4,49 €
Fundiert, charmant und unterhaltsam
Jetzt spricht Professor Hademar Bankhofer über all die Krankheiten, über die man eigentlich nicht spricht. Er gibt praktische und einfache Tipps, wie sich Mundgeruch vermeiden lässt, was bei Inkontinenz und Blähungen zu tun ist oder wie Warzen zu behandeln sind. Sie erfahren außerdem, warum man beim Nasenbohren, Rülpsen, Pupsen und Gähnen kein schlechtes Gewissen haben sollte, sondern etwas für die eigene Gesundheit tut.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 199
Prof. Hademar Bankhofer
Meine besten
Tipps bei Beschwerden
über die man nicht spricht
Mit Illustrationen von Reinhard Habeck
INHALT
Vieles, was sich nicht gehört, ist gesund
Nasenbohren
Nasenbohren – besser als sein Ruf!
Mehr Sauerstoff für das Gehirn?
Die optimale mechanische Reinigung der Nase
Stärkung der Abwehrkräfte
Weitere medizinische Vorteile
Rülpsen
Andere Länder, andere Sitten
Ursachen des Rülpsens
Rülpsen ist gesund
Einfache Tricks gegen große Geräusche
Gähnen
Gähnen – in der asiatischen Medizin längst eingeführt
Richtiges Gähnenkann man lernen
Gesundheitliche Vorteiledes Gähnens
Ein angeborener Reflex
Pupsen
Pupsen – eine hilfreiche Naturarznei
Ursachen des Gestanks
Das Pupsrisiko mindern
Was früher selbstverständlich war …
Was raus muss, muss raus
Wenn Haare gehen und Läuse kommen …
Haarausfall
Ein paar haarige Fakten
Haarausfall: ein Männerproblem?
Hilfe aus der Natur
Kopfläuse
Rasches Handeln ist gefragt
Der Laus den Garaus machen
Weitere lausige Plagegeister
Schuppen
Wann Schuppen zum Problem werden
Die weiße Plage bekämpfen
Nix hören, nix sehen, nix merken
Schwerhörigkeit
Lärm – akustische Umweltverschmutzung
So funktioniert Hören
Hörgeräte – Hightech fürs Ohr
Nachtblindheit
Diagnose Nachtblindheit
Das können Sie gegen Nachtblindheit tun
Vergesslichkeit und mangelnde Konzentration
Was unser Gehirn braucht
Dinge, die dem Gehirn schaden
Übungen für das Gedächtnis
Heute schon geschnarcht?& Smells like hell:
Schnarchen
Kleine Ursache, große Wirkung
Alles andere als harmlos – die Schlafapnoe
Stiller schlummern
Tagesschlafattacken
Die Wurzeln des Übels
Das macht Müde munter
Hilfe von der Schulmedizin
Mundgeruch
Mögliche Ursachen
Das können Sie tun
Wenn’s tröpfelt und brennt
Inkontinenz
Formen der Blasenschwäche
Auslöser der Blasenschwäche
Das beruhigt die Blase
So helfen Schul- und Naturmedizin
Inkontinenz – auch Männersache
Blasenentzündung und Reizblase
Blasenentzündung
Reizblase
Von wegen Schokoladenseite: Verstopfung & Co.
Verstopfung
Den Darm auf Trab bringen
Schonende Abführmittel
Durchfall
Warum bekommen wir Durchfall?
Antidurchfallmittel
Hämorrhoiden
Wenn der Po Probleme macht
Das tut Hämorrhoiden gut
Möglichkeiten der Schulmedizin
Bewährte Hausmittel
Ekzeme, Pilze & Co.: wirklich igittigitt?
Schuppenflechte und Neurodermitis
Die Klima-Therapie
Neue Hoffnung bei Neurodermitis
Lasertherapie
Ekzeme
Das geht unter die Haut
Schützender Schaum
Natürliche Hilfe für heile Haut
Pilze im Körper
Pilze – gibt’s in Gut und Böse
Das mögen Pilze
Typische Kennzeichen für Pilzbefall
Den Pilzen Paroli bieten
So hilft die Schulmedizin
Die richtige Ernährung
Schweißfüße, Schweißhände & Co.
Schwitzen ist lebensnotwendig
Wenn Schwitzen nicht mehr gesund ist
Das extreme Schwitzen stoppen
Kampf dem Fußschweiß
Register
Impressum
Es ist Ihnen sicher auch so ergangen: Bereits in der Kindheit werden wir unentwegt mit Tabu-Themen konfrontiert. Da hören wir von Eltern, Großeltern, Onkeln, Tanten und Lehrern Sätze wie »Mach das oder jenes nicht!«, »Das sagt man nicht!«, »Darüber spricht man nicht!«, »Das denkt man sich bloß!« oder sogar »Daran solltest du nicht einmal denken!«
In gewisser Weise haben solche Verbote mitunter ihre Berechtigung. Doch wenn es um die Gesundheit geht, kann das schlimme Folgen haben: Man traut sich als Erwachsener über gewisse Beschwerden oder Veränderungen im Körper nicht mit anderen zu reden. Nicht einmal mit dem Arzt. Das kann bei einer Krankheit zum Verhängnis werden.
Wer mit einer tröpfelnden Blase vor sich hinleidet, der gerät allzu leicht – auch in jungen Jahren – in eine gesellschaftliche Isolation. Wer sich mit Verstopfung oder Durchfall nicht so schnell wie möglich einem Arzt anvertraut, kommt erst sehr spät dahinter, dass es sich um eine sehr ernsthafte Darmerkrankung handeln kann. Wer seiner Schuppenfl echte oder der Neurodermitis freien Lauf lässt, nur weil er mit niemandem darüber sprechen will, der nimmt damit auch schwere seelische Belastungen auf sich. Wer nicht rechtzeitig verhindert, dass sich Pilze im Körper verbreiten, kann sogar sein Leben gefährden. Und dasselbe tut auch jeder, der eines Tages Hörprobleme hat und damit nicht zum Arzt oder Hörgeräteakustiker geht. Denn er hört im Straßenverkehr nicht mehr die herannahenden Autos. Wernichts gegen den Mundgeruch tut, wird bald sehr einsam sein und wenige Freunde haben, und wer nichts gegen die Vergesslichkeit tut, der wird bald weitaus älter wirken als er ist.
Gesundheit kennt keine Tabus! Mit diesem Motto möchte ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, in diesem kleinen Buch auffordern, künftig über alles zu reden, was mit Ihrem Wohlbefi nden, Ihren Alltagsbeschwerden und mit aufkommenden Symptomen und Alarmzeichen zu tun hat. Gehen Sie besser einmal zu viel zum Arzt, nerven Sie Ihre Mitmenschen mit Ihrem Problem. Sie fi nden dann schneller und besser eine Lösung. Ich will aber auch erstmals etwas tun, was noch keiner bisher gewagt hat. Ich möchte die Benimm-Tabus, die uns seit unserer Kindheit begleiten oder verfolgen, hinterfragen: Nasenbohren, Rülpsen, Pupsen und Gähnen. Selbstverständlich bin ich dagegen, dass man ungeniert vor allen anderen damit loslegt. Immerhin ist es eine massive Belästigung der Mitmenschen. Doch wenn es im stillen Kämmerlein geschieht, dann sollte keiner von schlechtem Gewissen und Selbstvorwürfen geplagt werden. Diese sogenannten »Unarten« haben nämlich ihre gesundheitliche Berechtigung. Mitunter ist es sogar wichtig, dass sie ihren freien Lauf nehmen. Sie werden in diesem Buch erfahren, warum. Damit Sie, sollten Sie das eine oder andere Mal dabei ertappt werden, eine medizinische Begründung zur Hand haben.
In diesem Sinn, lassen Sie uns gemeinsam mit diesem Buch einige Tabus zu normalen, offenen Themen machen. Gute Gesundheit wünscht Ihnen
Ihr
Hademar Bankhofer
Ein Mann kommt völlig verzweifelt zum Arzt und will zuerst nicht recht von seinem Problem erzählen. Dann aber rückt er doch damit heraus und outet sich: »Herr Doktor, es ist ganz schlimm. Ich muss die ganze Nacht unentwegt pupsen und rülpsen und kann deshalb nicht schlafen. Bitte, können Sie mir helfen?« Der Arzt nickt, hat sofort eine Idee: »Kein Problem. Da verschreibe ich Ihnen gleich ein wunderbares Potenzmittel!« Ungläubig fragt der Patient nach: »Und da muss ich nicht mehr pupsen, nicht mehr rülpsen und kann endlich wieder schlafen?« Darauf der Arzt: »Nein, das nicht. Aber die Nacht vergeht Ihnen dann viel, viel schneller …!«
Sie erleben das sicher auch immer wieder: Rülpsen und Pupsen gehören zu den großen gesellschaftlichen Sünden, die man den Mitmenschen nicht entschuldigen will. Wer rülpst und pupst, gilt bei vielen als ungehörig und ordinär. Und da gibt es noch etwas, was viele als ekelig empfinden: das Nasenbohren. Dennoch sollten wir uns einmal mit dem Pupsen, dem Rülpsen, dem Gähnen und dem Nasenbohren näher befassen. Man kann damit nämlich allen Ernstes eine Menge für die Gesundheit tun.
Ganz, ganz, ganz ehrlich: Haben Sie in Ihrem Leben schon irgendwann einmal in der Nase gebohrt? Vielleicht in Ihrer Kindheit? Da kann ich mir locker vorstellen, was da passiert ist. Vater, Mutter, Großeltern: Sie alle waren bitterböse. Möglicherweise hat man Sie bestraft, hat Ihnen – wie das in vielen Familien der Fall war – zeitweise Handschuhe angezogen, damit Sie mit dem Finger nicht in die Nase hineinkonnten. Mag sein, dass Sie deshalb noch so manche unangenehme Erinnerung an damals haben. Oder aber Sie haben es später getan. Und tun es immer noch. Im Erwachsenenalter. Allein im Auto an der Kreuzung vor der roten Ampel, wenn Sie sehr im Stress sind. Und genau da hat man Sie schon ein paar Mal aus dem Wagen daneben beobachtet und Ihnen einen angeekelten Blick zugeworfen.
Nasenbohren. Ein Wort, das ein ganz schlechtes Image in unserer Gesellschaft hat. Und dennoch tun es viele. Es ist für manche ein Ritual, bei dem man ein schlechtes Gewissen hat. Das muss ein Ende haben! Wir leben in einer Zeit, in der so vieles, was früher verboten und verpönt war, längst erlaubt ist. Daher muss endlich auch einmal eine Lanze für das Nasenbohren gebrochen werden. Weil es aus medizinischer Sicht positive Seiten hat.
Der Beweis, wie sehr und intensiv sich die Medizin mit dem Nasenbohren auseinandersetzt, ist, dass man dafür sogar einen eigenen Namen gefunden hat: Rhinotillexomanie. Damit ist allerdings das zwanghafte Nasenbohren gemeint. Finden Sie nicht auch: Das klingt nach einer ganz gefährlichen Krankheit. Zugegeben: Übertriebenes Nasenbohren kann krankhafte Ausmaße annehmen. Darüber sind sich viele Wissenschaftler einig. Es ist in den USA schon passiert, dass sich jemand so intensiv und brutal in seine Nase vorgewagt hat, dass er die Nasenschleimhaut geschädigt oder gar durchbohrt hat. Eine amerikanische Studie der State University of New York in Syracuse beschreibt einen extremen Fall: Eine Frau hat sich sogar Verletzungen in der Nasennebenhöhle zugefügt. Da fällt mir der Satz ein, den viele nasenbohrende Kinder von Müttern und Großmüttern gehört haben, wenn sie bei ihrer intensiven Aktivität ertappt wurden: »Schreib mir eine Ansichtskarte, wenn du oben angekommen bist …!
« Vergessen wir die Extremfälle. Im Grunde genommen muss man es als nicht abwegig bezeichnen, wenn jemand ab und zu in der Nase bohrt. Eine Erhebung der amerikanischen Dean Foundation for Health, Research and Education in Madison hat ergeben: 91 Prozent aller Menschen tun es. Wichtig dabei ist eine Voraussetzung: Man sollte es wirklich allein und diskret machen, sodass man nicht die Mitwelt belästigt. Für einen Beobachter kann das ganz schön ekelig sein. Daher sollte sich ein Nasenbohrer mit Niveau nicht in der Öffentlichkeit präsentieren. Viele unserer Großmütter haben eine deutliche Warnung ausgesprochen: »Wenn du in der Nase bohrst, bekommst du riesengroße Nasenlöcher, in die es dann sogar hineinregnen kann!« Es gibt für diese Panikmeldung keinerlei wissenschaftliche Beweise.
Wer sich mit dem Nasenbohren beschäftigt, muss weit in die Geschichte zurückblicken, um zu erkennen, wie wertvoll diese »Unart« ist. Wenn die Affen tatsächlich die Vorfahren des ersten Menschen waren, dann könnte man sagen: Die Fähigkeit des Denkens und die Feinmotorik der Hände, die uns heute zueigen ist, haben sich durch das Nasenbohren entwickelt. Man kann in Tierfilmen immer wieder beobachten, wie Affen in der Nase popeln. Das macht sonst kein anderes Tier auf der Welt.
Es gibt Forscher, die allen Ernstes behaupten: Durch das Nasenbohren sind aus den engen Nasenlöchern im Laufe der Zeit etwas weitere geworden. Dadurch konnte die Sauerstoffzufuhr erhöht werden. Das ist für die Entwicklung unseres Gehirns von großer Bedeutung. Das Hirn macht zwar nur 2 Prozent unseres Körpergewichts aus. Aber es benötigt vom eingeatmeten Sauerstoff 40 Prozent. Das würde bedeuten: Die Entwicklung des menschlichen Gehirns zu mehr Intelligenz ist zu einem gewissen Teil auch dem – Nasenbohren zu verdanken. Eine kühne Theorie. Aber irgendwie einleuchtend. Dazu kommt noch die Beobachtung britischer Lehrer, dass Schüler, die in der Nase bohren, im Endeffekt klüger, intelligenter und eifriger sind.
Was treibt eigentlich den Menschen dazu, in der Nase zu bohren? Ganz einfach: Bewusst oder unterbewusst stört den Betreffenden angetrocknetes Nasensekret, das ja auch nachweislich das Durchatmen stört. Dieses Sekret wird im Volksmund Popel, Bootsmann, Rammel in Österreich oder Bögg in der Schweiz genannt. Wer in der Nase bohrt, befreit diese vom eingetrockneten Nasensekret, was eine angenehme Erleichterung schafft. Aus der Sicht der Hygiene muss man sagen: Die Nase wird nicht gesäubert. Der Eingang der Atemwege wird freigemacht oder freigehalten. Man hilft sozusagen mit dem Finger den Flimmerhärchen der Nase, Fremdkörper fern zu halten oder zu entfernen.
Die Weltgesundheitsorganisation allerdings sieht das nicht so locker. Sie stuft das Nasenbohren als ein Verhalten mit Krankheitswert ein. Exakt sieht man darin eine Verhaltens- und emotionale Störung mit Beginn in der Kindheit und Jugend. Ein überaus heikles Thema, das vielfach Ekel erregt, ist die Unart, den entfernten Nasenpopel auch noch zu essen. Das ist auch wirklich unappetitlich. Man nennt das in der Medizin Mukophagie, abgeleitet von den griechischen Wörtern »mukos«, der Schleim, und »phagein«, fressen. Das ist ein besonders hartnäckiges Tabu, das ich übrigens verstehen kann. Selbst Menschen, die gern in der Nase bohren, finden das widerlich. Wobei man medizinisch gesehen wieder sagen muss: Ein Großteil unseres Nasensekrets mit allen Schadstoffen, die sich darin befinden, gelangen Tag für Tag über den Nasen-Rachen-Gang in den Rachen und werden unwillkürlich geschluckt.
Eltern, Großeltern, Verwandte, Bekannte, Kollegen und fremde Beobachter finden Nasenbohren abstoßend, grauenhaft, ekelerregend und unhygienisch. Was aber sagt die Medizin zum heiklen Thema Nasenbohren? Der Innsbrucker Lungenfacharzt Dr. Friedrich Bischinger, ein renommierter Tiroler Mediziner, sagt klipp und klar: Nasenbohren ist gesund. Er ist überzeugt: Auf diese Weise wird die Nase mit den Fingern viel besser gereinigt, als man das mit einem Taschentuch schafft. Nasenbohren ist eine optimale mechanische Reinigung der Nase. Allein aus dieser Erkenntnis darf man im Grunde genommen Nasenbohren nicht als ungehörig bezeichnen. Man darf übers Nasenbohren nicht die Nase rümpfen. Die es tun, geben bloß einem natürlichen Urtrieb nach.
Dr. Friedrich Bischinger betont: »Wer in der Nase bohrt, kann auch besser atmen, führt dem Gehirn mehr Sauerstoff zu.« Er ist allerdings auch der festen Überzeugung: »Wer den Popel verspeist, macht auch etwas ganz Natürliches. Wenn es auch gesellschaftlich verpönt und ein absolutes Tabu ist: Immunologisch ist es interessant, vor allem wenn es auf nüchternen, leeren Magen geschieht. In der Nase haben sich – dank der Flimmerhärchen und der Schleimhäute – jede Menge Bakterien angesammelt. Wenn diese nun – im Nasenpopel versteckt – in den Darm geraten, dann bildet der Organismus dagegen Abwehrzellen, die wie ein Medikament wirken. Popel essen ist eigentlich eine unappetitliche – Schluckimpfung. Aus pharmakologischer Sicht ein völlig normaler sinnvoller Vorgang. Damit wird die Immunkraft gestärkt.
Dr. Friedrich Bischinger empfiehlt aufgrund seiner Erkenntnisse: »Erwachsene müssen neue Wege in der Kindererziehung gehen. Wenn die jungen Herrschaften in der Nase bohren, dann muss man das als völlig natürlichen Reflex sehen. Das ist aus medizinischer Sicht gut so. Dieser Reflex ist im Laufe der Zivilisation bei den meisten Menschen einfach verkümmert.«
Man darf also Kindern kein schlechtes Gewissen machen, wenn man sie beim Nasenbohren ertappt. Man kann ja so tun, als hätte man nichts gesehen.
Aber vergessen wir einen Augenblick die Kinder. Welche Vorteile für Körper, Geist und Seele kann Nasenbohren beim Erwachsenen haben?
Wer einen Beruf mit viel Stress, Zeitdruck und Verantwortung hat, kann beim Nasenbohren optimal abschalten, kann innere Ruhe finden und neue Kräfte tanken. Beim Nasenbohren wird das vegetative Nervensystem, das oft in unserer hektischen Zeit schwer gestört ist, wieder in Harmonie versetzt. Ein britischer Arzt soll einmal gesagt haben: »3 Minuten hingebungsvolles Nasenbohren bringt die gleiche Wirkung für unser Nervenkostüm wie 3 Tassen Melissentee.« Wer in der Nase gebohrt hat, kann danach oft wieder frei durchatmen, weil die Nase nicht mehr durch eingetrocknetes Sekret blockiert ist. Nasenbohren hilft Ängste abzubauen und hilft Nervosität zu bekämpfen. Daher versuchen so viele Autofahrer mit dem Finger in der Nase ihre Nerven zu stärken, wenn es Stress hinterm Steuer gibt.Bitte heimlich!
Das sind eine Menge positive Argumente, die fürs Nasenbohren sprechen. Aber: Verschonen Sie Ihre Mitmenschen mit Ihren Ausflügen in die Nase. Sie könnten damit wirklich Ekel erregen. Und wenn Sie es allein zelebrieren, dann bitte nur mit frisch gewaschenen Händen. Sie transportieren sonst jede Menge Bakterien mit dem Finger in die Nase. Und das kann zu Infektionen führen, die Sie wochenlang nicht loskriegen. Eines kann man also unbestritten sagen: Nasenbohren kann noch so unappetitlich sein – es bringt viele gesundheitliche Vorteile für Körper, Geist und Seele mit sich. Und vor allem: Wer in der Nase bohrt, fühlt sich dabei wohl. Sonst würde er es ja nicht tun …
Wenn Sie eine Familie haben, in der es Kinder gab oder gibt, dann kennen Sie das ja zur Genüge: Die junge Mutti hat ihr Baby so eben an der Brust gestillt oder hat ihm das Fläschchen verabreicht. Der kleine Erdenbürger hat brav gegessen, und jetzt kommt die Zufriedenheit des Sattseins aus vollem Magen via Speiseröhre akustisch nach oben. Im Volksmund klar definiert: Das Baby rülpst. Laut und deutlich. Und was passiert? Mutter, Vater, Großeltern, Onkeln und Tanten sind entzückt. Man spricht da auch nicht einfach und banal von einem Rülpser. Man nennt das niedlich und bewundernd ein »Bäuerchen«. Und man weiß: Wenn Baby kräftig rülpst, dann hat es weniger Probleme mit schmerzhaften Blähungen im Magen und Darm.
Rülpsen ist nicht das Bäuerchen der Erwachsenen
Stellen Sie sich einmal vor, Sie sitzen in Gesellschaft bei Tisch. Es hat Ihnen geschmeckt. Sie lehnen sich zufrieden zurück und rülpsen kräftig. Wetten: Sie würden entsetzte, angewiderte oder zumindest erstaunte Blicke ernten. Vielleicht lädt man Sie sogar nie wieder zum Essen ein. Mit einem Wort: Was beim Baby bewundert wird, das gilt für Erwachsene als anstößig und ungehörig.
Allerdings missfällt das Rülpsen nur in den westlichen Ländern. In Asien sieht das ganz anders aus. Vor allem in China. Da ist die Sache gerade umgekehrt. Sie sitzen in Gesellschaft bei einem hochoffiziellen, festlichen Essen. Es werden zahllose Gänge aufgetragen, und es ist sicher besser, wenn Sie gar nicht wissen, was Sie da alles zum Verzehr vorgesetzt bekommen. Jedenfalls: Sobald das Mahl zu Ende ist, werden Sie als Fremder von den Einheimischen mit Argusaugen beobachtet, ob Sie auch tatsächlich so richtig laut und kräftig rülpsen. Wenn Sie es nicht tun, haben Sie beim Gastgeber einen Minuspunkt. Rülpsen ist in China der Beweis, dass es Ihnen geschmeckt hat und dass Sie sich nun satt und wohl fühlen. Ich möchte bei uns nicht unbedingt das öffentliche Rülpsen fordern.
Aber ich möchte auch nicht, dass es als eine so schlimme Unsitte betrachtet wird. Und wenn einmal ein Rülpsen passiert, dann sollte man nicht gleich entsetzt sein. Man darf nämlich mit gutem Gewissen sagen: Rülpsen hat viele gesundheitliche Vorteile.
Medizinisch betrachtet handelt es sich beim Rülpsen um eine plötzliche Gasentleerung aus dem Magen, die überwiegend durch üppiges Essen, vor allem durch blähende Speisen hervorgerufen werden kann. Es handelt sich um ein geräuschvolles Herauspressen von Luft aus dem Magen. Wenn das Rülpsen besonders voluminös und laut ausfällt, dann kann man davon ausgehen, dass es von tief unten aus dem Magen kommt. Dann bahnt es sich nämlich seinen Weg nahezu brutal nach oben. Das passiert ganz besonders nach dem Genuss von größeren Mengen Mineralwasser mit viel Kohlensäure. Aber auch Stress kann zum Rülpsen führen.
Man kann das Entstehen des Rülpsens auch mit Flötespielen vergleichen: Im Normalfall verschließt ein Muskel den Zugang von der Speiseröhre zum Magen. Wenn wir sehr viel gegessen haben und viel Luft geschluckt haben oder wenn sich viel Luft gebildet hat, dann geht der Schließmuskel auf, und die aufsteigende Luft gelangt durch die Speiseröhre. Gleichzeitig öffnet sich auch der Muskel, der im Mund den Zugang zur Speiseröhre verschließt. Der Luftstrom bricht sich an einem Hindernis im Hals oder Rachen, meist an den Mandeln. Das Rülpsgeräusch wird besonders laut, wenn man dabei den Mund gerade offen hat. Vielleicht denken Sie jetzt – zu Recht – an Posaunespielen …
Es gibt leise und laute, kurze und lange Rülpser. Die leisen Rülpser klingen mitunter wie ein Schluckauf, die lauten ähneln dem Ruf eines röhrenden Hirschen. Manche Menschen lassen das Rülpsen einfach geschehen. Andere wieder spielen damit und versuchen gewisse Töne dabei zu steuern. Das sind die Provokanten. Mitunter ist das ein Stück Erinnerung an die Jugend. Unter Schülern ist es oft üblich, rülpsen zu trainieren. Aus Spaß, um die Erwachsenen zu ärgern. In manchen Klassen ist es üblich, dass man versucht, das ABC zu rülpsen. Oder kennen Sie nicht den alten Schülerbrauch des Rülpseratens? Einer rülpst, und die Umstehenden versuchen zu erraten, was er zuvor gegessen hat. In vielen Fällen kommt nämlich zum Geräusch des Rülpsens auch noch ein gewisser Geruch, der wieder Ergebnis der gegessenen und verdauten Speisen ist. Die schlimmsten Gerüche beim Rülpsen liefern Eier, Wurst und – wie könnte es anders sein – Knoblauch. Zweifelsohne ist so ein Rülpstraining ein Protest der Jugendlichen gegen die Erwachsenen. Wenn Rülpsen gesellschaftsfähig wäre, dann würde der Reiz des Verbotenen fehlen.
Es handelt sich daher nicht um eine Unsitte, sondern um ein menschliches Bedürfnis, ähnlich wie das Gähnen oder das Husten. Der österreichische Ganzheitsmediziner Dr. Michael Ehrenberger bereist immer wieder Asien, war mehrmals in China, und weiß, wovon er spricht, wenn es um das Rülpsen geht. Er sagt dazu: »Wenn man das Bedürfnis nach Rülpsen nach dem Essen mit Gewalt unterdrückt, dann kann das zu einer Reihe von Befindlichkeitsstörungen und vielen gesundheitlichen Problemen führen. Wenn man dem Rülpsen nicht freien Lauf lässt, kann man damit im Körper unerwünschte Folgen auslösen: verstärktes Herzklopfen, Kurzatmigkeit, Angstzustände, Hitzewallungen, Schwindelanfälle und Schlafstörungen. Mancher wird nun erschrocken fragen: Wie kann ein unterdrücktes Rülpsen solche schwerwiegenden gesundheitlichen Störungen verursachen? Dr. Michael Ehrenberger meint: »Diese Störungen treten auf, weil das Zwerchfell hochgedrückt wird, was wieder das Herz belastet. Es reagiert auf die Belastung mit Symptomen, die eine Brustenge schaffen und einer Angina pectoris ähnlich sind. Man sollte daher nicht immer nur den Benimmregeln entsprechen. Bei extrem häufigem Auftreten von Rülpsen sollte man den Arzt konsultieren.«
Und auf noch etwas macht Dr. Michael Ehrenberger aufmerksam: »Es ist eine ganz schlechte Lösung, ständig das Rülpsen zu unterdrücken. Das hat nämlich auch Auswirkungen auf die Rhythmen des menschlichen Körpers und führt zu einer Blockade des Zwerchfelles und stört die Arbeit des Herzens. Es ist sicher besser, öfter mal zu rülpsen und sich zu entschuldigen, wenn es vor anderen passiert.«
Auch eine so angesehene amerikanische Institution wie die Berkeley Universität in Kalifornien hat sich mit dem Rülpsen intensiv befasst. Die Wissenschaftler kamen dabei zu dem Schluss: Es gibt einfache Tricks, mit denen man das Aufstoßen verhindern kann.
Zeit nehmen
Essen Sie vor allem langsam und genüsslich. Wenn Sie keine Zeit haben, dann verschieben Sie die Mahlzeit.
Hilft der Verdauung
Kauen Sie jeden Bissen gründlich, am besten bis zu 30-mal.
Genießen!
Essen Sie bewusst und nicht zu hastig. Schlingen Sie die Portionen nicht gierig hinunter. Und gießen Sie Getränke nicht eilig in sich hinein.
Keine Ablenkung
Essen und trinken Sie niemals während eines spannenden Fernsehfilms. Sie verlieren vollkommen die Kontrolle über die Nahrungsaufnahme und schlucken in der Aufregung wieder viel Luft.
Vorsicht Strohhalm
Trinken Sie nach Möglichkeit niemals eine Flüssigkeit mit einem Strohhalm. Dasselbe gilt für die Gewohnheit, direkt aus der Flasche zu trinken. Dabei tankt man sehr viel Luft.
Vorsicht Bonbons
Dasselbe kann beim Lutschen von harten Bonbons passieren.
Zigaretten und Co.
Rauchen Sie weder Zigarette, Zigarre noch Pfeife. • Vorsicht Kohlensäure Gehen Sie sparsam mit kohlensäurehaltigen Getränken um. Vorsicht ist auch beim Bier am Abend geboten. Sie bekommen damit viel Luft in den oberen Verdauungstrakt.
Zahnprothesen
Lassen Sie lockere Zahnprothesen reparieren.
Reden vermeiden
Reden Sie nicht zu viel beim Essen.
Fettes meiden
Meiden Sie zu üppige, zu viel fette und umfangreiche Speisen wie etwa Gebratenes, fettes Fleisch, Sahnesoßen, Bratensoßen und zu viel Weißgebäck.
Kein Nickerchen
Legen Sie sich nicht gleich nach dem Essen hin. • Stress ausblenden Bauen Sie Stress ab. Häufiges Aufstoßen kann der Vorbote für eine spätere Magenschleimhautentzündung sein. Oder auf Helicobacter pylori.
Und das sind die wirkungsvollsten Hausmittel gegen das Rülpsen:
Trinken Sie Wasser mit Heilerde. 1 Teelöffel Heilerde für den inneren Gebrauch aus der Apotheke in 1 Glas Wasser aufgießen, fest umrühren, zügig trinken.
Es macht auch Sinn, 1 Tasse lauwarmen Kamillentee zu trinken. Das Bisabolol aus den Kamillenblüten beruhigt die Magenschleimhäute.
Ab nach China!
Wenn diese Naturrezepte nicht helfen, dann muss jeder für sich entscheiden, ob er noch rechtzeitig die Gesellschaft verlassen kann, um in Ruhe zu rülpsen, oder – wenn das nicht mehr möglich ist – ob er nicht besser im Interesse seiner Gesundheit und des Wohlbefindens rülpst und sich dann einfach entschuldigt. Ja, und wenn jemand zum Rülpsen neigt, dann ist es sicher sinnvoll, bei der Urlaubsplanung etwa China ins Auge zu fassen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Ihnen das auch schon passiert ist: Sie sitzen inmitten einer gemütlichen Runde netter Menschen. Einer erzählt etwas. Es ist wirklich interessant, also keineswegs langweilig. Und plötzlich öffnet sich Ihr Mund. Sie müssen gähnen. Sie können nichts dagegen tun. Es ist Ihnen überaus peinlich. Sie halten schnell die Hand vor, machen aber doch rundum den Eindruck, dass Ihnen sehr, sehr langweilig ist. Gähnen gehört heutzutage zu den schlechten Sitten. Vor allem auch, weil sofort andere davon angesteckt werden und ebenfalls zu gähnen beginnen. Dieser absolut schlechte Ruf des Gähnens ist ungerecht. Gähnen ist eine überaus wertvolle Handlung für unsere Gesundheit. Es ist ganz schlecht, es zu unterdrücken. Manche versuchen das, indem sie, sobald sie das Gähnen erahnen, mit der Zungenspitze ganz fest gegen den Gaumen drücken. Das funktioniert. Doch man fühlt sich danach verspannt und verkrampft.