Maddrax 476 - Jana Paradigi - E-Book

Maddrax 476 E-Book

Jana Paradigi

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Beschreibung

Noch einmal blenden wir um zum Mars, wo die Auswirkungen des "zweiten Regens" das Chaos eindämmen sollten. Doch für Nomi kam die Maßnahme zu spät: Sie hat das Präsidentenamt an Armand Gonzales verloren. Und Gonzales macht ernst! Die Anlagen der Alten werden geschlossen, Wang'kul, Starnpazz und Quart'ol gejagt. Die beiden Letzteren wollen durch den Zeitstrahl zurück zur Erde, während in Wang'kul, dem Hydree vom Mond Aquus, das Erbe der Alten erwacht ist. Er hat andere Pläne für den Mars...

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Die Saat

Leserseite

Cartoon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Koveck und Néstor Taylor, Agentur Ortega

Autor: Jana Paradigi

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6300-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die Spezies aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew Drax, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen, und macht sich deren Notlage zu Nutze. Die Gefährten werden ihrer Erinnerungen beraubt; so helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren.

Während Aruula und Xaana auf Novis bleiben, reisen Matt und der Initiator Hordelab zur Erde, um Peilsender an hochstehende Zivilisationen zu verteilen, damit sie später geortet und evakuiert werden können. Begleitet von Xij, der Mutter Xaanas, und deren Mann Tom Ericson macht sich Matt mit dem Amphibienpanzer PROTO auf den Weg und trifft dabei auf die Kolonie Colonel Kormaks, erkennt aber dessen Machtgier und überlässt ihm keinen der Peilsender. Darum überfällt Kormak die benachbarte Community und eignet sich deren Sender an.

Aus Agartha stoßen die Daa’muren Grao und Ira zu den Gefährten. Als sie von einem Dorf mit überlebenden Artgenossen in Indien erfahren, wollen sie es ausfindig machen. Matt überlässt ihnen PROTO und springt mit Hordelab und den anderen via Sprungfeldgenerator nach Meeraka. In Agartha wird derweil nach den Plänen der Initiatoren eine Transportplattform fertiggestellt, mit der Hordelab das Wurmloch bändigen und an jeden beliebigen Ort der Erde versetzen soll, um die Enklaven „einzusammeln“.

Die Evakuierung beginnt und alles läuft – aus Sicht der Initiatoren – gut. Dann jedoch erfahren die Rev’rends davon und sind überzeugt, dass Satan seine Hand im Spiel hat. Sie zerstören die Transportplattform und verursachen eine Entladung, die die vier Gefährten – Matt, Xij, Tom und Hordelab – ohne Erinnerung an verschiedene Ort versetzt. Die ersten drei finden den Weg zurück nach San Antonio, nur Hordelab erlangt sein Gedächtnis nicht zurück und strandet ausgerechnet in Roswell, der Hochburg der UFO-Gläubigen.

Das Wurmloch ist außer Kontrolle, weitere Passagen scheinen unmöglich. Die drei Gefährten suchen Miki Takeo auf, um mit dessen letztem Gleiter die Todeszone und das Wurmloch lotrecht zu durchfliegen. Sie landen auf Novis, wo sie von Aruulas Visionen erfahren: dass die Offerte der Initiatoren eine Falle sein könnte, um an menschliche Gehirne zu gelangen …

Die Saat

von Jana Paragidi

„Scheiß auf die Welt! Scheiß auf all die Bastarde darin!“, japste Makks, während er sich mit letzter verbliebener Kraft die Stockwerke über dem K-Club hinauf schleppte. Dieser verdammte Genesis-Regen hatte nichts als Schmerzen gebracht. Keine Heilung. Keine Superkräfte. Umeko war ein Scharlatan und der neue Präsident ein machtgeiles Arschloch. Was hatte ein kleiner Club-Besitzer und Krüppel davon, dass das Gras jetzt üppiger wuchs? Das hatte doch alles keinen Sinn.

Mit einem Aufschrei aus Wut und Pein nahm er die letzte Stufe und öffnete die Tür nach draußen. Wie ein angeschossener Eber in blinder Raserei rannte er los, geradeaus, direkt über die Dachkante und mit ausgebreiteten Armen dem Tod entgegen.

„Hier entlang! Beeil dich, Starn!“, rief Wang’kul. „Ich glaube, sie sind am Tor geradeaus weitergelaufen. Das ist unsere Chance, sie abzuhängen!“

Er, Quart’ol und der Initiator Starnpazz waren auf der Flucht. Seit einer Woche schon. Sie versteckten sich vor den Militärs. Nicht, weil sie etwas angestellt hatten, sondern weil sie waren, was sie waren: Abkömmlinge des Alten Volkes und in Starns Fall eben das unglückselige Anhängsel, das mit gefangen war in einer Hexenjagd, die auf Angst baute und nicht auf Verstand.

„Ich kann nicht mehr“, keuchte der Initiator, nachdem er sich zu den anderen beiden in eine Nische gedrängt hatte. Sie waren mittlerweile Profis darin, sich in den heruntergekommenen Vierteln von Elysium durchzuschlagen. In der Innenstadt war es zu gefährlich. Zu viele Augen, die sie erkannten. Zu viele Fähnchen im Wind, die für eine extra Ration Lebensmittel oder ein Belobigungssternchen von Armand Salvator Gonzales persönlich jeden und alles verrieten.

Jeden Abend suchten die drei sich an einer anderen Stelle ihr Lager, um Gonzales’ Häschern zu entkommen und nicht allzu viele Spuren zu hinterlassen. Nur wenn es ein wirklich gutes Versteck war, riskierten sie ein Feuer. Ansonsten mussten die Thermoschlafsäcke aus der Expedition zum Grabenbruchsystem genügen, um sie vor der Eiseskälte der Nacht zu schützen. Es war pure Ironie, dass ihnen nun ausgerechnet jene Utensilien, die sie von Gonzales erhalten hatten, ermöglichten, sich seinem Zugriff zu entziehen.

„Hier ist es nicht sicher“, antwortete Wang’kul und sah angestrengt in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Vielleicht hatten sie die Militärs wirklich abgehängt. Dieses Mal. Oder aber die Häscher versuchten es mit einer anderen Strategie. Wo waren die Überwachungskameras angebracht? Hatten sie mitverfolgen können, welchen Weg das Trio eingeschlagen hatte?

Wang’kul atmete einmal tief durch. Auch er war erschöpft. Sie waren an diesem Tag bereits zweimal von Patrouillen überrascht worden. Das Netz zog sich dichter zusammen. Lange würde ihnen nicht mehr gelingen, sich dem allsehenden Auge und Gonzales’ Willen zu entziehen. „Wir können nicht ewig so weiter machen“, sprach der Hydree seine Gedanken laut aus.

„Wir können nirgendwo hin“, gab Starnpazz zur Antwort.

„Es gibt nur einen Weg hier raus, und das ist der Zeitstrahl“, warf der Hydrit ein. „Wir hätten direkt nach der Machtergreifung dieses Despoten fliehen sollen.“

„Auf einen Planeten, der dem Untergang geweiht ist?“, hielt der Initiator dagegen.

„Die Erde bietet uns immerhin eine Chance. Oder sogar zwei“, sagte Quart’ol. „Wir könnten die Katastrophe in einer Hydritenstadt am Meeresgrund überleben oder mittels des Wurmlochs in dein Heimatsystem reisen. Hier sind wir über kurz oder lang am Ende.“

„Er hat recht“, meldete sich Wang’kul zu Wort. „Ich sehe das mittlerweile genauso. Vielleicht ist das Wurmloch immer noch offen und nutzbar. Es wäre doch gut möglich, dass wir zurückreisen könnten ins Ringplanetensystem.“

„Das mag für dich eine Lösung sein“, antwortete Starnpazz. „Für mich bedeutet das mindestens Gefangenschaft, Folter oder gleich den Tod. Hast du vergessen, dass ich unter meinesgleichen als Verräter gelte?“

Wang’kul presste die Lippen aufeinander. Natürlich hatte er das nicht vergessen. Auch die Hydree wurden von den Initiatoren unterdrückt, waren auf Aquus aber in relativer Sicherheit. Eine ideale Lösung gab es nun mal nicht. So oder so, sie mussten Abstriche machen und abwägen. Der Mars kam aus Wang’kuls Sicht dabei mittlerweile am schlechtesten weg.

„Wie gesagt, ich könnte bei meinem Volk ansuchen, euch Unterschlupf und Asyl zu gewähren“, sagte Quart’ol. „Weil ihr mich gerettet habt!“

„Gerettet aus einer Gefahr, in die wir dich doch erst hineinmanövriert haben durch diese abenteuerliche Reise“, gab Wang’kul zu bedenken. „Aber ja, es wäre einen Versuch wert. Alles, was uns von hier wegbringt, ist es wert, egal wie hoch das Risiko des Scheiterns sein mag.“

Mit diesen Worten setzte der Hydree sich wieder in Bewegung. Er schritt zu einem der vielen heruntergekommenen Hochhäuser, die noch nicht wiederaufgebaut worden waren. Dann durch die Erdgeschoss-Etage, weiter durch eine aufgebrochene Rückwand auf der Ostseite und geduckt an einer Reihe Gesteinsbrocken entlang, die wie ein naturgewachsener Wall den Weg zum nächsten Gebäude absicherten.

„Marsianer von links“, raunte der Hydrit und zog reflexartig Starnpazz zu sich hinab in die Hocke.

Sie hielten den Atem an und warteten. Stimmen wurden lauter. Ein heruntergekommenes Pärchen, das sich stritt. Also niemand, um den sie sich Sorgen machen mussten.

„In Ordnung“, sagte der Initiator. „Nehmen wir an, ich stimme zu, durch den Zeitstrahl zur Erde zu reisen. Wie wollen wir dann überhaupt in die Tunnelfeldanlage kommen? Die wurde, wie ihr wisst, genau wie jede andere Anlage der Alten abgesperrt und verriegelt.“

„Alle Anlagen bis auf die Magnetschwebebahn“, warf Quart’ol ein.

„Was soll uns das bringen? Wir können hinfahren, aber nicht hinein“, entgegnete der Initiator bissig.

„Dann müssen wir uns eben eine Lösung des Problems überlegen“, gab Quart’ol mit giftiger Miene zurück.

Man spürte, dass sie alle mit ihren Nerven am Ende waren. Immer auf der Hut zu sein, immer fluchtbereit, das forderte seinen Tribut und zehrte irgendwann selbst am sanftesten Gemüt.

„Wir sollten dieses Gespräch verschieben, bis wir einen Platz gefunden haben, an dem wir uns für den Moment sicher fühlen können“, schlug Wang’kul vor und blickte dabei die Häuserfassade vor ihnen hinauf. Sie waren schon einmal in dieser Gegend gewesen, in einem der Häuser gegenüber. Von da aus hatte er gesehen, dass es in den oberen Stockwerken dieser Ruine noch Räume gab, bei denen die Glasscheiben zwar gesprungen, aber nicht gänzlich zerborsten waren.

Dort hätten sie es für die Nacht halbwegs warm und hoffentlich auch sicher. Zumindest, wenn nicht schon andere Flüchtige es sich gemütlich gemacht hatten. Sie brauchten eine Pause, um sich über die nächsten Schritte klar zu werden. Sie brauchten einen Plan, eine Strategie und ein paar neue Energiereserven.

„Also weiter!“, kommandierte der Hydree und gab die Richtung an. Die anderen beiden hatten sich von Beginn an seiner Führung unterworfen. Schließlich hatte er die Erfahrung in solcherlei Dingen. Als ehemaliger Kommandant auf Aquus hatte er ganze Schlachten geplant.

Im Gleichschritt eilten sie die Treppe hinauf, übersprangen geübt die Stellen, an denen Stufenstücke weggebrochen waren, und schafften es schließlich in einen Raum, der halbwegs unberührt von den Erdbeben der Vorzeit war. Sie hatten Glück. Endlich.

Wang’kul sah sich prüfend um und nickte dann. „Hier schlagen wir unser Lager auf. Die Fensterscheiben halten die Kälte draußen, aber ein Feuer können wir nicht riskieren. Was haben wir noch an essbaren Reserven?“

„Da wäre noch etwas von der zähen Schuhsohle und ein Dutzend Dosen mit Vitaminbrei“, sagte Quart’ol nach einem Blick in seinen Rucksack. Mit „Schuhsohle“ meinte er das Trockenbrot, das sie vor ihrer Flucht aus der Lagerküche gestohlen hatten. Es war mit einer karamellartigen Substanz überzogen, sodass es nicht bröselte. Es war nicht leicht zu kauen, schmeckte aber bedeutend besser, als ein leerer Magen sich anfühlte.

„Das klingt doch verlockend“, gab Wang’kul zurück. Dann lasst uns das Lager aufschlagen.“

Sie spannen als Frühwarnsystem einen Faden quer über den Treppenaufgang eine Etage tiefer und verbanden ihn mit einigen leeren Dosen. Dann bauten sie mit den Resten ihres Expeditionszeltes einen Sichtschutz auf und rollten die Thermoschlafsäcke aus, die ihnen zusätzlich als Sitzgelegenheit dienten.

Wang’kul tat, was man als Truppführer zu tun hatte: Er suchte den Überblick, koordinierte und sicherte die Gegend ab. Er funktionierte. Doch seit der Verschmelzung mit der Seele des Ur-Hydree1) war da auch noch eine zweite Stimme, die seine Aufmerksamkeit einforderte.

Eine, die ein Ziel verfolgte, welches Wang’kul unbekannt war. Sie brachte eine Art eigenen Willen mit, wie ein inneres Drängen, das ihn indirekt zu lenken suchte. Das ihn in eine Richtung zog, die nicht mit der seiner Freunde übereinstimmte.

Je länger sie unterwegs waren, umso klarer fühlte Wang’kul den Unterschied. Die Idee mit dem Zeitstrahl hatte etwas angestoßen. Etwas, das nur für ihn und nicht für seine beiden Gefährten bestimmt war.

Aber wie sollte er darüber reden? Wie sollte er es den anderen begreiflich machen, was da in ihm vorging? Er wusste es doch selbst nicht zu sagen. Nein, er konnte sich nicht erlauben, jetzt irgendeine Schwäche zu zeigen. Er trug die Verantwortung für den kleinen Trupp. Und der würde er sich nicht entziehen.

„Also, was schlagt ihr vor?“, griff Starnpazz die Diskussion wieder auf, nachdem sie es sich gemütlich gemacht hatten. „Wie wollen wir es hineinschaffen, wenn die Tunnelfeldanlage gesperrt und zusätzlich bewacht ist?“

„Indem wir uns einen Verbündeten suchen, der uns den Zugang ermöglicht“, antwortete Wang’kul.

„Und wer soll das sein?“, fragte Quart’ol und besah sich wenig begeistert seine Essensration.

Der Hydree dachte nach. Wer hatte Zutritt zur Anlage gehabt? Wen kannten sie, der dort ein und aus gehen konnte, ohne aufzufallen?

„Nachtstimme!“, sagte er schließlich. „Er kennt die Ausgrabungsstätte und hat sich seit vielen Runden oder gar Umläufen mit den Systemen vertraut gemacht. Er weiß, wie man den Zeitstrahl benutzt, und war dabei, als ich die Genesis-Maschine aktiviert habe. Er kann uns hineinbringen.“

Nachtstimme atmete die dampfig flimmernde Luft, die zusammen mit den Strahlen der sinkenden Sonne über den Getreidefeldern stand. Er sog sie tief in seine Lungen, schmeckte die Reife der Saat, fühlte mit seinen Fingern die Ähren. Aber mehr nicht. Da war kein Flüstern, kein leiser Gesang, da waren keine Bilder, die sich in seine Sinne schlichen. Der tiefe Kontakt, den er wiedererlernt hatte, als er mit dem Seher Tuur Seelenherz durch die Wälder gestreift war, hatte sich in dem Moment aufgelöst, als die Wahrheit ans Licht gekommen war.

Nachtstimme hatte es aufgeschoben. Wochenlang sogar. Doch irgendwann, als das schlechte Gewissen ihm den Schlaf geraubt hatte, war er zu sich gekommen, hatte die Bürde angenommen, die ihm das Schicksal auferlegt hatte, und war zu seiner Sippe in den Wald gegangen, um ihnen vom Tod ihres Anführers zu berichten.

Er hatte es nicht beschönigt, hatte nicht verschwiegen, dass es seine Hand gewesen war, die das Werkzeug geführt hatte. Für Tuurs Tochter Leelae spielte es keine Rolle, dass der sich vorher wie ein Wahnsinniger gebärdet hatte. Er war und blieb der Mörder ihres Vaters!

Dafür war er geächtet worden. Verbannt aus der Gemeinschaft und damit auch aus der fein gesponnenen Verbindung, die sein Volk mit der Natur eingegangen war. Sie hatten ihn zu einem Krüppel gemacht, ohne dass man es ihm ansah.

Was für ein schaler Lohn dafür, dass er dem Mars seine Blüte und Wachstumskraft zurückgegeben hatte. Natürlich war er es nicht direkt gewesen, sondern dieser Hydree. Nachtstimme war dabei nur der Mittler gewesen. Wieder einmal. Und wieder einmal hatte er mit am meisten dafür gebüßt.

Das Einzige, was ihn aufrecht und bei Laune hielt, war Nomi. Sie hatte ihn großzügig wieder in ihrem Leben aufgenommen. Und diesmal wollte er alles richtig machen. Die Liebe würde die Leere in ihm auffüllen und ihn wieder mit sich selbst versöhnen. Es musste eben immer einen Märtyrer geben. Nomi war seine Belohnung. Und damit wollte er sich zufriedengeben.

Ihr Bruder Londo, bei dem sie immer noch seit ihrem Exil wohnte, hatte gestattet, dass er in der kleinen Vorratskammer seine Lagerstatt aufschlagen konnte. Auch dafür war er dankbar. Obwohl Londo es ihm nicht leichtmachte. Zumindest wenn der schwarzhaarige Rebell zuhause war. Was immer seltener geschah, seit er sich dieser irren Saat-Bewegung angeschlossen hatte.

Sein letzter Besuch hier war schon Tage her. Darum hatte Nachtstimme einige der häuslichen Aufgaben übernommen. Er war auf der Jagd gewesen, um etwas zu Essen zu besorgen, und hatte Beeren gesammelt.

Heute hatte ihn sein Weg auf die Felder geführt, um etwas Korn und Gemüse abzuzweigen. Die Militärs würden es wohl „stehlen“ nennen, aber er hatte keine Wahl. Er war mittel- und heimatlos, dazu bekannt wie ein bunter Hund. In den Medien war er der Liebhaber der Versager-Präsidentin und gleichzeitig das Monster, das den grünen Regen gebracht hatte. Niemand würde auf die Idee kommen, ihm Arbeit zu geben.

Der Gang zur Nahrungsausgabe in der Stadt wäre ein Spießrutenlauf gewesen, sowohl für ihn als auch für Nomi. Sie sprachen nicht darüber. Aber sie wussten beide, dass sie sich eigentlich in Londos Heim vor der Welt versteckten und besonders vor Armand Salvator Gonzales und seiner Macht.

Es war früher Abend. Die Bauern hatten ihr Tagwerk bereits beendet. Wachposten, die die Äcker schützen, gab es immer weniger. Seit dem zweiten Genesis-Regen hatte sich zumindest das zum Guten gewendet. Die Natur hatte die veränderten Sporen aufgesaugt und die ihnen innewohnende Kraft genutzt, um wahrhaft aufzublühen, statt unkontrolliert zu entarten. Nach wenigen Wochen gab es bereits Nahrung im Überfluss. Die karge Landschaft färbte sich Stück für Stück grün. Blumenwiesen überzogen das Land. Und der Wald schien regelrecht aufzuatmen, die Arme auszubreiten, um das Leben einzulassen für sich und die Tiere, die in ihm hausten.