Liebe im Fadenkreuz - Karola Schmidt - E-Book

Liebe im Fadenkreuz E-Book

Karola Schmidt

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Als Corinn den Vater ihrer Zwillinge wiedertrifft, scheint ihr Leben perfekt. Doch im Visier von internationalen Menschenhändlern wird ihr Familienglück auf eine harte Probe gestellt. Kann ihr Bruder, ein Elitesoldat der US Navy Seals, ihr helfen? Unermüdlich im Kampf um ihre Kinder versucht Corinn die Familie zusammenzuhalten, aber die Gefahr ist bereits ganz nah …

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Seitenzahl: 369

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Karola Schmidt

 

Liebe

im

Fadenkreuz

 

 

Roman

Karola Schmidt

Liebe

im

Fadenkreuz

 

 

 

 

Impressum

Copyright: © 2021 Karola Schmidt

Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin,

www.epubli.de

ISBN 978-3-754919-31-6

1. Auflage

Coverfoto: Copyright Susanne Schmidt,

 

Prolog

 

Ich saß im Wartezimmer der Praxis meiner Frauenärztin. Mit mir waren noch zwei schwangere Frauen im Raum. Ein Lächeln zauberte sich auf ihre Gesichter, als sie sich die Babybilder an den Wänden ansahen. Bestimmt stellten sie sich vor, wie es bei ihnen sein würde. Der Raum war typisch für ein Praxiszimmer eingerichtet. Auf einem flachen Glastisch standen Wasserflaschen mit und ohne Sprudel sowie Pappbecher. Diverse Fachzeitschriften lagen daneben. In einer Ecke stand ein kleiner bunter Kindertisch mit zwei passenden Stühlen. Farbstifte, Malhefte und einige Märchenbücher waren zu sehen. Durch eine großzügige Glasfront sah man die Anmeldung und in einer Ecke am Fenster hing ein Flachbildfernseher. Gerade liefen die Nachrichten in einem gedämpften Ton, der nicht zu aufdringlich wirkte. Eine der Frauen fragte, ob sie den Ton etwas lauter stellen könnte. Das war in Ordnung. Sechs Kinderfotografien wurden eingeblendet.

Eine Polizeisprecherin bat die Bevölkerung um Mithilfe.

 

„Diese Kinder im Alter zwischen drei und acht Jahren werden seit einer Woche vermisst. Sie verschwanden in Einkaufszentren und auf Spielplätzen. Polizei und FBI gehen von systematisch organisierten Entführungen aus. Ein Menschenhändlerring wird nicht ausgeschlossen. Wer sachdienliche Hinweise zu den vermissten Personen geben kann, wendet sich bitte an das Police Department von Los Angeles oder jedes andere Department.

 

Diverse Telefonnummern wurden eingeblendet. „Wie furchtbar“, sagte eine der Frauen. Dabei hielt sie schützend die Hände über ihren Bauch. Eine Geste, die mich emotional bewegte. Wie schrecklich musste es für Eltern sein, wenn plötzlich ihr Kind verschwand. Entführt von Fremden, ohne Hoffnung, sie vielleicht jemals wiederzusehen. Ich hatte zwar noch keine Muttergefühle, konnte mir aber durchaus vorstellen, wie schwer es sein würde so etwas durchzumachen.

„Corinn Miller bitte!“ Abrupt wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich meinen Namen hörte. Seit drei Monaten war ich bereits überfällig. Eigentlich hatte ich die Pille regelmäßig eingenommen. Das konnte ich auch der Gynäkologin versichern. Sie fragte, ob ich in letzter Zeit erkältet gewesen wäre. Das war ich tatsächlich. Eine fiese Grippe hatte mich erwischt. Mit Fieber, Husten und Gliederschmerzen lag ich eine Woche lang flach. Ich bejahte und sie meinte, in solchen Fällen könnte es durchaus passieren, dass die Pille versagt. Eine halbe Stunde später hielt ich ein Ultraschallfoto in meiner Hand. Es waren zwei bohnengroße Gebilde zu sehen. In meiner Brust zog sich alles zusammen. ZWILLINGE!!! Automatisch landete eine Hand auf meinem Bauch.

Da drinnen wuchsen zwei kleine Wesen heran. Es war so unwirklich.

Auf dem Weg zu meiner Wohnung liefen unterschiedliche Szenarien durch meinen Kopf. Wie sollte ich es Jack sagen. Würde er sich freuen Vater zu werden? Jack Corth, ein erfolgreicher Software- und Spieleentwickler mit eigener Firma, die er zusammen mit seinem Freund Conrad Burton aufgebaut hatte. Jung, dynamisch und verdammt gut aussehend wurde er als begehrtester Junggeselle von LA gehandelt. Unsere Beziehung hängten wir nicht an die große Glocke. Wir versuchten dies aus der Öffentlichkeit heraus zu halten. Wenn die Pressefuzzis wüssten, dass ich schwanger war und zu ihm gehörte, nicht auszudenken, was dann abgehen würde.

Meine neu erworbenen Informationen wollte ich Jack nicht auf dem Schreibtisch präsentieren. Es hatte Zeit bis heute Abend. Gegen 18:00 Uhr machte ich mich auf den Weg zu seinem Penthouse. Mit weichen Knien und einem Kloß im Hals betrat ich seine Wohnung. Als ich ins Wohnzimmer kam und Jack mich so merkwürdig ansah, hatte ich plötzlich ein ganz merkwürdiges Gefühl. Wusste er etwa bereits von der Schwangerschaft? Nein, das konnte nicht sein. Trotzdem, etwas lag in der Luft. Sein Blick durchbohrte mich,  als hätte ich etwas angestellt. So kannte ich Jack nicht. Er hatte zwar einen gewissen Hang zur Eifersucht, aber den hatte ich auch.

„Hi Jack, alles okay?“ Ich merkte wie meine Stimme leicht zitterte. Seine Augen fokussierten mich wie ein Tiger vor dem Sprung auf seine Beute. Es beunruhigte mich, wenn ich nicht wusste, was los war. Vor Aufregung wusste ich nicht, wo ich hinschauen sollte. Unsicher sah ich mich im Wohnzimmer um. Es war  geschmackvoll mit Designermöbeln eingerichtet.  Eine Fensterfront zog sich von der Decke bis zum Boden, wodurch man eine tolle Aussicht auf die City von Los Angeles hatte. Eigentlich fiel mir nichts Besonderes auf, was sein Verhalten erklären würde. Auf dem Couchtisch stand eine Schale mit Obst und dann lagen da noch Fotos. Zunächst gab ich nichts darauf, doch dann sah ich etwas genauer hin und staunte nicht schlecht, als ich mich und meinen Bruder erkannte. Stutzig, woher er diese Aufnahmen hatte, nahm ich die Fotos in die Hand, um sie mir genauer anzusehen. Ein Lächeln entkam mir, als ich an diesen Tag dachte. Ich sah es vor mir, als wäre es erst gestern gewesen.

Meine Erinnerungen gingen Monate zurück. Mein Bruder gehörte einer Spezialeinheit der Navy Seals an. Damals war er mit seinem Seal Team zu einem wieder mal gefährlichen Einsatz unterwegs. Einige Tage später stand Commander James Fuller vor der Tür meiner Mutter und überbrachte ihr die Nachricht, dass ihr Sohn als vermisst galt. Natürlich wurde alles unternommen um ihn zu finden und nach Hause zu holen, egal in welchem Zustand auch immer. Die Devise, ein Seal lässt keinen Seal zurück, konnte in diesem Fall nicht verwirklicht werden. Sein Team hatte ihn nicht gefunden. In dieser Zeit stürzte für meine Mom und mich eine Welt zusammen. Vermisst konnte alles heißen. Lebte er noch oder lag er schwer verletzt in irgendeinem Graben oder war er in Gefangenschaft geraten und wurde gefoltert oder war er bereits tot. Es war für uns eine schlimme Zeit. Erst vor einem Jahr war mein Vater bei einem Autounfall mit Fahrerflucht tödlich verunglückt. Der Fahrer wurde nie gefunden und nun auch das noch. Meine Eltern waren die liebenswertesten Menschen, die man sich vorstellen konnte. Es gab nie ein böses Wort, weder zwischen ihnen oder zu meinem Bruder und mir. In dieser Zeit baute meine Mutter immer mehr ab. Ihr sonst so hübsches Gesicht zeigte vereinzelt Falten und ihre strahlenden blauen Augen sahen müde aus. Ich machte mir große Sorgen um sie.

Dann vor etwa einer Woche bekam meine Mom wieder Besuch von Commander Fuller. Dieses Mal mit guten Nachrichten. Ein anderes Seal Team hatte Ben auf einer ihrer Missionen in dem Gebiet entdeckt, in dem es damals die erbitterten Kämpfe gab und Ben verschwunden war. Dorfbewohner hatten ihn vor den Taliban versteckt. Seine Verletzungen waren nur noch oberflächlich, trotzdem wurde er vorübergehend in ein Krankenhaus in San Diego gebracht, um seinen Gesundheitszustand zu überprüfen. Den Tag werde ich niemals vergessen. Meine Mom wollte Ben sofort besuchen. Ich hielt es aber für das Beste, erst einmal allein zu meinem Bruder zu fahren. Ich wollte meiner Mutter nicht noch mehr Aufregung zumuten. Sie sah es ein, also fuhr ich erst einmal alleine nach San Diego. Als ich dort ankam, war die Überraschung groß. Mein Bruder saß vor der Klinik und wartete bereits auf mich. Ich hätte ihn fast nicht erkannt. Seine Haare waren abrasiert, sein Körper war abgemagert. Er sah ziemlich mitgenommen aus, aber seine äußerlichen Blessuren waren kaum noch zu sehen. Vereinzelt konnte man noch verblasste schorfige Stellen im Gesicht und auf seinen Armen erkennen. Vor Erleichterung weinte ich und fiel ihm um den Hals. Es war ein unglaublich schönes Gefühl ihn zu umarmen. Ich klammerte mich förmlich an ihn und am liebsten hätte ich ihn nicht mehr losgelassen. Meinen Bruder hatte ich bisher nur ein einziges Mal auf der Beerdigung unseres Vaters weinen gesehen, aber jetzt gerade hatte er feuchte Augen.

Ben und ich waren immer schon ein gutes Team. Ja, wir waren Bruder und Schwester, aber auch beste Freunde. Ben war für mich da, genau wie ich für ihn da war.

Genau diese Aufnahme unserer Umarmung hatte ich jetzt in den Händen. Es überraschte mich, dass es von diesem Wiedersehen Fotos gab. Hatten Paparazzi mich mit Jack in Verbindung gebracht und waren mir heimlich gefolgt oder wurde ich etwa kontrolliert? Das wäre sehr enttäuschend gewesen. Zu jener Zeit war Jack mit Conrad auf einer Computer- und Spielemesse in Japan gewesen. Wir hatten zwischenzeitlich telefoniert, uns aber noch nicht gesehen. Ich hatte mich so auf ihn gefreut. Dachte, dass wir uns einen schönen Abend machen würden. Ja, wir waren frisch verliebt, aber deshalb saßen wir nicht täglich aufeinander und dann waren da noch die Neuigkeiten, die ich ihm sagen wollte. Stattdessen stand mein aufgebrachter Freund vor mir, gespannt wie ein Bogen.

 „Findest du das auch noch komisch oder warum grinst du?“

Jack holte mich aus meinen Gedanken.

„Versuch mir gar nicht erst zu erklären, wer das ist. Ich will es nicht wissen.“ Seine Worte trafen mich wie ein Hammerschlag. Dachte er tatsächlich, ich würde ihn betrügen? So hatte Jack noch nie mit mir geredet. Keine Ahnung, was in ihn gefahren war. Emotionen prasselten auf mich ein, ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mir blieben die Worte im Hals stecken.

„Weißt du was“, sagte er, „pack deine Sachen und geh einfach. Verschwinde aus meiner Wohnung, aus meinem Leben. Ich lass mich von dir nicht verarschen.“

Diese Worte schmetterte er mir so energisch entgegen, mir blieb die Luft weg. Gerade noch euphorisch und glücklich und im nächsten Moment brach meine Welt zusammen. Ich zitterte am ganzen Leib. So durfte es nicht enden.

„Jack, was soll das. Ich verstehe nicht...“

„Halt den Mund Corinn. Halt einfach den Mund. Es ist ja wohl kaum zu übersehen, wie du diesen Kerl verschlingst. Ich brauche deine beschissene Erklärung nicht. Geh einfach.“

Jack hatte meinen Bruder nie kennengelernt. Zu dieser Zeit wurde er bereits vermisst. Meine Mutter und ich vermieden es über Ben zu reden, um danach nicht immer wieder in ein tiefes Loch zu fallen.

Vor meinen Augen flimmerte es. Ich sah wie durch einen Schleier und erst da merkte ich, wie mir Tränen die Sicht nahmen. Mein Herz zersprang in tausend Teile. Ich war so sehr verliebt in Jack und konnte mir ein Leben ohne ihn kaum noch vorstellen, doch jetzt sollte auf einmal alles vorbei sein.

Jack Corth, meine große Liebe, beinahe zwei Meter groß, mit breiten Schultern und einem durchtrainierten Körper, der jede Frau dahin schmelzen ließ. Sein Haar war tief schwarz und wellte sich im Nacken. Er sah einfach, nun ja, zum Anbeißen aus. Damals hatte ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt und er sich in mich. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich würde mich zwar auch als hübsch bezeichnen, aber Jack war ein Adonis.

Er drehte mir den Rücken zu, ging ans Fenster und ignorierte mich völlig. Ich stand komplett neben mir. Eigentlich wollte ich ihm sagen, dass wir Babys bekommen würden. Doch das ließ ich lieber bleiben. Mit schweren Herzen und schleppenden Schritten ging ich meine Sachen holen. Viel hatte ich nicht hier. Schließlich besaß ich meine eigene Wohnung und brauchte nur das Notwendigste um hier zu übernachten. Ich drehte mich noch einmal um, da fiel mein Blick wieder auf die Fotos, die auf dem Tisch vor der Couch ausgebreitet lagen. Mir kam der Gedanke, dass er mich beschatten ließ, dass er mir nicht vertraute. Das tat unheimlich weh. Vielleicht gab es eine eifersüchtige Tussi, die ihm was aufgetischt hatte und er glaubte es auch noch. Kannte er mich denn so wenig? Er hatte mich mit seiner Haltung beleidigt und das war unentschuldbar. Jemand, egal ob Paparazzi oder wer auch immer, hatte diese Fotos geschossen und ihm damit vorgegaukelt, ich hätte einen anderen Mann.

Beim Hinausgehen drehte ich mich noch einmal um.

„Der Tag wird kommen, an dem du bereust, was du mir heute angetan hast. Diese Zeit wirst du nie wieder zurückdrehen können.“ Ohne Jack eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ ich sein Apartment.

Bis nach Hause schaffte ich es nicht zusammenzubrechen. Als ich die Tür hinter mir schloss, war es vorbei. Schluchzend rutschte ich auf den Boden. Dort saß ich wie ein Häufchen Elend und weinte mir die Seele aus dem Leib. Meine Mom wollte ich nicht anrufen, noch nicht, aber bestimmt bald. Spätestens morgen, wenn ich wieder in ihrem Vorzimmer saß und den Schreibkram für sie erledigte. An der Uni hatte ich Literatur und Betriebswirtschaft studiert. Weil ich noch nicht das Richtige für mich gefunden hatte, jobbte ich solange bei meiner Mutter. Ich wusste jetzt bereits, dass sie mir meinen Kummer ansehen würde. Sie konnte im Gesicht eines Menschen lesen. Ihr Beruf war es Menschen aufzupäppeln, sie wieder in die richtige Spur zu bringen, was ihr als Psychologin in den meisten Fällen gelang. Ich wollte aber keiner dieser Fälle für sie sein. Mein Bruder kam auch nicht in Frage. Der sollte sich richtig erholen. Außerdem würde er wahrscheinlich zu Jack gehen und ihm eine verpassen. Seine Schwester war ihm heilig und wer ihr etwas antat, konnte was erleben. So war das schon immer. Was für ein beschissener Tag. Es musste ja irgendwie weiter gehen, also stand ich auf, ging ins Bad und wusch mir mein Gesicht. Gott, sah ich verheult aus. Am liebsten hätte ich mich betrunken, aber erstens trank ich so gut wie nie Alkohol und zweitens hatte ich zwei kleine Böhnchen in meinem Bauch. Auf die hatte ich ab jetzt zu achten.

 

3 Jahre später in Los Angeles

 

„Ja wo sind denn meine beiden Jungs? Wo haben sie sich nur versteckt?“

Ich tat als würde ich Phil und Chris suchen. Meine beiden süßen eineiigen Zwillinge mit tiefschwarzem Haar, Grübchen auf den Wangen, die ihnen einen gewissen Charme verliehen. Wenn ich sie ansah, sah ich Jack. Als ich damals ging, war ich wütend über das Verhalten und die beleidigenden Worte von Jack, aber ich besann mich und mir war klar, er musste erfahren, dass er Vater war. Bei allen Besuchen meiner Gynäkologin ließ ich mir immer zwei Ultraschallfotos ausdrucken, um eines davon Jack zu schicken. In einem Umschlag sendete ich ein Foto an sein Büro. Ich bekam nie eine Rückantwort. Offensichtlich hatte er meine Briefe ignoriert und gleich vernichtet oder er hatte sie nicht bekommen. Wie auch immer, Jack hatte sich nie gemeldet. Nun, dann musste er damit leben, Vater von zwei tollen Jungs zu sein, ohne es zu wissen. Für ihre zwei Jahre und sieben Monate waren die beiden Racker schon ziemlich weit in ihrer Entwicklung. Wenn sie irgendwann so weit waren, nach ihrem Papa zu fragen, konnte ich ihnen immer noch alles erklären. Wer weiß, was die Zukunft alles für sie bereithielt.

Meine Mom war die beste Mutter der Welt. Damals, als ich total am Boden lag, hatte sie nicht lange gefragt, sie hatte mich umsorgt, mich getröstet und mir Halt gegeben.

„Die Zeit heilt alle Wunden.“ Das hatte sie immer gesagt. Na ja, nicht so ganz, wie ich fand. Manchmal war ich überfordert und hätte mir einen Mann an meiner Seite gewünscht, besser gesagt, den Vater meiner Babys. Egal, ich hatte es auch so geschafft. Mein Vorteil war, ich konnte von zu Hause aus arbeiten. Auf diese Weise war ich nicht immer auf die Hilfe meiner Mutter angewiesen.

Eis essen stand heute auf dem Programm. Die Sonne strahlte am wolkenlosen Himmel und so hatte ich den Jungs versprochen etwas zu unternehmen. Am Strand von Santa Monica befand sich eine der beliebtesten Eisdielen von LA. „Ich hab euch ihr kleinen Racker und jetzt los, sonst ist das Eis alle.“

Sofort kam Bewegung in die beiden. „Jaaaa“, kreischten sie um die Wette. Wieder einmal musste ich schmunzeln. Chris und Phil bekamen meine ganze Liebe. Meine Mom und mein Bruder empfanden genauso. In Ben sahen sie ihren Verbündeten, wenn sie wieder einmal etwas verbockt hatten. Er spielte oft Soldat mit den Jungs. Besonders wenn sie ihre kleinen Funktionswesten übergezogen hatten, wie richtige Seals sie besaßen. Mein Bruder hatte sie extra anfertigen lassen. Die kleinen Rabauken hatten es jetzt schon faustdick hinter den Ohren und Ben brachte ihnen noch mehr Schabernack bei. Manchmal, wenn er ein paar Tage hier bei seiner Freundin Elsa war, nahm er die Jungs mit. Sie machten dann ein kleines Lagerfeuer im Garten und grillten mit ihnen. Anschließend baute Ben ein Zelt auf, wobei die Jungs fest mit anpackten. Zumindest tat Ben so, als würde er es ohne ihre Hilfe nicht schaffen. Granny und ich amüsierten uns immer darüber, wenn er erzählte, wie sie sich angestrengt hatten. Ben und Elsa hatten vor, nach San Diego zu ziehen. Ben hatte dort ein Haus gemietet und Elsa, die als Ärztin arbeitete, hatte sich vor Ort für die Stelle als Chefärztin der Notaufnahme beworben und bereits eine Zusage erhalten. Wenn ich nur daran dachte, vermisste ich sie jetzt schon.

„Los Jungs, rein ins Auto. Grandma, Elsa und Ben warten bestimmt schon.“

Eine halbe Stunde später parkte ich in der Nähe vom Strand. Wir gingen die Promenade entlang, auf der es um diese Zeit nur so von Menschen wimmelte. Vorsichtshalber hatte ich den Buggy mitgenommen, im Fall die Jungs später müde waren und das Laufen ihnen schwer fallen würde. Das Wetter war perfekt um es hier auszuhalten. Die Boutiquen waren gut besucht. Es wimmelte von Touristen aus aller Welt. Aus allen Richtungen hörte man Wortfetzen in unterschiedlichen Sprachen. Chris nahm seinen Bruder an die Hand und zusammen gingen wir in Richtung Eisdiele. Nach einem kurzen Weg sah ich von weitem meine Mom.

„Da id Grama“, rief Chris in seiner kindlichen Sprache und schon flitzte er los. Phil rannte seinem Bruder sofort hinterher. Ich sah ihnen nach und im nächsten Moment blieb fast mein Herz stehen. An einem der Tische auf der Terrasse saß Jack mit einer Frau und seinem Freund Conrad. Meine Schritte wurden langsamer. Er hatte mich noch nicht gesehen. Sein Blick folgte den Kindern, die mit Geschrei zum Tisch meiner Mom liefen. Ich musste aufpassen, dass ich vor Aufregung nicht ins Stolpern kam.

„Hi Mom, Ben, alles klar bei euch?“ „Hallo mein Schatz“, begrüßte mich meine Mutter und nahm mich in den Arm. Ben erhob sich und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Du siehst echt scharf aus, Schwesterherz.“ Ich musste lächeln bei seinen Worten. „Das gebe ich gern zurück, Brüderchen. Die Mädels müssen doch Schlange stehen, bei deinem Körper.“ Mit der Hand machte ich eine Geste von Kopf bis Fuß. Er war echt eine Augenweide. Groß, breite Schultern zum Anlehnen und unter seinem Shirt traten seine Muskeln hervor. Ich bemerke, wie ihn einige Frauen beobachteten. Ihr Pech, denn Ben war nicht mehr Single. Seit einiger Zeit hatte er seine Freundin Elsa. Es freute mich für ihn. „Wo hast du deine Liebste gelassen? Wollte sie nicht auch kommen?“ Ben schaute an mir vorbei und ich folgte seinem Blick. Elsa betrat gerade die Terrasse und winkte uns zu. Ich spürte sofort, dass mich in diesem Moment Jack ansah. Mein Gefühl gab mir Recht und unsere Blicke trafen sich. Seine Augen scannten meinen Körper, dann schweiften sie ab und er starrte die Jungs an. An seiner Haltung erkannte ich sofort, wie angespannt er wirkte. LA war so groß und es gab genug Restaurants, Bars und auch Eisdielen am Strand entlang, da musste ich ihn ausgerechnet hier treffen. Was für ein Zufall. So wie Jack die Kinder musterte, zählte er eins und eins zusammen. Ich machte mir aber keine Vorwürfe, denn schließlich hatte ich ihn immer auf dem Laufenden gehalten. Da er sich nie gemeldet hatte, war es sein Pech.

„Habt ihr euch schon etwas ausgesucht?“ Die Jungs nickten, hatte doch jeder von ihnen eine Lieblingssorte. Chris liebte Schoko/Vanille und Phil nahm sein heißgeliebtes Erdbeer/Banane. Sie waren sowas von eissüchtig. Meine Mom hatte einen Cappuccino vor sich zu stehen und Ben hatte auf Elsa gewartet. Als die Kellnerin an unseren Tisch kam, gaben wir unsere Bestellung auf.

„Sag mal Corinn“, fragt mich meine Mutter, „ist das nicht Jack dort am Tisch?“

Mein Bruder schaute sich sofort um und wäre im nächsten Moment am liebsten losgerannt. Ich legte ihm die Hand auf den Arm und sah ihn nur an. „Lass es!“, sagte ich. Schließlich hatte Ben damals meine schlimme Zeit miterlebt, als ich am Boden war. Jetzt wollte ich nicht, dass er wegen einer öffentlichen Auseinandersetzung Ärger mit seinem Commander bekam.

Wir erhielten unsere Bestellung und genossen die Eisbecher. Nach geraumer Zeit nahmen Ben und Elsa die Jungs mit an den Strand. Ich blieb noch mit meiner Mutter sitzen und wir redeten über Alltägliches miteinander. Im Augenwinkel sah ich jemanden auf uns zukommen. Mein Puls raste durch die Decke. Jack!

Vor unserem Tisch blieb er stehen. „Kann ich mit dir sprechen?“

Keine Begrüßung, einfach nur diesen einen Satz. Sofort merkte ich, wie meine Mutter pumpte. Eigentlich war sie kein nachtragender Mensch, aber sie erinnerte sich, wie es mir damals ging und das würde sie Jack nicht verzeihen.

„Ich wüsste nicht, worüber du mit mir reden möchtest.“ Seine Augen funkelten mich an. Er sah immer noch so verdammt gut aus. „Ich habe Augen im Kopf Corinn und diese beiden Jungs sehen mir verdammt ähnlich. Ich bin der Vater oder etwa nicht?“ Immer noch sitzend, sah ich zu ihm auf. „Lass uns ein paar Schritte gehen.“

Jack nickte und folgte mir.

„ Mom, ich bin gleich zurück.“

Wir gingen raus auf die Promenade. Sofort donnerte er los. „Wie kannst du mir so etwas verschweigen? Ich bin Vater von Zwillingen und weiß es nicht.“

Ich glaubte mich verhört zu haben. „Wie bitte?“, konterte ich. „Du willst mich wohl veralbern. Ich habe dir nach jedem Besuch bei meiner Frauenärztin ein Ultraschallfoto zugesandt und nichts, aber auch gar nichts kam als Antwort zurück. Zum 1. und 2. Geburtstag habe ich dir ein Foto von der Geburtstagsparty geschickt, nichts kam von deiner Seite. Was also willst du jetzt von mir?“ Jack sah mich an, als ginge gleich die Welt unter. „Ich habe nichts bekommen.“ Seine Stimme war jetzt deutlich leiser geworden. „Tja Jack, das tut mir leid. Vielleicht fragst du mal deine Vorzimmerdame, schließlich bearbeitet sie doch deine Post. Ist ja möglich, dass sie eifersüchtig war und dir nichts davon gesagt hat. Schließlich konnte sie mich früher schon nicht leiden. Das ist dann aber nicht mein Problem. Ich habe meine Jungs auch alleine bisher gut hinbekommen.“

Jack schaute zum Strand, wo Ben und Elsa mit den Jungs umhertobten. „Das ist der Mann auf dem Foto von damals, richtig?“

„Ach wirklich?“ Ich konnte mir diese sarkastische Bemerkung nicht verkneifen. „Du hast mich beleidigt Jack, mich beschimpft und nicht einmal gefragt, wer der Mann von damals war. Es war dir egal. Du hast mich abgestempelt wie ein Flittchen und das, glaub mir, kann ich nicht vergessen und werde es auch nicht. Offensichtlich hast du mir damals nicht vertraut, sonst hättest du mich nicht beschatten lassen. Eines kann ich dir sagen, dein Misstrauen hat mich noch mehr verletzt als deine Worte und jetzt würde ich gerne wieder zurück an meinem Tisch gehen.“ Sein Blick hing an den Jungs. „Wie sind ihre Namen?“ „Phil und Chris.“ Ich konnte erkennen, wie seine Augen einen verträumten Glanz annahmen. „Ich kann nicht wieder gut machen, was ich dir angetan habe, das ist mir durchaus klar. Trotzdem würde ich gern ein Teil meiner Söhne werden. Wenn du es zulässt.“ Er hatte mich zwar fallen lassen, als ich ihn am meisten brauchte, aber er war auch der Vater meiner Kinder. Jetzt gerade, wie ich Jack da stehen sah, tat er mir sogar etwas leid. Bestimmt werde ich einen Fehler machen, aber es wäre auch schön, wenn meine Jungs mit ihrem Vater etwas erleben könnten.

„Jack, ich...muss darüber nachdenken. Ich war nicht gefasst darauf dich hier zu sehen. Lass mir etwas Zeit und dann melde ich mich. Ich nehme an, deine Handynummer hat sich nicht geändert. Mach’s gut Jack.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte ich mich um und ging zurück zu meiner Mutter. Ich bezahlte, nahm den Buggy und zusammen schlenderten wir über die Promenade zum Strand. „Die Kleinen werden heute bestimmt bald einschlafen, so viel wie die toben.“ Hörte ich die Worte meiner Mom, dabei schaute sie mich an, als würde sie auf etwas warten. Natürlich interessierte es sie, was ich mit Jack zu bereden hatte. „Was soll ich tun, Mom? Er möchte seine Kinder kennenlernen. Offensichtlich hat er nie Fotos von Chris und Phil bekommen. Also sag mir, was ich machen soll? Einerseits möchte ich, dass meine Söhne ihren Vater kennen lernen. Andererseits, weiß ich nicht, ob er nicht irgendwelche Hintergedanken pflegt. Ich habe ihn seit drei Jahren nicht mehr gesehen und weiß nicht, wie er sich in dieser Zeit verändert hat.“ Ich war so unglaublich aufgewühlt. „Kind“, sagte meine Mom, „ich kann es ja verstehen, aber bitte sei vorsichtig. Jack Corth ist eine bekannte Größe in LA. Er ist bekannt dafür, dass er bekommt, was er will. Ich möchte nicht vom Schlimmsten ausgehen, aber was ist, wenn er für das Sorgerecht seiner Kinder vor Gericht geht. Liebes, ich will nicht daran denken und ich will dich nicht noch einmal so am Boden sehen wie damals.“ Sorgerecht, an so etwas hatte ich noch gar nicht gedacht. Würde Jack wirklich so weit gehen? Natürlich hatte er ein Recht darauf. Mist! Vielleicht sollte ich mich mit meiner Anwältin beraten, was im schlimmsten Fall geschehen konnte.

Elsa hatte den Jungs die Sandalen ausgezogen und die Hosen hochgekrempelt, damit sie nicht so nass wurden. Sie dachte immer mit und würde ganz bestimmt mal eine tolle Mutter werden.

„Na, meine beiden Lieblingskinder, habt ihr euch ordentlich ausgetobt? Kommt her, ich will euch mal ganz doll drücken.“ Sofort kamen beide angerannt, die Arme ausgebreitet und zack hingen sie an meinem Hals. Ein berauschendes Gefühl. „Mami, Mami, wir habt Löwen gesehen, die haben laut geschreit.“

Ich musste lachen, so süß und aufgeregt waren beide. „Ihr meint bestimmt Möwen und es heißt, geschrien.“ „Geschrien?“ „So ist es richtig. Fein gemacht.“ Jeder bekam einen Schmatzer auf die Wange und gemeinsam gingen wir langsam zum Parkplatz. Elsa und Ben verabschiedeten sich mit einer Umarmung. „Wir sehen uns Schwesterherz. Wenn etwas ist, melde dich.“ „Danke, das werde ich. Passt auf euch auf.“ Ich verstaute den Buggy im Kofferraum meines Autos, schnallte Chris und Phil auf dem Rücksitz in ihren Schalensitzen fest und verabschiedete mich mit einer festen Umarmung von meiner Mutter. Sie gab ihren Enkeln noch ein Küsschen und ging zu ihrem eigenen Auto.

Chris und Phil schliefen bereits tief und fest. Die waren so richtig ausgepowert. Noch einmal ließ ich den Tag Revue passieren. Ich hatte mir ein Glas Rotwein eingegossen und saß an meinem Schreibtisch. Vor mir lag mein fast fertiger neuer Roman. Er musste noch einer Korrektur unterzogen werden, dann konnte meine Verlegerin und mittlerweile gute Freundin durchstarten. Annabelle Meyers war eine der Besten in ihrem Fach. Ich hatte bereits einige Bücher an sie weitergeleitet. Allesamt wurden Bestseller.

Annabelle lernte ich bei einem Seminar für schwangere Mütter kennen. Von ihrem Freund wegen der Schwangerschaft sitzen gelassen, teilten wir diese Gemeinsamkeit. Wir verstanden uns auf Anhieb. Es entwickelte sich eine treue Freundschaft. Als ich ihr von meiner Leidenschaft, was das Schreiben betraf, erzählte, brachte sie sich sofort ein.

Ich sollte ihr meine Manuskripte, drei an der Zahl, zuschicken und sie wollte sich diese ansehen. So begann alles. Von meinen Romanvorlagen begeistert, stellten wir vertraglich die Bedingungen fest und dabei blieb es. Sie hatte schon diverse Autoren und Autorinnen unter ihre Fittiche genommen und war in ihrem Metier eine bekannte Größe. Heute war ich eine Bestsellerautorin und schrieb unter meinem Pseudonym „Carol Smith“ Liebesromane. Außer meiner Mom und Ben wusste niemand, wer sich hinter „Carol Smith“ verbarg. Annabelle war vertraglich an die Schweigepflicht gebunden, so hatte ich auch keine Bedenken, was sie in dieser Hinsicht anging.

Heute würde ich mich auf nichts mehr konzentrieren können, also schloss ich meinen Laptop. Ich machte mich bettfertig, aber an Schlaf war nicht zu denken. Meine Gedanken beschäftigten sich mit Jack.

Jack

 

Das ganze Wochenende konnte er kaum entspannen. Plötzlich war er Vater von Zwillingen. Ja, er hatte zwei Söhne. Ein Blick genügte, um die Ähnlichkeit zu sehen. Erst kam ihm in den Sinn, Monica, seine Sekretärin anzurufen, doch am Telefon würde er ihre Reaktion nicht erkennen und vor allem sehen, ob sie tatsächlich seine Post manipuliert hatte. In dem Fall hatte sie schlechte Karten. Er wusste natürlich, dass sie ihn anhimmelte, aber so etwas Gravierendes ging überhaupt nicht.

Immer wieder schweiften seine Gedanken zu Corinn. Sie sah echt scharf aus, obwohl sie auch damals schon eine Schönheit war. Er wusste natürlich, dass er sich wie ein Arsch benommen hatte. Als sie vor drei Jahren aus seinem Apartment ging, wusste er, er hatte einen Fehler begangen. Nie würde er den Ausdruck in ihren Augen vergessen, als er ihr seine Worte entgegen schmetterte. Es war geschehen und er war zu arrogant diese zurück zu nehmen. Was für ein Fehler!

In dieser Nacht schlief er unruhig. Immer wieder überlegte er, wie er Monica so aus der Reserve locken konnte, dass sie zugab ihn hintergangen zu haben. Als seine private Assistentin musste er sich auf sie verlassen können. Um Punkt 8:00 Uhr am Montagmorgen betrat er sein Büro. Genau fünf Minuten später bekam er wie gewohnt seinen Espresso.

„Monica, wie lange arbeiten sie schon für mich?“ Heute hatte sie einen dunkelblauen, knielangen Rock an. An einer Seite ging der Schlitz ziemlich weit nach oben und entblößte bei jedem Schritt ihr Bein. Eine passend hellblaue Bluse mit Knopfleiste, bei der die oberen Knöpfe so weit geöffnet waren, dass der Ansatz ihrer Brüste zu erkennen war. Mit ihrer Eleganz drehte sich Monica mir zu und lächelte mich an. „Seit fünf Jahren Mr. Corth.“ Er sah ihr direkt in die Augen. „Das ist eine lange Zeit, finden sie nicht?“ „Ja Sir.“ „Haben sie in dieser Zeit jemals etwas getan, was mir schaden könnte? Ich meine, gibt es etwas, was sie falsch gemacht haben?“ Er beobachtete sie genau. Eine gewisse Nervosität durchlief ihre Haltung. „Was bitte meinen sie damit? Ich verstehe ihre Frage nicht ganz. Sind sie nicht zufrieden mit mir, Sir?“ Jack beobachtete sie sehr genau. „Nun, ich war am Samstag unterwegs am Strand von Santa Monica und stellen sie sich vor, da habe ich zwei kleine Jungen gesehen, die mir sehr ähnlich sahen. Macht da irgendwas Klick bei ihnen?“ Ihre Augen flirrten hin und her und es war klar, sie wusste, worauf er hinaus wollte. Er stand auf und ging um seinen Schreibtisch. Mit verschränkten Armen blieb er vor ihr stehen. „So und jetzt raus mit der Sprache. Haben sie in den letzten Jahren Fotos, die an mich adressiert waren absichtlich zurückgehalten?“ Monicas Gesicht wurde blass. Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Ich, ich...wwwollte das nicht tun. Glauben sie mir Sir, bitte. Ich wollte ihnen damit nur helfen. Sie waren in keiner guten Verfassung und ich dachte, ich tue das Richtige.“ Jack musste sich so zusammenreißen, um nicht laut zu werden. „Sie dachten? Was dachten sie? Verdammt, das waren Bilder von meinen Kindern, von denen ich bis vor zwei Tagen keine Ahnung hatte. Wie konnten sie so etwas tun? Sagen sie, dass sie diese Bilder nicht vernichtet haben.“ Wie ein Häufchen Elend stand sie zitternd vor ihm, doch das war ihm gerade vollkommen egal. Normalerweise war er ein guter Chef. Er achtete und belohnte die Arbeit seiner Angestellten. „Nnein, iiich meine ja, ich habe sie in meinem Schreibtisch. Ich kann sie ihnen holen, Sir.“ Als sie keine Anstalten machte sich zu bewegen, fuhr er beinahe aus der Haut. „Na dann los, worauf warten sie noch? Holen sie die Fotos.“ Monica rannte förmlich ins Vorzimmer, von wo sie kurze Zeit später mit einem Briefumschlag wieder kam.

„Bitte sehr, Mr. Corth. Werden sie mich jetzt feuern?“ Ihr Blick ging reumütig zu ihren Pumps. „Das entscheide ich noch, zunächst gehen sie an ihren Arbeitsplatz und ich möchte in den nächsten 30 Minuten nicht gestört werden.“ Mit dem Umschlag in seiner Hand setzte er sich an seinen Schreibtisch. Ein Kribbeln ließ seinen gesamten Körper erbeben. Was würde er zu sehen bekommen? Er öffnete den Umschlag und holte einen Stapel Fotos heraus. Oben auf lag ein Ultraschallbild. Das Datum zeigte den Tag, an dem er Corinn aus seinem Apartment geworfen hatte. Es war noch nicht viel zusehen. Zwei kleine ovale Gebilde. Schwer sich vorzustellen, dass es sich um werdende Babys handelte. Dann folgten im vier Wochen Takt Fotos, auf denen immer deutlicher zu erkennen war, um was es sich handelte. Zwei Winzlinge! Seine Kinder! Was hatte er alles versäumt. Er hätte Corinn zur Seite stehen müssen. Plötzlich empfand er so viel Traurigkeit über das, was er alles im Leben seiner Kinder verpasst hatte. Die Zeit ließ sich nicht zurück drehen. Es musste einen Weg geben, um an der weiteren Entwicklung seiner Söhne teilnehmen zu können. Was er jetzt zu tun hatte, wusste er. Es würde sicher nicht leicht werden, aber einen Versuch war es wert. Er hatte nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen. In seinem Smartphone war die Handynummer von Corinn noch immer gespeichert. Vielleicht hatte er Glück und sie hatte diese nie geändert. Nach dem zweiten Klingeln meldete sie sich. „Hallo?“ Ihre Stimme klang verschlafen. Schon hatte er ein schlechtes Gewissen. „Ich bin es Corinn, bitte leg jetzt nicht auf. Ich muss mit dir sprechen.“ Schnell sprach er weiter. „Vor mir liegen die ganzen Fotos von....von den Kindern. Von meinen, von unseren Kindern. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Du hattest Recht. Meine Assistentin hat sie mir unterschlagen. Glaube mir bitte, hätte ich davon gewusst, ich...ich wäre für dich da gewesen. Verdammt, ich war ein riesengroßes Arschloch. Ach was, ein Idiot. Ich war eifersüchtig und dachte, ach ist auch egal, was ich dachte.“ Am anderen Ende der Leitung war es still. „Bist du noch dran? Bitte sag doch etwas. Beschimpf mich, schrei mich an, aber sag was.“ Ein tiefer Seufzer war zu hören. „Jack, was glaubst du denn? Dass mit einigen Worten alles gut ist? Ich meine, ich habe mein Leben. Du hast dein Leben. Wahrscheinlich auch eine Frau oder Freundin. Immerhin hast du mit einer Frau Samstag am Tisch gesessen. Es sind drei Jahre vergangen und jetzt sollen wir so tun, als sei nichts geschehen? So einfach ist das nicht.“

„Ich verstehe dich ja, Corinn und nein, es gibt keine Frau an meiner Seite. Können wir uns treffen und über alles reden?“ Einen Moment sagte niemand etwas. „Jack, ich bin durcheinander und muss darüber nachdenken. Deine Nummer habe ich ja. Wenn ich soweit bin, melde ich mich, einverstanden?“

„Das ist mehr, als ich erhofft habe. Also ja, ruf mich an, wenn du soweit bist. Und Corinn? Danke!“  Erleichterung spiegelte sich in seinen Worten wieder. „Wir werden sehen Jack. Mach’s gut.“

Manuel Costas/ Kolumbien

 

„Jetzt geh endlich an das verfickte Telefon.“ Am liebsten hätte er sein Smartphone an die Wand geklatscht. Endlich nahm jemand ab.

„Verflucht, wieso dauert das so lange?“ Er ließ sie nicht zu Wort kommen, fast schrie er die Frau am anderen Ende an. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“ In der Leitung war ein empörtes Schnauben zu hören. „Entschuldige, ich war unter der Dusche und habe das Klingeln nicht gleich gehört. Außerdem musst du mich nicht so anschreien. Was willst du überhaupt?“

Er konnte es sich nicht mit ihr verderben und so schaltete er einen Gang zurück. „Schon gut, tut mir leid. Warum ich anrufe, ich habe einen Auftrag für dich und bevor du fragst, es lohnt sich. Die doppelte Bezahlung. Bist du interessiert?“ War sie interessiert? Sie konnte sich ja anhören, um was es sich handelte. „Das Doppelte, sagst du? Was muss ich dafür tun?“

Manuel war klar, Geld überzeugte Beata schon immer. Die Frau war eine Granate, nicht nur im Bett, sondern auch auf ihrem Gebiet. Sie war der Typ Frau, der man sofort vertraute. Mit ihren 30 Jahren, die man ihr nicht ansah, strahlte sie etwas Unwiderstehliches aus. Bekannt für ihre Wandlungsfähigkeit, war sie genau der Typ, den sich Manuel für diesen Auftrag vorstellen konnte. Wie er selbst, kam sie aus Kolumbien. Für Geld tat Beata alles, kam sie doch aus ärmlichen Verhältnissen und wusste, wie es war, wenn es nichts zu essen gab. Wenn sie hungrig ins Bett gehen mussten. Damals gab ihr Manuel die Chance der Armut zu entfliehen. Anfangs tat sie sich schwer mit dem, was sie tun sollte. Als sie dann aber das erste Geld in den Händen hielt, war sie nicht mehr zu halten. „Hör zu, demnächst ist wieder eine Auktion und Mister X wünscht sich Jungs, Kinder, um es genau zu sagen. Nicht zu jung, aber schon so weit, dass sie aus dem gröbsten sind. Keine Windeln mehr, du verstehst?“

Natürlich verstand sie, obwohl sich in so einen Fall immer ihr Herz meldete. Mit jungen Frauen oder Männern im Teenageralter hatte sie keinerlei Probleme, aber Kinder. Verdammt, sie wollte das nicht, nur hatte sie denn eine Wahl? Ohne Manuel würde sie immer noch in Armut leben, wenn überhaupt noch. Sie könnte auch schon tot sein. Ach verfluchte Scheiße.

„Ja, ich verstehe. Zu wann braucht dein Mister X die Jungs und von wie vielen reden wir?“ „Im Augenblick liegt sein Fokus auf zwei Jungs. Ob es sich um Geschwister handelt oder nicht, spielt keine Rolle. Ja es ist schwierig, doch in LA wirst du sicher welche finden. Du hast 2 Wochen. Melde dich, wenn du so weit bist.“ Beata hatte Gewissensbisse. „Warum Kinder, Manuel? Um ehrlich zu sein, geht es mir schlecht dabei. Ja, ich weiß, was du sagen wirst und ich weiß auch, dass ich dir viel zu verdanken habe, aber Kinder. Was passiert mit den Kindern? Vielleicht ist es besser, wenn ich nicht frage.“

„Das hast du gut erkannt, meine Liebe. Mach deinen Job. Ich weiß, du bist die Beste und wirst wie immer alles geben. Schließlich steckt eine Menge Kohle dahinter. Denk daran, du hast nur zwei Wochen.“

Manuel ließ sie nicht mehr zu Wort kommen, sondern legte sofort auf. Kein Adiós oder was sonst so üblich war. Er hatte keine Lust sich das Gejammer anzuhören. Es kam ihm so vor, als wenn Beata in letzter Zeit nicht mehr ganz bei der Sache war. Sollte es sich abzeichnen und sie die Absicht hatte auszusteigen, dann war er gezwungen sie sich einmal vorzunehmen. Schließlich hatte er sie aus der Gosse geholt. Er hatte eine Menge Geld in sie investiert.

Trotzdem sollte er Vorsicht walten lassen. Niemals durfte Beata Torres erfahren, dass er selbst dieser Mister X war. Er hatte sich sein Geschäft mit viel Mühe aufgebaut. Die Adoption von Säuglingen und Kleinkindern war eine lukrative Einnahmequelle. Er verdiente eine Stange Geld damit. Jetzt gerade hatte er einen megareichen Industriellen am Haken. Der Kerl war verheiratet, so viel wusste er, aber vielleicht konnte seine Frau keine Kinder bekommen. Schließlich konnte ihm das egal sein. Glück für ihn. Er würde die Ware liefern und bekam eine halbe Million dafür. Wie es den Kindern später erging und was die Leute mit ihnen machten, interessierte ihn nicht im Geringsten.

Corinn

 

Es waren bereits einige Tage vergangen, seit sie Jack getroffen hatte. In der Zwischenzeit war sie bei ihrer Anwältin, um sich schlau zu machen. Es konnte ja möglich sein, dass ihre Mutter Recht hatte und Jack was im Schilde führte. Sie glaubte zwar nicht daran, trotzdem musste sie auf Nummer sicher gehen. Heute würde sie sich bei Jack melden. Sie hatte alles gut durchdacht. Vielleicht machte sie ja einen Fehler, aber das würde sie dann schon merken und gegebenenfalls noch rechtzeitig die Reißleine ziehen können. Corinn wählte seine Handynummer. Sofort wurde ihr Anruf entgegen genommen.

„Hi Corinn!“, kam es zögernd. Wie lange er wohl schon auf ihren Anruf gewartet haben musste. „Hallo Jack! Wir sollten uns treffen und über alles reden.“ Einen Augenblick war es still. „Das wäre wirklich schön. Denkst du an etwas Bestimmtes?“ „Die Jungs sind heute bei meiner Mutter.“ Corinn hatte darüber nachgedacht in ein Lokal zu gehen, doch Jack war ziemlich bekannt. Würde man sie zusammen sehen, kamen sofort Gerüchte über eine Affäre auf. Das wollte sie nicht. „Was hältst du davon zu mir zu kommen. Du weißt ja sicher noch, wo mein Apartment ist. Ich würde sagen, so gegen 20:00 Uhr?“ „Das passt, soll ich noch etwas mitbringen? Ich meine, chinesisch von unserem Liebl..., vom, du weißt schon, was ich meine.“

Corinn musste lächeln. Jack hatte es nicht vergessen und irgendwie freute es sie. Früher hatten sie oft chinesisches Essen bestellt. „Wenn du möchtest, gern. Mein Geschmack hat sich nicht geändert. Jedenfalls, was das Essen betrifft.“ Die kleine Spitze musste sie noch los lassen. „Dann bis später Jack.“ „Ja, bis später. Ich ...ä...freue mich.“ Puh, der erste Schritt war getan.

Kurz vor 8:00 Uhr am Abend klingelte es an der Tür. Corinn war bereits den ganzen Nachmittag in Aufruhr. Ihr Herz klopfte wild in ihrer Brust. Immer noch fragte sie sich, ob sie das Richtige tat. Auf dem Weg zur Wohnungstür schaute sie schnell noch einmal in den Flurspiegel. Ihr gefiel, was sie sah. Mist, wieso wollte sie für den Mann gut aussehen, der ihr einmal wehgetan hatte. Sie war kein nachtragender Mensch, aber sie konnte auch nicht vergessen, was passiert war. Zögernd öffnete sie die Tür. Da stand Jack, groß, bildschön, ein Traum von einem Mann. Fort mit den Gedanken. War sie noch ganz bei Trost? „Hi, komm doch rein.“ Jack musterte sie einen Moment, dann trat er durch die Tür. In einer Hand hielt er das Essen und in der anderen eine Flasche Wein. Jack Corth war ein gestandener Mann. Er hatte Charisma und sein Auftreten brachte so manche Frau aus dem Gleichgewicht. Jetzt allerdings war davon nichts zu sehen. Er strahlte etwas Schüchternes aus. Wer ihn nicht kannte, konnte in diesem Moment Mitleid mit ihm haben.

 „Geh doch schon mal ins Wohnzimmer, ich mach schnell das Essen fertig und komme dann.“ Jack sah ihr nach, als sie in Richtung Küche ging. Sie sah noch immer bezaubernd aus. Er erinnerte sich an die gemeinsame Zeit. Ihr Körper war heiß und ihre Liebesspiele noch heißer. Verdammt, wenn er nicht mit einem Ständer aufwarten wollte, sollte er diese Gedanken verdrängen. „Ich kann auch gerne helfen. Wo hast du einen Korkenzieher? Zwei Gläser vielleicht noch.“ Ein schüchternes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Corinn schüttelte leicht den Kopf. „Komm mit in die Küche, wir können auch hier essen. Ist ja nicht so, als hätten wir das früher nicht auch so gemacht.“ Plötzlich hielt sie in ihrer Bewegung inne. Wieso dachte sie jetzt daran und noch schlimmer war, warum tat sie so, als wäre ihr Zusammensein mit Jack das Normalste der Welt? Jack konnte ihre Gedanken lesen. Ja, so hatten sie es früher auch gehandhabt. Innerlich freute er sich, ließ sich aber nichts anmerken. Corinn richtete das Essen auf zwei Teller an und legte jedem Stäbchen dazu. Anfangs konnte sie mit Stäbchen nicht klar kommen, geschweige damit essen. Jack hatte es ihr damals beigebracht. Inzwischen klappte es ganz gut. Sie stellte noch Weingläser auf den Tisch und Jack entkorkte die Flasche. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus. Es war so vertraut. Als wären sie nie getrennt gewesen. Gemeinsam setzten sie sich an die Küchentheke und begannen zu essen. „Ich hoffe, ich habe deinen Geschmack getroffen?“, fragte Jack und schob sich einen Bissen in den Mund.

„Es hat sich nichts geändert. Ich esse immer noch gern doppelt gebackenes Schweinefleisch mit süßsaurer Soße. Wie ich sehe, ist es auch bei dir so geblieben.“ Sie musste schmunzeln und blickte ihm in seine Augen. Ein schwerer Fehler. Ihre Gefühle für Jack erwachten wieder und bescherten ihr eine Horde Schmetterlinge im Bauch. Nie wieder wollte sie das zulassen. Trotzdem konnte sie nichts dagegen tun. Es geschah einfach. Wie sollte sie diesen Abend nur überstehen. Ihre Hand zitterte leicht. Sanft legte Jack seine Hand auf ihre. „Du bist nervös Corinn, das kann ich verstehen. Mir geht es nicht anders. Diese ganze Situation lässt mich seit unserem Treffen kaum noch schlafen, geschweige denn denken. Ich weiß nicht, was ich tun kann, was ich tun muss oder sollte. Es ist eine verfahrene Situation, die mir zu schaffen macht. Ich habe immer gern alles unter Kontrolle, aber jetzt weiß ich gerade nicht, wie ich mich dir gegenüber verhalten soll.“ Für einen kurzen Moment schloss Jack die Augen.

„Vielleicht sollte ich ein anderes Mal vorbei kommen.“ Er wollte bereits aufstehen, als Corinn „Nein, nicht Jack.“ sagte. „Glaub mir Jack, es ging mir die Tage nicht anders als dir. Vor diesem heutigen Abend war ich genauso aufgeregt wie du. Immer habe ich überlegt, ob ich einen Fehler mache, wenn ich mich mit dir treffe. Ich will ehrlich zu dir sein, ich habe Angst. Angst davor, du könntest etwas Schlimmes im Sinn haben. Ich meine in Bezug auf die Kinder. Unsere Kinder. Bitte sag mir, nein versprich mir, nichts zu unternehmen, was mir und vor allem Phil und Chris schaden könnte. Kannst du das?“ Jack sah sie an wie vom Blitz getroffen. Plötzlich erhob er sich, trat um den Tisch und zog Corinn in seine Arme. „Ich war mit Sicherheit kein Engel und was ich damals getan habe, glaub mir Corinn, habe ich schon tausendmal bereut. Als du aus meinem Leben gegangen bist, war ich nur ein halber Mensch.“ Jack nahm ihr Gesicht in seine Hände. Zärtlich sah er ihr in die Augen. „Die zweite Hälfte hat mir gefehlt. Du hast mir gefehlt. Als du weg warst, wusste ich, ich hatte einen Fehler gemacht. Ich Idiot war viel zu stolz mein Vergehen einzusehen. Mit allem, was ich damals getan habe, lag ich falsch. Du warst so perfekt und ich hatte Angst davor dich zu verlieren. Letztendlich habe ich es durch meine Aktion, dich beschatten zu lassen selbst verbockt. Es tut mir alles so wahnsinnig leid. Wenn du mir das nicht verzeihen kannst, würde ich das vollkommen verstehen.“ Immer noch hielt er ihr Gesicht in seinen Händen. Ihre Blicke waren in sich verkeilt, so als würde jeder in die Seele des anderen sehen. Langsam näherte er sich Corinn, seine Lippen streiften federleicht über ihre. Eine Träne löste sich aus ihren Augen. Jacks Worte hatten sie mitten ins Herz getroffen. Seine Lippen schmeckten noch genauso wie sie diese in Erinnerung hatte. Vorsichtig stupste er seine Zunge an ihre Lippen und bereitwillig öffnet sie den Mund um ihn Einlass zu gewähren. Eine Hand schob sich in ihren Nacken, die andere Hand legte sich auf ihren unteren Rücken. Leicht drückte Jack Corinn an sich. Das Gefühl war so berauschend. Kein Blatt passte zwischen ihre Körper. Beide genossen die Lust, die sich ausbreitete. Corinn fühlte seine steinharte Erektion an ihrem Bauch. Leicht rieb sie sich an ihm. Jack war in ihrem Leben der einzige Mann, der jemals ihren Körper besaß. In jeder Hinsicht. Mit ihm hatte sie ihre ersten sexuellen Berührungen gehabt. Auch in der Zeit nach ihrer Trennung, gab es keinen Mann in ihrem Leben. Zum einen hatte sie durch die Zwillinge keine Zeit und zum anderen wollte sie keinen neuen Mann in ihrer kleinen Familie. Jacks Hände schoben sich unter ihr T-Shirt. Er begehrte sie so sehr, aber es war ihr erster Abend seit fast drei Jahren und das wollte er nicht ausnutzen. Nicht, dass er mit Corinn nicht ins Bett wollte, das stand außer Frage. Sein Schwanz drückte schmerzhaft gegen den Reißverschluss seiner maßgeschneiderten Hose. Langsam löste er sich von ihr. Der intime Augenblick war zu Ende und machte einer leichten Verlegenheit Platz.

„Ich komme mir vor“, sagte Jack, „wie ein Teenager bei seinem ersten Date.“ Corinn legte ihre Stirn an seine Brust und lächelte. „Irgendwie sind wir das wohl auch.“ Langsam schaute sie zu ihm auf. „Was wird jetzt passieren? Ich meine, wir sind Eltern von zwei wundervollen Jungs. Wie denkst du, wollen wir es handhaben in Zukunft.“ Jack spielte mit ihren Fingerspitzen. „Vielleicht sollten wir mal etwas gemeinsam unternehmen, nur um zu sehen, wie die Kinder auf mich reagieren? Was meinst du? Würdest du damit einverstanden sein oder hast du eine andere Idee? Ich richte mich nach dir. Du bist ihr Leben, ihr Mittelpunkt.“ Wie gut, dass er das so sah. „Es hört sich gut an. Ich finde die Idee okay. Vielleicht können wir einen Nachmittag mit ihnen verleben. In den Zoo gehen oder ins Kino. Was meinst du?“