Lore-Roman 34 - Ursula Fischer - E-Book

Lore-Roman 34 E-Book

Ursula Fischer

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Beschreibung

Tränen auf der Hochzeitsreise - Wenn Glück und Leid nah beieinander liegen


Auf einer Party steht die schöne Franziska plötzlich ungewollt im Mittelpunkt der Gesellschaft. Schuld daran ist ein Brief, den sie unbedingt dem Chef ihrer Firma überbringen muss. Verzweifelt sucht sie den Mann in dem überfüllten Raum, doch sie kann ihn nicht finden. In dem anmutigen Mädchen vermutet niemand eine einfache Angestellte, man hält sie für eine Dame der Gesellschaft. Einen Abend will sie gern die Rolle des reichen, verwöhnten Mädchens spielen. Einmal will sie große Dame sein.

Als sie an diesem Abend auf Randolf von Strassberg trifft und sich Hals über Kopf verliebt, ist sie gezwungen, ihre Rolle weiterzuspielen. Sie kann ihm nicht gestehen, wer sie wirklich ist. Ein großer Fehler, den sie später bitter bereut, als schwere Anschuldigungen gegen sie laut werden. Man spricht von einem Komplott ...

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Seitenzahl: 134

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Inhalt

Cover

Impressum

Tränen auf der Hochzeitsreise

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Kichigin/shutterstock

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6837-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Tränen auf der Hochzeitsreise

Wenn Glück und Leid nah beieinander liegen

Von Ursula Fischer

Auf einer Party steht die schöne Franziska plötzlich ungewollt im Mittelpunkt der Gesellschaft. Schuld daran ist ein Brief, den sie unbedingt dem Chef ihrer Firma überbringen muss. Verzweifelt sucht sie den Mann in dem überfüllten Raum, doch sie kann ihn nicht finden. In dem anmutigen Mädchen vermutet niemand eine einfache Angestellte, man hält sie für eine Dame der Gesellschaft. Einen Abend will sie gern die Rolle des reichen, verwöhnten Mädchens spielen. Einmal will sie große Dame sein.

Als sie an diesem Abend auf Randolf von Strassberg trifft und sich Hals über Kopf verliebt, ist sie gezwungen, ihre Rolle weiterzuspielen. Sie kann ihm nicht gestehen, wer sie wirklich ist. Ein großer Fehler, den sie später bitter bereut, als schwere Anschuldigungen gegen sie laut werden. Man spricht von einem Komplott …

„Ein Eilbrief.“ Der Bürobote strahlte Franziska Ollbrück an.

Emil war trotz seiner sechzehn Jahre bis über beide sommersprossigen Ohren in die schöne Sekretärin verliebt.

Ihre Kollegin, Ilse Thomsen, stieß einen verächtlichen Laut aus. Sie fand es unverständlich, dass sich die Männer so schnell in Franziska verliebten.

„Etwas Wichtiges?“, fragte sie in dem schleppenden Tonfall, durch den sie ihre vermeintliche Überlegenheit ausdrücken wollte.

„Das Schreiben von Hammer & Co.“, erklärte Franziska und runzelte die Stirn. „Der Chef hat sehr auf ihn gewartet, er ist wichtig. Was mache ich nur?“

Ilse zuckte die Schultern.

„Der Chef ist heute Abend auf dem großen Empfang“, murmelte Franziska. „Ob ich ihm den Brief dort gebe? Es wäre besser, er bekäme ihn heute noch in die Hände.“

„Ihr Diensteifer ist wirklich rührend“, höhnte Ilse Thomsen. „Wollen Sie sich auf die Türschwelle des Chefs setzen und auf seine Heimkehr warten? Es kann spät werden, meine Liebe. Aber vielleicht revanchiert er sich für so viel Diensteifer?“

Franziska hatte es sich angewöhnt, die Spitzfindigkeiten der Kollegin zu überhören.

„Ich stelle es mir rührend vor, Sie auf der Schwelle des Hauses, wahrscheinlich frierend den Mantelkragen hochgeschlagen. Dann kommt der Chef und bittet Sie ins Haus. Er liest den Brief, und dann beschäftigt er sich mit der reizenden Botin. Haben Sie eigentlich noch nicht begriffen, dass der Chef nicht mit Angestellten flirtet?“, fragte sie scharf.

„Es liegt mir völlig fern, mit Herrn Schröder zu flirten“, erwiderte Franziska herb. „Das sollten Sie eigentlich längst wissen, Fräulein Thomsen.“

„Woher wohl?“ Ilse betrachtete ihre langen, gepflegten Fingernägel. Bisher ist mir nur aufgefallen, dass Sie allen Männern, die in Ihre Nähe kommen, schöne Augen machen. Oder wollen Sie das etwa bestreiten?“

Und wie eine Bestätigung der Worte ihrer Kollegin, kam jetzt der Prokurist Hoffmann aus seinem Zimmer.

Er wünschte den Damen einen guten Abend, richtete seine Worte dabei aber ausschließlich an Franziska.

„Und was haben Sie heute Abend vor, Fräulein Ollbrück?“, erkundigte sich Jörg Hoffmann etwas gönnerhaft.

„Fräulein Ollbrück wird ihrem Chef nachlaufen“, antwortete Ilse spitz. „Der Brief von Hammer & Co. ist gekommen, gerade eben wurde er abgegeben, und ich halte es für das Beste, wenn der Chef ihn heute noch bekommt.“

„Selbstverständlich haben Sie recht“, stimmte Prokurist Hoffmann ihr zu. „Der Chef ist heute auf dem Empfang, dort können Sie ihn sicherlich leicht erreichen. Ziehen Sie sich ein hübsches Kleid an, vielleicht können Sie dann gleich dort bleiben.“

Ilse atmete schwer. Sie wusste, dass diese Worte des Prokuristen nicht als Scherz gemeint waren.

„Also, dann wünsche ich Ihnen noch viel Vergnügen, Fräulein Ollbrück. Schade, dass Sie etwas vorhaben, ich hätte Ihnen nämlich sonst eine Kinokarte angeboten. Man hat mir eine geschenkt, aber ich kenne den Film bereits.“

Auf den Gedanken, diese Karte seiner Sekretärin anzubieten, kam er offensichtlich nicht.

„Worauf warten Sie eigentlich noch?“, fragte Ilse ihre Kollegin wütend. „Nun rennen Sie doch nach Hause und machen sich hübsch. Haben Sie wenigstens ein Cocktailkleid? Sie brennen doch bestimmt darauf, sich dem Chef einmal in großer Aufmachung zu zeigen.“

„Sie haben recht, ich muss jetzt gehen.“

Die Tür wurde geöffnet. Jörg Hoffmann war noch einmal zurückgekehrt. Sein erwartungsvolles Lächeln erlosch allerdings, als er sah, dass Ilse allein war.

„Ist Fräulein Ollbrück schon fort?“, fragte er stirnrunzelnd.

„Ja. Was wollten Sie denn von ihr?“

„Ich wollte Fräulein Ollbrück nur anbieten, sie in meinem Wagen nach Hause zu bringen. Sie hat dann mehr Zeit, sich umzuziehen.“

„So.“ Ilses Ton klang wie ein Peitschenhieb.

„Ist irgendetwas?“, fragte Jörg Hoffmann verwirrt. Er schaute auf Ilses gesenkten Kopf hinab. „Sie sehen so merkwürdig aus, Fräulein Thomsen. Haben Sie Kopfschmerzen? Es ist recht stickige Luft im Raum. Sie sollten vielleicht die Fenster öffnen. Seien Sie nicht mehr so fleißig!“

Er verließ das Vorzimmer zum zweiten Male.

Franziska atmete tief durch, als sie an den Häusern vorbeiging und ab und zu freundlich einen Gruß erwiderte. Man kannte sie hier von klein auf, und alle mochten sie gern.

Ihre Mutter öffnete ihr die Haustür, bevor sie noch den Schlüssel aus ihrer Tasche hervorholen konnte.

„Es ist schön, zu Hause zu sein“, bekannte sie aus tiefstem Herzen. „Ich wünschte, ich brauchte nicht noch einmal wieder fort.“

„Wohin musst du denn noch?“

Mit wenigen Worten erzählte ihr Franziska von dem wichtigen Brief.

„Ich muss mir wohl oder übel ein anderes Kleid anziehen, wenn ich ihn abgebe“, seufzte sie. „Sonst lässt man mich gar nicht erst in den Saal hinein. Hoffentlich treffe ich den Chef auch noch an. Er macht sich nicht viel aus solchem Theater.“

***

Trotz allen Selbstbewusstseins schlug Franziskas Herz doch höher, als sie in den schön geschmückten Saal des Hotels trat.

Neben der breiten Tür blieb sie stehen, um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen.

Ein Herr, der in ihrer Nähe gelangweilt stand, konnte den Blick einfach nicht von Franziska abwenden.

„Sie sollten den Sekt austrinken, bevor er warm wird“, schlug eine dunkle Stimme an Franziskas Ohr. „Warm schmeckt er wie Limonade.“

Franziska wandte den Blick zur Seite. Sie hatte nicht bemerkt, dass der Herr auf sie zugekommen war und jetzt neben ihr stand.

„Eine schreckliche Fülle“, fuhr der Mann fort, als sie ihm keine Antwort gab. Er wirkte völlig ungezwungen und selbstsicher. „Man fragt sich immer, was man bei solch einem Empfang soll. Haben Sie übrigens schon das kalte Büfett entdeckt? Eine wirkliche Oase in dieser Wüste der Langeweile. Wollen Sie es mit mir zusammen besichtigen?“

„Eigentlich habe ich noch etwas zu erledigen. Ich suche jemanden“, äußerte Franziska zögernd.

„Mich haben Sie auf jeden Fall schon gefunden, gnädige Frau“, schmunzelte der Mann. „Ich frage mich jetzt, ob ich Sie dazu beglückwünschen darf. Kommen Sie! Es ist so schrecklich langweilig, wenn man niemanden hat, mit dem man sich unterhalten kann.“

„Sind Sie auch fremd hier?“, fragte Franziska.

„Das nicht. Und was möchten Sie haben, gnädige Frau?“

Sie hatten das Büfett inzwischen erreicht. Franziska lief das Wasser im Mund zusammen, obwohl sie ja gerade erst gegessen hatte.

„Von dem Schinken dort hinten, aber bitte nicht zu viel. Ich habe nämlich keinen Hunger.“

Er stürzte sich in das Gedränge und kam nach unglaublich kurzer Zeit mit einem reichgefüllten Teller zurück. Er strahlte über seinen Sieg, denn um einen solchen handelte es sich zweifelsohne.

Seine Unbekümmertheit gefiel Franziska ebenso gut wie sein Äußeres. Sie vergaß vorübergehend ganz, dass sie gar nicht in diesen Kreis hineingehörte, sondern nur einen Auftrag zu erfüllen hatte.

„Ich suche krampfhaft jemanden, der mich Ihnen vorstellen könnte“, bekannte der junge Mann. „Es ist schrecklich, wenn man jemanden braucht, dann findet man niemanden. Halten Sie es für unverzeihlich, wenn ich auf diese Formalität verzichte und Ihnen so verrate, wer ich bin?“

„Ich werde es ausnahmsweise verzeihen“, strahlte Franziska ihn an und ahnte nicht, wie hinreißend sie aussah.

Der Mann griff sich mit übertriebener Geste an die Brust und verneigte sich.

„Ich heiße Randolf von Strassberg.“

Der Name sagte Franziska alles. Die Strassbergs waren sagenhaft reich, besaßen ein Gut vor den Toren der Stadt und einige Fabriken.

„Und mit wem habe ich das Vergnügen?“, erkundigte sich Randolf.

„Ollbrück.“

„Ein hübscher Name. Haben Sie zufällig auch einen Vornamen, gnädige Frau.“

„Fräulein, bitte. Ich heiße Franziska.“

„Das ist noch hübscher. Franziska. Ja, der Name gefällt mir. Er passt zu Ihnen. Er ist nicht so alltäglich, und zu Ihnen gehört ein besonderer Name. Was halten Sie davon, wenn wir beide uns hier still und heimlich verdrücken?“

„Einen Moment.“

Franziska entdeckte in diesem Augenblick den Chef, der mit seiner Begleiterin aus einem Nebenraum in den Saal kam. Franziska ließ Randolf von Strassberg mit einer hastigen Entschuldigung stehen.

Herr Schröder, ein Mann Mitte vierzig, hob erstaunt die buschigen Brauen, als seine tüchtige Sekretärin so unerwartet vor ihm auftauchte. Dann allerdings glitt ein bewunderndes Lächeln über seine Züge.

„Donnerwetter, Sie sind ja eine regelrechte Schönheit, Fräulein Ollbrück“, begrüßte er sie und neigte sich galant über ihre Hand. „Ich wusste gar nicht, dass auch Sie geladen sind.“

„Bin ich auch nicht“, verriet Franziska hastig. „Ich wollte Ihnen nur einen Brief bringen, Herr Schröder. Er ist erst heute Abend gekommen. Der Brief von Hammer & Co.“

„Und da machen Sie sich extra die Mühe, dieses Briefes wegen hierherzukommen?“

„Haben Sie noch irgendwelche Wünsche?“, erkundigte sich Franziska bei ihrem Chef.

Schröder seufzte, während sein Blick ihr zartes Gesicht umfing.

„Wünsche habe ich noch viele, liebes Fräulein Ollbrück“, sagte er mit einem Anflug von Wehmut, der ihm allerdings recht gut stand. „Aber darüber können wir morgen im Büro sprechen. Jedenfalls danke ich Ihnen recht herzlich, dass Sie mir einen Teil Ihrer wertvollen Freizeit geopfert haben. Ich ahnte nicht, dass Sie Herrn von Strassberg kennen.“

„Ich habe ihn eben erst kennengelernt“, gab Franziska zurück und konnte nicht verhindern, dass ihr eine zarte Röte ins Gesicht stieg.

„Was wollte der alte Kerl von Ihnen?“, fragte Randolf direkt unfreundlich, als Franziska wieder bei ihm war.

Die junge Dame schaute ihn erstaunt an. Sein Ton passte nicht zu ihm, fand sie.

„Entschuldigung“, stieß Randolf knurrig hervor. „Aber ich kann es auf den Tod nicht leiden, wenn alte Kerle junge Mädchen betätscheln. Müssen Sie sich noch von jemandem verabschieden, oder können wir uns heimlich verdrücken?“, fragte er, sich bewusst einer burschikosen Ausdrucksweise bedienend.

„Ich brauche mich von niemandem zu verabschieden.“

„Sie sind fremd hier“, äußerte Randolf, der an ihrer Seite zur Garderobe ging. „Sonst hätte ich Sie bestimmt schon irgendwann einmal gesehen“, fuhr er fort. „Und ein Gesicht wie das Ihre vergisst man nicht wieder, hat man es einmal gesehen. Bei wem sind Sie zu Besuch, wenn ich fragen darf?“

„Bei wem ich zu Besuch bin?“, wiederholte Franziska.

Einen Augenblick schwankte sie, dann entschloss sie sich, ihm nicht die volle Wahrheit zu sagen.

„Sozusagen bei Herrn Schröder. Aber das ist eine lange Geschichte, die Sie sicherlich nicht interessiert. Sind Sie so gut und rufen mir eine Taxe?“

„So gut bin ich nicht“, gab Randolf schmunzelnd zurück. „Machen Sie mich nicht unglücklich, indem Sie mich hier einfach stehen lassen. Der Abend hat doch erst begonnen, oder gehören Sie zu den unglücklichen Menschen, die immer mit den Hühnern ins Bett gehen müssen?“

„Mitnichten“, erwiderte Franziska lachend. Sie hatte ja gehofft, dass er ihr einen besseren Vorschlag machen würde. „Aber was soll man allein anfangen in einer fremden Stadt?“

„Also wäre ich an Ihrer Stelle“, teilte er ihr dann mit, „dann wüsste ich schon, was ich machte.“

„Nämlich?“, wollte Franziska wissen.

„Ich würde einem netten jungen Mann zulächeln und mich von ihm einladen lassen.“

„Aber so etwas tut man nicht, Herr von Strassberg“, verwahrte sich Franziska lachend. „Wofür würde der junge Mann mich dann halten?“

„Soll ich es Ihnen verraten? Für das bezauberndste und netteste Mädchen der Welt. Probieren Sie es doch einmal mit mir, Fräulein Ollbrück.“

„So?“ Franziska legte den Kopf schief und lächelte ihn an.

„Großartig geht das“, lobte Randolf sie überschwänglich. „Schönes Fräulein, darf ich wagen, Arm und Geleite Ihnen anzutragen?“

„Das kommt darauf an. Was haben Sie vor, Herr von Strassberg? Wollen Sie mich verführen wie Faust sein Gretchen?“

„Ich möchte mit Ihnen erst eine Flasche Wein trinken, und dann möchte ich mit Ihnen tanzen. Wenn es geht, die ganze Nacht hindurch.“

„Ausgeschlossen! Ich muss morgen ja …“ Franziska brach ab.

Fast hätte sie Strassberg verraten, dass sie morgen pünktlich im Büro erscheinen musste. Einen Abend wollte sie gern die Rolle des reichen, verwöhnten Mädchens spielen. Einmal wollte sie große Dame sein.

„Ich würde viel darum geben, könnte ich jetzt Ihre Gedanken erraten“, drang Randolfs sonore Stimme an ihr Ohr. „Sie sehen so ernst aus.“

Franziska warf den Kopf zurück und lachte.

„Dabei habe ich überhaupt keine Ursache, ernst zu sein, finde ich“, nahm sie den anfänglichen schelmischen Ton wieder auf. „Schließlich ist es mir armem Mädchen ja gelungen, einen netten Mann anzulachen.“

Er fuhr einen dunkelgrauen Jaguar. Franziskas Augen strahlten, als er ihr die Tür öffnete. Es war schon immer ihr Wunsch gewesen, einmal in einem wirklich schnellen Auto zu sitzen.

Beim Überholen eines anderen Autos merkte Franziska, welch eine Kraft in dem Motor unter der Haube steckte.

„Wo liegt das Lokal, in das Sie mich führen wollen?“, fragte sie.

„Nicht weit von hier.“

Mehr als eine Stunde später erst erreichten sie das Weinlokal, von dem Randolf gesprochen hatte.

„Es kommt mir vor, als wäre für Sie alles neu“, sagte Randolf versonnen, als er ihr an einem kleinen Tisch einer Nische gegenübersaß. „Und das Erstaunliche ist, dass auch ich das Gefühl habe, als erlebe ich alles zum ersten Mal. Wie machen Sie das nur, Fräulein Ollbrück?“

Für mich ist ja alles neu, dachte Franziska, aber sie hütete sich selbstverständlich, ihm dieses Geheimnis zu verraten. Sie lächelte nur vor sich hin. Später gingen sie noch in einem Nachtklub tanzen. Auf der kleinen, von unten beleuchteten Fläche war es sehr voll, und Randolf musste Franziska schon fest an sich ziehen. Er tat es keineswegs ungern.

Wie zurückhaltend sie tanzte!

„Wir müssen uns bald wiedersehen“, raunte Randolf bei einem Blues dicht neben ihrem Ohr.

„Morgen? Ich könnte Sie vormittags abholen, und wir fahren zum Baden. Was halten Sie davon?“

Eine wohlige Mattigkeit erfüllte Franziska, solange Randolf sie im Arm hielt. Sie hätte ewig so weitertanzen können. Und er wollte sie wiedersehen, bald schon, das hieß also, dass sie ihm gefiel.

Ihre Lippen öffneten sich schon zu einem „Ja“, das er erwartete, als ihr Herr Schröder einfiel.

„Es geht leider nicht“, stieß sie traurig hervor.

„Ach, Sie sind schon verabredet.“

„Ich habe erst abends Zeit“, erklärte Franziska, und sie sagte es, obwohl sie es gar nicht hatte aussprechen wollen. Vernünftig wäre es gewesen, würde sie Randolf niemals wiedersehen.

Randolf von Strassberg setzte sie kurz nach Mitternacht, viel zu früh für seinen Geschmack, vor dem Luxushotel ab. Franziska ging zögernd an dem Portier vorbei in die Halle. Durch die verglaste Tür sah sie, dass Randolf mit seinem Jaguar weiterfuhr.

Sie trat wieder auf die Straße hinaus und ging zu Fuß nach Hause.

***

Frau Luise saß in der Küche, hatte die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und schmiegte ihr Kinn in die Handfläche. Sie war aufmerksam, und ihr Blick wich nicht vom Gesicht der erzählenden Tochter.

„Sei vernünftig und versuch, ihn nicht wiederzusehen! Gerade die Männer, die nett sind, werden uns gefährlich. Du hast deine Arbeit, und bisher warst du doch eigentlich immer zufrieden. Weshalb willst du dich jetzt mit einem Mann einlassen?“, meinte sie besorgt, als Franziska geendet hatte.

„Aber ich will mich doch gar nicht mit einem Mann einlassen, wie du es ausdrückst“, wehrte Franziska ab. „Er hat mich eingeladen, mit ihm ein bisschen spazieren zu fahren, was ist schon dabei? Fast alle Mädchen hier in der Nachbarschaft haben einen Freund. Weshalb soll ich Herrn Strassberg einen Korb geben?“

„Weil eure Verbindung keinen Bestand haben wird“, urteilte Frau Luise vernünftig. „Und du bist zu schade, um dich zu verzetteln. Ach, Kind, würdest du doch meinen Rat annehmen. Ich meine es ja nur gut mit dir. Glaub mir, auch ich …“

„Sprichst du von Vater?“, fragte Franziska aufhorchend.