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Was kann demütigender sein, als vor dem Traualtar stehen gelassen zu werden? Zum Beispiel, nur mit Push-up-BH und Bauch-weg-Unterhose bekleidet durchs Toilettenfenster einer Bar fliehen zu müssen und dabei von der Polizei überrascht zu werden. Faith würde vor Scham am liebsten im Boden versinken. Denn der Cop, der sie erwischt hat, ist ausgerechnet Levi Cooper. Der beste Freund ihres Ex, der dabei geholfen hat, ihre Hochzeit zu ruinieren. Allein dafür verdient Levi lebenslänglich, findet Faith. Da braucht er jetzt auch gar nicht den ritterlichen Freund und Helfer zu spielen. Allerdings sind seine grünen Augen geradezu kriminell sexy und seine Küsse verführerischer, als die Polizei erlaubt …
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Seitenzahl: 584
Kristan Higgins
Lieber für immer als lebenslänglich
Roman
Aus dem Amerikanischen von Elisabeth Hartmann
MIRA® TASCHENBUCH
MIRA® TASCHENBÜCHER
erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
Geschäftsführer: Thomas Beckmann
Copyright dieses eBooks © 2014 by MIRA Taschenbuch
in der Harlequin Enterprises GmbH
Deutsche Erstveröffentlichung
Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:
The Best Man
Copyright © 2013 by Kristan Higgins
erschienen bei: HQN Books, Toronto
Published by arrangement with
Harlequin Enterprises II B.V./S.àr.l
Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln
Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln
Redaktion: Bettina Lahrs
Titelabbildung: Thinkstock/Getty Images, München; iStock
Autorenfoto: © Harlequin Enterprises S.A., Schweiz; Marie Curtis
ISBN eBook 978-3-95649-376-8
www.mira-taschenbuch.de
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eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Alle handelnden Personen in dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
PROLOG
An einem wunderschönen Tag im Juni wurde Faith Elizabeth Holland in einem einer Prinzessin würdigen Hochzeitskleid und mit einem Strauß perfekter rosafarbener Rosen in den Händen buchstäblich unter den Augen der halben Stadt vor dem Altar verlassen.
Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet.
Da saßen wir alle in der Trinity-Lutheran-Kirche, lächelnd, festlich gekleidet, kein Platz war mehr frei, die Menschen standen in Dreierreihen hinter den voll besetzten Bänken. Die Brautjungfern trugen Rosa, und Faiths Nichte, gerade dreizehn Jahre alt, sah hinreißend aus. Der Trauzeuge hatte sich in seine Ausgehuniform geworfen, und Faiths Bruder fungierte als Platzanweiser. Es war wunderschön!
Die Hochzeit dieser beiden jungen Leute – Faith und Jeremy, seit Schulzeiten ein Paar – hätte einer der glücklichsten Tage werden sollen, die unsere Stadt seit Jahren gesehen hat. Immerhin waren die Hollands eine der hiesigen Gründerfamilien, Leute vom Typ Salz der Erde. Sie besaßen mehr Land als jeder andere im Weinbaugebiet der Finger Lakes, Hektar um Hektar Weinberge und Wald bis hinunter zum Keuka, dem Krummen See, wie wir ihn nennen. Die Lyons, nun ja, die stammten zwar aus Kalifornien, aber wir mochten sie trotzdem. Sie waren eher Geldleute. Nette Menschen. Ihr Land grenzte an das der Hollands, demnach waren die Kinder Nachbarn. Ist das nicht süß? Und Jeremy, ach, er war ein prima Kerl! Er hätte Profi in der NFL werden können. Nein, wirklich, er war gut. Doch stattdessen zog er zurück in unsere Stadt, nachdem er Arzt geworden war. Er wollte genau hier praktizieren, sich hier mit seiner lieben Faith niederlassen und eine Familie gründen.
Die beiden hatten sich so romantisch kennengelernt, gewissermaßen auf medizinischem Wege. Faith, damals Oberstufenschülerin, erlitt einen epileptischen Abfall. Jeremy, der gerade auf unsere Schule gewechselt war, drängte sich unter massivem Einsatz seiner Ellenbogen zu ihr vor, hob sie auf seine kräftigen Footballer-Arme, was man genau genommen ja in solchen Fällen eher nicht tun sollte, aber er meinte es nur gut. Und was für ein Bild das abgab, als Jeremy, groß und dunkelhaarig, Faith durch die Gänge trug. Er brachte sie ins Büro der Schulschwester, wo er an ihrer Seite blieb, bis ihr Dad kam und sie abholte. Es war, so erzählt man sich, Liebe auf den ersten Blick.
Sie gingen zusammen zum Abschlussball. Faiths dunkelrote Locken umspielten ihre Schultern, das mitternachtsblaue Kleid ließ ihre Haut sahnig weiß wirken. Und Jeremy sah so gut aus wie die einen Meter sechsundachtzig große Skulptur eines Football-Gottes. Mit seinem schwarzen Haar und den dunklen Augen hätte man ihn glatt für einen heißblütigen italienischen Adeligen halten können.
Er ging aufs Boston College und spielte dort Football, Faith studierte Landschaftsgestaltung am Virginia Tech, und allein schon die Entfernung, dazu ihr Alter … Nun ja, kein Mensch rechnete damit, dass sie zusammenbleiben würden. Angesichts des Vermögens seiner Familie, seiner athletischen Fähigkeiten und dieses guten Aussehens konnten wir alle uns Jeremy mit einem Model oder sogar einem Hollywood-Sternchen vorstellen. Faith war durchaus niedlich, das nette Mädchen von nebenan, aber man weiß ja, wie diese Dinge so laufen. Das Mädchen bleibt zurück, der Junge kommt voran. Wir hätten das total verstanden.
Aber nein, wir lagen total falsch. Seine Eltern beschwerten sich dauernd über die enormen Handyrechnungen und die zahllosen SMS, die Jeremy an Faith schickte. Fast schien es so, als wollten Ted und Elaine mit diesen Bemerkungen einfach nur prahlen: Seht ihr, wie treu ergeben Jeremy ist? Wie beständig? Wie sehr er seine Freundin liebt?
Wenn beide in den Ferien zu Hause waren, schlenderten sie Hand in Hand durch die Stadt, wobei sie nie aufhörten zu lächeln. Manchmal pflückte er eine Blume aus einem der üppigen Fensterkästen vor der Bäckerei und schob sie ihr hinters Ohr. Häufig wurden sie am Strand gesichtet, sein Kopf in ihren Schoß gebettet, oder draußen auf dem See im Chris-Craft-Boot seiner Eltern. Dann stand Jeremy hinter Faith, die das Boot steuerte, hielt sie in seinen muskulösen Armen, und sie gaben ein Bild ab wie ein Plakat für Touristenwerbung. Es sah aus, als wäre Faith auf eine Goldader gestoßen. Schön für sie, dass sie sich einen Mann wie Jeremy geangelt hatte. Wir alle hatten ein Faible für sie, für das arme kleine Mädchen, das Mel Stoakes aus diesem schrecklichen Autowrack befreit hatte. Laura Boothby prahlte gern damit, wie viel Geld Jeremy für Blumen für Faith ausgab, zum Jahrestag ihres ersten Treffens, zu ihrem Geburtstag, zum Valentinstag oder „einfach so“. Manche von uns fanden, es wäre ein bisschen viel, hier draußen in der Gegend der Mennoniten-Höfe und der nordstaatentypischen Zurückhaltung, doch die Familie Lyon stammte aus Napa Valley, na bitte.
Manchmal traf man Faith mit ein paar Freundinnen bei O’Rourke’s an, und die eine oder andere machte ihrem Herzen Luft über ihren gleichgültigen, unreifen Freund, der sie betrog oder belog, der per Handy oder Statusänderung auf Facebook Schluss machte. Und wenn Faith sich mitfühlend dazu äußerte, sagte die Betreffende: „Du hast ja keine Ahnung, wovon wir reden, Faith! Du hast Jeremy“, und es klang fast wie ein Vorwurf. Die bloße Nennung seines Namens zauberte ein verträumtes Lächeln auf ihr Gesicht und Zärtlichkeit in ihren Blick.
Hin und wieder hörte man Faith sagen, sie habe sich immer einen Mann gewünscht, der so gut sei wie ihr Vater, und so einen Mann hatte sie anscheinend tatsächlich gefunden. Trotz seiner Jugend war Jeremy ein wunderbarer Arzt, und in den ersten paar Monaten nach seiner Praxiseröffnung zog sich anscheinend jede Frau irgendein Wehwehchen zu. Er nahm sich Zeit zum Zuhören, hielt stets ein Lächeln bereit, vergaß nie, was ein Patient beim letzten Besuch gesagt hatte.
Drei Monate nach der Beendigung seines praktischen Jahrs ließ Jeremy sich an einem herrlichen Septembertag, als die Hügel rot und golden erstrahlten und der See silbrig schimmerte, auf die Knie nieder und schenkte Faith einen Verlobungsring mit einem dreikarätigen Diamanten. Faiths zwei Schwestern sollten Brautjungfern sein, und diese hübsche Colleen O’Rourke war Trauzeugin. Als Jeremys Trauzeuge war der Cooper-Junge vorgesehen, sofern er auf Heimaturlaub aus Afghanistan kommen konnte, und es wäre doch wirklich schön, einen dekorierten Kriegshelden vor dem Altar neben seinem alten Football-Kumpel stehen zu sehen. Es wäre so romantisch, so schön … Wirklich, allein der Gedanke daran entlockte uns allen ein verträumtes Lächeln.
Man stelle sich unsere Überraschung vor, als die beiden jungen Leute dann dort vor dem Altar der Trinity-Lutheran-Kirche standen und Jeremy Lyon die Katze aus dem Sack ließ.
Dreieinhalb Jahre später
Faith Holland senkte das Fernglas, griff nach ihrem Klemmbrett und setzte ein Häkchen auf ihrer Liste, gleich neben den Punkt Lebt allein. Clint hatte gesagt, dass er allein lebte, und laut Hintergrundsprüfung stand auch nur sein Name im Mietvertrag, aber man konnte schließlich nicht vorsichtig genug sein. Sie trank einen Schluck Red Bull und trommelte im Auto ihrer Mitbewohnerin mit den Fingern aufs Lenkrad.
Vor gar nicht allzu langer Zeit wäre ihr eine solche Szene lächerlich vorgekommen. Doch angesichts ihrer Beziehungsvergangenheit empfahl sich ein bisschen Vorarbeit. Sie ersparte einem Zeit, Peinlichkeit, Ärger und Herzschmerz. Nur mal angenommen, der Mann war schwul, was sie nicht nur mit Jeremy, sondern auch mit Rafael Santos und Fred Beeker erlebt hatte. Zu Rafes Ehrenrettung musste man allerdings einräumen, dass er nicht gewusst hatte, dass Faith an eine Beziehung glaubte; er hatte gedacht, sie würden nur zusammen herumhängen.
Noch im selben Monat hatte Faith, fest entschlossen, nicht aufzugeben, reichlich unbeholfen Fred angebaggert, der ganz in der Nähe von ihrem und Lizas Apartment in derselben Straße wohnte. Er war jedoch entsetzt zurückgezuckt und hatte ihr dann schonend beigebracht, dass er ebenfalls auf Männer stand. (Nebenbei bemerkt, hatte sie ihn später mit Rafael verkuppelt, und seitdem waren die beiden ein Paar, sodass sich immerhin für eine der beteiligten Parteien ein Happy End ergab.)
Schwul zu sein war nicht das einzige Problem. Brandon, den sie auf einer Party kennengelernt hatte, schien zunächst vielversprechend, allerdings nur, bis während ihres zweiten Dates sein Handy klingelte. „Ich muss rangehen, das ist mein Dealer“, sagte er unbekümmert. Als Faith um nähere Erklärung bat – er konnte doch keinen Drogen-Dealer meinen, oder? –, erwiderte er, klar, was denn sonst? Er wirkte verblüfft, als Faith verärgert abdampfte.
Das Fernglas war ein altmodisches Mittel, ja. Doch wenn sie es damals bei Rafe benutzt hätte, wären ihr garantiert seine prachtvollen seidenen Fensterdekos und sein zwei Meter hohes gerahmtes Foto von Barbra Streisand aufgefallen. Und hätte sie Brandon ausgekundschaftet, dann hätte sie womöglich beobachten können, wie er sich zu unappetitlichen Leuten ins Autos setzte, deren Scheinwerfer kurz zuvor aufgeblitzt waren.
Seit ihrem Umzug nach San Francisco hatte sie versucht, sich mit zwei weiteren Männern zu treffen. Der eine hielt nicht viel vom Duschen – auch das hätte sie vielleicht durch eine Vorab-Überprüfung rechtzeitig mitgekriegt. Der andere Typ hatte sie versetzt.
Deshalb die Observierung.
Faith seufzte und rieb sich die Augen. Wenn es auch diesmal nicht klappte, sollte Clint für die nächste Zeit ihr letzter Vorstoß bleiben, denn die Sache schlauchte sie doch gehörig. Lange Nächte, überanstrengte Augen, Magenschmerzen durch zu viel Koffein … Es machte einen fertig.
Aber Clint war es vielleicht wert. Hetero, in Lohn und Brot, kein Vorstrafenregister, keine Alkoholfahrten. Die seltenste Spezies in San Francisco. Und wer weiß, vielleicht ergab sich aus dieser Aktion ja eine hübsche Anekdote für ihre Hochzeit. Sie konnte sich beinahe vorstellen, Clint sagen zu hören: „Woher sollte ich wissen, dass Faith in diesem Moment vor meinem Haus parkte, Red Bull in sich hineinschüttete und das Gesetz brach …“
Sie hatte Clint während eines Jobs kennengelernt – sie hatte den Auftrag erhalten, einen kleinen öffentlichen Park in Presidio zu gestalten, und er besaß einen Landschaftsbau-Betrieb. Sie hatten prima zusammengearbeitet; er war pünktlich, seine Leute erledigten ihre Aufgaben schnell und gründlich. Außerdem hatte Clint sich mit ihrem Golden Retriever angefreundet, und was konnte attraktiver sein als ein Kerl, der in die Knie geht, um sich von einem Hund das Gesicht abschlecken zu lassen? Blue schien ihn zu mögen (allerdings neigte Blue dazu, jeden zu mögen – er gehörte zu diesen überfreundlichen Hunden, die selbst einem Serienmörder das Bein rammeln würden).
Der Park war vor zwei Wochen eingeweiht worden, und gleich nach der Zeremonie hatte Clint sie eingeladen. Faith hatte Ja gesagt, war nach Hause gefahren und hatte sich an die Arbeit gemacht. Das gute alte Google gab keinen Hinweis auf eine Ehefrau (oder einen Ehemann). Seine Facebook-Seite war ausschließlich der Arbeit gewidmet. Zwar wurden ein paar gesellige Aktivitäten erwähnt („War bei Oma in der 19th Street; leckere Kartoffelpuffer!“), doch in den Posts des letzten halben Jahres trat keine Gattin in Erscheinung.
Für Date Nummer eins hatte Faith Vorkehrungen getroffen. Fred und Rafael sollten Clint abchecken, denn auf ihren eigenen Schwulenradar, sofern überhaupt einer vorhanden war, konnte sie sich eindeutig nicht verlassen. Clint und sie trafen sich an einem Dienstagabend auf ein paar Drinks, und die Jungs waren an der Bar aufgetaucht, hatten Clint dem Rempel-Test unterzogen und sich dann an einen Tisch gesetzt. Sauber, hatte Rafael getextet, und Fred bestätigte das Urteil mit Hetero.
Beim Date Nummer zwei (Mittagessen, Freitagnachmittag) zeigte Clint sich charmant und interessiert, als sie ihm von ihrer Familie erzählte, im Gegenzug berichtete Clint von einer Exverlobten; Faith behielt ihre eigene Geschichte für sich.
Beim Date Nummer drei (Abendessen, Mittwoch, gemäß dem philosophischen Grundsatz: „Lass ihn warten, um zu sehen, wie groß sein Interesse wirklich ist“) waren sie in einer süßen kleinen Bar in der Nähe des Piers verabredet, und Clint wurde all ihren Kriterien gerecht: Er rückte ihr den Stuhl zurecht und machte Komplimente, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen (Hübsches Kleid, fand sie, ließ keine Alarmglocken schrillen, wohl aber: Ist das Badgley Mischka? Oh mein Gott! Ich liebe diese beiden!). Er streichelte ihren Handrücken und spähte immer wieder verstohlen in ihren Ausschnitt. Also war alles gut. Als Clint sie fragte, ob er sie nach Hause fahren dürfe, was natürlich der Code für Sex war, lehnte sie ab.
Er hatte die Augen zusammengekniffen, wie zum Zeichen, dass er die Herausforderung annahm. „Ich rufe dich an. Hast du dieses Wochenende Zeit?“
Noch ein Test bestanden: Steht an Wochenenden zur Verfügung. Faith verspürte ein leises Kribbeln im Bauch; seit sie achtzehn war, hatte sie keine Verabredung Nummer vier mehr erlebt. „Ich glaube, am Freitag habe ich noch nichts vor“, sagte sie leise.
Sie standen auf dem Gehsteig und warteten auf ein Taxi. Um sie herum drängten sich Touristen in die Souvenirläden, um Sweatshirts zu kaufen, nachdem sie sich zu dem Irrglauben hatten verleiten lassen, August in San Francisco bedeute Sommer. Clint beugte sich näher zu ihr und küsste sie, und Faith ließ es zu. Es war ein guter Kuss. Sehr gekonnt. Dieser Kuss hat Potenzial, dachte sie. Dann tauchte das Taxi aus der Düsternis des berühmten Nebels auf, und Clint winkte es heran.
Und nun saß sie hier, im vor seiner Wohnung geparkten Auto, in Vorbereitung des vierten Treffens – welches wahrscheinlich das Treffen sein würde, bei dem sie endlich mit jemand anderem als Jeremy schlief –, und hielt das Fernglas auf seine Fenster gerichtet. Sah ganz so aus, als würde er das Footballspiel gucken.
Es war an der Zeit, ihre Schwester anzurufen.
„Er besteht“, sagte Faith anstelle einer Begrüßung.
„Du hast ein Problem, Schätzchen“, erwiderte Pru. „Öffne endlich dein Herz und so weiter. Jeremy liegt eine Ewigkeit zurück.“
„Das hier hat nichts mit Jeremy zu tun“, beteuerte Faith und ignorierte das Schnauben, das als Antwort ertönte. „Allerdings macht mir sein Name ein bisschen zu schaffen. Clint Bundt. So abgehackt. Clint Eastwood, klar, das geht. Aber dieser Name für jemand anderen, ich weiß nicht. Clint und Faith. Faith und Clint. Faith Bundt.“ Es klang sehr viel weniger angenehm als zum Besipiel Faith und Jeremy oder Jeremy und Faith. Nicht, dass sie wegen der Vergangenheit einen Knacks hatte …
„Ich finde, das klingt okay“, versicherte Pru.
„Ja, du heißt ja auch Prudence Vanderbeek.“
„Und?“, fragte Pru in freundlichem Ton.
„Clint und Faith Bundt. Das ist … einfach daneben.“
„Okay, dann mach Schluss mit ihm. Oder zerr ihn vors Gericht und zwing ihn, seinen Namen zu ändern. Du, ich muss jetzt Schluss machen. Fürs Landvolk ist Bettzeit.“
„Okay. Gib den Kindern ein Küsschen von mir. Bestell Abby, ich schicke ihr diesen Link wegen der Schuhe, nach denen sie gefragt hat.“
„Mach’s gut, Kleine“, rief Pru. „Hey, kommst du zur Ernte nach Hause?“
„Ich glaube schon. Ich habe in der nächsten Zeit keine Ortstermine.“ Den größten Teil ihrer Arbeit als Landschaftsgestalterin erledigte Faith am Computer. Ihre Anwesenheit war nur in der Schlussphase eines Auftrags erforderlich. Außerdem war die Weinernte auf Blue Heron durchaus einen Besuch zu Hause wert.
„Prima!“, sagte Pru. „Hör mal, lass es langsam angehen mit dem Kerl, hab Spaß, lass uns bald wieder reden, hab dich lieb.“
„Hab dich auch lieb.“
Faith trank noch einen Schluck Red Bull. Pru hatte wohl nicht ganz Unrecht. Immerhin war ihre älteste Schwester seit dreiundzwanzig Jahren verheiratet. Und wer sonst hätte ihr Ratschläge in Liebesdingen geben können? Ihre andere Schwester, Honor, fand, dass man ihr die Zeit stahl, wenn man nicht gerade aus dem Krankenhaus anrief. Jack war als Bruder für solche Fragen ungeeignet. Und Dad … tja, Dad trauerte immer noch um Mom, die seit neunzehn Jahren tot war.
Die Welle von Schuldgefühlen war nur zu vertraut.
„Wir schaffen das“, sagte Faith zu sich selbst und wechselte im Geiste das Thema. „Wir können uns wieder verlieben.“
Das war eindeutig eine bessere Aussicht als die, dass Jeremy Lyon ihre erste und einzige Liebe blieb.
Sie sah ihr Gesicht flüchtig im Rückspiegel und erkannte diesen Hauch von Bestürzung und Kummer, der sie beim Gedanken an Jeremy immer befiel.
„Zum Teufel mit dir, Levi“, flüsterte sie. „Hättest du nicht einfach den Mund halten können?“
Zwei Abende später fing Faith allmählich an zu glauben, Clint könnte tatsächlich die zehn Minuten Beinrasur wert sein und sogar die sechs Minuten, die sie gebraucht hatte, um sich in das Mikrofaser-Bauchweg-Teil zu zwängen, das sie vorigen Monat bei QVC erstanden hatte. (Die Hoffnung stirbt zuletzt.)
Clint hatte ein exklusives Thai-Restaurant gewählt, mit einem Koi-Teich am Eingang und rotseidenen Wandbehängen, die den Raum in schmeichelhaftem Licht erglühen ließen. Sie saßen in einer U-förmigen Nische, schön kuschelig. Es war so romantisch. Zudem war das Essen wirklich gut, ganz zu schweigen von dem herrlichen Russian River Chardonnay.
Clints Blick versank immer wieder in ihrem Ausschnitt. „Tut mir leid“, sagte er, „aber du siehst einfach zum Anbeißen aus.“ Er grinste wie ein ungezogener Junge, und Faith spürte ein mächtiges Kribbeln in gewissen frauenspezifischen Körperregionen. „Schon als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, war mir, als hätte mir jemand eins mit einem Kantholz übergebraten“, fuhr er fort.
„Tatsache? Wie süß von dir!“ Faith nippte an ihrem Wein. Soweit sie sich erinnerte, trug sie damals schmutzige Jeans und Arbeitsstiefel und war durchnässt bis auf die Haut. Sie hatte im strömenden Regen ein paar Stauden umgepflanzt und versucht, den Stadtrat zu beruhigen, der sich um den Wasserabfluss aus dem Park sorgte (selbstverständlich völlig grundlos; sie war schließlich zertifizierte Landschaftsarchitektin, herzlichen Dank auch).
„Es hatte mir förmlich die Sprache verschlagen“, sagte Clint jetzt. „Vermutlich habe ich mich total bescheuert angestellt.“ Sein verlegener Blick deutete an, dass er ein ziemlich verliebter Verehrer war.
Und man stelle sich vor, sie hatte nicht mal bemerkt, wie … tja … geblendet er von ihr war! Genau so musste es aber sein, nicht wahr? Die Liebe kommt, wenn man am wenigsten damit rechnet, mal abgesehen von den Millionen Menschen, die ihre Partner bei Match.com finden, aber, hey. Es hörte sich gut an.
Der Ober kam, räumte ihre Teller ab und servierte Kaffee, Sahne und Zucker. „Möchten Sie noch ein Dessert?“ Er lächelte sie an. Kein Wunder, sie waren wirklich ein hinreißendes Paar.
„Wie wär’s mit der Mango Crème brulée?“, fragte Clint. „Ich weiß zwar nicht, wie ich es überleben soll, dir beim Essen zuzusehen, aber man kann wohl kaum schöner sterben.“
Hallo! 6.8 auf der Richter-Skala. „Crème brulée klingt gut“, sagte Faith, und der Ober eilte von dannen.
Clint rutschte ein bisschen näher heran und legte einen Arm um ihre Schultern. „Du siehst umwerfend aus in diesem Kleid“, flüsterte er und fuhr mit einem Finger an ihrem Halsausschnitt entlang. „Wie stehen die Chancen, dass ich es dir später ausziehen darf?“ Er küsste sie seitlich auf den Hals.
Oh, sie schmolz förmlich dahin! Und noch ein Kuss. „Die Chancen steigen“, hauchte sie.
„Ich mag dich wirklich, Faith“, raunte er und beschmuste ihr Ohr. Zumindest halbseitig stand sie schon völlig unter Strom.
„Ich mag dich auch.“ Sie schaute in seine schönen braunen Augen. Sein Finger glitt tiefer, und sie spürte, wie ihre Haut sich erhitzte und dabei zweifellos fleckig wurde, der Fluch der Rothaarigen. Ach, zum Teufel damit. Sie drehte ihm ihr Gesicht zu und küsste ihn auf den Mund, es war ein sanfter, süßer, sehr ausführlicher Kuss.
„Entschuldigt die Unterbrechung, ihr Turteltäubchen“, sagte der Ober. „Und lasst euch nicht stören.“ Er lächelte anzüglich und stellte das Dessert auf den Tisch.
„Das Kind hier!“
Der Schrei ließ alle drei zusammenfahren. Clints Ellenbogen stieß Faiths Glas um, und der Wein ergoss sich über das Tischtuch.
„Ach du Scheiße“, sagte Clint und rückte von ihr ab.
„Macht nichts“, beschwichtigte Faith. „Mir passiert so was auch ständig.“
Doch Clints Blick war nicht auf den Wein gerichtet.
Eine Frau hatte sich direkt vor ihrer Nische aufgebaut, an ihren anklagend ausgestreckten Armen baumelte ein hübscher kleiner Junge. „Dieses Kind hier vernachlässigt er deinetwegen, du Nutte!“
Faith schaute sich suchend nach der Nutte um, sah aber nur die Wand. Sie sah wieder die Frau an, die ungefähr in ihrem Alter war und sehr hübsch – blondes Haar und zornrote Wangen. „Meinen Sie … Reden Sie mit mir?“, erkundigte sie sich.
„Ja, ich rede mit dir, du Nutte! Schau dir gut an, was ihm daheim entgeht, wenn er mit dir vornehm essen geht. Das ist unser Sohn! Unser Baby!“ Sie schüttelte den Kleinen demonstrativ.
„Hey, nicht schütteln“, rief Faith.
„Sprich mich bloß nicht an, du Nutte!“
„Mommy, runter!“, quengelte der Kleine. Die Frau setzte ihn ab und stemmte die Hände in die (schmalen) Hüften. Der Ober fing Faiths Blick auf und zog eine Grimasse. Wahrscheinlich war er schwul und somit ihr Verbündeter.
„Aber ich habe …“, protestierte sie und sah dann zu ihrem Begleiter. „Clint, du bist doch nicht etwa verheiratet, oder?“
Clint hob beide Hände, als wollte er sich ergeben. „Baby, sei nicht böse“, sagte er zu der Frau. „Sie ist nur eine Kollegin …“
„Oh mein Gott, du bist tatsächlich verheiratet!“, platzte Faith heraus. „Woher kommst du? Aus Nebraska?“
„Und ob, du Nutte!“
„Clint!“, jaulte Faith auf. „Du verdammter Mist…“ Sie unterbrach sich, weil ihr das Kind wieder einfiel, das sie ernst anblickte, dann den Finger in die Crème brulée steckte und ihn anschließend abschleckte.
„Es tut mir schrecklich leid“, sagte Faith zu Mrs Clint Bundt (nun ja, zumindest würde sie nun nie diesen Namen mit sich rumschleppen müssen). Der Kleine spuckte den Nachtisch aus und griff nach den Zuckerwürfeln. „Aber ich hatte keine Ahnung …“
„Ach, halt die Klappe, Nutte. Wie kannst du es wagen, meinen Mann zu verführen! Wie kannst du es wagen!“
„Ich verfüh… Ich tue niemandem etwas, okay?“, gab Faith zurück. Sie war total entsetzt darüber, dass diese hässliche Auseinandersetzung vor einem Kleinkind stattfand (das aussah wie ein Hobbit-Baby; es war so verflixt niedlich, wie es den Zucker aus der Verpackung leckte).
„Du bist eine Schlampe, Nutte.“
„Genau genommen“, stieß sie mit gepresster Stimme hervor, „war Ihr Mann derjenige, der …“ Aber da war immer noch der Kleine. „Ach, fragen Sie doch einfach den Kellner.“ Ja, ja, lass dir deine Version von dem netten Ober bestätigen.
„Hm … wer zahlt denn die Rechnung?“, fragte der. So viel zu der Liebe, die sie angeblich in Schwulen weckte.
„Es war ein Geschäftsessen“, mischte Clint sich ein. „Sie hat mich angemacht, ich habe nicht damit gerechnet und wusste nicht, was ich tun sollte. Komm, Schatz, wir fahren nach Hause.“
„Und mit ‚nach Hause‘ meinst du vermutlich nicht deine Junggesellenbude in Noe Valley, stimmt’s?“, ätzte Faith.
Clint ignorierte sie. „Hi, Finn, wie geht’s denn so, Kumpel?“ Er zerstrubbelte seinem Kind das Haar, stand dann auf und bedachte Faith mit einem bekümmerten, würdevollen Blick. „Es tut mir leid, Faith“, sagte er ernst. „Ich bin ein glücklich verheirateter Mann mit einer tollen Familie. Ich fürchte, wir müssen unsere Zusammenarbeit beenden.“
„Kein Problem“, erwiderte sie steif.
„Geschieht dir recht, Nutte“, zischte Clints Frau. „Dafür, dass du versucht hast, meine Familie zu zerstören.“
„Hallo, Nutte“, johlte der kleine Junge und riss das nächste Zuckerpäckchen auf.
„Hallo“, sagte sie. Er war wirklich süß.
„Sprich nicht mit meinem Kind!“, schnauzte Mrs Bundt. „Dein Schandmaul hat nichts in der Nähe meines Sohns zu suchen.“
„Heuchlerin“, murmelte Faith.
Clint nahm den Jungen auf den Arm, aber nicht, bevor der Kleine noch ein paar Zuckerpäckchen gemopst hatte.
„Wenn du meinem Mann noch einmal zu nahe kommst, Nutte, wirst du es bereuen“, fauchte Mrs Bundt.
„Ich bin keine Nutte!“, fuhr Faith sie an.
„Und ob du eine bist!“ Clints Frau zeigte ihr den Mittelfinger. Dann kehrten die Bundts ihr den Rücken zu und marschierten davon.
„Bin ich nicht!“, rief Faith ihnen nach. „Ich habe seit drei Jahren mit niemandem geschlafen, okay? Ich bin keine Nutte!“ Der kleine Junge winkte ihr fröhlich über die Schulter seines Vaters hinweg zu, und Faith winkte verhalten zurück.
Dann waren die Bundts weg. Faith griff nach ihrem Wasserglas, trank es aus und hielt es an ihre glühende Wange. Ihr Herz hämmerte so heftig, dass ihr übel wurde.
„Seit drei Jahren?“, hakte einer der Gäste nach.
Der Ober reichte ihr die Rechnung. „Lassen Sie sich ruhig Zeit“, sagte er. Na toll. Zu allem Überfluss musste sie jetzt auch noch das Essen bezahlen.
„Ihr Trinkgeld wäre bedeutend höher ausgefallen, wenn Sie mir den Rücken gestärkt hätten“, knurrte sie und kramte in ihrer Handtasche nach dem Portemonnaie.
„Sie sehen wirklich klasse aus in diesem Kleid.“
„Zu spät.“
Nachdem sie bezahlt hatte (wirklich, Clint, noch mal herzlichen Dank, dass du eine Flasche Wein für fünfundsiebzig Dollar bestellt hast), trat sie in die feuchte, kalte San-Francisco-Luft hinaus und machte sich zu Fuß auf den Heimweg. Sie trug High Heels, aber es war nicht allzu weit bis zu ihrer Wohnung. Außerdem waren die Straßen von San Francisco ein Klacks im Vergleich zu den steilen Hügeln ihrer Heimat. Sie konnte den unfreiwilligen Spaziergang unter Training verbuchen. Workout für vergrätzte Frauen. Der Marsch der Rechtschaffenen, Verschmähten. Hier unten am Wasser herrschte Lärm, die Möwen kreischten, Musik plärrte aus jeder Bar und jedem Restaurant, ein Dutzend verschiedene Sprachen flog ihr um die Ohren.
Daheim im Norden würde man jetzt nur das Zirpen der spätsommerlichen Grillen hören und die Rufe der Eulenfamilie, die in einem alten Ahornbaum am Rand des Friedhofs lebte. Der süße Duft der Trauben würde schon in der Luft hängen, vermischt mit Holzrauch, denn in den Nächten wurde es bereits kälter. Aus dem Fenster ihres alten Schlafzimmers würde sie bis zum Keuka blicken können. Ihre gesamte Kindheit hindurch hatte sie in Wäldern und auf Wiesen gespielt, saubere Luft geatmet und war in Gletscherseen geschwommen. Ihre Liebe zur Natur war der Hauptgrund für ihre Berufswahl gewesen.
Vielleicht war es an der Zeit, ernsthaft über eine Rückkehr nachzudenken. Das hatte sie ohnehin von Anfang an vorgehabt. Sie wollte in Manningsport leben, eine Familie gründen, ihre Geschwister und ihren Vater um sich haben.
Clint Bundt. Verheiratet, ein Kind. So ein Arsch. Tja. Aber gleich wäre sie zu Hause bei ihrem Hund. Liza war vermutlich mit ihrem Kerl unterwegs, mit Michael, dem Wunderbaren. Faith konnte sich also in Ruhe mit Real Housewives und einer Packung Ben & Jerry’s trösten.
Warum war es bloß so schwer, den richtigen Kerl zu finden? Faith fand nicht, dass sie übertrieben wählerisch war; sie wollte einfach jemanden, der weder schwul noch verheiratet, unfreundlich, unmoralisch oder zu klein war. Jemanden, der sie ansah … nun, so wie Jeremy sie angesehen hatte, aus dunklen, schimmernden Augen, in deren Tiefen ein Lächeln leuchtete, das ihr sagte, sie sei das Beste, was ihm je passiert war. Nicht ein einziges Mal hatte sie daran gezweifelt, dass er sie von ganzem Herzen liebte.
Ihr Handy klingelte, und sie kramte es aus ihrer Handtasche. Honor. „Hey.“ In ihr stieg die leise Angst auf, die sie immer überkam, wenn ihre Schwester anrief. „Wie geht’s dir?“
„Hast du in letzter Zeit mal mit Dad gesprochen?“, fragte Honor.
„Hm … ja. Wir reden beinahe täglich miteinander.“
„Dann hast du vermutlich auch von Lorena gehört.“
Faith wich einem süßen Typ aus, der ein Derek-Jeter-T-Shirt trug. „Ich bin auch Yankees-Fan“, ließ sie ihn lächelnd wissen. Er runzelte die Stirn und griff hastig nach der Hand der reizbar aussehenden Frau an seiner Seite. Schon kapiert, Junge! Meine Güte, war nur nett gemeint. „Wer ist Lorena?“, fragte sie ihre Schwester.
Honor seufzte. „Faith, vielleicht solltest du nach Hause kommen, bevor Dad heiratet.“
Levi Cooper, Chef der mit zweieinhalb Personen besetzten Polizeibehörde von Manningsport, gab sich alle Mühe, Nachsicht walten zu lassen. Wirklich. Selbst gegenüber Touristen mit Bleifuß-Syndrom, denen Geschwindigkeitsbegrenzungen total egal waren. Er stellte seinen Streifenwagen gut sichtbar auf, mit unübersehbarer Radarpistole. Hallo, willkommen in Manningsport, Sie fahren entschieden zu schnell, und hier stehe ich, im Begriff, Sie anzuhalten, also Fuß vom Gas, Freundchen. Die Stadt war auf Besucher angewiesen, und der September, wenn die Blätter anfingen sich zu verfärben, war Hauptsaison für Touristen. Die ganze Woche hindurch waren Busse angekommen und abgefahren, und jedes Weingut in der Gegend hatte ein besonderes Event zu bieten.
Aber Gesetz ist Gesetz.
Außerdem hatte er gerade Colleen O’Rourke mit einer strengen Verwarnung vom Haken gelassen, während sie sich um eine zerknirschte Miene bemühte.
Aber jetzt war Schluss. Einen weiteren Raser würde er heute nicht mehr davonkommen lassen. Da kam doch gerade wieder einer. Siebzehn Meilen zu schnell, das war mehr als genug. Zudem noch ein Stadtfremder; er erkannte am Kennzeichen, dass es ein Mietwagen war. Der quietschgelbe Honda Civic bretterte mit zweiundvierzig Meilen in eine Fünfundzwanzig-Meilen-Zone. Und wenn nun Carol Robinson gerade mit ihrem fröhlichen Trupp geriatrischer Power Walker unterwegs war? Oder der kleine Nebbins auf seinem Rädchen auf die Straße fuhr? Seit Levi Polizeichef war, hatte es in Manningsport keinen tödlichen Unfall gegeben, und so sollte es bleiben.
Das gelbe Auto sauste an ihm vorbei, ohne auch nur andeutungsweise zu bremsen. Der Fahrer trug eine Baseballkappe und eine Sonnenbrille. Eine Frau. Seufzend schaltete Levi das Rotlicht ein, ließ kurz die Sirene ertönen und lenkte den Streifenwagen auf die Straße. Die Fahrerin nahm keine Notiz von ihm. Noch einmal schaltete er die Sirene ein, und jetzt schien die Frau zu begreifen, dass tatsächlich sie gemeint war, und fuhr rechts ran. Levi schnappte sich den Strafzettelblock und stieg aus. Nachdem er das Kennzeichen notiert hatte, ging er zur Fahrerseite. Die Frau öffnete das Fenster. „Willkommen in Manningsport“, sagte er ohne ein Lächeln.
Scheiße.
Es war Faith Holland. Ein riesiger Golden Retriever schob den Kopf aus dem Fenster, bellte einmal und wedelte glücklich mit dem Schwanz.
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