Maddrax 533 - Christian Schwarz - E-Book

Maddrax 533 E-Book

Christian Schwarz

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Beschreibung

Washington, 2548. Der Weltrat-Agent Alexander Canning wird ermordet. Seine Schwester Olivia hat Hinweise, dass Mr. Black, der Hohe Richter von Waashton, hinter dem Anschlag steckt. Um Beweise zu sammeln und den Mörder zu überführen, dringen sie und ihre drei Freunde ins Pentagon ein. Sie nennen sich die "Krieger des Lichts" und glauben für eine gerechte Sache zu kämpfen. Sie ahnen nicht, dass ihr Tun eine Kette in Gang setzt, die über das Schicksal und die Zukunft der ganzen Erde entscheiden wird ...

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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Krieger des Lichts

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Sergey Shubin/Shutterstock

Autor: Christian Schwarz

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9707-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Mensch­heit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, »Maddrax« genannt, dessen Staffel durch einen Zeitstrahl vom Mars ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese ihm fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht. Matt findet Hilfe und Verbündete und die Rettung gelingt in letzter Sekunde – aber etwas geht schief: Areale aus verschiedenen Parallelwelten manifestieren sich plötzlich auf der Erde…

Um diese fünfzig Kilometer durchmessenden Parallelwelt-Areale, die von hohen Dornenhecken umgeben sind, aufzuspüren, nutzen Matt und Aruula ein im Erdorbit installiertes Satelliten-Netzwerk. Mit einem Gleiter überwinden sie die Pflanzenwälle. Eine ihrer Reisen führt sie in ein paralleles Rom, das von einem zeitreisenden Archivar namens Patrem regiert wird, der in Agartha ein neues Machtzentrum errichten will. Doch auch das Königreich im Himalaja wurde in eine Parallelwelt versetzt. Patrem kommt ums Leben; zurück bleiben seine gefährlichen Artefakte. Matt will sie im Hort des Wissens deponieren, einer Enklave befreundeter Retrologen und Wissenschaftler.

Da erscheint ein weiteres Areal: die Stadt Coellen (Köln) – und mit ihr der Neo-Barbar Rulfan, ein in ihrer Welt längst verstorbener Freund, der sich ihnen anschließt.

Matts Erzfeind Colonel Aran Kormak nimmt derweil Kontakt zu den Reenschas in Glasgow auf, wird deren Chefexekutor und greift den Hort des Wissens an, scheitert aber und wird in den Kerker geworfen. Matt und Aruula erleben mit, wie Kormak bei einer Flucht mit einem Ballon aus der Festung der Reenschas flieht – und mit einem von Patrems Artefakten verkleinert wird! Später dringt er in den Hort des Wissens ein, erfährt vom Zeitstrahl und versucht ihn zu durchqueren.

Da empfängt Aruula einen Hilferuf von der Pflanzenentität GRÜN. In Neuseeland treffen die Freunde auf eine botanische Seuche, die aus einer Parallelwelt herübergekommen ist. GRÜN, der für die Dornenhecken rund um die Anomalien verantwortlich zeichnet, ist dagegen machtlos und dem Tode nah. Gemeinsam mit den Hydriten – Fischmenschen, die seit Äonen auf der Erde leben – entwickelt man eine bionetische Waffe gegen die Rote Pest, die sie dank des wieder gesundeten GRÜN zünden können.

Inzwischen haben die Archivare herausgefunden, dass sie, bzw. ihre Reisen in die Vergangenheit für die Weltenwechsel verantwortlich sind: Überall, wo sie ein Portal schufen, wurde die Raumzeit geschwächt und bricht nun durch den Wurmloch-Unfall auf! Ein Gegenmittel verspricht man sich von zukünftigen Generationen, und mit einem Trick wird es aus ferner Zukunft mit einer Stasiskapsel in Matts Vergangenheit zurückversetzt. Doch als die Freunde die Kapsel finden, ist sie leer! Das Wesen darin scheint vier Menschen okkupiert zu haben…

Krieger des Lichts

von Christian Schwarz

Waashton, Anfang 2528

Der kleine rattengesichtige Mann ging nervös im Zimmer auf und ab. Am Fenster blieb er stehen und schaute auf die nächtlichen Straßen Foggy Bottoms hinab.

Jemand betrat den Raum. »Guten Abend, Mr. Waters«, sagte die blonde Frau im langen Seidenkimono lächelnd und kam sofort zur Sache: »Haben Sie die Informationen? Wann wird Cross das Kirschblütenfest besuchen?«

Waters lächelte zurück. »Ich fürchte, ich bin nicht der, den Sie in mir zu sehen glauben, Ma’am.« Er zog seinen Driller und zielte zwischen die weit aufgerissenen Augen der Frau. Eiskalt drückte er ab. Zwei Männer, die in den Raum stürmten, erledigte er ebenfalls. »Wenn ich etwas zutiefst hasse, dann ist es Illoyalität«, murmelte er.

Waashton, Goonshacks, 2547

Aufrecht und selbstbewusst wie Männer, die besser niemand angreifen sollte, gingen die beiden durch den eisigen Nebel. Dabei war es zumindest Alexander Canning speiübel. In seinen Adern kochte das Adrenalin, sein Magen hatte sich mindestens ein Dutzend Mal verknotet. Er konnte es nicht vor seinem neuen Freund verbergen.

»Jetzt scheiß dir bloß nicht in die Hosen, Al«, sagte Mike Cardones grinsend und ließ dabei keine Sekunde lang die Umgebung aus den Augen. »So nervös habe ich dich ja noch nie erlebt.«

Es hatte keinen Zweck, das Offensichtliche zu leugnen. »Klar bin ich das, Mann«, gab Canning leise zurück und zog ein schiefes Grinsen. »Ich kann’s immer noch nicht glauben, dass ich den Sebezaan treffen soll. Da darf man ja wohl ein bisschen nervös sein.«

»Darf man.« Cardones zog sofort den Driller, als sich zwei übel aussehende Gestalten aus den dichten feuchten Nebelschwaden, die sogar den riesigen Mond am Leuchten hinderten, schälten und zwei Schritte näherkamen. Wie Dämonen sahen sie aus. Dämonen ohne Mumm allerdings, denn sie zogen sich sofort wieder in den Schutz der Ruinen zurück, die die Straßen säumten.

Fast wäre Canning über den frischen, noch blutenden Kadaver einer Ratze gestolpert. Mit einem Fluch würgte er seinen Ekel hinunter.

Die Ruinen präsentierten sich als geheimnisvolle Schemen im Nebel. Canning wusste, dass hier überall das Böse lauerte. Bei Tag und bei Nacht. Die Goonshacks war mit Abstand Waashtons schlimmster und verrufenster Stadtteil. Hier hauste das, was selbst der Abschaum noch anspuckte.

Ein Geruch nach Fäkalien, Blut, Leichen und Brackwasser hing beständig in der Luft. Wer nicht daran gewöhnt war, dem hob es den Magen. Niemand aus den anderen Stadtteilen wagte sich in die Goonshacks hinein, wenn er nicht zwingende Gründe hatte. Cardones schien hier allerdings den Respekt zu genießen, der zum Überleben in diesem Slum unbedingt nötig war.

Mike muss schon oft hier gewesen sein, so traumhaft sicher, wie er den Weg durch diese verwinkelten Gassen findet. Klar, sie kennen ihn und wissen, dass er zum Sebezaan gehört. Deswegen wagen sie keinen Angriff und hauen ab, wenn sie ihn erkennen. Ein besseres Versteck als in den Goonshacks könnte sich der Mistkerl gar nicht aussuchen…

»Wir sind gleich da«, schwätzte Cardones in Cannings Gedanken hinein. »Ich glaube ja, dass es nicht nur bei ’ner Belobigung bleibt, Al, weißt du. Deine Leistung beim Überfall auf den Nachschubtransport war einfach überragend. Wie du die beiden 3-Mats in die Luft gesprengt hast, das war großes Kino…«

»Was soll das heißen, ›großes Kino‹?«

»Das ist ein Ausdruck aus der Welt des Theaters«, erwiderte Cardones. »Hab ich mal im Fordtheater gehört und behalten. Heißt so was wie Spitzenleistung. Und bei Gott, wenn das keine Spitzenleistung war, dann wäre der Sebezaan niemals auf dich aufmerksam geworden. Deswegen glaube ich, dass er dir dafür mindestens ’ne Nacht im Fackju Fackjutuu spendiert, mit allen Huren, die du haben willst. Sooft du kannst. Und saufen kannst du auch, so viel du willst.« Cardones kicherte leise. »Kannst ja mal anklingen lassen, ob du einen Kollegen mitnehmen darfst. Wenn ja, wäre ich sofort dabei. Aber vielleicht beordert dich der Sebezaan auch gleich zum Spezialkommando Nullnullsieben. Für die unmöglichen Aufträge…«

Sie drückten sich an einigen mit Holz befestigten Zelten vorbei, aus denen genau jene Geräusche kamen, von denen Cardones gerade zu träumen schien. Zudem wurde vor ihnen Lärm laut. Als sie um die Ecke bogen, sah Canning eine Reihe windschiefer Häuser, zum Teil abbruchreif. Er konnte sie deswegen so gut erkennen, weil vor dem größten ein verrostetes Ölfass stand. Flammen schlugen daraus hervor und erhellten die nähere Umgebung.

Überall lagen stinkender Müll und Trümmer herum. Ein Dutzend abgerissener Gestalten, darunter vier Frauen, die Canning nicht mal mit der Kneifzange angefasst hätte, wärmten sich am Feuer. Hinter dem Ölfass hing ein Stück Holz am Haus. »Cold Fangs« stand in ungelenken Buchstaben darauf.

So langsam kam Canning auf Betriebstemperatur. Seine Nervosität schwand, er wurde eiskalt. Das Cold Fangs1) war die Taverne, an der er sich von seinem Kumpel Cardones verabschieden musste. Dessen Weg endete hier, er konnte ihm also nicht mehr weiter das Händchen halten. Stattdessen würden ihn zwei Typen aus der Leibwache des Sebezaans übernehmen und das letzte Stück Weg zum Treffpunkt geleiten.

Die Goonshacks am Fass sahen ihnen feindselig entgegen. Als sich zwei weitere Männer in langen Pelzmänteln aus der Finsternis lösten und in den Lichtschein traten, verzogen sie sich wortlos. Dass die beiden Wachen Laser-Phasen-Gewehre der neuesten Generation trugen, erstaunte Canning nur mäßig.

Der Größere zog eine Augenbinde hervor und legte sie ihm wortlos an. »Mitkommen«, kommandierte er, während sich der Kleinere bei ihm einhakte.

»Viel Glück, Kumpel, wir sehen uns«, hörte er noch Cardones’ Stimme. »Ich hol dich später wieder hier ab. Wie abgesprochen.«

Dann war er den beiden Leibwächtern hilflos ausgeliefert. Trotzdem ging sein Herzschlag nicht wieder hoch. Sein »Blindenhund«, wie er den Kerl an seinem Arm scherzhaft nannte, schob und zog ihn weiter in das Straßengewirr der Goonshacks hinein. Canning versuchte sich die Links- und Rechtsbiegungen zu merken, gab es aber bald auf. Es waren zu viele.

Nach einigen Minuten, die ihm wie eine kleine Ewigkeit vorkamen, blieben seine schweigsamen Begleiter stehen. Eine Tür schwang quietschend auf. Canning musste eine schmale Treppe erklimmen, doch selbst jetzt durfte er die Augenbinde nicht abnehmen.

Sie betraten einen Raum, in dem ein Feuer knisterte und angenehme Wärme verstrahlte. »Warte ein paar Sekunden, dann kannst du dir dein Augenlicht zurückholen. Verstanden, Canning?«

Er nickte. Als er die Binde abnahm, blinzelte er in ein luxuriös eingerichtetes Zimmer mit dickem Teppich und offenem Kamin, das er in dieser Umgebung so nicht erwartet hätte. Teure gelbe Seidenvorhänge hingen vor den Fenstern. Um einen runden Holztisch standen vier Stühle, in der Ecke gruppierten sich eine gepolsterte Couch und zwei Sessel um ein niedriges Glastischchen. Zwei große abstrakte Ölbilder hingen an den Wänden.

Kurze Zeit später öffnete sich die Tür. Ein wahrer Hüne in den Sechzigern betrat das Zimmer. Ein grauer Vollbart umrahmte sein volles Gesicht, das von einer feuerroten Narbe entstellt wurde. Sie zog sich quer über seine linke Wange bis zum Auge hin. Das graue schulterlange Haar war noch so voll wie das eines Zwanzigjährigen. Er trug teure Lederkleidung und einen protzigen Ring. In einem Holster am Gürtel steckte ein Driller. Die beiden Leibwächter, die Canning bereits kannte, begleiteten ihn. Sie hatten die LP-Gewehre ebenfalls durch Driller ersetzt.

Das also ist der Sebezaan. Canning musste zugeben, dass ihn allein schon die Körpergröße des Mannes beeindruckte. Canning war auch nicht gerade klein, aber dieser Kerl überragte ihn um gut einen Kopf.

Der Sebezaan lächelte. Sein Lächeln geriet zu einer Grimasse; mehr ließ die Narbe nicht zu. »Willkommen in meinem bescheidenen Heim, Mr. Canning«, begrüßte er seinen Gast mit wohlklingender Bassstimme. »Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen. Man hat mir wahre Wunderdinge von Ihrem Mut und Ihrer Tapferkeit berichtet. Ein Kämpfer par excellence. Sie müssen mir alles erzählen, ich bin extrem neugierig. Aber setzen Sie sich doch erst mal. Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen lassen? Ein Battwais vielleicht? Oder einen Whiskee?«

»Vielen Dank, Sir«, antwortete Canning lächelnd und mit fester Stimme. »Ich würde tatsächlich ein Battwais nehmen.«

Sie setzten sich, Canning auf die Couch, der Sebezaan auf einen Sessel. Die beiden Leibwächter erstarrten ein Stück hinter ihm zu Salzsäulen. Eine schwarze Bedienstete, die Canning scheu anblickte, brachte zwei Gläser goldgelbes schäumendes Biirauf einem Tablett.

»Auf Ihr Wohl, Mr. Canning.« Der Hüne prostete ihm zu und nahm einen tiefen Schluck. Canning tat es ihm nach. »Lassen Sie mich Ihnen zu Ihrem Erfolg gratulieren, Mr. Canning. Was für ein Gefühl ist es, wenn einen so ein Monstertruck überrollt?«

»Kein gutes, Sir, das dürfen Sie mir glauben. So kaltblütig, wie es vielleicht ausgesehen hat, war ich gar nicht. Zumal die 3-Mats bewaffnet waren.«

»Kann ich mir vorstellen. Ich habe mir Ihre Aktion in allen Einzelheiten schildern lassen. Trotzdem wäre ich Ihnen dankbar, wenn ich die Geschichte noch mal aus Ihrem Mund hören dürfte.«

»Natürlich, Sir, gerne.« Canning versuchte einen möglichst bescheidenen Eindruck zu vermitteln. »Nun, ich hatte dem Truppführer für den Überfall exakt diese Stelle vorgeschlagen, weil die Straße dort von Büschen gesäumt ist. Als die 3-Mats die Straße entlangkamen, wartete ich im Gebüsch, bis sie zehn Meter entfernt waren. Dann habe ich mich auf die Straße gerollt, und als sie über mich drüberfuhren, konnte ich jedem von ihnen eine Haftmine verpassen.«

»Allerdings hatten Sie dabei verdammtes Glück, Mr. Canning, dass die 3-Mats ohne aktivierte Infrarotkameras fuhren.«

»Ja, Sir. Glück gehört auch dazu.«

»Trotzdem…« Der Sebezaan runzelte die Stirn. »Etwas verstehe ich nicht ganz. Vielleicht können Sie mir ein wenig auf die Sprünge helfen…«

Cannings Magen zog sich schlagartig zusammen. »Wenn ich kann, sehr gern«, erwiderte er mit fester Stimme.

»3-Mats fahren meines Wissens niemals ohne aktivierte Infrarotkameras«, fuhr der Sebezaan fort. »Das steht in den Dienstvorschriften. Ausgerechnet diese beiden aber taten es. Was für ein unglaublicher Zufall. Ich meine, mit aktivierten Infrarotkameras wären Sie unmöglich an die Trucks herangekommen. Außerdem berichtete mir der Truppführer, dass Sie die Haftminen dort anbrachten, wo eine Explosion der Besatzung kaum Schaden zufügt.«

Aufgeflogen!

Canning war auf solche Situationen trainiert. Anstatt zu erstarren, handelte er. Ohne Schrecksekunde sprang er auf. Die Hand des Sebezaans schnellte zu seinem Driller. Canning setzte über das Tischchen, traf den Hünen mit den Stiefeln vor die Brust und warf ihn samt dem Sessel um.

Die Hände der Leibwächter zuckten ebenfalls zu ihren Waffen. Mit Cannings blitzschnellem Manöver hatten aber auch sie nicht gerechnet. Er stieß sich ab und landete direkt vor dem ersten, der den Driller erst halb gezogen hatte, als ihm Cannings Kung-Fu-Tritt die Handfeuerwaffe aus der Hand prellte.

Canning drehte sich blitzschnell um die eigene Achse und trat mit einem Kampfschrei nach dem anderen Leibwächter.

Der bewies, dass er den Nahkampf mindestens ebenso gut beherrschte wie Canning. Mit einem Armblock wischte er das heransausende Bein beiseite und kam nun ebenfalls in eine gute Schlagposition. Seine Faust streifte Canning am Kinn, weil der den Kopf gedankenschnell zur Seite nahm.

Jetzt war er wieder im Vorteil. Seine Stirn krachte ins Gesicht seines Gegners. Es knirschte, Blut schoss aus der Nase. Der Leibwächter taumelte benommen nach hinten.

Canning keuchte. Er sah, dass der Sebezaan sich aufrappelte und seinen Driller hob.

Mit einem wahren Panthersprung stürzte er sich auf den Leibwächter, der ein Stück vor ihm auf dem Boden lag, und rollte sich mit ihm um die Längsachse. Keine Sekunde zu früh. Neben ihm schlug ein Projektil in den Boden. Das Explosivgeschoss zerriss das Parkett und schleuderte tausende winziger Splitter in die Umgebung. Obwohl sein lebender Schutzschild das meiste abbekam, spürte Canning Schmerzen im Gesicht.

Bevor der Sebezaan ein weiteres Mal schießen konnte, hatte er seinem angeschlagenen Gegner den Driller entrissen und feuerte nun seinerseits.

Der Hüne war beweglicher als gedacht. Er ließ sich hinter den Sessel fallen, und das Driller-Projektil explodierte in der gegenüberliegenden Wand.

Nichts wie weg hier…

Canning stürmte aus dem Zimmer und die schmale Treppe hinunter. Als er die Haustür erreichte und sich umblickte, erschien der unverletzte Leibwächter am oberen Treppenabsatz. Canning sah in die Mündung eines Drillers. Er drehte sich blitzschnell zur Seite. Das Geschoss explodierte knapp neben ihm in der Wand.

Sein eigener Schuss saß besser. Mit zerfetzter Brust stürzte der Leibwächter die Treppe herunter. Das wütende Geschrei des Sebezaans war sein Todeslied.

Canning riss die Tür auf und stürmte in die Nacht hinaus. Vor dem Gebäude standen zwei weitere Männer. Sie fuhren herum und wollten ebenfalls zu ihren Waffen greifen. Cannings Schüsse streckten sie nieder.

Mit kaum erhöhtem Pulsschlag sah er sich um. Zuerst mal musste er weg von hier, dann konnte er sich immer noch orientieren.

Die Häuser standen eng. Auf der Straße davor lag Unrat. Einige Öllampen brannten. Canning schaute sich kurz um. Dann stürmte er in die Gasse zwischen den Häusern auf der gegenüberliegenden Seite.

Geschafft, ging es ihm durch den Kopf. Da warst du dir deiner Sache wohl zu sicher, Sebezaan, was?

Er wollte weiter, als es hinter ihm raschelte. Bevor er herumfahren konnte, spürte er etwas um seinen Hals.

Eine Schlinge aus dünnem Draht!

Und die zog sich erbarmungslos zu. Canning gurgelte, als der Draht in seinen Hals schnitt. Er ließ den Driller fallen und versuchte verzweifelt, den Draht zu lockern. Er schaffte es nicht, seine Finger darunter zu schieben, während ihm die Luft knapp wurde. Er röchelte, versuchte jetzt erst, mit dem Ellenbogen nach hinten zu schlagen. Vergebens.