Liebe - Andreas Wolf von Guggenberger - E-Book

Beschreibung

Dieses herrliche Buch hat mich auf eine poetisch-philosophische Reise durch die Vielfalt und Schönheit der Liebe und des Lebens mitgenommen. Tiefe Erkenntnisse eröffneten mir erstaunlich neue Sichtweisen. Das Erfahren und Verarbeiten dunkler Abgründen von Sucht und Missbrauch lässt das Licht der Liebe und des Lebens sowie die Schönheit und die Farben der Natur in neuem Glanz erstrahlen. Besonders haben mich persönliche Erlebnisse und Alltagsbilder berührt, die Wolf von Guggenberger mit einer feingeistig nuancierten, manchmal fast lyrischen Sprache beschreibt. Ein sehr berührendes, gelungenes Werk. Ich kann nur sagen toll. Lesen Sie es. Angelika Nebel

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Andreas Wolf von Guggenberger

Großbeerenstraße 34

10965 Berlin

Deutschland

Tel: 0049 (0) 176 326 51 517

[email protected]

www.seelenlichtraum.de

Liebe du in uns Allen bist, unser Wesen erstrahlst, die Farben leuchten lässt. Licht im Klang unserer Stimmen, in den Erfahrungen unserer Herzen und Worte, die wir von dir Liebe, von deinem Licht bewegt, leben. Mit dem Licht der Farben und Düfte du uns glücklich erregst, lebendig machst mit deiner berührenden Schönheit des Lebens.

Die Liebe uns allen dient, sich als Leben uns allen hingibt, nichts will und alles gibt. Ihren Geist, ihr Bewusstsein und ihr Licht sie uns gibt, in denen wir uns wahrnehmen und kommunizieren. Sie nährt uns mit ihren Erfahrungen, Qualitäten und Zuständen, weich, sanft fließend, bewegt sie uns. Von ihrer Vielfalt in immer neuen Formen erschaffen, verkörpert sie sich in uns, die uns als Einheit ruhend in sich vereint. In Gedanken-und Gefühlsflüssen, sie verdeckt und unsichtbar als Licht fließt, dem Festen und Harten von innen her seine Ausstrahlung gibt. Verborgen im Licht der Sonne und unseren Seelen, bewegt und nährt sie uns.

In uns, durch uns hindurch, die Liebe uns in sich vereint, die Stille und Ruhe in jeder Bewegung ist. Sie uns lebt. Von ihr bewegt, erkennen wir die Liebe in einem Lächeln, das unser Herz schneller schlagen lässt. In ihr wir lieben, uns plötzlich im Anderen verliebt erkennen, die uns zusammendrängt. Strahlend in deiner Haut, deinem Duft und Lächeln, sie lebendig wird. Weich deine Lippen mich locken. Nichts ist mehr, wie es vor wenigen Minuten war. Alles pulsiert und strahlt. Im Lebensfluss der Liebe wir fließen, ihr Leuchten in deinen Augen. Leute uns neugierig, lächelnd anblicken. Licht- und Liebesflüsse fließen durch die Gemeinschaften, durch unsere Augen-, Wort-, Gefühlsfelder und unsere Herzen, die uns berühren und sich gemeinsam in uns verschmelzen. So lieben wir schon, bevor wir es merken.

Die Weihnachtstage sind vorüber. Langsam kehren die Menschen zurück. In Berlin ist es matschig, still und gedämpft. Die Ruhe machte mich träge. Vor Weihnachten habe ich meinem Buch „Evolution der Seele“ beendet. Müde schwebe ich etwas und fiel in eine Leere. Meine Erkältung machte diesen Zustand nicht angenehmer. Träumend und knurrig, schleppte ich mich unruhig durch die Feiertage. Doch nun war Ruhe und Frieden eingekehrt, so dachte ich jedenfalls. Doch mein Geist wurde wieder unruhig und bedrängte mich mit Inspirationen. Beim Fernsehen ärgerte ich mich, dass ich sie nicht aufschrieb. Nun sitze ich im Café und beginne die Bilder und Inspirationen zu sammeln, sie aufzuschreiben. Ich hoffe, dass sie sich spiralartig zu einem Sinnhaften verdichten werden, das das Wesen der Liebe fassbar macht. Wie immer weiß ich nicht, wohin mich das Schreiben führen wird. Doch richte ich mich nach der Liebe aus und hoffe auf Führung.

Am Nachbartisch streiten sie mit immer ähnlichen Argumenten heftig über die Politik. Aus irgendeinem Grund lieben wir es, uns aufzublähen, über Politiker, Ordnungskräfte, Parteien und Nachbaren zu schimpfen. Gedrängt vom Unbekannten, fremden Anderen, das uns feindlich erscheint. Kennen wir sie oder sehen wir in ihnen nur unsere Vorstellung, Ängste und Bewertungen, die sich in ihren fremdartigen Kleidern und ihrer Hautfarbe zeigen? Sehen wir uns etwa selbst – unsere Angst vor dem sozialen Abstieg und der Ausgrenzung, wenn wir den irr lachenden Verrückten mit seinem zerzaustem Haar sehen? Vorurteile, die unsere Augen und Gedanken führen, sich in uns bestätigen und sich mit unseren erregten Emotionen nähren. Wir denken, dass wir selbst denken. Doch wer denkt in uns – Gewohnheiten, Vorurteile, die sich unserer Gedanken und Gefühle bedienen? Wieso sind sie wichtiger als wir Menschen? So wichtig, dass wir mit ihnen lästern, uns entwerten und uns bekämpfen. Wir geben ihnen unsere Macht, um uns gegenseitig zu unterdrücken. Hinter den verschlossenen Herzen, vergessen die Liebe. Unser Spannungsgeladenes, Erregtes, das wir mit Kraft verwechseln, verdeckt unser Weiches, seelisch Sanftes und Liebendes.

Deine sanften Finger mir Ruhe geben, meine aufgewühlten Wellen beruhigen. Strahlen deiner Augen in mich hineinfließen, sich in meinen Strudeln drehen, die uns in die Tiefe hinabziehen. Zeitflüsse im Ewigen der Liebe verschmelzen, sich auflösen und unsere Wesen warm erleuchten. Wie Schlangen sich unsere Körper aneinanderschmiegen. Wir in einander drängen, bewegt von uns durchdringenden, umschließenden Wellen. Sehnsüchtig atmen wir schneller. Pochend es uns überspült, mitreißt, uns auflöst. Von der Liebe getrieben, wir fließen. Das was ich war, erschöpft in deine Arme sinkt. Langsam aus den Wellen zu mir, in den Körper zurückkomme. Mich in deine warmen Brüste und Arme kuschle, mit denen du mich weich einhüllst. Ich liebe deinen Duft, dein Herz, wie es sich vom Leben bewegt, langsam beruhigt.

Ein Mann liegt zusammengebrochen im Treppenaufgang der U Bahn. Ist er krank? Ich hoffe, dass er betrunken ist. Der Menschenstrom mich an ihm vorbei durch den Gang zieht. Besoffen schläft er, rede ich mir ein. Ich ärgere mich über ihn und mich selbst. Erschrecke über meine Gleichgültigkeit. Mitgefühl ist von meinem Ärger, Frust und schlechtem Gewissen überdeckt, die mein Handeln lähmen. Ignorant fließe ich mit dem Menschenstrom, knöpfe meine Jacke fester zu. Kalt ist es, eisig die Nacht.

Wenn ich über die Liebe schreibe, was umfasst das? Ich werde meine Idee kurz skizzieren: Einst bevor die Schöpfung erschaffen wurde, erwachten formlose Erfahrungen der vorangegangenen Schöpfung. Form- und Körperlos erkannten sie sich nicht mehr. Sie waren präsent, hatten aber keine Präsenz. Existierten sie oder nicht? Bei dieser Frage verdichtete sich durch ihre Konzentration der Einheitsgeist. Das unsichtbare Licht der Liebe wurde langsam sichtbar. Plötzlich erkannten sie sich als Licht. Eine neue Schöpfung war erschaffen worden, die sich später selbst aufteilen wird. Die Schöpfung teilte den Einheitsgeist, das Licht und das Einheitsbewusstsein der Liebe, in Licht-, Farb- und Klangsphären auf, durch die die Seelen später reisten. Rot, grün und gelb klingende Nebel durchquerten sie und verwandelten sich dabei in Bilder. Später stiegen zwischen ihnen weitere Bilder von Meeren und Flüssen auf, die sich mit Wasserbildern verschmolzen. Die neu aufgestiegenen Erdbilder verbanden sich mit Erdigen und die Himmel sich mit den aufgestiegenen Himmelsbildern. Im Lichtmeer der Liebe, entstanden so leuchtende, schwebende Landschaften mit Tieren, Pflanzen und Menschen. Ihre Lichtkörper konnten nicht verletzt werden, weil sie zu sphärisch waren. In diesen sphärischen, leuchtenden Landschaften entstanden auch die Konzepte und Anlagen für das zukünftige Universum. Damals hatten die Seelen aber noch kein Gefühl für die Liebe. Weil alles liebend und ihnen selbstverständlich war. Der Wert von Schönheit, Leben und Liebe waren ihnen noch nicht bewusst. Diese Werte sollten sie erst im zukünftigen Universum erlernen, wo die Seelen als Schablonen dienen werden, um die herum sich die Materie bilden wird. Wir Seelen sollten Vielfalt erschaffen, in der sich die Liebe in immer neuen Erlebnisebenen, Qualitäten und Zuständen der Wahrnehmung selbst erleben konnte. Alle Geschöpfe und Menschen sollten sich tief empfinden und wahrnehmen. Durch die Verdichtung und unsere Verletzbarkeit sollten wir den Wert der Liebe und der Schönheit erlernen und im Inneren unsere Vielfalt entdecken. Darum ging es auch nie um Schuld oder ein Gefallen sein – wie es uns die Religionen lehrten. Nein, es ging um Ausdruck und Vielfalt. So war es die Einheit, die sich selbst aufteilte, um sich als Vielfalt zu individualisieren und zu verkörpern. Die Einheit wollte den Erfahrungen ihrer Vielfalt wieder Ausdruck und Wirkung geben. Dafür erschuf sie die Seelen – mit ihren komplexen Wahrnehmungsebenen, in die sich die Liebe mit ihrem Geist, Bewusstsein und Licht aufteilte. So drangen wir als Seelen ins Universum ein und reisten zur Erde, wo wir durch die Mütter geboren wurden. So wuchsen wir unter physikalischen, moralisch-sittlichen, religiösen und staatlichen Gesetzen auf, die ursprünglich nie die Unseren waren. Auf die Mitmenschen ausgerichtet, identifizierten wir uns mit unseren Körpern und der Persönlichkeit, die sich durch Konzentration der Elemente, Schmerz, Verletzungen und Angst verdichteten. Über viele Leben lehrten uns die Religionen, dass wir von Erbsünden belastet, schuldig seien. Für unseren Eigenwillen und triebhafte Lustbarkeiten müssten wir Buse tun, da uns sonst die Hölle drohte. Von Angst erfasst, verinnerlichten wir diese Irrlehren. Von ihnen überwacht, von Hexenprozessen und Bannen verfolgt, wandten wir uns gegen uns selbst und bekämpften uns. Verletzt, verschlossen wir unsere geistigen Herzen und vergaßen unsere Seelen mit ihrem Licht. So kokonierte sich unsere Persönlichkeit in der Seele einst wie eine Raupe ein und kühlte etwas ab. Angst, Einsamkeit und Entwurzelung entstanden in uns, die wir mit Leere und Frustrationen überdeckten, um sie nicht zu fühlen.

Heute sind wir unserem Inneren noch immer entfremdet, weil wir zu stark auf das Außen ausgerichtet sind. Unsere Persönlichkeit ist noch immer in der Seele einkokoniert und etwas abgekühlt. Unsere Innenwahrnehmung und unsere Ausdrucksweisen verflachten. Wir können unser Inneres nicht mehr recht ausdrücken und das wärmende Seelenlicht nicht mehr empfinden. Dafür suchen wir Wärme in Alkohol, Drogen, Sex und Eigentum, die uns erregen. Dadurch wurden in uns die Richtungen unserer Liebesflüsse umgekehrt, weil wir das Fließende, Liebende, sich Verwandelnde festhalten wollen. Wir wollen festhalten, was nicht festzuhalten ist. So träumen wir von einer Freundin, von Eigentum und Besitz, wie wir auch unsere Körper besitzen. Im Eigennutz wird die dienende Liebe verdreht. Wir hoffen, sie festzuhalten. Tatsächlich lässt sie sich aber nicht festhalten und entweicht uns ständig. In unseren Liebesgefühlen verletzt, machen wir Andere zu Feinden. So begegnen wir uns selbst und dem Leben mit Misstrauen. Wir ängstigen uns vor unserem seelischen Unbekannten, das sich gegen unsere Kontrolle, unsere zu engen Rahmen und Begrifflichkeiten erhebt. Unsere Seele erhebt sich gegen zu enge Selbstvorstellungen und Konzepte, die uns einsperren, lähmen oder uns zu stark erregen. So erhoben wir uns einst gegen die Liebe im Inneren und unsere Vielfalt, die sich durch uns ausdrücken wollen. Viele kämpfen gegen ihre Vielfalt und seelischen Bewegungen. Mit unseren Gesichtern reagieren wir auf die inneren und äußeren Bewegungen. Unsere verdunkelten Mienen verfestigten oder verkrampfen sich. Unsicher wehren wir uns gegen das Liebende, weich-sanfte Seelische und Verletzbare in uns. Wir kämpfen dagegen und können nicht mehr ausdrücken, was uns innerlich bewegt. Von inneren Spannungen unserer Sprach- und Ausdruckslosigkeit aufgeladen, entstehen Wut und Frustrationen, die sich auch in Gewalt entladen. Gegen das Innere gewandt, versinken viele in Traurigkeit, Angst, Alkohol, Drogen und Depression.

Draußen ist es kalt. Hastig laufen die Menschen, in ihren Jacken verpackt, durch die Straßen. Zwei ältere Damen genießen hinter dem Fenster ihre Schokoladen und Kuchen. Ich muss an meinen Bauch denken. So schön hatte ich abgenommen, doch will ich nicht klagen. So hat jeder seine Unpässlichkeiten, die aber gerade das Lebendige ausmachen. Ein Auto hupt, grollende Blicke blitzen. Die Weihnachtstage haben mich noch immer im Besitz.

Ich bin noch nicht im Alltag zurück. Von Inspirationen bewegt, schlendere ich zu meinem Café. Ich will sie festhalten, aufschreiben, immer neue Bilder kommen.

So kann der Versuch die Liebe zu beschreiben nur fehlschlagen, da sie sich allen Beschreibungen entzieht. Sie lässt sich nicht festhalten. Sie ist das Innerste, Stärkste. Sie bewegt mit dem Leben ihre äußeren Phänomene, die wir beschreiben, fühlen und empfinden. Wir erschaffen im Inneren und Äußeren unser Miteinander, die sich in uns wechselwirkend erschaffen. Die Liebe gleicht mit dem Prinzip der Gewöhnung die Spannungen und Qualitäten unserer Beziehungen aus. In dem wir uns an etwas gewöhnen, werden Erregungen und Euphorien gedämpft, um uns in unsere Grundspannung zurückzubringen. Dadurch sollte auch ein vernünftiges Miteinander entstehen, indem die Individualität – als Spiegel der Vielfalt, Platz hat. Individuelles soll sich entfalten und in der Einheit geschützt zu werden. So gibt sich die Liebe – mit ihrem Einheitsgeist, Bewusstsein und Einheitslicht, uns allen hin. Die Liebe will nichts von uns, als sich in uns zu erleben und in unsere Herzen vorzudringen. Sie gibt uns die Freiheit. Auch die Freiheit unsere Herzen durch Wut, Zorn, Neid und Frustration zu verschließen, um die Liebe aus den Gefühlen unserer Persönlichkeit zu verbannen. Indem wir unser Herz verschließen, kriegen wir aber nur wenig seelisches Licht und Liebe. Die Liebe mit unserem Seelenlicht würde aber alles in uns ausgleichen, uns Stabilität und Heimat geben. Wir können die Liebe aus der Persönlichkeit vertreiben, doch nie aus unserer Seele. Doch was passiert, wenn wir uns dem Licht unserer Seele und der Liebe entziehen? Unsere Persönlichkeit kühlt ab. Einsamkeit, Angst und ständige Unruhe wachsen in uns, die sich in drängende Sehnsüchte und Wünsche verwandeln. Sie treiben uns an zu viel Sport zu treiben, im Sex, mit Alkohol, Drogen und Extremtätigkeiten innere Wärme zu finden. Leider sind diese Versuche zum Scheitern verurteilt, weil wir uns nach der Euphorie in der Melancholie und nach der Erregung in einer kurzen Entspannung wiederfinden werden. Dieses Glück ist nicht konstant, weil es Hunger nach immer mehr erschafft. Von inneren Wellen und Energien bewegt, werden wir denken, dass wir uns selbst bewegen. Tatsächlich werden wir aber von der Liebe, ihrem Leben bewegt, verwandelt und angepasst. Hinter den Reflexionen des Sonnenlichtes, der Klänge und Farben, erleuchtet die Liebe nicht fassbar das Wesen von Allem. Sie will sich durch uns ausdrücken, wirken und berühren. Sie erstaunt uns, lässt uns genauer hinschauen und uns wundern. Die Liebe macht unser Leben wunderbar, indem sie uns im Gewohnten, Selbstverständlichen kleine Wunder erkennen lässt, die unsere Herzen berühren.

Plötzlich erinnere ich mich an ein Fest. Wir kannten uns erst kurz. Verliebt blickte ich dich an. Mit dem Champagner in der Hand hattest du gelacht, dich um dich selbst gedreht. Die Anderen waren irritiert. Von deiner Zartheit, deinem Leben und liebenden Wesen bewegt, lachten sie mit dir. Sie suchten deine Nähe. Begehren flackerte aus ihren Augen, die dich berührten und sich mit deinem Feuer verschmolzen. Plötzlich aufgerüttelt, näherte ich mich dir. Du hast es nicht bemerkt und genossen, wie sie dich begehrten. Kannte ich es doch von mir selbst. Das, was man nicht hat oder dem Anderen gehört, hat seinen besonderen Reiz. Futterneid, den wir noch nicht überwunden haben. Ich nahm dich beim Arm:

„Entschuldigt uns.“

Erstaunt und irritiert blicktest du mich an.

„Komm.“

Ich spürte deinen Widerstand – den Widerstand der Liebe, wie ich mich gegen ihre Bedingungslosigkeit und ihr Dienen wehrte. Wie sie sich in der Schönheit deines Wesens zeigte. Verunsichert wollte ich dich für mich – alles in dir, dich festhalten. Ewig sollten unsere gemeinsamen Zustände, Gefühle und unser Erlebtes sein. Deine Augen verdunkelten sich.

„Was ist los, nicht so fest.“

Ich drängte dich auf die Terrasse. Innerlich hin und her gerissen, wissend dass ich nichts festhalten konnte, da die Liebe fließt und sich stets verwandelt. Ich lehnte mich gegen sie auf, wollte dich für mich. Erregung und Begierde hatten mich erfasst.

„Wieso lässt du sie so nahe an dich ran?“

„Von was redest du?“

Sie hatte es nicht bemerkt, schwelgte. Ihre Blicke forderten mich.

„Hast du nicht gesehen, wie sie dich anblickten?“

„Das ist doch ihr Problem?“

„Meinst du?“

Ich merkte, wie ich ihr Unrecht tat. Doch ich konnte nicht mehr zurück. Ich machte sie zu mir, verinnerlichte sie, wollte sie beschützen. Mir sollte sie gehören. Ich erschrak über mich selbst, zitterte.

„Liebst du mich? Willst du mich?“

Erschüttert blicke ich sie an. Stehe nackt vor ihr – entwaffnet. Ich blickte in ihren weichen, mir verzeihenden Blick, der mich tief berührte. Von mir selbst, meinen irrtümlichen, ängstlichen Phantasien war ich verletzt worden, denen ich ausgeliefert war. Mir war es zum Weinen.

„Komm zu mir!“

Sie umarmte mich. So zart waren ihre Finger auf meiner Haut, vergebend ihr Blick. Tief erweckte sie die Liebe und vertrieb meine dunklen Wolken der Angst.

Die Liebe kann unser Zeit- und Raumempfinden auflösen. Wir sehnen uns danach. Doch wie ist das möglich, wenn Raum und Zeit für uns existieren? In unserem Inneren verlangsamen oder beschleunigen Motivationen und Erwartungen unsere Zeitflüsse. Die äußeren, künstlich-mechanischen und berechenbare Uhrzeiten ticken dagegen immer gleich und exakt. Die Kinder sind in der letzten Schulstunde vor den Ferien von ihren Erwartungen sehr erregt und kribblig. Wieso? Weil die äußere mechanisch-berechenbare Urzeit sich viel langsamer bewegt als die Zeitflüsse ihrer Triebe und Motivationen. Von Naturzyklen bewegt, die sich mit kleinen Abweichungen ständig wiederholen, bewegen wir uns. Ihre Abweichungen machen das Lebendige aus und lassen Spontanes und Zufälliges entstehen, so auch unsere Fehler. Im Inneren leben wir in einer Gleichzeitigkeit – in Vergangenem, mit dem wir das Gegenwärtige vergleichen, beurteilen und zukünftige Möglichkeiten erschaffen. Im Äußeren dagegen leben wir durch unsere Körper in aufgeteilten Zeiträumen, weil wir mit ihnen weder in die Vergangenheit, noch in die Zukunft reisen können.

Wie ist es aber mit dem Raum? Durch die Grenzen der Räume hindurch ist alles in Bewegung und im Austausch. Räume erkennt man durch ihre Innenräume, deren Grenzen sich öffnen und schließen, um sich vom Außen abzugrenzen. Durch die Räume entstehen auch Zeiten, weil wir zwei sich bewegende Teile im Raum erkennen und beschreiben können. So bestehen die Räume meist selbst aus Innen- und Zwischenräumen, die sich öffnen und schließen können, um in Systemen Erfahrungen auszutauschen. Durch ihren Austausch können sie sich anpassen, Reibungen, Wärme, ständige Bewegungen und Leben entstehen lassen. Wären die Räume, Grenzen und Membranen aber geschlossen, könnten keine Dienstleistungen, Güter, Nahrungsmittel und Informationen ausgetauscht werden. Es würde keine Reibungen mehr geben. Alles würde abkühlen, vereisen und sterben. Darum müssen die Räume sich auch öffnen, um Erfahrungen zu tauschen und sich schließen, um sich zu verkörpern. Darum sind alle Räume durchlässig und in einem Raum verbunden. Tatsächlich sind sie ein Raum. Nun haben wir aber ein Problem: Wenn alle Räume in einem Raum verbunden sind, was wäre dann das Letzte, wo es kein Äußeres mehr geben würde? Es wäre die Ewigkeit der Liebe, die sich einst als Vielfalts- und Schöpferkraft in ihren Ebenen, Räumen und Seelen individualisierte. Mit Hilfe der Räume und Seelen wollte die Liebe ihren Erfahrungen wieder Ausdruck, Formen, Qualitäten und Zustände geben. Ihre Räume sind Teile der Ewigkeit und von gleicher Substanz – Einheitsgeist, Licht und Bewusstsein der Liebe. Die Liebe durchdringt und vereint alles in sich. Sie ist die Allgegenwart und Präsenz, in der die Räume und Zeitflüsse¬ von Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart sich wechselwirkend erschaffen und verändern.

Auf der Insel peitscht mir der Wind mit seinen Regentropfen ins Gesicht. Endlich konnte ich mich aus dem Sog der Stadt befreien, in der man den belebenden Sauerstoff mit der Feuchtigkeit nicht mehr richtig spürt. Man lebt unter einer Wärmeglocke, an der die Winde und Regen meist vorbeiziehen. Aufgewirbelt, tanzen Feinstaub und Smog in den Autoschlangen und Menschenmassen, die sich durch die Schluchten der Häuser bewegen. Ich ziehe meine Kapuze über die Kappe und Hülle mich in meiner Jacke ein. Die Bäume und Sträucher beugen sich dem Wind, um sich sofort selbstbehauptend wieder zu erheben. So wanken sie in den wirbelnden Windströmen hoch und runter. Tannenzweige zum Himmel hin grell und silbern leuchten, an ihrer Unterseite sind sie dunkel. Ob sie ein anderes Grün haben? Nein, überall kann ich es finden. Besonders beim Hals des Pfaues, der in hundert Blautönen immer wieder unterschiedlich leuchtet. Es ist das Licht, das alles erstrahlen lässt und die Farben nuanciert. Das Graue des Himmels, das sich in den Wassertropfen, der Lüfte und Pflanzen spiegelt und allem Feuchten seinen silbernen Schleier gibt. Das reflektierte Licht, lässt alles strahlen, weil es durch sein inneres Wesen selbst erstrahlt. Licht im Licht alle Farben erstrahlen. Ob die Farben und Klänge aus gebrochenen, unterschiedlich verdichteten Lichtschwingungen entstehen? Was wäre die Welt ohne Farben, Licht, Klänge und ohne Raum? Wir würden nicht mehr existieren. Ohne Farben, Licht und Klänge wäre alles Dunkel, ohne Zustände und Qualitäten. Das Leben würde seine Lebendigkeit verlieren. Ohne Körper, Farben und Klänge wäre die Welt nicht vorstellbar. Ohne unsere Vorstellungen und Erinnerungen, in denen das Äußere sichtbar wird, gäbe es für uns nichts – auch uns selbst nicht. Sie sind die Grundlagen von Allem. Grün das Ausgleichende, mit dem Sauerstoff das Leben erschaffende. Rot das Warnende, die Energie des Feuers, das Transformierende. Wasser, das sich im Blau des Himmels spiegelt, Informationen trägt und sich Allem anpasst. Weich nährt es alles, erweckt es zum Leben und zerstört es tosend in Tsunamis. So auch der Wind, der den Regen und die Samen auf der Erde verteilt, die durchs Wasser benetzt, zu Pflanzen werden. Das Braun sich von der Erde reflektiert, verfestigt und formt. Die Farben spiegeln sich im Licht, verbinden sich mit ihren Elementaren, Elementen und Tönen, um Formen und Körper zu erschaffen. Sie lassen das Gewohnte in immer neuen Nuancen erscheinen. Mit ihnen gibt sich die Liebe mit ihrem Leben, ihrer Schönheit, den Farben und Klängen uns allen hin. Sie gibt sich uns mit ihrem Licht, Geist und Bewusstsein hin, in denen wir uns wahrnehmen, kommunizieren und Erfahrungen austauschen. Durch die Einheitsliebe und das Leben können wir uns in der Vielfalt erfahren und sie erschaffen, die sich in unseren Gemeinschaften, der Natur und der Schöpfung selbst erschafft. Von der Liebe bewegt, berühren wir und erschaffen ihre Vielfalt, die sich durch uns hindurch immer wieder mit sich selbst verschmilzt.

Die Insel mit ihren Bäumen und blauen Pfauen wird kleiner. Die Fähre zerschneidet die vom Wind gepeitschten Wellen, die sich aufgebracht aufbäumen und uns