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Konflikte zwischen Lehrern und Eltern gehören zum Schulalltag wie Kreide und Tafel. Sie können offen, weniger offen oder verdeckt sein – in jedem Fall kosten sie Zeit und Kraft. Dieses Buch zeigt Wege auf, die die Verbindung zwischen Lehrern und Eltern stärken und Konflikte für beide Seiten zu einem konstruktiven Prozess werden lassen. Inge Maria Mandac gibt Lehrenden praktische Konzepte an die Hand, die helfen, mit Konflikten gelassen umzugehen und die Eltern zur Kooperation zu ermutigen. Zu typischen Konflikten aus dem Schulalltag stellt sie Handlungsstrategien für ein gelingendes Zusammenwirken von Lehrern und Eltern und für ein vertrauensvolles Schulklima vor. Leitfäden für die Gesprächsgestaltung und übersichtliche methodisch-didaktische Anleitungen machen diesen "Spickzettel" zu einem inspirierenden Begleiter für die tägliche Praxis. Er wird online ergänzt durch kopierfertige Vorlagen für die Elternarbeit.
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Seitenzahl: 62
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Inge Maria Mandac
Zweite Auflage, 2023
Reihe »Spickzettel für Lehrer«, hrsg. von
Christa Hubrig und Peter Herrmann
Reihengestaltung: Uwe Göbel und Jan Riemer
Satz: Heinrich Eiermann
Printed in Germany
Druck und Bindung: CPI Druckdienstleistungen GmbH, Erfurt
Zweite Auflage, 2023
ISBN 978-3-8497-0432-2 (Printausgabe)
ISBN 978-3-8497-8364-8 (ePub)
© 2013, 2023 Carl-Auer-Systeme Verlag
und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg
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»Hast du einen Spickzettel?« Diese Frage kennen wir noch aus der Schulzeit, aus der Schülerperspektive, wenn es darum ging, sich auf Prüfungen und Klassenarbeiten vorzubereiten. Wechseln wir die Rolle und Perspektive und stellen uns auf die andere Seite des Klassenzimmers, auf der die »Wissenden«, d. h. die Lehrer, stehen. Schnell wird deutlich: Bei aller Erfahrung gibt es doch erhebliche »Wissenslücken« im Umgang mit schwierigen Situationen, ob sie nun das Lernen selbst, die Schule als Organisation oder die Beziehungen und das Verhalten der Beteiligten betreffen.
Systemisch orientierte Pädagogen können sich hier ruhig und entspannt zurücklehnen, wohl wissend, dass sie selbst »Fragende« sind – Fragende bezüglich passender Antworten auf die sich stets wandelnden und neu entstehenden Konfliktfelder in der Organisation Schule, zwischen Schülern und Lehrern, zwischen Schule und Eltern und auch mit dem politischen Umfeld von Schule.
Aus systemischer Sicht sind Schwierigkeiten immer mit Lernchancen verbunden. Wo der Blick vom Problem auf die Lösung wechselt, wo man statt hinderlichen Defiziten hilfreiche Ressourcen ins Auge fasst, kommt auch die Haltung in Bewegung. Ein gut platzierter Unterschied zieht dann oft viele positive Änderungen nach sich.
Die Bücher dieser Reihe wollen Einladungen sein, sich auf diese andere Sichtweise einzulassen. Sie sollen Lehrern, Erziehern und Schulleitern Methoden und Strategien zum täglichen Handeln anbieten, die Ihnen die Arbeit – und im besten Fall: das Leben – leichter machen. Sie sind auch Rezepte, die man ausprobieren und mit eigenen Zutaten verfeinern kann.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen, Erfahren und Ausprobieren!
Die HerausgeberChrista Hubrig & Peter Herrmann
Einleitung
Teil 1: Klar und gelassen mit Konflikten umgehen
1 Konflikte verstehen – Wissenswertes zur Konfliktklärung
1.1Aggressionen verstehen
1.2Das Konfliktklärungskonzept von Marshall B. Rosenberg
1.2.1Grundannahmen
1.2.2Die vier Schritte
2 Konflikte klären – Strategien im Umgang mit Konflikten
2.1Beispiel 1 – Bewusst mit den eigenen Ressourcen umgehen
2.1.1»Unmöglich, mich um diese Zeit anzurufen!«
2.2Beispiel 2 – Mit heftigen Angriffen umgehen
2.2.1»So eine Ungerechtigkeit!«
2.3Vorbereitung eines Konfliktgesprächs
2.4Struktur und Methoden der Gesprächsführung im Konfliktklärungsprozess
2.4.1Schritt 1: Das Anliegen aufnehmen
2.4.2Schritt 2: Das Anliegen erhellen
2.4.3Schritt 3: Lösungswege finden und vereinbaren
Teil 2: Präventiv handeln
3Kooperation – Miteinander einen sicheren Rahmen bilden
3.1Sich kennenlernen
3.2Grundsätze zum Zusammenwirken definieren
3.3Vision zum Zusammenwirken entfalten
3.4Vision zum Zusammenwirken konkretisieren
4Kommunikation – Miteinander reden und einander verstehen
4.1Kommunikation entschlüsseln
4.2Wertschätzend kommunizieren
5Konflikte gemeinsam klären und lösen
5.1Wege aus dem Konflikt finden
5.2Konflikte entknoten
5.3Probleme anders denken und lösen
5.4Ressourcenvielfalt nutzen
5.4.1Rahmen- und Prozessgestaltung
5.4.2Phasen der kollegialen Beratung
5.5Konflikte mediieren
Konflikte in der Schule entstehen im Spannungsfeld der Beziehung und der Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern: Lehrer1 beklagen das mangelnde Interesse vieler Eltern an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit ihnen; die Eltern wiederum sehen ihre Kinder von Lehrern falsch beurteilt bzw. ungerecht und entmutigend behandelt.
Der Einzelne – die Lehrkraft, Mutter, Vater, Kind, die Gruppe – das Team, das Kollegium, die Organisation – die Schule, das Bildungsministerium – sind Systeme, die einerseits für sich und andererseits in Beziehung und Wechselwirkung zueinander stehen. Ein System ist vergleichbar mit einem empfindlichen Mobile, in dem jeder seinen Platz, seine Rolle bzw. Aufgabe einnimmt. Alle, die dazugehören, wirken zusammen und halten es in Balance. Wird das Mobile an einer Position in Bewegung gesetzt, sind alle Teile davon berührt. Es verliert seine Stabilität und ursprüngliche Ausgangslage. Es ordnet sich neu.
Dieser angestrebte Zustand des Gleichgewichts ist von kurzer Dauer, denn die Personen selbst und die Umgebung des Systems verändern sich fortlaufend. Dabei tauchen Herausforderungen auf – es entsteht Lösungsund Wandlungsbedarf. Die beiden Mediatoren M. Oboth und G. Seils beschreiben das so:
»Jede Kommunikation, jede Kooperation und jeder Konflikt impliziert die systemischen Aspekte:
der Persönlichkeit – dem Individuum mit seinen Prägungen
der Gruppe – der Interaktion zwischen den Persönlichkeiten
der Organisation – den Rahmenbedingungen des übergeordneten Systems.
Zum einen prägen diese drei Ebenen die Kommunikation, und zum anderen haben sie Einfluss auf den Wandel« (Oboth & Seils 2006, S. 36 f.).
Entsprechend den Gesetzmäßigkeiten in und zwischen den Systemen werden Veränderungsprozesse ausgelöst, wenn an einer Position etwas geschieht.
Der lebendige, respektvolle Interaktionsprozess zwischen Schule und Elternhaus braucht die Bereitschaft des Einzelnen, bei Entwicklungs- und Lösungsprozessen mitzuwirken und zu handeln. So ist es sinnvoll zu prüfen, wo die Chance auf positive Veränderung wahrscheinlich wird, und zu differenzieren, worauf ich als Lehrkraft Einfluss habe – und worauf nicht:
Was ist es, was ich ändern kann und will?
Wo will ich Verantwortung übernehmen und Eigenaktivität entfalten?
Welchen Nutzen bringt mir das?
Wo ist es gemeinsam lösbar?
Wen lade ich zur Kooperation ein?
Wie gestalte ich die Kooperation?
»Wenn Eltern über Lehrer und Lehrer über Eltern reden, hört es sich oft an, als lebten sie in einer zerrütteten Beziehung, die dringend einer Paartherapie bedarf.«
(Andrea Schafroth 2006)
Den Gedanken »Paartherapie« greife ich sinnbildlich in der Idee auf, dass Kooperation und Verständigung sich zwischen Lehrern und Eltern weiterentwickelt und das System Schule das Elternhaus einlädt,
die Organisation Schule als Bildungs- und Lebensraum zu verstehen, in dem alle am Bildungsprozess Beteiligten mit und voneinander lernen
Ressourcen zu entdecken und diese für Wandlungsprozesse zu nutzen
Wertschätzung und Empathie als Schlüsselfaktor erfolgreicher Kommunikation und Kooperation zu er-leben
divergierende Sichtweisen, Werte und Einstellungen situations- und bedürfnisorientiert zu lösen.
Dieser »Spickzettel« soll Lehrern zum einen Anregungen für das persönliche Konfliktmanagement geben und zum anderen Wege aufzeigen, wie sich das Zusammenwirken von Lehrern und Eltern zum Wohle der Kinder und Jugendlichen, das heißt für ihren Lern- und Schulerfolg, ressourcen- und lösungsorientiert gestalten lässt.
Teil I(Klar und gelassen mit Konflikten umgehen) widmet sich der Einzelfallanalyse von Konflikten zwischen einem Lehrer und den Eltern eines Schülers.
Teil II(Präventiv handeln – Grundlagen gelingenden Zusammenwirkens zwischen Schule und Elternhaus bilden) transferiert die in Teil I dargestellten Aspekte und lädt Eltern ein, in unterschiedlichen Kontexten ein Schulklima zu erschaffen, in dem Vertrauen wächst und Verantwortung übernommen wird. Es werden Anregungen zu Handlungsmodulen präsentiert, wie Eltern interaktiv und erlebnisorientiert in die Schulentwicklung eingebunden werden und mitwirken können.
In Kapitel 1 (Konflikte verstehen – Wissenswertes zur Konfliktklärung) wird erläutert, welches Potenzial Aggressionen in sich bergen und wie es zur Klärung von Konflikten erschlossen und genutzt werden kann. Des Weiteren wird das Konfliktklärungskonzept des amerikanischen Psychologen und Konfliktforschers Marshall B. Rosenberg in Verknüpfung mit dem Sender-Empfänger-Modell nach Schulz von Thun vorgestellt, und es wird gezeigt, wie beide zu gelingender Kommunikation beitragen können.
In Kapitel 2