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Wo sieht Frankfurt alt und gleichzeitig neu aus? Wo ähnelt es Nizza und wo Florenz? Und wo lassen sich Goethes Schreibtisch und wo seine zwei linken Füße bewundern? Bernd Köstering und Ralf Thee verraten an Ihren Lieblingsplätzen so manch Erstaunliches der Mainmetropole. Eine Reise in die Vergangenheit und Zukunft der Stadt, zu ihren grünen Ecken, unbekannten Seiten und kulturellen Höhepunkten, in pulsierende Viertel und gemütliche Lokale. Ein Genuss für alle Sinne!
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Seitenzahl: 138
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Lieblingsplätze Frankfurt am Main
Bernd Köstering / Ralf Thee
Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: [email protected]
Sofern im Folgenden nicht gelistet, stammen alle Bilder von Ralf Thee:
Bernd Köstering 24, 36, 54, 62, 86, 120, 128, 158; MMK Frankfurt 52; Nikolaos Gatzias Central Park 104; Stadt Frankfurt am Main/gbm modellbau 134
Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.
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1., aktualisierte Neuauflage 2021
© 2013 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75 20 950
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Ricarda Dück
Herstellung: Julia Franze
E-Book/Kartendesign: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung/Bildbearbeitung: Susanne Lutz
unter Verwendung der Illustrationen von © pixelliebe – stock.adobe.com; © Miceking – stock.adobe.com; © Benjamin Arnold; © SimpLine – stock.adobe.com; © Wiktoria Matynia – stock.adobe.com; © Vlad Klok – stock.adobe.com; © Katrin Lahmer
ISBN 978-3-8392-6388-4
Impressum
Die kleinste Metropole der Welt
Vorwort: Los geht’s!
Früher und heute
1 Dem Wahren, Schönen, Guten
Innenstadt: Alte Oper
2 Pilgerstätte der Literatur
Innenstadt: Goethe-Haus
3 Frankfurts »Gudd Stubb«
Altstadt: Römer
4 Der Dom, der eigentlich keiner ist
Altstadt: Dom St. Bartholomäus
Die Zeremonie war die Krönung
Historie: Kaiser und Könige in Frankfurt
5 Rund um den Hühnermarkt
Altstadt: Neue Altstadt
6 Unbekanntes Kleinod in der Altstadt
Altstadt: Karmeliterkloster
7 Ein würdiges Wahrzeichen der Stadt
Innenstadt: Eschenheimer Turm
8 Düstere Geschichte mit Happy End
Westend: Altes I.G.-Farben-Haus auf dem Campus Westend
9 Schon einem Elefanten begegnet?
Bockenheim: Senckenberg-Naturmuseum
10 Außen und innen Kunstwerk
Sachsenhausen: Liebieghaus Skulpturensammlung
11 Von Rembrandt bis Warhol
Sachsenhausen: Städel Museum
12 Ruhepol in der Hektik der Großstadt
Altstadt: Hof der Liebfrauenkirche
13 Ein gefühltes Freilichtmuseum am Main
Höchst: Höchster Schloss
14 Weißes Gold
Höchst: Höchster Porzellan-Manufaktur
15 Barocker Palast der Tabakfabrikanten
Höchst: Bolongaropalast
16 Ab hier geht es nur noch bergab
Bergen-Enkheim: Berger Warte
17 Frankfurt liegt nicht am Meer
Schwanheim: Schwanheimer Düne
Kunst und Kultur
18 Das begehbare Tortenstück
Altstadt: Museum für Moderne Kunst
19 Ruf doch mal an!
Sachsenhausen: Museum für Kommunikation
20 Das größte Kulturfest Europas
Sachsenhausen: Museumsufer und Museumsuferfest
21 Film ab!
Sachsenhausen: Deutsches Filmmuseum
22 Geballte Kultur auf engstem Raum
Bornheim: Rundgang durchs Naxos-Viertel
23 Das lustige Dorf
Bornheim: Obere Berger Straße
24 Entschleunigtes Shoppen für Genießer
Nordend: Untere Berger Straße
25 Naturwissenschaft begreifbar gemacht
Westend: Experiminta Science Center
26 Alles am Fluss
Gutleutviertel: Westhafen
Der berühmteste Sohn Frankfurts
Persönlichkeiten: Goethe und seine Heimatstadt
27 Schmücken mit fremden Federn
Altstadt: Kunsthalle Schirn
28 Panoramablick vom Feinsten
Innenstadt: Main Tower
29 Das Neue Frankfurt
Heddernheim: Ernst-May-Haus
30 Hier werden Sie zum Stoffel
Nordend: Stalburg Theater
31 Dunkel, rauchig, feinste Musik
Bahnhofsviertel: Orange Peel Club
32 Miss Marple im Doppelpack
Sachsenhausen: Buchhandlung Die Wendeltreppe
Essen und Trinken
33 Die Frankfurter Genussmeile
Innenstadt: Fressgass
34 Auf Gleisen durch die Stadt
Innenstadt: Rundfahrt mit dem Ebbelwei-Express
35 Feiern bis zum Morgengrauen
Sachsenhausen: Rundgang durch Alt-Sachsenhausen
36 Ein Eldorado für die Sinne
Altstadt: Kleinmarkthalle
37 Hessen à la carte
Ostend: Apfelweinlokal Zur schönen Müllerin
Wer macht die Musik zum Handkäs’?
Kulinarik: Typische Frankfurter Gerichte
38 Türkischer Grill auf dem Main
Sachsenhausen: Dönerboot Merals Imbiss
39 Alles andere als träge
Niederusel: Apfelweinlokal Zum lahmen Esel
40 Godmother und Paternoster
Innenstadt: Luginsland Skyline Restaurant
41 Der Strand auf dem Parkhaus
Innenstadt: Long Island Summer Lounge
42 Edles Ambiente im pompösen Altbau
Westend: Kameha Suite
43 »Frankfurt endet nicht im Nordend!«
Berkersheim: Gasthaus Zum Lemp
Natur und Grün
44 Spaziergang auf dem Alten Wall
Innenstadt: Anlagenring
45 Ein Park ohne Hunde und Radfahrer
Nordend: Bethmannpark und chinesischer Garten
46 Buffalo Bill unter Palmen
Westend: Palmengarten
47 Zum Sterben schön
Nordend: Hauptfriedhof
48 Unter grünem Dach
Westend: Hängebuche im Grüneburgpark
49 Ein tierisches Vergnügen
Ostend: Frankfurter Zoo
50 Romantische Flusslandschaft
Rödelheim: Entlang der Nidda
51 Beliebtes Ausflugsziel für Radfahrer
Bonames: Alter Flugplatz
52 Seiner Zeit weit voraus
Bockenheim: Ökohaus am Westbahnhof
53 Auenlandschaft im alten Fischerdorf
Fechenheim: Rundweg Fechenheimer Mainbogen
54 Paradies für Kinder mit Weitblick
Seckbach: Lohrberg
55 Über dem Waldboden schwebend
Oberrad: Goetheturm mit Waldspielplatz
56 Wo die wilden Kerle toben
Riederwald: Abenteuerspielplatz Riederwald
57 Was wissen Sie über unseren Wald?
Sachsenhausen: StadtWaldHaus
Fluss und See
58 Die Schwingung der Stadt spüren
Bahnhofsviertel/Sachsenhausen: Holbeinsteg
59 Charmantes Kleinod am Wasser
Nordend: Holzhausenschlösschen
60 Treffpunkt und Party-Location
Altstadt/Sachsenhausen: Eiserner Steg
61 Die alternative Stadtrundfahrt
Main: Mainschifffahrt ab Mainkai
62 Eines der schönsten Freizeitgebiete
Niederrad: Licht- und Luftbad
63 Anglerlatein bei einem Froschkonzert
Nied: Anglerheim Nied
64 Florenz in Frankfurt
Sachsenhausen: Walther-von-Cronberg-Platz
65 Oase in der Großstadt
Ostend: Schwedlersee
66 Vier Hektar Spaß
Ostend: Hafenpark
67 Vier Ruderclubs, Boot an Boot
Oberrad: Rudererdorf Oberrad
68 Goethes späte Liebe
Oberrad: Gerbermühle
69 Vierwaldstättersee in Miniatur
Sachsenhausen: Jacobiweiher
Bankgeheimnisse
70 Ein tragischer Regent
Altstadt: Das Geheimnis des toten Königs im Dom
71 Das Verschwinden der alten Dame
Altstadt: Das Geheimnis der Staufenmauer
72 Die nie gesendete Radioaufnahme
Sachsenhausen: Das Geheimnis um die Villa Mumm
73 Rätsel der Frankfurter Würstchen
Altstadt: Das Geheimnis rund um die Kunsthalle Schirn
74 Die Einst reichste Familie der Stadt
Altstadt/Bahnhofsviertel: Das Geheimnis der Judengasse
75 Meisterstück in dunkler Nacht
Ostend: Das Geheimnis des Frankfurter Zoos
76 Der Fall Rosemarie Nitribitt
Innenstadt: Das Geheimnis der Stiftstraße 36
77 Warum in die Ferne schweifen?
Westend: Das Geheimnis des uralten Hundes am Senckenberginstitut
78 Ariadnes Geschichte
Sachsenhausen: Das Geheimnis der Liebieghaus Skulpturensammlung
79 Die seltsame Apparatur
Altstadt: Das Geheimnis um das Philipp-Reis-Denkmals
80 Das älteste Wohnhaus der Innenstadt
Altstadt Das Geheimnis des Hauses Wertheym
Karte 1
Karte 2
»Frankfurt steckt voller Merkwürdigkeiten.« Das wusste schon Goethe über seine Heimat zu berichten. Doch ist das heute noch so aktuell wie vor 200 Jahren? Begeben Sie sich auf eine Reise durch das heutige Frankfurt und erfahren Sie mehr. Wir begleiten Sie mit Geschichten und Anekdoten, teils selbst erlebt, teils aus der über 1.200-jährigen Geschichte überliefert, und laden Sie ein, die Schönheit und Besonderheit unserer Stadt zu entdecken.
Die Stadt vollständig zu beschreiben ist unmöglich. Dazu ist Frankfurt zu vielseitig und voller Gegensätze. Aber gerade dieser Kontrast macht den besonderen Charme aus. Dies wollen wir Ihnen an vielen Details näherbringen, die Sie vielleicht so in der Stadt nicht vermuten würden.
Außer unseren Lieblingsplätzen gibt es unzählige Geheimnisse über Frankfurt zu erzählen. Da ein Geheimnis entdeckt werden will, haben wir zu jedem der 11 ausgewählten eine Bank gesucht, auf der Sie sich in Ruhe Ihre eigenen Gedanken machen können. Als Bank verstehen wir in diesem Kontext eine Sitzgelegenheit im weiteren Sinne, die wir teils amüsant, teils hinweisgebend ins Bild gebracht haben.
Auf unsere Hochhäuser sind wir Frankfurter stolz. Besonders vom Mainufer aus, mit Dom und anderen Kirchen im Vordergrund, bietet sich ein spektakulärer Anblick. Solch eine Skyline aus acht Jahrhunderten ist wohl einmalig auf der Welt. Zwei der Türme können Sie besteigen und den Frankfurtern auf den Kopf schauen. Wir verraten Ihnen welche. Abseits der Hochhäuser zeigen wir Ihnen beschauliche Orte mit der Gemütlichkeit eines Dorfes, alte Fachwerkhäuser, pittoreske Gassen und historische Apfelweinschenken.
Frankfurt ist unglaublich grün. Wir werden Ihnen von tropischen Palmen am Main und Dünen im Grüngürtel erzählen. Von idyllischen Flussauen, Parks und einem Weinberg mit grandioser Aussicht. Überhaupt finden wir unseren Grüngürtel fabelhaft, der auf einer Fläche von 80 Quadratkilometern den Stadtkern umgibt. Er ist einer der größten innerstädtischen Grünräume weltweit. Von der UN wurde er als Vorzeigeprojekt nachhaltiger Stadtentwicklung ausgezeichnet. Mit diesem und dem im Buch beschriebenen Anlagenring, dem Mainufer und den Parks zeigen wir Ihnen Natur, die in Frankfurt nie weit ist und zu jeder Jahreszeit zu einem Spaziergang einlädt.
Mit der Börse und seinen Banken zählt Frankfurt zu den führenden Finanzzentren. Das schon seit Jahrhunderten. Ein Geheimnis dazu erwartet Sie im Buch. Aber Frankfurt ist nicht nur eine Stadt zum Arbeiten. Mit der höchsten Museumsdichte und den höchsten Pro-Kopf-Kulturausgaben in Deutschland ist Frankfurt auch eine Stadt der Kultur und Feste. Besuchen Sie mit uns einige der Museen, die in der Gesamtheit die zweithöchsten Besucherzahlen der Republik aufweisen.
So abwechslungsreich wie die Stadt zeigt sich auch die Herkunft und Sicht der Autoren. Der eine, in Frankfurt geboren und mit Familie im Trubel der Innenstadt zu Hause, könnte sich keinen besseren Ort zum Leben vorstellen. Der andere, vor den Toren der Stadt beheimatet, hat seine Begeisterung für Frankfurt während des Schreibens noch ausbauen können. Dies führt zu unterschiedlichen Erzählweisen, lebhaft und spannend. Das Buch richtet sich nicht nur an Einheimische, die sich in manchen Plätzen wiederfinden werden und dazu ihre eigene Geschichte erzählen können. Ebenso »Eingeplackte«, wie Zugezogene in Frankfurt liebevoll bezeichnet werden, sind angesprochen. Denn zum Heimischwerden gehört das Kennenlernen. Aber auch Besuchern möchten wir die Stadt so näherbringen, als würden sie von einem Freund oder guten Bekannten geführt werden. Es freut uns, wenn Sie eine Vielzahl neuer und unbekannter Eindrücke aus unserem liebenswerten Frankfurt für sich gewinnen.
Beenden möchten wir die Einleitung mit Zeilen des Frankfurter Schriftstellers Friedrich Stoltze, denen Sie vielleicht nach dem Lesen des Buches zustimmen werden: »Un wann se bei uns sich amesiern, dann werrd se der Abschied doppelt rihrn un gewe merr recht un stimme mit ei: wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!«
Bernd Köstering und Ralf Thee
Es ist kaum möglich, von der Alten Oper zu schwärmen, ohne den vor ihr liegenden Opernplatz mit einzubeziehen. In den vollen Genuss dieses Ensembles kommen Sie an einem lauen Sommerabend, wenn die Außenfassade von Scheinwerfern in Szene gesetzt wird, die umliegenden Hochhäuser beleuchtet sind und der Lucae-Brunnen seine weiten Fontänen sprüht. Dann können Sie eintauchen in das urbane Leben Frankfurts.
Das Gebäude wurde von Richard Lucae entworfen und 1880 am heutigen Standort eingeweiht. 1944 wurde es fast vollkommen zerstört und 1981 – neu aufgebaut – zum zweiten Mal der Öffentlichkeit übergeben. Heute ist die Alte Oper ein Konzert- und Veranstaltungshaus von großer Bandbreite, nur dem verpflichtet, was die Inschrift über dem Eingang besagt: dem Wahren, Schönen, Guten. Sie können klassische Konzerte ebenso genießen wie Jazz, Soul, Schlager, Comedy und Theaterstücke. Lediglich Rocker und Rapper sind nicht im Programm zu finden. Und: Die großen Opernaufführungen sind den Städtischen Bühnen am Willy-Brandt-Platz vorbehalten.
Wenn Sie das Gebäude durch den Haupteingang betreten, werden Sie schnell feststellen, dass das Äußere mehr historisches Flair aufweist als das Innere. Dort gibt es kaum noch historisch restaurierte Gebäudeteile, außer dem Vestibül mit seiner beeindruckenden Kastendecke und dem Alten Foyer, in dem sich heute das Restaurant Opéra befindet. Im großen Saal wurde viel Wert auf die Akustik gelegt, sodass er in diesem Punkt deutlich besser abschneidet als seine große Schwester, die Festhalle. Nach einem Konzert bietet sich das Café Rosso oder eines der zahlreichen Restaurants in der »Fressgass« an. Auf keinen Fall fehlen sollte ein Rundgang über den Opernplatz mit einer Rast auf dem Rand des Lucae-Brunnens: Halten Sie inne und nehmen Sie die Stimmung dieses Ortes in sich auf.
Restaurant Opéra: Hervorragender Sonntagsbrunch im historischen Ambiente des Alten Foyers oder auf dem Balkon mit Blick über den Opernplatz.
1
Alte Oper
Opernplatz 1
60313 Frankfurt am Main
069 13400
www.alteoper.de
Restaurant Operá
Opernplatz 1
60313 Frankfurt am Main
069 58804330
Fast glaubt man den Hauch von Weltliteratur zu spüren, der dieses Haus durchweht. Es hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. 1944 wurde Goethes Elternhaus weitgehend zerstört, nach dem Krieg war es das erste historische Gebäude in Frankfurt, das wiederaufgebaut wurde. Goethe wohnte hier mit Unterbrechungen von 1749 bis zu seiner Übersiedlung nach Weimar 1775. Im sogenannten Dichterzimmer brachte er während seiner frühen Schaffensphase wichtige Werke zu Papier: Den Götz, den Werther, den Clavigo und den Urfaust. Damit begründete Goethe seinen Weltruf als Schriftsteller. Der Götz hat ihn bekannt, der Werther sogar berühmt gemacht – so berühmt, dass Goethes Elternhaus nach seiner Rückkehr aus Wetzlar zu einer Art Pilgerstätte wurde.
Das Goethe-Haus ist eines der meistbesuchten historischen Gebäude in Frankfurt. Doch Sie brauchen keine Bedenken zu haben, in dem weitläufigen Haus verteilen sich die Besucher ebenso gut wie in Goethes Wohnhaus in Weimar. Auch sonst findet man einige Parallelen zwischen beiden Bauten: Die große Eingangstreppe in Weimar, die Goethe nachträglich einbauen ließ, wird oft den Eindrücken seiner Italienreise zugeschrieben. Mag sein, doch wenn man vor der imposanten Treppe in seinem Elternhaus steht, sind auch Frankfurter Einflüsse nicht von der Hand zu weisen.
Als Goethes Mutter das Haus verkaufte, erzielte sie für den üppigen Weinkeller mehr Einnahmen als für das Gebäude selbst. Der Keller kann heute nicht mehr besichtigt werden. Dafür aber die Küche mit der großen Schwengelpumpe, die den täglichen Gang zum Brunnen ersparte, sowie die hölzerne Wäschepresse, bei 144 Garnituren Bettwäsche sicher eine sinnvolle Anschaffung. Interessant auch das Puppentheater des kleinen Johann Wolfgang, ein Geschenk seiner Großmutter, mit dem sie ihm sehr früh einen kreativen Zugang zur Theaterbühne verschaffte.
Beachten Sie die imposante astronomische Uhr in der zweiten Etage, die mit der Anzeige von Sonnenstand und Mondphase bereits den jungen Goethe faszinierte.
2
Frankfurter Goethe-Haus
Freies Deutsches Hochstift
Großer Hirschgraben 23–25
60311 Frankfurt am Main
069 138800
www.goethehaus-frankfurt.de
Der Römer ist das Herz der Stadt. Er ist eigentlich nur Rathaus und doch so vieles mehr. Im Jahre 1405 erwarb die Stadt das Haus Zum Römer und machte es zum Ursprung ihres heutigen Rathauses. Dabei trägt nur das mittlere der drei Häuser mit dem Treppengiebel den Namen. Vermutlich ist es nach Händlern aus Rom benannt, die zu Messezeiten hier ihre Waren feilboten. Heute bezeichnet man den ganzen Rathauskomplex inklusive des davor liegenden Platzes als Römer.
Hier pulsiert das Leben. Einst waren es die Feierlichkeiten der Königswahlen. Heute ist das jährliche Highlight der Weihnachtsmarkt. Schon im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt, zählt er zu den größten und schönsten in Deutschland. Ableger davon finden sich sogar in England. Auf dem Frankfurt Christmas Market in Birmingham trinkt man den Glühwein aus Originalbechern vom Main mit dem Aufdruck Frankfurter Weihnachtsmarkt: mit rund 5,5 Millionen Gästen 2014 der größte Weihnachtsmarkt Europas.
Ein Besuch des Römers lohnt aber zu jeder Jahreszeit. Nehmen Sie Platz und genießen Sie den Römerberg mit seinen hübschen Gebäuden. Touristengruppen schauen sich staunend um und machen unzählige Fotos, Berufstätige huschen vorüber und aus dem Standesamt im Römer kommen frisch Vermählte die alte steinerne Treppe herunter. Laufen Sie auch einmal um den Komplex herum und in seine Innenhöfe hinein. Es gibt einiges zu entdecken.
Die Fassade »spricht« regelrecht. Katzenfiguren erinnern an eine Mäuseplage, das Original Kannix vom Mundartdichter Stoltze grüßt vom Torbogen und den augenzwinkernde Sinnspruch »Geht dir Rat aus, geh aufs Rathaus« gilt es zu entdecken. Sie brauchen noch ein besonderes Mitbringsel aus Frankfurt? Wie wäre es mit einer Flasche Wein vom Lohrberg? Links ums Eck finden Sie diese. Die Aquarellzeichnung des alten Frankfurts auf dem Etikett macht sogar das Geschenkpapier überflüssig.
Im Erdgeschoss des Römers finden Sie die Bürgerberatung. Hier erhalten Sie Auskunft rund um die Stadt und kostenlose Broschüren zu Sehenswürdigkeiten.
3
Römer
Römerberg 23
60311 Frankfurt am Main
069 21240000
www.frankfurt.de
Städtisches Weingut
Limpurgergasse 2
60311 Frankfurt am Main
069 21233680
www.frankfurt.de
Den Frankfurter Dom sollten Sie nicht verpassen. Hier wurden Kaiser und Könige gewählt und auch gekrönt. Dabei war der Dom niemals Bischofskirche. Den Titel Kaiserdom trägt die gotische Pfarrkirche St. Bartholomäus ehrenhalber, wegen ihrer bedeutenden Geschichte. Wenn Sie den Dom betreten, imponiert die Architektur. Die Größe und Deckenhöhe lässt den Besucher winzig erscheinen, man ist beeindruckt. Gleiches gilt für die Ausstattung. Die roten Sandstein-blöcke der Säulen und Wände verwandeln sich jedoch beim Nähertreten in rote Farbe mit weiß aufgemalten Fugen. Diesen Trick nutzte man schon im Mittelalter, um optisch perfekte Sandsteinquader zu imitieren. Schauen Sie aber nicht nur nach oben. Im Boden finden Sie die Umrisse einer ehemaligen Kapelle aus dem 7. Jahrhundert mit dem Grabmal eines adeligen Mädchens.
Sie werden erkennen, dass der Dom in etwa so breit wie lang ist. Dies ist den Zeremonien der Königswahlen geschuldet: Durch das Querhaus verließ der Regent den Dom. Einst war dies auch in der Wandbemalung erkennbar. Vor der Orgel sehen Sie davon noch Reste. Entlang dieser Wand liegt die Christi-Grab-Kapelle. Schreiten Sie durch die kleine Tür an der Rückwand und atmen Sie Geschichte. In diesem unscheinbaren Raum, der früher die Bibliothek des Doms beherbergte, wurden Kaiser und Könige gewählt. Links vom Hochaltar können Sie auf Ihrem Weg nach draußen den Maria-Schlaf-Altar bestaunen. Die umgebenden Wände und Fenster der Kapelle überlebten als einzige das 20. Jahrhundert schadlos. Der Altar, aus Sandstein gefertigt, konnte wegen seines Gewichts in Kriegszeiten nicht in Sicherheit gebracht werden. Man mauerte die Kapelle kurzerhand ein, und rettete so die Ausstattung vor Bombentreffern.
Verlassen Sie den Dom wie ein König, durch das Nordportal. Diesen Weg nahmen die frisch gewählten und gekrönten Deutschen Könige.
Wenn Sie den 96 Meter hohen Turm bestiegen haben, raubt Ihnen nicht nur der Ausblick den Atem. Auch die über 300 Stufen nach oben tragen dazu bei.
4
Dom St. Bartholomäus
Domplatz 1
60311 Frankfurt am Main
069 2970320
www.dom-frankfurt.de