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Es ist das Salz in der Suppe, das Schmalz auf der Stulle und der Balsamico-Essig auf der Tomate-Mozzarella: das Trinkgeld. In der Regel stellt es dabei nicht nur eine nette Geste und Form der Anerkennung dar, sondern ist weit darüber hinaus eine grundlegende Existenzvoraussetzung für fast alle Angestellten der Gastronomie. Denn ohne Trinkgeld würde sich kaum jemand freiwillig den eisigen Winden dieser knallharten Branche aussetzen. Allerdings gleicht das begehrte Trinkgeld einem störanfälligen Motor: Es treibt an und motiviert, sorgt zugleich aber auch für eine Menge Frust, wenn es einmal ausbleibt. So unbeständig und unberechenbar das Trinkgeld zuweilen aber auch sein mag, verfügt es doch über einige entscheidende Vorteile. Denn in der Mehrzahl der Fälle muss es nicht versteuert werden, man bekommt es in der Regel täglich ausgezahlt und es kann mit Hilfe von simplen Tricks und Kniffen sofort beträchtlich gesteigert werden. 30 einfache Hilfsmittel und psychologische Tipps, um sofort mehr Trinkgeld aus Ihren Gästen herauszukitzeln, lernen Sie in diesem Buch kennen. Anstatt diese Zusatzeinnahmen nun unüberlegt für irgendwelche kurzlebigen Konsumgüter sofort wieder auszugeben oder aber in der Stammkneipe zu vertrinken ("Trinkgeld" wird häufig wörtlich genommen), sollten Sie zumindest einen Teil davon für den mittel- bis langfristigen Vermögensaufbau nutzen. Wer an die eigene Zukunft denkt, die Eröffnung eines eigenen Lokals plant oder aber einfach nur gerne früher in den Ruhestand gehen möchte, ohne sich dabei auf die wankende gesetzliche Rente zu verlassen, der findet im Trinkgeld eine Quelle mit enormem Potenzial. Lernen Sie in diesem Buch, wie Sie mehr Trinkgeld erhalten und welche einfachen Möglichkeiten Ihnen offenstehen, Ihre persönlichen Finanzen in den Griff zu bekommen und langfristig mehr aus Ihrem Geld zu machen.
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Seitenzahl: 132
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Mehr Trinkgeld erhalten, ein Vermögen aufbauen:
Wie man als Kellner oder Barkeeper sein Einkommen steigert
von
Thomas Majhen
Copyright © 2024 Thomas Majhen
Brunnenstraße 42, 10115 Berlin
2. Auflage: 10/2024
Datum der Erstveröffentlichung: 01/2018
unter dem Titel „Wie man mit Trinkgeld
ein Vermögen aufbaut“
Umschlaggestaltung/Artwork: © Thomas Majhen
Alle Rechte vorbehalten
Vorwort
Teil I: Das Trinkgeld – Eine nette Geste oder lebensnotwendig?
Das Geld zum Vertrinken
Andere Länder, anderes Tippen
Deutschland und Österreich
England, Irland, Schottland
Niederlande
Spanien
Italien
Frankreich
Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland
Schweiz
USA
Russland
China
Japan
Einige Tipps, um mehr Trinkgeld zu erhalten
1. Sei freundlich
2. Sei attraktiv
3. Sei kompetent
4. Allet schnieke
5. Beraten und abraten
6. Verkaufen, verkaufen, verkaufen!
7. Nichts ist unmöglich
8. Sei aufmerksam
9. Erinnere Dich
10. Lauf nicht weg
11. Die Fliege
12. Geschenke erweichen das Herz
13. Sei vorbereitet
14. Ich schau dir in die Augen, Kleines
15. Imitiere den Gast
16. Sprich mir nach
17. Das Ja-Nicken
18. Geh auf Tuchfühlung
19. Sorge für Überraschung
20. Timing ist alles
21. Sei kosmopolitisch
22. Es ist klein und wuselig
23. „Hi, ich bin der Kevin.“
24. Frei von der Leber weg
25. Der Groschentrick
26. Gib den Gästen Trinkgeld
27. Sei frech
28. Tip is not included
29. Ein krasser Schuppen
30. Der Abschiedsbrief
Einige rechtliche Aspekte
Muss ich mein Trinkgeld mit meinen Kollegen teilen?
Darf mein Chef einen Teil des Trinkgelds einbehalten?
Kann mein Chef die Trinkgelder sammeln und am Ende des Monats nach eigenem Ermessen an die Angestellten verteilen?
Muss ich mein Trinkgeld versteuern?
Teil II: Trinkgelder sinnvoll verwenden – an die Zukunft denken
Warum investieren?
Die klassischen Formen des Sparens
Die goldene Grundregel: Mehr einnehmen als ausgeben
Was ist Kapitalismus?
Ein Wunder des Kapitalismus: Der Zinseszinseffekt
Investitionsmöglichkeiten für Jedermann
1. P2P-Kredite
P2P-Kredite: Meine Strategie, meine Ergebnisse
Bondora
Mintos
Swaper
2. Crowdinvesting
Crowdinvesting: Meine Strategie, meine Ergebnisse
3. ETFs
ETFs: Meine Strategie, meine Ergebnisse
4. Aktien
Aktien: Meine Strategie, meine Ergebnisse
Diversifizieren, diversifizieren, diversifizieren!
Meine Gesamtstrategie, mein Gesamtergebnis
Vergessen Sie den Fiskus nicht
Zusammenfassung
Schlusswort
Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann arbeiten Sie vermutlich als Kellner in irgendeinem Gourmettempel oder beglücken mit Ihren Mixkünsten ein ausgehfreudiges Publikum in irgendeiner Bar. In diesen Fällen ist es nur natürlich, dass Sie sich für die zweitwichtigste Einkommensquelle Ihres Berufes interessieren und nach Tipps und Tricks Ausschau halten, wie sich diese Quelle umso ergiebiger zum Sprudeln bringen lässt. Denn auch wenn das Trinkgeld in aller Regel noch immer eine freiwillige Gabe ist, so gibt es doch zahlreiche Mittel und Wege, die Geber dazu zu animieren, etwas tiefer in die Tasche zu greifen als sie dies üblicherweise vielleicht tun würden. Wie immer, wenn man es mit Menschen zu tun hat, spielt dabei Psychologie eine große Rolle und mit den richtigen psychologischen Kniffen lässt sich auch in diesem Zusammenhang vieles zu Ihrem Vorteil gestalten. Selbstverständlich wird nicht jede Vorgehensweise bei jedem Gast gleich gut funktionieren, manch einer erweist sich gar als immun gegen jedweden diesbezüglichen Manipulationsversuch. Doch unter dem Strich werden Sie schon bald feststellen, dass nach der Lektüre dieses Buches und der konsequenten Anwendung der darin enthaltenen Tipps Ihr durchschnittliches Trinkgeldaufkommen deutlich steigen wird.
Das Einkommen kurzfristig mit Hilfe einiger simpler Hilfsmittel zu steigern ist zwar schön und gut, darüber hinaus möchte ich Ihnen aber außerdem zeigen, wie Sie die zusätzlich generierten Einnahmen sinnvollerweise verwenden sollten, um Ihr Geld weiter zu vermehren. Denn die übliche Vorgehensweise von gastronomischem Personal besteht darin, den Verwendungszweck des Trinkgeldes wortwörtlich und unverzüglich in die Tat umzusetzen: Kaum hat man den eigenen Arbeitsplatz verlassen, geht es auch schon schnurstracks in die Bar um die Ecke, wo ein guter Teil des hart erarbeiteten Trinkgelds vertrunken und direkt an den nächsten Glücklichen (der es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht viel anders damit halten wird) weitergereicht wird. Personal von in der Nähe liegenden Lokalen zählte ich stets zu meinen bevorzugten Gästen, denn zwar ließ das Benehmen in einigen Fällen zu wünschen übrig (wer den ganzen Abend vornehm tun und sich zusammenreißen muss, lässt hinterher gerne Mal die Sau raus), aber dafür saß das Portemonnaie immer besonders locker an der Hüfte. Einerseits habe ich durch diesen Umstand viel Geld an meinen Berufsgenossen verdient, andererseits empfand ich dieses Verhalten als unvernünftig und nichts lag mir je ferner, als meine mühsam gefüllten Taschen in gleicher Weise innerhalb kürzester Zeit wieder zu entleeren.
Eines haben Gastronomen wie auch Menschen aus anderen Berufen gemeinsam, erschreckend viele können nicht sonderlich gut mit Geld umgehen, denn sie passen ihre Ausgaben umgehend ihren Einnahmen an, weshalb auch nach einer Gehaltserhöhung am Ende eines Monats nicht mehr übrigbleibt als zuvor. Das ist einer der Gründe, warum es im Laufe eines Berufslebens kaum einem Angehörigen der Mittelschicht gelingt, sich ein Vermögen aufzubauen (und auch langfristig zu halten). Und es ist auch die Erklärung dafür, wie es frischgebackenen Lottomillionären doch tatsächlich gelingen kann, ihren Gewinn innerhalb weniger Jahre auf den Kopf zu hauen und letztlich wieder mit Löchern in den Taschen und obendrein ohne Freunde dazustehen.
Dieses Buch ist in zwei Teile gegliedert. In Teil I erfahren Sie, wie Sie Ihre durchschnittlichen Trinkgeldeinnahmen praxisnah und innerhalb kürzester Zeit steigern können; die dort angeführten Tipps und Tricks können Sie sofort umsetzen und damit Ihre Einnahmen schon im Verlauf Ihrer nächsten Arbeitsschicht steigern. Teil II ist hingegen etwas umfangreicher und auch komplexer; mit vielen der dort behandelten Themen mögen Sie sich vielleicht noch nie in Ihrem Leben beschäftigt haben. Lassen Sie sich davon aber nicht entmutigen, denn all das ist kein Hexenwerk und höchstens dann ein wenig kompliziert, wenn man zum allerersten Mal davon hört. Das einzige Rüstzeug, das Sie hierfür mitbringen müssen, ist Geduld sowie die Bereitschaft, sich ein wenig weiterzubilden.
Alles, was dieses Buch enthält, habe ich mir im Verlauf mehrerer Jahre selbst angeeignet. Einiges davon lernte ich recht schnell, andere Erkenntnisse ließen jedoch etwas länger auf sich warten. Gerade was die Themen des zweiten Teils angeht, bin ich zu meinem eigenen Bedauern erst vergleichsweise spät hinter viele Dinge gekommen. Niemand hat mir zum Thema Finanzen je einen sinnvollen Ratschlag erteilt. In meinem privaten Umkreis gab es nie Geld oder andere Vermögenswerte und damit auch niemanden, der hierüber sonderlich gut Bescheid gewusst hätte. Ich musste erst durch puren Zufall auf das eine oder andere Buch stoßen, das mir wiederum den Weg zu einem weiteren Buch wies, wodurch ich mir weitere Themen erschloss und so weiter. So führte eins zum anderen und der Groschen fiel zwar verspätet, dafür aber mit einem umso lauteren Klimpern.
Ich bin mir sicher, dass es vielen Menschen genauso geht wie mir: sie kommen aus „normalen“ Verhältnissen und beschreiten den üblichen Weg eines Angestellten, sie arbeiten ihr Leben lang für andere, gönnen sich einmal im Jahr einen kleinen Urlaub und hoffen darauf, dass am Ende die Rente wenigstens zur Aufrechterhaltung des gewohnten Standards reichen wird. Diesen sogenannten normalen Werdegang empfinde ich schon lange als überaus frustrierend, tatsächlich halte ich ihn sogar für ausgesprochen traurig. Daran, dass dennoch viele Millionen diesen Weg jeden Tag aufs Neue unbeirrt beschreiten, ist allerdings weniger das System schuld, in dem wir leben. Schuld ist unser eigener Mangel an Wissen darüber, wie dieses System funktioniert. Wir werden hierauf ganz einfach nicht vorbereitet. Dieses Buch soll Ihnen aus diesem Grund nicht nur dabei helfen, am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche zu haben, es soll Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie den Trott durchbrechen und das System für Ihre Zwecke nutzen können.
Zum Schluss warten auf Sie noch einige Buchempfehlungen, die ich Ihnen dringend nahelegen möchte. Es handelt sich dabei sämtlich um Werke, die mich auf meinem Weg zur finanziellen Erkenntnis vorangebracht haben. Lesen Sie die dort aufgelisteten Bücher auch dann, wenn Sie eher zu den lesefaulen Gesellen zählen, denn es geht dabei nicht um einen kurzweiligen, sinnfreien Zeitvertreib, es geht um Ihr Geld. Auch wenn Sie nur einen winzigen Teil des Erlernten umsetzen wollen, verspreche ich Ihnen dennoch, dass es eine Bereicherung für Sie sein wird – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Thomas Majhen, Berlin den 01.10.2024
Das Trinkgeld existiert schriftlichen Überlieferungen zufolge in Deutschland spätestens seit dem 14. Jahrhundert. Damals handelte es sich um eine Art außerhalb der Vereinbarung stehender, zusätzlicher Geldleistung, die man den Angehörigen schlecht bezahlter Berufe – darunter Handwerker, Fuhrleute und auch so manche Beamte (!) – entgegenbrachte. Einerseits konnte man mit dem Trinkgeld seine Zufriedenheit mit dem geleisteten Dienst ausdrücken, andererseits half es aber auch dabei, die damals noch um einiges schwerfälligere Bürokratie zu schmieren. Man kann es also durchaus auch als eine Art Bestechungsgeld ansehen, mit dessen Hilfe sich so manche Angelegenheit beschleunigen ließ oder Mitwisser zum Schweigen gebracht werden konnten. Der berühmte Freiherr Adolph von Knigge (1752 - 1796) bezeichnete das Trinkgeld daher auch – deutlich eleganter ausgedrückt – als eine „selbstverständliche Möglichkeit, Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu schaffen“. Es diente dabei wörtlich zum „Vertrinken“ und wurde deshalb mancherorts auch „Biergeld“ genannt. Was den Wortlaut aber auch den Sinn und Zweck des Trinkgelds angeht, scheint sich seit über sechshundert Jahren also nicht allzu viel verändert zu haben, denn viele Gastronomen verzechen mit beharrlicher Regelmäßigkeit einen Großteil ihres sauer verdienten Trinkgeldes.
Darüber hinaus wurde es zeitweise auch genutzt, um weibliche Bedienungen zu mehr als nur dem Servieren von Getränken zu animieren. Das Trinkgeld stand demnach auch schon einmal im Verruf, die Prostitution zu fördern, weshalb im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sogar ein Verbot angestrebt wurde. Das allerdings ließ sich nicht durchsetzen, da es sich schon immer um eine freiwillige Leistung gehandelt hatte, die zwar üblich, aber keinesfalls vorgeschrieben war.
Nicht nur in Deutschland hat sich ab dem Mittelalter eine Kultur des Trinkgeldgebens herausgebildet, in sehr vielen Ländern existiert eine ähnliche, zum Teil sogar ältere Tradition. Über die Herkunft des dem Englischen entstammenden und auch bei uns mittlerweile gerne verwendeten Wortes „Tip“ wird allerdings noch immer gestritten. Möglicherweise wurde es der im 17. Jahrhundert gebräuchlichen Gangstersprache entnommen, wo „to tip“ im Sinne von „weiterleiten“ oder „weitergeben“ verwendet wurde, wenn also Schmiergelder oder ähnliches im Spiel waren. Ob das Wort „Tip“ hingegen ursprünglich tatsächlich als Abkürzung für „to improve promptitude“ (zu Deutsch „zur Steigerung der Schnelligkeit“) entstanden ist, darf angezweifelt werden. Sicher ist jedenfalls, dass es seit Anfang des 18. Jahrhunderts im Sinne von „Trinkgeld“ beziehungsweise „Trinkgeld geben“ in England gebräuchlich ist und seit einigen Jahrzenten auch bei uns Einzug gehalten hat.
Zu den Empfängern von Trinkgeld lassen sich Beamte oder andere Staatsbedienstete in aller Regel schon seit längerem nicht mehr zählen (bei Bestechungsgeldern bin ich mir da allerdings nicht so sicher, aber das ist ein anderes Thema). Neben Taxifahrern und unter Umständen noch Handwerkern zählen vor allem die Angestellten des Gastgewerbes zu den Hauptnutznießern einer Trinkgeldkultur. Es ließe sich auch kaum auf andere Weise Nachwuchs für die Branche gewinnen, denn wie schon der berühmte Bartender Harry Johnson im 19. Jahrhundert wusste, sind die Gewinnspannen in der Gastronomie einfach zu niedrig, um den Angestellten ein hohes Gehalt bezahlen zu können. Das liegt zu einem guten Teil am Staat, der es den Restaurant- und Barbetreibern in vielen Bereichen nicht gerade einfach macht, hat aber auch mit den teils hohen Betriebskosten und dem enormen Konkurrenzdruck zu tun, der gerade in der Gastronomie besonders hoch ist.
Restaurants gibt es wie Sand am Meer, unter anderem auch deshalb, weil sich der Volksglaube, ein solches zu führen sei nicht schwer, seit vielen Jahren hartnäckig hält. Die laufenden Kosten werden dabei gerne unterschätzt, zudem gibt es in kaum einer anderen Branche einen derart gnadenlosen Konkurrenzkampf. Während sich die wenigen großen Konzerne der Autobauer, Energieriesen und Pharmaproduzenten auch schon mal gerne untereinander einigen, sich über Absatzmärkte und Verkaufspreise absprechen, ist eine solche Vorgehensweise in der Gastronomie eher selten anzutreffen. Hier kämpft jeder für sich selbst und allein die Masse der Gegenspieler ist einschüchternd. Gerade mit dem Verkauf von Speisen lässt sich kaum mehr ein vernünftiger Gewinn erwirtschaften und so ist es nur natürlich, wenn von Seiten der Inhaber stets versucht wird, die Gehälter der Angestellten so weit wie möglich zu drücken. Deshalb kommt dem Trinkgeld eine derart große Bedeutung zu, nicht nur im Leben von Kellnern und Barkeepern, sondern auch in demjenigen von Köchen, Spülern und Zimmermädchen.
Sehr oft entspricht die Höhe des regelmäßig eingenommenen Trinkgeldes der des Gehalts oder es übertrifft dieses in nicht wenigen Fällen sogar deutlich. Es stellt also eine bedeutende Einkommensquelle für die meisten Mitarbeiter der Gastronomie dar, das zwar in seinem Aufkommen sehr stark schwanken kann, sich dafür aber mit einigen Tipps und Tricks recht einfach beeinflussen lässt. Eben darin liegt einer der Vorteile des Trinkgelds begründet, denn es lässt sich tatsächlich aktiv steigern und ist zudem in der Regel dem Zugriff des Staates entzogen. Auf der anderen Seite kann sich das Trinkgeldaufkommen als sehr instabil erweisen, ist man zum Beispiel krank oder im Urlaub, muss man vollständig ohne diese Einnahmequelle auskommen, bei Erreichen des Rentenalters wird man voraussichtlich auf die Grundsicherung angewiesen sein. Trinkgeldempfänger zu sein ist also eine heikle Angelegenheit, die Umsicht und vorausschauendes Handeln erfordert.
Wie aber sehen die deutschen Gäste das Trinkgeld, das für sie meist eine eher abstrakte Angelegenheit darstellt? Würden sie gerne weniger geben oder es gar abschaffen wollen? Hier die Ergebnisse einer Umfrage des Online-Reservierungs-Service Bookatable by Michelin aus dem Jahr 2017, bei der 670 Gäste aus dem deutschsprachigen Raum befragt wurden:
Ich gebe nur ungern oder nie Trinkgeld.
11 %
Aufgrund der schlechten Bezahlung in der Branche gebe ich etwas Trinkgeld oder runde auf.
34 %
Guter Service und gute Qualität müssen auch honoriert werden.
55 %
Am liebsten würde ich das Trinkgeld einfach beim Verlassen des Lokals auf dem Tisch liegen lassen.
15 %
Mir wäre es lieber, wenn das Trinkgeld bereits in den Preisen inbegriffen wäre und ich mir darüber keine Gedanken mehr zu machen brauchte.
12 %
Quelle: Bookatable by Michelin
Erfreulicherweise lassen diese Zahlen erkennen, dass die meisten Menschen noch immer gerne Trinkgeld geben, sofern sie mit dem Besuch im Restaurant oder der Bar zufrieden waren. Es lässt sich aber auch eine gewisse Unsicherheit herauslesen, denn viele tun sich schwer mit dem Trinkgeld, wissen nicht wie viel sie geben sollen oder fühlen sich dabei sogar unwohl. Wer noch nie in der Branche gearbeitet hat, der kann auch kaum wissen, welche enorme Bedeutung es für uns hat. Sprüche wie „In meinem Beruf bekomme ich ja auch kein Trinkgeld“ oder „Die Preise sind auch so schon hoch genug“ dürften da kaum mehr jemanden überraschen.
Seit Jahren höre ich immer wieder wie sich Kollegen darüber beschweren, die Trinkgeldmoral der Gäste würde abnehmen. Diese Klagerufe klingen mir nun schon so lange in den Ohren, dass wir mittlerweile längst bei Null angekommen sein oder sogar draufzahlen müssten. Meiner Meinung nach sind das nichts weiter als unbegründete, wenn auch verständliche Ausrufe der Frustration, wenn wieder einmal bei einer Firmenfeier mit einer Rechnung im mittleren dreistelligen Bereich nichts für den Kellner übriggeblieben ist. Die Wahrheit ist: über die Jahre ist das Trinkgeldaufkommen in etwa gleichgeblieben, wenn wir einmal von den durch Corona bedingten Einbrüchen absehen.
Im Gegensatz zu den meisten meiner Berufsgenossen notiere ich mir seit Jahren meine täglichen Trinkgeldeinnahmen, wodurch ich einen recht zuverlässigen Überblick darüber besitze. Wer dies versäumt, lässt sich vermutlich zu stark von schlechten Tagen beeindrucken, die es selbstverständlich immer wieder einmal gibt. Entscheidend ist jedoch der monatliche oder noch besser jährliche Durchschnitt, und der zeigt sich auch von geplatzten Immobilienblasen, Finanzkrisen und Griechenlandrettungen recht unbeeindruckt. Ich werde später noch einmal darauf zurückkommen, doch möchte ich Ihnen schon jetzt empfehlen, es mir gleichzutun, indem Sie sich Ihr Trinkgeld täglich notieren. Wer sich außerdem gleichzeitig den dazugehörigen Tagesumsatz notiert, der kann sich durch Errechnen des durchschnittlichen Prozentsatzes weitere Klarheit über die Entwicklung des Trinkgeldes verschaffen.