Mein geliebter Jäger - Anna Zabo - E-Book

Mein geliebter Jäger E-Book

Anna Zabo

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Beschreibung

Auf einer Kreuzfahrt begegnet Rhys dem attraktiven, mysteriösen Silas, der ihn von Anfang an fasziniert. Als Silas ihm erzählt, dass er ein Fae ist und sich auf dem Schiff aufhält, um Vampire zu jagen, erklärt Rhys ihn zunächst für verrückt. Bis ihn eine unangenehme Begegnung mit einer dieser seelenlosen Kreaturen eines Besseren belehrt. Silas tut alles, um Rhys zu beschützen, doch seine Möglichkeiten sind auf hoher See sehr beschränkt, weil er nur die Elementarkraft von Pflanzen nutzen kann. Die Feststellung, dass auch Rhys diese Kraft in sich trägt, wirft eine folgenschwere Frage auf: Wenn Silas seine Energie aus Rhys zieht, ist er dann nicht genauso verabscheuungswürdig wie die Monster, die er jagt? Selbst wenn es um sein Leben und seine Liebe geht? Dazugehörige Kurzgeschichte: "Ein Walzer für uns"

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Seitenzahl: 381

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Deutsche Erstausgabe (ePub) Dezember 2020

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2012 by Anna Zabo

Titel der Originalausgabe:

»Close Quarter«

published in agreement with the author,

c/o BAROR INTERNATIONAL, INC., Armonk, New York, USA through.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2020 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: CPI Deutschland

Lektorat: Annika Bührmann

ISBN-13: 978-3-95823-862-6

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Ray Celar

Liebe Lesende,

vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die*der Autor*in des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer*seiner Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der*des Autor*in und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Euer Cursed-Team

Klappentext:

Auf einer Kreuzfahrt begegnet Rhys dem attraktiven, mysteriösen Silas, der ihn von Anfang an fasziniert. Als Silas ihm erzählt, dass er ein Fae ist und sich auf dem Schiff aufhält, um Vampire zu jagen, erklärt Rhys ihn zunächst für verrückt. Bis ihn eine unangenehme Begegnung mit einer dieser seelenlosen Kreaturen eines Besseren belehrt. Silas tut alles, um Rhys zu beschützen, doch seine Möglichkeiten sind auf hoher See sehr beschränkt, weil er nur die Elementarkraft von Pflanzen nutzen kann. Die Feststellung, dass auch Rhys diese Kraft in sich trägt, wirft eine folgenschwere Frage auf: Wenn Silas seine Energie aus Rhys zieht, ist er dann nicht genauso verabscheuungswürdig wie die Monster, die er jagt? Selbst wenn es um sein Leben und seine Liebe geht?

Kapitel 1

Rhys Matherton nippte an seinem Champagner, lauschte der peppigen Jazzband, die an Deck des Kreuzfahrtschiffes spielte, und fragte sich, was zur Hölle er hier trieb. Eine Luxuskreuzfahrt über den Atlantik zu machen, war nicht sein Stil und es war erst recht nicht das, was von jemandem erwartet wurde, der gerade erst seine Mutter beerdigt hatte.

Herzlos hatte es eine Nachrichtenseite genannt. Respektlos. Und das waren noch die nettesten Worte, mit denen man ihn bedacht hatte.

Vielleicht war er ein kaltherziger Bastard, aber er wollte sich seinem Leben noch nicht stellen, nicht nach allem, was passiert war. Von Wien aus zurück nach New York zu fliegen, hätte ihm gerade einmal fünfzehn Stunden Ruhe verschafft, ehe er kopfüber in einen Morast aus Freunden, Kollegen und Reportern stürzte. Von der unheimlichen Zahl an Menschen, die mit ihm beste Freunde sein wollten, jetzt, da er Millionen wert war, mal ganz abgesehen.

Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und spülte ihn mit dem Rest Champagner ganz weg.

Faszinierend, was Geld ausmachte. Jeder wollte einen Teil von ihm. Selbst Galerien, die bei seinen Arbeiten bisher nur die Nase gerümpft hatten, wollten seine Skulpturen jetzt ausstellen. Freunde und ehemalige Liebhaber riefen so oft auf seinem Handy an, dass er abgewartet hatte, bis dem verdammten Ding der Akku ausgegangen war und sich nicht die Mühe gemacht hatte, es wieder aufzuladen.

An sein E-Mail-Postfach wollte er nicht einmal denken.

Ein Kellner bot ihm an, ihm die leere Champagnerflöte abzunehmen, während der Ozeankreuzer auf dem Weg zum Kanal an der Uferpromenade von Southampton vorbeiglitt. Ein zweiter Kellner kam und bot ihm ein zweites Glas an, doch Rhys lehnte ab. Er wollte seinen ganzen Eskapaden, über die sich die Presse das Maul zerriss, nicht noch eine weitere Serie betrunkener Vorfälle hinzufügen.

Die, ganz buchstäblich, langsame Route zu nehmen, verschaffte ihm eine ganze Woche, um sich wieder unter Kontrolle zu kriegen und ein bisschen Ruhe zu haben, ehe er wieder in sein durcheinandergewirbeltes Leben zurückkehrte.

Es war nicht der Tod seiner Mutter, der ihn aus der Bahn geworfen hatte. Er hatte gewusst, dass das kommen würde. Sie hatten ihren Hirntumor im Endstadium letzten Monat gemeinsam betrauert.

Nein, es war das Nachspiel gewesen. Die Lügen. Seinen Vater wiederzusehen. Sich der Wut und Abscheu des Mannes entgegenstellen zu müssen, war eine Sache – das hatte er den Großteil seines Lebens getan. Doch die völlige Erleichterung auf Derrick Mathertons Gesicht bei der Testamentsverlesung letzten Monat zu sehen, hatte jede Schutzmauer brechen lassen, die Rhys über die Jahre erbaut hatte. Der Inhalt des Testaments hatte alles zerstört, was noch da war. Nachdem alles vorbei war, hatte sein Vater – Derrick – zum ersten Mal seit vierzehn Jahren etwas zu Rhys gesagt.

Ich habe immer gewusst, dass du nicht mein Sohn bist.

Rhys presste die Lippen aufeinander und starrte die Touristen an, die von dem runden Festungsturm, den sie passierten, aus winkten. Immerhin war dieses Geheimnis nicht an die Presse geleakt worden. Aber schließlich war der Testamentsvollstrecker Mitglied einer hochkarätigen Kanzlei. Und Derrick hatte man, unter der Auflage, dass auch er niemals die Wahrheit enthüllen würde, eine hübsche Summe gezahlt.

Nicht sein Sohn.

Rhys sog die feuchte Juniluft in seine Lungen. Scheiß auf den Champagner. Was er wirklich wollte, war ein Bier. Einen Block Ton, in den er seine Hände hämmern konnte. Letzteres würde warten müssen, bis er wieder in seinem Atelier war. Ersteres – nun ja, der Ocean-Liner hatte ein breites Angebot an Bars. Er wählte die aus, die am weitesten von der Band und der Menschenmenge, die dabei zuschaute, wie der Liner in den Kanal fuhr, entfernt lag.

Zu seiner Bestürzung war die Lounge nicht leer. Mehrere Männer und Frauen standen am dunklen Holztresen, weitere um die nahe stehenden Tische herum. Eine besonders laute Gruppe verstummte, als eine der Frauen am Tisch Rhys entdeckte. Sie flüsterte ihrer Nachbarin etwas zu, woraufhin sie zu kichern begannen.

Großartig. Rhys blickte beim Gehen zu Boden, sein Gesicht heiß. Welche Geschichte hatte sie gelesen? Die, in der er ein Weiberheld war, der pro Nacht mit zwei Frauen schlief? Derrick hätte das bei Weitem bevorzugt. Es war so viel besser, einen Sohn zu haben, der seine Frauen wechselte wie Unterwäsche, als einen, der schwul und single war.

»Sir!«

Rhys blickte gerade noch rechtzeitig auf, um das Tablett mit Gläsern zu sehen, bevor er dagegen lief. Weder er noch der Kellner konnten das Tablett auffangen, als es sich zur Seite neigte. Es fiel und ließ eine Ladung Gläser und Cocktails auf einen Mann regnen, der am Fenster saß.

Gläser zersplitterten auf dem Boden. Eins fiel in den Schoß des Mannes, der Inhalt lief aus und verfärbte seine dunklen Hosen.

»Oh Gott, es tut mir so leid«, sagte Rhys. »Oh, verdammt.« Großartig, einfach großartig. Er erwartete beinahe, dass jeden Moment der Blitz einer Kamera aufleuchten würde.

Der Kellner warf ihm einen genervten Blick zu, ehe er sich dem Mann im Sessel zuwandte.

»Mr. Quint! Sind Sie verletzt?«

»Mir geht es gut.« Kurz angebundene Wörter. Einen Moment lang starrte der Mann auf das Glas in seiner Hand. Dann stellte er es auf dem kleinen Tisch neben seinem Sessel ab. Seine Bewegungen waren flüssig, doch seine Knöchel weiß vor Anspannung.

Rhys fragte sich, um was für ein Getränk es sich gehandelt hatte, ehe etwas Cremiges darin gelandet war. Jetzt sah es ziemlich scheiße aus.

Der Mann hob das Margarita-Glas von seinem Schoß und stellte es zu dem anderen Drink. Der Anzug des Mannes war auch ruiniert.

»Ich werde dafür aufkommen. Für alles«, sagte Rhys. Er blickte den Kellner an. »Ich habe Sie nicht gesehen. Ich… Scheiße.«

Mit Tüchern bewaffnete Kellner fielen wie Heuschrecken über sie her, drängten Rhys zur Seite. Er trat zurück und steckte seine Hände in die Hosentaschen, um sie vom Zittern abzuhalten. Er entdeckte mehrere Personen, die ihre Handys gezückt hielten.

Verdammte Scheiße! Er konnte das hier nicht gebrauchen. Er sollte sich entspannen und nicht den Urlaub anderer Leute ruinieren. Nicht schon wieder in den Nachrichten landen.

Innerhalb kürzester Zeit waren alle Gläser aufgehoben und weggebracht worden. Tücher sogen den Großteil des verschütteten Alkohols von den Fliesen auf. Rhys hörte das unverkennbare Geräusch eines Putzeimers und eines Mopps, die über den Boden klapperten. In wenigen Minuten würde das Ergebnis seiner tollpatschigen Unaufmerksamkeit nur noch eine Erinnerung sein.

Abgesehen von dem Mann, den er vollkommen verärgert hatte.

Eine Frau reichte dem Mann ein Tuch. Er nutzte es, um sich das Gesicht abzutrocknen und seinen Schoß abzutupfen, ehe er sich erhob. Er drehte sich um und warf Rhys einen bösen Blick zu.

Oh Gott. Trotz des Cocktails, der aus seinem Haar tropfte, war der Mann zu perfekt, um wahr zu sein. Wunderschön, erlesene Wut. Hohe Wangenknochen, ein langer Kiefer. Dunkle Haare und Brauen.

Rhys wusste, dass sein Mund ein wenig offen stand. Er nahm seine Hände aus den Taschen und richtete sich auf. »Die Reinigung.« Die Worte kamen ihm in Form eines Krächzens über die Lippen. »Ich zahle.«

»Ich brauche Ihr Geld nicht.« Der Mann knüllte das Handtuch zusammen und wischte am Ledersessel herum. »Nehmen Sie es, um sich ein Gehirn zu kaufen.«

Rhys spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Na ja, er hatte es verdient.

Einen Moment später tauchte der Manager auf. Er ignorierte Rhys vollkommen und sprach zu dem dunkelhaarigen Mann. »Unsere tiefste Entschuldigung. Wir übernehmen die Kosten für die Reinigung und Ihre Rechnung…«

Der Mann hielt eine Hand in die Höhe. »Ja. Danke.« Mittlerweile war weniger Wut in seiner Stimme präsent. »Das war nicht Vasils Schuld.«

Der Kellner, der das Tablett getragen hatte, zuckte zusammen.

Richtig. Rhys hatte keinerlei Verlangen, noch einem Menschen den Tag zu ruinieren. Er machte einen Schritt nach vorn.

»Es ist meine Schuld. Ich bin direkt in sein Tablett gelaufen.«

Der Manager runzelte die Stirn.

Rhys klopfte seine Jackentaschen ab. Gott sei Dank befanden sich seine Visitenkarten noch von der letzten Galerieeröffnung darin. Er zog sie hervor und reichte eine davon dem Manager. »Was auch immer Sie brauchen, um den Schaden auszugleichen.«

Rhys bot dem dunkelhaarigen Mann ebenfalls eine Karte an. Der Mann starrte sie an, als handelte es sich um toten Fisch, ehe er sich umdrehte und aus der Lounge stolzierte.

Zur Hölle. Rhys schaute dem Rücken des Mannes dabei zu, wie er durch den Eingang zur Lounge verschwand.

»Einen Moment mal.«

Der Mann wurde nicht einmal langsamer.

Weg. Perfekt. Attraktiv. Verdammt wütend und jetzt verschwunden.

Verdammt. Er drehte sich wieder zum Manager der Bar um.

»Mir tut es wirklich leid. Ich komme dafür auf.«

Der Manager zog eine Augenbraue in dieser sehr britischen Manier in die Höhe und begutachtete seine Visitenkarte. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Deutlich.

Natürlich erkannte er den Namen. Es hatte in jeder Zeitung gestanden. Weltberühmte Cellistin Samantha Matherton gestorben. Ihr einziger Sohn Rhys erbt Millionen.

Der Manager steckte die Visitenkarte in seine Hemdtasche. »Wir schicken Ihnen eine Rechnung, Mr. Matherton. Sobald wir die Ausgaben zusammengerechnet haben.«

»Danke.« Rhys blieb nur, bis der Manager ihm den Rücken zugedreht hatte. Dann floh er aus der Bar. Die Blicke waren zu viel geworden. Und wenn er jetzt ging, hatte er vielleicht noch eine Chance, den Kerl einzuholen.

Kurze, weiche schwarze Locken, wie etwas aus einem antiken Kunstwerk. Diese gebräunten Gesichtszüge, die darum bettelten, in Stein gemeißelt zu werden. Oder aus Ton geformt zu werden. Oder mit Fingern und Lippen nachgefahren…

Das würde unter keinen Umständen passieren, nicht nachdem Rhys ein Tablett voller Drinks auf ihm verschüttet hatte. Aber er konnte zumindest versuchen, die Sache wieder geradezubiegen.

Rhys sah sein Ziel nicht allzu weit entfernt von ihm im Flur. Er holte den Mann ein und packte ihn am Arm. »Halt, lassen Sie mich…«

Der dunkelhaarige Mann wirbelte herum, presste Rhys in einen kleinen Flur und drückte ihn dort gegen die Wand. Hart. »Ich habe gesagt, dass ich dein Geld nicht brauche.«

Eine volle, tiefe Stimme und honigfarbene Augen. Ein Akzent, den Rhys nicht einordnen konnte. Der Mann legte seine Hand um Rhys' Kehle. Mit der anderen Hand pinnte er Rhys an der Wand fest. Stark. Schnell.

Ein nervöser Schauer lief Rhys die Wirbelsäule hinunter. »Wie wäre es mit einer Entschuldigung?« Seine Stimme war fester, als er sich fühlte.

Vielleicht lag es an dem Alkohol, der die Haare und Kleidung des Mannes durchtränkte. Wahrscheinlich aber war es der harte Druck des Körpers gegen seinen, aber Rhys konnte kaum atmen. Angst. Verlangen. Verdammt, er war schon hart.

»Ich brauche auch keine Entschuldigung von dir.«

Diese verachtungsvolle Geringschätzung machte Rhys wütend. Er hatte es so satt, dass Leute ihn ansahen, als wäre er nicht mehr als ein lächerliches Stück Scheiße. Er drückte den Mann zurück, doch schaffte es nicht, mehr als ein paar Zentimeter Distanz zwischen ihnen zu schaffen. »Ich versuche hier, nett zu sein! Was willst du? Soll ich auf Knien herumrutschen und darum betteln, dass du mir vergibst? Soll ich dir die Drinks vom Körper lecken?«

Oh, großartig. Verdammt großartig. Was hatte er da gesagt?

Der Mann lachte leise. Auch das war voll und dunkel. »Würde dir das gefallen?« Er änderte seine Position und presste seinen Oberschenkel gegen Rhys' Schritt, direkt gegen seinen sehr harten Schwanz. Ein heißes Prickeln kletterte Rhys' Wirbelsäule empor und breitete sich in seinem Kopf aus.

Rhys entwich ein leises Stöhnen. Mist.

»Ah ja, das würde es.« In den Worten des Mannes schwang Spott mit. Ebenso Verlangen. Eine Hand hielt Rhys weiterhin gegen die Wand gepresst, doch die andere löste sich von seiner Kehle. Mit deren Fingern fuhr der Mann über Rhys' Lippen.

Ananas. Kirsche. Benebelnde Geschmäcker. Rhys konnte nicht anders. Er fuhr mit seiner Zunge über den Finger und saugte ihn dann in seinen Mund. Der Mann ließ ihn gewähren, fütterte ihn mit einem Finger nach dem anderen, damit er sie sauber lecken konnte.

Verdammt, dieser Kerl schmeckte gut. Das konnte nicht nur an den Drinks liegen. Was zur Hölle?

Als keine Finger mehr übrig waren, beugte sich der Mann noch weiter zu ihm vor. »Das hast du sehr gut gemacht.« Heißer Atem strich über Rhys' Wange. »Lass uns mal sehen, was du mit etwas anderem machen kannst.«

Er küsste Rhys. Nein. Küssen wäre sanft. Der Mann verschlang Rhys' Mund.

Rhys erwiderte den Kuss ebenso hart. Wenn er schon in einem Flur von einem heißen Fremden befummelt wurde, dann würde das, verdammt noch mal, auch unter seinen Bedingungen geschehen. Rhys vergrub seine Hände in den dunklen, klebrig-nassen Haaren des Mannes und saugte an seiner Zunge. Er presste seinen Schwanz gegen die harte Oberschenkelmuskulatur des Mannes und spürte die Antwort an seinem eigenen Bein.

Gott, es war zu lange her, dass jemand ihn so geküsst hatte. Was auch immer auf dem Tablett gewesen war, an diesem Typen roch es sündhaft gut. Erst süß, dann herb. Wie Nacht, die über den Dschungel hereinbrach. Erde, die sich mit dem Geruch von Mango und Ananas vermischte.

Rhys fühlte sich lebendiger als seit Wochen. Vielleicht seit Monaten. Jeder Zentimeter seines Körpers summte. Er wollte nicht, dass das hier aufhörte.

Der Mann bewegte sich, sodass sein Bein nicht mehr gegen Rhys' Schwanz drückte.

Verdammt!

Irgendetwas zerrte an Rhys' Gürtel, dann an seiner Hose. Oh Scheiße, der Kerl würde doch nicht…

Rhys stöhnte in den Mund des Mannes. Ja. Ja, er würde.

Die Finger, an denen Rhys gesaugt hatte, umkreisten seinen Schwanz, erkundeten seinen Schaft, anfangs neckend. Dann strich der Mann mit seinem Daumen über die Spitze und verfiel in einen Rhythmus, der einen Lustschauer bis in Rhys' Füße und Fingerspitzen schickte.

Oh fuck. Normalerweise kam er bei Handjobs nicht, doch die Hitze des Mannes, sein Mund und seine verdammte Hand entfachten ein Feuer in jedem Nerv in Rhys' Körper.

Es dauerte nicht einmal wirklich lange. Rhys versuchte, sich zurückzuhalten – er wollte diesen Moment für immer festhalten –, doch die Hitze in seinen Adern sammelte sich in seinen Hoden und kochte über. Rhys drückte sich gegen den Mann und kam, sein Schrei verschluckt vom Mund des anderen.

Kaum dass Rhys sich etwas beruhigt hatte, beendete der Mann den Kuss. Er fuhr mit den spermabedeckten Fingern von Rhys' Schritt hinauf und hinterließ dabei eine nasse Spur auf seinem Bauch. Dann fuhr er mit denselben Fingern über Rhys' Lippen.

»Jetzt bist du so klebrig wie ich«, sagte diese samtige Stimme. »Ein fairer Tausch, findest du nicht?«

Rhys schmeckte sich selbst. Kleine Nadelstiche, wie kalter Nebel nach einem Unwetter, krochen über seine Arme und er erschauderte, doch bevor er erneut an den Fingern des Mannes saugen konnte, waren sie verschwunden.

Der Mann lachte leise und ließ Rhys los.

»Warte.« Rhys griff nach dem Arm des Mannes. »Dein Name. Du musst mir sagen, wie du heißt.«

»Muss ich das?« Der Mann befreite sich aus Rhys' Griff. Trat zurück. Er leckte etwas von dem Sperma von der Spitze seines Zeigefingers und grinste. »Vielleicht hättest du nach meinem Namen fragen sollen, bevor du angeboten hast, meinen Körper zu lecken.« Während er seine Finger weiterhin säuberte, trat er aus der Nische und stolzierte den Flur entlang.

Weg. Schon wieder.

Zur Hölle. Rhys atmete aus und lehnte sich gegen die Wand.

Das musste das Erotischste gewesen sein, das ihm je passiert war. Es war die Art von Begegnung, von der er sich vorgestellt hatte, dass sie auf einer tropischen Party-Kreuzfahrt passieren könnte, nicht auf einer spießigen Atlantiküberquerung. Und dann auch noch während der ersten Nacht.

Sein Körper brannte von den Berührungen des Mannes. Und für sie. Dieser Mund, diese Hände. Allein an sie zu denken, sorgte dafür, dass er wieder hart wurde. Scheiße. Das passierte nie, nicht, nachdem er so schnell gekommen war.

Von missmutig zu vollkommen angeturnt. Er war hier, um einen klaren Kopf zu bekommen, nicht um sich zu amüsieren. Er kannte nicht einmal den Namen des Kerls. Er brauchte den Namen, musste den Mann wiederfinden. Er wollte den Namen laut hinausschreien, wenn er kam.

Rhys atmete scharf ein. Verdammt.

Der Kellner aus der Bar würde ihn kennen. Er hatte sogar seinen Nachnamen gesagt. Rhys zerbrach sich den Kopf, konnte sich aber nicht daran erinnern.

Fuck.

Na gut. Eins nach dem anderen. Er musste sich säubern. Er war nicht nur klebrig. Er ließ seinen Blick an sich hinunterwandern. Ja, man musste kein Genie sein, um herauszubekommen, was mit ihm passiert war.

Er zog sich die Hose hoch, schloss seinen Gürtel und steckte sich das Hemd in die Hose.

Ein Umweg zu seiner Kabine zurück war sicherer, als durch die große Halle zu gehen. Würde das nicht noch ein interessantes Bild für die Presse abgeben? Der frischgebackene Millionär mit spermabefleckten Hosen.

Rhys schluckte die Lust herunter, die er fühlte. Er musste den Kerl wiedersehen. Es war unlogisch, doch zum ersten Mal, seit das Testament seiner Mutter verlesen worden war, fühlte er sich wieder wie er selbst.

Ganz.

Kapitel 2

Silas Quint leckte sich Sperma von seinen Fingern. Vielleicht würde diese verdammte Schifffahrt ja doch nicht so schlimm werden. Der Amerikaner war geradezu köstlich. Stolz und arrogant, ja. Aber waren sie das nicht alle? Er hatte erwartet, dem Mann Angst einzujagen, nicht ihn zu erregen. Oh, war das gut gewesen, dieser harte Schwanz, sein ungehemmtes Stöhnen. Und die Art, wie er auf ihn reagiert hatte – überhaupt nicht passiv, obwohl er vollkommen Silas' Gnade ausgeliefert gewesen war. Wunderbar. Er war versucht gewesen, den Mann in seine Kabine zu schleifen und zu sehen, woran dieser heiße Mund noch saugen würde.

Beinahe hätte er dem Amerikaner sogar seinen Namen verraten und das Ritual begonnen, das zu mehr Begegnungen führen würde. Aber nein. Eine Ablenkung wie diese könnte ihn umbringen. Es war so schon schwer genug, die Seelenlosen zu jagen. Sie ausfindig zu machen und sie mitten auf dem Ozean zu bekämpfen, würde jedes bisschen seiner Energie erfordern. Sich der Lust hinzugeben, war ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte.

Acht Seelenlose, hatten die Götterboten gesagt. Acht.

Bei Junos Titten!

Warum hatten sie nicht einen der Wasserfae auf diese Reise schicken können? Mitten auf dem Ozean gab es keine verdammten Bäume, keine Felder. Oh, es gab hier und da Topfpflanzen, doch die würden ihm nicht viel bringen. Er brauchte echtes Grün. Wiesen, so grün wie die Augen des Amerikaners.

Na, das war ein Körper, über den er gerne Dutzende Male herfallen würde. Silas zog seine Schlüsselkarte hervor, schloss seine Tür auf und öffnete sie. Kastanienbraunes Haar, feste Muskeln. Unordentliche Kleidung. Silas bevorzugte sauber und gepflegt. Dennoch hätte er kein Problem damit, den Mann aus seinem schlecht sitzenden Anzug zu schälen.

Vorausgesetzt natürlich, dass er sich das erlauben könnte. Nach der kleinen kreativen Zusammenkunft im Gang war er noch immer hart. Der Amerikaner war so schnell gekommen, hatte sich so wundervoll unter Silas' Händen gewunden.

Er warf die Schlüsselkarte auf den Beistelltisch. Sonnenlicht strömte durch die Fensterfront.

Gut.

Es würde noch einige Stunden dauern, bis die Sonne hinter dem furchtbar nassen Horizont verschwand. Er hatte noch Zeit, etwas zu essen. Und sich um seine eigene Erektion zu kümmern.

Sich die klebrigen und süß-riechenden Klamotten vom Leib zu schälen, war nicht besonders angenehm. Er ließ sie auf den Badezimmerboden fallen und stieg in die Dusche.

Warmes Wasser wusch den Geruch von Rum, Früchten und Kokosnuss von seiner Haut. Vielleicht hätte er den Amerikaner herbringen sollen, um zu sehen, ob der Mann wirklich gewillt war, ihn mit der Zunge von den Drinks zu befreien, die er so achtlos darauf verschüttet hatte. Seine Zunge war jedenfalls talentiert genug.

Silas legte seine Hand um seinen Schwanz und rieb ihn. Wie würde es aussehen, wenn sich der vorlaute Mund des Amerikaners um seine Erektion schloss? Wie würde es sich anfühlen, wenn seine Zunge über seine Eichel leckte und seine Hände auf seinem Arsch lagen, während Silas immer wieder in seinen Mund glitt? Bei den Göttern, er wollte es herausfinden. Seine von Seife glitschige Hand war nur ein schwacher Ersatz für die samtige Hitze eines willigen Mundes. Dennoch sammelte sich eine süße Anspannung in Silas' Bauch und Hoden.

Er lehnte sich gegen die Wand der Dusche und stellte sich vor, wie das Stöhnen des Amerikaners klingen würde, wenn er seine gesamte Länge in dessen Kehle gleiten ließ. Eine Wärme wie die Hitze der Sonne strahlte von seinem Körpermittelpunkt aus, seine Arme und Beine hinunter und er wurde noch härter. Er konnte sich auf jeden Fall vorstellen, seine Finger in dem weichen Haar des Amerikaners zu vergraben. Den kastanienbraunen Kopf stillzuhalten, während er sich in der Kehle des Mannes ergoss.

Silas' Hoden zogen sich zusammen und er kam hart in seiner Hand, stieß selbst ein leises Stöhnen aus.

Eine Zeit lang ließ er das Wasser über sich laufen, ehe er sich aufrichtete und sich wusch. Das Nachbeben des Orgasmus entspannte ihn zwar, aber es befreite seinen Kopf nicht von den Gedanken an den Amerikaner. Er stellte sich noch immer die grasgrünen Augen vor, die zu ihm aufschauten, den zu einem Lächeln verzogenen Mund und einen Tropfen Sperma, der das Kinn des Mannes hinablief. Obwohl Silas' Schwanz erschlaffte, sammelte sich flüssiges Sonnenlicht in seinem Bauch. Er brauchte mehr.

Abrupt stellte Silas das Wasser ab. Nein, er musste aufhören, an diesen Mann zu denken. Die Seelenlosen würden kein Mitleid zeigen, ihm keinen Spielraum lassen. Es waren einzig sein Schwert und sein Verstand gegen acht Seelenlose.

Er trat aus der Dusche, griff sich ein Handtuch und ging aus dem Badezimmer. Sich nach irgendeinem verdammten Menschen zu sehnen, würde ihm keinen klaren Kopf bringen. Im Gegenteil, mit einem herumzumachen, erschöpfte seine Elementarkräfte. Und das konnte er sich momentan nicht leisten.

Es kostete ihn viel Energie, einen Illusionszauber aufrechtzuhalten, wenn jemand anderes ihm so nahe war und die Leidenschaften so hochkochten. An Land war das kein Problem, dort konnte er sich für sein Element öffnen und es in sich aufnehmen. Sex mitten auf einem Feld, zum Beispiel. Aber auf dem Wasser treibend war er von seiner Quelle abgeschnitten.

Er starrte aus dem Fenster hinaus auf den Ozean.

Nur fühlte er sich überhaupt nicht erschöpft. Die Begegnung war kurz, aber intensiv genug gewesen, dass sie ihn Energie gekostet haben müsste. Stattdessen fühlte er sich mit Energie angefüllt, als hätte er sie direkt aus dem Boden gezogen.

Er hatte jetzt mehr, als er mit an Bord gebracht hatte.

Das war nicht richtig.

Silas ließ sich auf einen Sessel in der Nähe seines Bettes sinken. Ja, das Festland war nicht weit entfernt, aber es war schwerer, ein Element durch ein anderes hindurch zu sich zu ziehen und kostete so viel Konzentration, dass es die Mühe nicht wert war. Die Energie musste allerdings irgendwo herkommen.

Von dem Amerikaner?

Nein. Unmöglich. Menschen hatten nur die rudimentärsten elementaren Fähigkeiten und selbst nur sehr wenig Kraft. Der Mann mit dem kastanienbraunen Haar, obwohl köstlich, war mit absoluter Sicherheit ein Mensch. Selbst wenn er ein Fae oder Halbfae wäre, hätte Silas trotzdem nicht auf seine Energie zugreifen können – nicht, ohne seine Seele zu verlieren.

Kein Wesen hatte die Fähigkeit, als elementarer Speicher für einen Fae zu dienen. Solche Geschöpfe waren Mythen, stammten aus den ältesten Sagen.

Es sei denn natürlich, sie waren es nicht. Immerhin hatte jeder Mythos einen wahren Kern. Dieser Gedanke ließ ihm einen kalten Schauer den Rücken herunterlaufen.

Silas tippte mit dem Finger auf die Armlehne des Sessels. Er musste mehr über den Amerikaner herausfinden und seine plötzliche Idee wieder loswerden. Und das, bevor die Sonne unterging und die Seelenlosen hervorkamen, um zu fressen.

***

Nachdem er geduscht und sich umgezogen hatte, machte Rhys den Kellner ausfindig, dessen Tablett er umgestoßen hatte. Der Mann befand sich noch immer in der Bar, war allerdings hinter dem Tresen postiert, anstatt Tische zu bedienen. Sein anfänglicher Gesichtsausdruck zeigte, dass er sich nur zu gut an Rhys erinnerte, doch er glättete sich schnell zu einem professionellen Lächeln. »Kann ich Ihnen weiterhelfen, Sir?«

Ein osteuropäischer Akzent. Auf seinem Namensschild stand Vasil Kutsera.

»Das hoffe ich doch. Der Mann, der hier war, der, auf den ich die Drinks geschüttet habe. Wissen Sie, wie er heißt?«

Das Stirnrunzeln kehrte zurück. »Es ist uns nicht erlaubt, die persönlichen Daten von Gästen weiterzugeben, Sir.«

»Aber ich habe gehört, wie Sie ihn genannt haben. Ich kann mich nur nicht erinnern.«

»Das tut mir sehr leid.«

Verzweiflung sorgte dafür, dass Rhys sich über den Tresen beugte. »Sehen Sie, ich habe versucht, ihm meine Karte zu geben, aber er ist gegangen, bevor ich die Chance dazu hatte.«

Der Kellner blieb unbeeindruckt. »Ich war da, Sir. Er hat sich dazu entschieden, sie nicht zu nehmen.«

Verdammte Scheiße. Rhys fasste in die Tasche seiner Anzugjacke, zog einen gefalteten Fünfzigdollarschein hervor und legte ihn auf den Tresen. Er schob ihn zum Kellner. »Würde das helfen?«

Der Kellner starrte das Geld an, sein ganzer Körper plötzlich angespannt. »Für was halten Sie mich?«

»Ich…«

»Glauben Sie, ich wäre irgendein Hinterwäldler?« Er umklammerte die Kante des Tresens. »Ein armer ehemaliger Sowjet, der jede Regel beim Anblick des allmächtigen Dollars brechen würde?«

Rhys spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. »So ist das nicht, ich dachte nur…«

»Sie dachten, Sie könnten mich kaufen.« Der Kellner atmete tief ein. »Ich spreche vier Sprachen. Ich habe zwei Ingenieursabschlüsse. Ich bin kein Idiot. Behalten Sie Ihr verdammtes Geld.«

»Ich wollte nur seinen Namen herausfinden.« Die Worte kamen als Flüstern heraus.

»Mein Name«, sagte eine tiefe Stimme viel zu nahe an Rhys' Ohr, »ist Silas Quint.«

Rhys spürte, wie sich eine Hand auf seinen unteren Rücken legte, als der dunkelhaarige Mann neben ihn trat. Es dauerte einen Moment, bis er sich daran erinnerte, dass er atmen musste.

»Rhys Matherton.« Es war das Einzige, was er zu dem Mann sagen konnte, der zu dicht neben ihm stand. Der Mann, von dem Rhys wollte, dass er ihm noch näher kam. Wenn Rhys' Name ihm etwas sagte, zeigte Silas es nicht.

Rhys war sich nicht sicher, ob ihn das enttäuschte oder erleichterte, aber verdammt, der Kerl war heiß. Er hatte sich ebenfalls umgezogen, trug jetzt statt einem dunkelgrauen einen schwarzen Nadelstreifenanzug, der aussah, als sei er ihm auf den Leib geschneidert worden. Dazu eine Krawatte in den gedämpften Farben der Sonne und des Feuers.

Silas nickte dem Kellner zu. »Vasil.«

»Darf ich Ihnen etwas bringen, Mr. Quint?«

»Noch etwas von dem Scotch, von dem ich nicht die Gelegenheit hatte, ihn zu trinken, wäre fantastisch.« Er zog den Fünfzigdollarschein unter Rhys' Fingern hervor. »Mr. Matherton war so freundlich, anzubieten, dafür zu zahlen.«

Der Kellner gab sich alle Mühe, nicht zu lachen. »Und für Sie, Mr. Matherton?«

»Nichts.«

»Er nimmt dasselbe«, sagte Silas.

Der Kellner hielt einen Moment inne, ehe er nickte. »Zwei Scotch. Kommen sofort.«

Rhys räusperte sich. »Ich mag Scotch nicht wirklich.«

»Nach heute Nacht wirst du das.« Das Lächeln, das auf diese Worte folgte, war verrucht.

Rhys bemerkte, dass Silas' Hand noch immer auf seinem Rücken ruhte. Hauptsächlich, weil er spürte, wie Silas' Daumen in kleinen Kreisen über seine Jacke und sein Shirt strich. Der Effekt war so eindringlich, als wäre er nackt.

Gott, dieser Mann war wie eine Droge.

Der Kellner kehrte zurück und stellte zwei Gläser Scotch vor Silas ab.

Erst dann ließ dieser seine Hand von Rhys' Rücken gleiten. Silas nahm ein Glas und reichte Rhys das andere. »Cheers.«

Rhys wusste genug, um sein Glas leicht zu schwenken, ehe er daran nippte. Die goldbraune Flüssigkeit roch nach Holz und Sünde. Er trank und wartete auf das Brennen, doch es kam nicht. Der Scotch glitt über seine Zunge und verschwand. Er starrte das Glas an. »Was ist das?«

»Ein sehr guter, sehr teurer Single Malt Scotch«, sagte Silas. »Irgendwann bringe ich dir vielleicht sogar bei, wie man ihn richtig trinkt.«

Rhys fühlte, wie der Raum schwankte und hoffe, dass es das Schiff war, auch wenn er es besser wusste. Irgendwann deutete auf mehr hin, als er sich momentan vorstellen wollte. Er war mehr als überrascht von den Worten, die aus seinem Mund kamen. »Das würde mir gefallen.«

»Ja«, sagte Silas. »Ich bin mir sicher, dass es das würde.«

Würde alles, was der Mann sagte, ihn in Brand setzen? Er atmete tief ein, dann nippte er ein weiteres Mal und sagte: »Würdest du mir erlauben, mich dafür zu entschuldigen, ein Tablett voll mit Drinks über dich geschüttet zu haben?«

Ein tiefes Lachen. »Das hast du bereits. Und mir hat das sehr gefallen.«

Allein der Gedanke an die Begegnung im Gang sorgte dafür, dass seine Hose eng wurde. Rhys trank einen weiteren, zittrigen Schluck Scotch.

Silas hob sein Glas. »Und jetzt hast du mich für meinen ruinierten Scotch entschädigt. Ich würde sagen, damit sind wir quitt.«

Ein ebenes Spielfeld. Rhys leckte sich die Lippen. »Was jetzt?« Die Frage kam ihm als Flüstern über die Lippen. Er hoffte auf die Antwort und fürchtete sich zugleich davor.

Silas stellte seinen Drink ab. Nahm Rhys das Glas aus der Hand. »Du machst eine Pause vom Scotch, während ich deine Krawatte richte.«

Seine Krawatte richtete? Bevor Rhys protestieren konnte, hatte Silas den Knoten unter seiner Kehle gelöst und begonnen, daran zu ziehen. Innerhalb kurzer Zeit hatte er ihn komplett geöffnet und machte sich daran, ihn neu zu knoten.

»Du trägst nicht oft Anzüge, oder?«

»Nein.« Wie kam es, dass sonst keiner in der Bar bemerkte, was gerade passierte? Niemand schaute auch nur in ihre Richtung. »Nicht so oft.«

»Das sieht man.« Silas richtete den Kragen und glättete die Vorderseite seines Jacketts. »Besser.«

Abgesehen von seiner Erektion. Wenn Silas nur mit seiner Hand darüber fahren würde. Rhys musste zugeben, dass sein Hals sich weniger beengt anfühlte.

Warum tat Silas das? Was wollte er? »Wer bist du?«

Kurz blitzten seine Zähne auf. Belustigung schwang in der tiefen Stimme. »Hast du meinen Namen etwa schon vergessen?«

Rhys schluckte. Er betrachtete das Glas auf dem Tresen, wusste es aber besser, als es schon wieder anzurühren. Silas hatte recht. Er brauchte eine Pause vom Scotch. Der Mann war noch viel stärker als Alkohol.

Silas drückte sich an ihn und sprach in Rhys' Ohr. »Mein Name?«

Rhys schauderte bei dem Befehl. »Silas.« Er bezweifelte, dass er ihn je vergessen würde. Er würde sich zumindest sicher an die Hand auf seiner Hüfte erinnern, an Silas' Finger, die ihn unter seinem Jackett streichelten, die Zähne, die kurz an seinem Ohr knabberten.

Keine einzige Person hier beobachtete sie.

Rhys senkte die Stimme. »Du bist der attraktivste Mann, den ich je getroffen habe. Umwerfend. Ich meine, jeder hier sollte sich so schnell zu dir umdrehen, dass er ein Schleudertrauma bekommt.«

Irgendetwas wandelte sich in Silas' Gesichtsausdruck. Da war immer noch ein Hauch Belustigung, doch das Lächeln war verschwunden. »Ich sollte mich geehrt fühlen.«

»Die Sache ist die«, sagte Rhys. »Niemandem fällt es auf. Zur Hölle, du hast mir die Krawatte abgenommen, mich dann befummelt und kein einziger Mensch schaut auch nur in unsere Richtung.«

»Das ist ziemlich merkwürdig, nicht?«

Die ganze Sache war sehr seltsam. Der Tonfall, in dem Silas antwortete, ließ Angst durch Rhys rieseln. »Du weißt, dass es passiert.«

Silas sagte nichts, hob einfach nur seinen Scotch an und nippte daran.

Nun ja, Theorien waren dafür da, um getestet zu werden. Rhys schnappte Silas den Scotch aus der Hand und stellte ihn auf dem Tresen ab. Dann nahm er Silas' Gesicht in seine Hände und küsste ihn.

Rhys bezweifelte, dass er je genug von dem Mund des Mannes auf seinem haben würde oder von dem Gefühl ihrer Zungen, die miteinander spielten.

Dieses Mal war es keine tropische Nacht, sondern ein Nadelwald im Hochsommer, ein Hauch warmer Felsen und feuchter Erde. Rhys spürte Silas' Finger an seiner Kehle, dann zog sich der andere Mann zurück.

»Du bist überaus unverfroren.«

»Es scheint dir zu gefallen«, sagte Rhys. »Und ich hatte recht. Niemand hier im Raum hat das gesehen.«

Am entfernteren Ende des Tresens plauderte Vasil mit anderen Barbesuchern. Ein paar Leute schauten in ihre Richtung, aber es war so, als würden er und Silas nicht existieren, nicht als würden die Leute absichtlich zwei Männer beim Rummachen übersehen.

»Also, wer bist du?«

Silas' amüsiertes Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück. »Du stellst weiterhin die falschen Fragen.«

Verdammt. Rhys nahm seinen Scotch. »Was zur Hölle sind denn die richtigen Fragen?«

Der andere Mann lachte leise. »Ich mag dich, Rhys. Das ist für uns beide sehr gefährlich.« Silas holte sich seinen eigenen Drink zurück. »Hättest du Lust, mit mir zu Abend zu essen?«

Abendessen? »Warum habe ich das Gefühl, dass du bereits angenommen hast, ich würde Ja sagen?«

»Weil ich das habe. Weil du es wirst.« Silas legte seine Hand unter Rhys' Kinn. »Weil ich dir vielleicht die Antworten gebe, die du begehrst. Wenn du die richtigen Fragen stellst.«

Silas' Griff war fest und seine Finger warm. Rhys kämpfte gegen das Verlangen an, seinen Kopf zu senken und an ihnen zu lecken.

»Ja, ich werde mit dir zu Abend essen.«

Kapitel 3

Silas strich mit seinem Daumen über Rhys' Kiefer, ehe er ihn losließ. Der Amerikaner war tatsächlich gefährlich. Er durchschaute Silas' Illusionszauber ohne Probleme. Noch interessanter war, dass Rhys Silas' wahre Erscheinung sah und nicht davon überwältigt wurde. Zur Lust getrieben, ja – das ließ sich leicht genug erkennen. Aber er behielt die Kontrolle über sich selbst.

Nicht gerade ein menschlicher Zug. Aber Rhys war ein Mensch. Silas schob seine wachsenden Zweifel beiseite. Rhys musste ein Mensch sein, trotz des sanften Stroms an Energie, den er beim Kuss gespürt hatte.

Ein mutiger Schritt. Unerwartet. Verlockend. Silas konnte ihn noch immer schmecken, obwohl er Scotch getrunken hatte. Anscheinend war Rhys die Art von Mann, die ebenso gut austeilen wie einstecken konnte. Silas' Schwanz wurde bei dem Gedanken hart.

Es war außerdem ein Test gewesen, um zu sehen, was im Raum um sie herum passierte. Ein kluger Zug.

Rhys flachzulegen, könnte sehr interessant werden.

»Sollen wir dann?« Silas deutete zum Eingang der Bar.

Rhys zögerte. »Der Scotch?«

»Also magst du ihn doch?« Silas kannte die Antwort bereits, doch er wurde mit einem Hauch Röte auf Rhys' Wangen belohnt.

»Ja, ich mag ihn.« Rhys hielt inne und beugte sich dann zu ihm. »Du sorgst dafür, dass alles besser schmeckt.«

Noch mutiger.

Silas ließ seine Finger über Rhys' Kehle geistern und stahl sich einen kurzen Kuss von seinen Lippen. »Wir werden das irgendwann austesten müssen.«

Oh, das brachte Rhys zum Erröten. Silas war versucht, das Abendessen einfach zu überspringen, Rhys mit in seine Kabine zu nehmen und dessen Mund an die Arbeit zu schicken. Doch das Sonnenlicht draußen warf lange Schatten. Er brauchte keine Uhr, um zu wissen, dass die Nacht näher kam. Nach so vielen Jahren spürte er den Sonnenuntergang in seinen Knochen.

Rhys wäre dann in Gefahr, wenn Silas' Vermutung sich bewahrheitete. Wenn solch eine Sache wahr sein konnte.

»Nimm den Scotch einfach mit.« Silas hob sein Glas an und schlug die Richtung des Restaurants ein, das er ausgesucht hatte. Rhys lief neben ihm her.

Es war nur ein kurzer Weg von der Bar bis zu einem der kleineren und höherklassigen Restaurants an Bord. Gedämpftes Licht, goldene Akzente und strahlend weiße Wände verliehen dem Raum ein griechisch-römisches Ambiente, obwohl die meisten römischen Gaststätten nie derart polierten Marmor gesehen hatten.

Silas nannte dem Oberkellner seinen Namen, woraufhin sie zu dem Tisch geleitet wurden, den er vor gerade einmal anderthalb Stunden reserviert hatte.

Das war die erste Sache, um die er sich nach seiner Dusche gekümmert hatte. Direkt danach hatte er den Manager der Bar ausfindig gemacht, um ihn nach Rhys' Visitenkarte zu fragen. Sein dritter Halt war die Bibliothek des Schiffes gewesen, um ins Internet zu gehen. Der Amerikaner hatte eine sehr interessante persönliche Vergangenheit.

Rhys glitt auf den Stuhl ihm gegenüber.

Eine Kellnerin nahm ihre Bestellung auf. Meeresfrüchte-Feuillantine für ihn, Chateaubriand-Steak für Rhys.

Nachdem sie gegangen war, schaute Rhys sich um. »Wow.«

Silas riskierte einen Kommentar über Rhys' Vergangenheit. »Sicherlich bist du schon in eleganten Restaurants gewesen? Wenn deine Mutter auf Tour war?«

Das erzeugte eine Reaktion. Muskeln verspannten sich. Die Stimme war anklagend. »Du wusstest, wer ich bin.«

Er würde weglaufen.

»Rhys, nicht.« Silas legte so viel Befehlskraft in seine Stimme, wie er sich traute, obwohl er bezweifelte, dass das bei Rhys funktionieren würde. Er fügte ein ehrliches »Bitte« hinzu.

Letzteres, vermutete er, überzeugte Rhys zum Bleiben. Er zitterte noch immer, aber er blieb sitzen.

»Nachdem ich geduscht habe, bin ich zurück in die Lounge und habe den Manager nach deiner Karte gefragt. Danach habe ich mich über dich informiert.«

Ein Teil von Rhys' Anspannung löste sich. »Nachdem du geduscht hast?«

»Als wir uns im Gang… unterhalten… haben, warst du mir vollkommen fremd.«

Rhys rutschte auf seinem Stuhl herum. Mehr Wut verflog, aber nicht alle. »Ich bin seit zwei Wochen in den Nachrichten.«

»Ich achte nicht sonderlich auf die Nachrichten. Schon seit Jahren nicht.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das glaube.« Rhys nippte am Scotch. »Und ich bin mir nicht sicher, ob ich das mit der Visitenkarte glaube. Der Kellner wollte mir deinen Namen nicht verraten.«

»Sein Name ist Vasil.«

Rhys starrte ihn an.

»Namen sind wichtig, Rhys. Bemerke sie. Behalte sie.« Silas legte seine linke Hand mit der Handfläche nach oben auf den Tisch. Er war sich nicht sicher, ob Rhys die Geste, die Einladung verstehen würde. »Der Manager, Benjamin, hat mir deine Karte gegeben, weil er gesehen hat, wie du sie mir angeboten hast.«

Das besänftigte Rhys nicht. »Das hat der Kellner auch.«

Er war zu sehr mit seiner Entrüstung beschäftigt, um den Unterschied zu sehen. »Vasil hat gesehen, wie du mir deine Kontaktdaten angeboten hast. Umgekehrt hat er es nicht gesehen. Ich habe dir nichts hinterlassen.«

Das musste zu Rhys durchgedrungen sein, denn er sank in seinen Stuhl zurück. »Oh.«

Silas unterbrach die Stille zwischen ihnen nicht, zufrieden damit, abzuwarten. Einen Moment später nickte Rhys. »Ich hätte dir eine Nachricht hinterlassen sollen.«

»Das wäre vielleicht klüger gewesen, als einen Bestechungsversuch zu starten.« Er hatte seinen Spaß daran zu beobachten, wie Rhys errötete.

»Jaa.« Rhys' Blick fokussierte sich, wanderte nach oben, dann den Tisch entlang, bis zu der Stelle, wo Silas' Hand lag. Er legte selbst eine Hand auf den Tisch und ließ sie in Silas' gleiten. Warme Haut auf Haut, ein kleiner Strom Elementarenergie.

Rhys' Herz hämmerte noch immer wild, doch die Anspannung war verschwunden. Silas drückte seine Hand sanft.

Rhys räusperte sich. »Silas? Was machst du nur mit mir?«

Er antwortete wahrheitsgemäß. »Nichts.«

»Was machst du dann mit allen anderen?«

Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Ich zeige ihnen lediglich das, was sie sehen wollen.«

Rhys lachte. »Was bist du dann? Irgendeine Art Magier?«

»Nein, kein Magier.« Er hob sein Glas und trank den letzten Rest seines Scotchs. Dann stellte er es wieder ab. »Ich gehöre zu den Fae.«

Wieder einmal verspannte sich Rhys vor Schock. »Fae. Du meinst, so wie eine Fee?«

»Na ja, ich habe keine Flügel. Und ich fliege auch nicht herum und ziehe eine Spur aus Feenstaub hinter mir her.« Silas streichelte mit seinem Daumen über Rhys' Handrücken. »Und ich bin nicht nur zwölf Zentimeter groß.«

Rhys wurde blass. »Du meinst das ernst.«

»Sehr.«

Rhys öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Der Unglaube war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Zum Glück wurde ihnen das Essen gebracht, was Silas eine Pause von den ganzen Fragen bescherte.

Er musste Rhys' Hand loslassen, um essen zu können. Das war eine Schande. Er vermisste den Hautkontakt. Allerdings war es besser, Rhys etwas Zeit zu lassen. Von Rhys' Verhalten, das er in der letzten Stunde beobachtet hatte, wusste er, dass Rhys solche Informationen erst einmal gedanklich verarbeiten musste.

Sie unterhielten sich während des Essens nicht, bis Rhys wieder das Wort erhob. »Ähm, ich bin nicht irgendwie dein Diener für die nächsten sieben Jahre, oder?« Da war ein Stocken in seiner Stimme, das schwer zu deuten war. Vielleicht Sarkasmus.

»Thomas the Rhymer. Du kennst also die klassischen Sagen.« Beeindruckend, auch wenn Silas ein Schaudern unterdrücken musste. Sieben Jahre an den Willen eines anderen gebunden zu sein? Das wünschte er niemandem. Er hatte es selbst erlebt, bei Weitem mehr als sieben Jahre lang.

Silas spielte mit einer Garnele auf seinem Teller herum.

Rhys hatte wieder Farbe im Gesicht und rote Flecken zierten seinen Hals.

»Nein, ich kann dich meinem Willen nicht unterwerfen. Es gibt kein Feenreich, das jenseits eines Flusses aus Blut liegt, in das ich dich bringen kann. Ich gehöre genauso sehr zu dieser Welt wie du.«

»Ich schätze, das ist gut. Ich bin nicht bereit, an magische Welten zu glauben, die neben dieser existieren.« Er schaute zu Silas auf. »Wie siehst du wirklich aus?«

Da war wieder dieser Tonfall. Silas legte seine Gabel beiseite. »Du siehst mich so, wie ich wirklich bin. Du hast mich gefragt, warum sonst niemand auf mich reagiert? Für alle anderen sehe ich nicht so fesselnd aus.«

Er verarbeitete das. »Also funktioniert das, was auch immer du tust, bei mir nicht.«

»Es scheint so.«

»Warum nicht?«

Silas begutachtete Rhys. Oh, da war Misstrauen, vielleicht auch Wut. Und warum auch nicht? Gleichzeitig war da das schleichende Bewusstsein der Wahrheit, das tief in Rhys' Innerem schlummerte. »Das ist das, was ich herauszufinden versuche.«

***

Er musste lügen. Rhys wiederholte diesen Satz wieder und wieder in seinem Kopf. Silas musste lügen, denn die Wahrheit war unmöglich. Fae? Glaubte Silas, dass er ein Idiot war? Spielte er mit dem Verstand des naiven, reichen Jungen, weil er daraus irgendein perverses Vergnügen zog? Damit war er zu weit gegangen.

Er klammerte sich an seine Wut. Fae? Auf keinen Fall. »Das ist ein nettes Ausweichmanöver.«

Silas zuckte die Schultern. »Es ist die Wahrheit.«

Was für ein Arschloch. »Du weißt nicht, was mich ach so besonders macht, dass ich durch deine Illusionen sehen kann?«

»Illusionszauber.« Ein Hauch von Genervtheit schlich sich in Silas' Stimme. »Ich habe einen Verdacht, aber keinen Beweis.«

»Du laberst so eine Scheiße.«

Endlich stieg die Wut, die Rhys am Nachmittag miterlebt hatte, in Silas auf. »Tue ich das?« Jedes Wort war eine Herausforderung.

»Ja.« Rhys schob seinen Stuhl zurück. Einen Kerl zu küssen, war eine Sache; das konnten die Leute ignorieren. Er holte tief Luft und schrie dann so laut er konnte: »Hey! Alle mal herhören! Dieser Kerl behauptet, eine verdammte Fee zu sein!«

Die Unterhaltungen im Raum wurden nicht einmal leiser. Niemand drehte sich um. Besteck klimperte, Kellner wuselten umher. Es war, als wäre überhaupt nichts passiert.

Zum Teufel. Rhys' gesamter Körper wurde heiß. Er schaute auf Silas herab.

»Bist du fertig?«

Er ließ sich auf den Stuhl sinken. »Heilige Scheiße.«

Der Hauch eines dunklen Lächelns breitete sich auf den Lippen des Mannes – des Fae – aus, der ihm gegenübersaß.

»Das kann nicht wahr sein. Du kannst kein…« Oh Scheiße. Silas' Aussehen, seine Leidenschaft und Stärke und die Tatsache, dass niemand auf diesem gesamten Schiff ihn anbaggern wollte – so unglaublich es auch klang, die Erklärung passte. Abgesehen von…

»Ich werde nicht verarscht, oder?«

Silas runzelte verwirrt die Stirn. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«

Oh. »Ausgetrickst. Hereingelegt.«

»Nein.« Silas erhob sich und überragte den Tisch. »Brauchst du noch mehr Beweise?«

Er hatte Angst davor, Ja zu sagen. Gleichzeitig hatte er Angst, Nein zu sagen. »Was wirst du tun?«

»Ich habe mich noch nicht entschieden.« Er umrundete den Tisch und schaute auf Rhys herab. »Die Wahrheit ist, dass ich dich auf den Tisch legen, dich ausziehen und dir den Verstand herausvögeln könnte, ohne dass auch nur jemand mit der Wimper zucken würde. Danach würde die Kellnerin einfach vorbeikommen und uns einen Nachtisch anbieten.«

Rhys' Mund wurde trocken und sein gesamter Körper fühlte sich an, als stünde er in Flammen. »Das wirst du nicht…«

Silas kniete sich hin. »Nein.« Er umfasste eins der Stuhlbeine des Stuhls, auf dem Rhys saß, und zog es zur Seite. »Das Geschirr ist zu hübsch, um es einfach auf den Boden zu werfen. Ich habe da eine andere Idee.« Er streckte die Hand nach Rhys' Gürtel aus und öffnete ihn.

Sein Vorhaben wurde dadurch blendend klar.

»Silas!« Rhys zischte seinen Namen. »Das kannst du nicht tun!«

»Das kann ich. Und ich werde es.« Silas schaute zu ihm auf. »Es sei denn, du sagst mir, dass ich aufhören soll.«

Rhys starrte in diese bernsteinfarbenen Augen. Oh Gott, Silas sagte wirklich die Wahrheit. Er sollte ihn auffordern aufzuhören, dieses eine Wort über die Lippen bringen. Doch er verzehrte sich mehr als alles andere nach diesem Mann. Fae. Was auch immer er war.

Ein Grinsen breitete sich auf Silas' Lippen aus. Er knöpfte Rhys' Hose auf, öffnete den Reißverschluss und schob dann seine Unterwäsche herunter.