Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Meine Welt der Utopie ist eine Biografie und Tagebuch von Geburt bis 2010. Sie umfasst die Themen der Schizophrenie und des Selbstmordversuches.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 67
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Ich spreche hiermit mein Dankeschön an meine Familie und Freunde, vor allem Kulumchen aus. Herzlichen Dank.Mit meiner Mama habe ich seit Ende 2013 wieder Kontakt und ihr bin ich auch für alles dankbar. Utopie begleitet mich nach wie vor.
Ich war nach der Grundschule auf dem Gymnasium mit meiner besten Freundin, dem Kulumchen. Ein nettes Mädel aus Russland. Sie ist 1 Jahr älter als ich. Wir kommen sogar auf dem Gymnasium in 1 Klasse, kein Platz für Utopie.
Im Ferienlager fange ich mit 12 Jahren an zu rauchen.
Kulumchen hat was dagegen, aber ich rauche weiter.
In der 12. Klasse machen wir eine Kursfahrt nach Italien. Kulumchen ist auch dabei, zum Glück, denn ich werde krank.
Habe zu Hause in der letzten Zeit schlecht geschlafen. Das wird immer schlimmer und die Mitschüler reden schlecht über mich, außer Kulumchen. Sie hält zu mir, kein Platz für Utopie.
Zu Hause wieder angekommen komme ich in eine Psychiatrie, Diagnose: paranoide Schizophrenie. Utopie hat gesiegt. Ein Tag nach meinem 18. Geburtstag nehme ich eine Überdosis Tabletten, ich wollte sterben. Das war meine Problemlösung.
Utopie hat gesiegt. Zum Glück hat´s nicht geklappt. Das sag ich heute. Seit dem 4. September 2004 habe ich einen festen Freund. Wir verstehen uns gut. Kein Platz für Utopie. Er macht eine Ausbildung in Bayern.
Als ich dann wieder entlassen wurde aus der Psychiatrie muss ich mir ein neues zu Hause suchen, denn meine Eltern sind immer noch aggressiv und schlagen sich. Ich ziehe zu meiner Schwester zum Glück. Dann steht bald das Abi vor mir, sehr schwer, vor allem Mathe. Utopie siegt. Ich falle durch. Zum Glück bekomme ich mit meinem Realschulabschluss trotzdem eine Ausbildung. Ich lerne Rechtsanwaltsfachangestellte. Kein Platz für Utopie. Die Prüfungen schaffe ich alle. Kein Platz für Utopie.
Nach meiner Ausbildung finde ich nicht gleich eine Arbeit. Deshalb hole ich innerhalb von 1 Jahr mein Fachabitur Richtung Wirtschaft und Verwaltung nach. Kein Platz für Utopie. Ich schaffe alle Prüfungen gut.
„Auf Ihrem Desktop befinden sich ungenutzte Dateien.“ Auf meinem auch. Dankbarsein, dass diese Erkenntnis zwar spät kommt. Aber hey, besser spät als nie!
„Die Ursachen für Ihre Erkrankung sind vielfältig und zu unerforscht. Sie zu bekämpfen wäre unsinnig. Mit diesen Medikamenten wird es Ihnen bald besser gehen.“
Ja nee, ist klar. Die Unlogik auf den Punkt gebracht. Halten wir fest: erste Diagnose: paranoide Schizophrenie. Wow.
Manchmal habe ich mich ernsthaft gefragt, ob es da intern ein Bingo-System zwecks der Diagnosevergaben gibt, ehrlich.
Aber dazu später mehr.
Ich muss erst einmal eine Therapie machen, ok.
Am20.09.2004 in der Klinik angekommen wird viel geredet und nichts getan. Das Reden bewerte ich gerade über. Geredet wurde nicht.
Nach knapp drei Wochen: „Ich will nach Hause. Es ist alles gut. Ja, wirklich“ Zu Hause angekommen wird ein eigener Schlachtplan erstellt.
Aber wie fangt man an? Und vor allem: Wo?
Viele Meinungen. „Such dir`ne eigene Wohnung, los mach! Dann wird es dir besser gehen!
Schade nur, dass ich gerade erst einmal 17 Jahre alt war und keinen blassen Schimmer von dem Sozialsystem Deutschlands hatte. Woher soll ich das Geld nehmen für eine eigene Wohnung?
Den Gedanken mit der Wohnung verwarf ich schnell. Aber wie soll es denn werden?
Ich war ja noch in der Schule. Auf dem Weg zur Eliteklasse Deutschlands. Größeren Quark hab ich noch nie gehört. Jeder Depp macht Abi.
Einen Tag nach meinem 18. Geburtstag.
Dann nehmen wir uns das Leben. Wird einem dann geholfen? So richtig? Ich mein, wenn man wieder aufwacht? Probieren geht über Studieren.
Ich wache auf im Krankenhaus. Es war ein scheiß Gefühl. Ich gebe es zu. Ein Überwachungszimmer. Die Mutter einer früheren Bekannten wäscht mich. Scheiß Kleinstadt-Idylle.
„Sie müssen zurück in die Klinik.“ „Aber kann ich nicht in eine andere Klinik? Ich mein, gibt es denn keine anderen Möglichkeiten?“ M „Gehen Sie dorthin zurück. Die kennen Sie ja dort schon“
Ja,nee. Danke fürs Gespräch.
Mein Bruderherz nimmt sich extra frei für mich und fährt mich zur Klinik zurück.
So eine Scheiße, ich will weg von hier. Machen wir das beste daraus.
Zeit vergeht. „Es wäre wirklich besser für Sie, wenn Sie auf die zweite Station wechseln, dort sind Gespräche und mehr Therapien.“
Ich will eigentlich nicht. Habe Angst vor Konfrontationen oder so. Ok, es kann nur besser werden. Ich trau mich. Ich gehe auf die zweite Station.
Dort ist es tatsächlich anders. Man hat Gespräche. Man kann sogar zum Patientensprecher gewählt werden. Ich schau hoch zu ihm. Aber ich jemals so was? Nee; warum denn? Nein.
Ein Arzt fragte mich bei der Visite irgendwann, ob ich innerlich Gespräche führen würde. „Ja.“ „Ok, Sie sollten über eine längere und umfangreichere Therapie auf der 4. Station nachdenken. Dort gibt"`s mehr Regeln und es ist strenger. Ich empfehle Ihnen das wirklich.“
Geht"s noch? Wenn ich ihm in diesem Moment gesagt hätte, dass ich gar nicht schizophren bin. Oh, ich glaube, dann wäre ich heute noch auf dieser Station.
„Schizophrene sehen oft nicht ein, dass sie schizophren sind.“
Passt ja gut ins Gesamtbild. Ich weiß. Danke für diese Schublade. Nur leider ist es mir zu eng darin, Sorry.
Kurz vor Weihnachten naht Rettung. „Sie dürfen nach Hause.
Wir vermuten, dass Sie ein Burn-Out-Syndrom haben, keine Schizophrenie.“ Sehr große Freude.
Nach Hause,jipie. Nur, welches zu Hause?
Da hätten wir wieder das alte Problem. Aber ich war ja mittlerweile schon 18. Seitens der Erziehungsberechtigung stand nichts mehr im Wege, ich darf also ausziehen.
„Danke Schwesterherz, dass ihr mich aufnehmt. Das ist total lieb von euch.“
Wir ziehen in eine größere Wohnung, mein Schwager baut extra eine Wand in das große Zimmer, damit ich ein eigenes Zimmer habe. Ich wiederhole die Klassenstufe.
Hoffentlich bekomme ich nie wieder vorgeworfen, dass ich Geld koste und dass man ja alles extra für mich macht. Mein Wunsch meine Utopie.
Pustekuchen. Es gab auch Streit, Krach. Zwar alles anderer Naturals bei meinen Eltern, aber ähnlich belastend.
Scheiße, eine eigene Wohnung muss ran. Schnell.
'Ab zur Vermietungsgesellschaft im Dezember 2005. „Anfang nächsten Jahres wird ein neues Gesetz herauskommen, dass diejenigen, die Harzt IV beziehen 2 und unter25 sind,'nicht mehr in eine eigene Wohnung ziehen dürfen.“ I
Das mach ich. Muss ich ja. Die erste eigene Hütte. Cool, nicht schlecht. Ich hatte eigentlich nicht wirklich viel, aber auf alle Fälle das nötigste zum Überleben.
Oh, ich bin ja 12. Klasse. Da war ja was. Jetzt aber ran an den Speck, lernen was das Zeug hält. Oh nein, ich bin ewig krank, so was wie ne Grippe.
Ich hatte Zeit zum Nachdenken. Die ersten Zweifel kamen.
Will ich dieses Abi überhaupt? Schaff ich das denn?
Ich treffe mich mit meiner Tutorin bei ihr zu Hause, Wir rechnen wild hin und her. So ein Punktesalat. Dabei habe mich schon immer gefragt, warum man das Leben noch schwerer machen muss. Reichen Noten oder nicht?
Zu einfach anscheinend.
„Du schaffst das. Hör jetzt nicht auf. Das wäre sinnlos. Glaub daran! Und schau: Es ist alles machbar und nicht utopisch.
Auch in Mathe.“
Irgendwie will ich es nicht. Ich weiß nicht, warum. Ich laufe Gefahr, mir die Blöße geben zu müssen, wenn ich es nicht schaffe.
Ok, ich probiere es wenigstens.
Gesagt, getan. Wochenlang sind die heiß geliebten Bücher mit den Prüfungen . der letzten Jahre meine ständigen Begleiter.
Mir wird vieles Klarer. Vor allem auch im Problemfach Nr. l: Mathe. Ich nehme Nachhilfe und es funktioniert auf einmal.
Ich verstehe Mathe.
Das Abi rückt immer näher. Ich hatte so eine Prüfungsangst, aber es klappt.
Dann die Ergebnisbekanntgabe: „Du hast 93 Punkte. Es fehlen dir also 7. Schau, drei mündliche Nachprüfungen. Die erste Nachprüfung ist Deutsch. Du schaffst das“
Leute, ihr könnt mich alles fragen. Jedes Buch. Ich weiß alles.
Aber bitte, bitte, lasst „Mephisto“ aus dem Spiel. Ich hasse ihn! Die Spannung steigt.
Schwesterherz ist wieder dabei. „Los, du schaffst das“
Ich gehe ins Vorbereitungszimmer, zieh den Zettel,....scheiße.
Verlust der Denkfähigkeit. „Erklären Sie, warum „Mephisto“.Warum ist......“
Tränen. Ich hab doch gesagt, dass ich es nicht schaffe.
Ich gehe trotzdem ins Prüfungszimmer, vielleicht passiert ein Wunder. Weinen, Stottern, Verzweiflung.
Ich darf endlich raus. „Ist gegen Baum gegangen,
Schwesterherz. Wirklich! „Mephisto,“....Scheiße!“
„Warte ab!“