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Die Missionarin und Evangelistin Maria L. Prean ist für ihre humorvollen und mitreißenden Predigten bekannt. In diesem Andachtsbuch gibt sie erfrischende, herausfordernde und manchmal auch ungewöhnliche Impulse für das Leben mit Gott. Sie ermutigt dazu, eigene Vorstellungen von Gott und dem Leben loszulassen, Gott in das eigene Leben hineinzulassen und sich in allen Dingen auf ihn zu verlassen - kurz: Lola Gola. Gewürzt sind diese Gedankenanstöße mit vielen praktischen Beispielen aus Maria Preans eigenem Glaubensleben.
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Seitenzahl: 294
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Maria Luise Prean-Bruni mit Constanze Nolting
Lola Gola
Loslassen – Gott lassen
Maria Luise Prean-Bruni
mit Constanze Nolting
Lola Gola
Loslassen – Gott lassen
Die Edition
erscheint in Zusammenarbeit
zwischen dem SCM R.Brockhaus Verlag
und dem SCM Bundes-Verlag
Herausgeber: Ulrich Eggers
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Die Bibelzitate sind, soweit nicht anders angegeben, entnommen aus: Neues Leben. Die Bibel © 2002 und 2005 by Hänssler Verlag, D-71087 Holzgerlingen.
Wo abweichend davon andere Übersetzungen verwendet wurden, sind sie jeweils mit den entsprechenden Abkürzungen hinter den Bibelstellen gekennzeichnet:
ELB = Revidierte Elberfelder Bibel © 1985/1991/2006, SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag, Witten
L = Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
© 2008 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten
Umschlag: Dietmar Reichert, Dormagen
Satz: Satz & Medien Wieser, Stolberg
Druck: CPI-Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN 978-3-417-21948-7 (E-Book)
ISBN 978-3-417-26257-5 (lieferbare Buchausgabe)
Bestell-Nr. 226.257
Datenkonvertierung E-Book:
Fischer, Knoblauch & Co. Medienproduktionsgesellschaft mbH, 80801 München
Ich widme dieses Buch meinen drei von Gott gegebenen Kindern in Uganda: Richard, Patrick und Angel.
Durch ihr Kommen in mein Leben habe ich die Liebe, die Gegenwart und das Wirken Gottes wieder ganz neu erfahren.
Inhalt
Einleitung
1. Der Gott, der mich will
2. Der Gott, der zu mir spricht
3. Der Gott, der mich ermutigt
4. Der Gott, der mich liebt
5. Der Gott, der mir neue Kraft gibt
6. Der Gott, der mich segnet
7. Der Gott, der mich motiviert
8. Der Gott, an dem ich meine Lust haben kann
9. Der Gott, auf den ich mich verlassen kann
10. Der Gott, der mir vergibt
11. Der Gott, der mich führt
12. Der Gott, der mich erzieht
13. Der Gott, der meine Worte ernst nimmt
14. Der Gott, der mich frei macht
15. Der Gott, der mir sein größtes Geheimnis offenbart
16. Der Gott, der mich in die Demut führt
17. Der Gott, der mir eine neue Identität gibt
18. Der Gott, der meinen Glauben erweitert
19. Der Gott, der mich zu einem Überwinder macht
Anmerkungen
Einleitung
Als ich vor einigen Jahren in einer Stadt ein Seminar hielt, wurde ich zu einer Familie gerufen, deren Mutter sehr gestresst war und die mit ihrem Leben nicht mehr richtig zurechtkam. Die Kinder hofften, dass sie ihr Leben Jesus übergeben würde. Als ich dann mit ihr sprach und ihr erklärte, was es bedeutet, sein Leben Gott zu geben, meinte sie nur: »Maria, es tut mir leid, aber ich habe ohne Jesus schon genug Probleme.« Daraufhin antwortete ich ihr: »Du hast mich missverstanden. Wenn du Jesus in dein Leben aufnimmst, dann kommt er mit seinem Auferstehungsleben in dich hinein und wird in dir, mit dir und durch dich sein Leben leben und deine Probleme lösen.« Das leuchtete ihr ein und sie übergab ihr Leben Jesus. Sie betete ganz einfach: »Herr Jesus, ich erkenne, dass du der Sohn Gottes bist. Ich glaube, dass du stellvertretend für mich am Kreuz gestorben bist; ich öffne dir mein Herz und bitte dich, dass du als mein Erlöser, mein einziger Herr und Meister, als meine Gerechtigkeit und als meine Hoffnung auf Herrlichkeit in mein Leben kommst.«
Ich musste diese Stadt am nächsten Tag verlassen. Nach zwei Jahren begegnete mir die Frau bei einer Konferenz und rief nur: »Maria, es funktioniert!« Ich hätte die Frau kaum wiedererkannt. Sie sah so sprühend und voll des Lebens aus. Und dann erzählte sie mir, dass Jesus wirklich ihr Leben geworden sei und er in ihr, mit ihr und durch sie das Leben meistere.
Diese Frau hat die ganze Last ihres Lebens auf Gott abgewälzt und durfte erleben, dass das Wort aus Matthäus 11,28 die Wahrheit ist: Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken.
Mir begegnen immer wieder Christen, die am Ende sind, die verzweifelt sind. Ich vertraue, dass dieses Buch in dein Herz spricht und dir den Weg in das Licht, in die Freiheit und in die Freude weist. Je mehr und je öfter du das Alte loslässt, Gott in dein Leben hineinlässtund du dich auf ihn verlässt, desto mehr wird dein Leben ein starkes Fundament bekommen.
Wer sich auf ein Leben mit Gott eingelassen hat oder einlassen will, der wird bald erkennen, dass vieles im Reich Gottes anders funktioniert als in der Welt. Im Reich Gottes werden die Letzten die Ersten sein. Hier gilt: Gib und du wirst empfangen! Sieg kommt aus der Niederlage und Leben aus dem Tod.
Die einzelnen Kapitel in diesem Buch orientieren sich jeweils an einer Eigenschaft Gottes. Nach einigen einführenden Bibelversen werde ich dir aufzeigen, welches Geschenk und welche Chance hinter dem jeweiligen Wesenszug Gottes stehen, wenn wir ihm in unserem Leben Raum geben. Doch dazu müssen wir anderes – falsche Glaubensüberzeugungen, Gewohnheiten, Einstellungen etc. – aufgeben und loslassen. Nur so sind unsere Hände leer, um zu empfangen. Daher findest du im Anschluss einige Fragen, die dir helfen sollen, das Gelesene auf dein eigenes Leben anzuwenden, und ein Gebet, das du so oder so ähnlich sprechen kannst. Schließlich habe ich mir für jedes Kapitel eine praktische Übung überlegt, damit du aktiv werden kannst und dir das Loslassen leichter fällt.
Natürlich kannst du die einzelnen Kapitel auch mit einem guten Freund oder einer Kleingruppe durchlesen und dich mit ihnen über die Fragen austauschen. Es hilft, wenn ihr euch gegenseitig unterstützt und an das erinnert, was ihr euch vorgenommen habt.
An dieser Stelle möchte ich ganz besonders den Menschen danken, die mir geholfen haben, dieses Buch zu schreiben, vor allem meiner Sekretärin und »Managerin« Margrit Schulze, die viele Botschaften getippt hat und mir auch in ihrer Freizeit zur Verfügung stand, meiner Koautorin Constanze Nolting und allen Mitarbeitern beim R. Brockhaus Verlag, die die Kapitel überarbeitet haben und gemeinsam dieses Buch entstehen ließen. Ich wünsche jedem Leser die Offenbarung der Erkenntnis, dass die Wahrheit, die frei macht, die Liebe, die heilt, und das Leben, das erfüllt, die Person Jesus Christus ist.
In der Freude am Herrn,
Maria Luise Prean-Bruni
1. Der Gott, der mich will
Wenn selbst Vater und Mutter mich verlassen, wird doch der Herr mich aufnehmen.
PSALM 27,10
Du hast alles in mir geschaffen und hast mich im Leib meiner Mutter geformt. Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast! Wunderbar sind deine Werke, das weiß ich wohl. Du hast zugesehen, wie ich im Verborgenen gestaltet wurde, wie ich gebildet wurde im Dunkel des Mutterleibes. Du hast mich gesehen, bevor ich geboren war. Jeder Tag meines Lebens war in deinem Buch geschrieben. Jeder Augenblick stand fest, noch bevor der erste Tag begann.
PSALM 139,13-16
So spricht der Herr, der dich geschaffen und gebildet hat und dir vom Mutterleib an beisteht: »Hab keine Angst, Jakob, mein Diener, den ich erwählt habe.«
JESAJA 44,2
Der Herr hat mich von meiner Geburt an berufen; im Mutterleib hat er mich beim Namen gerufen.
JESAJA 49,IB
Für einen Augenblick war es still im Himmel und Gott lächelte, denn er hatte gerade einen wunderbaren Gedanken gehabt. Eben noch hatte der Lobpreis der Engel und himmlischen Heerscharen die unendlichen Weiten der Ewigkeit durchdrungen und Gottes Herz mit Freude und Wohlgefallen erfüllt. Doch dieser eine Moment der Stille hatte ausgereicht, um den Schöpfer noch viel glücklicher werden zu lassen, als er es ohnehin schon war. Plötzlich wusste er, dass er heute etwas erschaffen würde, das unvergleichlich schön und besonders war. Gewiss, er hatte schon viele Menschen gemacht, aber nun hatte er eine ganz einzigartige Idee. Voller Vorfreude schloss er die Augen und stellte sich das geplante Menschenkind vor. Alles an ihm sollte ganz neu und gut sein – eben so, wie es dem Allmächtigen am besten gefiel. Ein perfekter Körper, das Gesicht ähnlich vielen anderen Menschengesichtern, aber doch einzigartig. Seine Familie, seine Begabungen und Fähigkeiten – in einer ganz neuen Zusammenstellung, dazu genau der Schuss an Intelligenz, den das Menschenkind brauchen würde. Gott jubelte innerlich über seinen genialen Einfall. Und der Schöpfer hatte auch schon darüber nachgedacht, was der neue Mensch mit eben dieser Kombination an Aussehen, Gaben und Herkunft am sinnvollsten mit seinem Leben anfangen könnte. Es war der perfekte Plan. Zufrieden und glückserfüllt beugte Gott sich vor und hauchte seinen Atem auf die Erde.
Das war exakt der Moment, in dem dein Leben entstanden ist. In all den Jahren, während derer du bereits auf dieser Erde lebst, ist seitdem viel passiert. Ohne Zweifel gab es schon viele Menschen, die dir das ausreden wollten, was du eben gelesen hast. Vielleicht hast du trotz all der Meckerer, der Umstände und Widrigkeiten in deinem Leben diese Einstellung behalten und weißt genau: »Ja! Ich bin ein wunderbarer Gedanke Gottes! Mein Leben hat ein Ziel und Gott liebt mich so sehr, dass ich gar keine Worte dafür finden kann …« Vielleicht aber hast du mehr das Gefühl, ein Zufallsprodukt – oder noch schlimmer, ein Fehler oder Versehen deiner Eltern – gewesen zu sein, und es kommt dir vor, als leuchte der dicke Stempel »unerwünscht« direkt auf deiner Stirn.
Vielleicht bist du auch mit einer Behinderung oder einem anderen Handicap geboren und das Schönheitsideal der heutigen Zeit gaukelt dir vor, du wärest hässlich und störend. Besondere Gaben und Fähigkeiten? Die haben vielleicht die großen und berühmten Leute, die Vorzeige-Menschen, denen scheinbar alles gelingt. Aber du? Du kannst doch kein geliebtes Kind Gottes sein, oder? So oder so ähnlich denkst du vielleicht manchmal. Tatsache ist, dass Gott, unser Vater im Himmel, wirklich jeden Menschen so liebt, als wäre er der einzige Mensch der Welt.
Ich persönlich habe auch sehr lange in meinem Leben geglaubt, dass ich ein Problem bin: Mit meinem Kommen habe ich eine unglückliche Ehe gestiftet, ich war unerwünscht und hatte oft das Gefühl, dass es besser gewesen wäre, wenn ich nie auf die Welt gekommen wäre. Deshalb habe ich während meiner Kindheit und Jugendzeit immer versucht, ganz brav zu sein und alles richtig zu machen. Schon früh habe ich begonnen, meiner Mutter kleine Briefe zu schreiben, in denen ich ihr gedankt habe, dass sie mich geboren hat und sich gegen eine Abtreibung entschieden hat. Diese Briefe wurden schweigend von ihr angenommen, was mich in meiner Meinung über mich noch bestätigt hat.
Als ich dann Christin wurde, war meine Beziehung zu Gott zunächst ganz ähnlich: Ich wollte eine gute Katholikin sein, besuchte jede nur mögliche Messe und strengte mich besonders an, um Gott zu gefallen. Trotzdem fand ich mich niemals gut genug, ich dachte nicht, dass Gott je mit mir zufrieden sein könnte. Erst im Erwachsenenalter, viele Jahre später, drangen die Bibelworte in mein Herz, die mir versicherten, dass ich ein gewolltes und geliebtes Kind des Vaters im Himmel bin – ganz egal was ich leiste oder erbringe. Als eine Seelsorgerin sagte, ich solle jeden Tag damit beginnen, in den Spiegel zu schauen und laut zu sagen: »Herr, du musst einen wunderbaren Tag gehabt haben, als du mich geschaffen hast!«, konnte ich diese Worte zuerst noch nicht einmal über die Lippen bringen, so gelogen kamen sie mir vor. Aber ich habe mir diese Wahrheit immer wieder und wieder laut vorgesagt, bis sie schließlich die lebenslangen Lügen verdrängten, die ich bis dahin geglaubt hatte.
Lola Gola – Was musst du loslassen?
Es ist die Wahrheit, dass du ein kostbares und geliebtes Geschöpf Gottes bist. Du bist von ihm geplant und gewollt, er hat dich erschaffen und möchte, dass du auf dieser Erde dein Leben gestaltest.
Überlege, welche falschen Gedanken du über dich hast – z. B. dass du nicht gewollt bist und dass dein Leben keinen Sinn hat. In den nächsten Zeilen stehen einige Sätze, die sich vielleicht als Lügen in deinen Gedanken festgesetzt haben. Lies sie laut vor und sage dich von diesen Lügen in deinem Leben los. Wiederhole sie nicht nur einmal, sondern mache eine tägliche Übung daraus, bis die Wahrheit Gottes dein Leben und deinen Selbstwert bestimmt.
Es ist eine Lüge, dass ich ein Zufall bin.
Es ist die Wahrheit, dass Gott mein Leben geplant und gewollt hat.
Es ist eine Lüge, dass ich hässlich bin.
Es ist die Wahrheit, dass Gott mich wunderbar und schön gemacht hat.
Es ist eine Lüge, dass ich zu nichts tauge und mein Leben sinnlos ist.
Es ist die Wahrheit, dass Gott mir gute Gaben gibt und meinem Leben Sinn gibt.
Es ist eine Lüge, dass …
Es ist die Wahrheit, dass …
Gebet
Vater im Himmel, ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin, dass du einen Plan für mein Leben hast und mich von Anfang an kennst und liebst. Du hast mich gewollt und ins Leben gerufen, das glaube ich ganz fest. Ich lasse jetzt alle Lügen los, die ich bisher über mich geglaubt habe. Es stimmt nicht, dass ich ein Zufall bin, es ist gelogen, dass ich wertlos und nutzlos bin und dass mich keiner haben will. Ich weise alle anklagenden Gedanken zurück, die mich glauben machen wollen, ich wäre falsch oder hässlich, das ist nicht die Wahrheit.
Du bist mein Schöpfer, lieber Vater, du kennst mein Leben, meine Gedanken und Taten, meine Gaben, mein Aussehen und alles, was mich ausmacht. Ich darf immer so zu dir kommen, wie ich bin, dafür danke ich dir von Herzen. Danke, dass du meinem Leben Sinn gibst und dass ich dir vertrauen darf. Amen.
Übung
Stelle dich vor einen Spiegel und schau dich ganz genau an. Dann sage laut: »Ich bin wunderbar gemacht! Gott hat mich gewollt! Ich bin ein guter Gedanke Gottes! Gott hat einen wunderbaren Tag gehabt, als er mich gemacht hat! Ich bin kostbar und unvergleichlich schön!« Das kostet möglicherweise ein wenig Überwindung, aber versuche es einfach einmal. Vielleicht möchtest du sogar deine Lieblingsmusik anmachen und dazu tanzen. Du bist wunderbar gemacht!
Wiederhole diese Übung jeden Tag, bis die Wahrheit Gottes dein Herz ganz erfüllt.
2. Der Gott, der zu mir spricht
Ruf mich, dann will ich dir antworten und will dir gewaltige und unglaubliche Dinge zeigen, von denen du noch nie gehört hast.
JEREMIA 33,3
Da umringten ihn die Juden und fragten: »Wie lange willst du uns noch hinhalten? Wenn du der Christus bist, dann sag es uns offen.«Jesus erwiderte: »Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr glaubt mir nicht. Alles, was ich im Namen meines Vaters tue, beweist, wer ich bin. Aber ihr glaubt mir nicht, weil ihr nicht zu meiner Herde gehört. Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.«
JOHANNES 10,24-27
Doch wenn der Vater den Ratgeber als meinen Stellvertreter schickt – und damit meine ich den Heiligen Geist –, wird er euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
JOHANNES 14,26
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden ewig bleiben.
MARKUS 13,31
In der Bibel heißt es Hunderte Male: »Und Gott sprach …«, denn unser Gott ist ein sprechender Gott! An den Schriftstellen erkennen wir, dass er gerne wie ein Vater mit seinen Kindern redet. Aber oft beklagen sich die Menschen, dass sie ihn noch nie haben reden hören. Welche Voraussetzungen müssen wir also erfüllen, damit wir das Reden Gottes auch tatsächlich als solches erkennen?
Zuerst einmal sollten wir Gott kennenlernen und in Beziehung mit ihm leben. Es heißt ja: »Meine Schafe hören auf meine Stimme …« Dann sollen wir bewusst Gott annehmen, demütig werden, bereit sein, uns etwas sagen zu lassen, und dann auch tatsächlich gehorchen. Die meisten Menschen wollen Gott dienen – aber mehr in einer beratenden Funktion, wo sie ihm vorschreiben, was er zu tun hat. Meistens wollen wir deshalb nur hören, was uns interessiert. Aber wollen wir auch hören, was Gott interessiert? Darf Gott uns auch unangenehme oder überraschende Dinge sagen, die vielleicht ganz anders sind, als wir selber es wollen? Wir müssen lernen, uns auf Gott einzulassen – ohne Angst davor zu haben, was er vielleicht sagen wird. Es ist ein Prozess der inneren Hingabe an ihn, in dem wir bereit sind, etwas zu empfangen und von Gott anzunehmen.
Bei vielen von uns liegt es aber auch daran, dass uns die Zeit zum Hören fehlt. Unzählige Dinge sind wichtig für uns, Menschen und Situationen, dabei kommt Gott oft zu kurz. Eine Grundlage des Hörens ist aber, dass wir uns zum Lesen der Bibel und zum Gebet Zeit nehmen. Auch das Auswendiglernen von Bibelversen hilft dabei, dass uns die richtigen Worte zur rechten Zeit einfallen und Gott so zu uns sprechen kann – die Bibel ist schließlich Gottes Stimme!
In Johannes 6,63 lesen wir: Es ist der Geist, der lebendig macht. Das Fleisch hat keine Macht. Die Worte aber, die ich euch gesagt habe, sind Geist und Leben. Und in Johannes 6,68 sagt Petrus zu Jesus: »Herr, zu wem sollten wir gehen? Nur du hast Worte, die ewiges Leben schenken.« Gottes Worte sind mächtig und haben Kraft (vgl. dazu auch Hebräer 4,12)!
Keiner von uns kann sagen, dass er in seinem Leben mit Gott bereits am Ziel angelangt ist. Jeder von uns ist in der Schule Gottes, und je sensibler wir für seine Stimme werden und je bereiter wir das, was wir hören, auch glauben, annehmen und umsetzen, umso schneller wachsen wir in unserem Leben mit Gott.
Es ist eine bewiesene Tatsache, dass man sein ganzes Leben in der Kirche verbringen kann und unter Umständen trotzdem nichts dazulernt. Vielleicht kennt man Bibelverse auswendig und kann bestimmte Dinge aufsagen, dennoch fehlt das Wichtigste – Gott selbst kennengelernt zu haben! Wir können ihn nur durch eine persönliche Beziehung erkennen und nicht durch das Sammeln von Fakten.
Gott sucht Gemeinschaft, Verliebte, Vertraute. Er möchte, dass wir ihn kennenlernen und uns mit ihm austauschen, uns vertraut mit ihm unterhalten. Gott spricht mit einer leisen sanften Stimme, selten akustisch hörbar, aber fest, bestimmt und hartnäckig. Er wiederholt sich, spricht ruhig und warm, mit wenigen Worten. Die Worte sind lebensspendend, aufbauend, hoffnungsvoll, ermutigend, aber auch überführend. Satan dagegen schreit laut, ist hektisch, unruhig, bedrängt, ist fordernd und lullt mit vielen Worten ein. Oft spricht er barsch und Furcht einflößend, er verurteilt und beschuldigt, er zerrt und er treibt. Wenn du Zweifel hast, wen du gerade hörst, dann ist es am besten, erst einmal zu warten. Bitte den Heiligen Geist, dass er zu dir spricht, und du wirst sehen, dass du Gottes Stimme hören wirst.
Mehr und mehr wirst du erkennen, dass du ihn hören kannst, denn Gottes Wille ist es, dass wir uns seiner Führung anvertrauen und ihm folgen. Es ist unser gottgegebenes Recht, zu hören. Wir dürfen ihm nur nicht vorschreiben, wie er zu uns spricht, denn er hat viele Möglichkeiten.
1. Gott spricht durch die Natur
In Psalm 19,2-4 heißt es: Der Himmel verkündet die Herrlichkeit Gottes und das Firmament bezeugt seine wunderbaren Werke. Ein Tag erzählt es dem anderen, und eine Nacht teilt es der anderen mit. Ohne Sprache und ohne Worte, lautlos ist ihre Stimme.
Ich bin überzeugt, dass die Sterne die erste Bibel waren, die Abraham und Mose gelesen haben. Zu mir hat Gott schon oft durch Tiere und Dinge in der Natur gesprochen und mir dadurch seine Liebe offenbart. Als mein Mann starb, saß ich einige Wochen später sehr traurig auf meiner Zimmercoach und weinte. Mein Colliehund saß vor mir und schaute mich an. Bald sah ich eine Träne über das Gesicht des Hundes rollen. Es war mir, als hörte ich Gott sagen: »Ich kenne deinen Schmerz, ich weine mit dir!«
2. Gott spricht durch sein Wort, die Bibel
Wenn wir die Heilige Schrift lesen, studieren und meditieren, gibt uns das Richtung und Wegweisung im Leben. Wenn wir jedoch nicht in der Bibel lesen, öffnen wir uns allen möglichen anderen Stimmen. Das Wort Gottes schult unser Hören und unseren Glauben, sodass wir unterscheiden können, was von Gott kommt und was nicht.
Für viele Situationen ist der Wille Gottes bereits so klar in der Bibel dargelegt, dass es Unsinn wäre, noch auf eine weitere Wegweisung von Gott zu warten. In anderen Momenten ruft uns Gott aber auch eine bestimmte Bibelstelle ins Gedächtnis, die dann für uns ganz persönlich passt.
Als es in unserer Familie um das Erben ging, spürte ich, wie unter meinen Geschwistern starke Spannungen entstanden, weil es um ein sehr schönes Haus ging, das meine Eltern mit uns Kindern gebaut hatten. Ich betete und fragte Gott: »Herr, was willst du? Hast du dieses Haus für das Reich Gottes vorgesehen oder soll ich es loslassen?« Er antwortete mir, indem er mir Psalm 45,11 (ELB) in Erinnerung rief: Höre, Tochter, und sieh, und neige dein Ohr; und vergiss dein Volk und deines Vaters Haus!
Da war mir klar: Gott will, dass ich voll und ganz loslasse, und so war es auch. Meine Familie war sehr überrascht über meine ruhige Einstellung zu der ganzen Situation. Doch wenn Gott spricht und wir gehorchen, haben wir immer den besseren Teil gewählt. Inzwischen hat Gott mir mehr Häuser gegeben, als all meinen Geschwistern zusammen.
3. Gott spricht durch unseren Verstand
Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2. Timotheus 1,7). Weil Jesus in mir lebt und der Heilige Geist mein Leben bestimmt, muss ich mich nicht davor fürchten, Entscheidungen mit dem »gesunden Menschenverstand« zu treffen. Gott hat ihn mir gegeben, damit ich selbstständig, als sein Kind, auf dieser Erde leben kann. Darum wird es auch oft Situationen geben, in denen ich nicht ausdrücklich Gottes Stimme zu einer Frage höre. Aber sein Geist der Kraft und der Liebe wird mir die Besonnenheit geben, das Richtige zu tun.
Wenn du nichts Gegenteiliges von Gott hörst, benutze ganz normal deinen Verstand und deine Weisheit. Selbst wenn wir einen Fehler machen, ist Gott größer als unser Fehler, und er lässt uns wieder auf den richtigen Weg und zu den richtigen Entscheidungen kommen. Gott kann auch auf krummen Linien noch gerade schreiben.
4. Gott spricht durch Träume und Visionen zu uns
In den letzten Tagen, spricht Gott, werde ich meinen Geist über alle Menschen ausgießen. Eure Söhne und Töchter werden weissagen, eure jungen Männer werden Visionen haben und eure alten Männer prophetische Träume. In diesen Tagen werde ich meinen Geist sogar über alle meine Diener, ob Mann oder Frau, ausgießen, und sie werden weissagen (Apostelgeschichte 2,17-18).
Wenn ein Traum von Gott kommt, vergisst man ihn nicht, und oft weiß man am Morgen, was er bedeutet, manchmal auch ein wenig später. Gott spricht außerdem durch Visionen, in denen du mit offenen Augen etwas ganz anderes siehst als das, was vor dir liegt, oder mit geschlossenen Augen ein Bild wie im Traum erblickst. Es ist mehr wie eine innere Schau, die du mit deinen geistlichen Augen siehst.
5. Gott spricht durch prophetische Worte
Dem einem Menschen verleiht er Kräfte, dass er Wunder tun kann, einem anderen die Fähigkeit zur Prophetie (1. Korinther 12,10). Ein prophetisches Wort wird von einer anderen Person im Auftrag Gottes ausgesprochen. Diese Prophetie bestätigt oft, was Gott schon in das eigene Herz gegeben hat. Manchmal ist es allerdings auch ein Gedanke, der ganz neu ist. Dann sollte man ihn so lange im Herzen bewegen und darüber nachdenken, bis Gott klarer zu einem selbst spricht. Man sollte keine voreiligen Entscheidungen aufgrund einer Prophetie treffen, solange man Gottes Plan nicht klar erkennt! Denn Menschen benutzen leider manchmal scheinbar prophetische Worte dazu, selbst Macht auszuüben und andere zu beeinflussen.
Einmal kam eine Frau zu mir, die mir unglücklich erzählte, ein Mann habe ihr einen Heiratsantrag gemacht. Er war ein entschiedener Christ und aktives Gemeindemitglied. Sie war etwas erstaunt, denn noch nie zuvor war sie auf ihn aufmerksam geworden. Aber er meinte, dass Gott ihm gesagt habe: »Das ist die Frau, die du heiraten wirst!« Nun war die Frau sehr erschüttert, denn längst gehörte ihr Herz einem anderen. Sollte sie ihn heiraten, weil Gott es angeblich befohlen hatte? Die Frage, ob Gott ihr dasselbe gesagt hatte, war nach ihrem Bericht längst überflüssig. Auch nach langem Gebet fühlte sie sich von dem Antrag nur bedrängt und war bei dem Gedanken, diesen Mann heiraten zu müssen, ganz unglücklich. Vielleicht hatte der Mann sich von dem Wunsch leiten lassen, diese Frau zu seiner zu machen? Gott konnte es jedenfalls nicht gewesen sein, denn dann hätte auch sie Frieden über dieser Entscheidung gehabt.
6. Gott spricht durch unseren eigenen Mund
Wir können unsere Gedanken sammeln, die rechte Antwort aber schenkt der Herr (Sprüche 16,1). Durch unser eigenes Denken und das, was wir sagen, schickt Gott manchmal die Lösung. Vielleicht redest du gerade über etwas ganz anderes und plötzlich kommt dir die Eingebung: »Genau das ist es!« Du hast eine Antwort gefunden. Wenn dein Verstand keine Lösung findet, dann kann die Weisheit Gottes durch deinen inneren Menschen fließen und dir selbst die Antwort geben.
7. Gott spricht durch unsere Wünsche
Wer von seiner menschlichen Natur beherrscht wird, ist von ihren selbstsüchtigen Wünschen bestimmt, doch wer vom Heiligen Geist geleitet wird, richtet sich nach dem, was der Geist will (Römer 8,5). Oft schon hat Gott mir Wünsche ins Herz gelegt für Dinge und Situationen, die er mir geben wollte. Solange ich gewiss bin, dass ich meine Lust am Herrn habe, dass meine erste Liebe Jesus ist, darf ich diese Wünsche annehmen, ernst nehmen und ihm vertrauen, dass er sie realisiert.
8. Gott spricht durch unser inneres Zeugnis und durch Frieden
Ich lasse euch ein Geschenk zurück – meinen Frieden. Und der Friede, den ich schenke, ist nicht wie der Friede, den die Welt gibt. Deshalb sorgt euch nicht und habt keine Angst (Johannes 7,27). Friede ist der Zeiger, der sagt: Das ist »in« und das ist »out«. Höre auf diese innere Stimme und schaffe Ruhe in deinem Herzen und um dich herum. Hab regelmäßige Gemeinschaft mit Gott durch das Gebet und das Lesen der Bibel. Gott wird dir seinen Willen nie ganz und gar offenbaren, sondern Schritt für Schritt. Wenn du mit dem ersten Schritt gehorsam bist, wird er dir den zweiten Schritt zeigen. Manchmal verspürst du die Stimme Gottes auch wie ein inneres Drängen oder du hast eine plötzliche Idee oder einen Gedanken.
Einmal hatte ich während des Bibellesens plötzlich den Einfall, eine Frau zu besuchen, die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Ich versuchte mich weiter auf den Bibeltext zu konzentrieren, aber immer stärker wurde das innere Drängen, jetzt sofort zu ihr zu fahren. Fünf Minuten später saß ich im Auto und traf sie tatsächlich zu Hause an. Sie war gerade sehr traurig und freute sich, dass ich kam, um mit ihr zu sprechen und zu beten. Was sie zu sagen hatte, war in meiner damaligen Situation auch wichtig für mich, und am Ende wussten wir beide nicht, wer mehr von unserem Treffen profitiert hatte – sie oder ich.
An diesem Tag habe ich gelernt, dieses gewisse Drängen und die sanfte innere Stimme, die mir zuerst wie mein eigener Einfall vorkam, als das Reden Gottes zu verstehen. Seitdem fällt es mir leichter, auch in anderen Situationen sicher zu sein, dass Gott zu mir spricht.
Wenn du immer mehr lernst, auf die Stimme Gottes zu hören, wird sich die Sensibilität für sein Reden schärfen. Er wird zu dir sprechen. Es gibt aber etwas, das uns von Gott trennt und uns somit auch daran hindert, seine Stimme zu hören. Davon erfahren wir in Jesaja 59,1-2: Hört zu! Die Hand des Herrn ist nicht zu kurz, um euch zu helfen und er ist nicht taub, dass er euch nicht hören würde. Nein, eure Sünden sind eine Schranke, die euch von Gott trennt. Wegen eurer Sünden verbirgt er sein Antlitz vor euch und will euch nicht mehr hören.
Es ist wichtig, dass wir uns vom Heiligen Geist durchforschen lassen und die Sünde ans Licht bringen, bekennen und umkehren. Ändere dein Denken! Mach deine Gedanken eins mit Gottes Gedanken und komme zurück in seine Gegenwart. Dann wirst du auch seine Stimme wieder hören können.
Lola Gola – Was musst du loslassen?
Bist du bereit, dich ganz neu vom Wort Gottes herausfordern zu lassen? Triff eine Entscheidung und bete: »Vater im Himmel, alles, was dein Heiliger Geist mir offenbart, will ich aufnehmen, annehmen und umsetzen!« Nimm dir vor, Gott allezeit zu vertrauen und ihm sofort zu gehorchen. Denn Gehorsam, der nicht sofort erfolgt, ist kein Gehorsam. Gott hat es nicht so gedacht, dass er uns etwas sagt und wir dann weggehen und darüber nachdenken, ob wir es tun sollen. Er macht keine Vorschläge, sondern gibt Anweisungen, von denen er erwartet, dass wir ihnen sofort gehorchen und, wenn es nicht möglich ist, sie sofort umzusetzen, uns zumindest zu entscheiden, es zu tun.
Hat dein irdischer Vater nie oder kaum mit dir gesprochen? Dann vergib ihm, bekenne deine Bitterkeit und lass diese bittere Wurzel (oder die Lüge »Väter kommunizieren nicht!«) los.
Gebet
Lieber Vater im Himmel, ich danke dir dafür, dass du ein sprechender Gott bist. Ich danke dir dafür, dass du mich liebst und mit mir redest. Bitte hilf mir dabei, deine Worte auch zu verstehen. Ich will alles loslassen, was mich davon abhält, dein Reden zu hören, alles Misstrauen, alle Angst, alle Zweifel, allen Unglauben, alle Bitterkeit. Bitte hilf mir, dir ganz zu vertrauen und mich auf deine Weisungen für mein Leben einzulassen. Bitte zeige mir auch, wo Sünde mich noch daran hindert, deine Worte zu verstehen. Und dann mach mich ganz aufmerksam auf dein Reden und lehre mich mehr und mehr, deinen Worten gehorsam zu sein. Ich will dich hören, lieber Vater, weil du Worte des ewigen Lebens hast und ich nirgendwo sonst hingehen will als zu dir. Danke für deine Geduld mit mir und dein wiederholtes Sprechen, wenn ich es nicht verstehe. Du bist gut und gerecht und gnädig, danke, dass ich zu dir kommen darf. Amen.
Übung
Hab keine Angst davor, Gott zu bitten, noch heute mit dir zu sprechen. Manchmal gibt er dir vielleicht eine Idee oder einen Gedanken, der dir zuerst etwas komisch erscheint. Wenn es etwas Gutes ist, was dir und anderen keine Angst macht und dich und andere nicht in Bedrängnis führt, probier doch einfach aus, deiner »Eingebung« gehorsam zu sein. Bitte Gott darum, dass er mit etwas Kleinem anfängt, an dem du wirklich sehen kannst, dass er zu dir gesprochen hat.
Um Gottes Stimme besser hören zu lernen, solltest du auch heute noch anfangen, Bibelverse auswendig zu lernen. Schreibe einige der Verse aus diesem Buch, die dich besonders angesprochen haben, auf kleine Karten (vielleicht auch in deiner Lieblingsbibelübersetzung) und stecke sie in deine Taschen, verteile sie an den Spiegeln im Haus und auf dem »Stillen Örtchen«. Dann lerne das Wort Gottes auswendig, auf Spaziergängen (beim Bewegen können wir besonders gut auswendig lernen!), beim Frühstück und mit deiner Familie.
Unterbrich mich nicht, Herr, ich bete! (von Clyde Lee Herring)1
»Vater unser, der du bist im Himmel …«
»Ja?«
»Unterbrich mich nicht! Ich bete.«
»Aber du hast mich doch angesprochen!«
»Dich angesprochen? Äh … nein, eigentlich nicht. Das beten wir eben so: Vater unser, der du bist im Himmel.«
»Da, schon wieder! Du rufst mich an, um ein Gespräch zu beginnen, oder? Also, worum geht’s?«
»Geheiligt werde dein Name …«
»Meinst du das ernst?«
»Was soll ich ernst meinen?«
»Ob du meinen Namen wirklich heiligen willst. Was bedeutet das denn?«
»Es bedeutet … es bedeutet … meine Güte, ich weiß nicht, was es bedeutet! Woher soll ich das wissen?!«
»Es heißt, dass du mich ehren willst, dass ich dir einzigartig wichtig bin, dass dir mein Name wertvoll ist.«
»Aha, hm. Ja, das verstehe ich. Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden …«
»Tust du was dafür?«
»Dass dein Wille geschieht? Natürlich! Ich gehe regelmäßig zum Gottesdienst, ich zahle Gemeindebeiträge und Missionsopfer.«
»Ich will mehr: dass dein Leben in Ordnung kommt; dass deine Angewohnheiten, mit denen du anderen auf die Nerven gehst, verschwinden; dass du von anderen her und für andere denken lernst; dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, auch dein Vermieter und dein Chef. Ich will, dass Kranke geheilt, Hungernde gespeist, Trauernde getröstet und Gefangene befreit werden; denn alles, was du diesen Leuten tust, tust du doch für mich.«
»Warum hältst du das ausgerechnet mir vor? Was meinst du, wie viele steinreiche Heuchler in den Kirchen sitzen. Schau die doch an!«
»Entschuldige! Ich dachte, du betest wirklich darum, dass mein Herrschaftsbereich kommt und mein Wille geschieht. Das fängt nämlich ganz persönlich bei dem an, der darum bittet. Erst, wenn du dasselbe willst wie ich, kannst du ein Botschafter meines Reiches sein.«
»Das leuchtet mir ein. Dann darf ich jetzt mal weiterbeten? Unser tägliches Brot gib uns heute …«
»Du hast Übergewicht, Mann! Deine Bitte beinhaltet die Verpflichtung, etwas dafür zu tun, dass die Millionen Hungernden dieser Welt ihr tägliches Brot bekommen.«
»Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern …«
»Und Heinz?«
»Heinz? Jetzt fang auch noch von dem an! Du weißt doch, dass er mich öffentlich blamiert, dass er mir jedes Mal dermaßen arrogant gegenübertritt, dass ich schon wütend bin, bevor er seine herablassenden Bemerkungen äußert. Und das weiß er auch! Er nimmt mich als Mitarbeiter nicht ernst, er tanzt mir auf dem Kopf rum, dieser Typ hat …«
»Ich weiß, ich weiß! Und dein Gebet?«
»Ich meinte es nicht so.«
»Du bist wenigstens ehrlich. Macht dir das eigentlich Spaß, mit so viel Bitterkeit und Abneigung im Bauch herumzulaufen?«
»Es macht mich krank!«
»Ich will dich heilen. Vergib Heinz und ich vergebe dir. Dann ist Arroganz und Hass die Sünde von Heinz, nicht deine. Vielleicht verlierst du Geld; ganz sicher verlierst du ein Stück Image, aber es wird dir Frieden ins Herz bringen.«
»Hm, ich weiß nicht, ob ich mich dazu überwinden kann.«
»Ich helfe dir dabei.«
»Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen …«
»Nichts lieber als das! Meide bitte Personen oder Situationen, durch die du versucht wirst.«
»Wie meinst du das?«
»Du kennst doch deine schwachen Punkte. Unverbindlichkeit, Finanzverhalten, Sexualität, Aggression, Erziehung. Gib dem Versucher keine Chancen!«
»Ich glaube, dies ist das schwierigste Vaterunser, das ich je betete. Aber es hat zum ersten Mal etwas mit meinem alltäglichen Leben zu tun.«
»Schön, wir kommen vorwärts. Bete ruhig zu Ende.«
»Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.«
»Weißt du, was ich herrlich finde? Wenn Menschen wie du anfangen, mich ernst zu nehmen, echt zu beten, mir nachzufolgen und dann das tun, was mein Wille ist; wenn sie merken, dass ihr Wirken für das Kommen meines Reiches sie letztlich selbst glücklich macht.«
3. Der Gott, der mich ermutigt
Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir. Sieh dich nicht ängstlich nach Hilfe um, denn ich bin dein Gott: Meine Entscheidung für dich steht fest, ich helfe dir. Ich unterstütze dich, indem ich mit meiner siegreichen Hand Gerechtigkeit übe.
JESAJA 41,10
Gott gab uns also sowohl seine Zusage als auch seinen Eid, die beide unabänderlich sind, weil Gott nicht lügt. Das ist für uns, die wir bei ihm Zuflucht gesucht haben, eine große Ermutigung, denn wir wollen ja das vor uns liegende Ziel, die Erfüllung der Hoffnung, erreichen. Diese Zuversicht ist wie ein starker und vertrauenswürdiger Anker für unsere Seele. Sie reicht hinter den Vorhang des Himmels bis in das Innerste des Heiligtums Gottes.
HEBRÄER 6,18-19