Maddrax 421 - Jana Paradigi - E-Book

Maddrax 421 E-Book

Jana Paradigi

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Beschreibung

Während Smythe in seiner eigenen Simulation festsitzt, dringen Matt und Aruula in dessen Behausung ein und versuchen den Standort des Transfer-Turms auf Binaar zu lokalisieren. Sie wollen so schnell wie möglich von hier verschwinden, doch das Schicksal hat andere Pläne: Die Renegaten, ein harter Kern der Ewigniederen, benötigt ihre Hilfe, um einen Überläufer in Sicherheit zu bringen, der den Code für das Betreten des Turms besitzt. So behaupten sie. Doch leider sind auch künstliche Wesen zu Lügen und Intrigen fähig...

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Seitenzahl: 137

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Inhalt

Cover

Impressum

Hilfreiche Links

Was bisher geschah …

Die Schwarmintelligenz

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Néstor Taylor/Bassols

Autor: Jana Paradigi

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2694-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

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Serie

Covermaler/in

Autor/in

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ihre Achse verschiebt sich und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Staffel durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz retten ihn Barbaren, die ihn „Maddrax“ nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, auf einen von zwanzig Monden um einen Ringplaneten versetzt werden.

Sie finden sich – wie Xaana und der Smythe-Roboter zuvor – auf dem Mond Terminus in der Stadt Toxx wieder, wo sie ein Psi-Feld ihr früheres Leben vergessen lässt! Die Wurmloch-Anzüge schützen vor dieser Strahlung.

Immer wieder werden Bewohner von den „Friedenswahrern“, die in einem Turm im Zentrum der Millionenstadt residieren, abgeholt und ihrer Persönlichkeit beraubt. Matt will mehr erfahren, und so wird – neben den Bemühungen, Xaana zu finden – der Turm ihr Ziel. Unterwegs geraten Aruula und er in einem unterirdischen Kerker an das mächtige Volk der Saven. Sie selbst können entkommen, doch die Saven installieren unbemerkt ein Quantenbewusstsein in Aruula. Als sie endlich in den Turm gelangen, wo sie alle Erinnerungen an die Erde verlieren, öffnet der „Schläfer“ in Aruula den Kerker der Saven. Danach schickt er die beiden zum Wassermond Aquus, wo sie auf Hydree treffen, eine Rasse, deren Nachkommen heute auf der Erde leben. Die Fischwesen geben Matt und Aruula ihre Erinnerungen zurück, die nur blockiert wurden. Auf der Insel Assala werden sie von einer magnetischen Anlage festgehalten, bevor sie sich befreien und mit einer Ladung Mintan – ein hochenergetisches Metall, das die Friedenswahrer benötigen – weiterreisen. Am Südpol kommen sie mit der Hilfe eines Hydree in den dortigen Transferturm und erfahren, dass sie nicht zum Ringplaneten reisen können, wohl aber zum Mond Binaar, auf dem der Smythe-Roboter gelandet sein dürfte. Sie wagen den Transfer, und hinter ihnen sprengt der Hydree den Turm.

Auf Binaar werden sie getrennt. Während Matt zu den Bios gesperrt wird, die den Cyborgs als Ersatzteillager dienen, gerät Aruula an den Avatarkörper eines Friedenswahrers, der in den Menschen Potenzial sieht und ihnen hilft, dann aber vom Smythe-Roboter übernommen wird. Der stellt ihnen eine Falle. Matt und Aruula geraten in eine düstere Version des postapokalyptischen Waashton, in dem Smythe gottgleich regiert. Von ihm und seinen Kreaturen gejagt, gelangen sie durch einen Spiegel in ein völlig anderes Washington des Jahres 2011, das als Gegengewicht zu seinem düsteren Waashton entstanden ist und in dem Smythe keine Macht hat. Als sie ihn dort durch einen Trick vom Secret Service festsetzen lassen, können sie die Simulation verlassen.

Die Schwarmintelligenz

von Jana Paradigi

Li’ll blickte sich um. Die Straßen waren leer. Und dennoch schlugen seine Alarmsensoren bei jedem Schritt an, den er tat, seit er diesen Sektor betreten hatte. Hier irgendwo musste doch der Club sein, von dem der Cyborg mit der Kopfflosse ihm erzählt hatte.

Schließlich wurde das Gefühl der Bedrohung so groß, dass Li’ll hastig den Kopf in alle Richtungen drehte. Seine optischen Sensoren glaubten Schatten hinter den Scheiben der Hochhausbauten vorbeihuschen zu sehen.

Dann endlich tauchte vor ihm eine mit bunten Lichtern umrandete Tür auf – der Club! Erleichtert eilte er darauf zu. Und stürzte nach drei Schritten mit abgetrenntem Kopf zu Boden.

Die Lichter erloschen. Zwei Renegaten schälten sich aus den Schatten und sammelten die Beute ein. „Einmal das neueste Update frei Haus, so gut wie unbenutzt!“, witzelte der hagere Cyborg, als er den abgetrennten Schädel an den künstlich implantierten Drahthaaren hochhob.

Sein Partner schien weniger Gefallen an dem Schauspiel zu finden. Mit stoischer Sorgfalt widmete er sich stattdessen der Klinge, die mit einem sauberen Schnitt durch Hals und Genick des Opfers gefahren war. „Wir hätten ihn dafür nicht terminieren müssen.“

„Und riskieren, dass er X-Teta identifiziert und an die Schwarzen verpfeift? Auf keinen Fall!“

„Er war nur ein dummer Junge“, erwiderte der andere. Doch im Grunde wusste auch er, dass es anders nicht ablaufen konnte. Wer den Schwur der Renegaten abgelegt hatte, der war zum Feind der Linientreuen geworden und durfte nicht zimperlich in der Wahl seiner Methoden sein.

Sie hatten wie befohlen das aktuelle Update der Initiatoren gesichert, nur das zählte. Mosse würde mit ihnen zufrieden sein.

Gemeinsam mit Aruula stand Matthew Drax vor einem der rar gesäten Wegweiser auf Binaar und starrte auf die verdreckten Blechschilder. Die Hinweistafeln deuteten kreuz und quer in alle Himmelsrichtungen, aber keine war zu entziffern. Und das nicht nur, weil sie in binaarischen Hieroglyphen verfasst waren.

„Wäre ich der Herr über diesen Metallklumpen, gäbe es Navigationsgeräte für alle“, sagte Matt und startete einen halbherzigen Versuch, eines der Schilder mit der Hand sauber zu wischen.

„Wenn du hier der König wärst und somit ich die Königin, wäre das kein Metallklumpen“, gab Aruula zurück. „Dann gäbe es Bäume und Wiesen und saubere Luft, und wir würden Wesen aus Fleisch und Blut nach dem Weg fragen, statt uns mit wandelnden Maschinen auseinanderzusetzen.“ Ihr Tonfall verriet ihre gereizte Laune. Vielleicht klang auch die Sorge darin mit, der Smythe-Roboter könnte sich schneller als gedacht aus seiner virtuellen Falle befreien, in den sie ihn gelockt hatten.1)

Matt war dagegen immer noch hin und her gerissen zwischen Abscheu und Bewunderung für diese Gesellschaft. Alles an diesem Mond machte den Eindruck, als wäre sie früher einmal gut durchdacht und perfekt organisiert gewesen. Aber diese Epoche musste schon lange vorbei sein. Jetzt rostete alles vor sich hin, während die Bewohner bemüht waren, sich gegenseitig zu übertrumpfen und auszustechen.

Vielleicht hatten die Initiatoren irgendwann die Lust verloren, hier für Ordnung zu sorgen, und beschränkten sich nur noch darauf, die Sieger dieser Machspiele für ihren Heimatplaneten zu rekrutieren. Aber immerhin sorgten sie noch für regelmäßige Updates der mechanischen Bewohner, die nur von den Ewigniederen abgelehnt wurden. Das ganze Szenario hier auf Binaar wirkte auf Matt wie eine der düsteren Dystopie-Geschichten seiner alten Welt.

Auf der Erde hatten die Menschen vor dem Kometeneinschlag wie besessen an möglichst intelligenten Maschinen geforscht, während in Kinofilmen regelmäßig die Angst der Leute vor gerade dieser Entwicklung zum Ausdruck gekommen war. Dabei war die Menschheit selbst auf dem besten Weg gewesen, zu einem Volk aus emotionslosen Arbeits- und Konsumdrohnen zu werden.

Matt nahm sich da nicht aus. Er sah sich nicht gerade als Gefühlstyp, sondern mehr wissenschaftlich-technisch veranlagt. Feiertage und Festlichkeiten wie der deutsche Karneval hatten ihn regelmäßig in die Flucht geschlagen. Er hatte die Annehmlichkeiten der modernen Welt genossen, Fertigfraß verspeist und zu Geburtstagen eMail-Grußkarten statt handgeschriebene Briefe verschickt.

Doch der damals um sich greifenden Paranoia war er nicht erlegen. Die Regierungen, ob östlich oder westlich orientiert, hatten jede für sich an ihrem eigenen kleinen Überwachungsstaat gearbeitet. Alles und jeder wurde digital vernetzt, durchleuchtet und katalogisiert.

Auf Binaar schienen sich all diese Dinge von ihrer dunkelsten Seite zu zeigen; wie ein Ausblick in eine mögliche Zukunft, die es aber natürlich nicht geben würde. Denn zumindest auf der Erde war mit dem Kometeneinschlag alles ganz anders gekommen. Besonders für Matthew.

„Träumst du?“, fragte Aruula mitten in seinen trüben Gedankenschwall hinein. „Egal, wie lange du auf das Schild starrst, es wird dir den Weg nicht verraten.“

„Vielleicht ja doch, wenn wir nett bitten“, sagte Matt mit einem schiefen Lächeln.

„Nur zu, ich werde dich nicht aufhalten“, schnappte die Kriegerin. „Dann kannst du es auch gleich fragen, wo es hier das nächste Wirtshaus gibt. Und bitte eins, wo echtes Fleisch auf der Karte steht!“

Matt kräuselte die Nase, schaute noch mal zum Wegweiser und schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, die Schilder sind heute nicht in Plauderlaune.“

„Wer hätte das gedacht.“ Die Kriegerin seufzte. „Also wieder der Nase nach, bis sich ein sprechender Kabelkasten findet, der uns vielleicht einen Tipp geben kann.“ Mit diesen Worten marschierte sie voraus und Matt folgte ohne Widerspruch.

Er wusste, Aruulas mürrische Art war nur ein Ausdruck ihrer Niedergeschlagenheit. Sie litt an Heimweh, genau wie er. Auch wenn die Holowelt zwei völlig neue Versionen der Erde gezeigt hatte, so hatte die Erfahrung doch Erinnerungen geweckt.

Es war schwer zu sagen, wie lange sie nun schon auf den Monden des Ringplaneten unterwegs waren. Die Tag-und-Nacht-Rhythmen waren gefühlsmäßig allesamt kürzer als auf der Erde. Xaana war klüger als sie gewesen und hatte die Tage anfangs in ihrem Notizbuch gezählt. Aber mit fortschreitendem Vergessen hatte auch sie es irgendwann eingestellt.

Die Zeit verstrich unaufhaltsam und Matt fühlte es seit längerem auch wieder körperlich. Seine Haare inklusive Bart wuchsen stetig. Die Zellen seines Körpers alterten wieder normal, seit sie beide bei der Ankunft auf Terminus den Tachyonenmantel verloren hatten.

In einer Maschinenwelt kam man sich als Mensch besonders endlich vor. So ging es zumindest Matthew Drax, auch wenn er das nie zugegeben hätte. Darum hatten sie sich mit einigen Implantaten, die sie auf einem Schrottplatz ausrangierten Maschinenmenschen von den Hüllen gebrochen hatten, zumindest notdürftig als Cyborgs getarnt.

Ob die Täuschung effektiv genug war, würden sie spätestens merken, wenn sie als Bios verhaftet wurden. Darum mussten sie schnellst möglich einen Transferturm finden. Es hatte einen auf Terminus gegeben und einen auf Aquus. Also lag die Vermutung nahe, dass auch in diesem alles umspannenden Metallbunker einer existierte.

Danach Ausschau zu halten, war sinnlos. Denn hier wuchs auch das kleinste Haus wolkenkratzergleich durch die Decke in den Sternenhimmel. Trotzdem, einer musste optimistisch bleiben und diesmal war er das eben.

Matt beschleunigte seine Schritte, um zu Aruula aufzuschließen, und rempelte sie aufmunternd mit der Schulter an. „Zur Not haben wir immer noch den Schnurrer als gut gehüteten Leckerbissen“, versuchte er den alten Scherz.

Doch Aruulas Mundwinkel zuckten nach unten statt nach oben. „Ich muss hier weg, Maddrax. Ich ertrag es nicht länger. Ich will wieder von Lebenden umgeben sein. Mit jemandem reden, der Blut in den Adern hat. Jemand treffen, der fühlen kann.“

Matt nickte sacht und strich ihr mit den Fingerspitzen seitlich durch das Haar. „Bald.“ Er fühlte den Drang, seine Gefährtin an sich zu ziehen und fest in den Arm zu nehmen. Doch der Schnurrer vereitelte diesen Plan. Eifersüchtig keckernd kam er von Aruulas anderer Schulter herübergeklettert und drängte Matts Hand beiseite.

Seit sie ihn wiedergefunden hatten – oder vielmehr er sie –, hielt die Kriegerin den Kleinen an der kurzen Leine, um zu verhindern, dass er von zu eifrigen Desintegratoren für Ungeziefer gehalten und in seine Atome zerlegt wurde.

Gemeinsam wanderten sie die Hauptstraße entlang, in der Hoffnung, endlich jemanden zu finden, der wusste, wo der hiesige Transferturm lag. Hoffentlich nicht auf der anderen Seite des Mondes! Auf Terminus hatten sie fast eine Woche benötigt, um ein paar Kilometer mitten durch die Millionenstadt Toxx zu überwinden.

Hier und da drückte sich ein Cyborg im Schatten der deckenhohen, unterirdischen Hochhausgebilde herum. Doch sobald Matt sich ihnen zuwandte, nahmen sie Reißaus. Andere wiederum beäugten sie auf eine Weise, die Matt veranlasste, schneller zu gehen.

Bios wurden auf Binaar wie Laborratten in Höhlen gehalten – und hatten auch genauso viele Rechte. Dem Mann aus der Vergangenheit schauderte bei der Erinnerung an die riesigen Beulen auf den Rücken der Höhlenbewohner – Beulen, in denen künstlich eingepflanzte organische Ersatzteile wuchsen. Er hatte keine Lust, genauso zu enden.

Er wusste nicht, ob es an der vergifteten Oberfläche momentan hell oder dunkel war. Sie waren, nachdem sie Smythes Holo-Halle verlassen hatten, einen halben Tag umhergeirrt und hatten nur eine Handvoll Bewohner gesehen. Doch langsam wandelte sich das Straßenbild.

Auf den Gehwegen sahen sie jetzt die verschiedensten Maschinenwesen, die ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgingen – worin immer die bestanden. Links und rechts in den Häuserreihen befanden sich Geschäfte. Es rumpelten sogar einige Fahrzeuge vereinzelt die Straßen entlang.

Matt grübelte noch, ob es sich dabei um Autos oder motorisierte Roboter handelte, als Aruula ihn mit einem Fingerzeig auf ein Schild aufmerksam machte: eine stilisierte Schüssel mit dampfendem Inhalt.

„Der Hunger schärft deine Sinne, junge Kriegerin!“, neckte Matt. „Hast du es gesehen oder den köstlichen Duft des üblichen Einheitsbreis gerochen?“

„Auch wenn ich von einem saftigen Braten träume, den ich persönlich über einem Lagerfeuer geröstet habe, wird mir vorerst alles genügen, was irgendwie satt macht“, sagte Aruula. Und Matt ging es ebenso.

Gemeinsam spazierten sie über die Straße und wichen dabei einem rollenden Käfiggestell aus, in dem zwei Gestalten saßen, die hauptsächlich aus einem zylindrischen Wassertank mit mehreren Armen bestanden.

Auf der anderen Seite konnte Matt durch das Frontfenster der Versorgungsstation eine lange Theke erkennen, an der sich ein halbes Dutzend Ausgabestationen befanden. Wie schon vermutet, floss zäher Nahrungsbrei aus den gebogenen Röhren.

„Keine Lust auf den immer gleichen öden Geschmack im Mund?“, raunte unversehens eine dunkel-sonore Stimme. „Fragst du dich, warum du dir so viele organische Implantate hast einpflanzen lassen, wenn du doch nur das Gleiche zu schlucken bekommst wie ein Ganzkörper-Robotron? Ich kenne einen Ort, an dem du pflanzliche und tierische Köstlichkeiten serviert bekommst!“

Matt musterte den schmalen, langen Kunstmenschen skeptisch – mit ruckartigen Kopfbewegungen, um den Eindruck zu verstärken, ein Cyborg zu sein. Mit seinen grellen Farben und einer Art Finne auf dem Kopf sah der Typ fast wie ein irdischer Punk aus. Aber bevor Matt antworten konnte, sagte schon Aruula für sie beide: „Wo immer das ist, bring uns hin!“

Matthew Drax war da zurückhaltender. „Klingt verlockend. Vielleicht ein bisschen zu verlockend, um nicht einen Haken zu haben.“

„Kein Haken, kein doppeltes Bodenblech. Sondern ein Geheimtipp!“, antwortete der Punk verschwörerisch.

„Und warum teilst du dieses Geheimnis dann so freizügig mit zwei Fremden?“, hakte Matt nach. „Was springt für dich dabei heraus, hm?“ Er spürte Aruulas festen Griff an seinem Arm. Offenbar eine Mahnung, diese Chance nicht mit zu viel Misstrauen zu verderben. Doch sie hatten genug erlebt, um bei allzu betörenden Angeboten auf der Hut zu sein.

Der Cyborg indes schien auf den Widerstand vorbereitet zu sein. Er trat näher und legte kumpelhaft einen seiner schmalgliedrigen Arme um Matts Schultern. „Euch eine Freude zu machen, wäre schon Lohn genug. Aber weil ich aus ehrlichen Schaltkreisen bestehe, gebe ich gerne zu, dass mir der Betreiber eine kleine Provision für jeden Gast zahlt, der seine Speisen zu würdigen weiß.“

Matt schaute zu Aruula, um zu sehen, ob sie den Punk belauschte und irgendetwas empfing. Doch ihr strahlendes Gesicht schrie weiterhin laut und deutlich: „Los, lass uns gehen!“ Immerhin bot dieser Ausflug vielleicht eine Gelegenheit, ihren neuen Freund nach dem Transferturm zu fragen.

„Dann sag uns, wo diese Küche ist, und wir richten dem Betreiber einen Gruß von dir aus“, erwiderte Matt.

Aber so leicht ließ sich der Punk nicht aus dem Rennen drängen. „Nichts da. Ich bring euch und kassiere. Glaubt mir, dafür werdet ihr mir noch dankbar sein. Also?“

Als er seinen Arm abermals drückte, wurde es Matt zu viel. Er entwand sich dem Griff, ging einen Schritt auf Abstand und tippte dann mit den Fingern auf seine Waffe. „Du gehst voraus, wir folgen dir. Solltest du uns in eine Falle führen, können andere deine Einzelteile vom Boden aufsammeln und verhökern. Haben wir uns verstanden?“

Die Drohung wirkte nur bedingt. Ein kurzes erstauntes Augenaufreißen, mehr nicht. Das ließ vermuten, dass der Kerl keinerlei Schandtaten vorgehabt hatte. Oder dass er ein begnadeter Schauspieler war. Dennoch gab sich Matt damit zufrieden und willigte ein.

Tatsächlich führte der Punk sie über ein paar Seitenstraßen in eine Gegend, die weniger bevölkert, aber dennoch ansehnlich wirkte. Sie mussten durch eines der monoton gestalteten Hochhausgebäude hindurchlaufen. Dahinter waren in einem Innenhof kleinere provisorische Verkaufsstände aufgebaut.

Vor einer mit Lichtern umrandeten Tür hielt der Cyborg-Punk an und deutete einladend hinein. „Hier wird der Traum eurer Geschmacksnerven wahr. Selbst Cyborgs ohne solche kommen her, nur um ein paar Duftmoleküle zu kosten.“

„Dann wirst du doch gewiss mit reinkommen?“, fragte Matt lauernd.

Der Punkt druckste herum. „Ihr zahlt?“

Matt blickte zu Aruula. Sie hatte immer noch den kleinen Mintan-Barren bei sich, den sie dem Silicianer Zoydh abgenommen hatte.2) Er nickte knapp.

„Na, das nenn ich mal ein Wort! In euren Gehirnen scheint ja noch echter Saft zu fließen statt reiner Logikroutinen!“, rief der Punk aus und ließ bunte Lämpchen an seinen Schläfen aufblinken.

„Könnte man so sagen“, erwiderte Aruula halblaut und rückte eines der angesteckten Technikteile auf ihrer Schulter zurecht.