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Die Evakuierung eines Teils der Menschheit auf den Mars ist gescheitert; mehr denn je schottet sich der Rote Planet ab. Es obliegt dem Hydriten Quart'ol und dem Initiator Starnpazz, diese Nachricht zu überbringen. Nachdem auch die Wurmloch-Verbindung nach Novis abgebrochen ist, bleibt den Menschen nur noch die Hoffnung auf Zuflucht in einer der Unterwasserstädte der Hydriten. Quart'ol wird zu ihrem Fürsprecher - aber auch dieses Unternehmen steht unter keinem guten Stern. Denn die Stadtoberste ist eine Überlebende der von Jacob Smythe ausgelösten Atombombenexplosion am Kratersee...
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Seitenzahl: 152
Cover
Impressum
Was bisher geschah …
Welt ohne Hoffnung
Leserseite
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Lektorat: Michael Schönenbröcher
Titelbild: Koveck und Néstor Taylor, Agentur Ortega
Autor: Jana Paradigi
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-6827-7
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
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Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.
Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die Spezies aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew Drax, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen! Doch die Gefährten werden ihrer Erinnerungen beraubt; so helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren.
Während Aruula und Xaana auf Novis bleiben, reisen Matt und der Initiator Hordelab zur Erde, um hochstehende Zivilisationen zu verteilen, damit sie später evakuiert werden können. Begleitet von Xij, der Mutter Xaanas, und deren Mann Tom Ericson besucht Matt auch die Kolonie Colonel Kormaks, erkennt aber dessen Machtgier und verweigert ihm den Peilsender. So überfällt Kormak die benachbarte Community und eignet sich deren Sender an.
In Agartha wurde nach den Plänen der Initiatoren eine Transportplattform gebaut, mit der Hordelab das Wurmloch an jeden Ort der Erde versetzen kann. Die Evakuierung beginnt. Dann jedoch zerstören fanatische Rev’rends die Plattform. Dabei gerät das Wurmloch außer Kontrolle und Hordelab wird ohne Erinnerung von den anderen getrennt. Die durchqueren das Wurmloch mit einem Gleiter und landen auf Novis, wo sie von Aruula erfahren, dass die Offerte der Initiatoren eine Falle sein könnte. Sie suchen Hilfe bei den Kontras und bauen gleichzeitig einen Widerstand gegen Colonel Kormak auf.
Matts schlimmste Befürchtungen werden bestätigt, als er auf Terminus die Geschichte der Initiatoren erfährt: Einst kristallisierte ihr Planet Kasyn und zwang sie, auf einen der Monde umzuziehen. Um sich vor der Kristallstrahlung zu schützen, entwarfen sie einen Mentalschild, der mit lebenden Gehirnen betrieben wird! Doch gleichzeitig erfährt Matt von einer Möglichkeit, die Erde zu retten! Dazu muss er Kontakt zu den Pancinowa auf Cancriss aufnehmen – jenseits des Wurmlochs. Zusammen mit einer Kontra wagen er und Aruula die Reise … und stranden in einer Hohlwelt, in die alle, die Cancriss anfliegen, umgeleitet werden. Bei der Bruchlandung werden sie getrennt. Auf der Suche nach einem Ausweg stoßen sie auf das Erbe eines Propheten, der herausgefunden hat, dass die Sonne der Sphäre künstlich ist und ein Wurmloch beherbergt. Mit einem Techniker dringen sie in die Sonnenstation ein und verhelfen den Völkern zur Flucht. Dafür macht Aruula ein Zugeständnis: bei den Pancinowa zu bleiben, damit die ihre Telepathie erforschen können …
Welt ohne Hoffnung
von Jana Paradigi
„Ich habe es euch versprochen, euch allen! Ihr seid meine Familie!“, rief Jeronimo. Er schwenkte sein Langmesser, als könnte er sich den Weg ins Paradies damit freischneiden. Doch diesmal würde es mehr brauchen als fantastische Geschichten und ein paar Taschenspielertricks. „Familie ist das Wichtigste!“, betonte er erneut, um seine Leute für den Kampf zu einen.
Die Antwort war vielstimmiges Grölen und Waffenrasseln. Jeronimo blickte über die Köpfe hinweg zu den bunten Wagen im Gebüsch. Schriftzüge versprachen gute Sterne, Liebe in Flaschen und Handwerkswaren. Seine Leute waren keine Krieger, aber für ihre Zukunft würden sie in diese Rolle schlüpfen müssen.
Starnpazz schrie vor Schmerz auf, als er aus gut zehn Metern Höhe ins Wasser stürzte. Sein Schrei verwandelte sich in tausende sprudelnde Bläschen, die ihm die Sicht nahmen. Doch er hatte sich mental darauf vorbereitet und kraulte, der aufsteigenden Luft folgend, zurück an die Oberfläche.
Die Reise durch den Zeitstrahl hatte nur wenige Augenblicke gedauert. Kaum einen Atemzug lang. Dennoch fühlte sich der Initiator, als hätte ihn eine Neshobaranze mehrfach kräftig durchgekaut.
Quart’ol tauchte neben ihm auf. Elegant glitt er durch die Fluten und richtete sich auf, als hätte er festen Boden unter den Füßen. Kein Wunder; als Hydrit war das Wasser sein Element. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er.
Starnpazz spuckte eine kleine Fontäne Wasser aus. „Musste sich der Zeitstrahl so hoch über dem Meer öffnen?“, fragte er. „Das tat weh!“ Dann stutzte er. Warum schmeckte er kein Salz? Und wo waren die Wellen? Trotz verdüstertem Himmel und einer kräftigen Brise lag das Wasser nur leicht gekräuselt vor ihnen.
Starnpazz reckte den Hals und sah sich um. Und tatsächlich! Er sah nicht nur, wie erhofft, einen Küstenstreifen in der Ferne. Egal, in welche Richtung er blickte, er konnte eine Uferlinie ausmachen! „Das hier ist kein Ozean, es ist ein See!“, rief er überrascht aus.
„Das fiel mir ebenfalls auf“, bestätigte Quart’ol. Auch er sah sich nun um. „Und irgendwie kommt er mir sogar bekannt vor.“ Ein Blitz zuckte zwischen den dräuenden Wolken hindurch. „So oder so, wir sollten schleunigst an Land schwimmen“, fuhr der Hydrit fort und setzte sich zielstrebig in Bewegung. Wie ein Pfeil schnitt er durch das Wasser, dass Starnpazz Mühe hatte, ihn in Sichtweite zu behalten, während er ihm folgte.
Je näher sie der Landlinie mit seinem kleinen Kiesstrand kamen, umso mehr hatte auch der Initiator das Gefühl, diese Gegend zu kennen. „Wir sind in Skoothenland“, sprach er seinen Verdacht schließlich aus, als er das letzte Stück an Land watete.
„Natürlich! Das muss der Loch Lamond sein!“ Quart’ol schüttelte sich und stich sich die verbliebenen Tropfen von seiner Schuppenhaut. „Wang’kul ist ein Genie! Er hat uns quasi vor der Haustür des Horts abgesetzt.“
Starnpazz nickte, während er seine Glieder warm rubbelte. „Das Wasserwerk müsste ganz in der Nähe liegen.“ Im Gegensatz zu seinem hydritischen Freund troff er noch immer vor Nässe. Der Wind, der in Böen heran fegte, ließ ihn frösteln.
Es war nur wenige Monate her, dass der Initiator zusammen mit Nachtstimme hier gewesen war. Doch die Erde hatte sich in dieser Zeit dramatisch verändert. Die drohende Katastrophe war nicht mehr nur eine Theorie. Diese Welt lag im Sterben.
Von Donnergrollen und Blitzkaskaden begleitet, suchten Starnpazz und sein Freund einen Pfad, um zum Hort des Wissens zu gelangen. Doch die Natur zeigte sich widerspenstig. Unwetter oder sogar Erdbeben hatten Bäume entwurzelt und an vielen Stellen den Boden aufgerissen. Die einst blühende, von saftigem Grün bewachsene Landschaft lag jetzt braun und verdorrt da. Dornengewächse wucherten über den Baumleichen und machten ein Vorwärtskommen mühsam. Wie mochte es ihren menschlichen Freunden da erst ergangen sein?
Starnpazz fühlte eine Mischung aus Angst und Scham in sich aufsteigen. Nachtstimme und er waren damals gekommen, um den Bewohnern der Erde Hoffnung zu bringen. Sie hatten Rettung versprochen – zumindest für einen Teil der Erdbewohner.
Doch statt Hilfe hatte er bei seiner Wiederkehr nur Enttäuschung mit im Gepäck. Die versprochene Mars-Flotte war eine Finte von Gonzales gewesen. Auch wenn Nomi sie in bester Absicht bewilligt und organisiert hatte. Die Menschen waren Opfer von politischen Ränkespielen auf dem Mars geworden. Wie sollte er Juefaan das erklären?
„Pass auf!“, rief Quart’ol unvermittelt und riss Starnpazz zur Seite. Gerade noch rechtzeitig, bevor eine Tierhorde ihren Weg kreuzte. Paarhufer mit borstigem Fell und gebogenen Hauern. Ihre Schnauzen waren stumpf – wie abgeschnitten. Einer Walze gleich pflügten sie über den verdorrten Boden und schoben kleinere Baumstämme beiseite, als wären es Grashalme.
Starnpazz war sich sicher, dass sie chancenlos gewesen wären, doch zum Glück interessierte sich die Meute nicht für sie. „Was war das?“, fragte der Initiator, nachdem er seinen Schreck abgeschüttelt hatte.
„Eine Rotte Wisaaun“, erklärte Quart’ol. „Die Viecher sind bekannt für ihre Angriffslust. In Rage geraten, rammen sie dir die Hauer in Herz und Kehle. Wir sollten ihnen also tunlichst aus dem Weg gehen.“
Starnpazz beeilte sich, zu dem Hydriten aufzuschließen. Doch je weiter sie kamen, umso unsicherer wurde er, ob sie sich wirklich nahe beim Hort des Wissens befanden. War das überhaupt die Erde? Die Landschaft wirkte, als hätte man alle Farbe und alles Leben aus ihr herausgesaugt und den Rest mit einem Tuch aus Fäulnis bedeckt. Hier konnte nichts auf lange Sicht überleben.
Der Donner steigerte sich zu einem an- und abschwellenden Dauergrollen, während gleichzeitig Blitze hinab auf die Erde stachen, als wären es glühende Speere. Eigentlich sollte es nach Starnpazz’ Berechnung früher Nachmittag sein, doch die Sonne hatte sich verkrochen, als wollte selbst sie den Untergang allen Seins nicht mit ansehen.
„Wir müssen uns weiter östlich halten“, sagte Quart’ol. Der Hydrit wirkte äußerlich ruhig, doch Starnpazz kannte ihn gut genug, um in seinem faltenlosen Gesicht lesen zu können. Auch ihm war das Ganze nicht geheuer. Er hielt sich geduckt, als wollte er dem Unwetter ausweichen.
Nachdem sie eine Zeitlang nahe der Küstenlinie weitergelaufen waren, tauchte vor ihnen endlich die bekannte Silhouette des Wasserkraftwerks auf. Sie hatten es geschafft! Doch die wahre Herausforderung stand ihnen noch bevor.
Ein überraschend großes Aufgebot an Wachen eskortierte Starnpazz und Quart’ol nach einer ausgiebigen Körper- und Taschenkontrolle ins Innere. Der Initiator musste erneut an eine Schatzkammer denken, als er den Hort betrat. So viel Wissen, so viel unersetzbares Erbe der Menschheit war hier gelagert. Als Ort erschaffen, um alles zu überdauern. Doch nichts war mehr sicher in diesen Zeiten.
„Starn!“, begrüßte Juefaan den Kontra und kam ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen. Der hagere, flachsblonde Leiter der Einrichtung sah abgekämpft aus, dennoch strahlte er über das ganze Gesicht. „Ihr seid spät dran.“
Der Initiator lächelte gequält. „Der Weg zurück zur Erde war mit mehr Hürden gepflastert als erwartet.“ Er wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen. Juefaan nicht gleich die ernüchternde Wahrheit entgegenschleudern, dass niemand zu ihrer Rettung kommen würde. Zumindest nicht vom Mars.
„Kommt, ihr seht durchgeweicht aus. Wärmt euch bei einem frischen Kaffee auf und erzählt mir von euren Abenteuern im All. Es muss atemberaubend sein, zwischen den Sternen zu reisen.“
„Wir sind nicht mit einem Raumschiff gekommen“, sagte Quart’ol.
Starnpazz strafte ihn für diese vorschnelle Bemerkung mit einem durchdringenden Blick.
„Dann seid ihr über diesen Zeitstrahl zurückgekehrt?“, hakte Juefaan nach. „Wann wird die Flotte für die Evakuierung eintreffen?“
Quart’ol zögerte und übergab jetzt doch mit einem Nicken an Starnpazz, während Juefaan fragend von einem zum anderen blickte.
Der Initiator seufzte. „Ich denke, wir sollten dieses Gespräch in einem etwas … privateren Rahmen führen. Sagtest du nicht eben etwas von Kaffee?“
Juefaans Gesichtszüge verhärteten sich. Er ahnte wohl, dass diese ausweichende Antwort unschöne Nachrichten bedeutete. Aber er war klug genug, dem Wink zu folgen. „Natürlich. Ich weiß doch, wie sehr es dir die braune Brühe angetan hat.“ Er lächelte erneut, doch seine Augen spiegelten nun Besorgnis wider.
„Also? Welche Hiobsbotschaft hab ihr für mich?“, fragte Juefaan wenig später, als Starnpazz und Quart’ol in Decken gehüllt zusammen mit dem Leiter des Horts in seinem kleinen Büro beisammensaßen. Wie versprochen gab es heiße Getränke und dazu ein paar runzelige Rüben, Trockenfleisch und Brot. Offenbar war der Nahrungsvorrat mittlerweile knapp. Und da – wie Starnpazz gelernt hatte – für Hydriten Fleisch tabu war, blieben für den armen Quart’ol nur Gemüse und Brot.
Auch Starnpazz hatte Hunger. Doch da gab es etwas, das vorher ausgesprochen werden musste. Er umfasste seine Tasse und blickte Juefaan aus seinen großen Augen ernst entgegen. „Auf dem Mars gab es in der Zwischenzeit große politische Umwälzungen“, begann er mit seinen Ausführungen. „Nomi Tsuyoshi wurde durch einen Putsch abgesetzt und von Armand Salvator Gonzales ersetzt.“
Juefaan zog den Mund schmal. „Ich nehme an, dieser Gonzales ist kein Freund der Erde?“
„Er ist nur sich selbst ein Freund. Jeden anderen missbraucht er für seine Zwecke. Er hat unter den Marsianern die Angst geschürt, die Erdmenschen könnten der Bevölkerung die gerade erst durch den Genesis-Regen entstandenen, neuen Nahrungsquellen streitig machen“, fuhr Starnpazz so ruhig und sachlich wie möglich fort.
„Er hat das alte Vorurteil der gewalttätigen Barbaren geschürt“, schaltete sich Quart’ol ein. „Selbst uns haben sie wie Tiere behandelt, die man herumscheuchen, nach Belieben einsperren und befehligen kann! Dabei waren wir doch gekommen, um sie alle zu retten! Sie haben uns gerufen!“
Starnpazz legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm. Es war seltsam, wie sich die Rollen im Laufe ihrer gemeinsamen Reise verändert hatten. Auf dem Mars waren es Wang’kul und Quart’ol gewesen, die ihren kleine Truppe geführt und zusammengehalten hatten. Hier auf der Erde fühlte sich Starnpazz, als müsse er die Dinge in die Hand nehmen. Vielleicht lag es daran, dass Wang’kul nicht da war. Etwas, das sich hoffentlich in Kürze ändern würde. Er hatte versprochen, bald nachzukommen.
„In der Tat ist Gonzales ein Tyrann, der vor nichts zurückschreckt. Aber er ist auch schlau“, berichtete Starnpazz weiter. „Nur dank der Hilfe von Freunden haben wir es durch den Zeitstrahl zu euch geschafft.“
„Es wird also keine Flotte geben“, schlussfolgerte Juefaan knapp.
Starnpazz nickte. „Es tut mir leid, dass wir eure Erwartungen enttäuschen müssen. Es war ein abgekartetes Spiel.“
„Ich bin sicher, ihr habt euer Bestes gegeben“, sagte Juefaan. „Das Schicksal wollte es ganz offensichtlich anders. Vielleicht sind wir eben doch dazu verdammt, mit diesem Erdklumpen unterzugehen, wenn uns der Mond auf den Kopf fällt.“ Es war ihm anzusehen, wie niederschmetternd diese Nachricht für ihn war. „Aber keine Angst, ihr seid nicht die Einzigen, die nicht abliefern können.“
Starnpazz runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“
„Ich meine den Plan für die Sprungfeld-Plattform. Dank deiner Vorarbeit waren wir ja schon fleißig dabei, dieses Projekt in die Tat umzusetzen“, sagte Juefaan mit gequälter Miene.
„Aber irgendetwas … ist schiefgelaufen?“, folgerte Quart’ol. „Was ist passiert?“
„Maddrax war hier zusammen mit einem anderen Initiator, Hordelab. Sie haben nach einigen Unwägbarkeiten die Puzzleteile schließlich zusammengefügt“, berichtete Juefaan.
„Du meinst, hier laufen noch mehr von diesen Dickschädeln herum?“, fragte Quart’ol mit einem schiefen Grinsen.
Starnpazz bedachte ihn mit einem grimmigen Blick. „Das ist nicht lustig.“
„Es war im Gegenteil großartig“, fuhr Juefaan fort. „Hordelab, Maddrax, Xij und Tom haben es geschafft, das Wurmloch im CERN zu zähmen und auf die Plattform zu verfrachten. Damit konnten die Menschen auf einen speziell für sie vorbereiteten Mond im Ringplanetensystem reisen.“
„Novis“, sagte Starnpazz. Er hätte viel darum gegeben, jetzt einen Kontakt zu seiner alten Heimat herstellen zu können, um zu erfahren, wie es um dieses Projekt stand.
„Was ist passiert?“, fragte Quart’ol.
„Erst ging alles gut“, fuhr Juefaan fort. „Sie sind mit der Transportplattform von Stadt zu Stadt gesprungen, um die Enklaven zu evakuieren.“ Er strich sich durch sein flachsfarbenes Haar, während er nach den richtigen Worten zu suchen schien. „Doch dann scheint es einen Unfall gegeben zu haben, drüben in Meeraka. Genaueres wissen wir auch nicht, doch die Plattform wurde wohl von Fanatikern zerstört.“
„Ist Maddrax etwas zugestoßen?“, fragte Quart’ol. „Sag schon!“
„Wir wissen nur …“
Juefaan wurde unterbrochen, als ohrenbetäubendes Glockengeläut ertönte. Ganz offensichtlich ein Alarmsignal.
„Wir werden angegriffen!“, rief Juefaan und sprang auf.
Auf dem Mars
„Eine weitere Woche, Iwao. Eine weitere Woche ohne Nachricht darüber, dass sie verdursten, verhungern oder sich im Wahnsinn gegenseitig das Leben nehmen.“ Gonzales hatte es so satt, über dieses Thema sprechen zu müssen. Jeder einzelne Gedanke an die Saat war verschwendete Zeit. Doch es war nötiger denn je.
Die Hoffnung darauf, dass sich der Konflikt mit den Mutanten von selbst erledigen würde, war eine unerfüllte geblieben. Gonzales hatte mit Terroristen verhandelt und ihnen gegeben, was sie haben wollten. Was für ein unverzeihlicher Fehler! Einer von vielen in letzter Zeit, wie er sich selbst eingestehen musste. Er hätte länger darüber nachdenken und mehr nachforschen müssen. Umeko mochte beschränkt in seinem Geist sein, aber er hatte Mitstreiter, die weiter dachten als bis zu ihrer Nasenspitze.
Allein die reich gedeckte Tafel vor ihm bot etwas Zerstreuung an solch einem Abend voller Sorgen. Die duftenden Speisen, die ihm aufgetischt wurden, waren ein Zeugnis dessen, was der Mars nun war: ein Planet voller Leben und Nahrung.
„Jemand hilft dem kleinen Scheißer“, sagte Gonzales und griff nach dem Krug, um sein kristallenes Glas mit Gurrudawein zu füllen. „Allein wäre er niemals dazu imstande, seine Leute zu versorgen und funktionierende Strukturen zu schaffen. Verdammt, sie leben in einer dreckigen Ruine! Sie müssten Götter sein, um aus dem Nichts eine blühende Stadt zu erschaffen.“
„Dann sollten wir Neu-Utopia noch besser isolieren“, sagte Iwao. „Wir sperren sie aus oder kerkern sie in ihrem eigenen Paradies ein. Solange wir das nicht tun, finden diese Ratten immer ein Schlupfloch, um sich Material oder Nahrung zu besorgen.“
Er saß am anderen Ende der großen Tafel. Im Gegensatz zu Gonzales schienen ihm die üppigen Speisen keinerlei Freude zu bereiten. Sein Gesicht wirkte von Treffen zu Treffen ausgemergelter. Der Hass und die ewige Unzufriedenheit fraßen ihn regelrecht auf.
Armand Gonzales hatte ihn zu sich gerufen, um ihm zu zeigen, was für großartige Köstlichkeiten man aus den Pflanzen und Tieren des Mars zubereiten konnten. Nicht etwa, weil er ihn für ungebildet in diesen Dingen hielt. Keiner aus dem Hause Gonzales hatte je Hunger leiden oder in der Gosse leben müssen. Aber einen Sieg zu genießen und seine Vorteile und Ressourcen zu nutzen, um den Geist anzuregen, davon verstand Iwao offensichtlich noch zu wenig.
„Du unterschätzt weiterhin sowohl meinen Einfluss, meine Entschlossenheit als auch meine Intelligenz“, antwortete Gonzales, während er mit der Hand in eine Schale Goldsaft-Pralinen griff.
„Und du überschätzt dich ganz offensichtlich in diesen Dingen, sonst würden wir nicht hier sitzen, damit du deinen Frust zusammen mit Braten und Dessert in dich hineinfressen kannst“, entgegnete Iwao schroff.
„Wenn man weiß, was der Feind vorhat, braucht man keine allumfassende Überwachung mehr“, antwortete Gonzales nun ebenfalls in schärferem Ton.
„Und warum tust du dann nichts?“, schrie Iwao. „Du sitzt hier und jammerst! Tagein, tagaus, seit du diesen Monstern erlaubt hast, einen Teil unseres Reiches zu besetzen!“