Lions – Fesselnde Jagd - G. A. Aiken - E-Book

Lions – Fesselnde Jagd E-Book

G. A. Aiken

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Beschreibung

Er wird sie beschützen, um jeden Preis – und kommt ihr dabei viel zu nah! Band 8 von Bestseller-Autorin G. A. Aikens erfolgreicher und mitreißender Erotic Fantasy-Serie um unwiderstehliche Shape Shifter Als Security-Experte verfügt Ricky Lee Reed über einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Doch sein Einsatz für Toni Jean-Louis Parker – jene Frau, die er beschützen soll – geht weit über die berufliche Ebene hinaus. Mit jedem Tag verfällt er der komplizierten Schakalin mehr. Für Toni nimmt der stattliche Wolfsrüde so einiges in Kauf – inklusive Streit mit seinen Brüdern und schokosüchtigen Wildhunden. Toni weiß nicht, wie sie andauernd in solche Situationen gerät. Aber sie muss zugeben, dass da etwas an Ricky Lee Reed ist, das sie irgendwie interessant (und eigentlich ziemlich sexy) findet. Nun müssen beide nur noch lange genug überleben, um herauszufinden, ob es wert ist, für ihre Gefühle zu kämpfen ...

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Inhalt

Cover & Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Epilog

Kapitel 3

Rickys Bruder Rory Lee saß an dem ausladenden Schreibtisch in seinem Büro und blickte zwischen Ricky und Reece hin und her. »Er ist völlig nutzlos für mich«, erklärte Rory ihm. »Nutzlos! Ich kann ihn für diesen Job heute Abend nicht gebrauchen.«

Als Ricky Lee Reeces Wunden gesehen hatte, war ihm klar gewesen, dass sie diese Unterhaltung mit ihrem ältesten Bruder Rory würden führen müssen. Das war einfach zu erwarten gewesen. Rory Lee Reed war nicht nur der Älteste, sondern auch der Verklemmteste der drei, aber er hatte es immer als seine Rolle bertachtet, sich um die beiden anderen zu kümmern – auch wenn sie seine Hilfe gar nicht nötig hatten.

Gut, man konnte argumentieren, dass Reece Reed immer jemanden brauchte, der sich um ihn kümmerte, da der Trottel es immer wieder schaffte, in lebensgefährliche Situationen zu stolpern. Die Wahrheit war jedoch, dass ihr jüngster Bruder ganz genau wusste, was er tat, und jede Minute genoss. Und Rory genoss es, so zu tun, als komme er sich ausgenutzt vor.

Und was genoss Ricky? Nun, wie sich herausgestellt hatte, genoss Ricky es, zuzuschauen, wie Rory sich aufregte, während sich Reece sehenden Auges in bescheuerte Situationen manövrierte und sich verprügeln ließ. Er fand das unterhaltsam. Wie NASCAR-Rennen und gutes amerikanisches Bier.

Reece sagte irgendetwas, und Rory sah Ricky an. »Was hat er gesagt?«

»Du hast das nicht verstanden?«

»Bei seinem verdrahteten Kiefer und solange die gerissene Arterie in seinem Hals noch verheilt? Nein.«

»Ich schon.«

»Ricky«, knurrte sein Bruder, »du nervst mich.«

»Reece meint, er könnte den Job ohne Probleme erledigen.«

»Wie denn? Sein Kiefer ist total verdrahtet! Weil du nicht dafür gesorgt hast, dass er sich nicht in Schwierigkeiten bringt, wie ich es dir gesagt hatte!«

»Ich spiele für meinen Bruder nicht den Aufp…«

»Halt die Klappe!« Rory stützte sich mit den Ellbogen auf dem Schreibtisch ab und vergrub seine Hände unter der Baseballkappe in seinem Haar. Er kratzte sich am Kopf und knurrte ununterbrochen.

Armer Kerl. Er nahm diese ganze Sache so ernst. Oder zumindest Einzelheiten davon. Ricky und Reece nahmen nur ihre Fälle ernst. Ihnen lagen ihre Klienten am Herzen und sie wollten dafür sorgen, dass sie so sicher wie möglich waren. Das war schließlich ihr Job. Spezialisten für Personenschutz. Das stand auf ihren Visitenkarten. Ehrlich, die Reed-Jungs hätten keinen anderen Beruf finden können, der besser zu ihrem Wesen gepasst hätte. Als ein anderes Mitglied ihres Rudels, Bobby Ray Smith, aus der Navy entlassen worden war, hatten er und sein bester Freund, Mace Llewellyn, eine eigene Agentur für Personenschutz gegründet. Die älteren Rudelmitglieder in Tennessee und ihre Verwandten waren zwar alles andere als glücklich über diese Idee gewesen, aber Ricky, Rory und Reece hatten schon länger das Gefühl gehabt, dass Smithtown, Tennessee, allmählich ein wenig überfüllt war, und Bobby Rays Angebot, in New York neu anzufangen, gerne angenommen. Es war eine gute Entscheidung für sie alle gewesen.

Die Geschäfte liefen für Llewellyn Security wirklich gut und weiteten sich jeden Tag ein wenig mehr aus. Obwohl die meisten ihrer Klienten Gestaltwandler waren, waren sie auch gerne Vollmenschen zu Diensten. Geld war schließlich Geld, verdammt. Und je mehr Geld sie mit den Vollmenschen und den reicheren Gestaltwandlern verdienten, desto häufiger konnten sie den Wandlern helfen, die zwar nicht genügend Geld hatten, um sie zu bezahlen, aber trotzdem verzweifelt ihre Hilfe brauchten. Was Ricky an seinesgleichen wirklich liebte, war die Tatsache, dass sie andere beschützen wollten, ganz egal, welcher Gattung oder Spezies sie angehörten. Sicher, Löwen kämpften manchmal gegen Wölfe, Wildhunde gegen Hyänen und Bären prügelten gerne auf jeden ein, aber wenn sich ihresgleichen einer echten Gefahr von außerhalb ausgesetzt sah, sei es von den Vollmenschen oder der Vollmenschen-Regierung, dann arbeiteten sie alle zusammen. Es war einfach selbstverständlich, dass alle individuellen Probleme eines Rudels oder Clans hintangestellt wurden, wenn das Überleben der Gestaltwandler weltweit auf dem Spiel stand.

Doch während sich die größeren von Gestaltwandlern geleiteten Organisationen wie die Gruppe oder KZS mit weitläufigeren Situationen befassten, die eine oder mehrere Regierungen einschlossen, waren es kleinere Unternehmen wie ihres, die sich um individuelle Fälle kümmerten. Denn je weniger Vollmenschen Beweise für die Existenz von Gestaltwandlern sahen – desto weniger Vollmenschen mussten durch tragische »Unfälle« ihr Leben lassen.

Mace Llewellyn kam an Rorys Büro vorbei. Er starrte konzentriert auf die Akte in seiner Hand und schenkte ihnen kaum einen flüchtigen Blick, bevor er ein »Hey« brummte und weiterging. Es wäre bedeutungslos gewesen, wenn Reece seinen Gruß nicht mit einem Gurgeln erwidert hätte.

Mace machte ein paar Schritte zurück und ließ seinen Blick langsam durch das Büro schweifen, bis er an Reece hängen blieb. »Was ist denn mit seinem Gesicht los?«, fragte er.

»Der Kiefer ist verdrahtet«, erklärte ihm Ricky, der nicht gerne um den heißen Brei herumredete.

»Warum ist sein Kiefer verdrahtet?«

»Kampf mit Novikov.«

Das Löwenmännchen schloss die Augen, stieß ein tiefes Seufzen aus und fragte: »Wie oft müssen wir dir eigentlich noch erklären, dass du dich vor einem großen Job nicht mit Novikov anlegen sollst?«

Reece gluckste etwas, und Ricky übersetzte: »Er hat nicht angefangen.«

»Das ist mir egal!«, brüllte der Löwe.

Ricky sah Reece an. »Das ist ihm egal.«

»Stimmt mit seinen Ohren auch was nicht?«, wollte Llewellyn wissen. »Hat Novikov ihm so oft auf den Kopf gehauen, dass er unsere Sprache nicht mehr versteht?«

»Ich versuche nur, zu helfen.«

»Nein. Du versuchst, mich auf die Palme zu bringen.«

Vielleicht ein bisschen …

Llewellyn zeigte auf Rory. »Bring das in Ordnung, Reed. Bring. Das. In. Ordnung.«

Nachdem der Löwe aus dem Büro gestürmt war, funkelte Rory seine beiden jüngeren Brüder an.

Ja, er sah wirklich mächtig wütend aus.

»Das ist doch keine große Sache«, versicherte Ricky. »Du musst nur einen Ersatzmann finden. Ich werde ja trotzdem dabei sein.«

Es schien, als hätte Rory mit der Situation leben können, bis Reeces Augen in seinem Kopf ganz nach hinten rollten und er auf seinem Stuhl das Bewusstsein verlor. Schweiß bedeckte seine Stirn, und sein ganzer Körper zuckte und zitterte, während er sich selbst heilte.

Fieber war für Gestaltwandler etwas Gutes. Es ermöglichte es ihren Körpern, schnell wieder zu heilen, und das ohne große zusätzliche Schäden. Aber heilende Wandler durfte man nicht sich selbst überlassen. Sie hatten die Tendenz, sich mehrmals in ihre Tier- und wieder zurück in Menschengestalt zu verwandeln. Nichts konnte man der breiten Öffentlichkeit schwerer erklären als Kojoten, die man im Gefrierraum eines Restaurants vorfand oder Bären, die bei jemandem im Pool abhingen. Reece konnte also nicht allein nach Hause gehen, zumindest nicht für den Anfang. Ricky konnte jedoch auch kein Weibchen aus dem Rudel bitten, sich um ihn zu kümmern, da ein Gestaltwandler durch das Fieber recht … amouröse Gefühle entwickeln konnte. Wäre allerdings ihre kleine Schwester, Ronnie Lee, verfügbar gewesen, hätte sie sich um ihn kümmern können. Fieberliebe, wie sie manchmal genannt wurde, dehnte sich nie bis auf die eigene Verwandtschaft aus. Die anderen Weibchen des Rudels waren hingegen Freiwild, und Reece hatte in der Vergangenheit schon genügend Ärger mit ihnen gehabt. Was wiederum bedeutete, dass Ricky seinen Bruder nach Hause bringen musste … sofort.

Ricky sah zu Rory hinüber, der ihn mit einem leisen Grinsen auf den Lippen anschaute, und bemerkte: »Ich bin mir sicher, dass es nicht allzu schwer sein wird, noch einen Ersatzm…«

»Raus.«

»Aber …«

»Nimm diesen Idioten und dann verschwinde verdammt noch mal aus meinem Büro!«

Ricky zuckte mit den Schultern. »Schon gut.«

Er stand auf, packte Reeces schlaffe Hand und zerrte ihn aus dem Stuhl und aus dem Büro. Er würde ihn vom Boden aufheben, sobald sie den Fahrstuhl erreichten. Im Moment war es irgendwie lustig, an all diesen Büros vorbeizuziehen und seinen Bruder hinter sich herzuschleppen.

Das war keine gute Einstellung, oder? Nein. Vermutlich nicht. Spaßig? Absolut.

Aber keine gute Einstellung.

 

Der Wagen hielt vor einem fünfstöckigen Sandsteinhaus in einer teuren Nachbarschaft in Downtown New York.

Toni stieg aus, stellte sich auf die Straße und blickte an dem Gebäude empor. Sie konnte nur raten, wie teuer dieses Haus gewesen sein musste. Es war nicht so, dass ihre Mutter es sich nicht leisten konnte. Das konnte sie. Ihre Familie konnte es. Die Karriere ihrer Mutter hatte sich im Laufe der Jahre äußerst lukrativ entwickelt. Aber trotzdem … warum? Warum tat ihre Mutter das?

»Gibst du mir jetzt mein Handy zurück?«, fauchte Oriana sie an.

Das Display war gesprungen, aber das Gerät funktionierte immer noch, was auch der Grund dafür war, dass Toni sofort antwortete: »Nein.«

»Das sag ich Mom.«

Toni wusste wirklich nicht, warum ihre Geschwister das immer als eine Art Drohung einsetzten. Für sie war es völlig bedeutungslos.

»Von mir aus.« Sie steuerte auf das Haus zu. »Hol Zia und Denny«, befahl sie Oriana. Sie schaute sich nicht um. Vergewisserte sich nicht, ob ihre Schwester tat, was sie ihr gesagt hatte. Ganz gleich, worüber sie auch stritten, sie würden die Jüngsten in ihrer Familie immer beschützen und sich um sie kümmern. Selbst wenn der Rest von ihnen sich gegenseitig anbrüllte wie eine Meute tollwütiger Rottweiler.

Toni ging zum Haus und stellte entsetzt fest, dass die Vordertür offen stand. Das hier war New York City. In New York City ließ man nicht einfach die Haustür offen stehen.

Sobald sie in die Diele trat, wurde Toni jedoch klar, wodurch sich ihre Eltern und Geschwister hatten ablenken lassen.

»Heiliger Shitstorm«, murmelte Oriana und stellte sich neben Toni. Sie hatte Zia auf dem Arm, währen Kyle Denny an der Hand hielt. Zu fünft standen sie in der Diele und glotzten zu der kilometerhohen Decke empor und auf den Marmorfußboden hinunter. Die Treppe bestand aus Mahagoni und schien gar kein Ende zu nehmen.

Toni trat ein Stück weiter in die Diele und warf einen Blick in einen der angrenzenden Flure. Ihr wurde bewusst, dass man die Wände dieses Gebäudes eingerissen und es mit dem Sandsteinhaus nebenan verbunden hatte. In diesem Haus hatte locker ihre gesamte Familie Platz, aber trotzdem … warum waren sie hier? Warum sollten sie hier wohnen?

Durch die offene Tür wehte eine sanfte Brise herein. Oriana schnupperte in die Luft. »Warum rieche ich Hund?«

»Das sind nur wir.«

»Ich weiß doch, wie meine Familie riecht.« Das unausgesprochene »du blöde Kuh« schwang trotzdem mit. »Das hier ist Hund.«

Toni nahm an, dass es sich wahrscheinlich nur um einen Streuner handelte, hob den Kopf und schnupperte ebenfalls. Sie wirbelte herum, durchquerte die Diele und ging wieder zur Tür hinaus. Sie schaute auf die andere Straßenseite und sah zu, wie Kinder mit Tüten aus einem Spielzeugladen in den Händen aus einem großen Geländewagen hüpften. Sie kreischten und lachten und stürmten die Treppe zu ihrem eigenen Sandsteinhaus hinauf.

Es waren jedoch die Erwachsenen, die den Kindern folgten, die Toni erkannte.

Knurrend rannte sie zurück ins Haus. »Mom?«, rief Toni. »Mom!«

»Oben. Komm rauf und sieh dir das an, Toni! Komm rauf!«

Toni raste die fünf Treppenabsätze hinauf und fand ihre Mutter in einem riesigen Zimmer mit Dachfenster. Es war ein heller, offener Raum, der sich perfekt als Übungsraum eignete, und sie war sich sicher, dass auch ihre Mutter dies bereits bemerkt hatte.

»Ist dieses Haus nicht unglaublich?«, fragte ihre Mutter.

Toni deutete auf das Fenster, durch das das Sandsteingebäude auf der anderen Straßenseite zu erkennen war. »Sind wir hier, weil …?«

»Weil ich glaube, dass ein Sommer in New York City genau das ist, was diese Familie jetzt braucht. Alles, was wir uns nur wünschen können, ist hier. Die Kurse, das Training, der …«

»Erstens, Mom: welche Kurse? Die Kurse, an denen diese Gören teilnehmen wollten, sind bereits auf mindestens sechs Monate ausgebucht, wenn nicht sogar für ein ganzes Jahr.«

Jackie kicherte. »Süße, komm schon. Du vergisst, mit wem du es zu tun hast.«

»Wir müssen trotzdem noch jede Menge Anrufe tätigen, uns Empfehlungen von ihren Lehrern in Washington holen und …«

»Ich hab Jack schon darauf angesetzt.«

»Deinen Agenten?«

»M-hm. Er hat die Jungs schon in irgendwelchen Fortgeschrittenenkursen an der NYU untergebracht. Die Zwillinge gehen zu Berlitz im Rockefeller Center. Oriana kann morgens und nachmittags mit der Manhattan Ballet Company trainieren …«

»Wie zur Hölle hat er …?«

»… und Cherise wird bei Herrn König studieren.«

»Ich hab gehört, dass er ein Arschloch sein soll.«

»Ein entsetzliches Arschloch, aber auch ein sehr begabtes, das nur die größten Talente als Schüler aufnimmt.«

Toni warf die Hände in die Luft. »Oh, na dann …«

»Kyle wird eine Meisterklasse an der Steinhardt School an der NYU absolvieren, und Denny wird auf die School of Visual Arts gehen.«

»Wie zur Hölle hat Jack …?«

»Er hat die Portfolios der Kinder und ihre jüngsten Videoaufnahmen in seinen Akten … nur für den Fall.«

Toni kniff die Augen zusammen. »Ist er jetzt auch ihr Agent?«

»Nein. Er ist mein Agent. Er hilft mir nur.«

»Sicher.« Toni betrachtete ihre Mutter eindringlich. »Du hast Delilah gar nicht erwähnt.«

»Sie meinte, sie kümmert sich allein darum. Sie ist jetzt achtzehn. Ich kann ihr nicht mehr vorschreiben, irgendwelche Kurse zu besuchen.«

»Aber wir können auch nicht zulassen, dass sie ganz allein durch die Gegend zieht, Mom.«

Ihre Mutter tat Tonis Besorgnis mit einem Winken ab. »Sie kommt schon zurecht.«

»Mom.«

»Sie kommt zurecht. Und würde es dir was ausmachen, Freddy rüber ins Hotel zu bringen, damit er Irene noch sieht, bevor sie wieder nach Hause fährt?«

»Klar, kein Problem.« Wenn ihre Mutter nicht über Delilah sprechen wollte – und wann wollte sie jemals über Delilah sprechen? –, dann würde Toni ihr eben eine andere wichtige Frage stellen. »Und was ist mit meinem Job, Mom?«

Ihre Mutter blinzelte Toni mit vollkommen leerer Miene an. »Welcher Job?«

»Der, bei dem ich am Montag anfange, weißt du noch?«

»Dieser kleine Bürojob?«

»Ja, Mom. Dieser kleine Bürojob. Bei dem ich nur Teilzeit arbeite und meine Arbeitszeiten unglaublich flexibel sind, damit ich dir weiter mit den Kindern helfen kann? Der kleine Bürojob.«

»Ich bin mir sicher, dass du hier auch was finden wirst, womit du dich beschäftigen kannst.«

»Ich spreche nicht nur von etwas, womit ich mich beschäftigen kann. Ich denke langfristiger.«

»Langfristiger … wofür? Willst du eine Bürodrohne sein? Du?«

»Was soll ich deiner Meinung nach denn tun? Den ganzen Tag nur rumsitzen?«

»Finde etwas, worin du gut bist! Such dir einen richtigen Beruf, eine Karriere. Du hast schließlich einen Collegeabschluss.«

»In freien Künsten. Nicht gerade einträglich auf diesem Wirtschaftsmarkt.«

»Oh, mein Gott, Schatz. Du machst dir wirklich Sorgen über die lächerlichsten Dinge.«

»Und du, Mom?«

»Was ist mit mir?«

»Warum bist du hier?«

»Weißt du, wie viel ich erledigen kann, wenn ich mal ein paar Monate lang in Manhattan bin? Das wird ganz toll für mich werden.«

Toni stellte sich ans Fenster und deutete mit ihrem Daumen auf das Haus gegenüber. »Und diese Wildhunde haben gar nichts damit zu tun, dass du hergezogen bist?«

»Kannst du dir eine bessere Nachbarschaft vorstellen als eine mit anderen Hunden?«

»Das sind nicht irgendwelche Hunde, Mom. Das sind afrikanische Wildhunde.«

»Wir sind alle Hunde in Gottes Augen …«

»Mom!«

»Oh, na schön!« Ihre Mutter stieß einen Seufzer aus, durchquerte das Zimmer und lehnte sich gegen die Wand neben dem Fenster. Sie senkte den Blick. »Das Kuznetsov-Rudel lebt hier.«

»Mom … ernsthaft? Das könnte man ja schon fast als Stalking bezeichnen.«

»Ich stalke niemanden. Ich stelle mich nur zur Verfügung.«

Toni schaute ihre Mutter finster an. »Ich kann nicht glauben, wie hinterlistig du bist.«

»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«

»Du hast das von Anfang an geplant. Das sollte nie nur ein kleiner Familienausflug nach Manhattan sein.«

»Mach dich nicht lächerlich.«

»Du wolltest einfach nur sichergehen, dass die Kuznetsovs noch in der Stadt sind.« Toni sah sich in dem wunderschönen Raum um. »Das Haus gehört ihnen, stimmt’s? Du hast es von ihnen gemietet.«

»Wem sollte ich denn sonst vertrauen, außer einem anderen Hund? Und wie kannst du es wagen, mich so zu nennen, Antonella Jean-Louis Parker?«

»Wovon redest du denn da? Ich hab dich überhaupt nicht irgendwie genannt.«

»Nein. Aber du hast es gedacht.«

Toni zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«

 

Ricky wandte seine Aufmerksamkeit von dem Baseballspiel im Fernsehen ab, das er gerade verfolgte, und der Wölfin zu, die neben der Couch stand.

»Hey, Dee-Ann.«

Dee-Ann Smith. Ricky war mit ihr in Smithtown aufgewachsen. Sie war eher in Rorys Alter, und die beiden waren bis heute beste Freunde. Ricky betrachtete Dee-Ann praktisch als seine Schwester. Sie hatte seinen Kopf wieder zusammengenäht, als Rory ihn gegen den Truck ihres Daddys gerammt hatte. Sie hatte sein Gesicht wieder zusammengeflickt, als Reece eine Brechstange nach ihm geworfen hatte. Und sie hatte seine Hand gehalten, als er mit sechzehn darauf gewartet hatte, endlich zu erfahren, ob seine Kurzzeitfreundin schwanger war. Das war nicht der Fall gewesen, und Dee-Ann war die Erste, die ihn in den Arm genommen und ihm anschließend einen Schlag in den Magen verpasst hatte, bevor sie ihn zur nächsten Apotheke gefahren und ihm ein paar Packungen Kondome gekauft hatte. Die ganze Geschichte hätte in einer kleinen Stadt wie Smithtown alle möglichen Gerüchte auslösen können, wenn es irgendeine andere Wölfin als Dee-Ann gewesen wäre. Aber sie war kein Weibchen, über das irgendjemand leichtfertig ein Gerücht in die Welt setzte. Sie war kein Weibchen, von dem man sich wünschte, dass es einen jemals wahrnahm.

Mit den Augen ihres Vaters – kalt und gelb, genau wie bei vielen Vollblutwölfen – schaute sie auf Ricky hinunter. »Scham ist in eurer Familie keine große Sache, oder?«

»Ich weiß nicht, was du meinst.«

Sie zeigte auf den Hundezwinger, der in der Mitte seines Hotelzimmers stand. Als sie damals mit Bobby Ray Smith nach Manhattan gezogen waren, hatte das Rudel mehrere Zimmer im Kingston Arms Hotel belegt, einem von Gestaltwandlern geführten Haus. Ein paar der Rudelmitglieder hatten sich inzwischen eine eigene Wohnung gesucht, aber die meisten waren in dem Fünf-Sterne-Hotel geblieben. Warum? Weil Ricky Lees Schwester die Gefährtin des Löwenmännchens war, dem der Schuppen gehörte. Und auch wenn die Zimmer für die allgemeine Öffentlichkeit normalerweise ein paar hundert bis ein paar tausend Dollar pro Nacht kosteten, bekam das Rudel sie viel, viel billiger.

»Du hast deinen eigenen Bruder in einen Hundezwinger gesperrt«, sagte sie.

»Er wollte sich nicht beruhigen. Hat andauernd versucht, die Zimmertür aufzureißen. Schau dir das an …« Er hob die Hand, in der er momentan eine Cola-Dose hielt, und zeigte ihr seinen Arm. »Hat versucht, mir meinen verfluchten Arm an der Schulter rauszureißen. Ich hab schließlich nur zwei, Dee-Ann.«

»Du jammerst wegen eines kleinen Kratzers?«

»Ich würde das nicht als jammern bezeichnen …«

Dee-Ann stieg auf seine Couch, setzte sich auf die Rückenlehne und faltete die Hände in ihrem Schoß. »Hast du was von Sissy Mae gehört?« Sissy Mae, das Alphaweibchen ihres Rudels, war Bobby Ray Smiths kleine Schwester und Ronnie Lees beste Freundin.

»Nein. Warum?«

»Cousine Laura Jane kommt in die Stadt. Auf einen Besuch.«

»Und?«

»Jeder weiß, dass sie dir das Herz gebrochen hat.«

Völlig verblüfft blickte Ricky Dee-Ann an. »Ja … als ich achtzehn war. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich inzwischen darüber hinweg bin.«

»Ich weiß nicht. Deine Schwester und Sissy machen sich auf alle Fälle Sorgen.«

»Großartig. Genau das hat mir noch gefehlt. Das Mitleid von Idioten.«

Dee-Ann kicherte. »Sie scheinen die ganze Sache wirklich ziemlich aufzubauschen.«