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Die Geschichte Marias, wie sie die Bibel nicht erzählt: Lange Jahre, nachdem Christus am Kreuz gestorben ist, will die Mutter Jesu von der Heiligkeit ihres Sohnes noch immer nichts wissen. Seinen Wundern gegenüber ist sie skeptisch und den Schmerz über seinen Verlust hat sie nie überwunden. Dann erzählt sie ihre eigene Version von der Passion Christi – von ihrer ganz persönlichen Trauer, ihrer fehlenden Frömmigkeit und ihrem Eigensinn. Es ist die Geschichte einer Frau, die nicht verstehen will, weshalb ihr Sohn sich von ihr abwandte, und die auch nicht an den christlichen Gott glaubt. Durch ihre Augen eröffnet Colm Tóibín einen völlig neuen Blick auf das Christentum und erschafft ein ungeahnt menschliches Porträt der Ikone Maria.
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Seitenzahl: 134
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Hanser E-Book
Colm Tóibín
Marias Testament
Roman
Aus dem Englischen vonGiovanni und Ditte Bandini
Carl Hanser Verlag
Die englische Originalausgabe erschien
2012 unter dem Titel The Testament of Mary
bei Viking in London.
ISBN 978-3-446-24539-6
© Colm Tóibín 2012
Alle Rechte der deutschen Ausgabe
© Carl Hanser Verlag München 2014
Schutzumschlag: Peter-Andreas Hassiepen, München unter Verwendung eines Gemäldes von Gerhard Richter (1995) © Gerhard Richter/ bpk, Hamburger Kunsthalle, Elke Walford
Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch
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Für Loughlin Deegan
und Denis Looby
Sie tauchen jetzt häufiger auf, die beiden, und bei jedem Besuch wirken sie ungeduldiger, mit mir und mit der Welt. Sie haben etwas Hungriges und Rohes, etwas Brutales, das in ihrem Blut wallt, das ich schon früher erlebt habe und wittern kann, so wie ein Tier, das gejagt wird. Doch mich jagen sie jetzt nicht. Nicht mehr. Ich werde versorgt und leise befragt und beobachtet. Sie glauben, ich wüsste nicht, wie verworren ihre Wünsche sind. Aber nichts entgeht mir jetzt, außer dem Schlaf. Der Schlaf flieht mich. Vielleicht bin ich zu alt zum Schlafen. Oder kann dem Schlaf nichts mehr abgewinnen. Vielleicht brauche ich nicht zu träumen oder mich auszuruhen. Vielleicht wissen meine Augen, dass sie schon bald für immer geschlossen sein werden. Wenn ich muss, werde ich wach bleiben. Ich werde diese Treppe herunterkommen, wenn der Morgen anbricht, wenn der Morgen seine Lichtstrahlen in dieses Zimmer eindringen lässt. Ich habe meine Gründe, zu wachen und zu warten. Vor der letzten Ruhe kommt dieses lange Erwachen. Und es genügt mir zu wissen, dass es einmal enden wird.
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