7,99 €
Königs Erläuterung zu Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas - Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben. In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart dir lästiges Recherchieren und kostet weniger Zeit zur Vorbereitung. Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download ... sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick - ideal auch zum Wiederholen. ... und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. ... mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 155
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 421
Textanalyse und Interpretation zu
Heinrich von Kleist
MICHAEL KOHLHAAS
Dirk Jürgens
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Kleist, Heinrich von: Michael Kohlhaas. Aus einer alten Chronik. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 2011 (Hamburger Leseheft Nr. 35, Heftbearbeitung: F. Bruckner und K. Sternelle). Zitatverweise sind mit HL gekennzeichnet. Kleist, Heinrich von: Michael Kohlhaas. Aus einer alten Chronik. Anmerkungen von Bernd Hamacher. Nachwort von Paul Michael Lützeler. Stuttgart: Reclam, durchgesehene Ausgabe 2003 (Reclams Universal-Bibliothek Nr. 218). Zitatverweise sind mit R gekennzeichnet.
Über den Autor dieser Erläuterung: Dr. Dirk Jürgens studierte Germanistik und Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und promovierte 2003 mit einer Dissertation über Hermann Hesses Roman Das Glasperlenspiel. Neben einer Monografie über die Theaterstücke Thomas Bernhards veröffentlichte er außerdem Aufsätze zu Kleist, Platen, Heine, Thomas Mann, Martin Walser und Franz Fühmann. Seit 2010 unterrichtet er Deutsch und Geschichte an einem Gymnasium in Köln.
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.
2. Auflage 2016
ISBN 978-3-8044-6963-1
© 2002 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: David Warner in der Literaturverfilmung Michael Kohlhaas – Der Rebell, BRD 1969, © Cinetext
Hinweise zur Bedienung
Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.
Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).
Verknüpfungen zu Textstellen innerhalb des Textes (Querverweise) Querverweise, z. B. „s. S. 26 f.“, können durch Tippen auf den Verweis aufgerufen werden. Verwenden Sie die „Zurück“-Funktion Ihres ePub-Readers, um wieder zum Ursprung des Querverweises zu gelangen.
Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.
Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Internet Verknüpfungen zu Inhalten aus dem Internet werden durch eine Webadresse gekennzeichnet, z.B. www.wikipedia.de. Tippen Sie auf die Webadresse und Sie werden direkt zu der Internetseite geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt. Hinweis: Bitte beachten Sie, dass Webadressen nach Erscheinen dieses ePubs gegebenenfalls nicht mehr aufrufbar sind!
INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Heinrich von Kleist: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
Werkübersicht
Zentrale Themen
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
Einleitung
Erster Abschnitt
Zweiter Abschnitt
Dritter Abschnitt
Vierter Abschnitt
3.3 Aufbau
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Michael Kohlhaas
Lisbeth, seine Frau
Die Herren von Tronka
Der Kurfürst von Sachsen
Der Kurfürst von Brandenburg
Martin Luther
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
3.7 Interpretationsansätze
Der gesellschaftskritische Aspekt
Der psychologische Aspekt
Der philosophische Aspekt
4. Rezeptionsgeschichte
5. Materialien
Martin Luther: Eine treue Vermahnung zu allen Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung (1522)
Herbert Kraft: Kleist. Leben und Werk (2007)
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 ***
Aufgabe 2 **
Aufgabe 3 *
Aufgabe 4 ***
Literatur
Zitierte Ausgaben
Lernhilfen und Kommentare für Schülerinnen und Schüler (Auswahl)
Sekundärliteratur
Sonstige Literatur
Verfilmungen (Auswahl)
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.
Im zweiten Kapitel beschreiben wir Kleists Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:
Heinrich von Kleist wurde 1777 in Preußen geboren, führte meist ein unstetes Leben und beging 1811 Selbstmord.
Die Zeit ist geprägt von den Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution sowie von den napoleonischen Kriegen. Preußen führt nach der Niederlage von 1806 Reformen durch und im Kampf gegen Napoleon entsteht ein deutsches Nationalbewusstsein.
Michael Kohlhaas ist Kleists mit Abstand umfangreichste Erzählung, die viele Themen und Motive seines Gesamtwerks aufgreift, wie etwa die Frage nach der Schuld und den Konflikt zwischen dem Individuum und der Gesellschaft.
Im dritten Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation:
Michael Kohlhaas – Entstehung und Quellen:
Michael Kohlhaas entstand frühestens ab 1804. 1808 erschien ein Teil der Erzählung, vollständig wurde sie 1810 veröffentlicht. Kleist benutzte für die Arbeit historische Quellen über den Pferdehändler Hans Kohlhase, der im 16. Jahrhundert gelebt hatte. Darüber hinaus wurde Kleist durch staats- und rechtsphilosophische Ideen von Jean-Jacques Rousseau, Immanuel Kant, Anselm Feuerbach und Adam Müller sowie durch literarische Werke Johann Wolfgang Goethes und Friedrichs Schillers angeregt.
Inhalt:
Da ihm durch einen Adligen Unrecht widerfahren ist und seine Versuche, sich Recht zu verschaffen, erfolglos geblieben sind, erklärt der Rosshändler Michael Kohlhaas dem gesamten Staat Sachsen den Krieg und beginnt mit einem stetig anwachsenden Haufen von Anhängern einen gewaltsamen Rachefeldzug. Auf Vermittlung Martin Luthers erklärt sich der sächsische Kurfürst bereit, Kohlhaas freies Geleit nach Dresden und Amnestie zu gewähren. Nach zähen Verhandlungen stellt man Kohlhaas eine Falle, und er wird zum Tode verurteilt. Sein Landesherr, der Kurfürst von Brandenburg, schaltet sich jedoch in den Fall ein und verlangt, dass Kohlhaas in Berlin vor Gericht gestellt wird, wo er schließlich ebenfalls zum Tode verurteilt wird. Durch eine geheimnisvolle Zigeunerin bekommt Kohlhaas kurz vor seinem Tod die Möglichkeit, sein Leben zu retten und seine Freiheit wiederzuerlangen oder Rache an dem sächsischen Kurfürsten zu üben. Kohlhaas entscheidet sich für die Rache und wird enthauptet. Zuvor hat er in seiner eigenen Rechtssache, welche die gesamte Handlung erst ausgelöst hatte, sein Recht bekommen.
Aufbau:
Die Erzählung weist vereinzelt Elemente eines Romans und eines Märchens, vor allem aber einer Novelle auf, was sich deutlich an der klaren Gliederung und im Aufbau an der Ähnlichkeit mit einem Drama zeigt. Der scheinbar sachliche Berichtsstil des Chronisten wird jedoch durch zahlreiche Widersprüche in den Angaben und eine interessengeleitete Perspektive auf die erzählten Ereignisse unterlaufen.
Personen:
Die Hauptpersonen sind
Michael Kohlhaas:
rechtschaffen und zugleich entsetzlich,
Muster eines treuen und tüchtigen Staatsbürgers,
wandelt sich zum rachsüchtigen Verbrecher,
unterwirft sich am Ende seinem Herrscher,
Lisbeth, seine Frau:
treusorgende Ehefrau und Mutter,
unterstützt ihren Mann,
sorgt sich um die Sicherheit der Familie,
stirbt bei dem Versuch, ihrem Mann zu helfen,
Die Herren von Tronka:
Gegenbild zum tüchtigen Bürger Kohlhaas,
verkörpern den korrupten Adel,
missbrauchen ihre Privilegien und suchen nur ihren persönlichen Vorteil,
Der Kurfürst von Sachsen:
Inbegriff des schwachen Herrschers,
leicht zu beeinflussen,
vergnügungssüchtig und abergläubisch,
Der Kurfürst von Brandenburg:
Gegenbild zum sächsischen Kurfürsten,
Inbegriff des starken und gerechten Herrschers,
handelt nur aus politischen Interessen,
Martin Luther:
verkörpert die geistige Autorität,
verhält sich aber opportunistisch,
ergreift Partei für die Herrschenden.
Wir stellen diese Hauptpersonen und ihre Beziehungen untereinander ausführlich vor.
Stil und Sprache:
Kleists Sprache ist mitunter schwer zu verstehen und von einem komplizierten Satzbau geprägt. Dies dient in Michael Kohlhaas dazu, den Erzähler zu charakterisieren, dem es an vielen Stellen darum geht, den Leser zu beeinflussen und vom Wesentlichen abzulenken. Der vermeintliche Chronist schreibt im Interesse des brandenburgischen Staates, seine Absicht, sachlich und neutral zu berichten, wird ironisch unterlaufen. Dadurch wird der Stil einer Chronik parodiert und die Gattung ad absurdum geführt.
Interpretationsansätze:
Wir bieten einen Überblick über die Forschungsdiskussion seit den 1960er Jahren, wobei folgende Themenschwerpunkte im Zentrum stehen:
der gesellschaftskritische Aspekt: die Gegenüberstellung von Adel und Bürgertum,
der psychologische Aspekt: Kohlhaas als Alter Ego Kleists,
der philosophische Aspekt: die Auseinandersetzung mit moderner Herrschaftspraxis und mit dem modernen Menschen.
Heinrich von Kleist 1777–1811 © Wikipedia
JAHR
ORT
EREIGNIS
ALTER
1777
Frankfurt/Oder
18. Oktober: Geburt von Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist als ältestem Sohn des Stabskapitäns Joachim Friedrich von Kleist und dessen zweiter Frau Juliane Ulrike, geb. von Pannwitz. Kleist hat sechs Geschwister, darunter die beiden älteren Halbschwestern Wilhelmine und Ulrike, von denen Ulrike ihm später besonders eng verbunden ist.
1788
Frankfurt/Oder Berlin
18. Juni: Tod des Vaters. Kleist wird nach Berlin in eine Privatschule gegeben.
10
1792
Potsdam
20. Juni: Konfirmation. Danach Eintritt als Gefreiterkorporal ins Garderegiment.
14
1793
Frankfurt/Oder Frankfurt/Main Mainz
3. Februar: Tod der Mutter. März: Kleist reist zu seinem Regiment nach Frankfurt am Main. Von April bis Juli nimmt er an der Belagerung der Stadt Mainz teil (Erster Koalitionskrieg gegen Frankreich). Er liest Werke Christoph Martin Wielands und schreibt sein erstes Gedicht Der höhere Frieden.
15
1795
Osnabrück
März: Verlegung des Garderegiments nach Osnabrück.
17
1798
Potsdam
Mai bis Juni: Rückmarsch in die Potsdamer Garnison. Kleist widmet sich verstärkt seinen geistigen und musischen Interessen.Aufsatz, den sichern Weg des Glücks zu finden (erschienen 1799).
20
1799
Potsdam
Kleist erbittet und erhält den Abschied vom Militär.
21
1800
Frankfurt/Oder
Kleist beginnt ein Studium an der Universität Frankfurt an der Oder (Physik, Mathematik, Kulturgeschichte, Naturrecht und Latein). Verlobung mit Wilhelmine von Zenge, einer Tochter des Frankfurter Garnisonschefs.
22
Berlin
Im Sommer Abbruch des Studiums. Aufenthalt in Berlin.
Würzburg
September und Oktober: Reise nach Würzburg.
1801
Berlin
Anfang des Jahres: existenzielle Krise, ausgelöst durch philosophische Studien („Kant-Krise“). Entschluss, mit der Halbschwester Ulrike für ein Jahr nach Frankreich zu gehen.
23
Dresden
Unterwegs Aufenthalt in Dresden.
Paris
Dort und in Paris (Juli bis November) wendet sich Kleist endgültig der Kunst zu.
24
Bern
Ohne Ulrike reist Kleist weiter in die Schweiz und trifft Ende des Jahres in Bern ein.
1802
Thuner See
Kleist unternimmt den Versuch, am Thuner See als Landwirt zu leben. Er schreibt sein erstes Drama Die Familie Ghonorez (späterer Titel: Die Familie Schroffenstein), arbeitet an dem Drama Robert Guiskard (Fragment) und entwickelt den Plan zum Lustspiel Der zerbrochne Krug. Mai: Auflösung der Verlobung mit Wilhelmine von Zenge.
24
Bern
Kleist will die Schweiz verlassen. Ulrike holt ihn ab.
Oßmannstedt bei Weimar
Gemeinsame Reise mit Ludwig Wieland, dem Sohn des berühmten Schriftstellers, nach Weimar. Kleist verbringt den Rest des Jahres bei Wieland.
25
1803
Oßmannstedt
Wieland bestärkt Kleist in seinen schriftstellerischen Ambitionen.
25
Bern
Die Familie Schroffenstein erscheint anonym in der Schweiz.
Dresden
Von April bis Juli ist Kleist wieder in Dresden. Dort beginnt er mit der Arbeit am Drama Amphitryon und schreibt weiter am Zerbrochnen Krug und an Robert Guiskard. Anschließend bricht er zu einer weiteren längeren Reise ins Ausland (Schweiz, Italien, Frankreich) auf.
Paris
In Paris verbrennt er das Manuskript des Robert Guiskard.
Mainz
Die preußischen Behörden beordern ihn zurück in die Heimat. Auf der Rückreise bricht Kleist in Mainz gesundheitlich zusammen. Mehrmonatiger Aufenthalt im Haus des Arztes und Schriftstellers Georg Wedekind.
1804
Graz
9. Januar: Uraufführung der Familie Schroffenstein in Graz.
26
Berlin
Anfang Juni: Rückkehr nach Berlin.
1805
Berlin Königsberg
Arbeit im Berliner Finanzdepartement und ab Mai Aufenthalt in Königsberg zur weiteren Ausbildung. Ulrike von Kleist zieht zu ihrem Bruder und bleibt bis Frühjahr 1806.
27
1806
Königsberg
Im August erhält Kleist auf eigenen Antrag einen sechsmonatigen Urlaub. Er beendet den Zerbrochnen Krug und arbeitet am Drama Penthesilea. Im Oktober wird Preußen in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt von Napoleon vernichtend geschlagen. Der Hof flieht nach Königsberg.
28
1807
Berlin
Januar: Reise in Begleitung verabschiedeter Offiziere nach Berlin.
29
Joux bei Pontarlier
Die Reisenden werden dort als vermeintliche Spione verhaftet und in die Jura-Festung Fort de Joux gebracht.
Châlons-sur-Marne
April: Verlegung in das Kriegsgefangenenlager Châlons-sur-Marne.
Dresden
Im Mai veröffentlicht Adam Müller in Dresden das Lustspiel Amphitryon, das er zusammen mit einem Manuskript des Zerbrochnen Krugs an Goethe in Weimar schickt. Juli: Nach dem Frieden von Tilsit kommt Kleist frei.
Dresden
Danach lebt er als freier Schriftsteller in Dresden. Mit Adam Müller versucht Kleist, eine Buchhandlung und einen Verlag zu gründen. Das Unternehmen scheitert jedoch. Im September erscheint die Erzählung Jeronimo und Josephe (späterer Titel: Das Erdbeben in Chili) in Cottas Morgenblatt für gebildete Stände.
Die Penthesilea wird fertig. Gegen Ende des Jahres bereiten Kleist und Müller die Herausgabe einer Monatsschrift Phöbus. Ein Journal für die Kunst vor.
30
1808
Dresden
Im Februar erscheint im Phöbus die Erzählung Die Marquise von O… Im Laufe des Jahres erscheinen in der Zeitschrift Fragmente aus weiteren Werken Kleists: aus Penthesilea, dem Zerbrochnen Krug, Robert Guiskard, dem neu entstandenen Drama Das Käthchen von Heilbronn und der Erzählung Michael Kohlhaas.
30
Weimar
2. März: Die Uraufführung des Zerbrochnen Krugs unter der Leitung Goethes wird zu einem Misserfolg.
Dresden
Kleist lernt den romantischen Dichter Ludwig Tieck kennen, der nach Kleists Tod als Erster dessen Werke herausgeben wird. Auf die Nachricht antinapoleonischer Aufstände hin beginnt Kleist, das Drama Die Hermannsschlacht zu schreiben. Buchausgabe der Penthesilea.
1809
Dresden
Januar: Kleist stellt die Hermannsschlacht fertig (veröffentlicht 1821). Februar: Der Phöbus wird aufgrund finanzieller Schwierigkeiten eingestellt. In der ersten Hälfte des Jahres entstehen patriotische Gedichte und Prosa. Österreich erklärt Frankreich den Krieg.
31
Österreich
Kleist bricht mit dem Historiker Friedrich Christoph Dahlmann nach Österreich auf und liefert Geheimberichte vom Kriegsgeschehen.
Prag
Ab Ende Mai halten sich Kleist und Dahlmann in Prag auf, wo Kleist ein patriotisches Wochenblatt Germania herausgeben will. Da die Franzosen im Sommer militärisch wieder die Oberhand gewinnen, scheitert der Plan.
Berlin
Ende November: Rückkehr über Frankfurt an der Oder nach Berlin.
32
1810
Wien
17. März: Uraufführung des Käthchens von Heilbronn im Theater an der Wien. Ende September erscheinen im Verlag von Georg Reimer das Käthchen von Heilbronn und der erste Band der Erzählungen, der die Erzählungen Michael Kohlhaas, DieMarquise von O… und Das Erdbeben in Chili enthält.
32
Berlin
Ab Oktober: Herausgabe der Berliner Abendblätter, in denen Kleist auch eine Reihe eigener kleinerer Arbeiten veröffentlicht: Anekdoten, Erzählungen (z. B. Das Bettelweib von Locarno und Die heilige Cäcilie oder Die Gewalt der Musik) und Aufsätze (z. B. Über das Marionettentheater).
33
1811
Berlin
Februar: Buchausgabe des Zerbrochnen Krugs. Im März und April erscheint die Erzählung Die Verlobung (späterer Titel: Die Verlobung in St. Domingo) in dem Unterhaltungsblatt Der Freimüthige. Ende März: Letzte Ausgabe der Berliner Abendblätter nach zahlreichen Auseinandersetzungen mit der preußischen Regierung. Juni: Kleist bietet Reimer das Stück Prinz Friedrich von Homburg (erschienen 1821) an. Im August erscheint bei Reimer der zweite Band der Erzählungen, der auch die bis dahin unveröffentlichten Texte Der Findling und Der Zweikampf enthält. Im Herbst macht Kleist die Bekanntschaft der gleichaltrigen, verheirateten und krebskranken Henriette Vogel. Sie möchte gemeinsam mit ihm sterben.
33
Wannsee
Am Nachmittag des 21. November erschießt Kleist am Kleinen Wannsee bei Berlin zuerst Henriette Vogel und dann sich selbst.
34
ZUSAMMENFASSUNG
Wichtig für das Verständnis von Kleists Erzählung sind
die Ideen der Aufklärung und der Französischen Revolution,
die napoleonischen Kriege und die Niederlage Preußens 1806,
die preußischen Reformen seit 1807,
das entstehende Nationalgefühl in Deutschland.
Die Zeit, in die Heinrich von Kleist hineingeboren wurde, war eine Zeit grundlegender gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Veränderungen. Die Ideen der Aufklärung stellten die absolutistische Ständegesellschaft sowie die Herrschaft der Kirche in Frage und riefen bei vielen Gebildeten, vor allem im Bürgertum und im niederen Adel, den Wunsch nach sozialen und politischen Veränderungen hervor. Oft wiederholte Forderungen etwa waren die durch die natürliche Gleichheit aller Menschen begründete Gleichheit vor dem Gesetz, die Emanzipation benachteiligter Bevölkerungsgruppen und politische Mitbestimmung des Bürgertums.
In Frankreich wurden im Zuge der 1789 ausgebrochenen Revolution der Absolutismus und die feudale Ständegesellschaft abgeschafft, die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom 26. August 1789 versprach jedem Bürger Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz, Recht auf Eigentum und demokratische Mitbestimmung. Die europäischen Großmächte, vor allem Österreich und Preußen, mussten fürchten, dass die Revolution über die Grenzen Frankreichs ausgreifen könnte. Von 1792 bis 1815 führten sie fast ununterbrochen und in wechselnden Koalitionen Krieg gegen Frankreich, das seit dem Staatsstreich vom 18. Brumaire (9. November) 1799 von Napoleon Bonaparte (seit 1804 als Napoleon I. Kaiser der Franzosen) regiert wurde.
Innerhalb weniger Jahre veränderten die napoleonischen Kriege die Landkarte Europas. Nachdem bereits 1803 viele kleine Territorien innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verschwanden und den mittelgroßen Staaten zugeschlagen worden waren, führte die Gründung des Rheinbunds und das nun auch formal besiegelte Ende des Heiligen Römischen Reiches im Jahre 1806 zu grundlegenden politischen und sozialen Veränderungen auch in Deutschland. In den von Frankreich abhängigen Staaten, wie zum Beispiel in dem neugeschaffenen Königreich Westfalen, wurden das feudale System abgeschafft und bürgerliche Reformen durchgeführt.
Der Code civil (oder Code Napoléon), das erste bürgerliche Gesetzbuch, wurde in diesen Staaten eingeführt; er revolutionierte das bisherige Rechtssystem, indem er das Recht vereinheitlichte, die Unabhängigkeit der Gerichte garantierte, für Rechtssicherheit und öffentliche Rechtsprechung sorgte und dem Grundsatz der Gleichheit aller vor dem Gesetz sowie dem Schutz und der Freiheit des Individuums und des Eigentums Geltung verschaffte.
Nach der für Preußen vernichtenden Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 und dem Frieden von Tilsit (7. und 9. Juli 1807) wurden auch in Preußen unter der Leitung der Minister Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein und Karl August Fürst von Hardenberg eine Reihe von Reformen durchgeführt, deren wichtigster Zweck die Neukonstituierung des preußischen Staates war. Das Oktoberedikt von 1807 hob die Erbuntertänigkeit der Bauern auf und gewährte allen Untertanen des preußischen Königs die Freiheit der Berufswahl und das Recht auf freien Eigentumserwerb. Wichtig im Zusammenhang mit Kleists Erzählung ist dabei vor allem das Thema der Gewerbefreiheit, das in dieser Zeit diskutiert wurde und womit sich auch Kleist während seiner Tätigkeit im Berliner Finanzdepartement und in Königsberg befasste. Die preußischen Reformen, wie dann auch die Heeres-, die Verwaltungs- und die Bildungsreformen, erfüllten Forderungen des Bürgertums und begünstigten die Entwicklung eines deutschen Nationalbewusstseins, das sich gegen die zunehmend als Tyrannei empfundene französische Fremdherrschaft richtete.
Die Heeresreform etwa sollte die teilweise bestehenden Schranken zwischen Armee und Gesellschaft beseitigen (Abschaffung des Adelsprivilegs für Offiziere, Einführung des Leistungsprinzips, Selbstverantwortlichkeit der Offiziere, Reform der Militärjustiz); so hoffte man, die Armee auf den Patriotismus der Staatsbürger aufbauen zu können.