Meine große Liebe - Melany de Isabeau - E-Book

Meine große Liebe E-Book

Melany de Isabeau

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Beschreibung

Meine große Liebe ist eine wahre Begebenheit - Nur die Personen die darin vorkommen sind frei erfunden. Liebe ist Vertrauen - Zärtlichkeit - Hingabe - doch ich lernte eine Liebe kennen die ganz anders war.....

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Ich glaube es ist ein Wunder! Ich fühlte mich so leicht wie eine Feder so unbeschwert wie nie zuvor. Es mag widersinnig erscheinen, denn ich werde bald ins Gefängnis gehen müssen, um für meine Taten zu büßen, doch das bedrückt mich nicht. Ich bin auf eine andere Art frei – frei von Fesseln, die schlimmer als ein Gefängnis je sein kann. Ich hatte überhaupt keinen eigenen Willen mehr, tat alles, was Wolfgang von mir verlangte – seit meinem dreiunddreißigsten Lebensjahr.

Ich war ihm Hörig …

Ich kann nicht mehr! Ich will nicht mehr! Seit Stunden gehe ich nun schon auf und ab, sechs Schritte zum Fenster, siebeneinhalb bis zum Sofa. Ich führe Selbstgespräche, wie immer in letzter Zeit. Mir kann ja niemand zuhören.

Mach doch jetzt, endlich Schluss, Waltraud – mach doch endlich ein Ende Waltraud!“, sagte ich zu mir. Du bist dreiundvierzig, und alles was noch vor dir liegt, können Monate oder Jahre im Gefängnis sein, hinter Gittern.“

Hinter Gittern, im Gefängnis werden die Häftlinge noch rangehalten, für die Zuckerindustrie Tüten zu kleben?“ Ich weiß es nicht. Vielleicht zwingen sie mich auch, in der Wäscherei der Haftanstalt zu arbeiten, weil der heiße Dampf eine Buße für mich sein soll – eine gerechte Strafe ist für das, was ich getan habe.

Mach doch endlich ein Ende, mach Schluss Waltraud!“

Meine Stimme klingt hart und sehr böse; immer spreche ich so mit mir – denn ich hasse mich – ja, ich verachte mich – für das was ich getan habe.

Winter ist es draußen, vor dem Fenster meiner Parterrewohnung. Zwar täuscht der Kalender einen Apriltag vor, doch der Frühling zeigt sich noch nicht. Nicht eine einzige Blume – nicht ein kleines Fleckchen Grün. Es regnet schon seit Tagen. Für mich wird es keinen Frühling mehr geben, nie mehr! Habe ich diese Abstellkammer – dieses dunkle Loch eben noch Wohnung genannt?

Fünfundzwanzig Quadratmeter, zehn Stufen von oben bis nach draußen – das ist mein Reich. Ein altes Ledersofa steht dort, mit einer blauen Decke verhüllt. Ein kleiner hässlicher Tisch aus den sechziger Jahren, ein Stuhl, und ein Schrank.

Das sind all meine Habseligkeiten. Mach ein Ende Waltraud!“

Fast alle meine Möbel stammen vom Sperrmüll. Auch ich gehöre dorthin, in einer dunklen Ecke abgestellt, mit Schlägen und Fußtritten bedacht.

Ich bin ein Niemand – ich bin nichts wert.

Sie werden denken – etwas muss mir doch gehören – ein Auto – etwas Geld auf einer Bank? Oder ein Lottoschein, nur ein Gedichtsband, noch von meiner verstorbenen Mutter.

Für meine liebe Tochter Waltraud, als stiller Begleiter.

Mein Kind ...

Mein geliebtes Kind, mein Herz, verwerfe all deinen Schmerz.

Ein neuer Frühling wird kommen, und gibt dir wieder – ,

was der Winter Dir genommen.

Gedichte können trösten. Allein ihre Sprache führt einen schon in eine andere Welt, der Reim lässt sie heller und liebenswürdig klingen, und ist es zu Ende, sieht die Welt weniger grau und verworren aus.

Nur all zu gut kenne ich die Gedichte aus diesem Buch. Und ich habe keine Hoffnung mehr.

Mach ein Ende, Waltraud!“

Wolfgang hat mir die Tabletten besorgt. Drei mal zwanzig Stück, natürlich nur ohne Rezept. Ein Arzt verschreibt nur eine bestimmte Menge. Und das würde nie ausreichen, um …

Wolfgang hat gesagte: „Traudel, es ist für uns beide wirklich das Beste – erst du, dann ich! Im Himmel, finden wir uns zwei, dann wieder zusammen.“

Seit wann glaubt Wolfgang an Gott, an die Ewigkeit?

Warum tun wir es dann nicht gemeinsam, Wolfgang?“, habe ich ihn gefragt.

Äh … eh, weil ich … äh … nun, ich habe noch etwas zu erledigen.“

Wenn ich sterbe, ist er frei. Bei der Polizei kann er sich immer herausreden. Aber wenn ich am Leben bleibe, wird auch er verurteilt.

Nicht für sehr lange, glaube ich.

Der Anstifter, eines Verbrechens, der Motivgeber, so sagen wohl die Juristen … er ist zwar der wahre Schuldige, doch er kommt bestimmt mit einer milde Strafe, oder auf Bewährung davon. ich bin Wolfgang Hörig!Deshalb gehorche ich ihm, seit langem schon.

Wolfgang ist mein Leben. Wolfgang ist alles was ich habe. Ich liebe ihn von ganzem Herzen.

Wenn ich zu die sage: Spring, springst du dann?“, hat er mich einmal gefragt, als wir auf der obersten Plattform des Funkturms standen.

Er lachte dabei, und ich behauptete:

„Nein!' Aber ich wäre gesprungen!

Ich liebe ihn! Alles würde ich für ihn tun.

Nur den einen Brief an die Polizei muss ich noch schreiben, hat Wolfgang gesagt, und mir zwei Schreibblätter hingelegt, eins zum Vorschreiben, eins für das Original.

An Herrn Polizeikommissar Rolf Krause – so, schreibe ich, Kripo Berlin ...“

Sehr geehrter Herr Krause,

hiermit gestehe ich, seit August 1992 die Firma Siebert & Co – Gemüse en gros“ monatlich um Summen zwischen sieben – und zwölftausend Euro betrogen zu haben.

Hochachtungsvoll: Frau Waltraud Främke.“

Nein, so stimmt es ja nicht. Das hört sich ja so an, als hätte ich damals im August 1992 einfach mir nichts, dir nichts … Der Herr Krause wird denken, die Gier nach Geld ist als große Versuchung über mich gekommen, ich hätte vielleicht Schulden gehabt oder großartige Wünsche.

Sehr geehrter Herr Krause,

bitte werten Sie diese Zeilen als Geständnis. Ihren Augen habe ich angesehen, das Sie mich durchschaut haben. Ja, ich war es. Ich habe die vielen Unterschlagungen begangen. Aber ich wollte das Geld nicht für mich. Nie habe ich einen Cent oder Euro davon behalten.

Das stimmt schon eher, aber es hört sich fast wie eine Anklage an. Ich will Wolfgang nicht belasten, obwohl … Wenn auch er, nun, die Tabletten schluckt, kann es ihm ja egal sein, was die Leute über ihn denken.

Wenn er sie schluckt …!

Und wenn nicht …?

Sehr geehrter Herr Krause,

vielleicht ist es ja gar nicht notwendig Ihnen alles zu erklären. Drum dies vorweg: Ja, ich habe es getan! Ich habe das Geld beiseite getan, erst auf ein anderes Konto, wo ich es unauffällig abheben konnte. Doch lassen Sie mich bitte erklären, warum eine Frau wie ich straffällig wurde!

Konnte ich es denn erklären?

Und wenn ja, wie?

Weiß ich denn warum, das alles, geschah? Oder suche ich nur nach einem Schuldigen für mein ganzes, verpfuschtes Leben?

Wäre doch nur noch meine liebe Mutter am Leben, sie würde mir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mutter starb, als ich achtundzwanzig war. Sie schlief einfach auf dem Küchenstuhl ein. Ihr Kopf sank auf die Geldbörse – fünfzehn Cent waren drin.

Irgendwann veränderten sich nun, meine Träume von einem Paradies. Nicht auf fremde, exotische Länder

waren sie nun bezogen, sondern zeigten schützende Höhlen, friedliche Inseln.

Ich suchte wohl einen Platz, an dem ich geborgen war, damals schon … Wann fing alles an?

Ich schließe die Augen, und denke mich weit fort. Es ist April in Berlin. Aber damals war es Sommer...

Anfang und Ende

Der erste Arbeitstag bei Paschke -, Transportunternehmen, dort traf ich ihn, meinen Prinzen.

Dreiunddreißig war ich, schlank mit langen dunkelblonden Haaren, die nur ab und zu vom Friseur in Form gebracht wurden.

Ich legte gerade Rechnungen ab.

Um mich herum waren all die Ordner verstreut, die ich jeden Tag bearbeiten musste. Da mein Schreibtisch zu klein war, hatte ich einige Akten auf dem Boden ausgebreitet, ich kniete daneben und heftete sie ein. Das Fenster war nur angelehnt. Jemand öffnete meine Bürotür …

Der Wind pustete die Rechnungen hoch, wirbelte sie durcheinander.

Die Arbeit von vielen Stunden war dahin, und am liebsten wäre ich in Tränen ausgebrochen.

Himmel!“, rief jemand – Na, da habe ich aber wieder mal etwas angerichtet!

Warten Sie, ich helfe Ihnen!“

Ich sah hoch. Wie ein heftiger Schlag traf es mich. Der Mann, von dem ich nachts immer träumte, stand vor mir – groß mit dunkelblondem Haar, blitzblauen Augen und mit einem frechen, vergnügten Lächeln.

Sind Sie neu hier?“ Sie sind sehr schön – sehen aus wie eine kleine Madonna, es fehlt da nur noch, ein Baby!“

Wie selbstsicher er sprach! Wie flüssig die Worte aus seinem Mund kamen!

Ich bewunderte ihn auf der Stelle.

„Inter“,stellte er sich vor. Wolfgang Inter! Und wie heißen Sie?“

Ich flüsterte leise meinen Namen, spürte wie sich mein Gesicht flammenrot färbte. Ich schaute ihn an, wie einen Märchenprinzen aus tausendundeiner Nacht. Ja, das ist mein Prinz.

Ich liebe ihn, dachte ich. Oh, mein Gott, ich liebe ihn! Es traf mich wie ein Blitz.

„Waltraud!“ Er ließ meinen Namen über die Zunge gleiten, als sei er etwas ganz besonderes.

„Waltraud! Süß, wie entzückend altmodisch! Der Name passt gut zu Ihnen. Wie alt sind Sie?

Zwanzig?“

Schmeichelte er mir?

„Dreiunddreißig“, erwiderte ich.