Maddrax 517 - Christian Schwarz - E-Book

Maddrax 517 E-Book

Christian Schwarz

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Beschreibung

Das fremde Ich

Seit Wochen ist er nicht mehr er selbst - oder zumindest in der falschen Zeit einer falschen Welt gestrandet. Hier kannte man einen anderen Rulfan, der schon vor Jahren starb, so wie Matt und Aruula in seiner Zeit lange tot sind. Ein Parallelwelt-Wechsel hat sie wieder zusammengeführt, doch Rulfan fühlt sich fremd hier. Um sein anderes Ich zu ergründen, will er Canduly Castle aufsuchen, wo er mit seiner ihm unbekannten Frau lange gelebt haben soll. Doch die Burg ist besetzt und wird von einer anderen Macht bedroht - und Rulfan gerät zwischen die Fronten.

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Seitenzahl: 141

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Das fremde Ich

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Unholy Vault Designs/shutterstock

Autor: Christian Schwarz

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8871-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Chris­topher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Mensch­heit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber etwas geht schief: Areale aus verschiedenen Parallelwelten manifestieren sich plötzlich auf der Erde …

Matt und Aruula wissen nicht, was bei dem Unfall geschah. Vom Untergang der Kasynari im Ringplaneten-System und dass Colonel Aran Kormak mit seiner Flucht durch das Wurmloch zur Erde die Katastrophe ausgelöst hat, ahnen sie nichts. Sie entdecken fünfzig Kilometer durchmessende Areale von Parallel-Erden, die von hohen Dornenhecken umgeben sind und in deren Zentrum es eine Verbindung beider Universen zu geben scheint.

Um weitere Areale aufzuspüren, nutzen Matt & Co. ein im Erdorbit installiertes Satelliten-Netzwerk, das Polarlichter über dem Ort der Versetzung anzeigt. Mit einem Gleiter des Androiden Miki Takeo überwinden sie den Pflanzenwall, begleitet vom Sauroiden Ydiel.

Eine ihrer Reisen führt sie in ein paralleles Rom, das von einem Archivar namens Patrem regiert wird. Als Rom nun vom Rest seiner Welt abgeschnitten wird, will er es opfern, um in Agartha ein neues Machtzentrum zu errichten. Er beschädigt ein Artefakt, das ihn vor Verfolgern seiner Spezies schützt, sodass es bald kollabieren wird. Doch Agartha ist verschwunden! Denn ein Transfer gleich nach dem Wurmloch-Kollaps blieb unbemerkt: Das Königreich wurde in eine Parallelwelt versetzt. Bei der Rückkehr nach Rom wird Patrem Opfer seines eigenen Vernichtungsplans. Zurück bleibt seine BagBox; ein Behälter mit gefährlichen Artefakten, an die man aber nur mit Patrems Handabdruck herankommt. Matt will die Box in Sicherheit bringen.

Da taucht Kormak auf! Er hat einen Gleiter von Takeo gestohlen und stellt die Gefährten bei Nürnberg zum Kampf. Dabei wird Ydiel von einer Artefaktwaffe getroffen. Matt kann Kormaks Gleiter lahmlegen, der in einen See stürzt. Die Suche nach ihm bleibt ergebnislos und wird abgebrochen, als ein weiteres Areal erscheint: die Stadt Coellen – und darin ein lebender Rulfan und ein inhaftierter Professor Dr. Smythe! Die Freude über das Wiedersehen mit dem in ihrer Welt verstorbenen Freund währt nur kurz, denn Smythe kommt frei! Zwar kann er gestoppt und scheinbar getötet werden, er installiert zuvor aber eine Bombe am Gleiter, die bei 500 Höhenmetern explodieren wird! Rulfan reist Matt und Aruula hinterher, als sie die Suche nach Kormak fortsetzen, und rettet ihnen das Leben.

Am Leben ist auch noch Ydiel, der von dem Artefakt nur auf Insektengröße verkleinert wurde! Er versucht seine Freunde zu erreichen, scheitert jedoch.

Das fremde Ich

von Christian Schwarz

Skoothenland, Spätsommer 2547

Greeger ließ sich auf einem umgestürzten Baumstamm nieder und betrachtete das Gebäude auf dem nahezu unbewaldeten Hügel. Es gefällt mir, dachte er. Sieht unbewohnt aus. Hier könnte ich mir ein Bleiben vorstellen.

In seiner Nähe hüpfte ein kleiner bunter Vogel auf einem Ast herum. Ein warmes Gefühl der Zuneigung überkam Greeger. Für einen kurzen Moment leuchteten seine Augen grell auf – und der Vogel landete auf seinem ausgestreckten Zeigefinger.

Dann ein Knall! Federn flogen, Blut spritzte. „Guter Schuss, Archie!“, rief eine raue Stimme. Brüllendes Gelächter ertönte. Sieben Männer traten zwischen den Bäumen hervor. Sie trugen alle Waffen.

Greeger spürte einen unglaublichen Schmerz über den sinnlosen Tod des Tieres. Er wischte seine blutige Hand an der Hose ab und starrte den Männern entgegen. Sie näherten sich ihm in breiter Front. Äste knackten, Laub raschelte unter ihren Schritten. Ein großgewachsener, dünner blasser Kerl mit roten Haaren, der die anderen um einen Kopf überragte, aber völlig harmlos wirkte, trat vor die Phalanx der Männer, die zwei Speerlängen entfernt einen Halbkreis um Greeger bildeten. Er sah die Feindseligkeit in ihren Augen. Und sogar zwei Lichtblitz-Pistools. Eine davon trug der Blasse am Gürtel. Hinter diesen hakte er nun seine Daumen und stellte sich breitbeinig hin, forderte ihn damit zur Unterwerfung auf.

„Wer seid ihr?“, fragte Greeger und schaute die Männer ruhig an. „Warum habt ihr ihn getötet? Der Vogel hat euch doch nichts getan.“

„Wir sind Reenschas“, erwiderte der Blasse mit leicht zusammengekniffenen Augen, „und wir tun, was uns beliebt.“ Seine Stimme verriet ihn als denjenigen, der Archie zu seinem Schuss gratuliert hatte. Archie selbst stand ganz links im Halbkreis. Er war klein und schmal, mit verschlagenem Gesicht, und er hielt die Pistool, mit der er den Vogel erschossen hatte, noch immer in der Hand.

„Das ist ja ’n seltsamer Heiliger“, sagte Archie mit unangenehmer Piepsstimme und grinste. „Der Vogel hat euch doch nichts getan“, äffte er Greeger nach. „Bist du ’n Anwalt der Tiere oder was?“

„Wie er schon aussieht“, höhnte ein Dritter mit langen blonden Haaren, die er zu einem Vogelnest am Hinterkopf zusammengebunden hatte. „Ein richtiger Schönling. Und dann seine Klamotten! Sollen das Flügel sein auf deinen Schultern, oder was? Kannst du damit fliegen wie ein Vögelchen?“

Erneut brachen die Männer in wieherndes Gelächter aus. Eine scharfe Handbewegung des Blassen ließ sie abrupt verstummen. „Wer bist du und was hast du hier zu suchen, Tieranwalt?“, fragte er scharf.

Greeger blieb weiterhin ruhig. „Ich heiße Greeger und bin auf Wanderschaft“, antwortete er mit fester Stimme. „Hier kam ich nur zufällig vorbei.“

„So, so.“ Der Blasse musterte ihn nun, als sei er eine Crooch. „Haben dir deine geliebten Vögel nicht zugezwitschert, dass es hier gefährlich ist?“

„Was habe ich falsch gemacht?“

„Alles, Greeger, alles. Was du da oben auf dem Hügel siehst, das ist Canduly Castle. Da wohnen wir. Und du bist in das Sperrgebiet unserer Burg eingedrungen. So was mögen wir gar nicht.“

„Das konnte ich nicht wissen. Ich sagte doch schon, dass ich nur zufällig vorbeigekommen bin.“

„Dummheit schützt vor Strafe nicht“, erwiderte der Blasse. „Da hast du wohl Pech gehabt.“

Die Männer umringten ihn nun vollständig. Greeger drehte sich im Kreis und hob die Arme. „Hört zu, ich bin vollkommen friedlich. Lasst mich gehen, dann bin ich ganz schnell wieder weg.“

„Zu spät“, antwortete der Blasse.

Hinter Greeger raschelte es. Im nächsten Moment spürte er einen fürchterlichen Schmerz in der Nierengegend. Er schrie auf, krümmte sich und taumelte. Archie stand direkt neben ihm und grinste sadistisch. Das Wieselgesicht hatte ihm das Knie in den Rücken gerammt.

Die Faust des Blassen schnellte vor, krachte wuchtig gegen Greegers Kinn. Der fiel rücklings auf den Waldboden. Nun traten sie von allen Seiten auf ihn ein. Greeger wusste nur zu genau, dass er dem Stakkato nicht entkommen konnte. Er versuchte sich so gut wie möglich zu schützen, indem er sich zusammenkrümmte.

Seine Peiniger waren unerbittlich. Greeger kassierte fürchterliche Tritte am ganzen Körper. Sogar seinen Kopf verschonten sie nicht. Irgendwann nahm er ihr Gelächter nur noch wie durch dicke Watte wahr. Er schloss bereits mit seinem Leben ab, da plötzlich hörten die Tritte auf.

„Du hast echt Glück, Greeger, dass heute Musuko Chans Geburtstag ist“, hörte er den Rothaarigen sagen. „Da sind wir milde gestimmt und lassen dich am Leben. Wenn wir dich allerdings noch mal in dieser Gegend aufgreifen, bist du am Arsch. Verstanden?“

Sie verschwanden. Im Moment bestand Greeger nur noch aus Schmerz. Kein Knochen in seinem Körper schien mehr heil zu sein. Stöhnend versuchte er sich aufzurichten. Der Blitz, der daraufhin durch seinen Körper zuckte, war wie ein glühender, in seinen Eingeweiden bohrender Speer. Er explodierte in seinem Schädel und holte endlich die erlösende Dunkelheit herbei.

Britana, 2549

Der Gleiter flog hoch über dem Ärmelkanal. Matthew Drax saß entspannt am Steuerknüppel, die Hände im Schoß. Er hatte den Autopiloten aktiviert. In der Ferne sah er bereits die weißen Klippen von Dover im trüben Sonnenlicht schimmern. Seit sie in Coellen aufgebrochen waren, um nun endlich die BagBox im Hort des Wissens abzuliefern, war nichts mehr passiert.

So hatte er genügend Muße gehabt, die letzten Tage Revue passieren zu lassen. Und während Aruula nicht müde wurde, Rulfans Neugier auf die Welt jenseits des Parallelwelt-Kölns mit einer Eselsgeduld zu befriedigen, versank Matt in seinen eigenen Gedanken.

Es fühlte sich noch immer irreal an, seinen alten Freund und Blutsbruder plötzlich wieder bei sich zu haben. Denn in dieser Welt war er schon vor vier Jahren verstorben.

Ironie des Schicksals, dass es Rulfan ähnlich ergehen musste. Denn in seiner Welt waren Aruula und Matt schon vor vielen Jahren von einem Daa’muren getötet worden – in einem Kampf, den sie hier gewonnen hatten.

War dieser Kampf ähnlich abgelaufen oder ganz anders? Rulfan wusste es nicht, denn er war nicht dabei gewesen.

Welchen entscheidenden Fehler haben wir in der anderen Welt gemacht? War es nur eine Winzigkeit, eine Unachtsamkeit, die über Leben und Tod entschieden hat?

Trotz dieser Fragen verspürte Matt keinerlei weiterführendes Bedürfnis, Näheres über sein Parallelwelt-Ich und dessen Werdegang zu erfahren. Bei Rulfan war das anders. Der Neo-Barbar löcherte vor allem Aruula immer wieder mit Fragen nach seinem „fremden Ich“, schien gar nicht genug davon zu bekommen.

„Und du sagst, dass ich in dieser Welt an Altersschwäche gestorben bin, nicht im Kampf?“, fragte Rulfan gerade.

„Ja“, antwortete Aruula, ohne auch nur im Ansatz genervt zu wirken. „Nachdem dir Wudan einundachtzig Sommer gewährt hatte, entschied er sich, dir einen friedlichen Tod im Kreise deiner Familie zu schenken. Du bist im Hort des Wissens, den du selber gegründet hast, ins Jenseits gegangen. Ich bin mir sicher, dass dich Wudan an seine Tafel geholt hat.“

„Hm.“ Rulfan überlegte einen Moment. „Wie war ich denn so? War ich starrsinnig, wie alte Leute es mitunter werden? Welche Gebrechen hatte ich?“

Matt drehte sich kurz um und sah Aruula lächeln. „Diese Fragen können wir dir nicht beantworten, Rulfan“, erwiderte sie, „denn die letzten sechzehn Winter deines Lebens sind wir uns nicht mehr begegnet. Maddrax und ich waren auf dem Mars. Als wir mit dem Zeitstrahl zurückreisten, war dieser fehlerhaft justiert, sodass wir in die Zukunft versetzt wurden.1) Wir sind uns nur noch einmal begegnet.“

„Habe ich richtig verstanden? Auf dem … Mars?“, kam es ungläubig zurück.

„Wenn du wüsstest, wo wir sonst noch waren.“ Matt grinste breit.

„Ihr müsst mir unbedingt darüber erzählen. Aber erst zu unserer letzten Begegnung …“

Matts Gedanken schweiften wieder ab. Der Gleiter flog gerade über die Klippen von Dover. Weit unter sich sah er drei Frekkeuscher springen. Die seltsam eckigen Flügelbewegungen waren unverwechselbar. Die Riesenheuschrecken trugen Reiter, das sah er mit seinen verbesserten Augen genau. Kurz kamen ihm die Lavadrachen der Eifel in den Sinn, gegen die sie erst vor einigen Tagen gekämpft hatten.2)

„… waren damals mit einem Amphibienpanzer unterwegs“, drang Aruulas Stimme in sein Bewusstsein. „Als wir auf Canduly Castle ankamen, fanden wir die Burg – die Heimat deiner Familie – als verlassene Ruine vor. Die Handlanger der Schwarzen Philosophen hatten Canduly Castle zerstört und viele ihrer Bewohner, darunter deine Frau Myrial, ermordet. Deine beiden Söhne Juefaan und Leonard Pellem überlebten den Überfall, dein dritter Sohn Turner befand sich schon länger nicht mehr auf der Burg. Und du warst zum Zeitpunkt des Überfalls ebenfalls nicht anwesend.“

„Was wollten diese Schwarzen Philosophen?“, fragte Rulfan und räusperte sich. Von einer Frau und Söhnen zu erfahren, die er nie gehabt hatte, war gewiss verwirrend.

„Gefährliche Waffen, Artefakte“, sagte Aruula. „Sie befanden sich auf der Burg, aber du hattest sie gut genug versteckt, sie konnten sie nicht finden. Juefaans Freundin Jaira gelang es schließlich, die Angreifer zu vertreiben …“

„Das war im Jahr 2542“, ergänzte Matt nun doch. „Aruula und ich sind 2545 wieder aufgetaucht. Aber das nur am Rande.“

„Wir sind dann auf Juefaan gestoßen, der uns die ganze Geschichte erzählt und uns zu dir geführt hat, Rulfan“, nahm Aruula den Faden wieder auf. „Du hattest den Hort des Wissens zu diesem Zeitpunkt unter eine ehemalige Kirche bei Glesgo verlegt. Das war unser letztes Wiedersehen, bevor du dem Hort am Loch Lomond noch einmal eine neue Heimat gegeben hast. Nachdem deinem Tod übernahm Juefaan die Leitung und hat sie bis heute.“

„Ich … werde ihn also sehen.“ Es klang bedrückt.

„Ja. Und deinen zweiten Sohn Leonard Pellem auch.“

„Du sagtest, dass ich noch einen dritten Sohn hätte.“

„Ja, Turner. Der ist schon früh in die Welt hinausgezogen. Niemand weiß, wo er ist und was aus ihm wurde.“

„Und … Myrial, meine hiesige Frau? Wie war sie?“

„Sie hatte rote Haare, grüne Augen und eine blasse Haut“, antwortete Aruula. „Myrial war stark und konnte wild sein, aber auch sehr bestimmend. Weil du sie zunächst nicht heiraten wolltest, hat sie dich so lange aus dem Schlafzimmer geworfen, bis du ihr endlich dein Jawort gegeben hast. Du hast sie sehr geliebt.“

Rulfan ließ die Auskünfte ein paar Momente auf sich wirken. „Ich weiß im Moment nicht, was ich denken soll“, murmelte er dann. „Die Person Rulfan, von der ihr da erzählt, erscheint mir im Moment noch ziemlich fremd … aber einiges wiederum auch seltsam vertraut. Maleen ist anders, als es diese Myrial war. Aber auch mein Sohn heißt Leonard. Mein Leben ist in dieser Existenzebene so gänzlich anders verlaufen, und trotzdem fühlt es sich … nicht falsch an. Das alles fasziniert mich ungeheuer. Aber ich bin im Zwiespalt. Könnt ihr das verstehen?“

„Mehr als du glaubst“, erwiderte Matt.

„Du bist keine andere Person, Rulfan“, sagte Aruula, „du bist eins.“

„Wie kommst du darauf? An was willst du das festmachen?“, fragte Matt.

„Dieser Rulfan riecht genauso, wie der andere gerochen hat“, antwortete Aruula. „Keine zwei Menschen haben denselben Geruch.“

Die Männer starrten sie an. „Na dann“, sagte Rulfan, hob den Arm und schnüffelte an seiner Achselhöhle.

Aruula kicherte.

Canduly Castle, 2547

Als Greeger aus seiner Ohnmacht erwachte, spürte er etwas in seinem Mund. Er ächzte und würgte und spuckte es aus. Als er sah, dass es der kleine erschossene Vogel war, setzte seine Erinnerung schlagartig wieder ein. Er musste sich übergeben. Danach erhob er sich stöhnend. Seine Wut auf die Unmenschen war nun so stark, dass sie die fürchterlichen Schmerzen weitgehend übertünchte.

Fassungslos starrte er auf die zahlreichen Wunden auf seinen Armen und am Bauch. Sie waren zum Teil verschmutzt. Überall war verkrustetes Blut. Einige Wunden waren durch seine Bewegungen wieder aufgebrochen und bluteten nach. Auch in sein linkes Auge lief Blut. Er wischte es weg.

Sein lederner Rückentragesack lag ein Stück entfernt. Sie hatten ihn anscheinend durchsucht, aber nichts mitgenommen. Vor allem die kleinen Holzgefäße waren ihm wichtig. Und der Shmaldan, den er in einem Lederbeutel mit sich trug. Er konnte alles wieder einsammeln.

Die Sonne stand bereits tief. Er war also mehr als den vierten Teil eines Tages bewusstlos gewesen. Mit ungelenken Schritten, da er noch immer steif vom langen Liegen war, ging er den Weg zurück, der ihn hierher geführt hatte. Ungefähr vier Speerwürfe von hier war er über eine kleine Lichtung gekommen. Dorthin wollte er.

Greeger besaß eine außergewöhnlich gute Orientierung, indem er sich Kleinigkeiten an seinem Weg merkte und sich dergestalt sogar im dichten Wald zurechtfand.

Jeder Schritt war eine Qual. Aber Greeger biss die Zähne zusammen und kam gut voran. Selbst den stechenden Schmerz im rechten Knöchel steckte er weg. Als er durch die Wipfel blickte, sah er den riesigen Schatten über den Bäumen kreisen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte Greeger die Waldlichtung. Noch spendete die Sonne ausreichend Helligkeit. Er zitterte nun am ganzen Körper, weil er bis in sein Innerstes fror. Es war aber keine Kälte, wie sie der Winter verursachte, es war die Kälte der Schmerzen.

Greeger ließ sich auf das weiche Moos fallen und gurgelte nur, als ihm der Schmerz im Knöchel die Luft zum Schreien nahm. Hechelnd wie ein Lupa lag er auf dem Rücken. Der riesige Schatten war auch jetzt wieder präsent.

Ein Eluu!

Dieses Mal gelang Greeger der Schrei. Seine Augen leuchteten grell auf.

Der riesige Raubvogel sah ihn. Einmal noch glitt er über die Lichtung, dann stieß er mit ausgefahrenen Krallen herunter. Direkt auf Greeger zu!

Vier Armlängen neben dem Verletzten landete der Eulenvogel mit dem harten, fast undurchdringlichen Panzer aus schwarzbraunen Schuppen. Dieses Exemplar gehörte eher zu den kleineren, war aber trotzdem fast dreimal so groß wie Greeger.

Die Rieseneule schlug ein paar Mal mit den Flügeln. Dann saß sie still und starrte Greeger aus ihren mächtigen gelben Augen an. Ein Hüpfer brachte sie nahe an ihn heran. Er roch den Gestank, den sie verbreitete, und streckte seinen rechten Arm nach ihr aus. Sie öffnete den Schnabel – und ließ Speichel auf Greegers Wunden tropfen.

Er schrie auf, weil es wie Orguudoos Hölle brannte. Aber er ließ nicht locker, bis der Eluu jede erreichbare Wunde behandelt hatte.