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Der zweite Teil des Londoner Decamerone beinhaltet den sechsten Tag mit einer Besichtigung von Hampton Court Palace. Zentrum der Geschichten ist der glanzvolle Hof Heinrichs VIII und seiner Frauen. Der Abend in einem nostalgisch eingerichteten russischen Restaurant im Stil der Zarenzeit dreht sich um den Beginn des Russlandfeldzugs. Der siebte Tag beginnt mit der Besichtigung des Schlosses Windsor. In einem tunesischen Restaurant berichtet ein Bekannter von den letzten Tagen, die Hess im Spandauer Gefängnis verbracht hat, und die ein Landsmann, der letzte Pfleger von Hess in einem Buch festgehalten hat. Der achte Tag beginnt mit einem großen Erkundungsspaziergang in Londons Künstlerviertel Hampstead Heath und der Interpretation von Orwells Roman 1984. Der Abend wird weitgehend gestaltet von Antonio, dessen Vater das Ende des Krieges in Italien miterlebt hat.
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Seitenzahl: 208
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Zwischenbilanz des Herausgebers
Der sechste Tag
Busfahrt nach Hampton Court (6.1)
Hampton Court Gardens (6.2)
Homosexualität (6.3)
Beginn der Führung (6.4)
Heinrich VIII und seine sechs Frauen (6.5)
Der glanzvollste Hof Europas (6.6)
Die schwierigste und folgenreichste Scheidung aller Zeiten (6.7)
Anna Boleyn (6.8)
Jane Seymour (6.9)
Im Mercedes (6.10)
Ankunft bei Mila (6.11)
Unterwegs im Taxi (6.12)
Im Mari Vanna (6.13)
Vortrag von Wladimir (6.14)
Call me John (6.15)
Vortrag John (6.16)
Wladimirs Vortrag, Fortsetzung (6.17)
Der siebte Tag
Windsor Castle (7.1)
Couscous Darna (7.2)
Im Zaibatsu (7.3)
Der achte Tag
Seit dem Erscheinen des 1. Teils vom Londoner Decamerone, der die Tage 1-5 umfasst, bis zur Publikation des 2. Teils mit dem 6, 7 und 8 Tag sind mehrere Monate vergangen. Zeit genug eine Zwischenbilanz zu ziehen. In Gesprächen und in Leserzuschriften konnte die Reaktion der Leserschaft auf das Londoner Decamerone studiert werden. Es ist überraschend zu sehen, wie unterschiedlich die Urteile auf diese Londoner Geschichten ausfallen, je nach Interesse des Lesers.
Scapa-Flow
Ein Leser, der gerade eine Reise auf die Orkney-Insel gemacht hatte, informierte mich, dass die Angabe, dass es sich um den größten Schiffsfriedhof handle, nicht ganz richtig sei. Ein amerikanischer Unternehmer habe nämlich für den Betrag von 40.000 Dollar die Erlaubnis bekommen, die Wracks zu heben und zu verschrotten. Der Geldwert der stolzen kaiserlichen Flotte war also gerade noch 40.000 Dollar wert.
Alte Postkarte
Im Anhang zur E-Mail hatte er eine alte Postkarte hinzugefügt, die die deutsche Kriegsflotte vor der selbstangeordneten Versenkung ein letztes Mal in ihrer ganzen Pracht zeigt.
Prozessakten
Einen zweiten Anhang sind die Kopien der Prozessunterlagen gegen den Kommandanten, der eigenmächtig angeordnet hat, dass diese stolzen Schlachtschiffe einfach den Engländern ausgeliefert werden. Er wurde aber nun von den Engländern verurteilt.
Goldwert
Ein dritter Anhang der kommentiert, dass das besiegte Deutschland den Wert der Kriegsflotte aber nun in Goldmark ausbezahlen musste, d.h. zu den astronomischen Kriegsreparationen kamen noch mehrere Goldmarken dazu.
Literatur im digitalen Zeitalter
Diese Leserzuschriften zeigen etwas sehr Interessantes. Sie bereichern durch ihre zusätzliche Information den ursprünglich literarischen Text. Man müsste einen Weg finden, diese Informationen sofort jedem künftigen Leser zugänglich zu machen. Vielleicht könnte man Romane und Geschichten online stellen, und jeder könnte ein Link dazu den einzelnen Kapiteln oder Abschnitten dazugeben, den ein potenzieller Leser abrufen könnte oder auch nicht.
Falsches Datum
Eine ganz andere Stelle hat ein Ingenieur der Waffenfabrik Heckler & Koch, dem Nachfolgebetrieb der Mauserwerkte bewogen mitzuteilen, dass Churchill seine Mauserpistole zum Geburtstag seiner Volljährigkeit nicht mit 18, sondern mit 21 Jahren erhalten habe. Die Pistole trägt die Bezeichnung G96, weil sie im Jahr 1896 als Weltneuheit, als erste selbstladende automatische Pistole auf den Markt kam. Churchill ist 1875 geboren, er war also 1896 schon 21 Jahre alt als seine Mama ihm das allerneueste kaufte. Auch diese Berichtigung ist interessant und verdient festgehalten zu werden.
Anarchisten
Eine sehr bemerkenswerte Zuschrift war auch, dass dem letzten Abschnitt in der Geschichte vom Überfall in der Sydney-Street widersprochen wurde. Es waren keinesfalls harmlose Ganoven, sondern sie gehöhrten einer Gruppe von geflohenen Anarchisten an, die nach der gescheiterten Revolution in Russland 1905 als Flüchtlinge - Refugees - nach London kamen.
Großaufgebot
Der Einsatz von 200 speziell ausgebildeten Polizisten von Scottland Yard zeigt, dass es sich wirklich um einen Großeinsatz handelte. Die Banditen hatten halbautomatische Waffen von Mauser, die den Waffen der Einsatzkräfte überlegen waren, was dazu führte, dass die Londoner Polizei anschließend mit besseren, moderneren Waffen ausgestattet wurde.
Flüchtlinge
Diese Revolutionäre waren als Flüchtlinge ins Land gekommen als die 1905 geplante Revolution und die Ermordung des Zaren mit der Niederschlagung des Aufstandes beendet wurde und die Aufwiegler strafrechtlich verfolgt wurden. In London wurden sie wohlwollend aufgenommen, was sie aber nicht davon abhielt, ihre finanziellen Bedürfnisse durch Banküberfälle und Raubzüge aufzubessern.
Expropriation der Expropriateure
So hieß ihr Wahlspruch. Sie wollten die klassenlosen Gesellschaften auch in England einführen, was allerdings nicht von allen Seiten auf Zustimmung stieß. Was einflussreiche Kreise in London in Russland durchaus für wünschenswert hielten, das wollten sie bei sich im eigenen Land nicht unbedingt hinnehmen. Die Unterstützung die Stalin, Lenin und andere, die eine Zeitlang in London lebten, für sich in Anspruch nehmen konnten, nahm mit der Zeit merklich ab, sodass die Revolutionäre in anderen Städten Zuflucht suchten. Lenin z.B. ging nach Zürich.
Verharmlosung
Die Verharmlosung dieser anarchistischen Terrorakte gilt auch für die Belagerung von Sydney-Street. Schließlich war nur noch von zwei harmlosen Ganoven die Rede, obwohl es offensichtlich war, dass eine große Gruppe baltischer Anarchisten am Überfall beteiligt war. Georg Gardstein und Max Schmoller, die als einzige verkohlt im Keller aufgefunden wurden, und die mit dem Besen zusammengekehrt wurden, gehörten seit langem zu dieser Gruppe, die schon früher beim Tottenham Outrage und beim Hunditsch Mord beteiligt waren, wo sie einen Tunnel durch die Wand in ein Juweliergeschäft gegraben hatten. Von Peter Piatkow fehlt allerdings seit jener Zeit jede Spur. Er war ein Haupt-Rädelsführer. Vermutlich ist er in einem oberen Stockwerk total verbrannt. Die weiteren Beteiligten Jakob Vogel, Luba Milstein, Fritz Schwarz und Jakob Peters wurden freigesprochen, da ihnen eine direkte Beteiligung nicht nachgewiesen werden konnte.
Es ist ein bisschen so wie heute, wo festgestellt wird, dass ein Gewaltopfer, dem mit dem Schuh gegen die Schläfe geschlagen wird, wie in Chemnitz, wo dann im Nachhinein festgestellt wird, dass das Opfer nicht an den Kopfverletzungen gestorben ist, sondern an Herzversagen, was schon vorher bestanden hat.
Lustig
Auch andere belanglose Geschichten fanden Interesse und führten zu einem Schreiben. Dass Churchill im renommierten Dolder den trockenen und ihm zu sauren Riesling ausgespuckt hat, regte ein Schreiber zur folgenden Überlegung an. Er glaube nicht, dass er in diesem Falle der Nachbarin in den Teller gespuckt habe. Auf den Boden zu spucken ging aber auch nicht, man saß ja am Tisch. Seitlich ausspucken ging noch weniger wegen der Tischnachbarin zu jeder Seite. Auf das Tischtuch spucken hätte bei diesem großen Tisch zu einem riesen Aufwand geführt. Denn um den Schaden zu bereinigen, hätte alles abgeräumt werden müssen. Blieb also nur: In den eigenen Teller zu spucken. Der Schreiber hat Nachforschungen angestellt, aber nirgends war überliefert, wohin Churchill gespuckt hatte. Es bleibt ein Rätsel, aber vielleicht hat er ganz einfach ins eigenen Glas gespuckt. Diese grandiose Idee hat mir meine Sekretärin Katrin vermittelt.
Vergleich
Der Schreiber hat aber gleich noch einen Vergleich beigesteuert. Hitler war bei der mit ihm befreundeten Familie Hanfstaengl in München eingeladen. Bekanntlich war er ein überzeugter Alkoholgegner. Frau Hanfstaengl ist aber doch gelungen, dass Hitler ein kleines Gläschen von einem besonders hervorragenden Riesling zu probieren bereit war. Wer zum ersten Mal Wein oder Bier trinkt, wird zunächst einmal nicht besonders angetan sein. So ging es auch Hitler. Er fand den Premium Riesling sauer, schluckte den ersten Schluck aber tapfer hinunter. Dann aber bat er Frau Hanfstaengl, ihm die Zuckerdose zu bringen. Mit einem gehäuften Teelöffel Zucker versüßte er den „Säuerling“. Er wollte nicht so unhöflich sein, und das Glas ungetrunken stehen lassen.
Originelle Idee
Ein befreundetes Ehepaar, viel gereist, aber seltsamerweise noch nie in London, ließ sich von der Rahmenhandlung meiner Londoner Geschichten inspirieren und flog ganz spontan für Tage nach London. Programm: Exakt nach Vorgabe der Kurzgeschichten vorgehen. Die Lektüre meines Buches war die Vorbereitung. Sogar das Essen sollte an den beschriebenen Gaststätten stattfinden. Also am ersten Tag Hyde-Park mit Fish and Chips im Swan. Zweiter Tag East-End und Tower mit Lamb und Cherrytomatoes. Dritter Tag Themsefahrt, Westminster Abbey und Churchills „war rooms“, abends Ratatouille im French House. Vierter Tag Art Gallery und British Museum, dann Fischsuppe bei Jaimie. Fünfter Tag St. Pauls und City of London und notgedrungen Burgers.
Im nun folgenden Buch, dem sechsten, siebten und achten Tag bildet Hampton Court Palace den Rahmen, Schloss Windsor und der „Wildpark Hampstead Heath“.
Vielleicht planen sie über ein Wochenende nochmal drei Tage London.
Kreta
Eine andere Familie hatte auf ihrer Kreta-Reise die Knochenfelder der deutschen Fallschirmspringer gesehen. Sie fühlten sich von der Geschichte der Fallschirmspringer besonders angesprochen. Diese sind, solange sie in der Luft hängen, eine ideale Zielscheibe für den Feind. Ihre Ausrüstung und Gewehre mussten wegen des Gewichts an speziellen Fallschirmen abgeworfen werden. Wenn die Soldaten also gelandet waren, waren sie noch lange nicht einsatzbereit. Sie mussten erst ihre Waffen suchen, und der Fallschirm, an dem diese herunterkamen, war oft weit von ihrem eigenen Landeplatz niedergegangen. Diese Landung und die anschließende Vertreibung des englischen Militärs war nur nach ungeheuerlichsten Verlusten geglückt und grenzt an ein Wunder. Er ist nur dem grenzenlosen Heldenmut der deutschen Soldaten zu verdanken.
Heldenmut
Von Heldenmut muss tatsächlich gesprochen werden, denn außer einer total überlegenen englischen Seemacht und 32.000 Briten auf Kreta selbst, dem standen nur 22.000 Deutsche Fallschirmjäger gegenüber. Von denen wurden schon in der ersten Stunde mehr als 7.000, also ein Drittel abgeschossen. Ein Fallschirmjäger, der in der Luft hängt, ist eine ideale Zielscheibe. Dass die Deutschen es geschafft haben, die Briten trotzdem zu verjagen, ist fast unglaublich.
Churchills Fantasien
Trotz der nicht fassbaren Verluste der Deutschen hat England eine Niederlage erlitten, die schließlich Churchill zu verantworten hatte, denn er hatte das Griechenland-Abenteuer angeordnet. Er führte die Tatsache, dass es den Briten nicht gelang, die Eroberung Kretas durch die Deutschen zu verhindern, auf eine infame Täuschung der Deutschen zurück. Sie seien als Mönche und Nonnen verkleidet abgesprungen. Deshalb hätten die Engländer nicht geschossen. Schnell aber kam ihm diese Lüge selber als zu unglaubwürdig vor und er verbesserte sich, sie seien in neuseeländischen Uniformen abgesprungen. Deshalb hätten die Engländer sie zunächst für Verbündete gehalten. Das klang immerhin etwas glaubwürdiger.
Ich jedenfalls freute mich auch über diese Zuschrift. Im Zeitalter der digitalen Kommunikation kann der Leser an einem Buch mitarbeiten und muss sich nicht ausschließlich auf das passive Lesen beschränken.
Verwunderlich
Das Kapitel, von dem ich die stärkste Resonanz erwartet hatte, wurde von nicht einem Leser erwähnt. Ich meine das Kapitel über das Attentat im Bürgerbräukeller in München. Wenn der britische Geheimdienst nicht auf Geheiß Churchills die Information an die Gestapo weitergegeben hätte, dass Elser in Zürich 4.000 Reichsmark erhält zur Vorbereitung eines Attentats, dann wäre Elser wahrscheinlich nicht unter Beobachtung gestellt worden. Sein geplantes Attentat hätte also gelingen können, d.h. so gelingen können, dass auch Hitler umgekommen wäre. Im Stil der Erbauungsliteratur könnte man also formulieren: Churchill hat Hitler das Leben gerettet. Wer muss ihm für diese edle Geste dankbar sein?
Kleinere Korrekturen
Der spanische Übersetzer hat sehr gewissenhaft kleinere Unstimmigkeiten angemerkt. Mare Nostrum war für die Römer das gesamte Mittelmeer und nicht nur die Adria. Das Nietzche Zitat: „Der Mensch ist ein Untergang und ein Übergang“ steht nicht im „Antichrist“, sondern in „Zarathustra“.
Zusätzliche Berichtigung
Derselbe Übersetzer hat außerdem berichtigt, dass der Großvater von Unity Mitford nicht die Übersetzung gemacht, sondern nur das Vorwort dazu geschrieben hat.
Witze und geistreiche Aussprüche
Einige, besonders die von Churchill sind ja reichlich vertreten. Es gibt aber natürlich viel mehr. „No sports“, gehört zu den bekanntesten. Einem Churchill Verehrer hat dieser Spruch gefehlt. Er hat dazu aber gleich angemerkt, dass dieser Spruch nur bedingt Geltung hat. In seinen jungen Jahren soll Churchill sogar recht sportlich gewesen sein. Beim Florettfechten war er sogar einmal bester seiner Schule. Sein erster politischer Einsatz brachte ihn nach Indien. Dort galt er als einer der besten Polospieler, was eine enorme Beweglichkeit voraussetzt.
Poker
Er war auch ein leidenschaftlicher Spieler. Um den Sieg über Hitler gebührend zu feiern, sollte ein Pokerspiel mit Präsident Truman der Feier die Krone aufsetzen. Zur Erinnerung, Truman war der Nachfolger von Roosevelt, der wenige Wochen vor Kriegsende gestorben ist. Churchill verlor in diesem Spiel eine ganze Million an britischen Pfund an Truman an einem Abend. Es war der gesamte Gewinn aus seinen Kriegsanleihen. 1938 hatte er ja schon einmal sein gesamtes Vermögen verloren, weil der Krieg nicht ausgebrochen war. Wenn Strakosch ihm nicht aus der Patsche geholfen hätte, wäre sogar sein Privathaus Chartwell versteigert worden. Trotzdem riskierte er 1939 wieder Kriegsanleihen zu kaufen. Diesmal allerdings vorsichtiger und mit kleineren Summen, aber immerhin 1 Million erbrachten auch sie.
Jüngere Generation
Etwas Allgemeines ist mir noch aufgestoßen. Bei der Rezeption der Londoner Geschichten, liegen alle Ereignisse für die Generation, die nach dem 2. Weltkrieg geboren wurde, so weit zurück, dass sie gar keinen Bezug mehr zu ihnen haben. Bekannteste Namen von Politikern, Kriegshelden, Künstler jener Zeit, haben sie noch nie gehört. Es interessiert sie auch gar nicht. Das sind die jetzt 50-jährigen.
Allerjüngste Generation
Sie haben das Lesen verlernt. Ein hypotaktischer Satz mit Beiordnung- und Unterordnungen kann nicht mehr logisch verarbeitet werden. Eine Aneinanderreihung mehrerer solcher Sätze überfordert eindeutig ihre Konzentrationsfähigkeit. Auf Whatsapp wird heute gesprochen und aufgenommen. Kaum mehr wird getippt.
Hörbuch
Eine Lösung für die 20 bis 30-jährigen wäre vielleicht die Herstellung eines Hörbuches. Schwarze Buchstaben auf weißem Papier, das umzusetzen in Vorstellungen setzt die Schulung von Hirnfunktionen voraus, die die Schule von heute nicht mehr anstrebt. Für die noch Jüngeren kommt selbst das nicht mehr in Frage. Für sie blieben nur noch die Umsetzung in Comic Serien.
Verfilmung
Es bleibt als ernsthafte Alternative nur noch eine gute Verfilmung. Das wünschte ich mir. Oder eine Verlebendigung auf dem Theater.
Vorausschau
Im nächsten Jahr wird es einen letzten dritten Teil der Londoner Geschichten geben. Es ist der neunte und zehnte Tag.
Nachtrag
Zwei Briefe sind gerade im Briefkasten eingeworfen worden, deren Inhalt möchte ich doch noch erläutern.
Betrug an Polen
Der erste Schreiber interessiert sich besonders für den Betrug Churchills an den Polen. Zuerst am gebrochenen Versprechen, einzugreifen falls Polen angegriffen werden sollte. Das geschah nicht nach dem Angriff der Deutschen und schon gar nicht nach dem Angriff der Sowjetunion. Schließlich, wenige Wochen vor Kriegsende, entzogen Churchill und die USA der Exilregierung jede Unterstützung und überließen Polen als Vasallenstaat Stalin als Beute.
Flugzeugabsturz Gibraltar
Das schlimmste aber war, die Ermordung Sikorskis und seiner gesamten Regierungsmannschaft durch den befohlenen Absturz des Flugzeugs in Gibraltar, den nur der Pilot als einziger überlebte. So stellt es der Schriftsteller Hochhuth mindestens dar.
Hochhuth
Er hat diese Tragödie in einem Drama „Soldaten“ gestaltet, das international beachtet wurde. Da der Pilot zu jener Zeit noch lebte, und er als Mittäter des Flugzeugabsturzes dargestellt wird, bekam er vom Gericht ein Schmerzensgeld zugesprochen wegen Rufmords. Einen einwandfreien Beweis für Hochhuths These gibt es nicht. Die Papiere sind bis heute noch unter Verschluss, weil es sich um Geheimniswahrung handelt.
Katyn
Anlass für diese Tragödie war Katyn. Auf dem Vormarsch der Deutschen entdeckten sie am 13.04.1943 Massengräber von polnischen Offizieren und Intellektuellen. Es war klar, dass die Sowjets dieses Massaker zu verantworten hatten. Nachdem aber Churchill inzwischen mit Stalin zusammenarbeitete, gab es Schwierigkeiten. Die Verantwortung wurde den Deutschen zugeschoben, aber die Polen wollten eine den Tatsachen entsprechende Untersuchung. Sie wandten sich an das Rote Kreuz. Doch Churchill konnte keine Schwierigkeiten mit Stalin brauchen. Deshalb opferte er lieber Sigorski und seine polnische Exilregierung. Der Pilot ging schon mit der Schwimmweste in das Cockpit. Der einzige Augenzeuge des Absturzes bezeugte, dass das Flugzeug nicht abstürzte, sondern eine Bauchlandung hinlegte. Bei der Untersuchung wurde weder der Augenzeuge noch der als einzige überlebende Pilot, Edward Prchal, befragt. Eine kriminalistische Untersuchung des Vorfalls wurde aus Geheimhaltungsgründen grundsätzlich ausgeschlossen.
Der zweite Brief
Der Schreiber weist darauf hin, dass Churchill kaschieren wollte, dass ausschließlich er es war, der die Abdankung von Eduard VIII erzwingen wollte. Deshalb hielt er im Parlament eine Rede, in der er als einziger sich gegen die Abdankung des Königs aussprach. Seine Rede wurde ausgebuht, wobei nicht klar ist, ob die Buhrufer in das Täuschungsmanöver eingeweiht waren oder nicht.
„Geld regiert die Welt“
Der Auftraggeber Churchills, der die Abdankung durchsetzte, war allerdings Baron von Rothschild. Auch er war bemüht diesen Tatbestand zu verschleiern. Demonstrativ lud er den König und Wallies Simpson zu einem grandiosen Dinner ein, wo er öffentlich sein tiefes Bedauern darüber aussprach, dass Eduard VIII abdanken wollte. Der König war klug genug mitzuspielen, obwohl er natürlich genau im Bilde war. Aber was hätte ein Skandal auch genutzt, wenn öffentlich geworden wäre, dass wer das große Geld hat, und wem alle Zeitungen gehören, dass der mehr Macht hat als selbst der König. Im Grunde weiß es ja jeder: „Geld regiert die Welt“. Nur hätte man dann auch erfahren, dass das Geld auch einen Namen hat und dass es Rothschild heißt.
Noch eine weitere Korrektur
Ein Bekannter, der Geschichtslehrer ist, hat darauf hingewiesen, dass Houston wohl auf eine Fakenews hereingefallen ist. Als er annahm, dass Frankos Generäle wegen der hohen Bestechung Befehlsverweigerung betrieben hätten. In Wahrheit sei der Grund ein anderer gewesen. Franko hätte darauf bestanden, dass wenn er Gibraltar erobern sollte, auch das gegenüberliegende Festland, also Marokko, wo Spanien nur zwei Enklaven hat, Ceuta und Melilla, zu seinem Einzugsgebiet gehören müsse. Dieses Gebiet unterstand immer noch, trotz der Kapitulation, der Vichyregierung. Und mit der wollte es Hitler auf keinen Fall verderben.
Amüsant
Einer meiner besten Bekannten, ich habe ihn lange nicht gesehen. Er ist beruflich übermäßig engagiert. Endlich gestern Abend schaute er kurz vorbei. Das war mir besonders wichtig, weil ich wusste, dass er die Londoner Geschichten gekauft hatte, und ich wollte erfahren, wie er sie beurteilt. „Amüsant sind diese Geschichten“, sagte er gleich nach der Begrüßung. Das hat mich besonders gefreut, so dass ich diese Bemerkung als letzten Nachtrag zu den Leserreaktionen beisteuern möchte. Der Autor möchte nämlich erreichen, dass seine Geschichten nicht nur Interesse erwecken, sondern dass der Leser das Lesen auch vergnüglich findet. Schiller hat in zweimal 4 Worten diesen Gegensatz niedergeschrieben:
„Ernst ist das Leben
heiter ist die Kunst“
Für diesen Tag hat mir Houston etwas ganz Besonderes versprochen, was London Besucher nicht so ohne weiteres zu sehen bekommen. Nämlich die wunderschönen Gärten rund um den Hampton Court Palace. Hampton Court liegt Themse aufwärts, aber ziemlich weit vom Zentrum entfernt an der Peripherie der Großstadt.
Wir nahmen, um dorthin zu kommen, einen der Londoner Doppeldeckerbusse, weil wir unterwegs auch die Londoner Stadtviertel sehen wollten, die eher an Kleinstädte erinnern, und die teilweise sehr idyllisch mit kleinen Vorgärten und den typischen Häusern für nur eine Familie bebaut sind.
Miroslav
Während der Fahrt erzählte er mir auch, dass wir dort einen der besten Freunde seiner Clique treffen werden, der auch immer mal wieder bei den regelmäßigen Gesprächsabenden im kleinen Kreis dabei ist. Sein Vater ist mit der polnischen Exilregierung 1941 nach London gekommen.
Flucht der regulären polnischen Regierung
Die Regierung in Warschau ist sofort nach der Niederlage vor den Deutschen geflohen. Normalerweise bleibt eine Regierung und handelt mit dem Sieger einen Friedensvertrag aus. In diesem Fall hätten die Polen wohl einer Verbindungsstrecke für Bahn und Auto zwischen Deutschland und Ostpreußen zustimmen müssen. Die Regierungsvertreter gingen aber wohl davon aus, dass Hitler kurzen Prozess mit ihnen machen würde und brachten sich jenseits der rumänischen Grenze in Sicherheit. Die Rumänen waren Verbündete der Deutschen, und so wurden sie dort interniert. Deshalb bildete sich eine neue polnische Exilregierung unter Sigorski.
Polnische Exilregierung
Sigorski war schon einmal Präsident und als Deutschenhasser bekannt. Er sagte: „Wir müssen den Deutschen (gemeint sind die Deutschen, deren Gebiet nach dem 1. Weltkrieg den Polen zugesprochen wurde) ihre Häuser und Felder wegnehmen, und wenn sie dann nicht von selbst abhauen, müssen wir sie totschlagen“. Worte eines Staatsmannes, die aus heutiger Sicht ziemlich bedenklich sind. Über 1 Millionen Deutsche wurden auf diese Weise vertrieben, und zwar gleich nach Ende des 1. Weltkriegs, also noch vor Ausbruch des 2. Weltkriegs. Außerdem kamen nach Angaben der Nationalsozialisten 65.000 Deutsche in Massakern um. Churchill hat diese Zahl allerdings reduziert. Er schreibt in seiner 10 bändigen Geschichte zum 2. Weltkrieg, es seien nur etwa 8.000 gewesen, also nicht erwähnenswert.
Vorläufiger Regierungssitz
Sigorski ging mit seinen Regierungsmitgliedern zunächst nach Paris ins Exil. Zu groß war die Enttäuschung über Churchill. Er war es ja, der sie zum Krieg gedrängt hatte, und der sie nun trotz Beistandspakt so schmählich im Stich gelassen hat. Nach der Niederlage Frankreichs aber musste die Exilregierung notgedrungen nach England.
Hitlers Zugeständnisse
Hitler hatte mit erstaunlichen Zugeständnissen an die Polen, größer als sie die Weimarer Regierung je gemacht hat, eine Einigung mit den Polen schon fast erreicht.
Ja, er hatte sogar geplant, gemeinsam mit den Polen gegen die Bolschewiken vorzugehen. Die Mittel- und Oberschicht in Polen war genau wie in Deutschland gegen einen kommunistischen Umsturz. Dafür sollte Polen ganz Litauen zugesprochen bekommen, wie zur Zeit der Jagellonen. Auch Gebiete in der Ukraine, in der Polen lebten, wenn auch in der Minderzahl, sollten ebenfalls von Polen annektiert werden.
Churchills Versprechungen
Churchill hat den Polen aber unendlich mehr versprochen, wenn sie nicht mit Hitler kooperierten. Sie sollten ganz Ostpreußen, Schlesien und Mecklenburg-Vorpommern mit der gesamten Ostseeküste erhalten. Außerdem, was für sie besonders wichtig war aus historischen Gründen, die Mark Brandenburg, mitsamt der Hauptstadt Berlin. Das ist für heutige Menschen fast unvorstellbar. Auf diese Versprechungen fielen die Polen herein.
Vertuschung
Nach dem 2. Weltkrieg hat Churchill aber so getan, als ob die Polen die Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimat ganz selbstherrlich, gegen seinen Willen, durchgesetzt hätten. In der Fulton-Rede vor amerikanischen Studenten der Universität sprach er sogar vom Unrecht der Vertreibung. Er wusste also genau, dass er gegen Völkerrecht und Menschenrecht verstoßen hatte, hielt es aber für klug das zu verschleiern.
Die „Brandenburg“
Die „Brandenburg“ war bis ins 12. Jahrhundert die gewaltigste Festung der noch heidnischen Westslawen. In diesen Stämmen sahen die Polen ihre Vorfahren. Deshalb reklamierten sie diese Gebiete für sich. Diese Stämme wurden zur Zeit der Kreuzzüge, also um 1200, zwangs-christianisiert. Die Bevölkerung wurde jedoch nicht vertrieben. Sie vermischten sich im Lauf von Jahrhunderten mit den Deutschen und nahmen deren Sprache an. Reste der slawischen Sprache sind nur noch im Spreewald erhalten und von Sorben und Wenden gesprochen. An dem Familiennamen kann man aber bis heute noch erkennen, dass der größte Teil der Bevölkerung im dortigen Gebiet slawische Wurzeln hat. Eine Million deutscher Familiennamen ist polnischen Ursprungs. Dazu fiel mir eine Geschichte ein.
Thomas Gottschalk
Er ist ein beliebter Entertainer in der Bundesrepublik. Er stammt aus dieser Gegend. Neugierig wie er ist, hat er seine DNA überprüfen lassen, und war sehr erstaunt, dass 50 % seines Erbguts polnischer Herkunft sind. Im Grunde ist es aber überhaupt nicht erstaunlich. Dasselbe Ergebnis gilt wohl für alle, die aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern stammen, wenn ich von deinen Informationen, lieber Houston, ausgehe.
shit-storm
Gottschalk hat dazu einen harmlosen Witz gemacht. Diese für ihn überraschende Entdeckung über seine „Wurzeln“ hat ihn angeregt recht selbstkritisch zu sagen: „Jetzt weiß ich, warum ich als Kind so gern geklaut habe“.
Es ist nämlich bekannt, dass Polen im Grenzgebiet besonders aktiv im Auto-Stehlen sind. Dass dieser selbstkritische Witz einen shit-storm ausgelöst hat, ist allerdings kein Zeichen für einen unverkrampften Umgang untereinander.
Vertreibung
Im Grunde haben die Polen nach 1945 also ihre eigenen Landsleute enteignet und vertrieben, die allerdings im Lauf von 800 Jahren die deutsche Sprache angenommen haben.
Unwissenheit
Ich gestand Houston, dass ich von dieser geschichtlichen Gegebenheit erst durch ihn erfahren habe. Von vielem wusste ich gar nichts. Mein Eindruck ist, deutsche Geschichte wird im Lehrplan der deutschen Schulen einfach ausgeblendet.
Reinrassigkeit
In der Pferde- und Hundezucht ist Reinrassigkeit das höchste Gebot. Viele glauben, dass auch in der menschlichen Rasse die Reinrassigkeit das wichtigste sei. So war z.B. Hitler überzeugt, dass die hohe Intelligenz der Juden darauf zurückzuführen sei, dass die Juden im ganzen Verlauf ihrer Geschichte den größten Wert auf Reinrassigkeit gelegt haben. Jude war nur, wer eine jüdische Mutter hatte. Wer der Vater war, war sowieso nie auszumachen. Möglicherweise wussten selbst die Mütter es nicht genau.
Coudenhaven-Calergi
Der bedeutende Politiker Coudenhaven-Calergi, der selbst ein Mischling mit den außergewöhnlichsten Fähigkeiten war, war davon überzeugt, dass die Mischung von Rassen minderwertige Subjekte hervorbringt. Sein Vater war aus uraltem böhmischem Adel, der sich mit niederländischen Blutlinien vermischt hatte, seine Mutter war eine Calergi, eine Japanerin aus dem japanischen Hochadel.
Rassenmischung
Wir diskutierten diese Theorie. Mir schien allerdings wahrscheinlicher, dass Rassenmischung sogar besser als Reinrassigkeit ist. Coudenhaven-Calergi ist dafür das beste Beispiel. Das zeigt sich auch kaum besser als in Sachsen und Brandenburg, wo wir wie bei Thomas Gottschalk schon gesehen haben, die Mischung fifty-fifty von Germanisch und Slawisch das übliche ist. Die großen Genies: Bach, Händel, Schuhmann, Nietzsche sind höchstwahrscheinlich geglückte Mischungen von zwei Rassen. Ein Schock könnte allerdings sein, wenn die DNA-Analyse von Martin Luther erbringen würde, dass dieser Urdeutsche möglicherweise genetisch zur Hälfte ein Pole war.
Hitler-Stalin-Pakt
Sein Plan mit den Polen gemeinsam gegen den Bolschewismus vorzugehen, konnte Hitler also nicht mehr durchführen, da die Polen den Engländern versprachen, Deutschland zum Krieg zu provozieren. Hitler musste also die Fronten wechseln und verbündete sich mit Stalin. Hitler wollte unter allen Umständen einen 2 Frontenkrieg vermeiden, wie es im 1. Weltkrieg war.
Feuer und Wasser
Das war die paradoxeste Allianz die sich denken lässt. Hitlers Hauptziel war die Vernichtung des Bolschewismus. Stalins Endziel war die Vollendung der internationalen Revolution, die erst dann erfolgreich sein konnte, wenn die roten Fahnen in Berlin wehen. Das ist ein Zitat von Lenin.
In seinem Pakt mit Stalin sicherte er den Bolschewiken zu, dass wenn sie einen Nichtangriffspakt abschließen dafür