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Toughe Kämpferin trifft Alphatier– Band 6 von Bestseller-Autorin G. A. Aikens erfolgreicher und mitreißender Erotic Fantasy-Serie um unwiderstehliche Shape Shifter Dee-Ann Smith vertraut nichts so sehr wie ihren Instinkten. Das hat sie als ehemaliger Marine und Mitglied einer Gestaltwandler-Schutzgruppe gelernt. Ric Van Holtz ist ihr Boss und verrückt nach Dee-Ann. Doch die möchte keine gediegenen Cocktail-Partys mit ihm besuchen, sondern mit aller Kraft gegen illegale Gestaltwandler-Kampfarenen kämpfen. Um Dee-Ann rumzukriegen, muss ihr Chef endlich zum Teamplayer werden – für Alphatier Ric die größte Herausforderung von allen ... G. A. Aikens neues Buch ist ein wahres Feuerwerk an Witz, Erotik und Action!
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Cover & Impressum
Prolog
Fünfundzwanzig Jahre später …
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Der erste Schlag ins Gesicht brachte Dee-Ann ins Stolpern. Aber das war keine Überraschung. Nicht umsonst wurde die Tigerin Marcella Malone »Eisenfaust« genannt. Und Dee hatte den großen Fehler gemacht, ihr den Rücken zuzuwenden. Eigentlich wusste sie es besser und hätte dieser heimtückischen Katze und ehemaligen Marine, die ursprünglich aus Mineola, Long Island, New York, stammte, normalerweise niemals den Rücken zugedreht. Als sie noch zusammen trainiert hatten, hatte Dee sie »diese Long-Island-Hure« genannt.
Es war Jahre her, seit sie sich zum letzten Mal gesehen hatten: Damals hatten sie gemeinsam bei der reinen Gestaltwandler-Einheit des Marine Corps angefangen. Ihr befehlshabender Offizier hatte sie später in unterschiedliche Teams eingeteilt, da »manche Hunde und Katzen einfach nie miteinander auskommen werden«, wie der Eisbär erklärt hatte.
»Tut mir leid, Dee-Ann«, sagte die Katze ohne das geringste Anzeichen von Reue. »Mir ist die Faust ausgerutscht.«
»Kann passieren«, entgegnete Dee, Sekunden, bevor sie ihrerseits einen Faustschlag in Malones Gesicht platzierte.
Die Tigerin knurrte und hob den Kopf, während sich ihre Augen vor Wut leuchtend golden färbten, da aus der Platzwunde an ihrer Wange Blut strömte. Dies erschien Dee allerdings nur fair, da aus ihrer eigenen Nase dieselbe Menge Blut floss.
Die beiden betrachteten einander abschätzig von oben bis unten. Dee rief sich blitzschnell sämtliche Stärken und Schwächen der Tigerin ins Gedächtnis. Malone war etwa in Dees Alter, um die fünfunddreißig, hatte kräftige Arme und Oberschenkel und befand sich auf dem Höhepunkt ihrer Kraft. Sie war schnell, aber ihr Durchhaltevermögen reichte nicht an Dees heran. In menschlicher Gestalt war Malone einen Meter zweiundachtzig groß, wog etwas mehr als sie selbst und war insgesamt kurviger. Sie trug ihr schwarzes Haar mit den weißen und roten Strähnen noch immer lang, und Dee hatte keinerlei Skrupel, diese Haare zu ihrem Vorteil zu nutzen, wenn es sein musste.
Ihre beiden Teams bildeten einen Kreis um sie, und auf einer tieferen, humaneren Ebene wusste Dee durchaus, dass die ganze Sache falsch war. Eigentlich hatten sie in dieser heißen Spätjuninacht in dem Lagerhaus in Brooklyn wichtigere Dinge zu erledigen als diesen Zickenkampf zweier ehemaliger Marines. Aber Malone hatte schon immer das Schlechteste in Dee zum Vorschein gebracht. Das mit Abstand Schlechteste.
Also hatten die beiden Raubtiere die eigentlichen Probleme ignoriert – etwa die Frage, was mit dem Kampfring passiert war, der hier heute Abend ein Event hätte abhalten sollen –, ihre Jacken abgelegt und die Fäuste erhoben.
Malone war schon immer eine Streithenne gewesen und würde es auch immer bleiben. Das brachte ihr Tigerblut mit sich. Sie war die Tochter eines der größten Gestaltwandler-Hockeyspielers früherer Zeiten, »Nice Guy« Malone. Und genau wie ihr Vater hatte sie nach ihrer Zeit bei den Marines als rechte Verteidigerin bei den Nevada Slammers angefangen. Sie war ziemlich gut, verbrachte jedoch einen Großteil ihrer Zeit auf der Strafbank, weil sie einfach nicht damit aufhören konnte, den Leuten die Seele aus dem Leib zu prügeln, wenn sie ihr auf die Nerven gingen.
Aber Malone war nicht nur Hockeyspielerin. Sie arbeitete auch für die Katzenhaft Security, kurz: KZS, die Sicherheitsorganisation des Katzenvolks. KZS gab es schon seit mehreren Hundert Jahren, und die Organisation verfügte über Stützpunkte in aller Welt, deren einzige Aufgabe schlicht der Schutz aller Katzen war. Es passierte nur selten, dass Dee oder ein anderes Mitglied der Gruppe einem KZS-Team von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand. Besonders, wenn es um Hybriden ging. Die Katzen waren berüchtigt dafür, keinerlei Interesse an oder Geduld mit irgendeiner Art von Mischlingen zu haben. Tatsächlich tolerierten sie selbst Katzenmischlinge – Töwen, Liger, Gepard-Leopard-Kreuzungen usw. – nur widerwillig, und besonders, wenn sich Katzen außerhalb ihrer Art paarten oder KZS-Mitglieder mit Hundemischlingen zu tun hatten, zeigten sie oft noch mehr Verachtung als gewöhnlich. Was wiederum bedeutete, dass sie sich normalerweise nicht mit Hybridenproblemen abgaben.
Bis vor Kurzem. Und diese Tatsache löste bei Dee-Ann alle möglichen Arten von Misstrauen aus.
Der Zwei-Tonnen-Truck, den Malone ihre Faust nannte, rammte Dees Wange mit voller Wucht, gefolgt von einem rechten Haken auf ihre ohnehin bereits angeknackste Nase. Dee ignorierte die kleinen gelben Vögelchen, die um ihren Kopf flatterten, wehrte den nächsten Schlag mit dem rechten Unterarm ab und zerquetschte ihrerseits Malones Nase mit der Handfläche. Malones Kopf kippte nach hinten, und Dee ließ einen Fausthieb in den Magen folgen. Malone schlang beide Arme um Dees Hals, zog sie ganz nah an sich heran und rammte ihr Knie zweimal in Dees Unterleib. Daraufhin knallte Dee ihren Kopf nach vorn gegen Malones Stirn.
»Das reicht!«, brüllte eine weibliche Stimme.
Kräftige Hände rissen Dee und Malone auseinander, und die Tatsache, dass ihre Füße dabei über dem Boden baumelten, verriet Dee, dass sie von etwas sehr Großem gepackt worden waren.
»Dee-Ann?« Es war dieselbe weibliche Stimme, aber sie gehörte nicht dem Biest, das sie festhielt.
Dee wischte sich das Blut aus den Augen und schaute auf ein vertrautes Gesicht hinunter. »Guten Abend, Desiree.«
Desiree MacDermot-Llewellyn trug eine kugelsichere Weste über einem dünnen T-Shirt, hatte ihre Pistole gezogen – sie hatte immer mehr als eine Waffe dabei – und schaute sich mit ihren leuchtend grün-grauen Augen hastig im Raum um. Sie schien sich unter Gestaltwandlern immer entschieden wohler zu fühlen als unter ihresgleichen – und das lag nicht nur an dem Gefährten, den sie für sich gewählt hatte. Dee kannte den Löwen Mace Llewellyn seit Jahren über ihren Cousin Bobby Ray. Nein, es wäre zu leicht gewesen, zu behaupten, Desiree sei nichts anderes als ein Vollmensch, der erst durch seinen Gefährten zu sich selbst gefunden hatte. Denn in Wahrheit war Desiree MacDermot-Llewellyn ein ebenso gefährliches Raubtier wie jeder Gestaltwandler, den Dee kannte.
Desiree schüttelte den Kopf, stieß keuchend den Atem aus und steckte ihre Waffe zurück in das Holster an ihrer Seite. »Was zur Hölle machst du da, Dee?«
»Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst.«
Desiree verdrehte die Augen und schaute zu Malone. »Und du?«
Malone knurrte und fletschte die Zähne. Eine Geste, die Desiree, ihrem verächtlichen Schnauben nach zu urteilen, nicht im Geringsten beeindruckte.
»Schaut euch mal hier um«, befahl Desiree. Sie war beim NYPD und heute Abend nicht allein gekommen. Abgesehen von dem Bären, der Dee und Malone wie zwei Stoffpuppen hochhielt, hatte sie ein S.W.A.T.-Team aus Brooklyn dabei, das größtenteils aus Gestaltwandler-Polizisten bestand. Bevor man sie mit ihrer jetzigen Aufgabe betraut hatte, hatten sie in anderen Bezirken in allen fünf Stadtteilen gearbeitet. Im Gegensatz zur Gruppe und zur KZS bestand ihre Aufgabe darin, den Frieden zwischen den verschiedenen Spezies in der ganzen Stadt zu erhalten, und nicht darin, sie zu beschützen oder sie auszulöschen. Und obwohl Desiree selbst ein Vollmensch war, verfügte sie über drei Eigenschaften, die sie die ideale Besetzung für diesen besonderen Job machten: Sie war die Gefährtin eines mächtigen Löwen, hatte selbst einen Löwen zur Welt gebracht – was wiederum bedeutete, dass sie alles tun würde, um ihn zu beschützen –, und die Frau war eine verdammt gute Polizistin.
»Dez«, rief ein Mitglied ihres Teams. »Du solltest dir das hier besser mal anschauen.«
Desiree entfernte sich, und Malone sagte zu dem Bären, der sie noch immer festhielt: »Denkst du, du könntest uns vielleicht allmählich runterlassen, Kumpel?«
Der Blick des knapp zwei Meter vierzig großen Eisbären wanderte ein paarmal zwischen den beiden hin und her, bevor er antwortete: »Nein.«
Nach einigen Minuten kehrte Desiree zurück, und ihre Miene wirkte ganz eindeutig nicht besonders glücklich.
Desiree ließ ihren Finger in der Luft herumwirbeln und befahl ihrem Team: »Kassiert sie alle ein.«
»Weswegen, verdammt noch mal?«, platzte Malone heraus.
»Da hinten liegen etwa zwanzig Leichen«, erklärte Desiree. »Einige in menschlicher Gestalt, andere nicht wirklich. Vielleicht hättet ihr zwei sie ja bemerkt, wenn ihr nicht so mit eurem knallharten Zickenkampf vor Publikum beschäftigt gewesen wärt.« Angewidert schüttelte sie den Kopf. »Solange wir das nicht geklärt haben, kommt ihr alle mit.«
Desiree kehrte wieder zu ihrem Team zurück und bellte weitere Befehle.
Dee schämte sich aufrichtig und warf einen Blick zu Malone hinüber, die im gleichen Moment den Kopf hob. Und einen Augenblick lang hatte Dee das Gefühl, dass sie beide dieselbe durchdringende Enttäuschung über sich selbst verspürten, weil sie sich nicht auf das eigentliche Problem konzentriert hatten. Im nächsten Moment schien es jedoch bereits, als seien sie beide dies leid, und sie begannen, sich gegenseitig anzuknurren, nacheinander zu schnappen und zu versuchen, sich gegenseitig aus der Ferne mit ihren Krallen zu zerfetzen, während sie den Bären ignorierten, der ihnen befahl, sich wieder zu beruhigen.
Dee musste zugeben, dass sich das entschieden besser anfühlte, als sich selbst leidzutun.
Ric holte drei Teller aus dem Grillofen. Er schob die Tür mit seinem Ellbogen wieder zu und stellte die Teller mit dem brutzelnden Seelöwenspeck auf den Tisch des Sauciers, der sie servierfertig machen würde.
»Auf geht’s, Leute!«, rief er, als er sah, wie viele Bestellungen sich bereits angesammelt hatten. »Legt ein bisschen Tempo zu. Wir haben ein volles Haus!«
»Ja, Chef!«, bekam er als Antwort, gefolgt von mehreren Stimmen, die ein leises »Arschloch« murmelten. Aber Ric störte das nicht. Er hatte es in gewisser Weise verdient.
»Ric!«, hörte er seine jüngere Cousine Arden kreischen, als sie in die Küche stürmte. Wenn ein Van Holtz nicht in der Küche arbeiten wollte, dann arbeitete er im Service. Zumindest bis er oder sie mit dem College fertig war.
Arden hielt einen großen Teller in der Hand: ein ganzer Lachs, mit Kopf und allem Drum und Dran, den Ric vor zehn Minuten nach draußen geschickt hatte.
»Was ist denn?«
»Der Grizzly an Tisch sechs sagt, es sei nicht genügend Honig an deinem Lachs mit Honigsoße.«
Ric, der ganz genau wusste, dass seine glasierte Honigsoße perfekt war und es immer sein würde, verstand sofort, was der verstimmte Bär wirklich wollte. Er griff in einen der unteren Schränke und holte eine der fünfzig bärenförmigen Fläschchen mit Nullachtfünfzehn-Honig heraus, die er immer vorrätig hatte. Das gute – und teure – Zeug aus Europa würde er nicht an diese Banausen verschwenden.
Ric drängte sich an seinem Souschef vorbei, schraubte den Deckel von der Flasche ab, schüttete die Hälfte des Honigs direkt auf den Lachs, klaute sich von einer der Stationen nebenan ein Messer und verteilte den Honig dann über den ganzen Fisch. Er nahm seiner Cousine den Teller aus den Händen, warf ihn in eines der industriellen Mikrowellengeräte und wärmte den Fisch für ein paar Sekunden wieder auf. Auch hier hätte ein Gast mit echtem Geschmack eine bessere Behandlung verdient, aber dieser Idiot von einem Bären hatte Glück, dass Ric mit dem verfluchten Fisch nicht den Badezimmerboden wischte.
Als er sich sicher war, dass genügend Zeit vergangen war, öffnete er die Mikrowelle und holte den Fisch wieder heraus. »Hier. Mit den Empfehlungen des Küchenchefs«, sagte er mit einem leisen Knurren.
Grinsend ging seine Cousine wieder aus der Küche.
»Das sind alles Banausen!«, verkündete er der Küchenmannschaft.
»Ja, Chef!«
Ric machte sich wieder an die Arbeit und richtete seine unerschütterliche Konzentration darauf, sein Essen rechtzeitig und perfekt zuzubereiten. Er war glücklich und in seiner eigenen Welt, als sein Telefon in der Tasche seiner schwarzen Jogginghose vibrierte.
»Ric am Apparat.«
»Hallo, Cousin.«
Ric lächelte. »Onkel Van! Wie läuft’s?«
»Großartig. Ganz großartig. Ich weiß, dass du beschäftigt bist, deshalb mache ich es kurz. Ich werde dir morgen oder übermorgen per Kurier etwas in deine Wohnung schicken lassen.«
»Okay.«
»Willst du mich nicht fragen, was es ist?«
»Sollte ich das?«
»Wahrscheinlich.«
Ric verzog das Gesicht. »Es hat mit meinem Vater zu tun, stimmt’s?«
»Möglicherweise. Ich sende dir Kopien der Bücher sämtlicher Van-Holtz-Restaurants der Gegend. Ich will, dass du sie dir ganz genau ansiehst und mir sagst, was du davon hältst.«
Rics Grimasse verwandelte sich in einen Ausdruck schierer Panik, und er starrte mit offenem Mund ins Leere. Er hatte das Gefühl, seine Kinnlade würde in Zeitlupentempo herunterklappen. »Wie bitte?«
»Du weißt, worum ich dich bitte, Ric.«
»Ja, aber …«
»Und du bist der Einzige, von dem ich glaube, dass er ehrlich zu mir ist.«
»Aber es klingt, als würdest du die Wahrheit bereits kennen.«
»Ich habe meine Vermutungen. Aber du bist derjenige, der ein Hirn für Zahlen hat. Zumindest sagt mir das meine wunderschöne Frau andauernd. Ihre genauen Worte waren: ›Bitte versuch nicht, darüber nachzudenken. Es tut richtig weh, das mit anzusehen. Schick Ulrich die verdammten Dinger.‹ Und sie hat vollkommen recht, wie immer. Ist das ein Problem?«
Zu untersuchen, ob Rics Vater, Alder Van Holtz, seiner eigenen Familie und der ganzen Meute Geld klaute, welchen Grund er auch immer dafür haben mochte? Warum sollte das wohl ein Problem sein?
»Nein, Sir.«
»Ausgezeichnet. Sag mir Bescheid, wenn du was findest.«
»Okay.«
Van legte auf, und Ric ging zurück an die Arbeit, froh, seine Küche kurz darauf an seinen Souschef übergeben zu können, da er später noch Gäste erwartete. Doch bevor er sich wieder ganz auf sein Essen konzentrieren konnte, klingelte sein Telefon erneut.
Da er fürchtete, dass sein Vater durch seine Spione bereits alles erfahren hatte, trat Ric in die Gasse hinter der Küche hinaus, um den Anruf anzunehmen.
»Ric am Apparat.«
»Mr. Van Holtz?«
Ric seufzte beinahe erleichtert, als er am anderen Ende der Leitung eine Frauenstimme hörte. »Ja.«
»Hier spricht Detective MacDermot, NYPD.«
Er kannte sie. Mace Llewellyns Frau. Nicht unbedingt der Typ Frau, von dem Ric erwartet hätte, dass ein Löwe wie Llewellyn sie als Gefährtin wählte. Nicht dass mit Desiree MacDermot irgendetwas nicht gestimmt hätte. Ganz im Gegenteil. Aber eine Straßenpolizistin irisch-puerto-ricanischer Abstammung konnte man nicht unbedingt als blaublütig bezeichnen, oder? Und darauf bestanden die Llewellyns für gewöhnlich.
»Ja, Detective. Was kann ich für Sie tun?«
»Mein Boss lässt fragen, ob Sie heute Abend wohl zu uns kommen könnten, um etwas zu besprechen.«
Ric runzelte die Stirn. »Ich muss arbeiten und habe heute Abend bereits Pläne, daher weiß ich nicht, ob das …«
»Wir haben Ihr Team, Mr. Van Holtz.«
Ric stieß lautstark den Atem aus. Dee-Ann. »Ich verstehe. Ich bin schon unterwegs.«
»Danke.« Sie beendete das Gespräch, und Ric steckte das Telefon wieder in seine Hosentasche. Ric war ohnehin bereits gereizt gewesen, aber jetzt war er stinksauer. Er schaute auf die Uhr, um sicherzugehen, dass ihm noch genügend Zeit blieb, sich um den Ärger zu kümmern, den Dee-Ann und ihr Team angerichtet hatten, und sich trotzdem noch mit seinen Freunden treffen zu können, ohne den ganzen Abend absagen zu müssen. Er konnte es schaffen, auch wenn er vielleicht ein bisschen zu spät kommen würde. Sie würden auf ihn warten.
Während er bereits darüber nachdachte, was er noch in seiner Küche zu erledigen hatte, bevor er verschwinden konnte, blickte Ric zum anderen Ende der Gasse, das in die Straße mündete. Da sah er ihn. Ihre Blicke trafen sich, und der Junge rannte davon.
Ric eilte ans Ende der Gasse, schaute die belebte Straße hinauf und hinunter und versuchte, ihn wieder zu entdecken. Nein. Nichts.
Verdammt. Wie es schien, wollte dieser Abend einfach nicht besser werden.
Dee saß in ihrem Käfig, die Ellbogen auf die Knie gestützt, während ihr Kinn auf ihren Fäusten ruhte. Sie saß da und wartete, während die Tigerin im Käfig nebenan unruhig auf und ab ging, als würde man sie jeden Moment ins Tigergehege des Bronx Zoo abtransportieren.
»Wie kannst du einfach nur so dahocken?«, wollte Malone schließlich wissen.
»Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Wie ein Idiot auf und ab tigern?«
»Du sollst irgendwas tun.«
»Ich sehe keinen Grund, sich so aufzuregen.«
»Tust du das jemals?«
»Das war schon immer dein Problem, Malone. Nur Gefühle, kein Verstand.«
Malone drehte sich zu ihr um und schlang ihre Finger mit den noch immer blutigen Knöcheln um die Gitterstäbe. »Zumindest kümmert mich die Sache. Mich kümmern diese Leute, die sie gefunden haben.«
»Das ist echt patriotisch von dir, Malone, aber deine großen Gefühle helfen niemandem, oder?«
»Genauso kalt wie dein geliebter Daddy, ich verstehe schon.«
Das ließ Dee von ihrer Bank aufspringen, und sie raste quer durch den Käfig, steckte einen Arm durch die Gitterstäbe und packte mit ihrer großen Hand Malones Hinterkopf. Dann schleuderte sie sie nach vorn und knallte ihre Stirn gegen das Titanmetall, das für diese Käfige benutzt wurde, seit sie speziell für Gestaltwandler angefertigt wurden.
Malones Faust schoss zwischen den Stäben hindurch und boxte Dee aufs Auge.
Mit ausgefahrenen Reißzähnen krallten sich die beiden aneinander fest und versuchten, sich gegenseitig durch die Gitterstäbe zu zerren.
»Dee-Ann!«
Die beiden ließen einander los, als sie das Bellen hörten, und Dee stolperte rückwärts.
Sie versuchte, durch ihr ohnehin bereits anschwellendes Auge etwas zu erkennen. Überrascht blinzelte sie.
Van Holtz … äh … Ric stand vor den Gitterstäben und kochte vor Wut. Er trug eine schwarze Jogginghose, schwarze Van-Turnschuhe und ein schwarzes T-Shirt, aber der Geruch seiner Küche klebte noch immer an ihm. Die Raubtier-Polizisten, die an ihren Schreibtischen saßen, hoben die Köpfe, schnupperten in die Luft und versuchten wahrscheinlich, herauszufinden, warum sie mit einem Mal so hungrig waren.
»Komm da raus«, befahl Ric, und Dee setzte sich in Bewegung. Sie streckte ihre Hände zwischen den Stäben hindurch und fummelte kurz an dem Schloss herum, mit dem ihr Käfig abgeschlossen war. Es öffnete sich fast augenblicklich, und sie hörte, wie Malone hinter ihr überrascht nach Luft schnappte. Arme Katzen. Sie waren mit Schlössern einfach nicht so geschickt wie Wölfe und Füchse.
»Warum hast du das nicht schon längst gemacht?«, wollte Malone wissen.
»Weil es genauso gut ist, zu wissen, dass ich es könnte, wie es tatsächlich zu tun. Genauso, wie ich weiß, dass ich dir die Kehle aufschlitzen könnte, während du schläfst …«
Ric knallte eine Hand auf Dees Mund und zerrte sie den Flur hinunter. »Toilette?«, fragte er Desiree, die dabei war, Malones Käfig aufzuschließen.
»Am Ende des Flurs.«
Sie fanden die Toilette, und Ric schubste Dee in den Raum.
»Was ist bloß mit dir los?«, fragte er.
Aber alles, was Dee tun konnte, war, mit den Schultern zu zucken und zuzugeben: »Sie nervt mich.«
Ric öffnete den Erste-Hilfe-Kasten, der an der Wand hing, und holte ein wenig Gaze und antibiotische Salbe heraus. Er machte die Gaze nass und begann, das Blut von Dees Gesicht und ihren Knöcheln zu tupfen. Als er das Blut abgewischt hatte, kümmerte er sich um ihre blauen Flecken und Platzwunden.
»Sie nervt dich? Sie nervt jeden.«
Dee glotzte ihn durch das Auge an, das nicht zugeschwollen war. »Du kennst Malone?«
»Ich hab Malone angeheuert. Sie spielt für die Carnivores.«
»Warum zur Hölle hast du das getan?«
»Hast du gesehen, wie die Frau Eishockey spielt?«
»Mir ist egal, wie sie spielt, Supermodel. Sie ist bei KZS. Oder hast du das auch gewusst?«
Er sah ihr direkt in die Augen und antwortete aufrichtig: »Natürlich wusste ich das.«
Dee schob ihn von sich weg. »Arbeitest du jetzt mit denen zusammen?«
»Sie sind nicht unsere Feinde, Dee-Ann.«
»So ein Schwachsinn, verdammt. Vielleicht erinnerst du dich nicht mehr daran, dass sie auf Wolfsgebiet eindringen wollten, aber ich tue es ganz sicher noch.«
Ric kratzte sich an der Stirn. »Du meinst 1832?«
»Ja.«
»Wow. Smiths sind wirklich nachtragend, was?«
»Es sei denn, wir werden vertraglich dazu gezwungen, es nicht mehr zu sein, wie bei euresgleichen.«
»Ich werd’s mir merken. Aber wir haben jetzt keine Zeit dafür, Dee.«
»Was soll das nun wieder heißen?«
»Wirst du gleich sehen.«
Dee wartete, während Ric die blutige Gaze in den Mülleimer warf, etwas Salbe auf ihre schlimmsten Wunden schmierte, sich die Hände wusch und sie ins Hauptbüro der Etage führte: einen von Glaswänden umgebenen Raum mit Blick auf die Brooklyn Bridge durch das Fenster hinter dem Schreibtisch. Am Schreibtisch saß eine Schwarzbärin. Desiree stand neben dem Schreibtisch, und Malone saß auf einem Stuhl neben einer weiteren Katze: eine Luchsin, die für diese Besprechung absolut overdressed wirkte.
»Da seid ihr ja«, sagte die Luchsin und zeigte auf die Uhr. »Hab noch ’ne Verabredung. Will ich nicht verpassen. Bringen wir das hier hinter uns, Leute.«
Ric machte die Tür zu und stellte Dee, wie immer ganz Gentleman, die anderen Frauen vor. »Detective MacDermot kennst du ja, und das ist ihr Boss, Lynsey Gentry. Sie leitet diese Abteilung des NYPD. Marcella Malone kennst du auch, neben ihr sitzt ihre Chefin Nina Bugliosi. Sie ist Cellas Supervisorin und Sprecherin von KZS, genau wie ich hier die Gruppe vertreten werde.«
Dee starrte ihn an. Cella? Jetzt nannte er sie schon Cella?
»Setzen Sie sich, alle beide. Hinsetzen.« Die Bärin fuchtelte mit einer Hand in ihre Richtung und begann: »Ich werde die Sache kurz machen, da ich keinen Grund sehe, sie künstlich in die Länge zu ziehen. Die Lage sieht wie folgt aus: Überall in der Stadt schießen diese Kampfringe aus dem Boden, und es werden immer mehr. Nun, ich will hier nicht darüber sprechen, dass wir unsere Identität vor den Vollmenschen schützen müssen, die nichts von unserer Existenz wissen. Das versteht sich von selbst, denke ich. Viel wichtiger ist, dass wir nicht länger ignorieren können, was mit den Hybriden in dieser Stadt und in anderen Gegenden geschieht, und wir können auch nicht länger nur gegen diese kleinen illegalen Hundekämpfe vorgehen, über die wir an jeder Ecke stolpern. Das ist ineffektiv. Nach einer Unterhaltung mit Niles Van Holtz, der die gesamte Gruppe von der Ost- bis zur Westküste leitet, und Victoria Löwe, die die Katzenkraft Security in den USA vertritt, haben wir beschlossen, unsere Kräfte zu vereinen.«
»Und was bedeutet das genau?«, fragte Malone dazwischen.
»Das bedeutet, dass wir für dieses Problem ein kleines Team mit unseren besten Leuten zusammenstellen, das der Sache auf den Grund geht und nach der Wurzel dieses ganzen Übels sucht. Ich will wissen, wer hinter den Kulissen am Geldhahn sitzt. Wenn wir erst das Geld finden, können wir dort ansetzen. Aber wir müssen das Geld finden.«
»Und wer wird diesem Team angehören?« Dee hatte das ungute Gefühl, die Antwort bereits zu kennen.
»Desiree wird es führen. Sie vertritt das NYPD und kann Ihnen die vollmenschlichen Abteilungen vom Leib halten – was sie auch bereits heute Abend getan hat, nachdem sich die Anwohner in der Nachbarschaft beschwert haben. Sie sollten sich also bei ihr bedanken. Ich weiß nicht, was wir noch für Sie hätten tun können, wenn Sie jemand anders mit all diesen Leichen in dem Lagerhaus entdeckt hätte.«
Gleichzeitig blickten Malone und Dee zu Desiree hinüber und sagten mit höhnischem Grinsen: »Danke.«
Desiree lachte, und Gentry fuhr fort: »Miss Malone wird KZS vertreten, Miss Smith die Gruppe.«
Die Wölfin und die Katze knurrten einander durch den Raum hinweg an. Dann begann Malone zu brüllen, und Dee bellte mehrmals und fletschte die Zähne.