Liebesgrüße aus London - Wolf September - E-Book

Liebesgrüße aus London E-Book

Wolf September

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Beschreibung

Marks Leben könnte perfekter nicht sein: Noch immer ist Ben an seiner Seite, mit dem er glücklicher denn je ist. Sogar zusammengezogen sind sie inzwischen, sodass sie ihre Zweisamkeit voll auskosten können. Und auch jobtechnisch mangelt es Mark an nichts – im Gegenteil, denn er wird befördert und sieht neuen Chancen entgegen. Wäre da nur nicht Marks und Bens überaus attraktiver Nachbar, der ihnen mit seiner charmanten Art den Kopf verdreht. Sowohl Mark als auch Ben zweifeln plötzlich an ihrer Beziehung. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse privat und beruflich und Mark muss feststellen: Nicht nur sein Nachbar hat ein Geheimnis, sondern auch bezüglich seiner neuen beruflichen Aufgabe wurde ihm übel mitgespielt, und Mark ahnt, wer dahintersteckt ... In bewährt humorvoller Weise geht die Geschichte von Mark und Ben weiter.

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Liebesgrüße aus London

 

 

von

 

Wolf September

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Wolf September

c/o WirFinden.Es

Naß und Hellie GbR

Kirchgasse 19

65817 Eppstein

www.wolfseptember.de

Instagram: wolf_september_info

Facebook: autorwolfseptember

 

Lektorat und Korrektorat

Sarah Nierwitzki | https://wortkosmos.jimdofree.com/

 

 

Coverdesign: rebecacovers /Fiverr

Bildrechte: © gpointstudio /© Photocreo - de.depositphotos.com

 

 

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck, Vervielfältigung oder anderweitige Veröffentlichung sind nicht gestattet und bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung des Autoren (Ausnahme: kurze Zitate für Rezensionen). Sämtliche Handlungen und Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten, wie die Namen der Protagonisten, mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Orte, Markennamen, Künstler und Lieder werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Örtliche Begebenheiten wurden teilweise oder ganz für den Storyverlauf angepasst. Alle Markennamen und Warenzeichen, die in diesem Roman verwendet werden, sind Eigentum der jeweiligen Inhaber.

 

 

 

 

 

 

 

 

Vielen lieben Dank an meine Testleser

 

 

Rina, Björn, Sandra und Lisa

 

 

die mich mit Tipps, Hinweisen und sehr umfangreichen Feedback unterstützt haben.

 

Schön, dass es Euch gibt

 

 

 

Kapitel 1 – Ben - Happy New Year

„Möchtest Du, Ben Smith, den hier anwesenden Mark Schuster heiraten? So antworte bitte mit ja.“

Ben schlug die Augen auf, er drehte den Kopf zur Seite, sein Blick fiel auf die leere Matratze neben ihm. In seinem Kopf fühlte es sich an, als würde jemand mit einem Hammer von innen gegen seine Schädeldecke schlagen. Er setzte sich auf und lauschte in die Dunkelheit des Zimmers. Kein Laut war zu hören. Wo war Mark?

Fast zwei Jahre lebten die beiden nun schon zusammen, seit sie sich in der Weihnachtszeit im vorherigen Jahr kennengelernt hatten. Danach waren sie relativ schnell zusammengezogen. Zuerst drei Monate auf Probe, im Frühsommer des vorletzten Jahres war Ben dann endgültig bei Mark eingezogen. Es hatte sich einfach angeboten, da sie sowieso fast jeden Tag zusammen verbracht hatten. Zudem hatte Ben von Marks Wohnung aus einen wesentlich kürzeren Weg zur Firestation, einem Pub, in dem er als Kellner arbeitete und der im Londoner Stadtteil Bank lag. Von Marks Wohnung aus erreichte er ihn in gut fünfzehn Minuten. Etwas länger benötigte er, um zu seinen Eltern zu kommen, bei denen er zuvor gewohnt hatte.

Ben schlug die Decke beiseite und stand auf. Dabei musste er sich am Bettpfosten festhalten, weil ihm schwindelig wurde. Sein Kopf dröhnte noch immer. Am Vorabend hatten sie mit Freunden Silvester gefeiert. Spät war es geworden und der Sekt war reichlich geflossen. Vorsichtig tastete er sich zur Zimmertür und öffnete sie – Kaffeeduft lag in der Luft. Das hereinfallende Sonnenlicht brannte in seinen Augen, weswegen er sie zusammenkniff.

„Es wird Zeit, dass du endlich aufstehst.“

Ben öffnete behutsam seine Lider und gewöhnte sich langsam an die Helligkeit. Mark saß am Küchentresen und tippte auf dem Display seines Handys herum. Vor ihm stand eine Tasse Kaffee. Sein Kater Coop lag unter dem Tisch und betrachtete ihn mit einer gewissen Gleichgültigkeit.

„Wie spät ist es?“, fragte Ben.

„Wir haben kurz nach zwölf. In einer Stunde hätte ich dich geweckt“, antwortete Mark und legte sein Handy auf den Tisch.

„In einer Stunde? Haben wir was vor?“, fragte er verwirrt und noch etwas schlaftrunken.

„Das Kaffeetrinken bei deinen Eltern! Hattest du so viel Sekt, dass du dich nicht erinnerst?“, fragte Mark lachend und schüttelte den Kopf.

Ben fiel es wie Schuppen von den Augen: Neujahrskaffee im Hause Smith. Seine Mutter hatte sie an Weihnachten eingeladen. Schwerfällig schlurfte er zu Mark und gab ihm einen Kuss.

„Warum bist du überhaupt schon wach?“

Mark stand auf und ging zum Küchenschrank. „Ich konnte nicht mehr schlafen. Um dich nicht zu stören, bin ich aufgestanden. Ich war ja relativ nüchtern gestern“, frotzelte er auf Kosten seines Freundes.

„Ab jetzt lasse ich die Finger vom Alkohol. Teufelszeug.“

„Ich werde dich bei Gelegenheit daran erinnern. Sag niemals nie! Kopfschmerztablette?“

„Ja bitte.“ Ben ließ sich auf den Stuhl sinken, während Mark ihm ein Glas Wasser und die Tablette servierte. Eine halbe Stunde später ging es ihm schon wieder besser.

 

Pünktlich um drei standen Mark und Ben vor dem Haus von Henry und Wanda Smith, Bens Eltern. Ben hatte noch einen Schlüssel zum Haus. Für Notfälle, wie seine Mutter gesagt hatte, als er ausgezogen war. Er hatte den Schlüssel nur zu gern behalten, gab er ihm doch das Gefühl, trotz Auszug weiterhin in der Nähe seiner Eltern zu sein. So war er nicht nur ein Besucher in ihrem Haus, sondern konnte kommen und gehen, wann er wollte, gerade so, als würde er noch bei ihnen wohnen.

Ben schloss die Tür auf und betrat mit Mark den Flur. Wanda hatte sie wohl bereits durch das Küchenfenster gesehen und eilte auf sie zu.

„Ein gutes neues Jahr!“, rief sie begeistert, während sie ihren Sohn und danach Mark umarmte.

Im Esszimmer war schon der Rest der Familie versammelt - Bens Schwester Romina und ihr Mann John. Am Tisch saßen ihre Kinder Jack, Jonathan und Lara, welche Karten spielten. Als Mark und Ben das Esszimmer beraten, begrüßten sich die Anwesenden freudig. Es wurde sich gedrückt und alle wünschten sich ein frohes neues Jahr. Ben genoss das Zusammensein mit seiner Familie. Noch mehr genoss er es, dass er dabei Mark an seiner Seite hatte. Er vervollständigte ihn.

Kapitel 2 – Mark - Geheimnisse

Nach dem Kaffee bat Henry seinen Sohn, ihm kurz bei etwas in dessen früherem Zimmer zu helfen, während Mark bei der restlichen Familie blieb.

Kaum hatten Ben und Henry den Raum verlassen, änderte sich die Stimmung abrupt. Rominas Lächeln verschwand und sie zischte Mark zu: „Läuft alles bei Operation Postkasten?“

„Wie am Schnürchen“, antwortete er.

„Sind alle dabei?“

„Soweit ich weiß, ja.“

„Und wenn er was merkt?“

„Bin ich ein Anfänger?“ Mark lachte auf. „Er wird nichts merken. Erst, wenn es schon zu spät ist. Dafür sorge ich.“ Er nickte, um das Gesagte noch einmal zu unterstreichen.

„Hoffentlich. Sonst sind wir am Arsch!“

„Ben ist nicht dumm“, merkte John an. „Du musst vorsichtig sein, Mark.“

„Also ich bin bereit. Ich warte nur auf Marks Go“, mischte sich Bens Mutter Wanda ein.

„Wir ebenfalls“, entgegnete Romina.

„Ich habe gestern herumgefragt, als er in der Dusche war. Die anderen warten auch nur auf mein Zeichen“, erwiderte Mark.

„Zeichen? Was für ein Zeichen?“, fragte Ben, der in diesem Moment zurück ins Zimmer kam.

„Es ist ein gutes Zeichen für das neue Jahr, dass wir alle am Jahresanfang zusammen hier sind“, log Mark. Romina lächelte freundlich und nickte.

„Dein Kuchen schmeckt heute wieder besonders lecker“, sagte John und strahlte seine Schwiegermutter an.

„Da muss ich John recht geben. Du hast dich wieder einmal selbst übertroffen. Ein guter Jahresauftakt“, sagte Mark mit anerkennendem Lächeln.

„Mögt ihr mich noch?“, fragte Romina, was allgemeines Stöhnen auslöste. Sie stellte diese Frage viel zu oft.

Mark beobachtete Ben, der sich wieder zu ihnen gesetzt hatte und mit Lara sprach. Er hatte wohl keinen Verdacht geschöpft.

 

Ein paar Tage später saß Mark in seinem Büro. Er arbeitete als Marketingleiter eines internationalen Handelskonzerns. Sein Kopf dröhnte und er konnte sich nur schlecht auf seine Arbeit konzentrieren, weil er sich schlapp fühlte. Jeden Gedanken musste er zwei- oder dreimal durch den Kopf gehen lassen. Vor seinem Zimmer war sein Assistent Colin gerade damit beschäftigt, seinen Schreibtisch auf Vordermann zu bringen. Zusammen hatten sie bis kurz vor Weihnachten ein Projekt zu Ende gebracht, für das Colin fast zwei Jahre in New York gewesen war. Nun war er endlich zurück und Mark war froh, dass er ihn wieder täglich um sich hatte.

Colin stand auf und kam zu Mark in dessen Büro. „Sag mal, willst du nicht lieber nach Hause gehen und dich ins Bett legen?“, fragte er mit besorgter Miene. Mark war nicht entgangen, dass er ihn schon den gesamten Morgen über beäugt hatte.

„Man merkt dir doch an, dass du dich nicht gut fühlst“, fügte Colin hinzu. Mark war heute äußerst wortkarg und ernst. Beides ungewöhnlich für ihn. Vor seinen Augen verschwammen die Buchstaben auf dem Bildschirm. Er ließ sich zurück in seinen Schreibtischstuhl sinken und rieb sich übers Gesicht.

„Ich habe es befürchtet, als mich dieser Typ in der U-Bahn angehustet hat!“, sagte Mark.

„Welcher Typ?“

„So ein älterer Kerl eben – vor ein paar Tagen. Sah aus wie der Weihnachtsmann in zivil und war ziemlich erkältet. Ich kann jetzt nicht krank werden. Ben hat in zwei Wochen Geburtstag und du bist doch auch erst seit Kurzem zurück aus New York!“

„Dann solltest du nichts riskieren und dich schonen, damit du rechtzeitig wieder fit bist. Ich komme klar. So viel hat sich ja nicht verändert.“

„Vielleicht hast du recht. Ich fühle mich heute wie ausgekotzt. Es liegt nichts Wichtiges mehr an, denke ich.“

„Und selbst wenn – ich bin ja wieder hier und nehme dir die Arbeit ab“, ermutigte ihn Colin.

Mark war erleichtert, hatte er doch schon eine Weile mit sich gerungen, nach Hause zu gehen. Er schaltete seinen Laptop aus und griff kraftlos nach seiner Jacke, dann schlurfte er schweren Schrittes schwunglos an Colin vorbei.

„Wenn etwas ist, ruf an“, sagte er zu ihm. „Bis morgen.“

„Mache ich und jetzt ab ins Bett mit dir! Und ob du morgen wieder kommst, werden wir sehen“, sagte Colin und schüttelte mit besorgtem Gesichtsausdruck den Kopf.

Der Weg von seinem Büro bis nach Hause erschien ihm heute länger als an anderen Tagen, er zog sich wie frisch gekauter Kaugummi. Mark fühlte sich wie in Watte gepackt. Jede Bewegung und jedes Geräusch hallten in seinem Kopf nach. Mit jedem Schritt, den der ging, schien sich der Weg, der noch vor ihm lag, unendlich in die Länge zu ziehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte er das Haus, in dem sich ihre Wohnung befand.

Wie in Zeitlupe schlossen sich die Türen des Lifts und er setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. Oben angekommen schlich Mark aus dem Fahrstuhl und steuerte die Wohnungstür an. Mühsam fingerte er den Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete die Tür. Ben war nicht zu Hause. Er hatte Spätschicht und würde erst am späten Abend wiederkommen. Mark stellte seine Laptoptasche neben der Garderobe ab, wo sie umfiel. Er ließ sie liegen. Coop strich um seine Beine und schnurrte leise. Mark schleppte sich in die Küche und kochte sich eine große Tasse Ingwertee mit Honig und Zitrone. Dann ließ er sich auf die Couch fallen und schaltete den Fernseher zur Hintergrundberieselung an. Doch allzu viel bekam er nicht mehr mit, kurze Zeit später war er schon eingeschlafen.

Er wachte erst wieder auf, als eine kühle Hand sanft über seine Stirn strich. Ben war nach Hause gekommen.

„Was ist mit dir? Du bist ganz heiß!“, sagte er besorgt und kniete sich neben Mark.

„Ich bin krank und muss gepflegt werden!“, murmelte Mark mitleidhaschend.

„Das klingt mir verdächtig nach einem heftigen Männerschnupfen. Ich hoffe, es gibt ein Testament!“, zog ihn Ben mit sanfter Stimme auf.

„Jaja, wer den Schaden hat …“, brummelte Mark kaum verständlich in seinen Bart.

„Ich koche uns schnell etwas. So wie du aussiehst, hast du sicherlich noch nichts gegessen. Und dann ab ins Bett!“

 

Nachdem Mark am nächsten Tag mit Fieber aufgewacht und bei seinem Arzt gewesen war, hatte dieser ihn für zwei Wochen krankgeschrieben. Mark hatte zuerst mit sich gehadert, so lange auszufallen, doch Colin hatte ihm versichert, die Stellung zu halten. Ein wenig spielte Mark seine Krankschreibung allerdings auch in die Karten. Für ihn hieß das, er würde bis zu Bens Geburtstag zu Hause sein. Dies würde ihm bei seinem Vorhaben einiges erleichterte, und an der geplanten Party wäre er hoffentlich wieder gesund.

Am dritten Tag verschwand das Fieber, dafür schwollen seine Nase und der Hals zu. Für seinen Plan benötigte er jedoch einen klaren Kopf. Als er am vierten Tag erwachte, fühlte er sich gut genug. Ben war schon in der Firestation. Mark schnappte sich sein Handy und tippte eine Nachricht an Romina. Sie würde den Rest für Bens Geburtstagsüberraschung übernehmen. Mark brauchte nur zu warten und wachsam zu bleiben.

Am siebten Tag war seine Nase wieder frei, dafür hatte sich ein Husten entwickelt.

Volles Programm, dachte Mark.

 

Ben hatte frei und leistete seinem Freund Gesellschaft. Die beiden lümmelten auf der Couch. In einer Woche hatte Ben Geburtstag und drei Tage später sollte die Party steigen. Er hatte sich für dieses Jahr eine 80er-Jahre-Mottoparty gewünscht. Mark hatte in seinem Arbeitszimmer eine Kiste mit alten Zeitschriften aus den 80ern herausgekramt. Die Poster darin sollten als Deko dienen.

Die beiden beratschlagten das Essen, Dinge die noch vorbereitet werden mussten und vor allem, welche Kostüme sie anziehen wollten. Zwischendurch tranken sie Tee, sahen ein wenig TV und kuschelten ausgiebig. Es war ein entspannter Tag, der viel zu schnell verging.

 

Nach seinem freien Tag musste Ben die komplette Woche durcharbeiten. Zum Glück hatte er Frühschicht, so hatte Mark freie Bahn für sein Vorhaben. Ihm ging es inzwischen deutlich besser. Nach dem Frühstück fuhr er mit dem Lift nach unten. Dort lief er zum Eingang und schloss den Briefkasten auf, in dem sich eine Rechnung für ihn und vier Briefe, die an Ben adressiert waren, befanden. Auf Marks Lippen schlich sich ein Lächeln, während er die Briefe durchsah – auf ihre Freunde und Bens Familie war Verlass. Er war gespannt, wie viele der handgeschriebenen Glückwünsche noch bis zu seinem Geburtstag eintreffen würden.

Zurück in seiner Wohnung zog er im Arbeitszimmer die unterste Schublade seines Schreibtisches auf, legte die Briefe unter einen Stapel Papiere und schloss die Lade wieder. Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Er öffnete den Briefkasten, entnahm die Post und versteckte die drei Briefe, die an Ben geschickt worden waren. Auch die darauffolgenden Tage passierte dasselbe. Die Anzahl der Briefe wuchs von Tag zu Tag. Ben ahnte nichts von der unterschlagenen Post. Unbedarft ging er zur Arbeit und genauso unbekümmert lag er jeden Abend mit Mark auf der Couch. Hervorgeholt wurden die Briefe erst an Bens letztem Arbeitstag, vor seinem Geburtstag.

Kapitel 3 – Mark – Happy Birthday

Ben war mit müdem Blick etwas später als geplant aus der Firestation nach Hause gekommen. Mark hatte ihn direkt unter die Dusche geschickt. Er hörte das Schließen der Tür, während er am Küchentresen saß. Mark lauschte und wartete. Endlich plätscherte das Duschwasser los. In Gedanken zählte er langsam bis zehn, dann schlich er ins Arbeitszimmer zum Schreibtisch und zog alle achtundvierzig Briefe aus der Schublade. Lautlos huschte er zur Wohnungstür und verließ die Wohnung, um die Kuverts zu entsorgen. Kurze Zeit später kam er mit leeren Händen zurück.

Er schloss sachte die Tür hinter sich und horchte in den Raum hinein, das Wasser im Badezimmer rauschte noch immer. Marks Herz pochte heftig, als er sich atemlos an den Tresen in der Küche setzte. Die Bewegung des klopfenden Muskels war über seine Schlagadern bis in den Kopf zu spüren. Tief atmete er ein, dann aus und versuchte, sich zu beruhigen. Allmählich gelang es ihm.

Als Ben aus dem Bad kam, war Mark von seiner Aufregung nichts mehr anzumerken. Freundlich lächelnd saß er auf dem Stuhl und tippte in seinem Handy eine Nachricht.

‚Alles erledigt‘, stand dort und ein Klick auf Senden und weg war sie.

Ben kam auf ihn zu, Mark legte das Handy beiseite und umarmte ihn, während sich Ben zwischen seine Beine zwängte.

„Na, schon aufgeregt?“, fragte Mark Ben, der nur mit einem Handtuch bekleidet zwischen seinen Oberschenkeln lehnte.

„Aufgeregt? Weswegen?“

„Du wirst morgen ein Jahr älter. Die Vierzig kommt näher.“

Ben lachte auf. Langsam schob er seinen Kopf in Richtung Marks. Ihre Lippen öffneten sich und ihre Zungen begannen, zu spielen. Erst vorsichtig und behutsam, doch dann immer wilder. Mark bemerkte, wie sich sein Blut allmählich in Bewegung setzte und in seine Körpermitte floss.

Ben löste sich und lugte nach unten. „Was ist das?“, fragte er mit einem frechen Grinsen.

Auch Marks Blick glitt nach unten.

„Was meinst du?“, gab er sich ahnungslos. „Ach, jetzt sehe ich es. Auf deinem Handtuch ist ein Fleck. Warte, ich mache ihn weg.“

Mit einer schnellen Handbewegung hatte er Ben das Handtuch von der Hüfte gerissen und fixierte seinen harten Schwanz mit seinem Blick.

„Jetzt verstehe ich, wo der Fleck herkam. Der kann aber nicht so bleiben.“

Mark drückte Ben einen Kuss auf die Lippen, während seine Hand nach unten rutschte. Nachdem sich Mark seiner Klamotten entledigt hatte, wechselten sie auf die Couch, wo sie sich ihrer Leidenschaft hingaben.

Eine gute Stunde später lagen sie sich glücklich, aber erschöpft in den Armen.

„Weißt du, dass ich dich liebe“, flüsterte Ben in Marks Ohr.

„Ich hatte da so eine Ahnung. Ich liebe dich auch. Für immer“, flüsterte der zurück.

Ben lächelte. „Schon über zwei Jahre und es ist noch so wie am Anfang.“

„Genau so, wie es sein soll.“

Sanft legte Ben seinen Kopf auf Marks Brust. Bald wurde sein Atem gleichmäßiger und kurz danach war er eingeschlafen. Mark weckte ihn sanft und bugsierte ihn ins Bett, wo er sofort wieder einschlief.

 

Am nächsten Morgen wachte Mark vor Ben auf. Behutsam hob er dessen Arm, den dieser um seinen Bauch geschlungen hatte und legte ihn neben sich ab. Liebevoll betrachtete er seinen Freund, wie er friedlich dalag und schlief, bevor er sich vorsichtig aus dem Bett schlich und das Zimmer nahezu geräuschlos verließ. In der Küche deckte er voller Hingabe und vorsichtig den Tisch. Nur kein Geräusch machen. Er zündete zwei Kerzen an und legte eine rote Rose auf Bens Teller. Die hatte er am Vortag schon in Willis Flower-Power Shop um die Ecke besorgt und im Arbeitszimmer versteckt. Ein betörender Duft waberte in Marks Nase.

Ebenfalls im Arbeitszimmer befand sich ein großes, eingepacktes Paket. Mark trug es in die Küche und platzierte es am Tresen. Dann trat er einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk. Er war zufrieden mit sich. Alles war vorbereitet – es konnte beginnen.

Lange brauchte er nicht zu warten, bis er hörte, dass sich im Schlafzimmer etwas regte. Er lief zur Tür und betrat leise das Zimmer. Ben lag noch im Bett und streckte sich.

„Happy Birthday, Sweetheart“, flötete Mark und setzte sich zu Ben ans Bett. Er gab ihm einen intensiven Kuss und sah ihm tief in die Augen. „Schön, dass es dich gibt.“

Ben strahlte ihn an. „Was hast du da draußen gemacht?“

„Neugierig?“

„Das weißt du doch! Ich bin der Bruder meiner Schwester“, sagte Ben grinsend.

„Dann würde ich vorschlagen, geh raus und sieh selbst nach.“

Ben sprang aus dem Bett und öffnete die Tür. Gerührt sah er den gedeckten Tisch. Er drehte sich zu Mark.

„Ich liebe dich, mein Bär.“

Mark lief vor und zog einen der Stühle vom Tisch hervor. „Darf ich bitten?“

„Sehr gern.“ Ben nahm Platz.

„Was darf ich Ihnen bringen?“

„Bitte einen Cappuccino und ein Glas Orangensaft.“ Er strahlte über das ganze Gesicht.

„Liebend gern.“

Mark schenkte ihm ein Glas Saft ein, kurze Zeit später folgte der Cappuccino.

„Können wir das jetzt jeden Morgen machen?“

„Nichts da. Sowas gibt es nur einmal im Jahr.“ Mark grinste.

Er gab sich alle Mühe. Während des kompletten Frühstücks wurde das Geburtstagskind ausgiebig bedient und verwöhnt. Als es ans Geschenkeauspacken ging, bekam Ben leuchtende Augen. Mark erinnerte sich nur zu gut an Bens ersten gemeinsam gefeierten Geburtstag. Da waren sie gerade einen Monat zusammen gewesen. Er hatte ihm eine mit Samt ausgekleidete kleine Holztruhe geschenkt. In ihr lag der Schlüssel zu seiner Wohnung. Dazu ein Brief, in dem er Ben fragte, ob er mit ihm zusammenziehen wolle.

Für Ben war das damals wohl ein sehr großer Vertrauensbeweis und das Signal, das Mark sich sicher war, mit ihm fest zusammensein zu wollen. Er hatte es in seinem Blick gesehen. Kurze Zeit später war er auf Probe eingezogen. Für dieses Jahr hatte sich Mark wieder etwas Besonderes einfallen lassen.

Ungeduldig zerriss Ben das Geschenkpapier und staunte nicht schlecht. Darunter verbarg sich das Kamerastativ, das er sich schon so lange gewünscht hatte. Freudig sprang er auf und fiel Mark um den Hals, um ihn mit Küssen zu überschütten.

„Lass mich am Leben“, sagte er lachend. „Wie ich sehe, gefällt es dir. Ich räume jetzt erst mal die Küche auf. Könntest du mir solange einen Gefallen tun?“

„Fast jeden.“ Ben grinste und begann damit, sein Shirt auszuziehen.

„Nicht das! Also nicht jetzt“ Mark lachte erneut und Ben zog sich das Shirt wieder über den Körper. „Könntest du die Post holen? Ich müsste kurz mit der Firma telefonieren und warte auf ein wichtiges Schreiben.“

„Kein Problem.“ Ben stand auf, zog sich seine Sweatjacke über und schlüpfte in die Sneaker. Schon war er verschwunden. Mark wartete, bis die Tür ins Schloss gefallen war und schnappte sich sein Handy, jedoch nicht zum Telefonieren, sondern er aktivierte die Kamera. Dann setzte er sich auf die Couch, in Blickrichtung der Wohnungstür und wartete. Als er Ben kommen hörte, begann er zu filmen. Ben schloss die Tür auf und erschien mit einem dicken Packen Briefe in der Tür.

„Sieh mal. Die sind alle an mich adressiert.“

Mark konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen. Ben war so niedlich in seiner überraschten Ahnungslosigkeit. Wäre es nicht schon vor über zwei Jahren passiert, hätte er sich spätestens in diesem Augenblick in ihn verliebt.

In Bens Kopf ratterte es. Mark konnte erkennen, wie sich die Puzzleteile langsam zusammensetzten.

„Hast du irgendetwas damit zu tun?“, fragte Ben und deutete auf die vielen Briefe.

„Vielleicht.“

Bens Blick verriet, dass er noch immer nicht wusste, was vor sich ging.

„Willst du deine Post denn nicht öffnen?“, fragte Mark und betrachtete ihn über den Bildschirm seines Handys, um sicherzugehen, dass er darauf war.

Ben setzte sich neben ihn und begann, die Briefe zu öffnen. Sie waren von Freunden und seinen Verwandten. Es waren welche von seinen Kollegen aus der Firestation dabei, von seiner Schwester, seinen Eltern und den Kindern. Sogar seine Tante Magda hatte einen geschrieben. Mark wusste von Ben, dass er annahm, sie könne ihn aufgrund seines Schwulseins nicht besonders gut leiden.

Er las jeden der Briefe. Sie enthielten alle Geburtstagswünsche. Manche hatten Gedichte geschrieben. Ein paar sogar Briefe, die über mehrere Seiten gingen. Mark beobachtete seinen Freund beim Lesen. Ben war sichtlich ergriffen. Er lachte über das ganze Gesicht. Sein Lachen war wie festgemeißelt, es wollte einfach nicht weichen. Von Zeit zu Zeit wischte er sich eine Träne aus den Augenwinkeln. Als er nach über einer Stunde den letzten Brief gelesen hatte, ließ er sich auf die Couch sinken.

„Wie hast du das gemacht?“

Mark lachte und legte das Handy aus der Hand. Er hatte, während Ben seine Post las, immer wieder ein wenig gefilmt. Aus dem Material wollte er ihm einen kleinen Film zusammenschneiden.

„Es könnte sein – also rein theoretisch –, dass ich allen eine Nachricht geschickt habe, in der ich sie gebeten habe, dir zum Geburtstag eine Karte zu schicken. So ganz Oldschool. Dabei hat mir ein bisschen meine Erkältung in die Karten gespielt, da die ersten Briefe bereits vor über einer Woche angekommen sind. Ich habe sie jeden Tag aus dem Briefkasten gefischt und gesammelt. Gestern Abend, als du in der Dusche warst, habe ich sie wieder in unseren Briefkasten geworfen.“

Ben war gerührt. „So etwas hat noch nie jemand für mich getan. Ich liebe dich. Womit habe ich dich verdient?“ Er gab seinem Freund einen zärtlichen Kuss.

„Weil du bist, wie du bist“, antwortete Mark und erwiderte den Kuss.

 

Kapitel 4 – Ben – Let´s Party

Es war Samstag, der Tag von Bens Geburtstagsparty. Alles war vorbereitet, das Essen bestellt, die Getränke kühl gestellt. Mark hatte ihm eine Playlist mit den Hits aus den 80ern zusammengestellt. Beide hatten sie Karottenjeans und Jeansjacken an, die sie in einem der Secondhand Läden in der Carnaby Street gekauft hatten. Mark hatte sich eine schwarze Langhaarperücke und Ben einen blonden Vokuhila aufgesetzt.

Es läutete an der Tür und schon kamen die ersten Gäste – Bens Schwester mit ihren Kindern. Sie trugen verschiedenfarbige Neon-Jogginganzüge, hatten passende Stirnbänder um und sahen aus wie aus einer Aerobicshow mit Olivia Newton-John entsprungen.

„Let´s get physical!“, begrüßte Ben seine Familie freudestrahlend.

„Wow. Eure Wohnung sieht aus wie ein Jugendzimmer aus den 80ern!“, rief Romina begeistert.

An den Wänden hingen Poster von Madonna, Michael Jackson und anderen Stars aus den 80ern. An der Decke rotierte eine Discokugel und schickte unzählige kleine Lichtreflexionen durch die Wohnung. Auf den verschiedenen Tischen waren neben Zauberwürfeln und kleinen Lavalampen, allerlei typische 80er-Jahre-Utensilien als Deko platziert.

Nach und nach trafen auch die anderen Gäste ein. Obwohl die Kostümierung freiwillig war, hatten alle Anwesenden an passende Outfits gedacht. Ben war begeistert. Am originellsten fand er Tom und Oliver. Sie hatten sich Perücken aufgesetzt und Bärte angeklebt. Ihre Kostüme erinnerten zwar eher an die Flowerpower-Ära der 70er, sahen aber sehr aufwendig aus. Ben hätte sie fast nicht erkannt, als sie erschienen waren.

Erneut läutete die Türglocke. Dieses Mal standen Martin als Billy Idol und Neal als eine Mischung aus Tina Turner und Transvestit vor der Tür.

„Wo ist Mr Flowers?“, fragte Ben.

„Dem ist leider wieder einmal etwas dazwischengekommen“, antwortete Martin zerknirscht.

„Lass mich raten – seine Frau?“

Martins Gesichtsausdruck auf diese Frage war Antwort genug.

Martin hatte seit über zwei Jahren eine Affäre mit einem verheirateten Mann. Seine Freunde hatten ihn zwar gewarnt, aber er hatte sich trotzdem auf ihn eingelassen. Bedauerlicherweise war es gekommen, wie von allen befürchtet. Mark hatte ihm den Spitznamen Mr Flowers gegeben, da er nach jeder abgesagten Verabredung Blumen an Martin schickte. Ihm kam ständig etwas dazwischen. Ben hatte ihn in der ganzen Zeit, in der sie zusammen waren, vielleicht zwei- oder dreimal gesehen. Ein äußerst charmanter und gutaussehender Mann, aber eben verheiratet und nicht wirklich gewillt, etwas an diesen Status zu ändern. Das längst versprochene Gespräch mit seiner Frau wurde verschoben und verschoben. Für Martin war es eine höchst unbefriedigende Situation, doch er schaffte es auch nicht, einen Schlussstrich zu ziehen.

Ben lenkte sich von dem Gedanken an den unglücklichen Martin ab, als Steven, als Michael Jackson verkleidet, eintraf. Er hatte sich ebenfalls in eine nicht alltägliche Beziehung gestürzt. Etwa zur gleichen Zeit wie Martin Mr Flowers hatte er Juan, einen Philippinen, kennengelernt, der allerdings nur französisch und philippinisch sprach. Stevens Französisch war nur spärlich vorhanden. Bei ihrem ersten Date hatte er verstanden, dass Juan nach London gezogen sei. Steven ging davon aus, dass es für immer sein würde.

Doch beim vierten Date stellte sich heraus, dass Juan nur für drei Monate wegen einer Weiterbildung in der Stadt sein würde. Allerdings war es da längst zu spät gewesen – beide brannten lichterloh füreinander. Seit Juan wieder zurück nach Manila gegangen war, telefonierten sie mehrmals täglich, hatten sich in der Zwischenzeit jedoch nur zweimal für wenige Wochen wiedergesehen. Einmal war Steven zu Juan geflogen, ein anderes Mal war Letzterer nach London gekommen.

Ben schlängelte sich durch die Gäste. Colin als Bon Jovi verkleidet, stand mit Martin und Mark in der Küche. Die drei schienen eine angeregte Unterhaltung zu führen.

Als Ben näherkam, hörte er, wie Martin fragte: „Und er arbeitet tatsächlich noch bei euch?“

„Von wem sprecht ihr?“, erkundigte sich Ben.

„Richard.“ Beim Aussprechen dieses Namens verzog Colin das Gesicht, als müsste er sich jeden Moment übergeben.

„Wie kommt ihr denn auf den?“

„Ich hatte gerade gefragt, was aus ihm geworden ist. Das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, war an dem Weihnachtsessen, als er für den Zoff zwischen dir und Mark gesorgt hat. Das dürfte inzwischen über zwei Jahre her sein“, erklärte Martin.

Mark grinste Colin an. „So viel Glück hatten wir nicht. Uns läuft er fast täglich über den Weg. Man kann sich seine Arbeitskollegen eben nicht aussuchen.“

„Zum Glück müssen wir ihn nicht mehr privat ertragen, nachdem Steven ihm die Freundschaft gekündigt hat“, ergänzte Martin.

„Über wen sprecht ihr?“, fragte Steven, der in diesem Moment aus dem Wohnzimmer in die Küche gekommen war.

„Richard“, klärte Colin auf.

Auch Steven verzog das Gesicht.

„Hast du ihn eigentlich jemals auf seine Intrige angesprochen?“, fragte Colin an Mark gewandt.

„Natürlich! Aber außer ein paar Sticheleien und Beleidigungen ist nicht viel dabei herausgekommen.“

Ben verließ die Gruppe und schlenderte weiter durch das Gewusel seiner Gäste. Romina trat an seine Seite, legte ihren Arm um die Schultern ihres Bruders und zog ihn an sich.

„Tolle Party, die ihr da organisiert habt“, sagte sie.

„Ja! Sieht so aus, als hätten alle Spaß“, freute er sich, während er den Blick über seine Gäste schweifen ließ.

„Magst du mich noch?“ Romina klimperte mit den Wimpern.

„Ausnahmsweise. Aber nur, weil ich heute Geburtstag feiere.“

„Schade, dass Mama und Papa nicht hier sind“, sagte Romina.

„Ich hatte sie gefragt“, antwortete Ben. „Sie meinten, wir jungen Leute sollen unter uns bleiben.“

„Dann machen wir das mal. Darf ich bitten?“ Romina hielt Ben ihre Hand hin. Statt zu antworten, packte Ben seine Schwester an der Hand und zog sie auf die Tanzfläche, die sich im Wohnzimmer befand.

Gegen drei Uhr verabschiedeten sich die letzten Gäste.

---ENDE DER LESEPROBE---