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Illustrierte Ausgabe Es scheint ein eigenwilliger, aber liebenswerter Kater zu sein, der der deutschen Lisa auf Schritt und Tritt durch die Ewige Stadt folgt. Während sie versucht, sich von dem anhänglichen Wesen zu befreien, gerät sie unvorhergesehen in große Schwierigkeiten. Das kluge Tier entpuppt sich indes als helfender Geist mit weitreichender Vergangenheit. Geschickt lenkt er Lisa außer Gefahr und ihr Schicksal direkt in die Arme des charmanten Carabiniere Marco. Die beiden verbringen einen romantischen Abend im nächtlichen Rom. Doch es ist alles nur ein Traum. Oder? Eine humorvolle, kurze Liebesgeschichte in Rom mit spritzigen Dialogen, in welcher ein eleganter Geist als Kater im Designeranzug mit Sonnenbrille herum spukt.
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Seitenzahl: 26
Kurzgeschichte zur Serie
„Das Vermächtnis des Penato“
Illustrierte Ausgabe
Martina Naubert
„Wusstest du das? Nur zwei Prozent der Gladiatoren sind tatsächlich im Kampf gestorben.“
Klick.
Ich versuche mit einem Selfie mich und das Kolosseum hinter mir auf ein Bild zu bekommen.
Sofort überprüfe ich die Aufnahme: Das antike Gebäude vor dem azurblauen Himmel ist gut getroffen. Ich aber nicht. Das Bildnis meines Gesichts ist grauenhaft, eine verzerrte Grimasse, die krampfhaft einen Punkt an der Seite des Bildes fixiert. Quer über der Stirn klebt eine hartnäckige, blonde Haarsträhne, die aussieht wie eine große Schramme.
Löschen.
Nochmal.
„Das römische Volk verehrte seine Gladiatoren! Sie haben sie fast nie zu Tode verurteilt, so wie uns das die Hollywoodfilme weismachen wollen. Lug und Trug!“
Klick.
Kritisch prüfe ich das neue Foto.
Es ist nicht viel besser. Ich kann einfach keine guten Aufnahmen von mir selbst machen. Vielleicht sollte ich mir doch eine von diesen albernen Stangen zulegen, mit denen alle Touristen durch Rom laufen?
„Die meisten sind trotz bester Pflege einfach irgendwann ihren Verletzungen erlegen. Das war tragisch und das Volk hat sie beweint. Sie waren Helden, die bewundert und sogar geliebt wurden, so wie heute berühmte Schauspieler oder Musiker.“
„Dann gibt es eben kein Foto von mir vor dem Kolosseum“, murmle ich mir selbst zu. Gerade will ich mein Handy wieder in meine Gürteltasche stecken, als eine Pfote mir in das Sichtfeld fährt.
„Gibt schon her! Ich mache das blöde Foto!“
Ich blicke auf.
Vor mir steht ein Kater in Anzug und Sonnenbrille, geschniegelt und gestriegelt. Sein Fell ist dunkelgrau, bis auf einen weißen Kragen, der wie ein Hemd unter seinem Jackett hervorspitzt.
Ich schaue nach links, dann nach rechts. Es steht niemand neben mir, der diese Worte gesprochen haben könnte. Ich reibe mir die Augen, aber er steht noch immer da.
„Nun gibt schon her!“, mault mich der Kater an und greift nach meinem Handy.
Ich bin so verdutzt, dass ich nicht schnell genug reagieren kann und es mir tatsächlich aus der Hand nehmen lasse.
Das Wesen hüpft zwei Meter nach hinten und richtet dann die Linse auf mich.
Klick.
„Äh ...“
Zu mehr bin ich nicht in der Lage. Ich wende abermals den Kopf suchend in alle Richtungen, doch ich sehe noch immer einen Kater, der mit meinem Handy in den Pfoten anscheinend Aufnahmen von mir macht.
Klick.
„Ich fürchte, wenn du weiter so ein konsterniertes Gesicht machst, werden diese Bilder nicht besser als deine Selbstversuche!“
Meine Mundwinkel verziehen sich zu einem nervösen Zucken. Bestimmt spielt mir die Hitze der Mittageszeit einen Streich! Ich bin zu lange in der Sonne gelaufen, so dass ich jetzt Gespenster sehe. Das muss es sein!
Klick.
„Mit viel Fantasie und Wohlwollen kann ich das für ein Lächeln durchgehen lassen“, meint der Kater mit einem kritischen Kontrollblick auf die Vorschaufunktion.
Er reicht mir das Telefon zurück.
Ich reiße es ihm aus der Hand und wende mich abrupt ab. Eiligen Schrittes laufe ich die Straße hinunter in Richtung eines schattenspendenden Baumes. Ich nehme einen kräftigen Schluck aus meiner Wasserflasche. Erst dann luge ich vorsichtig zurück.
Er ist weg.
Ich atme auf und trinke die Flasche in einem Zug leer.