Massimiliano - Geheime Rezepte - Martina Naubert - E-Book

Massimiliano - Geheime Rezepte E-Book

Martina Naubert

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Beschreibung

Für den Fall, dass du mich noch nicht kennen solltest: Ich heiße Massimiliano und bin ein 2000 Jahre alter Penato, ein sehr alter, römischer Hausgeist sozusagen. Nun gut, ich sehe aus wie ein Kater, aber das zu erklären führt hier zu weit. Ihr könnt aber alles über mich und meine Abenteuer in meinen drei Büchern lesen. Als Penato verantwortlich für alles, was meine Familie nährt - so will es die Tradition - ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich mich zu einem großen Koch entwickelt habe. Ich will mich nicht rühmen, aber die Jahre der Erfahrung lügen nicht. Lisa und Marco, meine Familie, wollten zunächst nicht daran glauben, dass ich als Hausgeist in der Lage bin, ein Buch zu schreiben. Aber, wie man in diesem Kochbuch sieht und im dritten Teil meiner Geschichte nachlesen kann, bin ich dazu sehr wohl fähig. Diese Rezepte sind mediterran, außerordentlich lecker, gesund und vor allen Dingen einfach zuzubereiten. Manche mögen dir auf den ersten Blick aufwendig erscheinen, aber du wirst sehen, wenn du sie einmal zubereitet hast, sind sie durchaus für den Alltag geeignet. Du wirst jedenfalls immer Lob einheimsen, das kann ich dir garantieren. Aber nicht weitersagen! Das muss unter uns bleiben. Hier ist also mein alltagstaugliches Kochbuch aus Italien mit kombinierbaren, schmackhaften Rezepten für dein ganz persönliches Menü, und dabei auch noch unterhaltend zu lesen. In diesem Kochbuch kommt es nicht auf tolle Abbildungen an, sondern auf das, was ich Dir erzähle. Ich habe es bewusst praktisch gestaltet. Das, was du siehst, ist das, was du bekommen wirst, wenn du meinen Anleitungen folgst. Nicht mehr und nicht weniger.

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Autorin

Martina Naubert wurde in Kanada geboren, wuchs in Neumarkt i.d. Oberpfalz auf und lebt heute mit Ihrer Familie in Bologna in Italien. Sie ist die geistige Mutter der Fantasiefigur des alten italienischen Katers Massimiliano, der ein großer Koch ist. Kochen und gute Ernährung sind u.a. auch zwei ihrer Leidenschaften. Sie ist ständig auf der Suche nach neuen Ideen aus den Küchen aller Länder. Darüber hinaus absolvierte sie fünf Jahre eine Ausbildung in Transaktionsanalyse, und schloss diese mit der Praxiskompetenz der DGTA ab. Sie arbeitete über 25 Jahre als Beraterin und Management Trainerin, zuletzt in verantwortlicher Position als Personal- und Geschäftsführerin in einem mittelständischen Unternehmen in Italien. Deshalb ist ihr Blick auf Rezepte auch immer verbunden mit einem alltagstauglichen Anspruch.

Massimiliano und dieses Buch

Für den Fall, dass du mich noch nicht kennen solltest: Ich heiße Massimiliano und bin ein 2000Jahre alter Penato, ein sehr alter, römischer Hausgeist sozusagen. Nun gut, ich sehe aus wie ein Kater, aber das zu erklären führt hier zu weit. Ihr könnt aber alles über mich und meine Abenteuer in meinen drei Büchern lesen.1

Als Penato verantwortlich für alles, was meine Familie nährt - so will es die Tradition - ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich mich zu einem großen Koch entwickelt habe. Ich will mich nicht rühmen, aber die Jahre der Erfahrung lügen nicht. Lisa und Marco, meine Familie, wollten zunächst nicht daran glauben, dass ich als Hausgeist in der Lage bin, ein Buch zu schreiben. Aber, wie man in diesem Kochbuch sieht und im dritten Teil meiner Geschichte nachlesen kann, bin ich dazu sehr wohl fähig.

Diese Rezepte sind mediterran, außerordentlich lecker, gesund und vor allen Dingen einfach zuzubereiten. Manche mögen dir auf den ersten Blick aufwendig erscheinen, aber du wirst sehen, wenn du sie einmal zubereitet hast, sind sie durchaus für den Alltag geeignet. Du wirst jedenfalls immer Lob einheimsen, das kann ich dir garantieren. Aber nicht weitersagen! Das muss unter uns bleiben.

Hier ist also mein alltagstaugliches Kochbuch aus Italien mit kombinierbaren, schmackhaften Rezepten für dein ganz persönliches Menü, und dabei auch noch unterhaltend zu lesen. In diesem Kochbuch kommt es nicht auf tolle Abbildungen an, sondern auf das, was ich Dir erzähle. Ich habe es bewusst praktisch gestaltet. Das, was du siehst, ist das, was du bekommen wirst, wenn du meinen Anleitungen folgst. Nicht mehr und nicht weniger.

1 Das Vermächtnis des Penato

Inhalt

Ich stelle mich kurz vor,

Wie du mit diesem Kochbuch arbeiten kannst

Wie der Tisch grundsätzlich gedeckt sein sollte

Allgemeine Rezepte rund um das Menü

Das Geheimnis aller guten Rezepte:

Chili-Salz – Sale con peperoncino

Fiocchi di cavolo - Kohl-Flocken

Fiocchi di limone/arrangia

Olio piccante

Salamoia Bolognese

Mostarda Mantovana

Tortini di farro - Brötchen

Pane integrale - Vollkornbrot

Antipasti

Prosecco con fragola ghiacciata

Antipasto Tricolore

Fagiolini verde - grüne Bohnen

Bruschette Pesto Pomodoro

Zucchine Streifen

Carciofi - Artischocken Antipasto

Insalata spinaci - Spinatsalat

Carpaccio pere - Birnen Carpaccio

Insalata di farro - Dinkelsalat

Altri Antipasti - Weitere Antipasti

Primo – Erster Gang

Grundrezept für hausgemachte Pasta

Grundrezept für hausgemachte Gnocchi

Spaghetti Massimiliano

Spaghetti integrale pesto

Linguine estive piccante

Tagliolini al limone

Farfalle al salmone

Rigatoni tonno pomodoro

Strozzapreti tricolore

Pici Cacio e Pepe

Ravioli con asparagi

Tagliatelle farro con funghi

Risotto alla pilota

Risotto al radicchio

Risotto integrale al finocchio

Risotto di asparagi

Bis risotto basmati

Gnocchi ai carciofi e pecorino

Gnocchi al radicchio e camembert

Vellutata di patata

Gazpacho freddo

Altri Primi - Weitere erste Gänge

Secondo – Zweiter Gang

Taccino alla Salvia

Pollo al limone e prosecco

Pollo all’albicocca

Torta Salata

Torta di patate

Scaloppine all’arrangia

Branzino al limone su porro

Salmone croccante

Polpette di ricotta al sugo

Zucca con Gorgonzola

Altri Secondi - Weitere zweite Gänge

Contorni – Beilagen

Finocchi

Fette di Melanzane

Radicchio essiccato

Pomodori gratinati

Pomodorini al rosmarino

Melanzane al pomodoro

Melanzane al forno

Zucchine

Buccia di patata fritte

Peperoni all’olio basilico

Altri Contorni - Weitere Beilagen

Dolce – Dessert

Salame di cioccolato

Isola Galleggiante

Torta di mela

Torta di limone

Torta chioccolata senza farina

Sbrisolona

Pere croccante al forno

Crema della nonna

Budino freddo al caffè

Altri Dolci - Weitere Desserts

Nachwort

Ich stelle mich kurz vor, damit du weißt, mit wem du es zu tun hast

Du kennst mich nicht? Dann bist du möglicherweise jetzt irritiert: Ein Kater? In der Küche? Ernsthaft?

Nun ja. Ich sehe zwar aus wie ein Kater, das mag sein, aber ich bin keine Katze! Mein Name ist Massimiliano und ich bin ein Penato2, also ein alter römischer Hausgeist. Du kannst gerne im Lexikon nachlesen, wenn du mir nicht glaubst. Uns Penaten gibt, beziehungsweise gab es wirklich. Mich jedenfalls, gibt es noch. Ich bin ein alter Nachfahre dieser Dynastie und lebe - natürlich - in Italien.

Da ich als Penato die Aufgabe habe, mich um alles zu kümmern, was sich rund um Küche und Ernährung meiner Familie dreht, ich aber keine Familie mehr hatte, habe ich mir die Deutsche Lisa ausgesucht und dafür gesorgt, dass mit ihr wieder eine Familie entstand. Das war ein schönes Stück Arbeit, sag ich dir! Aber das nur am Rande.

Wieso ich es mir erlaube, Dir Ratschläge und ausgesprochen leckere Rezepte zu geben? Das liegt doch auf der Hand! Ich habe 2000 Jahre in Küchen zugebracht. Muss ich dazu wirklich noch mehr sagen?

Wenn ich für Lisa und ihren Freund Marco koche, habe ich immer die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: Entweder wähle ich ein Rezept aus alten römischen Tagen, was zumindest ausgefallen wäre, oder eines, das schnell zubereitet, aber überraschend begeisternd ist. Es erübrigt sich zu erklären, welche Variante ich wähle. Schweineeuter, eine äußerst beliebte Speise im Römischen Imperium, ruft heute leider wenig Beifall hervor. Der Geschmack ändert sich im Lauf der Zeit. So ist das eben.

Jedenfalls fände ich es unverantwortlich, wenn nur Lisa und Marco (die beiden sind leider ausgesprochen kochfaul!) dafür verantwortlich blieben, meine Geheimnisse weiterzugeben. Rezepte, die schnell zubereitet, mediterran gesund und vor allen Dingen herausragend köstlich sind! Das sollten mehr Menschen wissen, findest du nicht auch?

Hier also mein Kochbuch, das neben allen anderen Dingen besonders alltagstauglich ist!

So viel zu mir und über dieses Kochbuch. Wenn du mehr über mich wissen willst, kannst du alles nachlesen in der Trilogie „Das Vermächtnis des Penato“. Vielleicht sehen wir uns dort ja wieder?

2 Die Penaten waren in der Religion der alten Römer die Schutzgötter der Vorräte. Sie gehörten zu den privaten Schutzgöttern eines Haushalts und waren eine Besonderheit der römischen Religion. Zusammen mit anderen Göttern schützen sie die Familie und deren Haushalt. Die Penaten waren für den Herd und die Vorratskammer zuständig. Sie sorgten dafür, dass die kostbare Glut nicht erkaltete, nachts die Ratten nicht an die Speisevorräte gingen, und sie mussten den Koch anregen, etwas Schmackhaftes zu kochen. Da die Penaten die Seelen verstorbener Vorfahren waren, waren sie an ihre Familie gebunden und gingen mit, wenn die Familie umzog. Von Geschlecht und Wesen her unbestimmt traten sie immer zu zweit oder zu dritt auf und teilten ihre Zuständigkeit zwischen Herd, Essen und den Getränken. Der Herd war ihr Altar.

Wie du mit diesem Kochbuch arbeiten kannst

Betrachte dieses Kochbuch als eine Art Baukasten: Du kannst die Rezepte aus dem jeweiligen „Fach“ selbst kreativ zusammenstellen und daraus dein individuelles italienisches Menü zubereiten. Freilich sind die Rezepte auch als Hauptessen ohne mehrere Gänge zu verwenden. Und alles ist alltagstauglich, großes Penaten-Ehrenwort! Bei der Menü-Zusammenstellung solltest du nur ein paar Regeln beachten, zu denen wir noch kommen werden.

Manche Rezepte können sowohl als Vorspeise als auch als Hauptgang verwendet werden. Die Rezepte sind in die fünf klassischen Gänge eines italienischen Menüs eingeteilt. Die fünf Gänge bestehen aus:

Antipasto (Vorspeise oder Aperitif)

Primo (erster Gang, Nudel- oder Reisgerichte, Suppen)

Secondo (zweiter Gang, Fisch oder Fleisch mit Beilagen, Vegetarisches)

Dolce (Dessert)

Caffè (Espresso) und/oder digestivo (Verdauungsschnaps).

Das gilt sowohl für das pranzo (Mittagessen) als auch für la cena (Abendessen). Und nun rücke ich das weitverbreitete Neid-Klischee, dass Italiener so viel essen können und dennoch schlank bleiben, ein wenig ins rechte Licht. Abgesehen davon nämlich, dass die meisten Gerichte mediterran leicht sind und schon deshalb weniger auf die Hüften schlagen, bei einem Menü sind die einzelnen Portionen immer etwas kleiner. Denn sonst schafft man die vielen Gänge ja nicht! Auch Italiener nicht.

Außerdem genießt man ein komplettes Menü meist nur an Sonn- und Feiertagen. Dann aber ausgiebig! So ein Essen kann sich gut über drei bis vier Stunden hinziehen, denn dabei ist die Konversation ein erheblicher Bestandteil. Je mehr Personen dabei am Tisch sitzen, umso besser.

Zwischen den Gängen lässt man großzügig Raum. Das dient also nicht nur dem Magen, der damit Zeit hat zu arbeiten, sondern vor allen Dingen der Unterhaltung. Ein solches Zusammenkommen ist eine kulturelle Betätigung. Lass dir mal schildern, wie ein perfekter Sonntag in Italien abläuft. Vielleicht kann ich dich animieren, diese Qualität in dein Leben aufzunehmen? Doch, doch! Das hat was.

Man schläft ein bisschen aus.

Die Sonne scheint – klar (ich sehe ein, der Teil ist in Deutschland vielleicht etwas schwierig).

Der obligatorische Besuch in der Bar für Cappuccino und

pasto

3

ist das erste gesellschaftliche Event des Tages. Oft geht die ganze Familie und trifft dort Nachbarn. Man bespricht die letzten Neuigkeiten der Nachrichten des Tags zuvor oder den bevorstehenden Urlaub am Meer oder in den Bergen, oder …

Ein vorheriger Anruf bei anderen Familienmitgliedern und/oder Freunden hat genügt, um kurzfristig für mittags ein gemeinsames Essen zu verabreden. Heutzutage oft im Restaurant. Man reserviert einen Tisch.

Fröhliches Treffen am Tisch.

Getränke werden zügig bestellt, Brot und

Grissini

geknabbert, erste Krümel über die frische Tischdecke verstreut, die Speisekarten studiert, Neuigkeiten ausgetauscht.

Jeder stellt sich sein eigenes Menü zusammen, es sei denn, der Kellner überzeugt mit einem besonderen Angebot des Tages oder man entscheidet sich für Gerichte für mehrere Personen. Das System kennst du jetzt.

Antipasti werden mit einem Aperitif serviert. Man plaudert locker, ist schon nicht mehr so hungrig und kann sich deshalb gut auf das Gespräch konzentrieren.

Das Gespräch landet schnell bei Politik. Italiener sind sehr politische Menschen, wobei es dabei häufig um Personen geht, weniger um die Sache. Auf diese Weise ist das ein emotional ergiebiges Tischthema und manchmal ist die Diskussion auch gerne polemisch und der Kellner redet dabei auch noch mit. Unterdessen kommt mittlerweile der erste Gang.

Sehr zu meinem persönlichen Leidwesen – aber wen interessiert schon ein Kater; mich, den Penato sieht ja keiner! – läuft dazu im Hintergrund oft der Fernseher. Dort werden dann ebenso heftige Diskussionen geführt, denen jedoch kaum einer lauscht. Das ist sozusagen die Hintergrund-Geräusch-Kulisse, die für Italiener Lebendigkeit darstellt.

Die Speisen werden selbstverständlich kommentiert. Lob oder Kritik werden auch dem Kellner mitgeteilt. Schlechtes Essen wird sofort moniert, freundlich, aber deutlich. Das wagt in Italien auch kaum ein Restaurant, jedenfalls keines, in dem Einheimische verkehren.

Nicht selten laufen mehrere Gespräche gleichzeitig, werden diagonal über den Tisch, auch über Kreuz geführt. Was Deutsche in den Wahnsinn treiben würde, genießen Italiener. Allerdings gilt auch in Italien: Tischgespräche der gebildeten Leute bleiben auf moderater Lautstärke. Allzu laute Tische werden als

maleducato

4

bezeichnet.

Mittlerweile sind mindestens eineinhalb Stunden vergangen. Die Teller des ersten Gangs werden abgeräumt. Es vergehen bestimmt zwanzig Minuten, bis die neuen Teller kommen. Das stört auch niemanden, denn man ist mitten im Gespräch.

Da man durch Antipasti und

primo

den ersten Hunger gestillt hat, aber noch Platz im Magen ist, weil die Portionen ja kleiner sind, kann man sich nun voll und ganz auf den Geschmack des

Secondo

konzentrieren. Man genießt also. Und auch der Wein dient nicht dem Durst - dafür steht Wasser auf dem Tisch. Ab und zu ein Schluck unterstreicht den Geschmack des Hauptgangs.

Satt. Es sind fast drei Stunden vergangen.

Oft wählt man das Dessert erst an dieser Stelle. Vorher weiß man einfach nicht, worauf man noch Appetit hat. Das kommt in der Regel jetzt zügiger, denn auch das Restaurant will irgendwann in die Pause gehen, bevor die Abendrunde beginnt.

Ich werde später bei den Regeln für das Menü nochmals ausführlich darauf eingehen. An dieser Stelle sei nur so viel gesagt:

caffè

nach dem Menü ist ein Espresso, nichts anderes.

Es bezahlt meistens nur einer. Getrennte Rechnungen, das machen Italiener vielleicht in einer Pizzeria, aber weniger bei so einem Treffen. Das wird pragmatisch gehandhabt: Einmal zahlt der, das nächste Mal der andere. Basta. Funktioniert auch.

Übrigens: Trinkgeld wird in Italien eher nicht gegeben, es sei denn, man war ganz außerordentlich zufrieden. In der Regel bezahlt man nämlich pro Person ein sogenanntes

coperto

5

.

Das beinhaltet Gedeck, Grissini, Brot, Öl und den Service. Wasser allerdings muss bestellt und bezahlt werden, auch, wenn es stilles Wasser ist, das theoretisch aus der Leitung kommen könnte (was es jedoch niemals tut, denn es ist abgefülltes Wasser, häufig mit noblem Namen).

Noch ein Übrigens: Restaurantbesitzer und Kellner ist in Italien ein angesehener Beruf und eine stolze Gilde. Niemand würde auf die Idee kommen, einen Kellner mit „Bedienung“ herbeizuwinken. Die nehmen so etwas auch sehr übel.

Die Sonne scheint noch immer.

Jetzt ist der perfekte Moment für einen Spaziergang. Das ist häufig ein Bummeln entlang der Uferpromenaden eines Sees oder eines Meeres, oder einer Einkaufsstraße mit Modegeschäften. Dabei flaniert man und erweckt selbst den Eindruck auf dem Laufsteg zu sein. Andere sitzen in Cafés und betrachten auch die Aufmachung der Vorbeischlendernden.

Danach ist es Zeit für einen Aperitif. In einer Bar nimmt man einen Campari oder einen Spritz zu sich, knabbert dabei ein paar Häppchen und lässt den Tag ausklingen. Ein größeres Abendessen entfällt.

An normalen Arbeitstagen reduziert man auch in Italien die Gänge auf zwei, manchmal sogar nur einen, wobei die Zusammenstellung sehr kreativ gehandhabt wird. Alles ist erlaubt: Antipasto mit erstem Gang, Antipasto mit zweitem Gang, erster und zweiter Gang ohne Dessert, erster Gang mit Dessert, usw. Der Espresso zum Schluss wird allerdings selten weggelassen. Man bekommt heute in Italien überall auch sehr wohlschmeckende entkoffeinierte espressi. Niemand muss darauf verzichten. Kein Thema.

Ich habe mich ein wenig verleiten lassen zu erzählen … Doch nun endlich zu dir und wie du mit diesem Buch arbeiten kannst.

Mit derselben Logik wollen wir in diesem Buch vorgehen. Wie bereits erwähnt, solltest du bei der Zusammenstellung deines Menüs dennoch ein paar Regeln beachten, schließlich wirst du von mir in 2000 Jahre Küchen-Erfahrung eingeweiht. Also, ascolta!6

Ein Fisch-Menü bleibt ein Fisch-Menü! Wenn du ein Antipasto oder ein

primo

mit Fisch wählst, sollte auch das

secondo

Fisch sein. Fisch und Fleisch zu mischen … mir stellen sich die Fellhaare auf! Bloß nicht!

Die grundsätzliche Ausrichtung der Speisen sollte geschmacklich aufeinander abgestimmt sein. Zum Beispiel solltest du nicht die zwei Grund-Geschmacksrichtungen „mild“ (kann auch süßlich-pikant sein) und „herzhaft“ mischen. Deshalb sind alle Rezepte damit gekennzeichnet.

Bei der Wahl der Getränke gelten auch in Italien die allgemein bekannten Regeln: Weißwein zu Fisch und Geflügel, rot zu dunklem Fleisch, Rosé trinkt man eher im Sommer und wird wie Weißwein gehandhabt. Prosecco ist ein Aperitif und wird nicht zum Menü getrunken. Süßer Prosecco oder süßer Wein wird zum Dessert gereicht. Bier begleitet in der Regel die Pizza. Die Italiener sind aber in der Handhabung dieser Regeln sehr tolerant: Getrunken wird, was schmeckt. Auch

vini frizzante

(prickelnde Weine, wie der weiße

Pignoletto

oder roter trockner

Lambrusco,

beide Weine sehr kalt getrunken) erfreuen sich regional großer Beliebtheit, besonders im Sommer.

Mit Gewürzen wird sparsam umgegangen. Der Geschmack kommt von der guten Qualität der Lebensmittel. Deren Eigengeschmack steht im Vordergrund. Hier verrate ich dir ein wichtiges Geheimnis: Ein Gewürz darf nicht zudecken, sondern muss das ursprüngliche Aroma des Nahrungsmittels unterstreichen.

Auf einem Teller sollten nie mehr als zwei verschiedene Dinge liegen. Also, zum Beispiel: Fleisch und ein bis zwei Arten von Gemüse, wobei - nebenbei bemerkt - auch Kartoffeln als solches betrachtet werden. Weniger ist mehr! Ein Teller mit Fleisch, Kartoffeln, Reis, Gemüse, alles überbacken mit Käse oder zugedeckt mit Sauce, das ist ein Anblick, bei dem jedem Italiener der Appetit vergeht. Das zu vermeiden bedeutet nicht, dass ich ein Anhänger hochnäsiger „Haute Cuisine“ bin, bei der das Auge isst, aber leider auch nur das Auge. Jupiter behüte! Die Portion muss so sein, dass du gut satt wirst, der Teller aber trotzdem appetitlich aussieht.

Der Nachtisch sollte leicht sein, wenn die Speisen zuvor etwas üppiger waren. Umgekehrt darf das

dolce

üppig sein, wenn die Gänge vorher leicht waren. Das scheint auf den ersten Blick nicht so schwierig. Aber manchmal ist es geradezu fellsträubend welche Abfolgen einem Gast zugemutet werden!

Cappuccino nach dem Menü ist ein Frevel! Ich hoffe ja sehr, dass du nicht auch zu diesen Banausen zählst, die nach einem Fleisch- oder gar Fischmenü (!) einen Cappuccino trinken! Brrrr… wie alle Italiener schüttelt es mich.

Das ist für uns Italiener so, wie für einen Bayern das Essen von Weißwürsten mit Marmelade (und das um vier Uhr nachmittags und mit einem Cola), wie für einen Norddeutschen der Verzehr eines Matjes mit Ketchup, wie für einen Franzosen ein frischer Camembert, wie für einen Griechen eine Hammelkeule ohne Knoblauch und dafür mit Schokolade, wie für einen Engländer … äh … naja, du weißt schon, was ich meine.

Lass es dir erklären: Ein Cappuccino ist ein Milchkaffee. Und der wird ausschließlich zum Frühstück getrunken und nur zum Frühstück! Danach trinkt man Espresso. Den allerdings dafür auch gerne entkoffeiniert. So geht das. So, und nicht anders.

Das nächste Mal in Italien gibt es jetzt also keine Entschuldigung mehr! Du bist jetzt eingeweiht.

3 Hörnchen, Croissant, süß oder salzig

4 Schlechte Erziehung, schlechtes Benehmen

5 Ital. Gedeck

6 Ital: hör zu!

Wie der Tisch grundsätzlich gedeckt sein sollte

Viel zu aufwendig für jeden Tag, wirst du vielleicht sagen.

Da muss ich dir leider widersprechen. Ist es nämlich gar nicht! Es ist eher eine Frage der Gewohnheit. Wenn du dir erst mal ein paar unempfindliche Tischdecken zugelegt hast - bitte kein Plastik! Da vergeht aber auch jedem der Appetit! - und Brot und Salz/Pfeffer, Olivenöl und Balsamico/Essig als Standard griffbereit in der Nähe des Tisches hältst, ist es eine Sache von wenigen Handgriffen den Tisch so zu decken. Das verleiht deinem Essen Würde!

Du kannst froh sein, dass man heute bei Tisch nicht mehr liegt! Das musste ich nämlich lange Zeit während des Römischen Reiches gemeinsam mit den Laren7 immer organisieren. Das war aufwendig, kann ich dir sagen … Damals trug man bei Tisch spezielle bequeme Kleidung und gespeist wurde in einem ausdrücklichen Esszimmer. Hier lag man bei Tisch auf einem speziellen Speisesofa. Um den Tisch, die mensa - daher stammt dieses Wort - wurden drei dieser Chaise-Longe hufeisenförmig aufgestellt. Maximal drei Personen, und vor der Kaiserzeit ausschließlich Männer. Was soll ich sagen? Diese Vorherrschaft hielt so lange an, wie ich denken kann. Die Köpfe mussten dabei dem Tisch zugewandt sein, der linke Ellenbogen auf einem Kissen lasten und die Füße an der Außenseite des Speisesofas aufliegen. Auf diese Weise konnten höchstens neun Personen an einem Tisch gemeinsam essen und wenn es mehr waren, mussten wir uns etwas einfallen lassen. Die sittsame Dame des Hauses oder weitere Gäste sowie die Gefolgschaft mussten auf Stühlen sitzen, Sklaven oft sogar die ganze Zeit stehen. Lange her … jedenfalls musste ich das alles berücksichtigen, um den Tisch zu decken. Also, keine Ausrede mehr! Dagegen ist das heute ein Klacks.

Wie schon erwähnt, ist Essen in Italien ein kommunikativer Vorgang. Und der braucht einen entsprechenden Rahmen. Der Trick dabei ist der: Diese einladende Atmosphäre wertet auch das schlichteste Menü auf zu etwas Besonderem. Damit solltest du arbeiten (-.

Selbst in einfachen Restaurants findet man immer eine saubere Tischdecke mit Servietten, einem Wasser- und einem Weinglas vor. Das Mindeste sind Sets für jeden Platz. Es ist nicht so viel Mehraufwand, aber es schafft eine einladende Stimmung. Und schon ist das einfachste Menü etwas Außergewöhnliches.

Also, für jede italienische Mahlzeit sollte folgendes auf dem Tisch stehen:

Ein Krug oder eine Flasche frisches Trinkwasser

o Guter Wein

o Salz (Pfeffer nach Bedarf),

o Eine dunkle Flasche kaltgepresstes Olivenöl,

o Balsamico/Essig,

o Frisches Brot (immer!)

Das hat nicht nur Tradition, sondern ermöglicht jedem Gast, selbst seine Mahlzeit so zu bereichern, wie sie oder er es bevorzugt. Brot wird zu jedem Gericht gegessen, auch zu Pasta und Risotto.

7 Die Lares Familiares waren gemeinsam mit den Penaten die Schutzgeister der Familie und symbolisierten den Haushalt. Sie wurden mit den vergöttlichten Seelen der verstorbenen Vorfahren gleichgesetzt. Sie wurden bei allen Familienfesten verehrt und begleiteten die Familie, wenn diese fortzog. Der Kult geht wohl auf urzeitliche Hausbestattungen zurück. Laren und Penaten haben jeweils klar zugewiesene Aufgaben.

Allgemeine Rezepte rund um das Menü

Was ist das denn, wirst du nun denken.

Was sind denn bitte Rezepte rund um ein Menü?

Ganz einfach. Hier findest du Rezepte für Brot oder Gewürze, Tipps und Tricks für die Herstellung von Grundlagendingen, die dir bei der Zubereitung der Speisen später sehr dienlich sein werden.

Freilich ist es kein MUSS, dass du erst alle diese Sachen herstellst, bevor du zu kochen beginnst. Da könnte dir ja die Lust dazu schon jetzt vergehen.

Aber diese Dinge sind in der Regel schnell gemacht, lange haltbar und eine clevere Unterstützung beim Kochen. Ich glaube kaum, dass mir die großen Küchenchefs der heutigen Sterneelite da widersprechen werden:

Jeder große Koch hat da so seine kleinen Geheimnisse. Warum wohl?

Das Geheimnis aller guten Rezepte: frische Gewürze

Du hast keinen grünen Daumen?

Zu viel Aufwand?

Trockene Gewürze tun‘s doch auch?

Papperlapapp!

Ich als Penato sage dir: Das alleine ist die halbe Miete des guten Geschmacks. Und: es braucht nur wenig, um das zu erreichen. Also, folge mir!

Heutzutage kannst du überall kleine Töpfchen mit frischen Gewürzen kaufen. Das war früher anders. Ich musste meine Kräuter noch mühsam aus Samen ziehen, die nur in großer Freundschaft und oft unter der Hand bzw. Pfote weitergereicht wurden. Oder was glaubst du, woher das Basilikum kommt, das du heute so einfach kaufen kannst?

Diese Samen kamen aus dem damaligen Persien über Griechenland ins Römische Reich. Die Perser hatten es vermutlich aus Indien oder Ägypten, so genau weiß ich das auch nicht mehr. Das passierte lang vor meiner Zeit, irgendwann rund 1000 Jahre vor der Geburt dieses Jesus, den ihr alle so verehrt.

Ich musste jedenfalls damals meine Pflanzen hegen und pflegen, damit sie mir ja nicht eingingen, denn sonst wäre die ganze Prozedur von vorne losgegangen. Da hast du es heute wesentlich leichter, pah!

Diese Töpfchen mit frischen Kräutern kannst du so, wie sie sind, auf dein Fensterbrett stellen, wenn du keinen Balkon oder Garten hast. Das sieht doch außerdem sehr hübsch aus. Allerdings muss man sie regelmäßig (aber ja nicht zu viel!) gießen und - ja - hin und wieder erneuern, weil die Pflanzen ohne ausreichend Erde freilich irgendwann eingehen. Das liegt also weder an deinem nicht vorhandenen grünen Daumen, noch an dir.