Mandy - Das Königreich Sangenia - Christine Stutz - E-Book

Mandy - Das Königreich Sangenia E-Book

Christine Stutz

5,0

Beschreibung

Wann immer Mandy traurig ist, kann sie in das Königreich Sangenia flüchten. Als Kind, nach dem Tod ihrer Mutter, trifft sie dort auf Prinz Kasimir. Er reitet mit Mandy durch das prächtige Reich und zeigt ihr alles. Dann bringt er sie zum Orakel, welches das Mädchen zurück in ihre Welt schickt. 10 Jahre später kommt Mandy hinter dem Betrug ihres Verlobten, der sie mit ihrer Cousine betrügt. Auf der Flucht vor ihm fällt Mandy in eine Schlucht und erwacht wieder in Sangenia. Doch das Land hat sich schlimm verändert. Die böse Mitternachtskönigin herrscht dort jetzt mit eiserner Hand. Viele Menschen sind bereits gestorben. Auch Kasimir ist verschwunden. Niemand weiß was dem Prinzen passiert ist. Zusammen mit einem großen, frechen Kater, der sprechen kann, macht sich Mandy auf die Suche nach Kasimir. Nur mit ihm kann sie die böse Königin besiegen.

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Mandy - Das Königreich Sangenia

TitelseiteImpressum

Prolog

Mandy lief aus dem Haus. Weinend lief sie immer weiter über die Rasenfläche, auf die große Straße, die im dichten Nebel kaum zu erkennen war. Hinter sich hörte sie die laute, autoritäre, Stimme ihres Vaters, der ihr gefolgt war, nach ihr rufen. Mandy lief immer weiter, ohne auf ihn zu hören. Sie hatte genug gehört. Nichts konnte sie trösten.

Der Nebel wurde immer dichter, doch es störte sie nicht. Eben hatte ihr Vater ihr mitgeteilt, dass ihre Mutter gestorben war. Sie war bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen, auf den Weg zu ihr, Mandy. Sie hatte Mandy zu sich holen wollen. Fort von diesen Trüben Ort. Ihre Mutter war gegangen, und nun hatte sie ihr Versprechen, ihre Tochter nachzuholen, nicht halten können.

Mandy blieb einen Augenblick stehen. Sie hatte sich Hoffnungslos verlaufen. Wo war sie? Soweit war sie doch nicht gelaufen. Sie kannte die Gegend doch seit ihrer Geburt! Traurig und verwirrt setzte sie sich auf einen Stein, den sie im dichten Nebel ertastet hatte. Sie würde sie aushaaren, bis sich der Nebel legen würde.

„Nimm meine Hand, Mädchen“ eine freundliche, dunkle Stimme erklang plötzlich neben ihr und eine Hand berührte sie an der Schulter. Mandy wich erschreckt zurück. Sie hatte niemanden kommen hören. Angstvoll schrie sie auf, als ein junger Mann sich neben sie setzte und mit der Hand herum wedelte. Der Nebel lichtete sich und Mandy konnte jetzt etwas Sonnenlicht sehen.

Sie saß plötzlich auf einer großen Blumenwiese. Vögel sangen, in der Ferne grasten Rehe und in der Nähe floss ein kleiner Bach.

„Wo bin ich hier? Das ist nicht mein Zuhause. Da ist es nicht so schön.“ sagte das Mädchen schüchtern. „Ich bin Mandy und 10 Jahre alt“ erklärte sie brav. Sie hob ihren Blick und starrte in das Gesicht des jungen Mannes, der neben ihr saß.

„Du bist in Sangenia. Das schönste Land im ganzen Universum. Willkommen in meinem Heimatland. Ich bin Kasimir.“ Sagte der junge Mann lächelnd. „Endlich lernen wir uns kennen. Ich warte schon lange auf dich.“ Er hob seine Hand und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Du musst nicht mehr weinen. Was immer dich traurig gemacht hat, hier wirst du Trost finden.“ Versprach Kasimir und zog Mandy hoch. „Lass uns zum Schloss zurückreiten. Unser Orakel wartet auf dich und wird Antwort finden.“ Kasimir betrachtete Mandys Kleidung und schüttelte verwirrt seinen Kopf. „ Du bist allen Anschein nicht von hier. Das Orakel wird uns sagen können, woher du stammst und wie du dorthin zurückkommst.“ Kasimir pfiff kurz und sein Pferd kam zu ihm. „Noch bist du zu jung, um für immer bleiben zu können. Aber der Tag wird kommen.“ Er half Mandy aufsitzen und führte das Tier über die große Wiese. Unsicher hielt Mandy sich fest.

„Wie hast du mich nur gefunden, Kasimir? Es herrschte doch dichter Nebel.“ Mandy lachte, trotz ihrer Trauer, leise auf. Es war das erste Mal, dass sie auf einem Pferd saß. Ihr überängstlicher Vater hatte es bislang strikt verboten. Er verbot ihr sehr viel. Nichts traute er seiner schmächtigen Tochter zu.

Jetzt stoppte der große Mann und hob seinen Kopf. „Unser Orakel hat mich hierher geschickt. Ich warte bereits seit gestern auf dich. Das Orakel sagte, du würdest kommen, ich würde dich kennenlernen und soll dich zu ihm bringen.“ Kasimir lachte, als würde er sich über etwas Bestimmtes amüsieren. Mandy verstand nicht, warum er lachte.

„Worüber lachst du, Kasimir?“ fragte Mandy ihn argwöhnisch. Der junge Mann lachte noch lauter. Er hob seine Hand und wies auf ein wunderschönes Schloss, das in der Mittagssonne hell leuchtete. „Das werde ich dir verraten, kleines Mädchen, wenn es Zeit dafür ist.“ Er seufzte leise. „Aber das dauert anscheinend noch einige Jahre.“

Mandy beugte sich zu dem Mann herunter und küsste ihn sanft auf die Wange. „ Egal wie lange es dauert. Ich vertraue dir, Kasimir.“

1 Kapitel

Mandy öffnete müde die Tür des großen Anwesens. Seit heute Morgen war sie im Krankenhaus gewesen, um zu helfen. Ehrenamtlich arbeitete sie dort als Pflegerin auf der Kinderstation. Eine Grippewelle hatte die Gegend fest im Griff. Viele Kinder lagen nun im Krankenhaus und freuten sich, wenn Mandy sich Zeit für sie nahm.

Sie freute sich auf die Dusche und einem ruhigen Abendessen mit ihrem Verlobten, der sicher schon ungeduldig auf sie wartete. Sie hörte Stimmen aus dem Salon und öffnete erwartungsvoll die Tür. Das war bestimmt Oliver, der mit einem Abendessen auf sie wartete. Das tat er oft, wenn sie unterwegs war.

„Hallo Oliver, danke dass du auf mich gewartet hast“ sagte Mandy. Dann erstarrte sie. Sie griff ihren Rucksack und warf mit lautem Knall die Tür ins Schloss.

Das, was sie eben gesehen hatte, erschütterte sie bis ins Mark. Der Mann, mit dem sie verlobt war, Oliver, der Mann, der ihr Ehemann werden sollte, hielt ihre fast nackte Cousine im Arm und küsste sie hingebungsvoll. Das zerwühlte Sofa sprach eine eigene Sprache. Sie war anscheinend zu früh Heimgekehrt. Jedenfalls für die Beiden!

Wütend, enttäuscht und unendlich traurig lief sie die lange Straße entlang. Dann lief sie über die Wiese. Erst die tiefe Steilküste stoppte ihre Flucht. Sie war so sehr verletzt. Es tat so unendlich weh! Der Mann, mit dem sie verlobt war, der ihr Vermögen verwaltete, hatte ihr Vertrauen missbraucht. Hatte sich über sie lustig gemacht. Sie starrte ins Meer und ließ ihren Tränen freien Lauf. „Ach Kasimir. Du hast gesagt, niemand würde mir noch einmal wehtun dürfen. Wo bist du jetzt, wenn ich dich dringend brauche!“ Gedankenlos zog sie ihre kleine Kette mit dem Amulett aus ihrem Ausschnitt. Sie öffnete es und starrte auf das Bild darin. Es zeigte einen jungen Mann, ihren Freund aus Kindertagen. Plötzlich wünschte sie sich wieder zurück zu Kasimir, zurück in das Land ihrer Träume. Dort war sie glücklich gewesen, glücklich, bis sie hierher zurückkehren musste. „Wir sehen uns wieder“ hatte Kasimir ihr damals versprochen.

Mandy stand an den Klippen und weinte leise. Warum? Warum tat Oliver ihr das an? Warum hatte ihr Verlobter sie verraten? War sie nicht attraktiv oder begehrenswert? Sie war doch auch schön. Nur stellte sie dies nicht so zur Schau wie ihre Cousine.

Jetzt sah sie Oliver auf sich zukommen. Laut ihren Namen rufend kam er den Weg entlang und blieb vor ihr stehen. „Mandy, es tut mir leid. So solltest du es nicht erfahren. Aber ich liebe deine Cousine. Sieh mal, sie ist so schön, so elegant. Ganz anders als du.“ Sagte er. „Du bist manchmal so merkwürdig, so abwesend, so als seist du nicht von dieser Welt. Rennst ewig mit einem Rucksack voller Sachen durch die Gegend. Sogar jetzt hast du ihn dabei.“ Sagte Oliver. Er raufte sie seine, dünnen Haare. Sie waren wirklich dünn, warum fiel Mandy das jetzt auf? Sie wusste es nicht.

„Ach, dann hast du nur mein Geld geliebt, ja? Hast dich hinter meinen Rücken kaputt gelacht mit Sandra. Über die gute naive, prüde Mandy, die außer Küssen, noch keine Erfahrung hat, ja? Weil mit Sex warten will, bis zur Hochzeit? Was hattet ihr beiden vor? Wolltest du mich heiraten und dann mein Geld mit ihr durchbringen? Wie viel habt ihr schon durchgebracht, während ich ahnungslos war? Wolltet ihr mich umbringen, wenn wir verheiratet wären? Ich denke, ja! Gott, sei Dank weiß ich jetzt Bescheid!“ schrie Mandy schmerzerfüllt. Hatte sie denn kein Glück verdient? Warum taten ihr alle Menschen weh? Sie hatte ihrem Verlobten und ihrer Cousine vertraut!

„Lass mich allein!“ schrie sie, seinen Händen ausweichend. „Ich werde mich an einen Anwalt wenden. Er soll sich deine Buchhaltung ansehen. Verschwindet aus meinem Haus!“ Sie ging einen Schritt rückwärts, als Oliver sie greifen wollte. Mandy spürte plötzlich, dass der Untergrund nachgab. Oliver hatte seine Hand zurückgezogen und sah tatenlos zu. Die Steine unter ihren Füßen lösten sich und ehe sie aufschreien konnte fiel sie in den tiefen Abgrund.

2 Kapitel

Mandy keuchte und spuckte das Wasser aus. Auf ihrer Brust saß ein riesiger, roter Kater und drückte ihr das Wasser aus der Lunge. „Hallo, Wasserratte, komm zu dir“ Der Kater schlug ihr ins Gesicht. Seine Pfote hinterließ eine blasse Spur. Er sprang von ihr herunter, als er merkte, wie Mandy sich bewegte. „Wurde ja auch Zeit, dass du zu dir kommst. Hätte es fast aufgegeben.“ Sagte der Kater erneut. Der Kater setzte sich und sah Mandy gespannt an.

Mandy richtete sich auf und starrte das merkwürdige Tier erstaunt an. Dann rieb sie sich ihre Augen. Nein, sie träumte nicht. Vor ihr saß ein großer, roter Kater und sprach mit ihr. Jetzt grinste sie das Tier frech an. Anscheinend hatte sie ihren Verstand verloren. Eben noch hatte sie doch oben an der Klippe gestanden, hatte sich mit ihrem Verlobten gestritten, und jetzt lag sie hier auf einer Wiese, an der ein breiter Fluss vorbeifloss. Ihre Kleidung war bereits fast trocken. Obwohl sie doch wohl im Fluss gelandet war!

„Du bist ein Kater“ sagte Mandy überflüssigerweise. Denn die Erscheinung vor ihr sprach für sich selbst. Sie setzte sich auf und schüttelte ihr langes Haar. „Und du kannst sprechen!“ Sie begriff nicht, wie sie hierher gekommen war. Anscheinend war sie tot, oder schwer verletzt und träumte nur. Mandy wusste. Gleich würde sie aufwachen und alles wäre vorbei. Dann wäre sie wieder in ihrem Haus oder im Krankenhaus.

Der Kater erhob sich jetzt, richtete sich auf und verbeugte sich geziert. Dann klopfte er sich den Dreck von seiner Hose. Mandy begann herzhaft zu lachen. Der rote Kater trug eine grellblaue Latzhose. Jetzt verzog er sein Gesicht. „Lach nur, Lady. Immerhin habe ich dir das Leben gerettet! Du wärst fast ertrunken, wenn ich dich nicht raus gefischt hätte. Und dass, obwohl Katzen bekanntlich Wasserscheu sind!“ sagte er. Der Kater schien wütend zu sein. Er suchte im Gras und fand seine Stiefel. Umständlich zog er sich die gelben Stiefel über seine Pfoten. „Ich weiß, dass ich lustig aussehe. Ein roter Kater mit blauer Hose und gelben Stiefeln. Aber versuch du mal, Kleidung in meiner Größe zu finden.“

Mandy erhob sich ebenfalls. Immer noch konnte sie nicht glauben, was geschehen war. Wo war sie und was sollte sie hier? Sie betrachtete den Kater und beugte sich etwas zu ihm herunter. „Entschuldige bitte. Du hast ja Recht. Danke dass du mich aus dem Wasser gezogen hast. Doch sage einmal. Wo sind wir hier?“ Staunend sah Mandy sich um.

Der Kater legte seinen Kopf schief. Er schien zu überlegen, was er antworten sollte. Dann seufzte er laut auf. „Wir sind in Sangenia. Dem schönsten Land im Universum.“ Wieder seufzte er laut. „Das war es jedenfalls mal.“ Er zog die Träger seiner Latzhose zu Recht und starrte in den Wald. „Wir sollten hier schnell verschwinden. Es wird bald dunkel und dann ist es nicht ratsam, hier, im offenen Gelände zu verweilen.“ Er wandte sich zum Wald, ohne auf Mandy zu warten. Langsam, zögernd, folgte sie dem Tier, das zielstrebig aufrecht davon ging. Der Kater lief auf seinen Hinterpfoten. Unwillkürlich musste Mandy an das Märchen vom gestiefelten Kater denken.

„He, warte doch“ rief Mandy ihm hinterher. Sie beeilte sich, dem Tier zu folgen. Es war, trotz der kurzen Beine, ziemlich schnell. „Ich weiß überhaupt nicht, was hier los ist. Eben noch war ich in Devonshire. Ich stand auf einer Klippe und war traurig. Plötzlich bin ich hier und spreche mit einem roten Kater.“ Endlich hatte sie das Tier eingeholt und hielt es an der Schulter fest. Dann seufzte sie. „Ich weiß wo wir sind, Kater. Ich war schon einmal hier. Ich erinnere mich genau. Es ist lange her, aber ich weiß es noch. Ich hatte einen Freund hier damals. Wo ist Kasimir?“