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Merkwürdig! Herr Holzapfel benimmt sich heute aber komisch. Luzie und seine Freunde erleben die seltsamste Mathematikstunde ihres Lebens und Gustav muss sogar in der Ecke stehen. Was sie nicht wissen: Nach ihrem letzten Besuch in der Hölle haben sie einen ungebetenen Gast eingeschleppt. Herr Holzapfel ist von einem höllischen Dämon besessen. Und der macht mächtig Ärger. Luzifer junior lebt als Sohn des Teufels in der Hölle und soll den "Laden" einmal übernehmen. Da sein Vater der Meinung ist, dass Junior für den Job noch viel zu lieb ist, schickt er ihn auf die Erde. Denn wo kann man das Bösesein besser lernen als bei den Menschen? Ein Teufel in der Schule – der Comic-Roman von Jochen Till um den Höllensohn Luzifer bietet Lesespaß und viel Grund zum lauthals lachen für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren. Zahlreiche humorvolle Bilder von Raimund Frey illustrieren Luzifers Abenteuer in der Hölle und im strengen Jungeninternat. Wer Gregs Tagebuch mag, wird Luzifer junior lieben! Mehr Infos zum Buch unter luzifer-junior.de. Die komplette Luzifer junior-Reihe ist bei Antolin gelistet.
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Nie auf die Reihe
Schweißzapfen
Nicht aus dem Hintern
Mit Pauken und Trompeten
Im Visier
Kartoffelbauern
Niesende Objekte
Unvorhergesehene Wecksituationen
In beide Backen
Ein Regenwurm
Buddeltipps
Genau gleich stark
»DAS KANN SO NICHT WEITERGEHEN, CHEF! SIE MÜSSEN DRINGEND ETWAS UNTERNEHMEN!«
»Hihi. Du siehst aus wie ein explodierter Igel. Steht dir gut.«
»DAS IST NICHT WITZIG, CHEF! ICH WERDE GEMOBBT! UND ZWAR AUFS ÜBELSTE!«
»Natürlich wirst du gemobbt, Steven. Du bist in der Hölle, hier wird jeder gemobbt. Wir haben das Mobbing quasi erfunden. Also, ich habe das Mobbing quasi erfunden. Und es ist mir offenbar sehr gut gelungen, wie man an dir sieht.«
»JA, WIRKLICH, GANZ GROSSARTIG, CHEF! VIELEN DANK AUCH! ABER WIR SOLLTEN DIE INSASSEN MOBBEN, NICHT DIE MITARBEITER!«
»Ach, Insassen, Mitarbeiter, die Grenzen sind doch fließend hier unten.«
»ABER MOBBING IST EINE STRAFTAT! UND ZWAR VÖLLIG ZU RECHT! WENN OBEN JEMAND ANDERE MOBBT, KOMMT ER ZUR STRAFE SPÄTER ZU UNS RUNTER! ODER WOFÜR HABEN WIR SONST ABTEILUNG 18? DA SITZEN DOCH DIE MIESEN MOBBER! DIE WERDEN DOCH NICHT UMSONST PAUSENLOS BELEIDIGT UND VERKLOPPT! DAS MUSS HIER UNTEN AUCH GELTEN! ICH FORDERE GERECHTIGKEIT!«
»Haha, der war gut! Gerechtigkeit! In der Hölle! Da bist du im falschen Stockwerk. Für Gerechtigkeit sind die ganz oben zuständig. Und selbst die kriegen das so gut wie nie auf die Reihe.«
»DANN MÜSSEN SIE EBEN ETWAS MACHEN, CHEF! REISSEN SIE IHNEN DIE KÖPFE AB! ODER LASSEN SIE DIESE MISTKERLE EXPLODIEREN!«
»Jetzt beruhig dich doch erst mal und erzähl mir in aller Ruhe, was genau passiert ist. Völlig grundlos reiße ich nämlich keine Köpfe ab. Oder doch. Das mache ich schon manchmal. Aber nur zum Spaß. Nicht, um jemanden zu bestrafen. Das wäre ja Arbeit. Und du weißt, ich mag keine Arbeit.«
»Ja, das weiß ich. Ich mag meine Arbeit aber sehr gern. Und genau darum geht es. Ich tüftele gerade an einer neuen Erfindung, für die ich Testpersonen brauche. Darum bin ich vorhin in die Cafeteria gegangen, um zu fragen, ob jemand Lust hätte, mir zu helfen. Keine Minute später sah ich so aus wie jetzt. Einer der Feuerdämonen hat mich sogar angerülpst und dabei fast meinen Kopf abgefackelt!«
»Haha! Alles klar! Jetzt wundert mich nichts mehr!«
»Wie meinen Sie das, Chef?«
»Na, du hast doch nicht im Ernst erwartet, dass sich noch irgendjemand freiwillig als Versuchskaninchen für eine deiner seltsamen Konstruktionen zur Verfügung stellt. Wenn du mich gefragt hättest, hätte ich dir sofort den Kopf abgerissen.«
»Aber wieso denn? Meine Erfindungen sind allesamt bahnbrechend und technisch einwandfrei.«
»Ja, wenn sie fertig sind. In der Testphase sind sie allerdings gemeingefährliche Todesfallen. Wie viele Dämonen sind beim Ausprobieren deines komischen Ei-Dingsbums draufgegangen?«
»Sie meinen das Ei-Boot? Ach, das waren doch nur zwei sehr bedauerliche Unfälle.«
»Du meinst wohl eher siebzehn bedauerliche Unfälle.«
»Von denen mindestens vier selbst verschuldet waren, weil die Testdämonen falsch abgebogen sind. Und zwei sind nach wie vor mit dem Prototyp verschollen, das zählt also nicht, sie könnten noch leben.«
»Ja, genau. So wie die dreihundertachtundsiebzig Dämonen, die bei der Entwicklung deiner Bio-Teer-Maschine explodiert sind.«
»Aber das war doch nicht meine Schuld. Ich hatte ausdrücklich gesagt, sie sollen langsam trinken. Die Maschine funktioniert heute übrigens einwandfrei, jetzt explodiert nur noch jeder Zehnte.«
»Ein schwacher Trost für jeden Zehnten. Und alle anderen sind natürlich wenig motiviert, wenn sie bei einem deiner Experimente mitmachen sollen. Du bist selbst dran schuld, wenn du in der Cafeteria durchlöchert wirst. Was genau erfindest du denn da eigentlich gerade schon wieder?«
»Das wird erst verraten, wenn es fertig ist. Es wird auf jeden Fall die spektakulärste Erfindung, die die Unterwelt jemals gesehen hat.«
»Falls du nicht vorher explodierst. So wie ich das sehe, bleibt dir nämlich nichts anderes übrig, als selbst Versuchskaninchen zu spielen.«
»Tja, das muss ich dann wohl oder übel. Es sei denn, Sie würden sich eventuell zur Verfügung stellen?«
»Das könnte ich natürlich machen. Ich könnte dir aber stattdessen auch gleich jetzt und hier den Kopf abreißen. Das würde uns beiden viel Zeit und Ärger ersparen. Und Zeit habe ich für deinen Firlefanz sowieso nicht. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Ich bin beschäftigt.«
»Äh … ja, das sehe ich. Und ich frage mich schon die ganze Zeit, was genau Sie da eigentlich mit Ihrem kleinen Keinhorn machen?«
»Ach, irgendwie tat es mir jetzt doch leid, dass ich Fauxpas’ Horn abgesägt habe. Er guckte irgendwie so unglücklich heute Morgen und da dachte ich, ich versuche mal, einen Ersatz zu basteln, vielleicht muntert ihn das ja wieder auf.«
»Also, aufgemuntert guckt er jetzt nicht gerade. Würde ich aber auch nicht, wenn Sie mir eine Klobürste auf die Stirn kleben würden.«
»Was denn? Das sieht doch todschick aus! Allerdings hält der Kleber nicht so gut, ich probier’s mal mit dem Tacker, das könnte … HEY! FAUXPAS! WO WILLST DU DENN … HALT IHN FEST, STEVEN! LASS IHN NICHT ENTWISCH… VERDAMMT! DU HAST DIE TÜR AUFGELASSEN, STEVEN! WIE OFT HABE ICH DIR SCHON GESAGT, DU SOLLST DIE VERDAMMTE TÜR ZUMACHEN, WENN DU HIER REINKOMMST?«
»Äh … noch nie, Chef.«
»HUNDERTTAUSEND HEULENDE HÖLLENHUNDE! JETZT KANN ICH DIE GESAMTE HÖLLE NACH DIESEM KLEINEN RACKER ABSUCHEN!«
»Hihi. Das passiert Luzie mit Cornibus auch immer wieder, Chef.«
»DAS IST ABER AUCH NUR LUSTIG, WENN ES LUZIE PASSIERT, UND NÜTZT MIR SOMIT GERADE HERZLICH WENIG! LOS, DU HILFST MIR SUCHEN!«
»Aber, Chef, ich würde jetzt eigentlich gern an meiner Erfindung weiterarbeiten.«
»ACH SO, WÜRDEST DU DAS GERN? HANDELT ES SICH BEI DEINER ERFINDUNG ZUFÄLLIG UM EINE MASCHINE, DIE ENTLAUFENE KEINHÖRNER AUFSPÜREN KANN?«
»Äh, nein, Chef.«
»DANN WEISST DU, WO DU SIE DIR HINSTECKEN KANNST, BIS WIR FAUXPAS GEFUNDEN HABEN! LOS, ABMARSCH!«
»Hatschi!«
Wie bitte? Was war das?
»Haaaaaatschi!«
Komisches Geräusch. Hab ich noch nie gehört. Wo bin ich überhaupt?
»HAAAAAATSCHI!«
Ja, ist ja gut, nicht so laut, ich schlafe noch. Oder eher nicht. Okay, dieses Geräusch hat mich offenbar geweckt. Und ich liege in meinem Bett in St. Fidibus. Stimmt, gestern war unser Geburtstag. Wir haben noch ziemlich lang bei Lilly drüben gefeiert, das war echt schön. Es gab Kuchen und wir haben lustige Spiele gespielt, bis Herr Rosenberg uns um zehn Uhr rausgeschmissen hat, weil wir heute früh aufstehen und in den Unterricht gehen müssen. Deshalb habe ich vor dem Einschlafen extra noch meinen Wecker gestellt.
»HATSCHI! HATSCHI! HATSCHI!«
Ist das etwa mein Wecker, der diese seltsamen Geräusche macht? Das wäre neu.
»HAAAAAAATSCHI!«
Irgendetwas Feuchtes klatscht in mein Gesicht. Ich greife an meine Stirn. Das Zeug ist glibberig. Nein, das ist definitiv nicht mein Wecker.
Ich öffne die Augen und sehe Cornibus. Er sitzt auf meiner Brust und macht ein komisches Gesicht.
»HA … HA … HAAAAAATSCHI!«
Etwas Grünes fliegt aus seinem Mund und klatscht an meine linke Wange. Ich greife danach, es fühlt sich glibberig an.
»Kannst du mir mal verraten, was das soll, Cornibus?«, frage ich.
»Cornibus nicht wissen«, antwortet er weinerlich. »Cornibus aufgewacht. Kopf wie Matsche. Nase verpropft. Grüner Schleim lustig. Cornibus trotzdem Angst. Luzie Cornibus helfen?«
»Oje, du Armer. Das ist ja seltsam.«
Ich schnuppere an dem grünen Glibberzeug an meinen Fingern, es riecht nach nichts.
»Was ist das denn? Hast du das gestern aus der Hölle mitgebracht?«
»Nicht aus Hölle. Cornibus’ Nase Schleim selbst gemacht. Aber nicht gefragt, ob Nase das darf. HA … HA … HA … HATSCHI!«
Und wieder klatscht eine Ladung des grünen Zeugs in mein Gesicht.
»Jetzt hör doch mal auf damit. Das ist eklig.«
»Cornibus nicht Schlappsicht macht. Schleim schießt wie Pistole ganz allein.«
»Absicht. Das heißt Absicht, Cornibus. Und das Geräusch, das du machst, ist tatsächlich fast so laut wie eine Pistole. Geht das nicht leiser?«
»Geräusch auch nicht Schlappsicht. Kritzelt in Nase, dann Explosion. Cornibus kann nicht stoppen.«
»Das ist ja echt seltsam. Was machen wir denn da?«
»Vielleicht Schlotzolade gut? Schlotzolade immer gut. Für alles.«
»Aha, darauf hast du es abgesehen«, sage ich lachend. »Aber okay, irgendwas stimmt nicht mit dir. Und vielleicht kann Schokolade da wirklich helfen, einen Versuch ist es wert.«
Ich krame eine Tafel Schokolade aus meinem Nachttisch, wickle sie aus und lege einen Riegel vor Cornibus auf meiner Brust ab. Er greift sofort zu, stopft sich die Schokolade in den Mund und beginnt, genüsslich zu kauen. Der Genuss scheint allerdings nicht lang anzuhalten, denn sein Blick beim Kauen wird immer skeptischer.
»Schlotzolade kaputt«, sagt er schließlich enttäuscht. »Kein Geschmeck. Wie Luft.«
»Das heißt Geschmack, Cornibus«, verbessere ich ihn. »Warte, lass mich mal probieren.«
Ich schiebe mir ein Stück Schokolade in den Mund, es schmeckt lecker wie immer.
»Nein, die Schokolade ist nicht kaputt«, sage ich. »Mit der ist alles in Ordnung.«
»Dann Cornibus kaputt?«, fragt er und kleine Tränen steigen in seine Augen. »Cornibus nicht will kaputt sein. Luzie Cornibus unkaputt machen?«
Ich richte mich im Bett auf und drücke ihn ganz fest an mich.
»Keine Sorge, das kriegen wir bestimmt wieder hin«, sage ich und streichle ihn. »Ich frage nachher Aaron, der guckt sich das mal an. Er weiß ganz bestimmt, was mit dir los ist. Aaron weiß nämlich fast alles. Er wird …«
»HAAAAAAAATSCHI!«
Na super. Jetzt hat mich die volle Ladung erwischt. Grüner Schleim tropft von meiner Nase und läuft an meinem Kinn herunter.
»Tschuldibung«, sagt Cornibus.
»Nicht schlimm«, sage ich und wische mit der Bettdecke über mein Gesicht. »Aber vielleicht sollte ich Aaron doch besser sofort holen.«
Ich stehe auf und setze Cornibus auf meinem Kissen ab.
»Bleib schön da sitzen«, sage ich. »Ich bin gleich wieder zurück.«
Ich verlasse mein Zimmer und klopfe an die Tür gegenüber.
»Moment!«, ertönt Aarons Stimme von drinnen. »Ich bin noch nicht fertig! Fertig!«
Ach ja, Aaron muss ja morgens immer jede Menge seiner Ticks erfüllen. Er hat mir mal erklärt, was er alles machen muss, bevor er sein Zimmer verlassen kann. Zehnmal im Kreis laufen, zwölfmal mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch klopfen, achtzehnmal in den Spiegel gucken und was weiß ich noch alles, das kann sich niemand außer Aaron merken.
Eine ganze Weile später öffnet sich die Tür.
»Ah, Luzie, du bist’s«, stellt er fest. »Verzeihung, dass es so lang gedauert hat. Heute ist Mittwoch. Ich musste noch achtundvierzigmal mein Kopfkissen wenden. Was machst du denn so früh schon hier? Ist alles in Ordnung? Kann ich dir irgendwie helfen? Helfen?«
»Mir nicht«, antworte ich. »Aber Cornibus hoffentlich. Irgendwas stimmt mit ihm nicht. Kannst du ihn dir bitte mal kurz angucken?«
»Natürlich, gern«, sagt Aaron. »Ich muss nur noch kurz meine Schuhe anziehen und sie links beginnend achtmal binden. Binden.«
Fünf Minuten später betreten wir gemeinsam mein Zimmer. Mein erster Blick gilt meinem Kissen – kein Cornibus zu sehen.
»Wo ist er denn?«, fragt Aaron. »Hat er sich versteckt? Oder verwandelt? Verwandelt?«
»Keine Ahnung«, sage ich. »Eigentlich hatte ich ihm gesagt, er soll auf meinem Kissen …«
»HATSCHI!«, erklingt es plötzlich gedämpft aus Richtung des Betts.
»War das Cornibus? Cornibus?«, fragt Aaron.
Ich nicke. Wir gehen näher an das Bett heran. Meine Bettdecke wackelt.
»HATSCHI!«, ertönt es erneut.
Ich ziehe an der Bettdecke, darunter erscheint Cornibus, sein ganzer kleiner Körper zittert wie verrückt.
»Wieso versteckst du dich denn?«, frage ich. »Ich habe doch gesagt, ich bin gleich wieder da.«
»C-C-C-C-ornib-b-b-bus n-n-n-icht v-v-versteckt«, antwortet er mit klappernden Zähnen. »C-C-C-C-Cornibus auf einmal k-k-k-k-kalt wie Schweißzapfen. HATSCHI!«
»Eiszapfen«, verbessere ich ihn und wende mich an Aaron. »Das mit dem Zittern ist neu. Aber dieses laute Geräusch macht er die ganze Zeit, ich bin sogar davon aufgewacht. Und seine Nase ist verstopft, sagt er. Und er spuckt ständig grünen Schleim in der Gegend herum.«
»Seine Nase ist verstopft?«, fragt Aaron verwundert. »Ich wusste gar nicht, dass er eine Nase hat. Nase hat.«
»Doch, doch«, sage ich. »Sie ist nur sehr flach, man sieht sie unter seinem Fell nicht.«
»Ach so, interessant«, sagt Aaron. »Dann ist es ganz eindeutig: Er hat sich einen Schnupfen eingefangen. Eingefangen.«
Schnupfen? Das habe ich schon einmal gehört. Als wir bei Oma waren. Und in meinem Handbuch stand das Wort auch schon mal bei einem der Sprüche. Aber in beiden Fällen wollte ich nicht wieder als dumm dastehen, weil ich irgendwelche Wörter nicht kenne, deshalb habe ich nicht nachgefragt. Das muss ich jetzt aber wohl doch machen.
»Einen Schnupfen? Wer oder was ist das?«
»Ein Schnupfen ist eine Infektionskrankheit, ausgelöst durch Viren oder Bakterien«, erklärt Aaron. »Der grüne Schleim lässt auf Bakterien schließen. Schließen.«
»Okay. Und was sind Bakterien?«
»Bakterien sind winzig kleine Lebewesen. Allein auf deinem Körper befinden sich ungefähr eine Billion davon. Wobei, so selten, wie du duschst, sind es wahrscheinlich eher zwei Billionen. Die meisten Bakterien sind sehr nützlich und harmlos, aber es gibt eben auch welche, die Krankheiten hervorrufen. In Cornibus’ Fall ist das ein Schnupfen. Schnupfen.«
Wie bitte, was? Da sind zwei Billionen kleine Viecher auf mir? Wo denn?
»Igitt! Das ist ja gruselig!«, rufe ich und fange an, hektisch über meine Haut zu streichen und mich zu schütteln.
»Die wirst du so nicht los«, sagt Aaron lachend. »Aber das musst du auch gar nicht. Wie gesagt, die meisten davon sind hilfreich und für Menschen sogar überlebensnotwendig. Du müsstest dich eher gruseln, wenn du keine Bakterien auf dir hättest. Hättest.«
»Okay«, sage ich und atme erleichtert auf. »Aber wie wird man denn dann die bösen Bakterien los? Also die, die Cornibus diesen Schnupfen verpasst haben.«
»C-C-C-Cornibus Kackterien f-f-f-fressen. Dann nicht mehr b-b-b-böse«, sagt Cornibus schlotternd.
»Genau das ist ja leider das Problem, Cornibus«, sagt Aaron. »Du hast die Bakterien schon in dir. In dir.«
»Und wie kriegen wir sie wieder aus ihm raus?«, will ich wissen.
»Da hilft leider nichts außer aussitzen«, antwortet Aaron. »So ein Schnupfen erledigt sich normalerweise nach ein paar Tagen von selbst. Von selbst.«
»Ein paar Tage? So lang schleimt und zittert und hatschiet er jetzt rum?«
»Das nennt man Niesen«, erklärt Aaron. »Die Symptome werden langsam besser. Das Zittern sollte am schnellsten vorbeigehen. Am besten, er bleibt im Bett. Er muss viel schwitzen und ganz viel trinken, das hilft. Hat er denn Fieber? Fieber?«
Er legt eine Hand auf Cornibus’ Kopf und lässt sie für eine kurze Weile dort liegen.
»Nein, das fühlt sich an wie immer«, sagt er schließlich. »Also, bleib schön im Bett, Cornibus. Dann geht es dir in ein paar Tagen wieder gut. Wieder gut.«
»HNNNNNNGGGG!«, stöhnt Cornibus plötzlich los und macht ein sehr angestrengtes Gesicht dabei. »HNNNNNNGGG!«
»Alles okay, Cornibus?«, frage ich besorgt.
»Cornibus verwandeln in Maus. Maus ganz klein. Kleiner Kopf. Kleine Nase. Kleiner wehtut. HNNNNNGGGGG!«
Er kneift die Augen ganz fest zusammen, seine Füße krallen sich krampfhaft in die Bettdecke, aber es passiert nichts. Schließlich gibt er schwer keuchend auf.
»Cornibus … nicht verwandeln«, sagt er weinerlich. »Keine … Kraft. Cornibus kaputt. Buhuhuuuu!«
»Oje, du Armer«, sagt Aaron und nimmt ihn auf den Arm. »Das muss sich ganz schrecklich anfühlen. Aber es geht vorbei, versprochen. Versprochen.«
Er krault Cornibus sanft am Hinterkopf.
»HAAAAATSCHI!«
Im nächsten Augenblick ist Aarons T-Shirt in Brusthöhe plötzlich nicht mehr weiß, sondern giftgrün.
»Tschuldibung«, krächzt Cornibus.
»Nicht schlimm«, sagt Aaron. »Jetzt muss ich mich allerdings vor dem Unterricht noch mal umziehen. Luzie, wir sehen uns dann ja gleich beim Frühstück. Frühstück.«
Er setzt Cornibus wieder auf dem Bett ab.
»Gute Besserung, Cornibus. Cornibus«, sagt er noch, dann verlässt er das Zimmer.
»Okay, Cornibus«, sage ich und decke ihn behutsam zu. »Ich muss dann auch gleich runter. Du bleibst brav hier im Bett. Ich bringe dir nachher was zu essen mit.«
»Cornibus nicht essen«, stöhnt er. »Kein Happetit.«
»Appetit«, verbessere ich ihn. »Und spätestens jetzt weiß ich, dass du wirklich krank bist. Dass du nichts essen willst, habe ich tatsächlich noch nie erlebt. Ich lasse dir trotzdem die Schokolade hier liegen. Ruh dich schön aus. Wenn ich es schaffe, gucke ich nachher in der Pause kurz nach dir, okay?«
»Dann Cornibus tot«, sagt er mit kläglicher Stimme.
»Nein, ganz sicher nicht, Cornibus«, erwidere ich. »Du hast schon ganz andere Sachen überlebt, so ein dämlicher Schnupfen ist ein Klacks für dich.«
Zumindest hoffe ich das. Ein bisschen Sorgen mache ich mir aber schon. Bei uns in der Hölle gibt es keine Krankheiten und ich weiß nicht, wie ein Hausdämon auf diese komischen oberirdischen Bakteriendinger reagiert.
»Bis später, Cornibus«, sage ich und gehe langsam in Richtung Tür. »Sei tapfer. Alles wird gut.«
Als ich mich noch einmal zu ihm umdrehe, sind seine Augen geschlossen und ein rasselndes Geräusch kommt aus seiner Nase. Sehr gut, er schläft. Schlafen kann nie schaden. Hoffentlich geht es ihm besser, wenn ich wiederkomme.
»Kann man von einem Schnupfen sterben?«, frage ich Gustav.
Wir stehen in der Schlange an der Essenausgabe, Gustav ist vor mir.
»Wieso?«, erwidert er. »Hast du dich erkältet?«