Bergkristall 308 - Heimatroman - Carola Martin - E-Book

Bergkristall 308 - Heimatroman E-Book

Carola Martin

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nichts hat die schöne Bäuerin Mariann Einegger darauf vorbereitet, als ihr Mann sie um die Scheidung bittet. Und der Dolch bohrt sich noch tiefer in ihr Herz, als sie den Grund erfährt: Martin hat sich in die Witwe Rena Ott verliebt, die zwei niedliche Kinder besitzt.

Für Mariann ist klar, dass vor allem die Kinder der Trumpf der anderen sind. Verzweifelt räumt sie ihren Platz an Martins Seite und wagt die ersten Schritte in ihr neues Leben als geschiedene Frau. Sie will es schaffen - als sie eines Tages einen Brief vom Einegg-Hof erhält. Dort ist eine Tragödie passiert, und Mariann soll zurückkommen ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 106

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Als ihr Mann die Fremde küsste

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag/Anne von Sarosdy

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6354-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Als ihr Mann die Fremde küsste

Ihre Liebe erfährt eine harte Prüfung

Von Carola Martin

Nichts hat die schöne Bäuerin Mariann Einegger darauf vorbereitet, als ihr Mann sie um die Scheidung bittet. Und der Dolch bohrt sich noch tiefer in ihr Herz, als sie den Grund erfährt: Martin hat sich in die Witwe Rena Ott verliebt, die zwei niedliche Kinder besitzt.

Für Mariann ist klar, dass vor allem die Kinder der Trumpf der anderen sind. Verzweifelt räumt sie ihren Platz an Martins Seite und wagt die ersten Schritte in ihr neues Leben als geschiedene Frau. Sie will es schaffen – als sie eines Tages einen Brief vom Einegg-Hof erhält. Dort ist eine Tragödie passiert, und Mariann soll zurückkommen …

Hinterzimmer der Sirius-Apotheke zu Ischl herrschte drückende Schwüle. Zum offenen Fenster zog der schwere Duft der blühenden Linden herein. Mariann Einegger merkte nichts davon, zerstreut nahm sie ein altes Porzellangefäß aus dem Regal, es entfiel ihrer Hand und zerbrach klirrend am Boden.

Ihr Aufschrei lockte den Apotheker Sixtus Menardi herbei. Seine Haushälterin stand mit dem Rücken zu ihm, das Gesicht in den Händen versteckt, ihre Schultern zuckten. Menardi erschrak. Noch nie hatte sie während der ganzen Jahre, in denen sie der gute Geist seines Hauses war, die Fassung verloren.

Tröstend meinte er: „Na, na, Mariann, wegen der paar Scherben werden Sie doch nicht weinen. Was haben Sie denn nur, schon den ganzen Tag merk ich, dass Sie was bedrückt.“

Langsam ließ sie die Hände sinken.

„Ich soll Sie verlassen, Herr Sixtus, auf den Einegg-Hof soll ich zurück!“

Verständnislos sah er sie an. Er war ein Fünfziger mit einem scharf geschnittenen Kopf auf seinem schmächtigen Körper. Das graue Haar wich ihm in tiefen Winkeln aus der schmalen Stirn. Der eingefleischte Junggeselle verdankte der Mariann ein behagliches Heim. Keine Ehefrau hätte ihn mehr verwöhnen können, als die geschiedene Frau des Gutsbesitzers Martin Einegger. Über ihre Ehe hatte sie nie geredet, er begriff nicht, wie dieser Mann die tüchtige und herzenswarme Frau hatte gehen lassen können.

„Ihr Mann will Sie wiederhaben, Mariann? Er hat aber doch wieder geheiratet?“ Plötzlich fiel ihm ein: „Verloren hat er seine zweite Frau. Witwer ist er geworden, vor zwei Jahren war’s gelt, ja?“

Sie nickte. „Jetzt ist auch der Martin tot, einen Herzinfarkt hat er gehabt. Und der Notar Doktor Wachter teilt mir mit, dass er mich als Erbin eingesetzt hat!“

Jetzt kamen ihr wieder die Tränen. Die Fünfunddreißigjährige hatte ein ruhiges Madonnengesicht, ihr braunes Haar war in der Mitte gescheitelt und im Nacken zu einer Rolle gekämmt. Schön an ihr waren die dunklen, warmen Augen, ihr Blick nahm jeden für sie ein.

„Das tut mir leid, ich habe nicht gewusst, dass Sie ihn noch mögen.“

„Freilich tut’s mir leid um ihn, abgerackert hat er sich. Das Gut hat ihn am Gewissen und vielleicht auch …“ Sie stockte. Bekannte hatten ihr zugetragen, dass er es in seiner zweiten Ehe nicht leicht gehabt hatte, vor allem seine Schwiegermutter wär schwierig gewesen!

„Sind da nicht zwei Kinder, warum erben die nicht?“, hörte sie Menardi fragen.

„Die beiden hat seine Frau mit in die Ehe gebracht!“

„Und die hat er nicht bedacht?“

„In seinem Testament bittet er mich, dass ich sie im Haus behalt und für alle sorg.“

Er kam zu ihr, legte ihr leicht die Hände auf die Arme und sah sie bittend an.

„Mariann, tun Sie mir das nicht an, verlassen Sie mich nicht. Ich brauch Sie, ohne Sie wär ich halt verloren!“

„Sie täten schon wieder eine kriegen, die gut für Sie sorgt.“

„Aber keine tät’s so wie Sie, das wissen Sie ja auch.“

„Und ich bin gern bei Ihnen, in nichts reden Sie mir drein, die Arbeit hier macht mir Freud! Aber was mich auf dem Gut erwartet“, sie schluckte hart, „das ist gewiss nicht leicht!“

„Haben Sie sich schon entschieden?“, fragte er bang.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll. Lieber Herrgott, ich weiß es nicht! Am liebsten tät ich die Erbschaft nicht annehmen!“

„Und was würde dann mit dem Einegg-Hof geschehen?“

Sie zuckte nur die Schultern. „Seien Sie mir nicht bös, wenn ich jetzt in die Küche geh, sonst kriegen Sie heut nichts zum Nachtmahl.“ Sie warf einen Blick auf die Reihe alter Porzellanbehälter. „Die lass ich lieber in Ruh, ich hab so unruhige Händ.“

Bedrückt sah er ihr nach. Sie war eine stattliche Person, groß gewachsen und vollschlank. Dazu kam ihr liebes Gesichtel, an das er sich so gewöhnt hatte. Angst und bang wurde ihm bei dem Gedanken, sie nicht mehr im Haus zu haben!

***

Als Mariann Einegger vor Jahren die Stellung bei Sixtus Menardi angenommen hatte, war der Garten hinter der Apotheke eine Wildnis gewesen. Aus ihm hatte sie ein Schmuckkasterl gemacht, Gärtnern war ihre ganze Freud. Wenn sie in dem kleinen, von Mauern eingefriedeten Garten tätig war, fühlte sie sich wohl.

Auch als sie an diesem Vormittag die Hecke stutzte, wich die Bedrückung der letzten Stunden etwas in ihr. In der Nacht hatte sie kaum geschlafen. Beim Frühstück war sie dem forschenden Blick ihres Dienstherrn ausgewichen, noch immer hatte sie keinen Entschluss gefasst.

In der heißen Sonne duftete der Dill in ihrem Kräutergartl so stark, dass sie sich an ihre erste Zeit auf dem Einegg-Hof erinnerte. Auch dort hatte es so würzig gerochen.

Lehrerin hatte sie werden wollen. Während der Semesterferien hatte sie ihre Tante besucht, die in dem lieblich in einem Bergtal gelegenen Moosbach ihre Sommerfrische verbrachte. Im Gasthof, wo sie wohnten, war der Gutsbesitzer Martin Einegger auf Mariann aufmerksam geworden. Bei ihm war es Liebe auf den ersten Blick. Sie hatte gezögert, aber er hatte keine Ruh gegeben. Nach Salzburg war er ihr nachgekommen. Endlich hatte er es erreicht, dass sie ihm vor dem Traualtar das Jawort gab.

Der Martin war ein guter Mensch, nur ein bisserl schwach. Die ersten Jahre mit ihm waren glücklich, sie wurde eine richtige Landfrau, die Dienstboten mochten sie, „eine Gute“ nannte man sie. Ihre größte Freud war der Garten hinter dem Gutshaus gewesen.

Zu dem rhythmischen Klipp-Klapp ihrer Gartenschere, mit der sie die Hecke stutzte, wanderten ihre Gedanken weiter. In dem gleichen Gasthof, wo sie sich zum ersten Mal begegnet waren, hatte Martin dann die Rena Ott kennengelernt. Den Sommer verbrachte die Witwe dort mit ihren Kindern. Um den Martin war es gleich geschehen gewesen. Er fing mit der jungen Witwe eine Liebschaft an. Als es Mariann erfuhr, war es bereits zu spät für seine Rückkehr – denn die Rena behauptete, von ihm ein Kind zu erwarten.

Ein Seufzer entrang sich Mariann, ihr größter Kummer war, dass sie keine Kinder kriegen konnte. Der Martin aber war ein richtiger Kindernarr, und der Hof brauchte einen Erben. Sie gab ihn frei, und er war ihr dafür dankbar, sie gingen nicht als Feinde auseinander!

Aus Stolz verzichtete Mariann auf Alimente, sofort nahm sie eine Stellung an. Sie traf es gut in der Apotheke. In der harmonischen Welt hier fand sie ihren Seelenfrieden wieder, die Wunde in ihrem Herzen heilte.

Aber jetzt musste der Martin noch nach seinem Tod ihr dieses friedliche Leben zerstören und ihr die Verantwortung für das Gut anlasten!

„Unsere Frau Mariann hat halt noch immer grüne Finger!“, rief ein heiserer Bass hinter ihr.

Mariann blickte überrascht auf. Vor ihr stand die endslange Gestalt vom Ladroner, dem Großknecht vom Einegg-Hof. Das breite Lachen ließ sein wettergegerbtes Gesicht noch zerknitterter erscheinen.

„Ladroner, was machen Sie denn bei uns in der Apotheke?“ Ihre Freude über das Wiedersehen mit dem alten Faktotum wich einer bangen Vorahnung.

„Reden muss ich mit Ihnen, dringend ist es“, sagte er schwer. Sie setzte sich mit ihm auf das grün gestrichene Holzbankerl unter der Linde, über ihnen summte das Bienenvolk. Der Ladroner sah sich im Garten um.

„Schön haben Sie es hier, die vielen Blumen, so war auch Ihr Garterl, als Sie noch die Frau bei uns waren!“

„Ist der Garten jetzt nicht mehr in Ordnung?“

„Wer soll sich schon drum kümmern, eine Wildnis ist er, ganz grauslich schaut’s in ihm aus.“

Seine Stimme wurde leise. „Zwei Wochen ist es her, dass sie unseren Herrn begraben haben. Eine schöne Leich war es, die Leut haben ihn geschätzt, von weit her sind sie gekommen, um ihm die letzte Ehr zu geben!“

„Sie haben mich doch nicht aufgesucht, um mir das zu erzählen?“

„Nein, Ihnen gehört doch jetzt das Gut. Wann kommen Sie auf den Einegg-Hof? Fast hätt ich vergessen, Sie von der Rosina zu grüßen.“ Das war die Wirtschafterin. „Erwarten kann sie’s gar nicht, bis Sie wieder bei uns sind und Ordnung im Haus herrscht!“

Mariann senkte den Blick. „Ich hab mich noch nicht entschlossen, ob ich das Erbe überhaupt annehm.“ Ihre Stimme war so leise, dass das Summen der Bienen und der warme Sommerwind, der durch die Bäume strich, fast lauter waren.

Fassungslos starrte der alte Mann sie an. „Aber das können Sie doch nicht tun. Bei uns geht’s drunter und drüber. Der Verwalter, der Willie Windisch, arbeitet in seine Tasche. Schon zu Lebzeiten von unserem Herrn hat er ihn betrogen!“

„Zu meiner Zeit hat der Martin keinen Verwalter gebraucht.“

„Da war er ja auch gesund, hat es noch nicht mit dem Herzen gehabt. Sie waren ihm eine gute Frau, mitgearbeitet haben Sie, so gut Sie es halt konnten. Aber dann hat er die andere auf das Gut bringen müssen, mitsamt den Kindern und ihrer Mutter!“

Begütigend meinte Mariann: „Aber sie soll doch eine nette Frau gewesen sein und hübsch, sonst hätt mein Mann“, rasch verbesserte sie sich, „sonst hätt doch der Martin sie sich nicht in den Kopf gesetzt!“

„Keiner von uns am Hof hat das verstanden! Mit Ihnen hat den Einegg-Hof das Glück verlassen! Das können Sie mir glauben, Frau Mariann! Sehen Sie, die neue Frau war ja nicht uneben, ein Dummerl war sie, regiert hat ihre Mutter, die Frau Berger!“ Seine Stimme wurde scharf. „Ein böses Weibsstück ist das, in alles hat sie sich hineingemischt, nix konnt man ihr recht machen. Unser Herr hat’s bald schon aufgegeben, gegen sie anzukämpfen. Und dann ist die junge Frau gestorben und jetzt auch noch der Herr Martin“, schloss er tieftraurig.

„Was Sie mir erzählen, Ladroner, macht mir die Rückkehr nicht leichter. Es schreckt mich eher ab. Wenn schon der Martin mit dieser Frau nicht fertiggeworden ist, wie soll dann ich es werden. Sie wird mir nie verzeihen, dass der Martin den Einegg-Hof nicht ihren Enkeln hinterlassen hat!“

Er nickte. „Sie war auch schon beim Notar, dem Herrn Wachter, und wollt das Testament anfechten. Froh soll sie sein, hat er ihr bedeutet, dass sie mit den Kindern das Wohnrecht im Haus hat und von Ihnen versorgt werden muss!“

„Ladroner, ich fürcht mich, ich glaub, ich verzicht lieber!“

„Das dürfen Sie unserem Herrn, Gott hab ihn selig, nicht antun. Seit Generationen ist der Einegg-Hof im Besitz der Familie. Im Grab tät er sich umdrehen, wenn er wüsst, dass Sie mit dem Gut nix zu tun haben wollen. Der Windisch ist ein schlechter Verwalter, ein Spitzbub ist das, ein Dieb!“

„Ja, schaut ihm die Frau Berger denn nicht auf die Finger?“

„Sehen Sie, das ist es ja, ein raffiniertes Bürscherl ist er. Schön tut er ihr, eingewickelt hat er sie, für sie ist er der Größte, der Hallodri, der schlechte.“

„Da käm ich ja in einen richtigen Hexenkessel. O lieber Gott, was soll ich nur tun? Ich hab’s hier gut, so friedlich ist es, und das soll ich aufgeben und mich mit einer herrischen Frau einlassen und einem unehrlichen Verwalter?“ Schweigend saßen sie eine Weile nebeneinander. „Wie sind denn die Kinder?“, fragte sie.

„Der Bub, der Micha, ist jetzt zehn und ein liebes Buberl. Die Lorie mit ihren siebzehn Jahren ist ein von der Großmutter verwöhnter Fratz, eitel ist sie und kokett, auf die müsst einer gut achtgeben!“

„Auch das noch, gewiss hält sie zur Großmutter. Die beiden und der Verwalter werden gegen mich sein, Ladroner! Ich bring’s nicht über mich, ich bleib lieber hier!“

„Ich bin auf dem Gut nur der Altknecht, aber ich bin bald ein Menschenalter dort, auch meine Heimat ist der Einegg-Hof. Ich glaub nicht, dass Sie sich um die Verantwortung drücken dürfen. Der Windisch verscherbelt das Vieh, der bringt’s fertig, den Hof ganz zu ruinieren, und er wird ihn mit vollen Taschen verlassen. Der Besitz ist doch was Lebendiges. Denken Sie nur an die schöne Herde, das alte Haus, den Wald, und vergessen Sie nicht auch uns Leut, die wir uns schon so lang für die Familie abrackern!“