

In Frankfurt/Oder am 15. Januar 1935 unter Glockengeläut geboren (das Saargebiet wurde in Deutschland eingegliedert). Sonne im Steinbock (Lehrer hat immer Recht) und Aszendent im Zwilling (Kontakt) mit 5° Mond („Eike ist eine Mimose“) und 3° Chiron (Mittler zwischen der geistigen und der materiellen Welt).

Wir lebten in der Kleinstadt Zielenzig 50 km östlich von Frankfurt/O. Vater eröffnete eine Praxis als Rechtsanwalt und Notar. Daneben war ein Schuhgeschäft, wo man mit Freude durch ein Röntgengerät seine Fußknochen betrachten konnte.

In der Kirche war die Abbildung eines Lamms, welches mit erhobenem rechten Vorderfuß eine Fahne trug. Ich machte mir lange Gedanken, wie das Tier wohl dabei hätte laufen können.

Beeindruckend war auch der Schulunterricht mit der Sütterlinschrift. Wer beim Deutschlandlied mit dem rechten erhobenen Arm diesen mittels des linken Armes unterstützte und eine stabile Dreiecksbeziehung entstand, musste nach vorne kommen und sich bücken. Dann haute einem der einarmige Lehrer mit dem Rohrstock auf den Po. Im Winter mussten die Betroffenen die Skihose herunterziehen, weshalb wir immer zusätzlich kurze Hosen darunter trugen, damit das nicht so weh tat. Später lernte ich als Ingenieur, daß Dreiecksverbindungen unverschieblich sind.

Das Zuhause habe ich nur in guter Erinnerung. Spielte viel im Garten. Im hinteren Teil war ein Misthaufen und ein Klohäuschen. Darauf saß ich und fühlte mich als Pilot. Der Stahlhelm war aus Pappe. Ich hatte ein Kochgeschirr als Notproviant, in dem ich Grünkohl aufbewahrte. Das Öffnen dieses Behälters nach einigen Wochen beleidigte in erheblichem Maße mein Geruchsorgan.

Von meiner Mutter und ihrem Vater erbte ich ein „hängendes Augenlid“ was in Stettin von Dr. Wieck operativ verbessert wurde. In Laufe meines Lebens forschte ich dem Thema nach und kam dahinter, daß ein längst verstorbener Vorfahre einen Kampf mit einer Eisenstange erlebt haben musste.

Im Krankenhaus gab es ovale Teller mit einer Stegeinteilung für Kartoffeln – Gemüse – Fleisch. Ich war begeistert. Eine Fahrt mit dem Dampfer auf dem Damschen See war mir nach der OP zu blendend hell. Die Straßenbahn in Stettin hatte die Einstiegstür in der Mitte des Waggons – das war ganz modern.

In den Ferien war ich häufig bei meiner Oma in Frankfurt/Oder. Sie hatte einen Kühlschrank, für den das Eis von einem Eismann geliefert wurde.

Sie gab mir mehrere Fahrkarten für die Straßenbahn. So fuhr ich von Endstation bis Endstation und durfte neben dem Fahrer stehen. Einmal sagte er, jetzt müsse ich aussteigen wegen der Endstation. Das war mir peinlich, und ich traute mich nicht, ihm den Fahrscheinblock zu geben, sondern übersprang eine Bahn. Am Wilhelmsplatz sprang manchmal das Rädchen des Stromabnehmers über einer Weiche aus dem Draht der Oberleitung. Das Wiedereinfädeln fand ich ganz spannend, und ich wunderte mich, daß der Fahrer kein glückliches Bild abgab.

Mutter

Meine Mutter war liebevoll, ließ uns spielen und war als Gärtnertochter gartenpflegekundig. Trotz ihres steifen Beines - sie fuhr als Kind mit dem Schlitten gegen ein Gewächshaus - war sie unermüdlich mit dem Garten beschäftigt. Harke auf das Beet, drauf getreten, und schon war die Rille für meine Mohrrübensamen fertig. Sie konnte mit einem heißen Teelöffel auf der Butter eine hübsche Rose formen. Manchmal versuchte sie, durch Ignoranz erzieherisch zu wirken. So konnte sie, wenn man sich für irgendeine Tat entschuldigen wollte, nicht zuhören, eher weggucken.

Vater

Er war sicherlich mit seinem Beruf sehr eingespannt und neigte zu Cholerik. Einmal habe ich mich nicht so korrekt benommen, wie es von mir erwartet wurde. Deshalb wollte er mich verhauen. Ich hatte Angst und flüchtete in das Elternschlafzimmer und rannte schreiend über die Betten. Da konnte er nicht hinterher.

Er war ein begeisterter Wanderer. Zu Fuß von Lebus nach Frankfurt/O. Meine ständige Frage war „Wie weit ist es noch?“. Ich wollte immer gerne auf die Messtischblätter im Maßstab 1: 25.000 schauen, aber dazu war nie Zeit. So entwarf und zeichnete ich daheim gerne selbst Wanderkarten und hatte bald eine schöne Sammlung.

Während des Krieges schützte mein Vater in Köln Industrieanlagen gegen Tiefflieger mit Fesselballons.

Ich war begeisterter Pilzsammler. Nach einem Pilzessen sagte meine Mutter mit Stolz, daß Eike die Pilze gesammelt hätte. Daraufhin bekam mein Vater eine psychisch bedingte Pilzvergiftung mit allen Symptomen. Ihm musste der Magen ausgepumpt

werden.

Ich war natürlich auch nicht das beste Schaf im Stall. Als wir einmal mit dem PKW von Berlin kommend die Zonengrenze bei Helmstedt passierten, wurde unser Fahrzeug mittels eines Spiegels von unten beschaut. Möglicherweise klebte da ein Republik-Flüchtiger. Auf meine dumme Bemerkung „Ist der Wagen auch sauber?“ bekam ich zur Antwort „Das werden wir ja sehen“. In einer speziellen Garage mussten wir alles entladen, sämtliche Papiere wurden durchleuchtet, die Adressenaufzeichnungen meines Vaters fotografiert usw. – stundenlang. Mir tut es heute noch leid, und ich möchte mich hier, wenn auch verspätet, bei meinem Vater entschuldigen.

Vater hatte auch sehr sensible Seiten. Bei einer Wanderung schnitt er eine Astgabel vom Baum und zeigte uns den Wünschelrutenausschlag über dem Soltauer Bach und unter einer elektrischen Hochspannungsleitung. Ich war begeistert.

Mutter und Vater

Es war eine Zeit lang Mode, sich Pomade in die Haare zu schmieren. Das besorgte meine Mutter für den Vater. Ich schaute zu. Dummerweise ergriff Mutti versehentlich die Zahnpasta. Sie und ich bekamen einen kaum endenden Lachkrampf. Vati tobte.

Höhensonne

Unschön war für mich die wöchentliche Höhensonnenbestrahlung mit einer technischen Höhensonne aus Hanau. Sie erzeugte ultraviolette Strahlung und grässlichen Ozongeruch (O3). Mit Sonnenbrille verkleidet saßen wir da und warteten ab, bis das vorüber war.

Ich musste auch mit meinen älteren Schwestern nackend im Kreis laufen und dabei singend bei „lauter Riesen“ die Arme nach oben strecken und bei „lauter Zwerge“ sich duckend fortbewegen. Ich schämte mich dabei, weil mein Geschlechtsteil, bei den Frauen und Schwestern „Bimbimerchen“ genannt, dauernd rauf und runter schaukelte.

Die Geschwister

Dietlinde, kurz Linde, war die Älteste, und man hatte so den Eindruck, daß sie viel Mitverantwortung für Mutter übernahm. Sie hatte einen guten Kontakt zum Vater. Sie wanderte gerne mit ihm. Sie verstarb im Juli 2020. Gundula war künstlerisch aktiv und malte z. B. die Schulspeisung, die zur besseren Ernährung der Kinder nach der Schule verteilt wurde. Sie ertrank beim Baden im Jahre 1947. Das war für die Familie ein harter Schlag. Ich war somit der Dritte, und als „Nesthäkchen“ rundete Irmentraud, später in Imme umbenannt, die Geschwistergruppe ab.

Flucht und Kriegsende 1945

Im Januar 1945 verließen wir unser schönes Haus. Es war von dem Zwillingsbruder meines Vaters, dem Baurat Werner Hensch, entworfen. Mutti versteckte ihre Schreibmaschine noch im Brunnenschacht. So zogen wir bei dickem Schnee mit Schlitten zum Bahnhof, wo angeblich der letzte Zug nach Westen fahren sollte. Im schon überfüllten Gepäckwagen drängelten wir nach einem Platz.

Die Schlitten befestigten wir außen an den Trittbrettern. Die Fahrt über Berlin bis nach Neuruppin dauerte die ganze Nacht. Bei Oranienburg und beginnender Morgendämmerung sah ich ein brennendes Flugzeug abstürzen, was mir keiner glaubte. Von den Schlitten, an den Trittbrettern außen befestigt, waren nur noch Splitter vorhanden.

Nachts in Neuruppin angekommen, nächtigten wir in einer überfüllten Turnhalle auf Strohlager. Wir litten unter dem „Strohgott“, das sind dicke Blasen an den Beinen und Armen. Schwester Imme war plötzlich weg, wurde aber wieder aufgefunden. Sie war des nachts auf den vereisten See gelaufen, schlidderte zwischen den Kähnen. Eine Frau nahm sie auf, Mutter und Tante Doris holten sie dort ab. Wahrscheinlich war es die Frau eines Polizisten. Weitere Nächtigungen erfolgten bei einer freundlichen Familie. Weiterfahrt nach Lüneburg. Wen entdeckte ich da in der Poststelle? Omama, Mutter meiner Mutter. Große Freude! Inzwischen wurde uns der kleine Koffer mit den Wertsachen, Dokumenten und Geld geklaut.

Jeder trägt einen Rucksack seiner persönlichen Geschichte mit sich herum. Ich war damals 10 Jahre alt. Im Jahr 1945 erreichten wir nach der Flucht ein Ferienhaus der Verwandtschaft, den Zaunkönigshof, in Hützel in der Lüneburger Heide, direkt an einem Kiefernwald.

Wir entstiegen dem Zug auf dem Kleinbahnhof Hützel im Dunkeln. Viel Schnee. Der Bahner beschrieb uns den Weg zum Zaunkönigshof: „Nach etwa 1 km links ab“. Als diese Abzweigung erreicht war, meinte ich dringend, daß wir nun dort abbiegen müssten. Aber gegen zwei meinungsstarke ältere Schwestern und die erschöpfte Mutter war nicht anzukommen. So liefen wir weiter und erreichten gegen 2 Uhr nachts ein Gehöft und weckten die Bauersleute. Wir wurden aber freundlich aufgenommen und konnten dort erst einmal auf dem Küchenboden ausschlafen.

Auf dem Zaunkönigshof lebte der Franzose Monsieur Jaques mit seinem 17-jährigen Sohn Louis und betreute das Ferienhaus. Er hatte sich eine Hütte errichtet. Dieser Herr Jaques hatte furchtbare Angst vor dem Ende des Krieges. Warum? Er war Deserteur aus dem 1. Weltkrieg!

Es war inzwischen Mai geworden. Die letzten Reste deutscher Soldaten