Lore-Roman 68 - Carola Martin - E-Book

Lore-Roman 68 E-Book

Carola Martin

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Beschreibung

Die Party-Prinzessin
Roman um Glück und Leid einer alten Adelsfamilie
Von Carola Martin

Friedericke Fürstin zu Ried hat bei der Währungsreform ihr Vermögen verloren. Es ist ihr nichts anderes übrig geblieben, als das Stammschloss der Fürsten zu Ried an den De-Vestry-Konzern zu verkaufen. Der Fürstin überließ man das Kavaliershaus, in dem sie nun mit ihren beiden Töchtern ohne den gewohnten Pomp lebt.
Doch während Vanessa sich den neuen, bescheidenen Verhältnissen klaglos anpasst, lebt Prinzessin Titin weiter in Saus und Braus und riskiert so, dass ihre einst so angesehene Familie endgültig dem Untergang verdammt ist ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Party-Prinzessin

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Dmitry_Tsvetkov / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8969-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Party-Prinzessin

Roman um Glück und Leid einer alten Adelsfamilie

Von Carola Martin

Friedericke Fürstin zu Ried hat bei der Währungsreform ihr Vermögen verloren. Es ist ihr nichts anderes übrig geblieben, als das Stammschloss der Fürsten zu Ried an den De-Vestry-Konzern zu verkaufen. Der Fürstin überließ man das Kavaliershaus, in dem sie nun mit ihren beiden Töchtern ohne den gewohnten Pomp lebt.

Doch während Vanessa sich den neuen, bescheidenen Verhältnissen klaglos anpasst, lebt Prinzessin Titin weiter in Saus und Braus und riskiert so, dass ihre einst so angesehene Familie endgültig dem Untergang verdammt ist …

Den Stenoblock in der Hand betrat Vanessa Prinzessin zu Ried das Chefbüro. Ihr Lächeln erlosch, als sie Philip Romans finstere Miene sah.

„Was ist geschehen, hat es Ärger im Betrieb gegeben, Liebster?“

Philip wich ihrem Blick aus und schwieg. Verwirrt ließ sie sich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder, schlug die Beine übereinander und legte den Block auf die Knie.

„Macht es dir etwas aus, wenn ich die Lampe einschalte, Philip?“, fragte sie.

Es war spät am Nachmittag, vor den Fenstern stand dicht und grau der Herbstnebel. In dem großen Raum war es düster. Seine Einrichtung war von gediegener Eleganz, genau wie Philip Romans Kleidung.

„Wenn es sein muss“, erwiderte er unfreundlich und schaltete die Lampe ein.

In ihrem warmen Licht leuchtete Vanessas Haar wie Kupfer um das schmale Gesicht mit den hohen Backenknochen und den hellen Augen.

„Willst du mir denn nicht diktieren, Lieber?“, fragte sie sanft.

Philip entnahm seinem Etui eine Zigarette. Vanessa wollte ihm Feuer geben.

„Nein, lass nur“, wehrte er ab und erhob sich.

Als er an der Prinzessin vorbeikam, entriss er ihr den Stenoblock und warf ihn auf den Tisch.

„Ich habe dir nichts zu diktieren“, erklärte er in schroffem Ton. „Ich muss etwas mit dir besprechen!“

„Also hat es nichts mit dem Betrieb zu tun?“ Vom Fenster her schüttelte er den Kopf, ohne sich nach ihr umzuwenden. Von plötzlicher Angst erfasst, fragte die Prinzessin: „Geht es um uns beide?“

„Ja, und es fällt mir schwer, mit dir darüber zu reden!“

Nervös rauchte er seine Zigarette und starrte auf die Werksanlagen, die man halb verdeckt zwischen den Parkbäumen sehen konnte. Auch jetzt erfüllte Philip Genugtuung, weil er über eines der bedeutendsten Kugellagerwerke des Westens unbeschränkte Machtbefugnisse besaß.

Mit einer raschen Bewegung wandte er sich nach Vanessa um.

„Ich habe mit fünfunddreißig Jahren hier eine Position, um die mich viele beneiden“, begann er. „Meine Mitarbeiter sind fast alle älter als ich. Du weißt, dass ich aus kleinen Verhältnissen komme. Meine Eltern haben sich mein Studium buchstäblich vom Mund abgespart. Ich kann, was ich erreicht habe, nicht riskieren oder aufgeben.“

„Warum erzählst du mir das alles? Ich weiß es doch“, meinte sie.

„Es soll eine Erklärung für das sein, was ich dir nun zu sagen gezwungen bin, Nessa!“

„Und was ist das?“, fragte sie tonlos.

„Ich muss auf deine weitere Mitarbeit verzichten!“

Ungläubig fragte sie: „Heißt das, dass du mich entlässt?“

Philip nickte und nahm eine neue Zigarette. Dann holte er tief Luft.

„Und das ist noch nicht alles! Die Verwaltung braucht das Kavaliershaus und sieht sich leider gezwungen, euch zu kündigen.“

Fassungslos starrte sie ihn an.

„Herrgott, Nessa, mach kein solches Gesicht! Deine Entlassung und die Kündigung eurer Wohnung geschieht ja nicht auf meine Veranlassung.“

„Auf wessen Veranlassung denn?“ Vanessa stand langsam auf.

„Die Konzernleitung hat eben angerufen, du selbst hast das Gespräch weitergeleitet. Glaube mir, dass ich mich eingesetzt habe, aber“, er hob die Hände und ließ sie wieder fallen, „ich kann meine Stellung nicht riskieren, das musst du einsehen, Nessa!“

„Ich möchte die Gründe wissen!“

Philip senkte den Blick. „Man hat mir keine genannt.“

Vanessa wusste, dass er log. „Wer ist man?“

„Der oberste Chef, Präsident Paul de Vestry.“

„Was für ein Interesse kann der Konzernherr an mir haben?“

„Vielleicht nicht an dir, sondern an …“ Wütend unterbrach er sich. „Ach was, ich weiß gar nichts!“

Vanessa sah Philip mit einem so verletzten und hilflosen Blick an, dass er es kaum ertragen konnte. Im Zimmer war es still geworden. Man hörte das rhythmische Stampfen der Maschinen im Werk. Im Vorzimmer läutete das Telefon, das Rattern einer elektrischen Schreibmaschine war aus einem anderen Zimmer zu hören.

Philip und Vanessa waren sich während der letzten Monate so nahegekommen, dass sie beide das Gleiche dachten. Sie erinnerten sich daran, wie alles zwischen ihnen angefangen hatte.

Vor einem Jahr war der Diplom-Ingenieur Philip Roman wegen seiner organisatorischen Fähigkeiten und seiner technischen Leistungen an das Süd-Kugellagerwerk berufen und zu seinem Direktor ernannt worden. Vanessa, die bisher für den Personalchef gearbeitet hatte, war ihm als Sekretärin vorgeschlagen worden. Beide hatten sich sofort gemocht. Vanessa konnte es kaum fassen, als er sich mit ihr verlobte. Immer hatte sie im Schatten ihrer jüngeren reizvollen Schwester Titin gestanden. Mit ihrem roten Haar, der hohen, schmalen Gestalt und dem unregelmäßigen Gesicht fand Vanessa sich unmöglich. Sie war nicht nur in Philip verliebt, sie war ihm dankbar, dass er sie begehrenswert finden konnte.

„Es tut mir natürlich auch für deine Mama leid, dass ihr euer Haus verlassen müsst“, hörte sie ihn sagen. „Und ich bedaure sehr, dass die Kündigung sofort in Kraft tritt. Du weißt, ihr habt keinen Vertrag mit uns“, setzte er hastig hinzu.

Vanessa sah Philip weiter wie aus blinden Augen an, wie ein Mensch, der unter einem schweren Schock steht.

Ihre Mutter, Friedericke Fürstin zu Ried, hatte bei der Währungsreform ihr Vermögen verloren. Es war ihr nichts anderes übrig geblieben, als das Stammschloss der Fürsten zu Ried an den De-Vestry-Konzern zu verkaufen, der darin die Verwaltung des Kugellagerwerkes unterbrachte. Der Fürstin war das Kavaliershaus an der Parkmauer überlassen worden. In ihm lebte sie mit ihren beiden Töchtern. Prinzessin Titin, lebenslustig, sprühend, pikant und sexy, genoss das Leben als Playgirl, Vanessa hatte sich mit der Rolle des Aschenputtels abgefunden.

Sie steckte ihren Verdienst in die Haushaltskasse, kümmerte sich um den Haushalt, half der alten Haushälterin Ida, hörte sich die Klagen von Fürstin Friedericke an und hatte nie Zeit für sich selbst.

Vanessas stumme Fassungslosigkeit war für Philip unerträglich.

„Selbstverständlich lasse ich für euch eine passende Wohnung in der Stadt suchen“, sagte er.

Die Prinzessin hatte sich etwas gefasst.

„Danke, ich brauche deine Hilfe nicht. Ich werde selbst etwas für uns finden.“ Sie nahm ihren Block vom Tisch. „Muss ich den Betrieb sofort verlassen?“

Unbehaglich bewegte er die Schultern. „Du hast noch einen Urlaub gut, den würde ich gleich nehmen. Du musst dich ja auf die Wohnungssuche konzentrieren.“

Ihr war der Atem knapp geworden, das Herz flatterte auf eine unangenehme Weise in ihrer Brust. Aber sie bewahrte Haltung.

„Und wie ist das mit unserer Verlobung?“

Philip machte eine vage Kopfbewegung.

„Spar dir jedes weitere Wort. Und bitte, rede dich nicht auf die Werksleitung aus. Ich habe verstanden“, sagte sie atemlos. „Du willst mich und meine Familie loswerden, das ist es!“ Damit streifte sie den Verlobungsring von der Linken und legte ihn auf den Tisch. Die Brillanten an dem schmalen Reif funkelten unruhig. „Damit ist unsere Verlobung gelöst, und du bist frei.“

„Nein, nein, du bist in einem Irrtum befangen. Präsident de Vestry persönlich hat mit mir telefoniert und von mir verlangt …“

„Schon gut, Philip!“ Nervös warf sie das rote Haar aus der Stirn. „Ich habe mich ohnehin die ganze Zeit gewundert, dass du dich mit mir verloben konntest. Du siehst blendend aus, während ich“, sie lachte schmerzlich, „alles andere als eine Titelblattschönheit bin. Aber mir ist klar geworden, dass du dich nicht in mich verliebt hast, Philip. Sonst könntest du mich nicht auf eine solche Art abschütteln.“

„Warum sollte ich mich denn sonst mit dir verlobt haben?“

„Mit meinem Aussehen konntest du nicht viel Staat machen, aber ich bin eine Prinzessin zu Ried. Ich selbst habe von meinem Titel keinen Gebrauch gemacht und mich einfach Vanessa Ried genannt. Du aber bist ehrgeizig, Philip! Eine Prinzessin zur Frau zu haben und eine Fürstin zur Schwiegermutter hat deine gesellschaftlichen Ambitionen befriedigt.“

„Du tust mir unrecht, Nessa! Ich habe dich ja nicht darum gebeten, mich freizugeben, sondern …“

Vanessa fiel ihm ins Wort. „Aber ich habe auch so verstanden. Oder bist du nicht erleichtert, dass du mich so einfach losgeworden bist?“

Philip wandte sich von ihr ab und kämpfte mit sich, aber sein Verstand siegte über seine Gefühle.

„Ich möchte nur eins wissen … Wer ist sie?“, hörte er sie erstickt fragen.

„Was heißt das? Ach so, es gibt keine andere, ich mag nur dich leiden, Nessa“, antwortete er unsicher.

„Und jagst mich doch wie einen Hund davon!“

„Das alles ist ein schreckliches Missverständnis, der Präsident hat mich in eine peinliche Lage gebracht.“

Vanessa faltete die schmalen Hände. „Philip, lüge nicht. Wahrscheinlich weiß de Vestry nicht einmal, dass ich existiere!“

„Da irrst du!“

„Ich geh’ schon“, sagte sie. „Ich packe nur meinen Kram. Es ist dir doch recht, wenn du mich sofort los bist, Philip?“

„Nessa, glaub mir doch, es tut mir furchtbar leid!“

„Schon gut, spar dir dein Mitleid, Philip!“

„Ich lasse dir dein Gehalt für ein weiteres halbes Jahr überweisen!“, rief er ihr nach.

„Ich bin nicht einmal in der Lage, diese Almosen ablehnen zu können.“

Ihr Blick überflog das große Zimmer und blieb an dem großen Bild des Konzernherrn hängen, das sich Philips Schreibtisch gegenüber an der Wand befand. Sie studierte finster Paul de Vestrys Züge. Der Achtundvierzigjährige wirkte interessant. Seine Züge waren beherrscht und hochmütig. Das kurze eisgraue Haar verstärkte den Eindruck von Gefühlskälte.

Diesem Mann war durchaus zuzutrauen, dass er mit ein paar Worten eine Existenz vernichtete. Aber warum sollte er ihre Entlassung gewünscht haben? Was für einen Grund konnte er haben, sie und ihre Familie aus dem Kavaliershaus zu vertreiben?

Sie dachte laut: „Und ich glaube nicht, dass de Vestry hinter allem steckt.“ Philip zuckte stumm die Schultern. „Leb wohl, Philip. Und erwarte nicht, dass ich dir alles Gute wünsche“, schloss sie.

„Nessa, ich bin für dich da, wenn du etwas brauchen solltest.“

„Merkst du nicht, wie verlogen das klingt? Ich werde alles tun, damit ich dir nicht mehr unter die Augen komme. Mit dir und dem De-Vestry-Konzern bin ich ein für alle Mal fertig“, erklärte Vanessa Prinzessin zu Ried ahnungslos.

***

Im Kavaliershaus hatte Friedericke Fürstin zu Ried die wertvollsten Stücke aus dem Schloss zusammengetragen. Seine äußere Schlichtheit täuschte über die kostbare Inneneinrichtung.

Schön in der Diele stand ein riesiger Barockschrank neben einer Schiffstruhe mit prachtvollen Beschlägen. Ahnenbilder und Gobelins schmückten die Wände. Vom niedrigen Deckengewölbe hing ein handgeschmiedeter Lüster. Die Fliesen wurden von einem Perserteppich bedeckt, wertvolle Brücken lagen auf der schmalen Holztreppe.

Vanessa legte gerade die Aktentasche und ihre Jacke in der Garderobe ab, als von oben helles Lachen ertönte. Zu ihrer unangenehmen Überraschung war unerwartet ihre Schwester Titin heimgekommen. Es war für sie noch schlimmer, die schreckliche Geschichte in Gegenwart der jüngeren Schwester ihrer Mutter beibringen zu müssen.

Die Tür zu Fürstin Friederickes Boudoir stand offen. Auf den Sheratonmöbeln mit den pinkfarbenen Seidenbezügen und auf dem Auboussonteppich standen offene Koffer und Reisetaschen und lagen verstreut Toiletten-‍, Wäschestücke und Mäntel. Titin ließ sich gelegentlich herab, als Modell zu arbeiten, die Firmen verehrten ihr dann ihre Erzeugnisse.

„Nessa, ist der Pelz nicht zauberhaft!“, rief sie der Schwester entgegen.

Die Prinzessin führte ihrer Mutter gerade den neuen Fuchspelz vor, der fast die gleiche Farbe wie ihr rötlichblondes Haar hatte. Sie trug es offen und mit einem Band aus der runden Stirn gehalten. Die wenigen Sommersprossen wirkten auf ihrer hübschen Nase pikant. Titin sah wie neunzehn aus. Ihr kindliches Gesicht täuschte darüber, dass sie eine ganz raffinierte kleine Person war.

„Und schau dir nur meine Stiefel an! Mami findet sie auch traumhaft!“, fuhr sie fort.

„Titin sieht todschick aus“, sagte die Fürstin bewundernd, eine ältere Ausgabe Titins.

„Woher kommst du?“, fragte Nessa.

„Von Saint Tropez. Ich habe Mami gerade von einer ganz verrückten Party erzählt“, erklärte sie.

„Ich dachte, du wolltest erst zu Weihnachten heimkommen?“

„Passt es dir nicht, dass ich schon da bin?“, fragte Titin. „Was machst du überhaupt für ein Gesicht?“

„Vanessa sieht nie anders drein, wenn sie aus dem Betrieb kommt. Immer ist sie müde und abgehetzt, nie hat sie viel Zeit für mich“, beklagte sich Fürstin Friedericke.

„Ach, Mama, das stimmt doch gar nicht. Du weißt doch, dass ich mich dann um den Haushalt kümmern muss, weil Ida damit nicht mehr allein fertigwird.“

„Ida ist viel zu alt für eine Haushälterin“, meinte Titin. „Ich hätte mir an eurer Stelle längst eine jüngere Kraft engagiert.“

„Ida hat unserer Familie mehr als dreißig Jahre treu gedient, sie gehört zu uns“, entgegnete Vanessa.

„Du mit deinem sozialen Gewissen“, spottete Titin. „Und überhaupt, ich finde es degradierend, dass eine Prinzessin zu Ried als Tippse arbeitet.“

„Dann dürftest du auch nicht als Mannequin und Modell arbeiten“, meinte Vanessa und begann mechanisch, die herumgestreuten Gegenstände aufzuräumen und Ordnung im Boudoir zu machen.

„Kannst du das Kind nicht in Frieden lassen?“, rief Friedericke.

Vanessa trug Taschen und Koffer auf den Korridor. Als sie wiederkam, meinte sie versöhnlich: „Ich bin froh, dass du da bist, Kleine, und dein Pelz passt dir ganz reizend.“

„Du kannst dir ja etwas von meinen alten Sachen aussuchen“, sagte Titin. Die rotblonde Mähne zurückschüttelnd, meinte sie: „Wie kann ein Mädchen eigentlich nur so herumlaufen, wie du es tust. Immer nur sportlich in Rock und Pulli, einfach grässlich! Bist du denn gar nicht eitel?“

„Nein, alle Schönheit in unserer Familie haben Mama und du abbekommen. Für mich ist nicht viel mehr übrig geblieben. Und außerdem müsste Mama auf manches verzichten, wenn auch ich mit der Mode ginge.“

„Soll das ein Vorwurf sein?“, rief Friedericke. „Wenn ich bedenke, wie viel Toiletten ich mir früher leisten konnte und wie bescheiden ich jetzt geworden bin.“

„Armes Mamilein, du tust mir wirklich leid“, sagte Titin. „Na, schließlich hast du dir ja doch einen Mann eingefangen, Nessa. Philip gefällst du so, wie du bist.“ Dann warf sie ihrer Mutter einen strahlenden Blick zu. „Soll ich es ihr sagen? Es gibt nämlich eine ganz, ganz große Neuigkeit!“

Vanessa hatte sich müde auf einen Stuhl fallen lassen.

„Erzähle es mir später, bitte. Erst muss ich Mama etwas sagen. Ich bitte dich, Mama, rege dich nicht auf … Ich bin gerade entlassen worden.“

„Aber das ist ja entsetzlich! Wie konnte Philip das zulassen?“

„Philip hat mir gekündigt. Außerdem hat er mir nahegelegt, dass wir uns eine andere Wohnung suchen.“

Friedericke rang die molligen Hände.

„Aber das ist ja eine Katastrophe! Du verlierst deine Stellung, und wir müssen hier fort. Natürlich hast du etwas ganz Schreckliches angestellt, sonst hätte er dich nicht entlassen.“

„Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen“, wehrte sich die Prinzessin. „Die Entlassung war für mich eine böse Überraschung.“ Sie schluckte hart, ehe sie sagte: „Ich glaube, für Philip war alles nur ein Vorwand, um unsere Verlobung zu lösen. Ich habe ihn natürlich sofort freigegeben.“

„Und ich habe mich schon immer gewundert, dass ein so gut aussehender Mann wir er sich ausgerechnet mit dir verloben konnte!“

Vanessa zuckte bei Titins taktloser Bemerkung zusammen.

„Philip behauptet, Präsident de Vestry habe ihn gezwungen, mich zu entlassen und uns zu kündigen“, erklärte sie bitter.

Im gleichen Augenblick verwandelte Titin sich in eine kleine Furie. Wütend warf sie den Fuchspelz in einen Winkel.

„Dieser gemeine Tyrann, dieser abscheuliche Milliardär!“, schrie sie außer sich. „Nun weiß ich, was Johnny bei ihm erreicht hat! Er ist also gegen unsere Verbindung. Und aus purer Bosheit wirft Paul de Vestry Vanessa aus dem Werk und uns aus dem Haus. Damit will er wohl gleich die ganze Familie loswerden, dieser olle Geldprotz!“

„Was sagst du da … Ich verstehe dich nicht“, entgegnete Vanessa.

„Du hast mich ja vorhin nicht zu Wort kommen lassen“, erklärte Titin spitz. „Johnny de Vestry hat sich mit mir verlobt. Ausgerechnet mir ist es gelungen, den ehescheuen Goldjungen einzufangen. Was sagst du nun?“, fragte sie mit Triumph in der Stimme.

„Das ist natürlich schön für dich“, meinte Vanessa zögernd. „Ist denn Johnny nicht erst einundzwanzig … und du bist doch vierundzwanzig …“

„Na und? Johnny ist großjährig. Und was spielen die paar Jahre Altersunterschied schon für eine Rolle?“

„Aber dann hat ja Philip gar keine Ausflucht gebraucht“, flüsterte Vanessa bestürzt. „De Vestry hat ihn ja dann tatsächlich zu seinem Verhalten gezwungen.“ In ihren Augen war Verzweiflung. „O Gott, dann wollte er sich ja auch gar nicht mit mir entloben, und ich habe ihn Lügen gestraft und vor den Kopf gestoßen.“

„Er hat doch natürlich alles versucht, um dich von deinem Entschluss, ihn freizugeben, abzubringen, oder?“

Vanessa schüttelte den Kopf.

„Na bitte, Philip ist ein abscheulicher Streber. Der war froh, dass er dich los war, nachdem unsere Familie bei seinem Chef in Ungnade gefallen war!“

Vanessa wollte das Zimmer verlassen. „Wo willst du hin?“, rief Titin. „Was hast du vor?“

„Philip anrufen, mich bei ihm entschuldigen und das Missverständnis aufklären!“

Titin umklammerte ihr Handgelenk.

„Nessa, tu das nicht, du vergibst dir etwas damit. Wenn Philip euren Bruch bedauert, wird er sich melden.“

„Er wird das nicht tun“, erwiderte Friedericke herzlos.

„Aber versteht ihr denn nicht? Ich habe Philip gekränkt, und ich habe ihn doch gern. Ich hätte ihn auch gemocht, wenn er nicht Werksleiter gewesen wäre.“

„Das sieht dir ähnlich“, erklärte Titin. „Du bist eine unverbesserliche Idealistin. Du kannst nicht praktisch denken.“ Kühl erklärte sie: „Ich zum Beispiel hätte mich mit Johnny bestimmt nicht verlobt, wenn er nicht die Milliarden hinter sich hätte.“