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Wir stellen vor: die Maverick-Milliardäre – sexy Männer, die sich gemeinsam durch die Hölle nach oben gekämpft haben und nun alles besitzen, was man sich nur wünschen kann. Die Mavericks verlieben sich jedoch alle Hals über Kopf in unglaubliche Frauen und stellen dabei fest, dass wahre Liebe das Einzige ist, was bisher gefehlt hat … Sebastian Montgomery hat sich aus dem Nichts nach oben gearbeitet und ist nun einer der mächtigsten Medienmogule der Welt. Doch hinter der scheinbar perfekten Fassade seines Lebens verfolgt ihn immer noch seine Vergangenheit. Denn, als er im Teenageralter seine Eltern verlor, verlor er auch seinen Glauben an die Liebe. Charlie Ballard und ihre faszinierenden Metallskulpturen berühren ihn zutiefst und wecken Emotionen, die er nie wieder zulassen wollte. Bald schon will Sebastian mehr als nur Charlies Kunstwerke, er will die Frau dahinter, und zwar mehr als er jemals etwas zuvor gewollt hatte. Und, was ein Maverick will, bekommt er immer … Für Charlie ist Sebastians Auftrag eine einmalige Chance. Die Kreation einer prächtigen Skulptur für seine neue Firmenzentrale ist ein wahrgewordener Traum. Aber sie hätte sich nie träumen lassen, sich in den faszinierenden Milliardär zu verlieben … bis sie seine sinnlichen Küsse verwegen machen. Er bezaubert sie und zieht sie in seinen Bann. Als Charlie mehr über die dunklen Tiefen von Sebastians Vergangenheit erfährt, will sie alles tun, um ihn mit ihrer Liebe zu heilen. Aber kann ein Mann, der mit der Überzeugung aufwuchs, Liebe sei giftig, jemals an die wahre Liebe glauben? "Die Maverick Milliardäre" Verliebt bis über beide Ohren Liebe ist nur was für Mutige Keine Angst vor der Liebe Keine Chance gegen die Liebe
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Seitenzahl: 498
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Die Maverick Milliardäre
Buch 2
Bella Andre & Jennifer Skully
Bucheinband
Titelseite
Copyright
Über das Buch
Widmung
Eine Anmerkung von Bella & Jennifer
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Epilog
Alle Bücher von Bella Andre in deutscher Sprache
Über die Autorin
Liebe ist nur was für Mutige
Die Maverick Milliardäre 2
© 2018 Bella Andre & Jennifer Skully
Übersetzung Katrina Morgental – Language + Literary Translations, LLC
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Wir stellen vor: die Maverick-Milliardäre – sexy Männer, die sich gemeinsam durch die Hölle nach oben gekämpft haben und nun alles besitzen, was man sich nur wünschen kann. Die Mavericks verlieben sich jedoch alle Hals über Kopf in unglaubliche Frauen und stellen dabei fest, dass wahre Liebe das Einzige ist, was bisher gefehlt hat …
Sebastian Montgomery hat sich aus dem Nichts nach oben gearbeitet und ist nun einer der mächtigsten Medienmogule der Welt. Doch hinter der scheinbar perfekten Fassade seines Lebens verfolgt ihn immer noch seine Vergangenheit. Denn, als er im Teenageralter seine Eltern verlor, verlor er auch seinen Glauben an die Liebe. Charlie Ballard und ihre faszinierenden Metallskulpturen berühren ihn zutiefst und wecken Emotionen, die er nie wieder zulassen wollte. Bald schon will Sebastian mehr als nur Charlies Kunstwerke, er will die Frau dahinter, und zwar mehr als er jemals etwas zuvor gewollt hatte. Und, was ein Maverick will, bekommt er immer …
Für Charlie ist Sebastians Auftrag eine einmalige Chance. Die Kreation einer prächtigen Skulptur für seine neue Firmenzentrale ist ein wahrgewordener Traum. Aber sie hätte sich nie träumen lassen, sich in den faszinierenden Milliardär zu verlieben … bis sie seine sinnlichen Küsse verwegen machen. Er bezaubert sie und zieht sie in seinen Bann. Als Charlie mehr über die dunklen Tiefen von Sebastians Vergangenheit erfährt, will sie alles tun, um ihn mit ihrer Liebe zu heilen. Aber kann ein Mann, der mit der Überzeugung aufwuchs, Liebe sei giftig, jemals an die wahre Liebe glauben?
Für Doris Beach und Judy Moffett
Für all die Meilen, die Ihr gegangen seid – Ihr habt uns stets inspiriert.
Wir freuen uns außerordentlich, dass die Maverick Milliardäre so gut bei unseren Lesern ankommen. Vielen Dank an Sie.
In Liebe ist nur was für Mutige werden Sie eine liebe Dame namens Francine kennenlernen – Charlies Mutter. Die Inspiration für Francine stammt von zwei wunderbaren Damen, Doris Beach (Jennifer Skullys Mutter) und ihrer Freundin Judy Moffett. Beide beginnen jeden Tag mit einem Lächeln. Sie leben ein glückliches Leben und bringen diese Lebensfreude in ihr gesamtes Umfeld – insbesondere in ihre Familien. Jeden Morgen gehen sie gemeinsam eine Meile spazieren, obwohl kräftezehrende Arthritis jeden ihrer Schritte zur Herausforderung macht. Aber die beiden sind durch nichts aufzuhalten. Doris und Judy sind seit über dreißig Jahren befreundet und feiern beide dieses Jahr ihren 90. Geburtstag. Sie haben sich die Zeit genommen, uns ihre Geschichten zu erzählen und haben uns damit inspiriert, diese auch mit unseren Lesern zu teilen.
Wir sprechen diesen mutigen Damen unseren großen Dank aus. Mögen wir alle, unser Leben genießen, wie sie es tun. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Euch beiden!
Viel Spaß beim Lesen wünschen
Bella Andre & Jennifer Skully
P.S. Jedes Buch aus der Reihe der Maverick Milliardäre kann als alleinstehendes Buch gelesen werden. Wenn Sie aber herausfinden möchten, wie alles begann, lesen Sie Verliebt bis über beide Ohren – die Liebesgeschichte von Will und Harper. Und bald können Sie auch die Geschichte von Matt lesen!
Charlie Ballard hatte eine verdammt einmalige Fantasie.
Sebastian Montgomery bewunderte den Garten voller Kreaturen aus Schrottteilen, die in der heißen kalifornischen Sonne glänzten. Da gab es einen prächtigen, brüllenden Löwen, dessen fließende Mähne aus Eisenbahnspitzen gestaltet war. Einen trompetenden Elefanten mit einem Rüssel aus zwei zusammengesetzten Trompeten, der Körper und die Beine bestanden aus unterschiedlichen alten Musikinstrumenten. Zwei Widder, deren riesige Hörner aus zusammengerolltem Wellblech bestanden, waren im Kampf um Leben und Tod gegeneinander dargestellt. Es gab auch noch kleinere Stücke – Eidechsen, die scheinbar aus rostigen Autotüren gefertigt waren und skorpionartige Insekten, die aus Muttern, Bolzen und Schrauben kreiert waren mit Klauen aus den Schneiden alter Gartenscheren.
Miss Ballards Kunstwerke sprachen etwas tief in Sebastians Innerem an, einen Urinstinkt, wie ihn auch die Biester in sich hatten, die sie mit ihrer Schweißflamme zusammenfügte. Ihre Eingebung war so klar, so rein, dass ein Gefühl der Ehrfurcht seine Brust erfüllte. Ehrfurcht vor ihrer Offenheit – ihre Energie, ihre ganze Seele, jedes Gramm Leidenschaft waren für jedermann sichtbar. Durch ihre brillanten Hände erwachte das Metall zum Leben. Leblose Gegenstände wurden real, wurden magisch.
Ihre metallene Menagerie berührte seine Seele schon deshalb, weil sie etwas so Bedeutsames aus alltäglichem Schrott herstellen konnte.
Die meisten Leute hätten dieses riesige Gelände in der Los Altos Hills Region der Halbinsel von San Francisco als einen reinen Schrottplatz angesehen, voller Autoteile, Traktorsitze, Sägeblätter, Mistgabeln, Fässer mit Muttern, Bolzen, Nägeln und Nieten sowie allen erdenklichen Schrottteilen von uralten Grills bis hin zu Gullideckeln. Aber Sebastian verstand, dass dies ihr Künstlerbedarf war und für sie deutlich wichtiger als ein grüner Rasen oder schmucke Landschaftsgärtnerei. Ihr Haus und ihre freistehende Garage hatten schon bessere Zeiten gesehen, aber das beeinträchtigte keinesfalls ihre geniale Kunst, die überall auf dem Grundstück verstreut stand.
Sebastian zog sein Jackett aus und rollte die Ärmel seines weißen Hemds hoch, während er sich auf den Weg zur heruntergekommenen Einzelgarage machte, aus der er das kreischende Geräusch der Schweißmaschine hören konnte. Sein Herz schlug bereits heftig wegen der unglaublich schönen Skulpturen und seine Finger juckten vor Lust, alles um sich herum zu zeichnen. Er erhaschte einen ersten Blick auf Charlie, wie sie in der Garage stand, in Sonnenlicht getaucht, das durch zwei mit Plexiglas abgedeckten Löchern im Garagendach strömte. Sie hatte ihre Schweißmaske hochgezogen und die Flamme gelöscht. Sebastians Herz verstummte in seiner Brust mit neu gefundener Bewunderung.
Denn jetzt wusste er, was wahre Schönheit war.
Charlies Schläfen und Stirn zeigten die Abdrücke der Schweißmaske, ihr glänzendes Haar schimmerte in den einfallenden Sonnenstrahlen rot-golden. Sie zog ihr Haargummi aus den Haaren und befreite so ihre üppig wirren Locken. Als sie mit der Hand hindurchfuhr, umspielten sie weich ihre Schultern. Sebastian hatte sofort eine Vision vor seinem geistigen Auge, wie er seine Hände, sein Gesicht, seinen Mund in ihrem herrlichen roten Haar vergrub.
Sie zog ihre schwere Schweißerschürze aus, die ihre Arme und ihren Körper schützte. Es kam eine ausgebleichte Bauernlatzhose zum Vorschein, unter der sie ein Tanktop trug. Sie spannte ihre Arme an, ihre Muskeln erbebten leicht – eine wunderschöne Kreation aus Knochen, Sehnen, Muskeln und glatter Haut.
Von all den Kunstwerken auf Charlie Ballards Grundstück war die Künstlerin selbst das umwerfendste – strahlender und wilder als jede ihrer Skulpturen je sein könnte. Sie war so umwerfend, dass er nur noch einen Gedanken im Kopf hatte.
Er musste sie haben.
Endlich richtete sie ihre funkelnden, grünen Augen in seine Richtung. „Sie sind hier“, sagte sie, als hätte sie ihr Leben lang auf ihn gewartet.
Und als er antwortete: „Ja, ich bin hier“, fühlte er sich einen Moment lang, als hätte er sein Schicksal gefunden.
Was für ein eigentümlicher Gedanke … hatte er doch sein Schicksal bereits gefunden, als er zum ersten Mal auf der Bühne stand und das Publikum ermunterte, ihr Leben zu verändern. Aber alles an Charlie Ballard und ihren Werken fühlte sich an, als hätte er eine Fantasiewelt betreten. Eine, in der die normalen Regeln nicht galten und das Einzige, was zählte, die Leidenschaft war – Leidenschaft für die Kunst um sie herum und die Frau, die die Werke erschaffen hatte.
Deswegen hielt er sich auch nicht zurück, versuchte nicht, nonchalant zu wirken: „Sie sind ein Genie.“
Ihre Augen weiteten sich für einen Sekundenbruchteil, sie war überrascht von seinem Kompliment. Dann lächelte sie ihn an. Ein perfektes Lächeln, das seine Welt erneut ins Wanken brachte. „Danke.“
Sie fragte ihn nicht, welches der Werke sein Lieblingsstück war, versuchte keine weiteren Komplimente zu erhaschen. Dieses stille Selbstbewusstsein beeindruckte ihn – eine Charaktereigenschaft, die er überaus selten in Menschen fand. Die meisten Leute waren verzweifelt auf der Suche nach so vielen Bauchpinseleien, wie sie nur bekommen konnten.
„Darf ich mich vorstellen?“ Er streckte seine Hand aus und konnte es kaum erwarten, ihre Haut an seiner zu spüren. „Sebastian Montgomery.“
„Charlie Ballard.“
Als sie ihre Hand in seine gleiten ließ, durchzuckte ihn ein Stromschlag. Vielleicht hätte es ihn nicht so sehr berühren dürfen. Sie hatte einen festen Händedruck und ihre Handflächen wiesen eine Reihe Schwielen auf. Sie trug kein blumiges Parfum und roch nur betörend weiblich und nach dem Metall, mit dem sie arbeitete. In seiner Welt wimmelte es vor Frauen, die mit Juwelen behängt waren und nach Designerparfüms dufteten. Aber Charlie Ballard funkelte voller Lebensfreude, und all diese Kontraste machten ihn neugierig: ihr bezauberndes, rotes Haar und ihre Arbeitsschuhe mit Stahlkappen. Das sexy Tanktop unter der alten Latzhose. Die kleine Stupsnase und die verführerischen Lippen, die sie unter der Schweißmaske versteckt hatte. Diese Lippen zogen sich nun zum Hauch eines Lächelns nach oben, als hätte sie den gleichen Stromschlag verspürt, als sich seine und ihre Haut berührt hatten.
Er hätte sie beinahe gefragt, ob er sie küssen durfte. Stattdessen zwang er sich aber dazu, diese Frage für den Moment beiseitezuschieben. „Ist Charlie ein Spitzname?“
„Meine Eltern haben mich Charlotte getauft. Aber dann haben wir bald alle festgestellt …“ Sie hakte sich mit den Daumen in den Latz und zog ihn grinsend nach vorne. „… dass ich eher eine Charlie bin.“
Nein, sogar auf den ersten Blick konnte er sehen, dass sie beides war – die Schöne und der Wildfang. Unter der tristen Kleidung konnte er ihre Kurven erahnen, die Einbuchtung ihrer Taille, eines ihrer straffen, langen Beine. Er hatte wieder stärker als je zuvor das Bedürfnis, sie – und all ihre beeindruckenden Kreationen – zu zeichnen.
Sebastians Kunsthändler, Xander Smith, hatte den Termin für drei Uhr nachmittags ausgemacht und hätte eigentlich selbst dabei sein wollen, wurde jedoch von einem Problem in letzter Minute davon abgehalten. Jetzt war Sebastian froh darüber, den Elefanten und die kämpfenden Widder ohne Gesellschaft zum ersten Mal betrachten zu können. Und er wollte seine Zeit mit Charlie definitiv nicht teilen.
Er hatte ihr bereits gesagt, dass sie ein Genie war. Er rief sich wieder ins Gedächtnis, dass Komplimente für ihre Schönheit zu diesem Zeitpunkt zu viel des Guten sein würden. Also sagte er: „Ich bin ein wenig zu früh, aber so hatte ich schon Zeit für eine Besichtigung Ihres Gartens.“
Sie lachte – ein tiefes, kehliges Geräusch – tiefer als er es von einer Frau erwartet hatte, die beinahe einen Kopf kleiner war als er. Er war über einsneunzig und ihre Arbeitsschuhe gaben ihr ein paar zusätzliche Zentimeter, aber dennoch reichte sie ihm nur bis zur Schulter.
„Ich würde es jetzt nicht unbedingt als Garten bezeichnen“, sagte sie mit einem sanften, leisen Ton, der seine Aufmerksamkeit für sie nur verstärkte.
Während sie weitersprachen, führte er sie zurück auf das Gelände, wo er ihre Schönheit inmitten all ihrer herrlichen Kreationen sehen wollte. „Wie wäre ‚Menagerie’ als Bezeichnung?“
Sie lächelte erneut, und er konnte seine Reaktion darauf nicht kontrollieren. Seine Körpertemperatur stieg schon allein, wenn er sie nur ansah, um ein paar Grad. Ihr Lächeln war so schön, wie alles an ihr – sogar die Abdrücke von der Maske auf ihrer Stirn und der Hauch Schweißperlen auf ihren Wangen und der Oberlippe.
„Das ist ein sehr diplomatischer Ausdruck.“ Ihr Lächeln wirkte ironisch und schön zugleich. Und intelligent. Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte und stand breitbeinig mit ihren Stiefeln im Staub und Kies. „Mr. Smith sagte, Ihnen hat mein Drachen gefallen.“
„Bitte, er ist Xander und ich bin Sebastian. Und wie so viele Kunsthändler untertreibt er gerne. Aber ich nicht. Und genau deswegen möchte ich, dass Sie wissen, dass Ihr Drachen prächtig ist.“
„Prächtig.“ Sie wiederholte das Wort, als sei sie mehr als nur ein wenig überrascht von seiner Reaktion auf ihre Kunst. Sie nickte in Richtung ihrer gesammelten Werke auf dem Grundstück. „Die meisten Leute bezeichnen es als Schrott.“
Sebastian war überrascht, wie gut sie jegliches Gefühl der Beleidigung beim Wort Schrott verdeckte. Er hatte jedoch seine Karriere darauf aufgebaut, bei Menschen unter die Oberfläche zu sehen und er konnte erkennen, dass es sie tatsächlich verletzte. Vielleicht nur ein bisschen, aber er wusste, dass sich die kleinen Verletzungen mit der Zeit auftürmen konnten. Insbesondere, wenn es um die eigenen künstlerischen und kreativen Träume ging.
Er unterdrückte mit Macht den Gedanken an die Träume, die er schon vor so langer Zeit aufgegeben hatte, und sagte: „Ich bin nicht wie die meisten Leute. Und ich schätze Schönheit, wenn ich sie sehe.“
„Ich nehme Genie an“, sagte sie lächelnd. „Und lasse Sie auch noch mit prächtig davonkommen. Aber Schönheit?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das geht ein bisschen zu weit.“
„Nein, gar nicht. Nehmen wir den Elefanten als Beispiel. Ich bin beeindruckt davon, wie die Instrumente zu den Konturen des Körpers passen, zu den Beinen, sogar zu den Ohren. Wie ist Ihnen das gelungen?“
„Ich habe die Schallbecher von zwei alten Tubas genommen, die ich aufgetrieben habe.“
Sie stellte es hin, als sei es das leichteste der Welt gewesen, aber er wusste es besser. Er wusste, wie schwer es war, Visionen in die Wirklichkeit umzusetzen. Er wusste, dass es manchmal unmöglich war, Visionen überhaupt zur Realität zu machen. Und es war ihr nicht nur mit dem Elefanten gelungen, sondern mit allen anderen Kreaturen in ihrem Garten. Und das mit einer Mühelosigkeit, die er kaum fassen konnte.
„Ich vermute mal, dass Sie die einzige Künstlerin auf der Welt sind, die Schallbecher eines Sousafons in die flatternden Ohren eines Elefanten verwandeln kann.“
Sie legte den Kopf zur Seite, als hätte er gerade ein außergewöhnliches Kunststück vollführt. „Bisher hat noch niemand den beabsichtigten Effekt bemerkt. Ich musste sie natürlich mit dem Hammer zurechtformen, den Rand verbiegen, das Material manipulieren, und Teile ergänzen, aber genau das wollte ich erzielen: flatternde Ohren.“ Sie fuhr mit den Fingern über die Röhren, die die Hüftstruktur des Tiers bildeten und er hätte schwören können, dass er die Hitze ihrer Berührung entlang seiner eigenen Muskeln spürte. „Ich habe die Stimmzüge und restlichen Teile des Sousafons hier hinten verarbeitet. Ich habe immer gedacht, dass Musikinstrumente wie Diamanten sind, dass man sie nie wegwerfen sollte.“
Er drehte sich zu ihr und sah, dass ihre erstaunlich grünen Augen wieder auf ihn gerichtet waren. Die Dellen auf ihrer Stirn wurden allmählich schwächer und zurück blieb eine solch reine, frische Schönheit, die ihn erneut völlig verblüffte. Selbst wenn ihn ihre Kunst nicht umgehauen hätte, war Charlie selbst den Eintritt in ihr Hinterhofmuseum wert gewesen.
„Und Sie haben all das auf Schrottplätzen gefunden?“
„Und in Secondhandläden. Viele Eltern zwingen ihre Kinder, in der Schulband mitzuspielen und nach zwei Jahren hassen es die Kids dann. Dann heißt es tschüss Posaune.“ Sie streckte den Arm aus und wieder sah er das Spiel ihrer Muskeln in ihren Schultern und ihrem Hals. „Das Sousafon habe ich zuerst entdeckt, es sah einfach aus wie ein Elefantenohr – da wusste ich, dass ich es zum Leben erwecken musste.“ Sie streckte ihre Hände weit auseinander, um die Struktur aus Saxofonen, Hörnern, Tubas, Flöten und sogar Trommeln umfassen zu können. „Bis ich alle Instrumente gefunden hatte, waren fünf Jahre vergangen.“
„Fünf Jahre?“ Wieder hatte sie ihn überrascht. „Für ein Projekt?“
„Ich habe gleichzeitig an anderen Werken gearbeitet. Ich unterrichte auch Schweißen am Junior College.“
„Es zeigt aber dennoch eine große Hingabe für eine Vision.“ Er verstand diese Hingabe. Im Alter von achtzehn Jahren hatten er und seine vier besten Freunde – die Mavericks – gelobt, aus dem höllischen Chicagoer Viertel herauszukommen, in dem sie geboren waren. Sie hatten sich vorgenommen, groß herauszukommen. Und alle hatten diesen Pakt erfolgreich erfüllt. Es war deutlich, dass Charlie Ballard eine ebenso zielstrebige Vision hatte.
„Fünf Jahre Hingabe für ein Stück Schrott und ich kann es nicht einmal loswerden“, sagte sie mit einem Lächeln. Ein Lächeln, das zufrieden wirkte, sodass er sich plötzlich fragte, ob sie überhaupt versuchte, einen Käufer zu finden.
„Versuchen Sie etwa, es mir zu verkaufen?“
„Wollen Sie es denn haben?“ Ihre Augen leuchteten verschmitzt, als sie in Richtung ihres kleinen Hauses auf der anderen Seite des Grundstücks nickte. „Ich könnte ein neues Dach gebrauchen.“
Diesmal war er derjenige, der laut lachte. „Vielleicht werde ich eines Tages das Bedürfnis spüren, den Elefanten mit nach Hause zu nehmen. Aber heute bin ich nicht wegen des Elefanten, der Widder, des Löwen, der Eidechsen oder Skorpione hier.“
„Skorpione?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das sind Zanti Misfits von The Outer Limits.“
„Meinen Sie, die Sci-Fi-Serie aus den neunziger Jahren?“
„Nicht das Remake“, sagte sie mit offensichtlicher Abscheu. „Das Original.“
Er versuchte mühsam, sein Grinsen zu verbergen. Es machte echt Spaß, mit ihr zu plaudern. Er konnte sich nicht erinnern, wann Spaß das letzte Mal in einer Beziehung mit einer Frau eine Rolle gespielt hatte. Vor allem, weil er es mit einer Frau zu tun hatte, die ihn magisch anzog. Nicht nur war ihre Kunst eindrucksvoll, sie war es auch. Er wollte sie. In seinem tiefen Inneren spürte er einen süßen Kick des Verlangens.
„Erzählen Sie mir mehr über diese Misfits.“ Gott weiß, dass er sich wie ein Misfit, also wie ein Außenseiter, gefühlt hatte, als er ein Kind war und mit zwei Alkoholikern lebte, die oft einfach vergaßen, dass sie überhaupt einen Sohn hatten.
„Es gab TV-Marathons von The Outer Limits, als ich ein kleines Kind war“, erklärte sie. „Die Special Effects waren grauenhaft, aber die Geschichten großartig. Die ‚Zanti Misfits’ war meine Lieblingsfolge, es ging darum, das Unerwartete zu erwarten. Mein Vater hatte in seiner Werkstatt ein großes Fass mit Muttern, Schrauben und Bolzen und ich war so begeistert von der Show, dass ich das Gefühl hatte, sie würden sich von ganz alleine bauen. Sie waren die allerersten Skulpturen, die ich angefertigt habe. Und ab und zu reizt es mich wieder und ich muss noch einen Misfit machen, obwohl ich schon so viele davon habe.“
Plötzlich sah Sebastian, dass überall Misfits herumkrochen. Verglichen mit dem Rest ihrer Werke waren sie klein, aber dennoch wilde, kleine Kreaturen, mit ihren Scherkrallen, die nur allzu bereit waren, Eindringlingen die Zehen abzuschneiden.
„Bekommen Sie so Ihre Ideen?“ Er wollte in ihre kreativen Tiefen, ihren Geist, verdammt, in jeden einzelnen Teil von ihr eintauchen. „Sehen Sie etwas, das Sie inspiriert und Sie fangen einfach an zu bauen?“
„Manchmal“, sinnierte sie. Es gefiel ihm, dass sie alle seine Fragen nicht zu stören schienen. „Manchmal ist es ein Ort der mich inspiriert wie die Kirche in San Francisco, wo Sie meine Drachen-Skulptur gesehen haben.“ Die Sonne tauchte ihr Haar in einen Regenbogen aus Rottönen. „Ein Drache sollte seinen Schwanz über den Weg fegen, die sonntäglichen Kirchbesucher nur knapp verfehlen. Also ging ich hinein und fragte, ob sie Interesse daran hätten, dass ich einen für sie baue.“
Jeden Tag stellte sich Sebastian in einem Seminar oder einer Buch- oder TV-Präsentation in der Öffentlichkeit dar. Durch seine Firma, Montgomery Media International, bemühte er sich, anderen Leuten zu helfen, ihre Schicksale in die eigene Hand zu nehmen, was ihn sehr erfüllte. Es schien zwar, dass er keine Geheimnisse hatte, in Wirklichkeit öffnete er niemals einem Fremden gegenüber ein wenig sein Herz oder seine Seele. Und er würde todsicher niemandem zeigen, was er kreativ erschuf. Er hielt seine Zeichnungen in einem Kämmerchen zu Hause hinter Schloss und Riegel. Er war genau das Gegenteil von Charlie. Es fiel ihr so leicht, ihn in ihrem Atelier zu empfangen. Sie beantwortete so entspannt seine Fragen, hatte so unbekümmert die Kirche gefragt, ob sie eine Drachenskulptur für sie bauen könnte.
Allerdings war es Charlies Talent, eine wundersame Metamorphose zu vollbringen, die einen Trödelhaufen in erstaunliche Kreaturen verwandelte, während sein Talent darin bestand, den Menschen zu helfen, sich selbst umzuwandeln. Er hatte vor langer Zeit klugerweise seine Träume von einem Künstlerdasein aufgegeben, und bereits als Teenager akzeptiert, dass er seine Arbeiten niemals auf einer Galeriewand würde hängen sehen.
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Es war ihm unklar, warum er sich heute ständig in die Vergangenheit zurückversetzte. Vor allem, wo er sich doch viel mehr für die Zukunft interessierte, eine, in der Charlie Ballard eine Hauptrolle spielte.
„Ich bin froh, dass die Kirche klug genug war, sich dafür zu interessieren. Und ich hoffe, dass sie dich für den Drachen gut bezahlt haben. Er ist anders als alle Skulpturen, die ich je gesehen habe.“
„Es ist Chinatown und jeder liebt Drachen zum chinesischen Neujahr, also habe ich ihnen den Drachen geschenkt. Es gab kein anderes Zuhause für ihn.“ Sie deutete auf ihren überfüllten Garten. „Nicht einmal hier.“
Er unterstützte zahlreiche Wohltätigkeitsorganisationen, aber zu hören, dass sie nicht für ihre Arbeit bezahlt worden war, ließ ihn die Stirn runzeln. „Sie brauchen Ihre Skulpturen nicht zu verschenken.“
Sie hob eine Augenbraue ob der leisen Schelte in seinem Ton. Sie antwortete ihm genauso strikt: „Mir geht es gut, danke.“
Ihm gefiel dieser unabhängige Charakterzug an ihr. Ihr Geist passte zu ihrem starken, geschmeidigen Körper. Tatsächlich mochte er alles an ihr, und zwar sehr. Und doch brauchte sie wirklich ein neues Dach. Sie würde es sich mit Leichtigkeit leisten können, wenn irgendwelche anderen Sammler ihr Talent entdeckten. Und wenn sie bereit wäre, den wahren Wert ihrer Kunst zu berechnen.
Er fragte sich plötzlich, was sie wohl davon abhielt, der Superstar zu werden, der in ihr schlummerte. Mit ihrem Talent brachte sie die Majestät in wahrem Schrott hervor, wie der Schwan, der sich im hässlichen Entlein versteckt hatte. Sie hatte eine unglaubliche Vorstellungskraft und sah Formen und Gestalten in Dingen, die sich sonst niemand jemals ausmalen konnte. Warum wurden ihre metallenen Skulpturen nicht auf der ganzen Welt gezeigt, in Museen, Gebäuden und Parks?
Sebastian nahm sich fest vor, es herauszufinden. Aber zuerst musste er sie überzeugen, mit ihm zusammenzuarbeiten. „Ich werde Ende September ein Bürohochhaus in San Francisco eröffnen.“ Er hatte eine bestehende Baustruktur übernommen und so umgebaut, dass das Gebäude seinen Bedürfnissen gerecht wurde. So war beispielsweise ein Produktionsstudio darin enthalten. Es war sein neues Hauptquartier und das der Maverick Group. „Mitten im Foyer gibt es einen Brunnen.“ Er ließ drei Sekunden des Schweigens verstreichen. „Er braucht Sie.“ Ich brauche dich. Der Gedanke traf ihn hart, direkt im Solarplexus, wo ihn keine andere Frau jemals getroffen hatte. „Er braucht eine Ihrer Skulpturen.“
„Sie wollen mich beauftragen, etwas zu entwerfen?“ Sie klang immer noch, als könne sie nicht ganz glauben, was er sagte.
Hatte sie bis heute niemand wissen lassen, wie außergewöhnlich sie war?
„Ich plane eine große Eröffnung für das Gebäude mit Freunden, Geschäftspartnern, Klienten, Auftraggebern, Kunstfreunden. Der Brunnen und die Skulptur – die Sie für mich erschaffen werden – werden das Herzstück der Veranstaltung sein.“ Ihre Arbeit würde von jedem gesehen werden, der in San Francisco und darüber hinaus Rang und Namen hatte. Aber es war mehr als ihre Arbeit, die er die Leute entdecken und schätzen lassen wollte. „Wir werden nicht einfach nur Ihre Kunst vorstellen, wir werden Sie der Welt vorstellen.“
Sie sprang nicht auf sein Angebot an. Eine Weile lang machte sie gar nichts. So lange, dass er zu befürchten begann, sie könne nein sagen. Obwohl er nicht nachvollziehen konnte, warum sie sein Angebot überhaupt ablehnen sollte.
„Nun ja“, sagte sie schließlich, „gerade sind Semesterferien am College. Die Kurse beginnen erst im Herbst wieder.“
Er näherte sich ihr, nahm den Duft sprühender Funken und Weiblichkeit wahr. Er wollte ihre Kunst – und sie – mehr als er jemals etwas oder jemanden zuvor in seinem Leben gewollt hatte. „Gibt es noch etwas, das Ihnen im Weg steht?“
Sie hielt inne, ihr Ausdruck veränderte sich und er konnte es nicht recht deuten. Es lag Aufregung in ihrem Blick, aber auch Vorsicht und nach wie vor etwas Verwirrung. Endlich sagte sie: „Nein, ich glaube nicht.“
Jetzt, da sie eine Entscheidung getroffen hatte, sah sie ihn direkt an, ihre Augen glitzerten wie Smaragde. Augenblicklich sprang wieder ein Funken des Verlangens zwischen ihnen über.
„Was genau hatten Sie sich vorgestellt?“, fragte sie.
Dich. In meinem Bett. Für einen ganzen Monat. Sogar länger. Solange ich dich überzeugen kann, zu bleiben.
Aber stattdessen sagte er: „Einen Hengst.“
Das süße, sinnliche Geräusch ihres Lachens machte es ihm fast unmöglich, nicht nach ihr zu greifen, sie in seine Arme zu ziehen und herauszufinden, ob ihr Mund so süß schmeckte, wie er aussah.
„Irgendwie überrascht mich das nicht.“ Sie zwinkerte ihm langsam zu und hob dann ihre Augenbrauen sexy an. „Wobei ich tatsächlich eher an einen Tyrannosaurus Rex gedacht hatte.“
„Ein Killer-Dinosaurier?“ Lachen stieg in ihm empor. Nur die Mavericks brachten ihn so leicht zum Lachen. Aber trotz ihrer ausgebeulten Latzhose und ihrer grandiosen Fähigkeiten im Umgang mit Werkzeugen war sie Welten davon entfernt, einer der Jungs zu sein.
Sie zeigte auf die Garage. „Haben Sie mein Meisterwerk nicht gesehen?“ Das Wort Meisterwerk betonte sie viel zu spöttisch.
Er sprach die absolute Wahrheit: „Ich habe nur Sie gesehen.“
Sie stockte, blinzelte. Die Nachmittagshitze umfing sie und zog ihn einen weiteren Schritt näher an sie heran. So nah, dass er die Hitze, die von ihrer Haut ausging, praktisch an seiner fühlen konnte.
„Sie sollten den T-Rex wirklich sehen.“ Sie murmelte die Worte, als hätten sie über mondhelle Nächte gesprochen und nicht über einen gefährlichen Dinosaurier, der aus allen möglichen scharfen Schrottteilen bestand. „Ich baue ihn aus Straßenschildern, die mit Einschusslöchern durchsetzt sind. Von der Schlacht vernarbt, aber immer noch lebendig, trotz seiner Jäger.“
„Ist nicht der T-Rex der Jäger?“
„Das sind missverstandene Kreaturen“, gab sie einfach zurück. „Aber es ist so, auch wenn er Ihnen gefällt, muss ich zuerst Ihren Ort auf mich wirken lassen. Und wenn Sie wollen, dass ich etwas für Sie baue …“ Sie hielt seinen Blick, ihr Finger tippte beinahe an seine Nase. „Man muss den Raum wählen lassen, was passt.“
Charlies Grundstück brauchte eindeutig mehr als ein neues Dach. Aber anstatt sich breitschlagen zu lassen, wie die meisten verzweifelten Künstler es gemacht hätten, ließ sie sich nicht in die Enge treiben. Er war erstaunt, dass sie so offen zu sein schien wie ihre Kunst – keine Tricks, nichts zu verbergen. Kein Schall, kein Rauch. Die entspannte Charlie-nicht-Charlotte. Und er fand sie attraktiver als jede glitzernde, kosmetisch verbesserte Berühmtheit oder gesellschaftlich gewandte Frau, mit der er je ausgegangen war. Faszinierender.
Einfach interessanter.
„Abgemacht. Der Ort wählt die Skulptur.“ Er holte sein Scheckbuch hervor, dann einen Stift aus seiner Brusttasche. Er schrieb Zahlen auf, signierte den Scheck und reichte ihn ihr.
Sie las und hielt das Papier fest zwischen ihren Fingern, als ob sie befürchtete, ein plötzlicher Windstoß könnte es ihr entreißen. Aber als sie ihren Blick hob, war ihr schöner, üppiger Mund zu einer flachen Linie zusammengepresst. „Das ist ein Witz.“
„Ich scherze nicht über hunderttausend Dollar. Ich weiß, dass das, womit Sie meinen leeren Raum füllen werden, schlussendlich mehr wert sein wird als die Zahl auf dem Scheck, Charlie.“ Während er ihren Blick hielt und „Verdammt viel mehr“, sagte, fragte er sich, ob sie verstand, dass er über weit mehr sprach als ihre Arbeit.
Denn etwas sagte Sebastian, dass Charlie vielleicht doch sein Schicksal sein könnte.
Einhunderttausend Dollar.
Charlie starrte den Scheck an. Sie konnte es nicht glauben. Aber da standen sie, die Zahlen, in schöner Handschrift. Die Handschrift des Mannes war so schön wie sein Gesicht. Und seine Kleider. Und vor allem sein Körper unter dem teuren Anzug und seinem Hemd.
Natürlich hatte sie Sebastian Montgomerys Namen erkannt, als der Kunsthändler anrief, um den Termin zu vereinbaren. Sie konnte nicht einmal ihre Internet-Startseite öffnen, ohne das Gesicht des Medienmoguls und Selbsthilfe-Gurus zu sehen. Aber sie hatte sich geweigert, sich hineinzusteigern. Vor allem, als der Händler ihr sagte, dass Mr. Montgomery sich ein wenig für ihre Arbeit interessierte, nachdem er den Drachen gesehen hatte. Sie hatte gedacht, dass er ihre Schrottstücke betrachten und weggehen würde, wie jeder andere zuvor.
Stattdessen hatte der fabelhaft attraktive Milliardär ihr soeben einen enormen Scheck für ein Stück ihres prächtigen Schrotts geschrieben.
War es möglich, dass er mehr Geld als Verstand hatte? Es war nicht zu weit hergeholt, anzunehmen, dass alle schrecklich reichen Leute einen kleinen Knacks hatten, oder doch?
Sein schnittiges, schwarzes Luxusauto, das er sicher nicht in einem normalen Autohaus gekauft hatte – immerhin hatte sie noch nie ein solches gesehen – war vom Staub ihrer nicht asphaltierten Schottereinfahrt bedeckt. Und obwohl er über ihr staubiges Grundstück gelaufen war, war sein Hemd noch blütenweiß, seine Hose noch perfekt gebügelt und seine Schuhe glänzten nach wie vor. Wenn der Mann wenigstens nicht auch noch so gut riechen würde, nach Sonnenschein und langen, weißen Sandstränden. Und sie trug eine verdreckte Latzhose, ein altes Tanktop und schmutzige Arbeitsstiefel. Und vermutlich standen ihre Haare in alle Richtungen ab.
Sie hatte nicht erwartet, dass Sebastian ihre Haut aufheizen und ihren Atem würde stocken lassen. Und sie hatte definitiv nicht erwartet, dass er ihr einen Scheck mit einem sechsstelligen Betrag ausstellen würde.
„Ich garantiere, dass der Scheck nicht platzen wird.“
Normalerweise hätte sie gelacht oder einen Witz gemacht. Aber sie hielt gerade neunundneunzigtausend Dollar zu viel in der Hand, als dass sie sich daran erinnern konnte, wie man das tat. Alles, woran sie sich erinnern konnte, war, wie man ehrlich war. „Ich bin überwältigt.“
Wirklich ehrlich wäre es aber gewesen, zuzugeben, dass sie wünschte, sie könnte sich die Haare kämmen, etwas Lipgloss auftragen und die Latzhose und Stiefel gegen ein Kleid und High Heels tauschen. Auch wenn das einzige schicke Outfit, das sie besaß, so veraltet und in ähnlicher Verfassung war wie das Haus. Sie hatte sich nie um ihr Aussehen geschert, aber dieser Mann weckte in ihr das Bedürfnis, naja, feminin zu wirken.
Und doch, obwohl sie im Augenblick überhaupt nicht gut aussah, schaffte er es irgendwie, dass sie sich geschätzt fühlte. Begehrt. Alles mit nur einem Blick.
Oh Gott … sie fühlte sich völlig überfordert.
Aber wie sehr brauchte sie das Geld! Dringend. Und auch nicht für ein neues Dach. Sie wusste, dass sie sorglos gewirkt hatte, reserviert sogar, als sie davon ausgegangen war, dass er ihr ein paar hundert Dollar für eine Skulptur anbieten würde. Aber dieser Geldbetrag stellte ihr Leben auf den Kopf. Auf die bestmögliche Weise.
„Sie brauchen nicht überwältigt zu sein“, beruhigte er sie. „Ich weiß, dass Sie das für mich machen können.“
Sie hatte tatsächlich vor, es für ihre Mutter zu machen. Mit so viel Geld konnte Charlie endlich ihre Mutter aus der minderwertigen Pflegeeinrichtung in Fremont herausholen, die das Einzige war, was sich Charlie leisten konnte. Sie würde sie in die tolle Einrichtung in Los Gatos bringen. Diese neue Seniorenresidenz verlangte eine Aufnahmegebühr, die so hoch war, dass Charlie keine Hoffnung gehabt hatte, sie je aufbringen zu können – bis Sebastian Montgomery in ihr Leben getreten war und ihr buchstäblich die Chance gegeben hatte, das Leben ihrer Mutter zu verbessern.
Mit hunderttausend konnte sie die Aufnahmegebühr und ein paar Monate bezahlen. Und wenn es Charlie gelang, die Beiträge fünf Jahre lang zu bezahlen, dann würde ihre Mutter ein Zimmer in der Einrichtung garantiert bekommen, auch wenn das Geld ausging. Es war jedoch ein Glücksspiel, denn wenn sie die monatliche Zahlung nicht leisten konnte, würde Charlie die Kaution verlieren und ihre Mutter würde wieder umziehen müssen. Aber was wäre, wenn Sebastian Montgomerys Projekt nur der erste Schritt in ihrer Karriere war? Wenn es andere Türen öffnen würde, die ihr das Geldwunder einbringen könnten, das sie so dringend benötigte?
Also, selbst wenn sie total verblüfft war, wie sehr er ihre Skulpturen zu mögen schien – und, obwohl sie die Idee, seine glitzernde und glänzende Welt zu betreten, ganz gleich für wie lange, erschreckend fand – wusste Charlie doch, dass sie es nicht vermasseln durfte. Sie brachte ihre innere Stimme zum Schweigen, die sagte, dass eine Welt wie die von Sebastian ihre Vorstellungskraft überstieg und sagte: „Streichen Sie den Teil mit der Überwältigung. Wann kann ich anfangen?“
„Ich mag Ihren Arbeitseifer.“
Als er sie angrinste, war es ihr unmöglich, nicht zurückzugrinsen. Er war der bestaussehende Mann, den sie je gesehen hatte, einer der Typen, die den Mädchen den Kopf verdrehten, um eine abgedroschene Phrase zu benutzen.
Er hatte ihr den Kopf bereits in dem Moment verdreht, in dem sie ihn in der Tür ihres Ateliers hatte stehen sehen.
„Ich bin mir sicher, dass Sie den Standort so schnell wie möglich sehen möchten, also werde ich Sie morgen um elf abholen. Dann können Sie die Lobby in vollem Sonnenlicht inspizieren.“
Wenn er etwas wollte, verschwendete er ganz offensichtlich keine Zeit. Ein Teil von ihr wollte zunächst etwas Zeit damit verbringen, ihren Schrott zu begutachten, damit sie es gleich erkennen würde, wenn etwas zu dem Brunnen passte. Aber der Scheck brannte ihr förmlich ein Loch in die Hand, also sagte sie: „Elf klingt perfekt.“
„Wir sollten auch über Ihre Werkstatt sprechen.“
Sie konnte den Blick in seinen zu-sexy braunen Augen sehr wohl deuten. Er war der Ansicht, sie wohne auf einer Müllhalde. Sie wusste, dass sie die alte Garage renovieren sollte, aber sie konnte kein Geld für etwas verschwenden, was noch funktionierte, auch wenn es nicht perfekt war. „Ich weiß, die Garage sieht nicht super aus, aber …“
„Es gibt eine Scheune auf meinem Grundstück in den Hayward Hills, die ich nie benutzt habe. Das könnte für Sie als Werkstatt gut funktionieren, besonders wenn Sie sich dazu entschließen, etwas Größeres zu konstruieren.“
Einem Teil von ihr widerstrebte die Idee, das Atelier zu verlassen, in dem sie immer gearbeitet hatte. Aber es wäre dumm, sein Angebot aus diesem Grund auszuschlagen. „Ich würde mir das gern zuerst ansehen“, sagte sie. „Es liegt entgegen dem Pendelverkehr, was gut ist. Obwohl …“ Sie sah zu ihrem staubigen alten Truck hinüber, der vor der Garage stand. „Ich bin mir nicht so sicher, dass mein Truck noch allzu viele Pendelstrecken aushält.“ Zurzeit wurde er praktisch von Gummibändern zusammengehalten.
„Es gibt einen Gästebungalow auf meinem Grundstück. Dort könnten Sie wohnen, dann sparen Sie sich die Hin- und Rückfahrt.“ Er hielt inne und fügte hinzu: „Es sei denn, Sie haben einen Ehemann oder einen Freund, der mich davon abhalten würde, Sie zu entführen.“
Sie hatte ein paar ernste Beziehungen gehabt. Zumindest waren sie so lange ernst, bis die Männer ihr gestanden, dass sie erwarteten, dass sie „normale“ Sachen machte, dass sie das Grundstück aufräumen und all die zerbrochenen Instrumente und Tore und Werkzeuge wegwerfen sollte, die sie im Laufe der Jahre so sorgfältig gesammelt hatte. Anfangs vielleicht sagten ihr die Männer, dass sie ein herrlich frischer Wind in ihrem Leben sei. Aber am Ende stellte sich heraus, dass keiner von ihnen tatsächlich die Mischung der wild zusammengewürfelten Teile zu schätzen wusste, aus denen Charlie bestand – genauso wenig, wie sie die Mischung der wild zusammengewürfelten Teile schätzten, aus denen ihre Skulpturen entstanden.
„Es gibt niemanden, der einer kleinen Entführung entgegenstünde.“ Sie hoffte, dass er den kleinen Bruch in ihrer Stimme nicht bemerkt hatte. Sie war natürlich gerne solo. Aber manchmal versetzte es ihr dennoch einen Stich, zu wissen, dass sie – so wie sie war – für keinen der Jungs, mit denen sie es ernst gemeint hatte, gut genug gewesen war.
„Gut.“ Sebastian war eindeutig erfreut zu hören, dass sie solo war. So erfreut, dass sie sich fragen musste, ob die Anziehungskraft, die sie zwischen ihnen gefühlt hatte, mehr war als nur ein Gebilde ihrer überaktiven Phantasie. „Dann ist der Bungalow Ihre Unterkunft und die Wohnwagenscheune wird Ihr Atelier.“
Er hatte auf jedes Bedürfnis, das sie geäußert hatte, eine Antwort. Er weckte in ihr den Wunsch, all ihre Vorsicht in den Wind zu schlagen, waghalsig zu sein und ja zu sagen. Ja, auch zu den Dingen, die er nicht aussprach, die sie aber zwischen ihnen gefühlt hatte, als sie die Details des Auftrags aushandelten.
Er hatte ein gewisses Etwas. Es war nicht nur sein unfassbar gutes Aussehen oder seine Selbstbeherrschung und Präsenz, sondern die Art, wie ihr Körper auf seine Nähe reagierte und ihre Haut aufheizte – und das nicht wegen des heißen Nachmittags. Er ließ ihr Herz schneller und heftiger schlagen als sonst. Sie hatte noch nie auf den Geruch eines Mannes geachtet, aber Sebastian roch einmalig.
Aber so stark sie der Drang, waghalsig zu sein, lockte – und so sehr sie diese hunderttausend brauchte – niemals mehr würde sie sich in die Augen schauen können, wenn sie sich ihm zu Füßen warf, wie es viele andere Frauen sicherlich schon vor ihr getan hatten. „Wie weit ist dieser Gästebungalow und Arbeitsbereich von Ihrem Haus entfernt?“
Er hielt eine Weile ihren Blick mit seinen köstlich schokobraunen Augen. „Den Hügel hinunter. Vielleicht so 400 Meter.“
Okay, also lagen die Gebäude nicht genau nebeneinander. Dennoch konnte sie niemals sein Geld nehmen, wenn es nicht ausschließlich an ihre Kunst gebunden wäre. Und es gab nur einen Weg, um sicher zu sein. Sie musste die knallharte Frage stellen: „Sie erwarten nichts mehr von mir als eine Skulptur, oder?“
„Ich erwarte nichts mehr als das Unerwartete.“ Sie schätzte die Art, wie er die Aussage zu den Zanti Misfits wieder an sie zurückgab. „Sie haben den Auftrag. Das Haus und die Scheune gibt es obendrauf, um es Ihnen leichter zu machen. Ich werde auch alle Materialien bezahlen, die Sie brauchen. Ich will was immer Sie für mich und mein Gebäude erschaffen können. Ich erwarte nichts anderes.“ Er betonte das Wort.
Aber alles ist möglich. Das hörte sie laut und klar heraus.
Keine Frage, dieser Mann hatte den Charme, jedermann zu allem zu überreden. Er hatte ihr gerade nur alle guten Karten ausgeteilt. Sie würde dann näher am Pflegeheim ihrer Mom sein, zumindest, bis sie ihren Umzug veranlassen konnte. Sie musste nicht für Materialien in Vorkasse gehen – nicht, dass das Zeug, das sie vom Schrottplatz bekam, viel Geld kostete, aber die Werkzeuge waren teuer. Und sie würde in einem Bungalow unterkommen, wo die Sanitäranlagen wahrscheinlich um ein Vielfaches besser waren, als ihre eigenen. Sie würde einen riesigen Arbeitsbereich zur Verfügung haben. Dieser Auftrag konnte Türen für sie öffnen, damit sie endlich mit ihrer Kunst Geld verdienen würde.
Doch es gab noch mehr. Noch viel mehr, denn sie spürte tatsächlich die Hitze seines Körpers und die Berührung seiner Augen in der schwelenden Sinnlichkeit, die zwischen ihnen knisterte. Ihn zu wollen, hatte sich vom ersten Moment an ganz natürlich angefühlt, als sie ihn im Sonnenlicht vor ihrer Garage gesehen hatte. Und wenn sie ihn während der Sommerwochen wollte, in denen sie in seiner Nähe war, könnte sie mit diesem attraktiven Mann eine Menge heißen Spaß haben. Charlie hatte keine verschrobenen Blockaden, wenn es um Sex ging, und sie hatte definitiv keine Erwartungen mehr, dass Männer ihre Eigenheiten je auf lange Sicht schätzten. Wenn es mit ihm passierte, dann passierte es eben.
Sie konnte beschließen, beim Vergnügen draufgängerisch zu sein, aber sie würde, sich nicht erlauben, sich in den schönen Mann zu verlieben, der gerade ihr ganzes Leben verändert hatte.
Charlie faltete den Scheck und schob ihn in die vordere Tasche ihrer Latzhose, nah an ihrem Herzen. „Sie haben einen Deal.“
Um Punkt elf am nächsten Morgen holte Sebastian Charlie in einer Limousine ab, die schnell mit dem Staub ihres Grundstücks bedeckt war. Statt Latzhose und Stahlkappenschuhen trug sie dunkle slim-fit Jeans, eine Tunika und Sandalen. Sie war froh gewesen, dass sie noch eine Jeans gefunden hatte, die keine Brandlöcher von den sprühenden Funken aus ihrem Lichtbogenschweißgerät hatte.
Sebastian schien ihr Outfit zu gefallen, als sie neben ihn auf den Sitz rutschte. Er sagte: „Guten Morgen“, mit seiner tiefen Stimme, die genügte, um ihre Temperatur einige Grade anzuheben. Das klimatisierte Innere des Autos schien plötzlich sinnlich schwül.
„Netter Wagen“, sagte sie zu ihm, als sie mit ihrer Handfläche anerkennend über das weiche Leder des Sitzes strich. Die Limo war ganz klar übertrieben, aber er war ein reicher Mann und sie konnte jetzt schon treffsicher sagen, dass alles, was er machte, Stil hatte. Und er genoss auch eindeutig jede Sekunde davon. „Gestern hatten Sie aber keinen Fahrer dabei, oder?“
„Ich wollte heute meine Aufmerksamkeit nicht zwischen Ihnen und der Straße teilen müssen.“
Ihr Atem stockte ob der einfachen Art, wie er ihr gerade gesagt hatte, dass sie ihm wichtig war, als Künstlerin und als Frau. Er hatte immer genau die richtigen Worte parat. Die Tatsache, dass genau das auch sein Job war, minderte die Wirkung aber nicht.
„Ich vermute, Sie haben den ganzen Morgen gearbeitet und hatten keine Zeit etwas zu essen. Also habe ich Ihnen Brunch gebracht.“ Er machte eine Handgeste auf die Auswahl, die er zur Verfügung gestellt hatte. „Bagels, Frischkäse und Räucherlachs.“ Sebastian tippte auf die Kaffeekanne. „Und das ist ein besonderer arabischer Kaffee, den ein Freund von mir importiert.“
Sie wusste nicht, was besser roch, er oder der Kaffee. Beide ließen ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er sah fabelhaft in seinem Anzug aus. Sie stand zwar nicht so sehr auf Managertypen, aber Sebastian Montgomery änderte im Handumdrehen ihre Vorlieben bezüglich vieler Dinge.
„Lehnen Sie sich zurück“, sagte er zu ihr, als er ihr eine Tasse Kaffee einschenkte. „Ich bediene Sie.“
Sie errötete, denn sie hatte sofort ein deutliches Bild vor ihrem geistigen Auge, wie er ihr Frühstück im Bett servierte. Er stellte ihre Tasse auf die Konsole, strich Frischkäse auf die Hälfte eines durchgeschnittenen Bagels, legte Räucherlachs darauf und reichte ihr den Teller.
„Sie sind echt zu gut, um wahr zu sein.“
Er fixierte sie mit einem Blick, der so sinnlich war, wie sie sich fühlte. „Nein. Ich bin einfach so gut.“
„Und auch kein bisschen bescheiden.“ Sie konnte ihr Lächeln nicht zurückhalten und warum sollte sie auch.
Er lachte, und sie spürte, wie der Klang durch sie hindurchfuhr. „Das hat man mir schon gesagt.“
Eine gewisse Großspurigkeit war in seinem Geschäft vermutlich gut. Und in Wahrheit fand sie es nicht einmal unattraktiv. Nicht bei ihm zumindest. Irgendwie ergänzte es seinen Charme.
Sie schaufelte Zucker und Sahne in ihre Tasse. Er trank seinen Kaffee schwarz und belegte sich keinen Bagel. „Essen Sie nichts?“
„Wie ich schon sagte, ich möchte mich auf Sie konzentrieren.“ Als er sich zurücklehnte und sie fragte: „Warum gerade schweißen?“, fühlte sich die geballte Kraft seiner Konzentration wie eine an ihrem Körper entlangstreichende Hitzewelle an. „Ich habe ein wenig recherchiert und es ist normalerweise keine typische Frauentätigkeit.“
Er hatte Nachforschungen angestellt? Nur zu ihrem Beruf? Oder hatte er versucht, mehr über sie zu erfahren? „Mein Vater war ausgebildeter Schweißer. Ich war sein einziges Kind und er hatte keinen Sohn, also hat er seine Kenntnisse an mich weitergegeben.“ Diese Vater-Tochter-Verbindung in der Werkstatt hatte sie stets geliebt. „Er war ein geduldiger Lehrer.“
„Ich bin mir sicher, dass Sie auch so geduldig sind.“ Sebastian streichelte sie mit seinem Blick, der sich von ihren Augen zu ihren Wangen und weiter zu ihren Lippen bewegte, als versuchte er, jedes Detail auswendig zu lernen.
Das war auch ein Teil seines Charmes und seiner Kunst der Überzeugung: volle Konzentration. „Ich liebe es zu unterrichten“, sagte sie zu ihm. „Und ich versuche, geduldig zu sein. Obwohl ich befürchte, dass ich es nicht immer schaffe.“
„Jemand wie Sie, mit so klaren Vorstellungen …“ Er lächelte sie an. „Ich habe schon öfter mit Künstlern zusammengearbeitet. Ich verstehe das Gefühl, etwas genau so zu wollen, wie man es eben will.“
Er sprach von der Kunst, aber das Wort wollen blieb zwischen ihnen auf dem Rücksitz der Limousine hängen. Dadurch wurde ihr nur noch mehr bewusst, wie nahe er ihr war … und ihr wurde ebenfalls deutlicher klar, dass sie nur eine kleine Bewegung machen musste und schon würde sie auf seinem Schoß sitzen.
Und sein Mund wäre unter ihrem.
Sie hatte sich gestern gesagt, dass es für sie okay sein würde, irgendwann etwas mit Sebastian anzufangen. Und er hatte klargemacht, dass er nichts von ihr erwartete als ihre Kunst. Trotzdem musste ihre Skulptur an erster Stelle stehen, damit sich sein Auftrag zu keinem Zeitpunkt mit heißem, verschwitztem, köstlichem Sex verstricken würde.
Angesichts der Tatsache, dass sie es noch nicht einmal auf die Baustelle geschafft hatten, setzte sie dem Gedanken, sich mit ihm nackt zu vergnügen, bewusst ein Ende.
Stattdessen sprach sie über ihren Vater. „Mein Vater arbeitete an Brücken, Hochhäusern, Einkaufszentren. Er hat auch in Ölfeldern Projekte durchgeführt, auf den Bohrtürmen. Und Pipelines. Oft war die Arbeit an Pipelines in abgelegenen Gebieten, also musste er uns manchmal eine Weile verlassen. Er hat mir gefehlt, wenn er weg war. Aber er hat uns genauso vermisst.“
„Klingt nach einem tollen Vater.“ Einen Augenblick lang schien Sebastians Blick nach innen gerichtet zu sein, als ob er in die Vergangenheit zurückblickte, auf seine eigene Beziehung zu seinem Vater. Von seinem Gesichtsausdruck zu schließen, war diese vielleicht nicht die Beste der Welt gewesen.
„Die meiste Zeit“, sagte sie, als er zu ihr zurückkam, „sind wir mit ihm mitgegangen. Viele der Projekte, an denen er arbeitete, dauerten ein Jahr. Wir waren also nie lange an einem Ort.“
„Wie haben Sie sich denn dabei gefühlt, so oft umzuziehen und Ihre Freunde zurückzulassen?“
Charlie störte sich nicht an seinen Fragen, denn er schien sich tatsächlich für ihre Antworten zu interessieren. Kein Mann, mit dem sie je zusammen gewesen war, hatte ihr so viel reine, konzentrierte Aufmerksamkeit geschenkt. Zum Zentrum dieser Konzentration zu werden, könnte schnell süchtig machen.
Sie vermutete, dass Sebastians Liebhaberin zu sein, sie ebenso süchtig machen würde.
„Manchmal war es befreiend, alles neu und frisch zu beginnen. Aber gleichzeitig“, gab sie zu, „habe ich keine Ahnung, wie es ist, Freunde zu haben, die man sein ganzes Leben lang kennt.“ Sie wollte auch mehr über ihn erfahren, also fragte sie: „Sind Sie oft umgezogen?“
Seine Augenbrauen hoben sich überrascht, als hätte er erwartet, dass sie seine Geschichte kannte. Das lag vermutlich daran, dass er so berühmt war, dass die meisten Leute schon alles wussten. „Ich wurde in Chicago geboren und bin da aufgewachsen. Ich kenne meine Freunde seit meiner Kindheit. Sie sind wie Brüder für mich.“
Sie hatte am Abend davor dem Drang nicht nachgegeben, ihn zu googeln. Sie wollte sich nicht selbst noch Zweifel einreden, was ihr neues Arrangement anging. Was sie auch immer über Sebastian erfahren würde, wollte sie von ihm selbst hören. Und jetzt, da er redete, wollte sie mehr erfahren. „Haben Sie noch Kontakt?“
„Wir haben mehrere Unternehmungen zusammen. Wir sind als Maverick-Group bekannt.“
„Das ist die geschäftliche Seite. Wie sieht es aus mit gemeinsam verbrachter Freizeit?“
Er sah aus, als hätte ihn ihre Folgefrage ein wenig überrascht, als ob die meisten Menschen nicht zwischen persönlichen und geschäftlichen Verbindungen unterscheiden würden. Wahrscheinlich, dachte sie, wollten die meisten Leute etwas vom sexy Milliardär. Sie konnte schon erahnen, wie kompliziert Wollen sein könnte, was Sebastian Montgomery anging.
Sie wollte die Skulptur für sein Gebäude kreieren und sie wollte ihn als Mann.
Sie war sich aber nicht sicher, wie sehr sich die Dinge vermischen würden. Aber irgendetwas sagte ihr, dass beide sehr wahrscheinlich schlussendlich die größten Höhen – und das größte Vergnügen – ihres Lebens werden würden …
„Wir haben uns alle zusammen in Chicago am Unabhängigkeitstag getroffen. Es war eine tolle Zeit.“ Er grinste sie an und sagte: „Sie würden sie alle mögen. Und ich bin sicher, sie Sie auch.“
Wieder erfüllten seine Worte sie mit Freude. Er wusste wirklich, wie man dafür sorgte, dass sich jemand wie etwas Besonderes fühlte, genauso wie es ihr Vater immer geschafft hatte. „Wie viele Mavericks gibt es?“
„Fünf. Evan, Will, Daniel, Matt und ich. Daniels Eltern, Susan und Bob, haben uns, zusammen mit Daniel und seiner kleinen Schwester, großgezogen. Ungefähr seit wir alle zwischen zwölf oder dreizehn Jahre alt waren.“
„Sie müssen sehr großzügig sein.“
„Das sind sie“, antwortete er mit unverhüllter Zuneigung. „Susan, Bob und die Mavericks haben mich zum Mann gemacht, der ich heute bin. Ich schulde ihnen alles.“
Jetzt wirkte er gar nicht mehr angeberisch. Die Art, wie er anderen seinen Erfolg zuschrieb, war bescheiden und lieb. Sogar ein Milliardär, mit all seinem Geld, brauchte einen Freund zum Ausweinen. Charlies einzige wahre Vertraute war ihre Mutter … und meistens versuchte Charlie, ihre Mutter vor den Problemen in der Außenwelt zu schützen. Francine Ballard hatte genug eigene Probleme.
„Wir würden alles füreinander tun. Wir sind alle die Paten von Matts Kleinem.“ Er lächelte, als er an das Kind dachte, wobei sich sein schönes Gesicht noch einmal verwandelte. „Noah ist ein toller kleiner Junge.“
Sein Gesichtsausdruck sagte ihr mit vollkommener Gewissheit, dass Sebastian auch ein toller Patenonkel war. Sie wollte ihn nach seinen Eltern fragen, da er sie nicht erwähnt hatte, aber bevor sie es tun konnte, sagte Sebastian: „Wir sind fast da. Was möchten Sie über das Gebäude wissen, bevor wir ankommen?“
Moment mal … sie waren fast da? Es fühlte sich an, als seien in der Limousine gerade einmal fünf Minuten vergangen, nicht dreißig. Und genau das hatte Sebastian Montgomerys Konzentration auf ihre Person bewirkt. Die Außenwelt verblasste, so dass es nur ihn, seine Männlichkeit, die tiefe Klangfarbe seiner Stimme gab.
„Alles“, antwortete sie. „Erzählen Sie mir alles.“
Sie vernahmen beide im selben Augenblick den sinnlichen Unterton in ihrer Bitte. Sie war schon immer sehr neugierig gewesen, Macht hatte sie stets angezogen. Das war der Grund, warum sie es liebte, tief in die Erschaffung prächtiger Kreaturen wie Löwen und Drachen einzutauchen. Aber noch nie hatte sie jemand so sehr angezogen wie Sebastian. Gleich vom ersten Moment an war sie sich seiner zutiefst bewusst gewesen – wollte alles über ihn wissen, alles mit ihm erleben.
Aber im Moment taten sie beide so, als ginge es nur um sein Gebäude, als er sagte: „Die Struktur stand bereits. Ich habe das Haus entkernen und sanieren lassen. Es gibt alles, was man so braucht: einen Helikopter-Landeplatz auf dem Dach, einen voll ausgestatteten Fitnessraum und ein Schwimmbad in der zehnten Etage. Mein Produktionsstudio ist in der dreißigsten Etage.“
Sie lachte fast laut auf, als sie seine Definition von „alles, was man braucht“ hörte. Ein Helikopter-Landeplatz hatte es noch nie so recht auf ihre Liste geschafft.
„Es gibt ein zentrales Foyer mit Rolltreppen, die zu einer Zwischenebene führen, von wo man einen Blick auf den Brunnen hat. Alle, die das Gebäude betreten, müssen einmal um den Brunnen herumlaufen, um zu den Aufzügen im hinteren Bereich zu gelangen. Jeder wird Ihre Kreation von allen erdenklichen Winkeln sehen.“
Es war ihr sehr bewusst, dass er sie für ein großes Projekt angeheuert hatte. Und trotz der Leichtigkeit, mit der er ihr den Scheck geschrieben hatte, spürte sie, dass er keiner war, der Geld verschwendete. Dennoch hatte sie bis zu diesem Moment nicht wirklich den immensen Druck verspürt, der mit einem solchen Auftrag einherging.
„Wahrscheinlich sollte ich Ihnen nicht sagen, wie viel Angst ich gerade habe, oder?“
Er beugte sich zu ihr hinüber und legte seine Hand auf ihre. Die Berührung durchzuckte sie und machte aus dem Schrecken etwas Heißes und Hungriges.
„Sie sollten mir immer sagen, was Sie fühlen. Immer. Und Sie müssen auch wissen, dass Sie mein vollstes Vertrauen haben und ich volles Vertrauen habe, dass Sie etwas schaffen werden, was dem Raum gerecht wird. Deshalb habe ich Sie gewählt.“
Das Gewicht seiner Worte – und sein Blick – legte sich auf sie. Sie zweifelte nicht an ihren Fähigkeiten. Sie hielt ihre Kreationen für ziemlich cool. Aber das hier war eine ganz andere Ebene. Eine Ebene, auf der viele Menschen ihre Kunst sehen … und beurteilen würden, wie sie dem verrückten Durcheinander ihrer Vorstellungskraft einfach folgte und alle Stücke verwirklichte.
„Erwarte das Unerwartete“, rief sie sich in Erinnerung und sagte die Worte, die vor vielen Jahren zu ihrem Mantra geworden waren.
„Das tue ich immer“, stimmte er mit einem Lächeln zu. „Und dann sorge ich dafür, dass ich bereit bin, mit all dem umzugehen, was kommt. Vor allem, wenn das Unerwartete schöner, intelligenter und fesselnder ist, als ich es mir je hätte träumen lassen.“
Charlies Kopf, ihr Körper, ihr Herz drehten sich noch, als der Wagen am Bordstein anhielt. Sebastian öffnete die Tür und half ihr aus dem Wagen, ihre Hände ineinander verschlungen. Und als sie so auf dem Bürgersteig standen, sich näher waren als in der Limousine, war die Funken erzeugende Hitze zwischen ihnen elektrisierend.
Explosiv.
So explosiv, dass sie ihre Hand wegziehen musste, um noch einen letzten Rest Vernunft zu behalten. Und sich daran zu erinnern, dass ihr Auftrag an erster Stelle stehen musste. Vor all dem heißen Sex, den sie so dringend mit ihm haben wollte.
Sie zwang sich, ihren Blick von ihm abzuwenden, um den riesigen Wolkenkratzer zu betrachten, der über ihnen emporragte – und in diesem Moment stockte ihr zum zweiten Mal an diesem Morgen der Atem.
Die Fenster spiegelten die umliegenden Gebäude und die Bucht von San Francisco. Hoch auf der Glasfassade war ein gigantisches Schild angebracht, das der Welt in riesigen blauen Lettern verkündete, dass das Gebäude MMI gehörte. Ihm, Sebastian Montgomery, der Montgomery Media International war. Ein Schutzzaun aus Holz umgab die gesamte Front und ein überdachter Gehweg führte zum Eingang.
Im Inneren verbarg sich eine ganz andere Welt. Der Verkehrslärm war gedämpft. Die Decke des Foyers war mindestens drei Stockwerke hoch und komplett aus Glas, das sich aus dem Boden auf der Vorderseite nach oben zog und sich dann ins Innere bog, sodass sich ein breiter Streifen Sonnenlicht zwischen den umgebenden Gebäuden nach unten bahnen konnte. Über ihnen bot die geschwungene Balustrade des Zwischengeschosses einen weitläufigen Ausblick. Der Boden schien aus poliertem Marmor zu sein, der in verschiedenen, Grau- und Schwarztönen glänzte und von Cremeschattierungen durchzogen war. Ein breiter Streifen Sonnenschein breitete sich über den Marmor in Richtung des riesigen Rundbrunnens aus, der die Mitte des Foyers füllte. Charlie legte eine Hand auf den Mund, fasziniert von den Lichtstrahlen, die an den Seiten hinaufglitten, und die Fliesen des Brunnens in unterschiedlichen Blau-, Grün- und Rottönen glänzen ließen, wie ein Kolibri im Sonnenlicht.
„Es ist prächtig“, flüsterte sie Sebastian zu und fragte sich, wie um Himmels willen sie diesem Raum gerecht werden sollte.
„Ich gebe Ihnen recht“, sagte er in demselben gedämpften Ton, aber sein Blick war auf sie gerichtet, nicht auf den Brunnen. „Absolut prächtig.“
Prächtig. Es war mehr als nur ein Wort für Sebastian. Es umfasste nicht nur Charlies Schönheit, sondern auch das Staunen, mit dem sie alles um sich herum wahrnahm.
„Haben Sie das Spiel der Lichter auf diese Weise geplant?“ Ihre Stimme war beinahe tonlos, als befänden sie sich in einem Heiligtum.
„Das Lichtspiel dauert nur eine kurze Zeit, wenn die Sonne mittags vorbeizieht. Danach ist der Effekt weg.“
„Es werden Leute nur für diesen Anblick herkommen.“ Sie streckte ihre Hände in Richtung Decke, Richtung Himmel aus, ihre Haut leuchtete göttinnengleich im Sonnenlicht, das über sie strömte. „Und es ist noch nicht einmal heiß hier.“
„Das Low-E-Glas reduziert die Hitze.“
„Sie haben an alles gedacht.“
„Genau das tue ich immer.“ Sebastian hatte die Erfahrung gemacht, dass man jedes Detail ausarbeiten, jeden Teil des Charakters der Menschen, mit denen man zu tun hatte, verstehen musste, weil sonst das Leben ganz schnell den Bach runtergehen konnte.
Aber noch nie hatte er sich diesen Moment vorgestellt, als er in der Nähe der schönsten, talentiertesten Frau stand, die er je gesehen hatte. So nah, dass er sich kaum zurückhalten konnte, mit seinen Hände in die dicken, wunderschönen roten Locken zu fahren und sie zu kosten.
Sie zu verschlingen.
„Können Sie schon sehen, was für diesen Platz gut passt?“ Er grinste, als er hinzufügte: „Ein T-Rex vielleicht?“
Ihr Lächeln war ein strahlender Bogen. Sie legte ihre Handflächen an ihren Hals und presste die Ellbogen vor sich zusammen, als könnte sie mit dieser Haltung ihre Konzentration erhöhen. Sie neigte den Kopf in die eine Richtung, dann in die andere, blickte auf, machte einen Kreis um den Brunnen und hielt dann an der gleichen Stelle wieder an, von der sie losgegangen war. „Ich liebe meinen T-Rex, aber er passt nicht zu diesem Raum.“
Sie bei der Arbeit zu beobachten, ein Teil ihres kreativen Prozesses zu sein, hatte einen körperlichen Effekt auf ihn. Ein Bedürfnis zu berühren, zu schmecken, zu erforschen. Ein Verlangen, seinen Heißhunger nach ihr, genau hier und jetzt zu befriedigen. Aber gleichzeitig ging es um mehr als nur Sex. Weil er ein Teil ihres inneren Lebens sein, die innere Frau berühren, ihr Genie erforschen wollte. Während eines Termins am frühen Morgen hatte er sich sogar vorgestellt, wie er sie zeichnete. Statt auf die Einzelheiten der Verhandlungen zu achten, hatte er nicht aufhören können, an sie zu denken.
Sebastian hatte noch nie so etwas für eine Frau empfunden. Bis er Charlie traf.
Dann, begegneten ihre Augen plötzlich seinen und ihn traf wieder einer dieser elektrischen Schläge, als sie sagte: „Ich weiß, was Sie brauchen.“
Dich.
„Sagen Sie es mir.“
„Ein Wagenrennen. Wie in Ben-Hur.“ Sie streckte ihre Arme aus und umfasste das Ganze, dann schlossen sich ihre Hände, als würde sie ihre Vision aus dem Wasser erschaffen, das noch nicht einmal floss. „Vier Pferde, die so schnell laufen, dass sie fast fliegen. Ein Wagen, der so hart aufspringt, dass er seinen Fahrer abwirft, dann auf der Seite aufschlägt und ein Rad bricht. Die prächtigen Hengste preschen galoppierend weiter und ziehen das zerbrochene Gerippe des Wagens hinter sich her.“ Sie kippte den Kopf zur Seite, als ob sie die Skulptur in der Mitte seines Gebäudes bereits vor sich sehen könnte. „Können Sie es sehen?“
„Ja, ich sehe es. Die Pferde reißen sich los von allen Versuchen, ihre Kraft in Bahnen zu lenken – von allem, was sie zurückhält – damit sie so schnell rennen können, wie es ihrer angeborenen Natur entspricht. Es ist genau das, wonach wir uns alle sehnen.“
Die Bilder in ihrem Kopf waren so lebendig, dass es ihm unmöglich gewesen wäre, sie nicht ebenso zu sehen. Aber noch klarer war der Anblick von Charlie. Ihre roten Haare brannten wie Flammen im Sonnenlicht, ihre Züge leuchteten, das Licht kam aus ihrem Inneren und von draußen. Ihre Wimpern schmiegten sich üppig an ihre Wangen, als sie die Augen für einen langen Moment schloss. Ihre Aufregung war wie Treibstoff, der sein Herz schneller schlagen, sein Blut stärker pumpen ließ.
„Der Brunnen muss das Wasser direkt unter ihren Füßen hochschießen lassen, wie Erde und Staub, die unter ihren schlagenden Hufen aufgewirbelt wird. Können Sie das machen?“
„Ja.“ Für sie konnte er einfach alles machen. Er würde alles machen. Alles, was sie wollte. Alles, was sie brauchte. Er würde ihr Förderer sein. Er würde ihre Arbeit der Gesellschaft zeigen, sie in seine Welt einführen. Und er würde nicht ruhen, bis sie alles erobert hatte.
Sie drehte sich auf dem Absatz um und packte ihn an den Unterarmen, ihre Berührung brannte heiß auf seiner Haut. „Es war für diesen Platz bestimmt. Ich kann es ganz deutlich sehen.“
Ihre Augen hatten das tiefe grüne Grün eines Waldes, wenn die Sonne nach einem schweren Regen auf die Blätter trifft. Ihre Haut war zart gerötet, ihre Finger warm, ihr Griff an ihm gab nicht nach. Ihre Blicke trafen sich einen endlosen Moment lang.
Dann fiel ihr Blick auf seinen Mund. Ihr Atem wurde schwerer und sie leckte sich über die Unterlippe. Sie hielt ihn fester, ihr Körper lehnte sich näher an ihn … näher … näher … Er wollte seinen Mund auf ihrem. Er wollte ihre Lippen auf seinen. Er wollte kosten und berühren und nie mehr loslassen.
„Sebastian“, sagte sie leise, mit der gleichen Ehrfurcht, die er gehört hatte, als sie nur wenige Minuten zuvor das Licht hatte durchscheinen sehen. „Wollen Sie es?“ Sie hätte die Statue meinen können. Sie hätte die sengende Hitze zwischen ihnen meinen können.
„Gott, ja“, sagte er, seine Stimme so voller Verlangen, dass es fast weh tat, als die Worte aus seinem Hals kamen. „Ich will alles.“
Er war kaum noch einen Herzschlag davon entfernt, seine Finger in ihren Haaren zu verflechten und seinen Mund auf ihren zu pressen, als sein Gehirn ihre Frage vom gestrigen Nachmittag wiederholte: