Liebeskunst - Ovid - E-Book

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Ovid

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Beschreibung

Liebeskunst Ovid - Wie lernt man eine Frau kennen, wie erobert und verführt man sie, wie gelingt eine glückliche Beziehung? Moderne Fragen, die heute in jedem Beziehungsratgeber zu finden sind, hat der römische Dichter Ovid bereits vor 2000 Jahren für die römische Jugend beantwortet. Von konkreten zeitlosen Ratschlägen bis zwischen den Zeilen zu lesenden ironischen Anspielungen über das taktische Spiel der Liebe. Auch im engeren Sinne Sexuelles fehlt nicht: So preist Ovid die Freuden eines gemeinsamen Orgasmus und erörtert die Stellungen beim Geschlechtsverkehr.Über den Autor: Ovid (Publius Ovidius Naso, 43 v. Chr. 17 n. Chr.) war ein antiker römischer Schriftsteller und zählt neben Horaz und Vergil zu den drei großen Poeten der literaturgeschichtlich klassischen Epoche Roms. Berühmt wurde er vor allem durch seine Metamorphosen, eine groß angelegte Nacherzählung griechischer Mythologie. Weder seine freizügigen literarischen Ausführungen noch seine politische Einstellung passten dem sittenstrengen Kaiser Augustus, der ihn lebenslang in die Stadt Tomis am Schwarzen Meer verbannte.

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Ovid
Liebeskunst

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Vorwort

Indem wir rücksichtlich der Bedenken, welche gegen die Zugänglichmachung der Liebesgedichte Ovids für das größere Publicum sich erheben dürften, auf unser Vorwort zu den Liebesergüssen im vorigen Theile der Werke Ovids verweisen, können wir nicht umhin, über den Werth der Liebeskunst desselben Dichters auf das Urtheil Lessings, das auch auf die übrigen erotischen Erzeugnisse Ovids gleiche Anwendung findet, zurückzukommen. Vollkommen beizustimmen ist dem großen Kritiker, wenn er Ovids Kunst zu lieben unschätzbar nennt in Bezug darauf, daß wir durch sie und fast nur durch sie allein ein Bild von der gesellschaftlichen Cultur des Römervolkes, einen Begriff von der Artigkeit der alten Römer, von ihren feineren Sitten, von dem Geschmacke in ihren Ergötzungen, dem Tone in ihren Gesellschaften, der Wendung ihrer zärtlichen Empfindungen gewinnen. Wenn er aber hinzufügt, daß dieses Gedicht auch eine Seite habe, von welcher aus betrachtet das Urtheil anders lauten müsse, und das sei die Seite, auf welcher es seinem Titel widerspreche; lehrte Ovid die Kunst zu lieben, er würde der liebenswürdigste und unschuldigste Dichter sein; die schamhafte Jugend würde ihn lesen, und jener Trieb der Natur würde ein Führer zur Tugend werden, während er bei denen, die ihn nicht zurecht zu legen wüßten, ein Verleiter zu den unsaubersten Ausschweifungen werde; Ovid lehre die Wollust, jene sinnliche, die ohne Zärtlichkeit des Herzens vom Genusse zum Genusse schweife und selbst in dem Genusse schmachte: so ist dies zwar von dem Standpunkte unserer jetzigen sittlichen Bildung aus richtig, und es könnte das Lesen dieses und der übrigen Gedichte gleichen Inhalts unreife junge Leute, die keinen sittlichen Halt hätten, möglicherweise zu solchen unsauberen Ausschweifungen verleiten. Aber wer wird in unserer Zeit die Liebeskunst Ovids lesen, um die darin enthaltenen Vorschriften in Anwendung zu bringen? Wer wird überhaupt ernstlich glauben, daß sich die Kunst zu lieben in der jetzigen edleren Bedeutung des Wortes lehren lasse? Man muß doch jeden Schriftsteller nach seiner Zeit, nach den Vorstellungen, Verhältnissen, Sitten und Gebräuchen, nach dem Stande der Gesammtbildung derselben beurtheilen. Wir verweisen in dieser Beziehung auf die Anmerkung zu den Liebesergüssen I, 8, 19. Die edlere Liebe war dem Alterthum so gut als unbekannt und mußte es sein nach der Stellung des weiblichen Geschlechtes.

In der Art der Bearbeitung sind wir unseren in der Vorrede zu den Verwandlungen dargelegten Grundsätzen treu geblieben; nur daß wir uns bei der Übersetzung in einigen Beziehungen etwas mehr Freiheit gestattet haben; was sich durch die Natur des Lehrgedichtes, die eine freiere Bewegung zuläßt, entschuldigen lassen wird.

Den Grundtext haben wir von den so oft unbegründeten, unbefugten und unnöthigen Vermuthungen und Änderungen Heinsiussens, ohne dessen große Verdienste um Ovid zu verkennen oder schmälern zu wollen, gesäubert und können das Verdienst einer neuen Recension desselben in Anspruch nehmen.

Im Übrigen beziehen wir uns auf das Vorwort zum vierten Theile.

Plauen, im August 1860.

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LIBER PRIMUS.

Erstes Buch.

Si quis in hoc artem populo non novit amandi,     Me legat, et lecto carmine doctus amet. Arte citae veloque rates remoque reguntur,     Arte leves currus; arte regendus Amor. Curribus Automedon lentisque erat aptus habenis;     Tiphys in Haemonia puppe magister erat. Me Venus artificem tenero praefecit Amori.     Tiphys et Automedon dicar Amoris ego. Ille quidem ferus est et qui mihi saepe repugnet;     Sed puer est, aetas mollis et apta regi. Phillyrides puerum cithara perfecit Achillen,     Atque animos placida contudit arte feros. Qui toties socios, toties exterruit hostes,     Creditur annosum pertimuisse senem. Quas Hector sensurus erat, poscente magistro     Verberibus iussas praebuit ille manus. Aeacidae Chiron, ego sum praeceptor Amoris.     Saevus uterque puer, natus uterque dea. Sed tamen et tauri cervix oneratur aratro,     Frenaque magnanimi dente teruntur equi. Et mihi cedet Amor, quamvis mea vulneret arcu     Pectora iactatas excutiatque faces. Quo me fixit Amor, quo me violentius ussit;     Hoc melior facti vulneris ultor ero. Non ego, Phoebe, datas a te mihi mentior artes;     Nec nos aeriae voce monemur avis; Nec mihi sunt visae Clio Cliusque sorores

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Wer in dem Römischen Volk die Kunst zu lieben nicht kennet,1     Lese nur mich, und belehrt lieb’ er nach meinem Gedicht.2 Kunst regiert das hurtige Schiff mit Segel und Ruder;3     Kunst das leichte Gespann : Amor’n auch lenke die Kunst. Tauglich Autómedon war für Wagen und biegsame Zügel;4     Unter des Tiphys Befehl fuhr das Hämonische Schiff.5 Mich hat Venus bestellt dem zarten Amor zum Bildner;     Amors Autómedon wird nennen und Tiphys man mich. Wild zwar ist er und oft zu widerstreben geneigt mir,6     Aber ein Knab’, ein Kind, leicht zu regieren und weich. Chiron bildete aus den Knaben Achill auf der Cither,7     Und mit gewinnender Kunst brach er den störrigen Sinn. Der die Genossen so oft, so oft die Feinde erschreckte8     Soll gar mächtige Furcht haben gehabt vor dem Greis.9 Und die Hände, die einst ein Hector sollte empfinden,     Hielt zu Schlägen er hin, wann es der Lehrer gebot. Chiron lehrte Achill, ich bin der Lehrer des Amor,     Beides Knaben gar wild, Göttinnen beide entstammt. Aber vom Joche doch wird auch der Nacken des Stieres belastet;10     Und das muthige Roß kaut mit dem Zahne den Zaum. Amor auch soll sich mir geben, so schwer er das Herz mit dem Bogen     Auch mir verwundet und weit schüttelt die Fackeln im Kreis.11 Je gewaltsamer traf, je heftiger Amor mich brannte,     Desto entschiedener will Rächer der Wunde ich sein. Nicht daß, Phöbus, von dir mir Künste verliehen, erlüg’ ich;12     Noch vom Laute gemahnt werd’ ich der Vögel der Luft; Noch sind Clio mir und die Schwestern erschienen der Clio,13

Servanti pecudes vallibus, Ascra, tuis. Usus opus movet hoc. vati parete perito.     Vera canam. coeptis, mater Amoris, ades. Este procul vittae tenues, insigne pudoris,     Quaeque tegis medios, instita longa, pedes. Nos venerem tutam concessaque furta canemus;     Inque meo nullum carnaine crimen erit. Principio, quod amare velis, reperire labora,     Qui nova nunc primum miles in arma venis, Proximus huic labor est placitam exorare puellam;     Tertius, ut longo tempore duret amor. Hic modus, haec nostro signabitur area curru;     Haec erit admissa meta premenda rota. Dum licet et loris passim potes ire solutis,     Elige, cui dicas: Tu mihi sola places. Haec tibi non tenues veniet delapsa per auras:     Quaerenda est oculis apta puella tuis. Scit bene venator, cervis ubi retia tendat;     Scit bene, qua frendens valle moretur aper. Aucupibus noti frutices; qui sustinet hamos,     Novit, quae multo pisce natentur aquae. Tu quoque, materiam longo qui quaeris amori,     Ante frequens quo sit disce puella loco. Non ego quaerentem vento dare vela iubebo;     Nec tibi, ut invenias, longa terenda via est. Andromedan Perseus nigris portavit ab Indis,     Raptaque sic Phrygio Graia puella viro. Tot tibi namque dabit formosas Roma puellas:     Haec habet ut dicas, quicquid in orbe fuit. Gargara quot segetes, quot habet Methymna racemos;     Aequore quot pisces, fronde teguntur aves; Quot coelum stellas: tot habet tua Roma puellas;     Mater et Aeneae constat in urbe sui. Seu caperis primis et adhuc crescentibus annis,     Ante oculos veniet vera puella tuos. Sive cupis iuvenem, iuvenes tibi mille placebunt;

30 35 40 45 50 55 60

Während in deinen Au’n, Ascra, ich Herden bewacht.14 Lehrerin ist die Erfahrung. Gehorcht dem erfahrenen Sänger.     Wahrheit sing’ ich. O hilf, Mutter Cupidos, dem Werk! Weg, ihr Zeichen der Schaam, ihr dünnen Binden und lange15

Festlich die Göttin verehrt ihr Latiums Mütter und Töchter, Und ihr, denen gebricht Binde und langes Gewand.

16

Wenn die Binde auch nicht das gefesselte Haar und die lange Stola den Fuß nicht hemmt, lehre nur züchtig sie sein.

17

Es will anrühren ja Mancher nur Jene, Deren Knöchel bedeckt am besetzten Gewande die Falbel.

    Falbel du, die du den Fuß bis in die Mitte bedeckst! Ich will sichern Genuß und gestattetes Naschen nur singen;18     Und in meinem Gedicht werden Verbrechen nicht stehn. Erstens trachte danach, was lieben du möchtest, zu finden,     Der du zum ersten Mal Waffen als Neuling ergreifst. Nächstes Bestreben dann ist, die gefallen dir hat, zu erbitten.19     Drittens, daß lange Zeit habe die Liebe Bestand. Diesen Bereich, dies Feld wird unser Wagen befahren,20     Halten auf dieses Ziel müssen das stürmende Rad. Während du frei noch vom Zaum kannst hierhin gehen und dorthin,     Wähle, wo sagen du magst: Du, du gefällst mir allein. Nicht wird diese herab durch die Luft geflogen dir kommen;     Eigene Augen erspähn müssen die Passende dir. Weiß der Jäger ja doch, wo Netze den Hirschen er spanne,     Weiß, wo liegen im Thal bissige Eber versteckt. Voglern sind die Gebüsche bekannt; wer führet die Angel,     Kennt das Wasser, worin Fische sich tummeln zu Haus. Du auch, suchest du Stoff zu lang aushaltender Liebe,     Schaue zuvor, wo viel Mädchen sich finden, dich um. Nicht dem Suchenden werd’ ich rathen, die Segel zu spannen;21     Nicht langwieriger Weg thut dir zum Finden erst Noth. Perseus holt’ Andrómeda her von den schwärzlichen Indern,     Und von dem Phrygier so wurde die Griechin geraubt.22 So viel reizende Mädchen ja wohl wird Roma dir bieten,23     Daß du gestehst: Es hat Roma die Schätze der Welt. So viel Gárgara Saaten besitzt und Reben Methymna;24

Gárgara selbst bewundert die eigenen Ernten. –

25

    So viel Fische inr Meer, Vögel sich bergen im Laub; So viel Sterne der Himmel: so viel hat Roma der Mädchen;26     Ihres Äneas Stadt segnet die Mutter noch fort.27 Wirst du vom ersten und noch frisch knospenden Alter gefesselt,     Wird dein forschender Blick finden ein wirkliches Kind.28 Wünschest du eine Erwachsne, es werden dir tausend gefallen;29

Cogeris voti nescius esse tui, Seu te forte iuvat sera et sapientior aetas,     Hoc quoque, crede mihi, plenius agmen erit. Tu modo Pompeia lentus spatiare sub umbra,     Cum sol Herculei terga leonis adit; Aut ubi muneribus nati sua munera mater     Addidit, externo marmore dives opus. Nec tibi vitetur, quae, priscis sparsa tabellis,     Porticus auctoris Livia nomen habet; Quaque parare necem miseris patruelibus ausae     Belides, et stricto stat ferus ense pater. Nec te praetereat Veneri ploratus Adonis,     Cultaque Iudaeo septima sacra Syro. Neu fuge linigerae Memphitica templa iuvencae:     Multas illa facit, quod fuit ipsa Iovi. Et fora conveniunt – quis credere possit? – amori;     Flammaque in arguto saepe reperta foro. Subdita qua Veneris facto de marmore templo     Appias expressis aere pulsat aquis: Illo saepe loco capitur consultus Amori;     Quique aliis cavit, non cavet ipse sibi. Illo saepe loco desunt sua verba diserto;     Resque novae veniunt, causaque agenda sua est. Hunc Venus e templis, quae sunt confinia, ridet.     Qui modo patronus, nunc cupit esse cliens. Sed tu praecipue curvis venare theatris:     Haec loca sunt voto fertiliora tuo. Illic invenies, quod ames, quod ludere possis,     Quodque semel tangas, quodque tenere velis. Ut redit itque frequens longum formica per agmen,     Granifero solitum cum vehit ore cibum; Aut ut apes, saltusque suos et olentia nactae     Pascua, per flores et thyma summa volant: Sic ruit in celebres cultissima femina ludos;     Copia iudicium saepe morata meum. Spectatum veniunt; veniunt, spectentur ut ipsae.

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Ganz zu vergessen den Wunsch wirst du genöthigt dich sehn. Oder erfreut dich vielleicht das späte und weisere Alter:30     Das auch, glaube mir, wird’s geben in reichlichem Maß. Schlendre nur lässig umher im Pompejanischen Schatten,31     Wann des Herculischen Leus Rücken die Sonne betritt;32 Oder auch wo den Gaben des Sohns die ihren die Mutter33     Beigefüget; ein Werk, reich an der Fremde Gestein. Meide die Halle auch nicht, besät mit alten Gemälden,34     Die von der Stifterin man Halle der Livia nennt, Und wo, Mord an den Vettern zu üben bereit, die Beliden35     Stehn, und der Vater dabei, wild mit gezogenem Schwert. Auch vermisse dich nicht Adonis, von Venus bejammert;36     Noch des Jüdischen Volks Opfer am siebenten Tag;37 Noch der linnenbekleideten Kuh Memphitischer Tempel:38     Sie macht Viele dazu, was sie dem Jupiter war.39 Passend für Amor auch sind – wer sollte es glauben? – die Fora;40     Oft gefunden schon ward Lieb’ auf dem lärmenden Markt. Wo, errichtet am Fuß des Marmortempels der Venus,41     Mit aufspritzender Fluth Appias peitschet die Luft, Das ist ein Ort, wo oft der Berather von Amor gefahn wird,42     Und, der Andre geschützt, selber sich schützen nicht kann. Das ist ein Ort, wo oft dem Redner gebrechen die Worte,     Neue Fälle entstehn, eigene Sache es gilt. Ueber ihn lacht aus dem Tempel, der nahe gelegen, die Göttin.     Der noch Beschützer vorher, wünscht nun der Schützling zu sein.43 Lege dich aber zumeist auf die Jagd in dem Amphitheater;     Günstiger ist der Ort, als du es wünschen nur kannst. Da triffst Mädchen du an zum Lieben sowohl als zum Spielen,     Mädchen zu kurzem Genuß, Mädchen zu stetem Besitz. Wie da in langem Zug Ameisen kommen und gehen,     Im korntragenden Maul schleppend das übliche Mahl; Oder wie, wann sie erreicht ihr Feld und duftige Weide,     Bienen auf Blumen umher schwärmen und Thymiankraut. Also stürzet das Weib in prangendem Schmuck zu den Spielen.     Oft die Menge schon hat meine Entscheidung erschwert.44 Da erscheint man, zu sehn; man erscheint, sich sehen zu lassen.

Ille locus casti damna pudoris habet. Primus sollicitos fecisti, Romule, ludos,     Cum iuvit viduos rapta Sabina viros. Tunc neque marmoreo pendebant vela theatro,     Nec fuerant liquido pulpita rubra croco. Illic, quas tulerant nemorosa Palatia, frondes     Simpliciter positae, scena sine arte fuit. In gradibus sedit populus de cespite factis,     Qualibet hirsutas fronde tegente comas. Respiciunt oculisque notant sibi quisque puellam,     Quam velit; et tacito pectore multa movent. Dumque, rudem praebente modum tibicine Tusco,     Ludius aequatam ter pede pulsat humum: In medio plausu – plausus tunc arte carebat –     Rex populo praedae signa petenda dedit. Protinus exiliunt, animum clamore fatentes,     Virginibus cupidas iniiciuntque manus. Ut fugiunt aquilas timidissima turba columbae,     Utque fugit visos agna novella lupos: Sic illae timuere viros sine lege ruentes;     Constitit in nulla, qui fuit ante, color. Nam timor unus erat, facies non una timoris.     Pars laniat crines, pars sine mente sedet; Altera maesta silet, frustra vocat altera matrem;     Haec queritur, stupet haec; haec manet, illa fugit. Ducuntur raptae genialis praeda puellae;     Et potuit multas ipse decere timor. Si qua repugnabat nimium comitemque negabat:     Sublatam cupido vir tulit ipse sinu, Atque ita: Quid teneros lacrimis corrumpis ocellos?     Quod matri pater est, hoc tibi, dixit, ero. Romule, militibus scisti dare commoda solus.     Haec mihi si dederis commoda, miles ero. Scilicet ex illo sollemnia more theatra

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Nachtheil bringt der Ort züchtiger Schaam und Gefahr. Romulus hat zuerst die besorglichen Spiele gegründet,45     Als der Sabinerin Raub einsamen Männern gefrommt.46 Damals hingen noch nicht Vortücher auf marmornem Schauplatz,47     Hatte die Bühne nicht roth flüssiger Safran gefärbt. Zweige nur waren allda, die Palatiums Haine getragen,48     Einfach gesteckt; kunstlos stellte die Bühne sich dar. Stufen, von Rasen gemacht, da dienten dem Volke zu Sitzen;     Laub von jeglicher Art deckte das struppige Haar.49 Überall sieht ein Jeder sich um und merkt sich ein Mädchen,     Welches er wünscht; und viel denkt man in schweigender Brust. Während zur rauhen Musik des Tuscischen Pfeifers der Spieler50     Dreimal nun mit dem Fuß stampft den geebneten Plan; Da gab mitten im Klatschen – das Klatschen entbehrte der Kunst noch –51     Gab der König dem Volk Zeichen die Beute zu fahn.52 Plötzlich springen sie auf, durch Geschrei die Gesinnung verrathend,     Und an die Mädchen zumal legen sie gierig die Hand. Wie vor dem Adler entflieht das schüchterne Völkchen der Tauben,     Oder das zarte Lamm vor dem gesehenen Wolf:53 Also fürchteten diese die wild anstürmenden Männer;54     Keine die Farbe behielt, welche zuvor sie gehabt.55 Denn die Furcht war gleich, nicht gleich die Miene der Furcht nur:     Diese zerraufen das Haar, Andere sitzen entseelt;56 Diese ist stumm vor Schmerz, umsonst ruft Jene die Mutter;     Die klagt, Die ist starr; Die bleibt, Jene entflieht.57 Fort führt man den erfreulichen Raub, die erbeuteten Mädchen;     Und wohl vielen verlieh Reize gerade die Furcht.58 Sträubte sich Eine zu sehr und weigerte sich des Begleiters,59     Nahm der Mann sie und trug selbst sie an sehnender Brust, Sprechend: Warum doch verdirbst du mit Thränen die reizenden Augen?     Will ich dir das doch, was Vater der Mutter ist, sein. Romulus, du nur verstandest Gewinn den Soldaten zu schaffen:60     Willst du mir solchen Gewinn schaffen, so werd’ ich Soldat61. Ja, es bleiben gewiß die festlich besuchten Theater

Nunc quoque formosis insidiosa manent. Nec te nobilium fugiat certamen equorum:     Multa capax populi commoda Circus habet. Nil opus est digitis, per quos arcana loquaris;     Nec tibi per nutus accipienda nota est. Proximus a domina, nullo prohibente, sedeto;     Iunge tuum lateri, quam potes, usque latus. Et bene, quod cogit, si nolit, linea iungi;     Quod tibi tangenda est lege puella loci. Hic tibi quaeratur socii sermonis origo,     Et moveant primos publica verba sonos. Cuius equi veniant, facito studiose requiras.     Nec mora: quisquis erit, cui favet illa, fave. At cum pompa frequens certantibus ibit ephebis:     Tu Veneri dominae plaude favente manu. Utque fit, in gremium pulvis si forte puellae     Deciderit, digitis excutiendus erit. Et, si nullus erit pulvis, tamen excute nullum.     Quaelibet officio causa sit apta tuo. Pallia si terrae nimium demissa iacebunt:     Collige et immunda sedulus effer humo. Protinus officii pretium, patiente puella,     Contingent oculis crura videnda tuis. Respice praeterea, post vos quicunque sedebit,     Ne premat opposito mollia terga genu. Parva leves capiunt animos. Fuit utile multis,     Pulvinum facili composuisse manu. Profuit et tenui ventum movisse tabella,     Et cava sub tenerum scamna dedisse pedem. Hos aditus Circusque novo praebebit amori     Sparsaque sollicito tristis arena foro. Illa saepe puer Veneris pugnavit arena;     Et qui spectavit vulnera, vulnus habet. Dum loquitur tangitque manum poscitque libellum     Et quaerit posito pignore, vincat uter: Saucius ingemuit telumque volatile sensit,     Et pars spectati muneris ipse fuit.

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Nach damaliger Art Schönen gefährlich noch jetzt. Laß dir entgehen auch nicht den Wettkampf edeler Rosse;62     Der volkswimmelnde Kreis bietet dir reichen Gewinn. Nicht der Finger bedarf es, durch die du Geheimes besprachest;     Noch ein Zeichen auch brauchst du zu empfangen durch Wink: Setze, da Keiner es wehrt, dich dicht ganz zu der Erwählten;63     Schmiege, so eng du nur kannst, Seite an Seite dich an.64 Gut, daß, wenn sie nicht will, zur Vereinigung nöthigt die Linie,65     Daß du berühren sie mußt nach dem Gesetze des Orts. Anzuknüpfen nun suchst du den Faden geselliger Rede;66     Und des Gespräches Beginn mach’ ein gewöhnliches Wort. Magst mit Eifer erkundigen dich, weß Rosse da kommen.67     Wem sie hold, dem sei du es auch, wer es auch ist. Aber erscheinet der Zug im Gedräng wetteifernder Jugend,68     Klatsche mit günstiger Hand Venus, der Herrscherin, zu. Und wenn, wie es geschieht, auf den Schooß Staub sollte dem Mädchen     Fallen, so streiche den Staub ihr mit den Fingern hinweg. Und wenn keinen es giebt, so streiche hinweg doch den keinen,     Jede Gelegenheit sei Dienste zu leisten dir recht. Schleppt, heruntergelassen zu weit, auf dem Boden der Mantel,     Nimm von der schmutzigen Erd’ ämsig erraffend ihn auf69 Alsbald wird zur Belohnung der Müh’, indem sie es duldet,70     Deinen Augen das Glück werden die Schenkel zu sehn.71 Siehe zudem dich um, daß ihr den schwellenden Rücken     Nicht anstemmend das Knie drücke, wer hinter euch sitzt. Kleines gewinnt ein leichtes Gemüth. Es nützte schon Manchem,72     Wenn er gefälliger Hand legte das Kissen zurecht;73 Wenn mit dem dünnen Fächer die Luft er brachte in Strömung.74     Stützenden Schemel ihr gab unter den reizenden Fuß.75 Solche Gelegenheit beut zu neuer Liebe der Circus     Dar und der traurige Sand auf dem gefährlichen Plan.76 Auf dem Plane schon oft hat Venus’ Knabe gestritten;     Und verwundet ist der, welcher die Wunden geschaut.77 Während er spricht und greift nach der Hand und fordert die Tafel,78     Setzet das Pfand und fragt, welcher von beiden wol siegt: Hat er, verwundet, erseufzt und gefühlt den beflügelten Pfeil schon,     Ist des gesehenen Spiels selber geworden ein Theil.79

V. 1. Durch die Beschränkung seiner Belehrung auf das

Römische

, oder wie es im Original heißt, auf

dieses Volk

giebt der Dichter zu erkennen, daß eine solche für die Griechen – denn nur an diese ist zu denken, da kein anderes Volk eine Literatur besaß – nicht nöthig sei, daß die Griechen dergleichen Anweisungen schon hätten; weßhalb ihm auch kein Vorwurf zu machen sei, wenn er diesen nachgearbeitet habe.

V. 2. Für

me legat

geben einige Handschriften

hov legat

, sowie für

amet

einige

eat

, anderer fehlerhafter Lesarten nicht zu gedenken.

V. 3. Aus einigen vorzüglichen Quellen hat Heinsius

moventur

für

reguntur

aufgenommen und Burmann beibehalten. Sie berufen sich auf

Her. 13, 101. Am. I, 2, 26. Virg. Aen. 5, 280. Val. Flacc. 2, 110

. In allen diesen Stellen wäre jedoch

regere

sinn- oder maßwidrig. Jedenfalls drückt

regere

an unsrer Stelle den beabsichtigten Sinn treffender aus als

movere

, und findet auch Bestätigung in der Wiederholung im folg. Verse; abgesehen von der überwiegenden handschriftlichen Autorität für

reguntur

.

V. 5.

Automedon

, durch seine Geschicklichkeit berühmter Wagenlenker Achills.

V. 6.

Tiphys

, der Steuermann der in

Hämonien

(Thessalien) erbauten Argo. S. zu

Verw

. 7, 1.

V. 9. G. Lesart

repugnat

.

V. 11 f. S. zu

Verw

. 2, 630. – Über

Chirons

Bezeichnung im Original f. zu

Verw

. 7, 352.

V. 13.

Die Genossen . . erschreckt hat

bezieht sich auf das zu

Verw

. 13, 443 Bemerkte. –

Exterruit

sollen nach Heinsius »

die besseren

« geben gegen

perterruit

der übrigen. Auch, meint Heinsius, sei

perterruit

hart, weil gleich

pertimuisse

folge. Es ist aber die Frage, ob der Dichter nicht absichtlich gleiche Zusammensetzungen gewählt hat.

V. 14. A. L.

dicitur

.

V. 19. Zwei Handschriften

tauri curvis onerantur aratris

.

V. 22. Durch

Schütteln

und

Schwingen

lodert die Fackel heftiger und entzündet, wirkt also mächtiger. Vergl.

Verw

. 4, 508. 758 u. Anm. 10, 7.

V. 25 ff. Nicht vom Sängergotte Apollo oder von den Musen begeistert, noch von Weissagevögeln belehrt, gehe ich an dieses Werk. –

Künste

, der Liebe nämlich, Mittel eine Geliebte zu gewinnen &c. –

Vom Laute der Vögel der Luft

; s. zu

Verw

. 13, 771. – A. L.

mentiar

.

V. 27.

Clio

, eigentlich die Muse der Geschichte, hier ohne diese Beziehung genannt.

V. 28.

Ascra

war die Vaterstadt des Griechischen Dichters Hesiodus (vergl.

Liebeserg

. I, 15, 11). Ihm sollen, als er in den Thälern des Helikon die Herden seines Vaters weidete, die Musen erschienen und ihn an die begeisternde Quelle Hippokrene (s. zu

Verw

. 5, 257.) geführt und zum Dichter geweiht haben.

V. 31 f. Die Worte selbst lehren, daß der Dichter das ehrbare weibliche Geschlecht von dem Lesen seiner

Kunst

ausgeschlossen wissen will und mit den angeführten Kleidungsstücken solche nennt, die wesentlich nur diesem zukamen.

Die Binde

(

vitta

) war eine Art Schleier, der meist zwischen einer unteren und oberen Haarlage um den Kopf geschlungen, mit zwei Zipfeln oder Bändern (

taeniae

, Virg. Än. 7, 352.) zu beiden Seiten auf die Schultern oder hinter denselben herabhing, aber nicht zur Verhüllung des Gesichtes gebraucht wurde. Nur freigeborne, ehrbare Frauen und Jungfrauen, wie gesagt, trugen diese Vitta; daher sie auch, nur vielleicht in etwas anderer Art, eine Auszeichnung der Vestalinnen war. S.

Liebesergüsse

III, 6, 56. – Ein anderes eigenthümliches Kleidungsstück ehrbarer Frauen war die

stola

, das eigentliche Kleid im engeren Sinne (s. zu

Liebeserg

. III, 13, 24). Dasselbe wurde über dem nicht viel über die Knie herunterreichenden Hemde (

tunica

, s. zu

Liebeserg

. I, 5, 9) in der Regel nur außer dem Hause getragen und bestand aus einem weiten Gewande ohne Ärmel, das länger war als der Körper, aber unter der Brust so gegürtet wurde, daß es mit der

Falbel

bis auf die

Mitte des Fußes

reichte. An dem in einem Purpurstreifen bestehenden unteren Besatze befand sich nämlich noch eine

Falbel

(

instita

), die ziemlich, ja auffallend

lang

sein mußte, da sie für die Stola selbst steht, wenn man nicht annehmen will, daß das Beiwort

lang

auf die durch die Falbel bewirkte oder an derselben sichtbare Länge der ganzen Stola gehe. Nur kürzere, von der männlichen Toga nicht sehr verschiedene Kleider waren anderen Frauenzimmern, besonders den Buhlerinnen, aber auch den wegen Ehebruchs gerichtlich verurtheilten Ehefrauen gestattet. Vergl. unsern Dichter

Festkal

. 4, 133 f.

Tibull, I, 6, 67 f.

Horatius Sat. I, 2, 29:

V. 33.

Sichern Genuß

&c., gesetzlich Erlaubtes, wie es der Dichter selbst

Trauerged

. 2, 249 milder ausdrückt, d. h. bei solchen Frauen, die nicht Binde und Stola trugen. Bei edelgebornen Frauen war Gefahr für beide Theile, wenn sie vom Hüter (s. zu

Liebeserg

. II, 2. 1.) oder Ehemann betroffen wurden. S. übrigens zu

Liebeserg

. I. 8, 10.

V. 37.

Zu erbitten

, durch Bitten zu gewinnen. – A. L.

placidam

;

V. 39 f. Bilder, von dem Wettfahren im Circus hergenommen. Vergl.

Liebeserg

. III, 2. – A. Lesart

hic nostro

, auch

hic nobis

. Dann schwanken die Handschriften zwischen

terenda

und

premenda

, auch

tenenda

, Lesarten, die an sich alle gleich gut sind, von denen wir aber

premenda

vorziehen, weil

tenenda

nur schwach bezeugt ist und

terenda

bald (V. 52) folgt.

V. 51.

Die Segel zu spannen

, zu Schiffe zu gehen.

V. 54 f.

Perseus holte

&c.; s.

Verw

. 4, 663 ff. –

Von den schwärzlichen Indern

; s. zu

Verw

. I, 774. Vergl. das. 4, 21.

Liebeserg

. I. 13, 31. –

Von dem Phrygier

&c, von Paris die Helena. Wie wir den Text gegeben,

portavit

 . .

raptaque sic

, bezeugen ihn alle Handschriften. Dagegen liest man jetzt in den Ausgaben

portarit

 . .

raptaque sit

einer Vermuthung Naugers und der Ausgabe des Gryphius v. 1554, Lesarten, die einen ebenso vortrefflichen Sinn und Zusammenhang geben, aber nur eben aller Autorität entbehren, auch durch keinerlei Abweichung der Handschriften begründet sind.

V. 55. Aus einem alten Codex soll Scaliger

tamque

angemerkt haben, und so steht nun in allen Ausgaben. Allein erstens ist

namque

dem Sinne ganz angemessen und kommt auch sonst bei Ovid nicht selten nachgesetzt vor (vergl. unsern

Index zu Verw.

). Sodann bezieht sich der Folgesatz auch nur auf die Menge (

tot

), nicht auf den Grad (

tam

). Endlich kann jener eine Codexschreiber sich eher geirrt haben, als alle übrigen.

V. 57. Gárgara oder Gárgarus, »die oberste Höhe des quellenreichen Ida in Phrygien oder Mysien, einer fruchtbaren Landschaft in Kleinasien am Hellespont,« dann auch eine Stadt daselbst. Die Fruchtbarkeit seiner Fluren war sprichwörtlich. Virg. Ldb. I. 103:

Reben Methymna

; s. zu

Verw

. 11, 55.

V. 59 f. sollen nach Heinsiussens Behauptung unecht sein, der Hexameter vermutlich wegen des Reimes der beiden Halbverse, der Pentameter wegen der Ähnlichkeit mit

Liebeserg

. I, 8, 42. Den Reim anlangend, s. die in unserem

Index zu Verw

. unter

Verse

angeführten Beispiele; und was die Ähnlichkeit des Gedankens und Ausdruckes betrifft, so zeugt diese eher für als gegen die Echtheit. Und wo bliebe der Nachsatz zu allen den Vordersätzen?

V. 60.

Ihres Äneas

&c., s. zu

Verw

. 13, 625. – Lesart des

Fragm. Oxon. Mater in Aeneae constitit urbe sui

.

V. 62. Für

placebunt

hat eine Handschrift ebenfalls sehr passend

patebunt

.

V. 63 f. Es werden dir so viele sich darbieten, daß du vor der großen Menge nicht wissen wirst, welche du wählen sollst, und so eher ganz abstehen wirst. – Die Lesart der meisten Quellen ist

cogeris et

. Ovid liebt allerdings die Verbindung. Das Futurum ist aber nothwendig, wie

placebunt

und nachher

erit

beweisen. Daher hat Heinsius

cogere et

vermuthet; an sich passend, aber nicht hdschrftlich begründet und nicht nothwendig.

V. 65 f. Vergl.

Liebeserg

. II, 4, 45.

In reichlichem Maß

; im Original ist der Ausdruck, wie so oft bei den kriegerischen Römern, von einer dichtgedrängten, lückenlosen Kriegerschaar hergenommen. – A. Lsrt.

crebrius

, Glosse.

V. 67 ff. Der Dichter führt die besuchtesten öffentlichen Orte, Spaziergänge, Tempel &c. an. –

Im Pompejanischen Schatten

, in dem von Pompejus erbauten Säulengange (s. zu

Liebeserg

. II, 2, 3). Vergl. unten III, 387 ff.

V. 68. Zu der Zeit, wo

die Sonne

ein das Sternbild

des Löwen

tritt, im Monate August, wo die heißesten Tage sind und das lustwandelnde Publicum die schattigen Plätze am eifrigsten sucht. Das Sternbild des Löwen war der von

Hercules

erlegte und an den Himmel versetzte Nemeische Löwe. S. zu

Verw

. 9, 197. Von den Sternbildern sprechen die Dichter so, als ob sie wirklich Dasjenige wären, was sie bildlich darstellen. Daher hier die Sonne

den Rücken des Leu’s betritt

. Vergl.

Verw

. 2, 78 n. A. – Für

terga

geben einzelne Hdschrften

colla, membra, signa

; eine auch

habet

für

adit

.

V. 69 f. Die von Augustus erbaute und von seiner Mutter Octavia erweiterte und verschönerte Halle, mit Säulen oder auch Bildsäulen von ausländischem, meist Griechischem (weißem), aber auch Asiatischem und Afrikanischem (buntem) Marmor. – Für

externo

einige Hdschrften

aeterno

.

V. 71. Die

Liviahalle

war, wie die berühmte Stoa poikile zu Athen, mit Gemälden von Göttern, Heroen, berühmten Männern geschmückt.

V. 73 f. Die

Apollohalle

mit den Bildsäulen der

Beliden

&c.; s. zu

Verw

. 4, 463. Vergl.

Liebeserg

. III, 2, 3 n. Anm.

Trauerges

. III. 1, 59 ff. – Aus der letzteren Stelle rührt auch die Lsrt

barbarus

in einigen Hdschrften an unserer Stelle her.

V. 75.

Adonis

&c., der Tempel der Venus, wo sie mit ihrem geliebten Adonis vereint verehrt wurde, und wo, wie es nach dem Wortlaute unserer Stelle scheint, ein Gemälde oder eine Bildsäulengruppe sich befand, welche den Tod des Adonis und den Schmerz der Venus darüber (s.

Verw

. 10, 708 ff.) darstellte; oder es war dieser Tempel und die darin begangene Feier ausschließlich der Erinnerung an diese traurige Begebenheit gewidmet, wie bei dem

Verw

. 10, 725 ff. n. A. berührten Adonisfeste in den dem Venusdienste besonders ergebenen Städten der Griechischen Inseln, aus denen es nach Rom verpflanzt worden. Denn schon zu Ovids Zeiten hatten in Rom alle möglichen fremden Culte, wie gleich das Folgende lehrt, Aufnahme gefunden.

V. 76. Auch die Juden hatten also in Rom freie Religionsübung und feierten ihren Sabbat unter zahlreichem Besuche des neugierigen Römischen Publicums. – Höchst auffallend ist der Ausdruck

septima sacra

für

septimo quoque die

. Hier sowohl als unten V. 416, wo derselbe Vers mit einer kleinen Veränderung wiederkehrt, geben alle Handschriften

sacra viro

. In

Fragm. Bodlej

steht aber zu dessen Lesart

deo

als Variante

syro

beigeschrieben, und so sollen auch Puteans und Scaligers Excerpte haben. Leicht möglich, daß dies das Echte ist, da Eigennamen so oft in den Hdschrften verdorben und beide Wörter äußerlich einander so ähnlich sind, indem Eigennamen nicht etwa mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben werden und für

y

ebenso oft

i

wie dieses für jenes sich findet. Auch spricht für

Syro

eine der unsrigen, besonders der unten V. 416 sehr ähnliche Stelle Tibulls I, 7, 18:

Alba Palaestino sancta columba Syro

. Aber auch

viro

ist ohne Tadel und

vir

oder

viri

wird oft von den Dichtern mit dem Adjectiv des Volksnamens für diesen gebraucht; z. B.

Verw

. 13, 430.

V. 77.

Der Memphitische Tempel

, d. h. der Ägyptische, nach Ägyptischer Art, mit Ägyptischem Cultus eingerichtete oder mit seinem Cultus aus Ägypten stammende (

Memphis

, Hauptstadt von Mittelägypten in der Nähe der Pyramiden, daher für Ägypten selbst, jetzt spurlos verschwunden). –

Der linnenbekleideten Kuh

, der in eine Kuh verwandelten, dann zur Göttin Isis gewordenen Io. S.

Verw

. 1, 610 ff. 734 ff. n. A. zu V. 747. Wegen des Beiworts

linnenbekleidet

s. zu

Liebeserg

. II, 2, 25. – Auch hier wie an den eben angeführten Stellen schwankt die Lesart zwischen

linigerae, lanigerae, niligenae

.

V. 78. Vergl.

Liebeserg

. II, 2, 25 n. A. – Für

ipsa

einige Handschriften

ante

.

V. 79 f.

Forum

im weitesten Sinne heißt jeder Platz außer dem Hause, daher Straße, Gasse, und steht oft in demselben Sinne, wie diese Wörter im Deutschen. Auf den Gassen gab es, da an den Häusern, die nach der Straße keine Fenster hatten (s. zu

Verw

. 14, 752), allerhand Buden standen, lebhaften Verkehr. Der Mittelpunct alles Verkehrs aber und des öffentlichen Lebens überhaupt (s. zu

Verw

. 15, 841.

Liebeserg

. I, 15, 6) war das

forum Romanum

, der große Markt zu Rom, der einen bedeutenden Umfang hatte, mit Säulengängen versehen und zu des Dichters Zeit bedeckt war. Außer dem Hauptmarkte gab es aber auch noch andere

fora

, besonders das

forum

Cäsars (s. d. folg. V.) und später das prachtvolle

forum

Trajans mit der berühmten Säule dieses Kaisers. – Die Lesarten

ad fora

und

amoris

sowie

referta

od.

repleta

verdienen keine Berücksichtigung.

V. 81 f. Eben auf dem

forum

Cäsars stand der aus Marmor erbaute Tempel der Venus Erzeugerin und am Fuße desselben – denn alle Tempel lagen hoch und führten Stufen zu denselben (

Verw

. 1, 375. 8, 715) – ein Brunnen, wie es scheint, ein Springbrunnen, von dessen Erbauer Appius der Appische (

Appias

) genannt, wahrscheinlich mit Bildsäulen der Nymphen verziert, wie unten aus III, 451 hervorzugehen scheint.

V. 83 ff.

Der Berather

, der guten Rath ertheilt. –

Der Andre geschützt

, derjenige, welcher Andre geschützt hat. – Diese Stelle in Verbindung mit V. 85 lehrt, erstens, daß auch

Liebeserg

. I, 13, 21

consulto

, wie auch alle Handschriften außer

Barb.

haben, zu lesen und auch dort blos derjenige zu verstehen ist, welcher Rath ertheilt, ohne selbst Processe zu führen; zweitens daß

disertus

den eigentlichen Redner bedeutet, der einen Rechtshandel durch mündlichen Vortrag vor dem Richter führt. –

Causa sui

, wie Heinsius mit

cod. Polit.

giebt, ist zwar ganz gut,

sua

aber, das die übrigen (einige jedoch

subit

, einer

subest

) haben, ebenfalls ohne Tadel. –

Amori

gegen

amore

wird von

Fragm. Bold.

und einem andern Codex geboten, auch durch

amoris

in anderen bestätigt.

V. 88. Beschützer (mit dem eigentlichen Worte

patronus

) Anderer.

Der Schützling

(

cliens

), der sich nicht selbst zu rathen und zu helfen weiß, sondern eines Fürsprechers, Wortführers bedarf.

V. 98. Vergl. oben V. 64.

V. 101.

Die besorglichen Spiele

, die in gar vielfacher Beziehung Sorgen machen, dem eifersüchtigen Manne wie dem Liebhaber, der eroberungssüchtigen Schönen wie der liebenden Gattin.

V. 102. S. zu

Verw

. 14, 801.

V. 103 ff. Die folgende Schilderung und Erzählung dient dazu, die Gefährlichkeit der Schauspiele für die strenge Zucht und gute Sitte zu erklären. –

Noch nicht Vortücher in marmornem Schauplatz

, d. h. es gab weder Vortücher, noch war der Schauplatz von Marmor.

Vortücher

zum Schutze gegen Sonne und Witterung (vergl.

Verw

. 10, 595 n. A.). »In dem Balkenwerke des höchsten Stockwerkes des Amphitheaters befanden sich Vorrichtungen für das Gerüst, über welches zum Schutz gegen Sonne und ungünstiges Wetter das Velarium (der Überzug) ausgespannt wurde.« –

Hatte die Bühne

&c. »Das Proscenium war während des Spiels durch ein hölzernes Gerüst (

púlpitum

), das als eigentliche Schaubühne diente, erhöht.« Die etwas schräg liegende Diele dieser Bühne war mit in Wein aufgelöstem Safran, den die Römer theils als Farbe der Freude (s. zu

Verw

. 10, 1), theils wegen seines ihnen sehr angenehmen Geruches ganz besonders liebten (vergl. zu

Verw

. 3, 555), überführt. – A. L.

tincta

für

rubra

.

V. 105 f.

Zweige

&c. wahrscheinlich als eine Art Coulissen. –

Palatiums Haine

; vergl.

Verw

. 14, 822.

V. 108. In den späteren Zeiten des Luxus trug man bei Festen, Schmäusen &c. Kränze von Epheu (zu

Verw

. 3, 665), besonders aber von Rosen, und verwendete übertriebene Sorgfalt auf die Pflege des Haares (s. zu

Liebeserg

. I, 14, 13.). In jener ältesten Zeit aber, sagt der Dichter, trug man einen Kranz vom ersten besten Baume (vergl.

Verw

. 1, 451) und überließ man auch das Haar völlig seinem natürlichen Wuchse, ohne es zu scheeren. S.

Verw

. 4, 13.

V. 111 f. S. zu

Liebeserg

. III, 13. Der Spieler, d. h. der Schauspieler, pantomimische Darsteller, Tänzer. S. zu

Liebeserg

. II, 4, 29. – Die Lesart der Handschriften

Lydius

ist wegen des vorausgegangenen

Tusco

höchst verdächtig, da eben

Lydius

nichts Anderes sein würde als

Tuscus

und doch als etwas Anderes erscheinen würde und müßte. Daher hat wol

ludius

, wie Scaliger und Politian lesen und Moret als Variante hat, auch

cod. Reg.

mit

ludis

zu bestätigen scheint, in dem eben angegebenen Sinne Viel für sich.

V. 113.

Mitten im Klatschen

, als die Lust den höchsten Grad erreicht hatte. Das

Klatschen

war etwas Selbstverständliches und Regelmäßiges (vergl.

Liebeserg

. III, 2. 44), nur die Art in späteren Zeiten sehr verschieden, so verschieden, daß sie förmlich erlernt wurde.

V. 114.

Praedae signa petenda

eine auffallende Nachlässigkeit oder vielmehr offenbare Unrichtigkeit, vielleicht zu erklären, keineswegs zu rechtfertigen, durch den Dichtergebrauch, adjektivische Redetheile grammatisch zu einem andern Substantive zu ziehen, als wozu sie logisch gehören, besonders wo zwei Substantive zu einem Begriffe verschmelzen, wie z. B.

Verw

. 8. 666

sincerae bacca Minervae

,

frische Minervensbeere

(Olive), also hier etwa

Beuteholungszeichen

.

V. 118. A. L.

Ut fugit invisos

. Vergl. Jedoch

Ep. P.

II, 7, 11.

V. 119. Für

sine lege

hat Burmann aus

cod. Schefferi sine more

aufgenommen und zwar die Richtigkeit dieses Ausdrucks überhaupt und für die fragliche Sache aus Virg. Än. 8, 635, damit aber nicht die Echtheit an unserer Stelle bewiesen. Vergl. zu

Liebeserg

. I, 15, 42.

V. 120.

Cod. Vat. constitit et nulli

.

V. 122. Einige Handschriften

laniant

.

V. 124.

Die bleibt

. Dies ist der erste Fall, wo wir in unserer Übersetzung von dem regelrechten Maße des Pentameters abzusehen genöthigt gewesen sind. Bei der zwingenden Kürze der Sätze und dem gänzlichen Mangel kurzsilbiger Stammwörter im Deutschen ist es unmöglich, es anders zu machen.

V. 126. Zwischen

pudor

und

timor

schwanken hier, wie oft, die Handschriften. Letzteres sollen nach Heinsius »die älteren« haben, und wirklich scheint auch Furcht darum passender, weil, daß Schaam einem Mädchen wohl ansteht, etwas Gewöhnliches und Selbstverständliches ist.

V. 127.

Repugnarat

und

negarat

, sagt Heinsius, hätten die Handschriften »besseren Schlags«, d. h. er will ändern. Wir wenigstens können die Plusquamperfecta nicht logisch begründet finden. Die Weigerung und das Sträuben dauerte ja noch fort, als der Mann sie aufhob und forttrug. Auch will Heinsius

comitem

, weil

se

fehle, durchaus nicht leiden, sondern dafür

nimium

wiederholt wissen, und schilt auf »die nachlässigen Abschreiber«.

V. 131. Da viele gute Handschriften

munera

, andere auch

praemia

haben, so rechtfertigt Burmann

commoda

als das eigentliche Wort für die Belohnungen, welche ausgedienten Kriegern über den Sold gegeben worden.

V. 132. Der Verfasser war, wie er an vielen Stellen seiner Gedichte zu erkennen giebt und ausdrücklich sagt, ein abgesagter Feind des Waffen- und Kriegshandwerkes.

V. 135 ff. Nicht minder als die

Theater

, wo scenische Stücke, Pantomimen, Tänze aufgeführt wurden, bietet der

Circus

mit seinem Wagenwettrennen vielfache Gelegenheit dar, ein Liebchen zu finden. Vergl. zu dieser ganzen Stelle

Liebeserg

. III, 2.

V. 139. A. L.

proximus ad dominam

. Heinsiussens Conjectur

proximus at dominam

ist ganz unberechtigt.

V. 140. A. L.

qua potes

, durch die Schreibart veranlaßter Irrthum.

V. 141 f. S. zu der angef. St. V. 19 f. – Viele gute Handschriften

si nolis

,

wenn du auch nicht wolltest

, doch wohl s. v. a.

es dir nicht getrautest

; weit minder passend.

V. 143. Nicht übel nach Burmann

Cod. Pal. hinc

,

von dem Umstande, daß das Gesetz des Ortes es so mit sich bringe

.

V. 145. Bemerkenswert ist der Vocativ des Adjectivs, wo es als Apposition zum Verb steht.

V. 147 f. S. die oben angef. St. V. 43 n. A. –

Wetteifernder Jugend

, des jungen Volks, welches wetteifert, an dem Zuge Theil zu nehmen, und zwar an der Spitze desselben zu ziehen. – Der seit Heinsius herrschende Text lautet

caelestibus ibit eburnis

, und dies nach

Fragm. Oxon., cod. Jur.

und einer Variante in

cod. Comel.

Diese Beglaubigung ist nun erstens sehr schwach den Zeugnissen aller übrigen Handschriften gegenüber. Zweitens ist auch gar nicht denkbar, woher in den letzteren die Verderbniß gekommen, da eher

ephebis

als fremdes und im Lateinischen höchst selten vorkommendes Wort zu einer Verderbniß hätte Veranlassung geben können, als das bekannte

eburnis

. Drittens steht, wo diese

pompa

erwähnt wird, niemals eine nähere Bestimmung dabei, woraus sie bestanden habe, weil eine solche nicht nöthig war. Vergl.

Liebeserg

. 1, 2, 44. III, 13, 29. Dagegen wird die Theilnahme, das Vorausziehen der Bursche und Mädchen bei dem feierlichen Umzuge öfter ausdrücklich erwähnt. so ebendas. I, 2, 27. III, 13, 23. Daher ist die Lesart

certantibus . . ephebis

nicht anzutasten, wenn sich auch für

certantibus

einzeln

cantantibus, plaudentibus, gaudentibus, currentibus, citantibus

findet, alles (mit Ausnahme des letzteren, das auch prosodisch falsch ist) sinnverwandte, glossirende Wörter, welche auf denselben Sinn hinauslaufen, unter der lebhaften, fröhlichen Theilnahme der Jugend.

V. 154. A. L.

aufer

. –

In munde

, wie einige haben für

immunda

, wäre zwar auch sehr sinnreich, nur nicht wahrscheinlich.

V. 155. Für

officii

einige Handschriften

officio

, sowie für

patiente

mehrere

praestante

.

V. 156. A. L.

contigerint

.

V. 159.

Kleines

, Kleinigkeiten, kleine Dienstleistungen, Aufmerksamkeiten. –

Ein leichtes Gemüth

, das leicht erregbar ist, wie ein Mädchenherz.

V. 160. Da das

Kissen

zurecht gelegt werden konnte, so mußte es beweglich sein, und folglich hatte jeder einzelne Sitz sein Kissen. – Gegen

pulvinar

, das viele Handschriften für

pulvinum

haben, bemerkt Burmann, daß jene Form eigentlich nur von den Polstern gebraucht worden sei, worauf die Götterbilder ausgestellt wurden. – A. L.

supposuisse

.

V. 161. S. zu

Liebeserg

. III, 2, 37. – Zwischen der Beziehung des Adjectivs

tenuis

auf

ventus

und

tabella

, dann dem Singular und Plural von

ventus

, auch der Stellung von

tenuis

und

ventus

, endlich dem Accus. und Ablat. von

ventus

und

tabella

schwanken die Handschriften auf eine merkwürdige Weise. Auch findet sich

tabello, flagello, flabello

und

scabella

.

V. 162. S. ebend. zu, V. 64. – Das Beiwort

cava

geht auf die Form, vermöge deren es gut stehen und stützen konnte, wenn es nicht etwa halbmondförmig nach oben

geschweift

ausdrücken soll.

V. 164.

Der traurige Sand

&c., das Amphitheater mit den Fechterkämpfen. Der Kampfplatz (

Plan

) war mit Sand überzogen, der das Blut der Gefallenen einsog und alsbald wieder aufgefrischt und geebnet, zu neuem Kampfe hergerichtet wurde. Vergl.

Liebeserg

. II, 14, 8 n. A.

V. 166.

Welcher die Wunden geschaut

, welcher nur die Wunden der Fechter als Zuschauer zu sehen gekommen war und gesehen hat.

V. 167 f. Über die muthmaßlich siegende Partei wurden Wetten gemacht, zu deren genauer Feststellung schriftliche Abfassung auf der

Schreibtafel

,

Handschlag

und

Pfandgabe

(Ring) Statt fand.

V. 170.

Muneris

wird von einigen der besten Quellen gegen die gem. Lesart

vulneris

geboten.

Quid, modo cum belli navalis imagine Caesar     Persidas induxit Cecropidasque rates? Nempe ab utroque mari iuvenes, ab utroque puellae     Venere; atque ingens orbis in urbe fuit. Quis non invenit, turba quod amaret in illa?     Eheu, quam multos advena torsit Amor! Ecce, parat Caesar domito quod defuit orbi     Addere. nunc, Oriens ultime, noster eris. Parthe, dabis poenas: Crassi gaudete sepulti,     Signaque barbaricas non bene passa manus. Ultor adest primisque ducem profitetur in armis;     Bellaque non puero tractat agenda puer. Parcite natales timidi numerare deorum:     Caesaribus virtus contigit ante diem. Ingenium caeleste suis velocius annis     Surgit et ignavae fert male damna morae. Parvus erat manibusque duos Tirynthius angues     Pressit, et in cunis iam Iove dignus erat. Nunc quoque qui puer es, quantus tum, Bacche, fuisti,     Cum timuit thyrsos India victa tuos! Auspiciis animisque patris, puer, arma movebis,     Et vinces animis auspiciisque patris. Tale rudimentum tanto sub nomine debes,     Nunc iuvenum princeps, deinde future senum. Cum tibi sint fratres, fratres ulciscere laesos;     Cumque pater tibi sit, iura tuere patris. Induit arma tibi genitor patriaeque tuusque:     Hostis ab invicto regna parente rapit. Tu pia tela feres, sceleratas ille sagittas:     Stabunt pro signis iusque piumque tuis. Vincuntur causa Parthi; vincantur et armis.     Eoas Latio dux meus addat opes. Marsque pater Caesarque pater, date numen eunti.     Est deus e vobis alter, et alter erit.

175 180 185 190 195 200

Ja, als Cäsar jüngst aufführte im Bilde der Seeschlacht80     Persische Schiffe zusammt Schiffen aus Cecrops’ Gebiet; Kamen von beiderlei Meer die Jünglinge, kamen die Mädchen;     Und es befand in der Stadt sich der gewaltige Staat. Wer hat da in dem Schwarm nicht, was er liebe, gefunden?     Ach, wie viele nicht hat Lieb’ aus der Fremde gequält!81 Sieh, zur gebändigten Welt, was fehlt noch, zu fügen, bereitet8283     Cäsar sich . Unser nun wirst, äußerster Osten, du sein. Büßen sollst du, o Parther: frohlockt, ihr begrabenen Crassus;     Fahnen auch, die ihr zum Schimpf fielt in Barbarengewalt. Da ist der Rächer, ein Held, mit den ersten Waffen gerüstet,84     Führt, noch Knabe, den Krieg, nicht für den Knaben gemacht. Spart, ihr Verzagten, es euch, die Jahre zu zählen der Götter;     Männlicher Sinn vor der Zeit ward den Cäsaren zu Theil. Himmlischer Geist erhebt sich, voraus den eigenen Jahren     Eilend, und duldet nur schwer trägen Verzuges Verlust.85 Klein noch war der Tirynthische Held und erdrückt’ in den Händen86     Schlangen; und Jupiters werth war in der Wiege er schon. Der du ein Knabe noch jetzt, wie groß warst, Bacchus, du damals,87     Als sich vor deinem Stab Indien beugte, besiegt! Führen mit Segen und Muth des Vaters wirst du die Waffen,88     Knabe; mit Segen und Muth siegen des Vaters im Kampf. Solche Erprobung bist so großem Namen du schuldig;     Jetzt der Jünglinge Haupt wirst du, der Greise dereinst. Rache, da Brüder du hast, nimm für die beleidigten Brüder;89     Da ein Vater dir lebt, schütze des Vaters Gebiet.90 An dir legt der Vater des Lands und deiner die Waffen;     Unbesieget beraubt sieht sich der Vater vom Feind.91 Du wirst Waffen der Pflicht, er führen die Pfeile des Frevels;92     Her vor deinem Panier gehen das Recht und die Pflicht.93 Rechtlich erliegt der Parther, er unterlieg’ auch in Waffen;94     Und mit des Ostens Gebiet Latium mehre mein Held.95 Vater Mars, gieb Segen, und Vater Cäsar, dem Zuge.96     Gott ist Jener, und sein wird es der Andre von euch.97

Auguror, en, vinces; votivaque carmina reddam,     Et magno nobis ore sonandus eris. Consistes aciemque meis hortabere verbis.     O desint animis ne mea verba tuis! Tergaque Parthorum Romanaque pectora dicam,     Telaque, ab averso quae iacit hostis equo. Qui fugis, ut vincas, quid victo, Parthe, relinquis?     Parthe, malum iam nunc Mars tuus omen habet. Ergo erit illa dies, qua tu, pulcherrime rerum,     Quattuor in niveis aureus ibis equis. Ibunt ante duces onerati colla catenis,     Ne possint tuti, qua prius, esse fuga. Spectabunt laeti iuvenes mistaeque puellae,     Diffundetque animos omnibus ista dies. Atque aliqua ex illis cum regum nomina quaeret,     Quae loca, qui montes quaeve ferantur aquae: Omnia responde, nec tantum si qua rogabit;     Et quae nescieris, ut bene nota refer. Hic est Euphrates, praecinctus arundine frontem;     Cui coma dependet caerula, Tigris erit. Hos facis Armenios; haec est Danaeia Persis;     Urbs in Achaemeniis vallibus ista fuit. Ille vel ille, duces: et erunt, quae nomina dicas:     Si poteris, vere; si minus, apta tamen. Dant etiam positis aditum convivia mensis:     Est aliquid praeter vina quod inde petas. Saepe illic positi teneris adducta lacertis     Purpureus Bacchi cornua pressit Amor. Vinaque cum bibulas sparsere Cupidinis alas,     Permanet et capto stat gravis ille loco. Ille quidem pennas velociter excutit udas;     Sed tamen et spargi pectus amore nocet. Vina parant animos faciuntque caloribus aptos;     Cura fugit multo diluiturque mero. Tunc veniunt risus, tunc pauper cornua sumit,

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Ja, ich seh’ es, du siegst; die gelobten Lieder entricht’ ich,98     Und in erhabenem Ton wirst du gesungen von uns. Stand denn gefaßt und die Schlacht mit meinen Worten begeistert!99     Möge nur deinem Muth würdig entsprechen mein Wort. Singen werd’ ich die Brust der Römer, den Rücken der Parther,100     Pfeile, die sendet der Feind von dem gewendeten Roß. Der, um zu siegen, du fliehst, was bleibt dir, Parther, besiegt dann?101     Parther, es deutet dein Kampf jetzt schon auf schlimmen Erfolg. Drum wird kommen der Tag, wo prangend in Gold, o Erhabner,102     Ziehen du wirst mit vier schneeigen Rossen daher. Ziehen dir werden voran die Führer mit Ketten belastet,103     Daß sie nicht suchen ihr Heil können, wie früher, in Flucht. Zusehn werden vergnügt die Bursche vereint mit den Mädchen,     Und der Tag wird hoch Allen erfreuen das Herz. Und wann Manche davon nach den Namen der Könige forschet,104     Was für Örter und Berg’ oder Gewässer man trägt; Gieb auf Alles Bescheid; auch warte nicht erst auf die Frage.     Auch was wissen du nicht solltest, erzähl’ als bekannt. Das ist der Euphrat hier, mit Rohr umkränzet die Stirne;105     Den mit dem bläulichen Haar lasse den Tigris du sein, Nenne Armenier die; das ist der Dánae Persis;106     Eine Stadt war dies in Achämenischer Au.107 Der und der sind Häupter; du wirst angeben schon Namen:     Wahre. wofern du es kannst; passende aber, wo nicht. Schmäuse auch bahnen den Weg an den lang hinstehenden Tafeln;108     Da zu erholen Etwas giebt es noch außer dem Wein. Da zog oft an den Hörnern den aufgetragenen Bacchus109     Amor, der rosige, zwang ihn mit dem niedlichen Arm. Sind vom Weine besprengt die durstigen Flügel Cupidos,110     Nimmt er Stellung und steht fest und voll Würde am Platz. Zwar es schüttelt behend das feuchte Gefieder Cupido;111     Doch daß Liebe die Brust auch nur besprengte, ist schlimm. Wein erreget das Herz und macht es für Liebe empfänglich;     Sorge entflieht; hinweg spült sie der reichliche Wein. Dann kommt Lachen und Lust, dann wachsen die Hörner dem Armen,112

Tunc dolor et curae rugaque frontis abit. Tunc aperit mentes aevo rarissima nostro     Simplicitas, artes excutiente deo. Illic saepe animos iuvenum rapuere puellae;     Et Venus in vinis, ignis in igne, fuit. Hic tu fallaci nimium ne crede lucernae.     Iudicio formae noxque merumque nocent. Luce deas caeloque Paris spectavit aperto,     Cum dixit Veneri: Vincis utramque, Venus. Nocte latent mendae, vitioque ignoscitur omni;     Horaque formosam quamlibet illa facit. Consule de gemmis, de tincta murice lana,     Consule de facie corporibusque diem. Quid tibi femineos coetus, venatibus aptos,     Enumerem? numero cedet arena meo. Quid referam Baias praetextaque littora velis,     Et, quae de calido sulfure fumat, aquam? Hinc aliquis vulnus referens in pectore, dixit:     Non haec, ut fama est, unda salubris erat. Ecce, suburbanae templum nemorale Dianae     Partaque per gladios regna nocente manu: Illa, quod est virgo, quod tela Cupidinis odit,     Multa dedit populo vulnera, multa dabit. Hactenus, unde legas quod ames, ubi retia ponas,     Praecipit imparibus vecta Thalia rotis. Nunc tibi, quae placuit, quas sit capienda per artes,     Dicere praecipuae molior artis opus. Quisquis ubique viri, dociles advertite mentes;     Pollicitisque favens, vulgus, adeste meis. Prima tuae menti veniat fiducia, cunctas     Posse capi; capies: tu modo tende plagas. Vere prius volucres taceant, aestate cicadae;     Maenalius lepori det sua terga canis: Femina quam iuveni, blande tentata, repugnet.     Haec quoque, quam poteris credere nolle, volet.

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Dann weicht Kummer und Schmerz, weichen die Runzeln der Stirn. Dann schließt auf ihr Herz die in unseren Zeiten so seltne     Einfalt, während der Gott alle Verstellung verscheucht.113 Da hat oft schon geraubt das Herz dem Jüngling das Mädchen;     Venus war in dem Wein, Feuer in Feuer, versteckt.114 Da gieb Glauben du nicht zu viel der betrüglichen Lampe;115     Denn der Schönheit Gericht schaden die Nacht und der Wein.116 Tag war’s, heitere Luft, da Paris die Göttinnen schaute,117     Und zu Venus er sprach: Beide besiegest du sie. Nachts entziehn sich die Fehler, und jedem Gebrechen verzeiht man:     Schön macht nächtliche Zeit Jegliche, wie sie auch sei. Über den Edelstein, die Wolle, gefärbt mit der Schnecke,118     Über Gesicht und Leib ziehe zu Rathe den Tag. Was soll auf ich dir zählen die Frauenvereine zu Jagden119     Passend? mit meiner Zahl kann sich nicht messen der Sand. Was soll Bajä ich nennen, den Strand mit Segeln verbrämet,120     Und das Wasser, das heiß dampft von des Schwefels Gehalt? Hier wegtragend die Wund’ in der Brust hat Mancher gesagt schon:     Nicht entsprechend dem Ruf hat sich das Wasser bewährt. Siehe nicht weit von der Stadt den Tempel Dianens im Walde,121     Und das Reich, das erwirbt schuldige Faust mit dem Schwert! Diese, dieweil sie haßt die Pfeile Cupidos als Jungfrau,122     Schlug der Wunden schon viel, wird sie noch schlagen dem Volk. Soweit lehrt, ungleichen Gespanns hinrollend, Thalia,123     Wo du zu wählen ein Lieb hast und zu stellen das Netz. Jetzt die besondere Kunst, durch welcherlei Mittel zu fahn sei,     Die gefallen dir hat, bin ich zu lehren bemüht. All’ ihr Männer umher, neigt zu mir gelehrige Ohren;     Komme herbei, o Volk, meinem Versprechen geneigt.124 Faß im Herzen zuerst das Vertraun, daß alle sich lassen     Fahn, und du wirst sie fahn; spanne die Netze nur aus. Eher wol schwiegen die Vögel im Lenz, die Cicaden im Sommer,     Kehrte den Rücken dem Wild zu der Mänalische Hund;125 Als ein Mädchen, mit Schmeicheln versucht, sich entzöge dem Jüngling.     Die auch, von der du glaubst, daß sie nicht wolle, sie will.

Utque viro furtiva venus, sic grata puellae.     Vir male dissimulat, tectius illa cupit. Conveniat maribus, ne quam nos ante rogemus:     Femina iam partes victa rogantis agat. Mollibus in pratis admugit femina tauro;     Femina cornipedi semper adhinnit equo. Parcior in nobis nec tam furiosa libido:     Legitimum finem flamma virilis habet. Byblida quid referam, vetito quae fratris amore     Arsit et est laqueo fortiter ulta nefas? Myrrha patrem, sed non quo filia debet, amavit:     Et nunc obducto cortice pressa latet. Illius et lacrimis, quas arbore fundit odora,     Ungimur; et dominae nomina gutta tenet. Forte sub umbrosis nemorosae vallibus Idae     Candidus, armenti gloria, taurus erat, Signatus tenui media inter cornua nigro:     Una fuit labes; caetera lactis erant. Illum Gnosiadesque Cydoneaeque iuvencae     Optarunt tergo sustinuisse suo. Pasiphae fieri gaudebat adultera tauri;     Invida formosas oderat illa boves. Nota cano. non hoc, centum quae sustinet urbes;     Quamvis sit mendax, Creta negare potest. Ipsa novas frondes et prata tenerrima tauro     Fertur inassueta subsecuisse manu. It comes armentis; nec ituram cura moratur     Coniugis: et Minos a bove victus erat. Quo tibi, Pasiphae, pretiosas sumere vestes?     Iste tuus nullas sentit adulter opes. Quid tibi cum speculo montana armenta petenti?     Quid toties positas fingis, inepta, comas? Crede tamen speculo, quod te negat esse iuvencam.     Quam cuperes fronti cornua nata tuae! Sive placet Minos: nullus quaeratur adulter;

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